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Eine andersartige Intonierlade
1
 
 
Vorbemerkungen
Die Intonierlade als Werkzeug
Die „andersartige“ Intonierlade bewältigt zwei Aufgaben: sie ist in erster Linie
Werkzeug, das die Arbeit des Orgelbauers erleichtern soll. Mit ihrer Hilfe können
unter Verwendung von in der Orgel festgelegten Probepfeifen ganze Register au-
ßerhalb des Instruments in der Kirche unter wesentlich komfortableren und idea-
len Bedingungen von einer Person allein intoniert werden.
Sie erlaubt die Bearbeitung von 4’, 8’, selbst 16’ Pfeifen (letztere liegend). Der
Wechsel zwischen den unterschiedlichen Längen, zwischen Labialen- und Zungen-
register ist werkzeugfrei und ohne aufwendigen Umbau in Minuten. Die Lade
transportabel, d.h. soweit in wenige Module zerlegbar, daß sie selbst in einem
PKW noch Platz finden und gegebenenfalls von einer Person aufgebaut werden
kann. 2
 
 
Die Intonierlade als Demonstrationsmodell
Während des Baus der Orgel in der Kirche kann der Orgelbauer interessierten Be-
suchern mittels der Intonierlade grundsätzliche Abläufe zum Orgelbau auch visuell
vermitteln, ohne dass sich Besucher in die Enge des Orgelraumes begeben müs-
sen; alle Komponenten sind sichtbar, vereinfacht und leicht erreichbar. Sie wird
damit zum „Stellvertreter“ für das große Instrument.
Potentiellen Auftragebern vermittelt sie all das, was für die Orgelbaufirma steht:
Arbeit erster Güte, die mit Augen und Händen erfahrbar wird, sie zeigt eine
schlüssige Konzeption ohne überflüssige Details, sie zeigt die Exklusivität, die die
Firma von anderen Mitbewerbern unterscheidet. Aus diesem Grund ist für die In-
tonierlade ein durchdachter, sauberer und hochwertiger Baustil sowie der Einsatz
edler und dauerhafter Materialien von Vorteil.
Technische Beschreibung
Die Intonierlade teilt sich auf in zwei gleichhohe Module, sowie einer kleineren
Pedaleinheit. Im oberen Teil sind Windlade, Tonmechanik und die nur 12 Töne
umfassende Klaviatur untergebracht. Die untere Hälfte beherbergt die Windanla-
ge, den Motor und dessen elektronische Steuerung.
Der Oktav-Tonumfang erstreckt sich über fünf, einzeln von vorn registrierbare
Pfeifenreihen. Damit sind einerseits 60 Töne abgedeckt, zugleich aber die Orien-
tierung erheblich vereinfacht, da sämtliche C’s, sämtliche C#’s, sämtliche D’s,
usw. in einer Reihe hintereinander gestaffelt stehen. Die selbst für weite Mensu-
ren ausreichende Teilung schafft einen be-
quemen Zugriff auf die hinten stehenden
Pfeifenreihen. Die Registeraufstellung er-
laubt, einem zusammengesetzten Cornet
gleich, mehrere Chöre zusammenzuziehen
und anzuspielen.
Zweierlei Pfeifenraster stehen zur Verfü-
gung: Eines mit leicht konischen, nach
oben geöffneten, ausgefilzten Bohrungen
für Labiale ab 4’ und eines mit engeren zy-
lindrischen, ausgefilzten Bohrungen für Zungen.
Vier Pfeifenbrettchen-Höhen sind möglich. Die großen Pfeifen der hinteren Reihe
erhalten über ein aufsteckbares Anlegeraster den notwendigen Halt. Für Holz-
pfeifen können Dübel im gewünschten Abstand eingesteckt oder falls nötig ent-
fernt werden.
