1. 292 Orientierung
Orientierung [orientation] Die o.g. holistische Auffassung der
O. impliziert die zuletzt erwähnte Me-
dienfunktion als einen Faktor jener
Im Gegensatz zu der alltagssprachl. Kon- O.swirklichkeit, die als die Gesamtheit
notation des Begriffs (im Sinne des topo- der o.srelevanten Entitäten (wie sämtliche
grafischen „Sich-Zurechtfindens“ oder als ontologische Gegebenheiten, intersubjek-
Ausdruck des menschlichen Bedürfnisses, tive Konstrukte oder auch Medien im
sich nach jmd. oder etw. wie Leit- oder weitesten Sinne) definiert werden kann.
Vorbildern auszurichten, s. Duden 2001),
konzeptualisiert der interdisziplinäre kom- Leon Tsvasman
munikationswissenschaftl. Entwurf „O.“
als kognitiv-intersubjektive Leistung, die >> Intersubjektivität; Objektivität; Wissen; Me-
einem bewussten Wesen hilft, sich im dienwirkungen; Aufmerksamkeit; Öffentlich-
„Koordinatensystem“ seiner Wirklichkeit keit; Mediengesellschaft; Medienpsychologie;
mit ihren dynamischen Gegebenheiten, Kommunikationspsychologie; Manipulation.
intersubjektiven Geltungen (s. auch ↑ In-
tersubjektivität) und gesellschaftl. Kon-
strukten (soziale O.) interagierend zu ent- Literatur: DUDEN (2001): Das Stilwörterbuch. 8., völlig
falten. Diese Bedeutung ist einerseits an neu bearb. Aufl. Band 2. Mannheim, Leipzig, Wien,
das verhaltensbiol. „O.sverhalten“ ange- Zürich. MATURANA, H., VARELA, F. (1980): Autopoi-
lehnt und fasst Mechanismen zusammen, esis and Cognition: The Realization of the Living, Bos-
mit deren Hilfe sich Organismen (auto- ton. MATURANA, H., VARELA, F. (1987): Der Baum
poietische Systeme, vgl. ↑ Maturana/Varela der Erkenntnis. Die biologischen Wurzeln mensch-
1987) mit ihrer Umwelt auseinanderset- lichen Erkennens. Bern und München. SCHMIDT,
zen. Andererseits meint sie das kommu- S. J. (1994): Kognitive Autonomie und soziale Ori-
nikative Handeln, das sich auf Selektion entierung. Frankfurt a. M. SCHÜTZ, A. (1932): Der
stützt und in die Wirklichkeitskonstruk- Sinnhafte Aufbau der sozialen Welt. Frankfurt a. M.
tion involviert ist. Konsequent system- [Internetquelle] KOLOSS (Kommunikationswissen-
theoret. betrachtet, erfolgt O. im Zuge der schaftliches Lern-Online-Software-System), Glossar:
Selbstorganisation kognitiv-sozialer Pro- http://www.kowi.uni-essen.de/koloss/mainframe01.
zesse und ist bei vielfältigen Ereignissen htm. (Stand: 25.07.2006).
beobachtbar.
Anthropologisch angelegt (den Men-
schen eigen) ist die O. über Zeichen
(Appräsentationsverweisungen, bei de-
nen die wahrnehmbare Gegebenheit Pädagogik und Medien
auf Bewusstseinsakte verweist, vgl. KO- [pedagogics, education science]
LOSS, online), die als Stellvertreter für
sinnhafte Zusammenhänge agieren (s.
Alfred Schütz 1932). Damit wird die „ori- Pädagog. Handeln ist notwendig auf Me-
entierende Funktion“ der Massenmedien dien angewiesen, weil die Interaktion zw.
– insbesondere der Leitmedien wie dem Personen ebenso eines Gemeinsamen,
↑ Fernsehen im Bezug auf das mehr oder Mittleren oder Mittlers bedarf wie die In-
weniger „passiv“ orientierte/zu orientie- teraktion der sich bildenden Person mit
rende Publikum – begründet und ange- Natur und Geschichte. Dieses Vermitteln-
wendet. Dieser Ansatz versteht „Massen- de kann sich als Geste, Schall oder zei-
medien“ als eine gesellschaftl. Institution, chenhafter Gegenstand oder (nunmehr
welche die intersubjektive Wirklichkeit techn. betrachtet) als Schrift, ↑ Buch, Bild,
strukturiert. Radio, ↑ Fernsehen, Computer manifes-
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