Weitere ähnliche Inhalte
Ähnlich wie Aus dem buch occupy your mind 2 (20)
Mehr von Claus-Peter Leonhardt (8)
Aus dem buch occupy your mind 2
- 1. [1]
Auszug aus dem Buch Occupy Your Mind.
Warum mit unserem Verhalten alles anfängt, und warum
sich durch eine Verhaltensänderung nichts ändern lässt.
Medienanthropologie Band 4
Von Claus-Peter Leonhardt.
Frankfurt am Main 2014. ISBN 978-3-927608-11-5.
Erscheint im November 2014.
The missing Link
Bis zum Ende erhält sich der Weise seinen Witz. Er fällt vom Dach des Hochhauses. 40
Stockwerke tief. Kurz vor dem Boden ruft ihm ein Retter zu: „Wie geht es?“
Der Weise: „So weit, so gut!“
Wenn ein Mensch eine solche Erfahrung überlebt hat, darf er nicht darüber sprechen. Andere
Menschen können mit Grenzerfahrungen kaum umgehen. Geisterwelten, Jenseits und Glauben
erscheinen. Wer Dinge erlebt, die den eigenen Verstand übersteigen und Gefühle aufwühlen,
erfindet eine Geschichte. Daher sind Grenzerfahrungen nur in Form geregelter
Opiatausschüttung als Bergtour, Rafting, Climbing möglich. Dann sind die Folgen des Handelns
ausgeblendet.
Die nicht überleben, schweigen. Wer in einem Feuer umkommt, stirbt leise. Ein Hochwasser
oder ein Sturm wird überlebt oder der Untergang ist sicher.
In jeder Hinsicht wird die Welt gefährlicher. Die Lage ist historisch unvergleichbar. Auch die an
Verbesserungen arbeiten, wirken wie blind, denn sie haben keine Vorstellung, auf welche
Kräfte ihr Wirken geht.
Wenn 45 Prozent der Insekten in den letzten 35 Jahren ausgestorben sind, wird diese
Nachricht nur Wenige wirklich interessieren, denn diese Geschichte gibt nicht viel her. Seine
Botschaft ist nicht sexy, – und außerdem stechen die Viecher dann nicht mehr. Nur Bienen
bekommen von Zeit zu Zeit eine Überschrift, denn es sind Haustiere oder in den Vereinigten
Staaten ein Produktionsmittel der Landwirtschaftsindustrien. Arbeitssklaven bringen Geld. Und
die Genindustrie bietet noch keine Lösung als Ersatz für Bienen.
Glück und Mediumblindheit
Viele Menschen stimmen sofort zu: Die Krankheit unserer Zeit ist die Beziehungslosigkeit, viele
Menschen sind nicht in Beziehung zu sich selber, zu den Dingen, nicht in Beziehung zu Gott.
Ohne, dass wir das Wohl des Ganzen im Auge haben, erleben wir kein Glück. Alle Kreativität
kommt aus einem Urgrund, der mit Rationalität nichts mehr zu tun hat. Die Kunst ist die
Schwester der Mystik, das was ich plötzlich intuitiv begreife und in ein Bild oder eine Musik
bringe.
Gemütlichkeit, Heritage, Bonheur, Glück, Kreativität, Intuition sind Worte, die ersehnte
Zustände benennen. In der Umgangssprache gibt keine Worte für die Wichtigkeit von Insekten
im Lebensraum. Das zeugt von Beschränkungen im Denken. Wortlosigkeit macht Menschen
blind beim Handeln. Sie taumeln durch die Ereignisse, die als schmerzhaft erlebt werden.
Das Leben hängt von Insekten ab. Diese wichtige Einsicht kann nicht ausgedrückt werden.
Ohne Worte bleiben Einsichten abstrakt und erreichen Menschen nur flüchtig. Der Menschheit
© Claus-Peter Leonhardt, edition the global village. Frankfurt am Main. ISBN 978-3-927608-11-5.
theglobalvillage.de. info@theglobalvillage.de
- 2. [2]
bleibt auch verschlossen, dass die Umwelt das Medium ist. Wenn sie sich ändert, verschwindet
der Mensch. Das Wort erlischt. Am Ende ist Stille.
Die Richtigkeit einer Einsicht lässt Menschen verstummen. Menschen können eine Sache nur
dann verstehen, wenn ihre Wirkungsmechanismen den Sinnen zugänglich sind. Wer nie ein
Auto gesehen hat und nur Pferdefuhrwerke kennt, für den erscheint der Selbst-Fahrer (Auto-
Mobil) als Rätsel. Wer immer nur gewohnt ist, dass seine Reden Ernst genommen werden und
die Wünsche erfüllt werden, für den ist die Kommunikation das Medium seiner Welten. Dieser
Beschränktheit entkommt Mensch nur mit wirklicher Kenntnis, Teil eines großen Ganzen zu
sein.