Großzügige Kesselungen im Windstock erlauben auch abgesetzten Holzfüßen aus-
reichend Platz. Für Metallpfeifen und Zungen steht zusätzlich ein aufsteckbare
Raster 3
 
 
mit elastischen Haltebändern zur Verfügung. Alle beweglichen Sicherungen, wie
z.B. die Ösenstifte zur Fixierung der Raster, sind gegen Verlust an ihrem Platz mit
einem Band gesichert.
Die Schleiflade hat massive Schleifen, ist aber mit Liegelind und Schmidringen
abgedichtet, um auch unter widrigsten klimatischen Bedingun-
gen den sofortigen Einsatz zu gewährleisten und ihre Leicht-
gängigkeit zu garantieren. Die Registertraktur ist in Form
kleiner Schwerter diskret unter den Stöcken untergebracht.
Nur die Griffstücke aus Olivenholz sind in der Front zu sehen
Die Tontraktur vereint die beiden Techniken: Sie „sticht“
von der einarmigen Klaviatur aufs Wellenbrett und „hängt“ an-
dererseits unter dem Ventil. Die Ventile sind geschlitzt und
mittels Stiften geführt. Sie lassen sich zur Reinigung zügig
ausbauen. Die Traktur wird nur im Ventil ausgehängt. Der
Ventilkastendeckel wird mittels werkzeugfreien Verschraubun-
gen gehalten und ist auch bei hoher Luftfeuchte problemlos zu öffnen. Eine Tas-
tenfessel kann eingeschaltet werden.
Ober- und Untergehäuse werden mittels vier unverlierbaren Zentrierdübeln
aufeinander ausgerichtet, vier Exzenterspanner fügen die Hälften zu einer stabi-
len Einheit zusammen. Vor dem Verspan-
nen derselben muss lediglich ein befilzter
Flanschrahmen zwischen die beiden Wind-
kanalenden geschoben werden. Der Druck
der Exzenter dichtet den Kanal anschlie-
ßend ab.
Grundsätzlich sind beiden Hälften so konzi-
piert, daß es weder oben noch unten über-
stehenden Teile gibt. Keine Passstifte,
noch Windkanäle, noch irgendwelche Trak-
turteile, alles liegt geschützt innerhalb der Gehäusetraversen.
Ober- und Untergehäuse können zum Transport Vorderfront gegen Vorderfront
so ineinandergeschoben werden, daß die
sensiblen Teile, wie Klaviatur und Register-
schaltungen in den dafür vorgesehenen Be-
reichen im Untergehäuse Platz finden. Die
Außenmaße (1091x750mm) beider Module
zusammen erlauben den Transport auf ei-
ner Europalette, auch wenn ein zusätzlicher
Plattenverschlag (2x 19mm Dicke) das In-
strument noch schützen sollte.
4
 
 
Die Windanlage besteht aus einem Vento-
la, der mehr als 120mmWS leistet und ei-
nen einseitigen, regulierten Schwimmerbalg
versorgt. Dieser wird mit mehreren Har-
moniumfedern belastet und besitzt deswei-
teren ein Gleitgewicht zur exakt wiederhol-
baren Feinregulierung. Auf diese Weise
wird lückenlos ein Druckspektrum von un-
ter 60mm bis ca. 130mm abgedeckt.
Oberhalb des Windkastens ist im Windladenrahmen eine stabile Werkzeugabla-
ge integriert. Sie dient auch als Träger einer Verbreiterung zum Abstellen
des Stimmgeräts oder der Fixierung des 8’ Rasters.
Die ohnehin vorhandene Elektroinstallation ist um zwei leicht erreichbare, diskrete
Steckdosen erweitert, die so ohne zusätzliche Kabel am Boden das Netzteil ei-
nes Stimmgeräts oder einer Beleuchtung versorgen.
