2. Zentrale Begriffe/Prinzipien der GWA
• Aktivierung
Sozialraumorientierung
• Partizipation
• Lebensweltorientierung
• Bildung und Empowerment
• Ressourcenorientierung
• Verbindung von Individueller und struktureller
Ebene
• Ganzheitlichkeit
3. Was ist GWA?
• „GWA setzt weniger an Einzelfällen an, sondern
ist charakterisiert durch die Aufgabe der
Gestaltung von Verhältnissen – allerdings nicht
im herkömmlichen sozial-planerischen Sinn von
oben, sondern im gemeinsamen Tun mit
Betroffenen und in politischen Interventionen der
Professionellen“ (Bitzan 2016, S. 373).
4. Wo findet GWA statt?
Da, wo Einrichtungen über ihren Tellerrand
hinausschauen und sich aktiv/aktivierend
auf das Gemeinwesen (Gesellschaft,
Umwelt, soziales Umfeld) beziehen. Das
können sein:
• Altenbegegnungsstätten, Bürgerzentren,
Elternschulen, Jugendhäuser, Kindertagesstätten,
Mehrgenerationenhäuser, Nachbarschaftstreffs,
Quartierbüros, Schulen, Soziokulturelle
Zentren…
GWA
5. GWA
reiche Tradition, lange Geschichte
• Vorläufer in den Settlements der 1880er Jahre in UK und
USA
Fachliche Etablierung:
• 1912 erstmals im Vortrag als Community Organization von
Baldwin erwähnt,
• 1929 Hauptthema im Jahrgangband der Soziale Arbeit:
Sozialprogramm, das für die gemeinsame, organisierte
Arbeit an den Problemen einer Community stand und
demokratische Ideale verfolgt (lokalen Demokratie)
• Ab 1939 eigenständiges Handlungsfeld Sozialer Arbeit
neben Einzelhilfe und Gruppenarbeit
6. Fachliche Etablierung in Deutschland
• 1911 erstes Volksheim in Berlin
• 1933-45 während NS-Regime verboten/zerstört
• ab 1945 neue Etablierung via US amerikanischen
Fachkräften und Austauch
• ab 1962 Aufnahme in Rahmenlehrpläne höhere
Fachschulen als dritte Methode
• Ende der 1960er gilt GWA als modernste Form der
Sozialarbeit
• Renaissance im Rahmen sozialer Stadtentwicklung ab
1990er
• Durchgängige Themen: Wohnen; Demokratisierung;
Miteinander/Integration
7. Gemeinwesenarbeit:
unterschiedliche Traditionen
• Community work als integrative
Stadtteilarbeit (Settlements,
Nachbarschafts-heime)
• Community work als
Gemeinwesenentwicklung (Community
Development, Infrastruktur,)
• Community work als Aufbau von
Bürgermacht Aktion (Community
Organizing,)
7
8. Charakteristik
• Arbeit mit größeren sozialen Systemen:
d.h. mit Gruppen von Menschen mit ähnlichen Lebenslagen (z.B.
Flüchtlinge, alte, armutsbetroffene Menschen) oder
Bewohner_innen eines Stadtteils
• keine Individualisierung:
Problemanalyse und Handlungskonzepte beziehen die äußeren
Verhältnisse stark mit ein (z.B. Wohnbedingungen, soziales
Klima, soziale Infrastruktur)
• Stärkung gemeinsamer Handlungsfähigkeit
(Kollektives Empowerment): Verändernde Arbeit an Problemen
und äußeren Verhältnissen gemeinsam mit den betroffenen
Menschen
• Methodenpluralität (z.B. niedrigschwellige Beratung,
Gruppenarbeit, Kultur- und Bildungsarbeit, Öffentlichkeitsarbeit)
GWA
9. Was tun Sie konkret in diesem
Arbeitsbereich?