Medium ist das große Ganze.
Der Essay Occupy Your Mind untersucht die Gründe für eine Leerstelle, die das Leben von
Millionen kostet – täglich. Der Grund ist simpel. Alle reden sich die Sache gut. Die Gründe gegen
Aufklärung zählen Millionen. Ihre Namen sind Gott, Demokratie, Geschlechtergerechtigkeit,
Partizipation, Allah, Gemeinschaft.
Todessehnsucht
Warum verändern Menschen auch angesichts ihres Tod ihr Verhalten nicht? Es scheint so, als
sei die Wiederholung von Fehlern das höchste Gut der Menschheit. Seit seinen Anfängen
bedeutete Humanität, zu zerstören, zu morden und zu konsumieren. Es gilt, das eigene Leben
zu sichern und Wohlstand zu mehren. In den Ländern der Wohlhabenden besteht der
Fortschritt darin, dass die grenzenlose Brutalität aus den Augen der Bevölkerung in ärmere
Länder oder hinter Mauern und Gitter von Gefängnissen, Lagern, Psychiatrien oder Heimen
weggesperrt wird. Die Grenzen werden undurchlässig, die Spendenindustrien wachsen.
Solche Formen der Organisation von Reichtum und Wohlstand gelingen immer weniger. Die
Hilflosigkeit in Politik, Kunst und Gegenbewegungen ist obszön zu nennen, denn kein Mensch
denkt über die Grenzen des eigenen Erkennens. Die solches tun, werden in allen Bereichen
ausgegrenzt.
Krieg und Zerstörung der Lebensräume ist einer der wichtigen Wachstumstreiber. Um
Rohstoffe zu gewinnen, werden Völker vernichtet und Lebensräume zerstört. Um westliche
Lebensstile zu sichern, werden Kriege geführt. Manche Kriegsführer entblöden sich nicht, ihren
eigenen Krieg human zu nennen. Wegen ihres klugen Handelns würden sich ihre Morde
unterscheiden, denn sie würden die Bevölkerung warnen. Im Stillen wollen sie, wie bei allen
Genoziden der Geschichte, dass diese Menschen verschwänden. Die Politiker und Generäle
leugnen es. Diese Meister des Mordens sind stolz, dass sie die Unterstützung der
Völkergemeinschaft erreicht haben. Damit sei ihr Krieg legitim.
Die eigene Bevölkerung zu schützen und gut zu versorgen, ist das Modell, das der Westen
innerhalb von 500 Jahren erfolgreich zur Reife gebracht hat. Konsum wird mit voller
Überzeugung gelebt. Die Ausgaben für die Abrichtung der Konsumenten belaufen sich auf über
250 Milliarden US-Dollar pro Jahr. Doch nun verlangen auch die Anderen nach Teilhabe.
Egoge und die Kreise der Hölle
Menschen leben wie im Drogenrausch. So verbrauchen sie das Leben ihrer Kinder. Wohlstand
wird auf Blut gebaut. In Stephen Kings Roman „Christine“ wird der Plymoth Fury zum
Lebensmittelpunkt des Schülers Arnie. Die Autofurie läuft mit dem Blut des Jungen. Es ist eine
hellsichtige Geschichte aus den frühen 1980er Jahren, als die digitale Kultur die Internet-
Metamorphose durchgestaltete.
© Claus-Peter Leonhardt, edition the global village. Frankfurt am Main. ISBN 978-3-927608-11-5.
theglobalvillage.de. info@theglobalvillage.de
- 3. [3]
Ichbezogenes Verhalten ist Egoge. (Lateinisch: Ich für mich).
Für seinen Treibstoff Blut trinkt Egoge die Erde. Voraussetzung dieser Entwicklung war die
Entwicklung der Technik. Eine ingeniöse Intelligenz entstand. Das Denkhandeln der Ingenieure
ist banal. Sie puzzeln Apparate aus zehntausenden Teilen. Daraus werden Autos oder Bomben.
Ziele werden durchgesetzt. Verwaltungshandeln kennt keine Gnade. Darin liegen Ursachen des
Bösen. Es plant Bergwerke, Kriege und Vernichtung ohne über die Folgen nachzudenken.
Als Hanna Arendt diesen Gedanken erstmals formulierte, heulten diejenigen einhellig auf, die
das Böse weiter nutzen wollen. Die Kreise der Hölle stiegen weiter hinab unter den neunten
Kreis. Im 7.Kreis leben die Gewalttätigen und Kriegsführer, im achten und neunten die
Boshaften. Im neunten Kreis der Hölle wird der Verrat bestraft.