Die Pedallade erlaubt die sichere Arbeit
an 8’ langen Pfeifen. Über Pedaltritte sind
die sechs Töne für Labiale anspielbar. Soll-
ten allerdings Zungen im Holzstiefel into-
niert werden, lassen sich 4 verschiedene
Stiefelplatten mittels Schnellverschluss auf
dem Stock einklinken und nach Umlegen
des Registerhebels über die gleichen Pe-
daltritte anspielen. Zusätzlich ist nun ein
Konduktenanschluss (Ø 32mm innen,
mit Schieber) für Dauerwind freigegeben, für mögliche Arbeiten an ausgelegten
16’ Pfeifen, ebenso wie ein weiterer, schieberregulierter Konduktenanschluss, der
über die 2. Pedaltaste angespielt wird (zur Kontrolle der Ansprache).
Die unbenutzten Fußlöcher werden im Falle
der Labialenintonation mit einer Abdeckung
verschlossen, die zugleich durch ihre
kammähnliche Form das Treffen der Stock-
bohrung wie auch des Aufrichten der gro-
ßen Pfeifen dem Intonateur erleichtert.
Sind die Holzstiefel montiert, deckt deren
Grundplatte die Stockbohrung der Labialen
ab.
Um zu vermeiden, dass bei Nichtbenutzung
von Manual- wie Pedallade Schmutz bzw. Metallspäne in die Öffnungen fallen,
gibt es für beide Laden ein passendes Abdecktuch mit eingenähten Messing-
Beschwerung, die auch eine aufgabentypische, partielle Abdeckung ermöglicht.
Die Pedallade wird zu ihrem Einsatz mittels zweier Zapfen von unten ins Manual-
Untergehäuse eingehängt. Die Windversorgung des Pedals übernimmt eine
5
 
 
flexible Kondukte. Sie wird in die vorgesehenen Öffnungen in der Balgfront
bzw.Stockoberfläche eingeklinkt und mittels Exzenterverschluss winddicht arre-
tiert. Lediglich muß noch das 8’Raster in der Werkzeugablage fixiert werden und
die Lade ist funktionsbereit. Im Falle der Arbeit an großen 8’ Pfeifen sollte die In-
tonierlade allerdings mit der Rückseite zur Wand aufgestellt werden
Zu den an ungewöhnlichen Exzenterverschlüssen möchte ich noch bemerken,
daß ich in der ganzen Konzeption der Intonierlade bei häufig zu manipulierenden
Verschlüssen konsequent auf Schrauben verzichtet habe. Zum einen, da die Er-
müdungserscheinungen der Gewinde in Holz unausweichlich wären, zum ande-
ren. weil damit ein Werkzeug ständig nötig wird.
Schließlich lassen sich die Exzenterhebel in sékundenschnelle öffnen und schlie-
ßen. Einmal eingestellt halten Sie hunderte von Benutzungen stand und sollte ei-
ner nach andauernder Benutzung nicht mehr einwandfrei drücken, so reicht es
einen halben Millimeter auf seiner Unterseite wegzuschleifen und schon hat er er-
neut die Kraft wie am ersten Tag.
Die ganze Intonierlade ist mit Ausnahme einiger
Sperrtafeln aus massiver Eiche hergestellt. Bei der
Oberflächenbehandlung kommen aus gesundheitli-
chen Gründen nur lebensmittelverträgliche Wachse
und Öle zum Einsatz, welche auch für Holzspielzeug
zugelassen sind.
Für gewisse widerstandsfähige mechanische Teile,
wie dem links gezeigten Verbindungsflansch, Ex-
zenterverschlüsse usw. wurde eigens 5- oder noch
mehrschichtiges Eichensperrholz hergestellt und ver-
arbeitet.
Die Intonierlade ist mit allen ihren Raffinessen auf
den praktischen Einsatz in der Kirche, wie auch in
der Werkstatt entwickelt. Dank des optimalen, direkten Winds auf der Intonierla-
de kann die Pfeife in der Orgel später allenfalls tiefer werden, dadurch ist ein ge-
fahrloses Arbeiten mit einem sehr geringen Sicherheitsspielraum möglich.