• Hingehen!, hinschauen, fragen, recherchieren – Sozialraum-
/Lebensweltanalysen
• niedrigschwellig beraten und kommunizieren (Stadtteilcafé,
Elterntreff, Streetwork )
• soziale Kontakte und kulturelles Leben fördern z.B. durch
die Organisation von Festen, Ausstellungen, Flohmärkten…
• mit StadtteilbewohnerInnen Projekte machen, z.B. zur lokalen
Geschichte oder aktuellen Themen (Erzählkreise, Theater, Videos,
Plakate)
• Selbstorganisierungsprozesse initiieren und begleiten z.B.
zur Durchsetzung sozialer Rechte, zu häuslicher Gewalt gegen
Frauen oder zum Erhalt preisgünstigen Wohnraums
Es geht also sowohl um Einzelfallarbeit als auch um Arbeit mit
Klein- und Großgruppen
GWA
17. Es geht um:
• die Stärkung und Erweiterung der individuellen und
kollektiven Ausdrucksfähigkeiten und Handlungs-
kompetenzen der Menschen (Existenzsicherung,
Aktivierung, Bewusstwerdung, ⌠kulturelle⌡
Bildung),
• die Befähigung zu Selbstorganisation,
Interessenvertretung und Teilhabe
(Partizipation, Empowerment),
• den Aufbau von sozialen Beziehungen und
Kooperationen (Netzwerk- und Nachbarschafts-
arbeit, Integration, Konfliktprävention),
• die Förderung von Stadtteilkultur sowie die Stabilisierung
und Revitalisierung belasteter Quartiere
(Quartiersentwicklung).
GWA
18. Und um?
• Beteiligung an Planungsprozessen z.B.
Spielplatzgestaltung, organisieren
• Gemeinwesenökonomie wie Tauschringe oder
Stadtteilgenossenschaften fördern
• BürgerInnenversammlungen planen und moderieren,
kommunalpolitische Einmischung unterstützen.
• Austausch und Verbindungen zwischen lokalen
AkteurInnen wie BewohnerInnen, PolitikerInnen,
Stadtverwaltung, Geschäftsleuten und ExpertIinnen
organisieren (Gremienarbeit)
• Kooperationen schaffen z.B. zwischen ASD,
Jugendtreff, Elternberatung und Stadtteilbüro im
Rahmen der Hilfen zur Erziehung.
GWA
19. Bedeutung, Bedingungen und
Perspektiven von GWA
1. Fachlichkeit: GWA ist ein traditionsreiches, fachlich gesättigtes,
mehrdimensionales Konzept Sozialer Arbeit
2. Keine kurzfristige Projektlogik: erforderlich sind insbesondere Zeit und
Kontinuität. Die immer gängigeren kurzfristigen Projektlogiken passen nicht zu der
Prozesshaftigkeit der GWA-Arbeit.
3. GWA wirkt gegen Politikverdrossenheit und stärkt Demokratie: durch
ihren direkten Kontakt zu zahlreichen Menschen und die vielen persönlichen
Gespräche; die alltagsnahe, niedrigschwellige Förderung politischer Bildung, die
Erfahrung von Selbstwirksamkeit und des Zusammenhalts im gemeinsamen
Handeln.
4. Offenheit und klare Kante: GWA muss immer offen sein für die Anliegen und
Sorgen, die von Einzelnen an sie herangetragen werden. Wenn sich hinter der
Besorgnis von Bürger*innen aber vor allem Ressentiments und gruppenbezogene
Menschenfeindlichkeit verbergen, muss GWA das auch so benennen.
5. Kooperation und konkrete Utopien: GWA hat Expertise darin, Menschen
zusammenzubringe, sie ermutigt dazu, Bilder eines besseren Lebens nicht nur
zu entwerfen, sondern sie – konkret und kleinräumig – umzusetzen.
20. Zusammefassende
Definition von GWA
• Gemeinwesenarbeit richtet sich ganzheitlich auf die
Lebenszusammenhänge von Menschen.
• Ziel ist die Verbesserung von materiellen (z.B. Wohnraum,
Existenzsicherung), infrastrukturellen (z.B. Verkehrsanbindung,
Einkaufsmöglichkeiten, Grünflächen) und immateriellen (z.B. Qualität
sozialer Beziehungen, Partizipation, Kultur) Bedingungen unter
maßgeblicher Einbeziehung der Betroffenen.
• GWA integriert die Bearbeitung individueller und struktureller Aspekte
in sozialräumlicher Perspektive.
• Sie fördert Handlungsfähigkeit und Selbstorganisation im Sinne von
kollektivem Empowerment sowie den Aufbau von Netzwerken und
Kooperationsstrukturen.
• GWA ist somit immer sowohl Bildungsarbeit als auch sozial- bzw.
lokalpolitisch ausgerichtet (Stövesand/Stoik 2013: 21).