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Keynote
Ressourceneffizienz – wenn nicht hier wo sonst?
Jano von Zitzewitz, Augsburg Innovationspark
Keynote
Ressourceneffizienz – wenn nicht hier wo sonst?
Verantwortliche Regionalpolitik: Schaffung langfristiger
Grundlagen für unternehmerische Wettbewerbsfähigkeit mit dem
Augsburg Innovationspark
Jano von Zitzewitz, Leiter Augsburg Innovationspark
Warren E. Avis hatte 1946 eine Idee: Mietautos sollten an Flughäfen verfügbar sein. Er
gründete deshalb „Avis Airlines Rent-a-Car“. 1954 verkaufte er die Firma an einen anderen
Geschäftsmann. Das war der Anfang von einer Serie von 18 Verkäufen oder
Restrukturierungen.
Jedes Mal wenn Avis die Hand wechselte oder Restrukturiert wurde gab es Gebühren für
Banken, Gebühren für Rechtsanwälte, Bonusse für Executives und Theorien über warum
dies genau das war, was die Firma jetzt brauchte.
Moderner Kapitalismus ist 2-geteilt: Es gibt das Geschäft und es gibt die Finanzwirtschaft.
Das Geschäft besorgt Ihnen ein Auto am Flughafen- Finanzwirtschaft ist etwas anderes.
Das hin-und-her der Finanzaktivitäten um Avis in den letzten 65 Jahren hatten vermutlich
wenig bis gar nichts zu tun mit dem Geschäft Autos zu vermieten.
Die genaue Geschichte von Avis las ich vor mehreren Jahren in einer Zeitschrift. Ich wurde
daran erinnert als ich erst kürzlich einen Artikel im Barrons (Übersetzung aus der
Wirtschaftswoche), dem führenden amerikanischen Magazin für Geldanleger las. Ich möchte
auch hieraus einige Betrachtungen zitieren bevor ich auf den Innovationspark zu sprechen
komme.
Der Artikel in Barrons ging auf die aktuelle Flut von Fusionen und Akquisitionen am US-
Markt ein. Die Hauptursache der Flut an Übernahmen ist, so der Artikel, dass zuviel Geld,
das von Zentralbanken in die Märkte gepumpt wird, ertraglos in den Unternehmensbilanzen
herumliegt. Das will ausgegeben werden und so belaufen sich die für 2013 angekündigten
Deals bereits auf runde 160 Milliarden US$. Zu ihnen zählen Übernahmen (Ketchup-
Hersteller Heinz durch Berkshire Hathaway und 3G Capital – 23 Mrd$), Rückkäufe (Dell –
24 Mrd$), und Fusionen (American Airline mit US Airways Group – 16 Mrd).
Auffällig an diesen Übernahmen und Zusammenschlüssen ist, dass es immer nur um
Konsolidierung geht, nicht um Innovation oder aufregende neue Perspektiven. Das
Hauptargument ist profan: Mit den Zusammenschlüssen ist mehr Ertrag zu machen als mit
den mageren Zinsen, die das viele Bargeld in den Bilanzen der Unternehmen abwirft.
Der Punkt ist: Die Deals könnten ein deutlicher Hinweis darauf sein, dass sich die
Innovationstätigkeit der US-Wirtschaft verlangsamt.
Ein Grund dafür könnte wiederum sein, dass seit den Neunzigern (Großrechner der 60’,
Speicherschreibmaschinen der 70’, PC’s und Geldautomaten der 80’, Internet der 90’
(Amazon, Google)) der Fortschritt nicht mehr in Richtung Neuerungen gegangen ist, sondern
in Richtung einer immer stärkeren Miniaturisierung.
Keynote
Ressourceneffizienz – wenn nicht hier wo sonst?