Dank des raschen Wechsels von einer Aufgabe zur nächsten ermöglicht die Into-
nierlade dem Orgelbauer eine große Flexibilität. Gerade auch im Zusammenspiel
mit Arbeitsfortschritten seiner Mitarbeiter und Helfer. Jederzeit kann problemlos
eine anstehende Intonierarbeit unter anderen Druckverhältnissen zwischenge-
schoben werden, um anschließend ebenso sicher an den Verhältnissen der voran-
gegangenen Intonation anzuknüpfen.
Dieses Werkzeug ist für unsere Bedürfnisse entwickelt, robust und wartungs-
freundlich konstruiert, in einem Satz: eben so optimal wie möglich gestaltet.
Die Beschreibung schildert den aktuellen Stand, seine Fortentwicklung ist vorbe-
halten.
Marc-Theo Schwarz April 2014
m.th.schwarz@gmail.com
6
 
 
Voreinstellung des Druckbereichs
 
Über die Belastung der Balgplatte durch eine Anzahl von Federn in den drei Fe-
derleisten kann ein eine weitgehend lückenlose Druckvoreinstellung vorgenom-
men werden. 
Innerhalb des gewählten Druckbereichs wird danach mittels des Gleitgewichts
der Druck wiederholbar feinjustiert. 
  Anzahl der zu setzenden Federn in 
Druckbereich
mm Ws 
Position
1 
Position
2 
Position
3 
... - 60    1   
61 - 66  1     
67 - 73    1  1 
74 - 79    2   
79 - 85  1  1   
86 - 92    2  1 
92 - 97    3   
97 - 103  1  2   
104 - 110    3  1 
110 - 115    4   
115 - 121  1  3   
122 - 127  2  2   
127 - 132  3  1   
133 - …                  4     
7
 
 
Rasteraufbau für Holzpfeifen
Die einzelnen Komponenten können untereinander beliebig kombiniert werden, hier
Pfeifenbrett und Überstock für lange Holzpeifenfüße (nur als Beispiel)
Marc-Theo Schwarz
Orgelbau
m.th.schwarz@gmail.com

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Mobile intonierlade

  • 2.     Vorbemerkungen Die Intonierlade als Werkzeug Die „andersartige“ Intonierlade bewältigt zwei Aufgaben: sie ist in erster Linie Werkzeug, das die Arbeit des Orgelbauers erleichtern soll. Mit ihrer Hilfe können unter Verwendung von in der Orgel festgelegten Probepfeifen ganze Register au- ßerhalb des Instruments in der Kirche unter wesentlich komfortableren und idea- len Bedingungen von einer Person allein intoniert werden. Sie erlaubt die Bearbeitung von 4’, 8’, selbst 16’ Pfeifen (letztere liegend). Der Wechsel zwischen den unterschiedlichen Längen, zwischen Labialen- und Zungen- register ist werkzeugfrei und ohne aufwendigen Umbau in Minuten. Die Lade transportabel, d.h. soweit in wenige Module zerlegbar, daß sie selbst in einem PKW noch Platz finden und gegebenenfalls von einer Person aufgebaut werden kann. 2     Die Intonierlade als Demonstrationsmodell Während des Baus der Orgel in der Kirche kann der Orgelbauer interessierten Be- suchern mittels der Intonierlade grundsätzliche Abläufe zum Orgelbau auch visuell vermitteln, ohne dass sich Besucher in die Enge des Orgelraumes begeben müs- sen; alle Komponenten sind sichtbar, vereinfacht und leicht erreichbar. Sie wird damit zum „Stellvertreter“ für das große Instrument. Potentiellen Auftragebern vermittelt sie all das, was für die Orgelbaufirma steht: Arbeit erster Güte, die mit Augen und Händen erfahrbar wird, sie zeigt eine schlüssige Konzeption ohne überflüssige Details, sie zeigt