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„GUT INFORMIERT!?“ –
DIE AUFGABEN FÜR DAS ZEITALTER WEB FF.0



Panel: Was ist „der gut informierte Bürger“ heute?
Renovierungen einer Sozialfigur



      Dreiländerkongress 2011 - 1. Oktober 2011




 Harald Rau

 Ostfalia - Hochschule für angewandte Wissenschaften (FH Braunschweig/Wolfenbüttel.,

 Campus Salzgitter, Fakultät Karl Scharfenberg, Studiengebiet Medienmanagement

 h.rau@ostfalia.de

 www.ostfalia.de/imm




                                                                                       1
„The medium is the message“
            Marshall McLuhan 1965, S. 13




                                           2
„The medium is the message“
                                  Marshall McLuhan 1965, S. 13

  Was aber, wenn es sich bei dem Medium um ein Universalmedium
(das eben nicht nur Plattform ist) handelt, in dem alle anderen Medien
  technisch konvergieren? Und was, wenn dieses universelle Medium
 Veränderungen in der Gesellschaft auslöst, die in ihrer Art und ihrer
         Geschwindigkeit so noch nicht stattgefunden haben?



                                                                         3
„period of increased
    turbulence“
         (Burgess/Green 2009, 14)




                                    4
„Sind die (logischen) Medien und der
 Journalismus überhaupt noch zeitgemäß?
          Werden sie gebraucht?
Und wenn ja, wie werden sie sich verändern?“
                               (Boltze 2010, 2)




                                                  5
Können die (logischen) Medien am Ende das
leisten, was eine pluralistisch konzipierte
Gesellschaft auszeichnet

- einen inhaltlichen gesellschaftlichen Konsens
schaffen,

- die Möglichkeit einer harmonisierten Kognition
bieten


                                                   6
?
    7
DER „GUT“
              INFORMIERTE
                BÜRGER?
http://www.youtube.com/watch?v=vcAN-Efb57I&feature=youtube_gdata_player




                                                                          8
GESELLSCHAFTLICHE
             KOMMUNIKATION?
Ein möglicher – theoretischer – Zugang: Journalismus ist gelingende
gesellschaftliche Kommunikation.

Auf Basis eines akteurszentrierten Ansatzes hat Habermas Medienkommunikation
als Handeln bezeichnet, „das dem auf Verständigung gerichteten Geltungsanspruch
der Verständlichkeit, Wahrhaftigkeit und Richtigkeit folgt“ (Habermas 1981, S.
384f.). Journalistisches Handeln hat, so betrachtet, gesellschaftliche Verständigung
zum Ziel. Haller knüpft an diese Sichtweise direkt an und sieht Journalismus als
kommunikatives Handeln, dessen Ziel die „gelingende gesellschaftliche
Kommunikation“ ist. Sie gelinge „dann (dort), wenn (wo) der Journalismus eine
mediale Wirklichkeit erzeugt, die von den Kommunikationspartnern (Akteuren
und Rezipienten) als Orientierung über aktuelle Ereigniszusammenhänge genutzt,
zumindest so verstanden wird“ (2003, S. 180).



                                                                                       9
GESELLSCHAFTLICHE
            KOMMUNIKATION?
Brosda: Journalismus ist kommunikatives Handeln, das einen Beitrag zur
Reproduktion von Lebenswelten leistet, indem kulturelle Wissens- und
Interpretationsressourcen überliefert und entwickelt werden (vgl. 2005,
S. 21 f.): „Durch journalistische Kommunikation erfahren wir, was wir
wissen müssen, um uns in unserer Gesellschaft zu orientieren und an ihr
teilhaben zu können“.

Baum (1994, S. 161): Journalismus soll „die kommunikative
Koordinierung gesamtgesellschaftlichen Handelns“ ermöglichen.




                                                                          10
JOURNALISMUS UND
            GESELLSCHAFT?

Die Herausforderungen für die moderne Medienkommunikation
liegen im Konflikt zwischen sozioökonomisch motivierten
Vereinzelungstendenzen in der Gesellschaft einerseits und einer
soziokulturellen Kollektivierung andererseits.