Jano von Zitzewitz, Augsburg Innovationspark
Heute wird die schwache Innovationskraft der US-Wirtschaft beklagt. Vor 10 Jahren ließen
alle alles stehen und stürzten sich in den Finanzmarktboom. Das versprach hohe Renditen
an den Derivatemärkten. Das Ergebnis dieser Entwicklung sind letztlich nicht neue Produkte,
sondern Unmengen an Barmitteln, die real an Wert verlieren und keinen sinnvolleren Einsatz
finden als Unternehmenstransaktionen.
Seit Avis scheint sich also nicht so viel geändert zu haben. Auch erscheint uns das gebaren
der US-Amerikaner am Finanzmarkt eher fremd. Vielleicht liegt der wahre Grund aber in der
unterschiedlichen Mentalität Geld einzusetzen. Ich hoffe es und ich glaube daran, denn diese
Entwicklung ist auf die Verhältnisse der deutschen Unternehmen, insbesondere der kleinen
und mittelständischen nicht so ohne weiteres übertragbar. Und das mag einen guten Grund
haben.
Die Stärke der meisten deutschen Unternehmen besteht eben nicht daraus, besonders
geschickt am Finanzmarkt agieren zu können, sondern „Business“ zu machen, also sich auf
das Produkt zu konzentrieren. Deshalb sehe ich im Verhältnis zu Amerika auch eine große
Chance gerade jetzt durch Investitionen in Innovation den Vorteil zum US-Markt, aber auch
zu anderen Ländern weiter auszubauen.
Die Weichenstellung der Politik, die in Amerika sicherlich eine Mitschuld an der
Innovationsschwäche trifft, ist in Bayern, bzw. hier in der Wirtschaftsregion Augsburg
günstig. Das muss genutzt werden.
Der Augsburg Innovationspark steht für die notwendige Innovationsdynamik die wir
brauchen, um unsere Firmen auch weiterhin national, wie auch international im Wettbewerb
an vorderster Stelle zu positionieren. Ort und Zeitpunkt sind richtig gewählt – und kein Zufall
- für eine Plattform, die diese Dynamik unterstützen soll.
Eine hohe Dichte von „High-Tech“ Firmen, sowie qualifiziertes Personal und ein attraktives
Umfeld zeichnen die Wirtschaftsregion „Augsburg“ aus. Die unmittelbare Nähe zur
Universität und der Hochschule, sowie den Forschungsinstituten sind ein klarer
Standortvorteil des Augsburg Innovationspark und werden das Innovationsklima weiter
befruchten. Hinzu kommen starke Verbände und Kammern.
Die Attraktivität des Innovationsparks wird sich aber nicht nur durch das Vorhandensein von
Fläche und Räumlichkeiten entwickeln. Das „System Innovationspark“ entwickelt konkrete
Strategien die Vision zu erreichen: Das international anerkannte Kompetenzzentrum für
produktionsorientierte Technologien zur Ressourceneffizienz zu werden kann, und wird nur
langfristig erreichbar sein. Die Vision und der Strategieprozess sind essentiell wichtig, denn
sie geben Struktur und sichern die langfristige Entwicklung ab.
Die Voraussetzungen den oben skizzierten Weg zu beschreiten sind geschaffen.
Gemeinsam und fokussiert kann nun daran gearbeitet werden der notwendigen
Innovationskraft zusätzlich Schub zu geben. Das Ergebnis ist die Stärkung von Ertrag und
Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen und die Sicherung des Standortes.
Voraussetzung ist allerdings, dass das Angebot, für das der Augsburg Innovationspark steht
auch angenommen wird. Damit genau das geschieht, werden u.a. Strategien entwickelt
Keynote
Ressourceneffizienz – wenn nicht hier wo sonst?
Jano von Zitzewitz, Augsburg Innovationspark
Firmen den Zugang zu „Wissenden“, also Kompetenzen, zu vereinfachen. Grundlage dafür
ist eine Beratungsinfrastruktur, die Anfragen bedarfsgerecht und kompetent vermitteln kann.