die Exklusivität, die die Firma von anderen Mitbewerbern unterscheidet. Aus diesem Grund ist für die In- tonierlade ein durchdachter, sauberer und hochwertiger Baustil sowie der Einsatz edler und dauerhafter Materialien von Vorteil. Technische Beschreibung Die Intonierlade teilt sich auf in zwei gleichhohe Module, sowie einer kleineren Pedaleinheit. Im oberen Teil sind Windlade, Tonmechanik und die nur 12 Töne umfassende Klaviatur untergebracht. Die untere Hälfte beherbergt die Windanla- ge, den Motor und dessen elektronische Steuerung. Der Oktav-Tonumfang erstreckt sich über fünf, einzeln von vorn registrierbare Pfeifenreihen. Damit sind einerseits 60 Töne abgedeckt, zugleich aber die Orien- tierung erheblich vereinfacht, da sämtliche C’s, sämtliche C#’s, sämtliche D’s, usw. in einer Reihe hintereinander gestaffelt stehen. Die selbst für weite Mensu- ren ausreichende Teilung schafft einen be- quemen Zugriff auf die hinten stehenden Pfeifenreihen. Die Registeraufstellung er- laubt, einem zusammengesetzten Cornet gleich, mehrere Chöre zusammenzuziehen und anzuspielen. Zweierlei Pfeifenraster stehen zur Verfü- gung: Eines mit leicht konischen, nach oben geöffneten, ausgefilzten Bohrungen für Labiale ab 4’ und eines mit engeren zy- lindrischen, ausgefilzten Bohrungen für Zungen. Vier Pfeifenbrettchen-Höhen sind möglich. Die großen Pfeifen der hinteren Reihe erhalten über ein aufsteckbares Anlegeraster den notwendigen Halt. Für Holz- pfeifen können Dübel im gewünschten Abstand eingesteckt oder falls nötig ent- fernt werden. Großzügige Kesselungen im Windstock erlauben auch abgesetzten Holzfüßen aus- reichend Platz. Für Metallpfeifen und Zungen steht zusätzlich ein aufsteckbare Raster 3
  • 3.     mit elastischen Haltebändern zur Verfügung. Alle beweglichen Sicherungen, wie z.B. die Ösenstifte zur Fixierung der Raster, sind gegen Verlust an ihrem Platz mit einem Band gesichert. Die Schleiflade hat massive Schleifen, ist aber mit Liegelind und Schmidringen abgedichtet, um auch unter widrigsten klimatischen Bedingun- gen den sofortigen Einsatz zu gewährleisten und ihre Leicht- gängigkeit zu garantieren. Die Registertraktur ist in Form kleiner Schwerter diskret unter den Stöcken untergebracht. Nur die Griffstücke aus Olivenholz sind in der Front zu sehen Die Tontraktur vereint die beiden Techniken: Sie „sticht“ von der einarmigen Klaviatur aufs Wellenbrett und „hängt“ an- dererseits unter dem Ventil. Die Ventile sind geschlitzt und mittels Stiften geführt. Sie lassen sich zur Reinigung zügig ausbauen. Die Traktur wird nur im Ventil ausgehängt. Der Ventilkastendeckel wird mittels werkzeugfreien Verschraubun- gen gehalten und ist auch bei hoher Luftfeuchte problemlos zu öffnen. Eine Tas- tenfessel kann eingeschaltet werden. Ober- und Untergehäuse werden mittels vier unverlierbaren Zentrierdübeln aufeinander ausgerichtet, vier Exzenterspanner fügen die Hälften zu einer stabi- len Einheit zusammen. Vor dem Verspan- nen derselben muss lediglich ein befilzter Flanschrahmen zwischen die beiden Wind- kanalenden geschoben werden. Der Druck der Exzenter dichtet den Kanal anschlie- ßend ab. Grundsätzlich sind beiden Hälften so konzi- piert, daß