                                                                  11
SOZIOÖKONOMISCHE
            VEREINZELUNG

• Saturierte Gesellschaften neigen dazu, immer individuellere
 Bedürfnisse zu befriedigen. Es ist ein grundlegendes ökonomisches
 Prinzip, dass in reifenden, kapitalistisch geprägten Gesellschaften bei
 voranschreitender Entwicklung, Ökonomie differenzierend wirkt.

• Ergo: Auf Wachstum   ausgerichtete Volkswirtschaften versetzen die
 Gesellschaft(en) in die Lage, immer individuellere Bedürfnisse zu
 befriedigen.



                                                                           12
SOZIOKULTURELLE
             KOLLEKTIVIERUNG
• Ökonomie  regiert auch hier: Für Quote, Auflage, Aufmerksamkeit (die
 zentrale ökonomische Größe der Publizistik) verpflichtet man sich
 dem kleinsten gemeinsamer Nenner.

• Anpassungsjournalismus (Konzept der kritischen Theorie - Prokop
 1972, Müller 1970, Holzer 1969); Kommunikationsmarketing (Kiock
 1974)

• Ein
    Phänomen, dem am Ende nur spieltheoretisch beizukommen ist
 (Rau 2007)


                                                                        13
VEREINZELUNG +
                 KOLLEKTIVIERUNG

• Was   aber:

   • wenn   der kleinste Nenner immer kleiner wird und

   • gleichzeitig   die Nischen ebenfalls schrumpfen und an Tragfähigkeit
    verlieren.

• DasEnde der Zielgruppe bedingt, konsequent weitergedacht auch das
 Ende der Massenmedien (Boltze/Rau 2011).



                                                                            14
VEREINZELUNG +
                 KOLLEKTIVIERUNG

• Individualmedium?

• Sozialmedium?

• Verschiebung   der Aspekte - von Information zu Unterhaltung

• Verschiebung der zentralen ökonomischen Größe von
 Aufmerksamkeit (massenmedialer Bezug) zu Anerkennung
 (sozialmedialer Bezug)



                                                                 15
Public                        Journalis-
  Relations                         mus



     Neue systematische Beziehungen



User Generated                   Content-
   Content                       farming




                                              16
http://www.roche.de/dom/speakerscorner/video.htm?                          http://www.faz.net/s/
g2_view=keyalbum.KeywordAlbum&g2_keyword=Darmkrebs                   Rub64992C04CF2F4A2E8399BD4B893B56FE/
                                                                  Doc~EB303BB6838D945E3B7DFC81E784B70FA~ATpl
http://www.youtube.com/deutschebankgruppe                                     ~Ecommon~SMed.html




           Public                                                          Journalis-
          Relations                                                           mus



                     Neue systematische Beziehungen



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  http://www.derwesten.de/community/ursulahick/stories/1628205/             http://www.suite101.de/




                                                                                                               17
DREI AUFGABEN - 1

  Was bedeutet „gut informiert“ unter den neu gegebenen
Vorzeichen, welche Rolle darf ein paternalistisch motivierter Ansatz
spielen? Und – mit Blick auf den Konsum – ist nicht zu fragen, ob der
Bürger informiert „ist“, sondern eher danach, ob er sich gut
informiert „fühlt“?




                                                                        18
DREI AUFGABEN - 2


  Wird die entstehende Lücke geschlossen? Reicht der
Strukturwandel so weit, dass neu zu definierende „Individualmedien“
in der Lage sind, einen Konsens zu erzeugen, der zu Informiertheit
und zu Orientierung im Sinne eines gesellschaftlichen (oder
zumindest intersubjektiven) Dialogs führt. Habermas (2006) ist hier
mit Blick auf die Deliberation optimistisch.




                                                                      19
DREI AUFGABEN - 3


Wie sehr ermöglichten die als semi-, para-, pseudo- oder
metajournalistisch (vgl. Neuberger 2002, 2004, 2007; vgl. Rau 2007)
bezeichneten partizipativ-demokratischen Kommunikationsformen des
Web ff.0 gesellschaftliche Kommunikation? Derzeit scheinen sie die
einzigen ernstzunehmenden Kandidaten zu sein, die im
Zersetzungsszenario der Massenkommunikation eine Alternative zur
Sicherung der Diskursfähigkeit darstellen.