Prozesse und Prozeduren sollen dafür sorgen, dass innerhalb vereinbarter Zeiträume, in
einer bestimmten Qualität Antworten auf Anfragen geliefert werden können.
Damit Anfragen aber bedarfsgerecht beantwortet werden können, muss ein klares
Verständnis der vorhandenen Kompetenzen existieren. Einer der Hauptaufgaben ist deshalb
die Darstellung des „Know-Hows“ und die Konkretisierung seiner Nutzung. Das ist Grundlage
für die Beratung.
Zusätzlich werden Formate definiert, die in einer effektiven Art und Weise Nachfragende und
Anbietende anspricht. Es geht um ein gezieltes Vorgehen, Individuen mit komplementären
Bedürfnissen zunächst einmal zu finden, und dann zusammen zu bringen. Erfolgreiche
Formate existieren bereits, die übernommen und angepasst werden können.
Die erwähnten Strategien sind die ersten wichtigen Entwicklungsschritte des Innovationspark
um sein Profil zu entwickeln, aber sich auch ggü. anderen zu differenzieren.
Der Mittelpunkt der Technologieachse Stuttgart – Augsburg – München muss gestärkt
werden und hat dann die besten Voraussetzungen um im Verbund mit den anderen überaus
attraktiv für Unternehmen auch außerhalb der Region und des Landes zu sein.
Mit dem Augsburg Innovationspark haben die Technologie-Unternehmen, die das
Leistungsangebot zu nutzen verstehen, eine gute Chance „vorne“ mitzumischen. Die Stärke
der deutschen, ich wage sogar zu sagen insbesondere der schwäbischen Unternehmen, ist
die Beständigkeit der hohen Prozessqualität und die Innovationsfähigkeit. Das muss erhalten
werden.
Das Kerngeschäft unserer technologieorientierten Firmen sind nicht Finanzaktivitäten. Wir
sind nicht in Amerika. Und das sollte ein Vorteil sein. Gott sei Dank!
Jano von Zitzewitz

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  • 2. Keynote Ressourceneffizienz – wenn nicht hier wo sonst? Jano von Zitzewitz, Augsburg Innovationspark Heute wird die schwache Innovationskraft der US-Wirtschaft beklagt. Vor 10 Jahren ließen alle alles stehen und stürzten sich in den Finanzmarktboom. Das versprach hohe Renditen an den Derivatemärkten. Das Ergebnis dieser Entwicklung sind letztlich nicht neue Produkte, sondern Unmengen an Barmitteln, die real an Wert verlieren und keinen sinnvolleren Einsatz finden als Unternehmenstransaktionen. Seit Avis scheint sich also nicht so viel geändert zu haben. Auch erscheint uns das gebaren der US-Amerikaner am Finanzmarkt eher fremd. Vielleicht liegt der wahre Grund aber in der unterschiedlichen Mentalität Geld einzusetzen. Ich hoffe es und ich glaube daran, denn diese Entwicklung ist auf die Verhältnisse der deutschen Unternehmen, insbesondere der kleinen und mittelständischen nicht so ohne weiteres übertragbar. Und das mag einen guten Grund haben. Die Stärke der meisten deutschen Unternehmen besteht eben nicht daraus, besonders geschickt am Finanzmarkt agieren zu können, sondern „Business“ zu machen, also sich auf das Produkt zu konzentrieren. Deshalb sehe ich im Verhältnis zu Amerika auch eine große Chance gerade jetzt durch Investitionen in Innovation den Vorteil zum US-Markt, aber auch zu anderen Ländern weiter auszubauen. Die Weichenstellung der Politik, die in Amerika sicherlich eine Mitschuld an der Innovationsschwäche trifft, ist in Bayern, bzw. hier in der Wirtschaftsregion Augsburg günstig. Das muss genutzt werden. Der Augsburg Innovationspark steht für die notwendige Innovationsdynamik die wir brauchen, um unsere Firmen auch weiterhin national, wie auch international im Wettbewerb an vorderster Stelle zu