es weder oben noch unten über- stehenden Teile gibt. Keine Passstifte, noch Windkanäle, noch irgendwelche Trak- turteile, alles liegt geschützt innerhalb der Gehäusetraversen. Ober- und Untergehäuse können zum Transport Vorderfront gegen Vorderfront so ineinandergeschoben werden, daß die sensiblen Teile, wie Klaviatur und Register- schaltungen in den dafür vorgesehenen Be- reichen im Untergehäuse Platz finden. Die Außenmaße (1091x750mm) beider Module zusammen erlauben den Transport auf ei- ner Europalette, auch wenn ein zusätzlicher Plattenverschlag (2x 19mm Dicke) das In- strument noch schützen sollte. 4     Die Windanlage besteht aus einem Vento- la, der mehr als 120mmWS leistet und ei- nen einseitigen, regulierten Schwimmerbalg versorgt. Dieser wird mit mehreren Har- moniumfedern belastet und besitzt deswei- teren ein Gleitgewicht zur exakt wiederhol- baren Feinregulierung. Auf diese Weise wird lückenlos ein Druckspektrum von un- ter 60mm bis ca. 130mm abgedeckt. Oberhalb des Windkastens ist im Windladenrahmen eine stabile Werkzeugabla- ge integriert. Sie dient auch als Träger einer Verbreiterung zum Abstellen des Stimmgeräts oder der Fixierung des 8’ Rasters. Die ohnehin vorhandene Elektroinstallation ist um zwei leicht erreichbare, diskrete Steckdosen erweitert, die so ohne zusätzliche Kabel am Boden das Netzteil ei- nes Stimmgeräts oder einer Beleuchtung versorgen. Die Pedallade erlaubt die sichere Arbeit an 8’ langen Pfeifen. Über Pedaltritte sind die sechs Töne für Labiale anspielbar. Soll- ten allerdings Zungen im Holzstiefel into- niert werden, lassen sich 4 verschiedene Stiefelplatten mittels Schnellverschluss auf dem Stock einklinken und nach Umlegen des Registerhebels über die gleichen Pe- daltritte anspielen. Zusätzlich ist nun ein Konduktenanschluss (Ø 32mm innen, mit Schieber) für Dauerwind freigegeben, für mögliche Arbeiten an ausgelegten 16’ Pfeifen, ebenso wie ein weiterer, schieberregulierter Konduktenanschluss, der über die 2. Pedaltaste angespielt wird (zur Kontrolle der Ansprache). Die unbenutzten Fußlöcher werden im Falle der Labialenintonation mit einer Abdeckung verschlossen, die zugleich durch ihre kammähnliche Form das Treffen der Stock- bohrung wie auch des Aufrichten der gro- ßen Pfeifen dem Intonateur erleichtert. Sind die Holzstiefel montiert, deckt deren Grundplatte die Stockbohrung der Labialen ab. Um zu vermeiden, dass bei Nichtbenutzung von Manual- wie Pedallade Schmutz bzw. Metallspäne in die Öffnungen fallen, gibt es für beide Laden ein passendes Abdecktuch mit eingenähten Messing- Beschwerung, die auch eine aufgabentypische, partielle Abdeckung ermöglicht. Die Pedallade wird zu ihrem Einsatz mittels zweier Zapfen von unten ins Manual- Untergehäuse eingehängt. Die Windversorgung des Pedals übernimmt eine 5
