1. 07/2012
Pflege
Im Jahr 2011 machte die vollstationäre Pflege erneut den
größten Anteil der Pflegeversicherung aus. Die Leistungsaus
gaben insgesamt sind weiter gestiegen. Der Grund für die zu
nehmende Zahl an Pflegebedürftigen ist der demografische
Wandel - auch das Durchschnittsalter der Pflegenden steigt.
Antragstellung
Pflegebedürftiger
Häusliche Pflege
stellt Antrag auf
Pflegeleistungen
bei Pflegekasse
Pflegekasse
beauftragt
Medizinischen Dienst der
Krankenversicherungen (MDK)
mit Gutachten
Pflegestufen
1 2 3
MDK
legt Hilfsbedürftigkeit und Pflegestufe I Pflegestufe II Pflegestufe III
Pflegestufe fest Erheblich Schwerpflege Schwerstpflege
Pflegebedürftige bedürftige bedürftige
• Pflegesachleistung • Pflegesachleistung • Pflegesachleistung
max. 450 Euro/ max. 1.100 Euro/ max. 1.550 Euro/
Monat Monat Monat
• Pflegegeld • Pflegegeld • Pflegegeld
max. 235 Euro/ max. 440 Euro/ max. 700 Euro/
Monat Monat Monat
Pflegeleistungen Pflegezeit
Pflegesachleistungen* Pflegegeld*
werden von ambulantem wird an Pflegebedürftigen
Pflegedienst erbracht gezahlt
• grundpflegerische Tätigkeiten wie • Voraussetzung ist die Pflegender hat Anspruch auf
Körperpflege, Ernährung etc. Sicherstellung häuslicher unbezahlte, sozialversicherte
• Unterstützung bei der Pflege durch Angehörige oder Freistellung von der Arbeit für
Vermittlung von Hilfsdiensten wie ehrenamtliche Pflegeperson die Dauer von bis zu 6 Monaten
Essensbelieferung etc. • Geld wird von der Pflegekasse an
• hauswirtschaftliche Versorgung den Pflegebedürftigen gezahlt
wie Einkaufen, Kochen etc.
*Pflegegeld und Pflegesachleistungen können kombiniert werden.
Die Pflegeversicherung ist eine Pflichtversicherung, SGB Xl; aktueller Beitragssatz: 1,95% bzw. 2,2 %
(kinderlose) des Bruttoeinkommens
Stand: Oktober 2012 Grafik: BKK Bundesverband
BKK Faktenspiegel kostenlos abonnieren unter www.bkk.de/faktenspiegel
2. Leistungsausgaben gingen zum Großteil an
Leistungsausgaben der die vollstationäre Pflege
Pflegeversicherung 2011 Die vollstationäre Pflege machte im Jahr 2011 mit 9,71
in Mrd. Euro Mrd. Euro den größten Anteil der Leistungsausgaben der
Geldleistungen Pflegesachleistungen
4,74 2,98 sozialen Pflegeversicherung aus. Die vollstationäre Pflege
Pflegeurlaub
0,44 in Behindertenheimen kam mit 260 Mio. Euro dazu. Die
Pflegeberatung
Tages-/Nachtpflege
0,21
Geldleistungen, beispielsweise für die Pflege durch Ange
0,08
Zusätzliche hörige, betrugen 4,74 Mrd. Euro. Pflegesachleistungen, die
Betreuungsleistungen
Stationäre
Vergütungszuschläge
0,33 unter anderem ambulante Pflegedienste mit einschließen,
0,50 Kurzzeitpflege wurden im Wert von 2,98 Mrd. Euro durch die Versicher
0,35
Vollstationäre
Pflege in
tengemeinschaft vergütet. Zu den Leistungsausgaben in
Behindertenheimen
0,26
Soziale Sicherung Höhe von 20,89 Mrd. Euro kamen zusätzliche Ausgaben für
der Pflegepersonen
0,87 die Hälfte der Kosten des Medizinischen Dienstes in Höhe
Vollstationäre
Pflege Pflegemittel/
techn. Hilfen etc.
von 32 Mio. Euro und Verwaltungsausgaben in Höhe von 71
9,71 Insgesamt
20,89
0,41 Mio. Euro. So betrugen die Gesamtausgaben der sozialen
Pflegeversicherung 21,92 Mrd. Euro.