positionieren. Ort und Zeitpunkt sind richtig gewählt – und kein Zufall - für eine Plattform, die diese Dynamik unterstützen soll. Eine hohe Dichte von „High-Tech“ Firmen, sowie qualifiziertes Personal und ein attraktives Umfeld zeichnen die Wirtschaftsregion „Augsburg“ aus. Die unmittelbare Nähe zur Universität und der Hochschule, sowie den Forschungsinstituten sind ein klarer Standortvorteil des Augsburg Innovationspark und werden das Innovationsklima weiter befruchten. Hinzu kommen starke Verbände und Kammern. Die Attraktivität des Innovationsparks wird sich aber nicht nur durch das Vorhandensein von Fläche und Räumlichkeiten entwickeln. Das „System Innovationspark“ entwickelt konkrete Strategien die Vision zu erreichen: Das international anerkannte Kompetenzzentrum für produktionsorientierte Technologien zur Ressourceneffizienz zu werden kann, und wird nur langfristig erreichbar sein. Die Vision und der Strategieprozess sind essentiell wichtig, denn sie geben Struktur und sichern die langfristige Entwicklung ab. Die Voraussetzungen den oben skizzierten Weg zu beschreiten sind geschaffen. Gemeinsam und fokussiert kann nun daran gearbeitet werden der notwendigen Innovationskraft zusätzlich Schub zu geben. Das Ergebnis ist die Stärkung von Ertrag und Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen und die Sicherung des Standortes. Voraussetzung ist allerdings, dass das Angebot, für das der Augsburg Innovationspark steht auch angenommen wird. Damit genau das geschieht, werden u.a. Strategien entwickelt
  • 3. Keynote Ressourceneffizienz – wenn nicht hier wo sonst? Jano von Zitzewitz, Augsburg Innovationspark Firmen den Zugang zu „Wissenden“, also Kompetenzen, zu vereinfachen. Grundlage dafür ist eine Beratungsinfrastruktur, die Anfragen bedarfsgerecht und kompetent vermitteln kann. Prozesse und Prozeduren sollen dafür sorgen, dass innerhalb vereinbarter Zeiträume, in einer bestimmten Qualität Antworten auf Anfragen geliefert werden können. Damit Anfragen aber bedarfsgerecht beantwortet werden können, muss ein klares Verständnis der vorhandenen Kompetenzen existieren. Einer der Hauptaufgaben ist deshalb die Darstellung des „Know-Hows“ und die Konkretisierung seiner Nutzung. Das ist Grundlage für die Beratung. Zusätzlich werden Formate definiert, die in einer effektiven Art und Weise Nachfragende und Anbietende anspricht. Es geht um ein gezieltes Vorgehen, Individuen mit komplementären Bedürfnissen zunächst einmal zu finden, und dann zusammen zu bringen. Erfolgreiche Formate existieren bereits, die übernommen und angepasst werden können. Die erwähnten Strategien sind die ersten wichtigen Entwicklungsschritte des Innovationspark um sein Profil zu entwickeln, aber sich auch ggü. anderen zu differenzieren. Der Mittelpunkt der Technologieachse Stuttgart – Augsburg – München muss gestärkt werden und hat dann die besten Voraussetzungen um im Verbund mit den anderen überaus attraktiv für Unternehmen auch außerhalb der Region und des Landes zu sein. Mit dem Augsburg Innovationspark haben die Technologie-Unternehmen, die das Leistungsangebot zu nutzen verstehen, eine gute Chance „vorne“ mitzumischen. Die Stärke der deutschen, ich wage sogar zu sagen insbesondere der schwäbischen Unternehmen, ist die Beständigkeit der hohen Prozessqualität und die Innovationsfähigkeit. Das muss erhalten werden. Das Kerngeschäft unserer technologieorientierten Firmen sind nicht Finanzaktivitäten. Wir sind nicht in Amerika. Und das sollte ein Vorteil sein. Gott sei Dank! Jano von Zitzewitz