                                                                      20
Vielen Dank für Ihre
 Aufmerksamkeit

    http://www.youtube.com/watch?v=UDy0JtvPnic&feature=youtube_gdata_player




                                                                              21

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Rau innsbruck gut_informiert

  • 1. „GUT INFORMIERT!?“ – DIE AUFGABEN FÜR DAS ZEITALTER WEB FF.0 Panel: Was ist „der gut informierte Bürger“ heute? Renovierungen einer Sozialfigur Dreiländerkongress 2011 - 1. Oktober 2011 Harald Rau Ostfalia - Hochschule für angewandte Wissenschaften (FH Braunschweig/Wolfenbüttel., Campus Salzgitter, Fakultät Karl Scharfenberg, Studiengebiet Medienmanagement h.rau@ostfalia.de www.ostfalia.de/imm 1
  • 2. „The medium is the message“ Marshall McLuhan 1965, S. 13 2
  • 3. „The medium is the message“ Marshall McLuhan 1965, S. 13 Was aber, wenn es sich bei dem Medium um ein Universalmedium (das eben nicht nur Plattform ist) handelt, in dem alle anderen Medien technisch konvergieren? Und was, wenn dieses universelle Medium Veränderungen in der Gesellschaft auslöst, die in ihrer Art und ihrer Geschwindigkeit so noch nicht stattgefunden haben? 3
  • 4. „period of increased turbulence“ (Burgess/Green 2009, 14) 4
  • 5. „Sind die (logischen) Medien und der Journalismus überhaupt noch zeitgemäß? Werden sie gebraucht? Und wenn ja, wie werden sie sich verändern?“ (Boltze 2010, 2) 5
  • 6. Können die (logischen) Medien am Ende das leisten, was eine pluralistisch konzipierte Gesellschaft auszeichnet - einen inhaltlichen gesellschaftlichen Konsens schaffen, - die Möglichkeit einer harmonisierten Kognition bieten 6
  • 7. ? 7
  • 8. DER „GUT“ INFORMIERTE BÜRGER? http://www.youtube.com/watch?v=vcAN-Efb57I&feature=youtube_gdata_player 8
  • 9. GESELLSCHAFTLICHE KOMMUNIKATION? Ein möglicher – theoretischer – Zugang: Journalismus ist gelingende gesellschaftliche Kommunikation. Auf Basis eines akteurszentrierten Ansatzes hat Habermas Medienkommunikation als Handeln bezeichnet, „das dem auf Verständigung gerichteten Geltungsanspruch der Verständlichkeit, Wahrhaftigkeit und Richtigkeit folgt“ (Habermas 1981, S. 384f.). Journalistisches Handeln hat, so betrachtet, gesellschaftliche Verständigung zum Ziel. Haller knüpft an diese Sichtweise direkt an und sieht Journalismus als kommunikatives Handeln, dessen Ziel die „gelingende gesellschaftliche Kommunikation“ ist. Sie gelinge „dann (dort), wenn (wo) der Journalismus eine mediale Wirklichkeit erzeugt, die von den Kommunikationspartnern (Akteuren und Rezipienten) als Orientierung über aktuelle Ereigniszusammenhänge genutzt, zumindest so verstanden wird“ (2003, S. 180). 9
  • 10. GESELLSCHAFTLICHE KOMMUNIKATION? Brosda: Journalismus ist kommunikatives Handeln, das einen Beitrag zur Reproduktion von Lebenswelten leistet, indem kulturelle Wissens- und Interpretationsressourcen überliefert und entwickelt werden (vgl. 2005, S. 21 f.): „Durch journalistische Kommunikation erfahren wir, was wir wissen müssen, um uns in unserer Gesellschaft zu orientieren und an ihr teilhaben zu können“. Baum (1994, S. 161): Journalismus soll „die kommunikative Koordinierung gesamtgesellschaftlichen Handelns“ ermöglichen. 10
  • 11. JOURNALISMUS UND GESELLSCHAFT? Die Herausforderungen für die moderne Medienkommunikation liegen im Konflikt zwischen sozioökonomisch motivierten Vereinzelungstendenzen in der Gesellschaft einerseits und einer soziokulturellen Kollektivierung andererseits. 11