  • 4.     flexible Kondukte. Sie wird in die vorgesehenen Öffnungen in der Balgfront bzw.Stockoberfläche eingeklinkt und mittels Exzenterverschluss winddicht arre- tiert. Lediglich muß noch das 8’Raster in der Werkzeugablage fixiert werden und die Lade ist funktionsbereit. Im Falle der Arbeit an großen 8’ Pfeifen sollte die In- tonierlade allerdings mit der Rückseite zur Wand aufgestellt werden Zu den an ungewöhnlichen Exzenterverschlüssen möchte ich noch bemerken, daß ich in der ganzen Konzeption der Intonierlade bei häufig zu manipulierenden Verschlüssen konsequent auf Schrauben verzichtet habe. Zum einen, da die Er- müdungserscheinungen der Gewinde in Holz unausweichlich wären, zum ande- ren. weil damit ein Werkzeug ständig nötig wird. Schließlich lassen sich die Exzenterhebel in sékundenschnelle öffnen und schlie- ßen. Einmal eingestellt halten Sie hunderte von Benutzungen stand und sollte ei- ner nach andauernder Benutzung nicht mehr einwandfrei drücken, so reicht es einen halben Millimeter auf seiner Unterseite wegzuschleifen und schon hat er er- neut die Kraft wie am ersten Tag. Die ganze Intonierlade ist mit Ausnahme einiger Sperrtafeln aus massiver Eiche hergestellt. Bei der Oberflächenbehandlung kommen aus gesundheitli- chen Gründen nur lebensmittelverträgliche Wachse und Öle zum Einsatz, welche auch für Holzspielzeug zugelassen sind. Für gewisse widerstandsfähige mechanische Teile, wie dem links gezeigten Verbindungsflansch, Ex- zenterverschlüsse usw. wurde eigens 5- oder noch mehrschichtiges Eichensperrholz hergestellt und ver- arbeitet. Die Intonierlade ist mit allen ihren Raffinessen auf den praktischen Einsatz in der Kirche, wie auch in der Werkstatt entwickelt. Dank des optimalen, direkten Winds auf der Intonierla- de kann die Pfeife in der Orgel später allenfalls tiefer werden, dadurch ist ein ge- fahrloses Arbeiten mit einem sehr geringen Sicherheitsspielraum möglich. Dank des raschen Wechsels von einer Aufgabe zur nächsten ermöglicht die Into- nierlade dem Orgelbauer eine große Flexibilität. Gerade auch im Zusammenspiel mit Arbeitsfortschritten seiner Mitarbeiter und Helfer. Jederzeit kann problemlos eine anstehende Intonierarbeit unter anderen Druckverhältnissen zwischenge- schoben werden, um anschließend ebenso sicher an den Verhältnissen der voran- gegangenen Intonation anzuknüpfen. Dieses Werkzeug ist für unsere Bedürfnisse entwickelt, robust und wartungs- freundlich konstruiert, in einem Satz: eben so optimal wie möglich gestaltet. Die Beschreibung schildert den aktuellen Stand, seine Fortentwicklung ist vorbe- halten. Marc-Theo Schwarz April 2014 m.th.schwarz@gmail.com 6     Voreinstellung des Druckbereichs   Über die Belastung der Balgplatte durch eine Anzahl von Federn in den drei Fe- derleisten kann ein eine weitgehend lückenlose Druckvoreinstellung vorgenom- men werden.  Innerhalb des gewählten Druckbereichs wird danach mittels des Gleitgewichts der Druck wiederholbar feinjustiert.    Anzahl der zu setzenden Federn in  Druckbereich mm Ws  Position 1  Position 2  Position 3  ... - 60    1    61 - 66  1      67 - 73    1  1  74 - 79    2    79 - 85  1  1    86 - 92    2  1  92 - 97    3    97 - 103  1  2    104 - 110    3  1  110 - 115    4    115 - 121  1  3    122 - 127  2  2    127 - 132  3  1    133 - …                  4      7
  • 5.     Rasteraufbau für Holzpfeifen Die einzelnen Komponenten können untereinander beliebig kombiniert werden, hier Pfeifenbrett und Überstock für lange Holzpeifenfüße (nur als Beispiel) Marc-Theo Schwarz Orgelbau m.th.schwarz@gmail.com