Der zehnte Kreis der Hölle erscheint erst heute. Es sind Landraub, Vertreibung und
Erdausbeutung. Angetrieben wird das Böse von dem Wahnsinn, etwas Besonderes zu sein Wer
seine Person als Erhaben und Ausgewählt empfindet, handelt Böse.
Wortlos und still sterben die Opfer dieser Täter. Das ist die Erweiterung der Moderne, die nun
in der digitalen Kultur vollendet wird.
Die fortgeschrittenen Demokratien kennen Innovationen.
Die Opfer haben seit Neuestem auch eine eigene Hölle. Diese armen Menschen befinden sich
voller Unschuld im elften Kreis der Hölle, den Dante Aligheri nicht einmal erahnen konnte. Erst
mussten in endlosen Jahrhunderten der lange Krieges der Modernen vorbeiziehen, aus dem
sich seit dem Jahr 1618 Waffentechnik, Massenmord und Machtentfaltung mit höchster
Intelligenz und menschlicher Klugheit entwickelte. So sieht heute Humanität aus. Wer Anderes
behauptet, soll sein Schandmaul schließen.
Im 11.Kreis der Hölle lodert das Elend der Unschuldigen, die Gutmenschen bei jedem
selbstsüchtigen Gedanken an Gutes mit fratzenhaftem Spott Krankheiten in die Fresse rotzen.
Diese neuen Keime sterben nicht. An ihnen sterben die Gutmenschen, die den Zusammenhang
nicht erkennen wollen.
Das Gute in der Hölle
Der Mensch sucht das Gute. Menschen sehnen einen Weg zu sich selbst. Im Einklang mit der
Natur und Dingen soll Frieden herrschen. Die Suche bleibt ohne wirkliche Kraft. Es entstehen
Inseln, die am fruchtbarsten nach Abschluss des beruflichen Handelns erblühen. Davor gibt es
Volksmusik, Sport, Mode und Pop. Für die Fülle des Seins bleibt der Sinn verschlossen.
Es ist eine zwingende Blindheit. Die Brüche und Widersprüche aus dem eigenen Handeln
werden verdrängt. Alle Sinne sind auf das eigene kleine Leben gerichtet. Wie alle Wesen
blenden Menschen Auswirkungen aus. Die Evolution hat keinen Sinn für Natur geschaffen,
denn die Natur ist der Ort, aus dem Nahrung und Wohnen gewonnen werden. Es gilt, zu
überleben. Gutes tun kann nur der, für den wie für ein Kind gesorgt wird. So jemand muss
nicht fragen, wie dieser Schutz erschaffen wird.
Schon Einzeller beginnen mit der Auflösung kleinster Zellen, wenn sie einen Körper verdauen.
Fragen drängen sich auf: Warum fügt humanes Handeln der Erde das gleiche zu? Warum
erkennen Menschen die Folgen ihres Handelns nicht, obwohl sie einen hoch entwickelten
Verstand haben?
Die Antwort ist zu ermitteln: Menschen erkennen ihre Umwelt nicht, außer in den Anteilen, die
ihnen Nutzen bringt. Die Umwelt ist umfassender.
© Claus-Peter Leonhardt, edition the global village. Frankfurt am Main. ISBN 978-3-927608-11-5.
theglobalvillage.de. info@theglobalvillage.de
- 4. [4]
Die Umwelt ist das Medium
Die Umwelt ist das Medium, in dem die Menschheit lebt.
Menschen machen sich etwas vor, wenn sie davon sprechen, dass das Medium ihre eigene
Kommunikation sei. Menschen werden wie Kinder, wenn sie mit Kommunikationsumwelten
spielen. Internet und Apps sind wie Götter eines fremden Gehirns. Sie täuschen die Sinne.
Die Fehlstelle der Mediumblindheit ist aus der Evolution des Menschen verständlich. Niemand
kann mit Mitleid jagen. Seitdem eine spezifische humane Kultur den Lebensraum gestaltet,
führt die fehlende Sinnesleistung die Menschheit in die großen Krisen. Die Folgen spüren die
Menschen unter anderem bei den Veränderungen von Klima, Finanzen, Zerbrechen von
Gemeinschaften und Verschlechterung des Sozialen, nicht endenden Kriegen,
Wasserverknappung, Smog, Zusammenbruch der Meere, Allergien, Seuchen wie Ebola, AIDS,
SARS oder Vogelgrippe.
Es wird dringend, die scheiternde Geschichte zu verlassen und
einen Neuanfang zu
wagen.
© Claus-Peter Leonhardt, edition the global village. Frankfurt am Main. ISBN 978-3-927608-11-5.
theglobalvillage.de. info@theglobalvillage.de