  • 12. SOZIOÖKONOMISCHE VEREINZELUNG • Saturierte Gesellschaften neigen dazu, immer individuellere Bedürfnisse zu befriedigen. Es ist ein grundlegendes ökonomisches Prinzip, dass in reifenden, kapitalistisch geprägten Gesellschaften bei voranschreitender Entwicklung, Ökonomie differenzierend wirkt. • Ergo: Auf Wachstum ausgerichtete Volkswirtschaften versetzen die Gesellschaft(en) in die Lage, immer individuellere Bedürfnisse zu befriedigen. 12
  • 13. SOZIOKULTURELLE KOLLEKTIVIERUNG • Ökonomie regiert auch hier: Für Quote, Auflage, Aufmerksamkeit (die zentrale ökonomische Größe der Publizistik) verpflichtet man sich dem kleinsten gemeinsamer Nenner. • Anpassungsjournalismus (Konzept der kritischen Theorie - Prokop 1972, Müller 1970, Holzer 1969); Kommunikationsmarketing (Kiock 1974) • Ein Phänomen, dem am Ende nur spieltheoretisch beizukommen ist (Rau 2007) 13
  • 14. VEREINZELUNG + KOLLEKTIVIERUNG • Was aber: • wenn der kleinste Nenner immer kleiner wird und • gleichzeitig die Nischen ebenfalls schrumpfen und an Tragfähigkeit verlieren. • DasEnde der Zielgruppe bedingt, konsequent weitergedacht auch das Ende der Massenmedien (Boltze/Rau 2011). 14
  • 15. VEREINZELUNG + KOLLEKTIVIERUNG • Individualmedium? • Sozialmedium? • Verschiebung der Aspekte - von Information zu Unterhaltung • Verschiebung der zentralen ökonomischen Größe von Aufmerksamkeit (massenmedialer Bezug) zu Anerkennung (sozialmedialer Bezug) 15
  • 16. Public Journalis- Relations mus Neue systematische Beziehungen User Generated Content- Content farming 16
  • 17. http://www.roche.de/dom/speakerscorner/video.htm? http://www.faz.net/s/ g2_view=keyalbum.KeywordAlbum&g2_keyword=Darmkrebs Rub64992C04CF2F4A2E8399BD4B893B56FE/ Doc~EB303BB6838D945E3B7DFC81E784B70FA~ATpl http://www.youtube.com/deutschebankgruppe ~Ecommon~SMed.html Public Journalis- Relations mus Neue systematische Beziehungen User Generated Content- Content farming http://www.derwesten.de/community/ursulahick/stories/1628205/ http://www.suite101.de/ 17
  • 18. DREI AUFGABEN - 1 Was bedeutet „gut informiert“ unter den neu gegebenen Vorzeichen, welche Rolle darf ein paternalistisch motivierter Ansatz spielen? Und – mit Blick auf den Konsum – ist nicht zu fragen, ob der Bürger informiert „ist“, sondern eher danach, ob er sich gut informiert „fühlt“? 18
  • 19. DREI AUFGABEN - 2 Wird die entstehende Lücke geschlossen? Reicht der Strukturwandel so weit, dass neu zu definierende „Individualmedien“ in der Lage sind, einen Konsens zu erzeugen, der zu Informiertheit und zu Orientierung im Sinne eines gesellschaftlichen (oder zumindest intersubjektiven) Dialogs führt. Habermas (2006) ist hier mit Blick auf die Deliberation optimistisch. 19
  • 20. DREI AUFGABEN - 3 Wie sehr ermöglichten die als semi-, para-, pseudo- oder metajournalistisch (vgl. Neuberger 2002, 2004, 2007; vgl. Rau 2007) bezeichneten partizipativ-demokratischen Kommunikationsformen des Web ff.0 gesellschaftliche Kommunikation? Derzeit scheinen sie die einzigen ernstzunehmenden Kandidaten zu sein, die im Zersetzungsszenario der Massenkommunikation eine Alternative zur Sicherung der Diskursfähigkeit darstellen. 20
  • 21. Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit http://www.youtube.com/watch?v=UDy0JtvPnic&feature=youtube_gdata_player 21