Quelle: BMG; Grafik: BKK Bundesverband
Kontinuierlicher Anstieg der Kosten für die
Entwicklung der Leistungsausgaben der Pflegeversicherung
Pflegeversicherung 2000–2011 Die Leistungsausgaben in der sozialen Pflegeversiche
in Mrd. Euro rung sind im Jahr 2011 erneut gestiegen. Betrugen sie
25 im Jahr 2010 noch rund 20,4 Mrd. Euro, stiegen sie 2011
20,9 auf knapp 20,9 Mrd. Euro an. Davon entfielen 10,4 Mrd.
10,5 Euro auf die ambulante und 10,5 Mrd. Euro auf die stati
20
insgesamt onäre Versorgung. Im Vorjahr betrugen die Ausgaben für
die ambulante 10,2 Mrd. und für die stationäre Versorgung
15 10,3 Mrd. Euro. Die gesamten Leistungsausgaben sind
stationär seit 2000 kontinuierlich um rund 5 Mrd. Euro angestiegen.
Die Lebenserwartung der deutschen Bevölkerung ist dafür
10,4
10
mitentscheidend. Durch den immer größer werdenden An
teil an Älteren nimmt auch die Zahl der Pflegebedürftigen
5 ambulant
stetig zu.
2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2009 2009 2010 2011
Quelle: BMG; Grafik: BKK Bundesverband
Mehr Pflegebedürftige in Pflegestufe I als im
Leistungsempfänger nach Pflegestufen Vorjahr
2011 Die Anzahl der Pflegebedürftigen hat zwischen 2010 und
2011 erneut zugenommen. Insgesamt waren zum Jahres
Pflegestufe III ende 2010 etwa 2,29 Mio. Menschen einer Pflegestufe zu
275.994
geordnet. Das waren rund 29.000 weniger als im Folgejahr
11,9 %
Pflegestufe I
2011 (2,32 Mio.). Am deutlichsten zugenommen haben die
1.298.951 Leistungsbezieher der Pflegestufe I. Ihr Anteil lag im Jahr
56,1 % 2011 bei 56,1% gegenüber 55% im Jahr 2010. Der Anteil
der Leistungsbezieher der Pflegestufen II und III ist im Ge
Pflegestufe II 32 % genzug von 32,8% auf 32% (Pflegestufe II) und von 12,2%
742.429 auf 11,9% (Pflegestufe III) leicht gesunken.
Pflegegeld-Empfänger insgesamt: 2,3 Mio.
Quelle: BMG; Grafik: BKK Bundesverband
BKK Faktenspiegel kostenlos abonnieren unter www.bkk.de/faktenspiegel 07/2012 | S. 2
3. Großteil der häuslichen Pflege wird durch
Pflegende Angehörige 2011 Frauen übernommen
in Prozent Die Hauptlast der häuslichen Pflege wird in den meisten
Fällen von Frauen getragen, denn rund 75% der pfle
genden Angehörigen sind Ehefrauen, Töchter und Schwie
gertöchter. Unter 100 pflegenden Angehörigen befinden
Töchter 40 sich im Schnitt 40 Töchter, 26 Ehefrauen und acht Schwie
gertöchter. 16 Ehemänner pflegen ihre Angehörigen ohne
Ehefrauen 26 weibliche Unterstützung. Zu den pflegenden Angehörigen
werden auch Nachbarn, Freunde und Sonstige gezählt.
Ehemänner 16 Sie stellen rund zehn Prozent der Pflegenden. Die Zahlen
gehen aus einer Berechnung des Bundesministeriums für
Schwiegertöchter 8 Gesundheit und dem Statistischen Bundesamt hervor.
Freunde,
Nachbarn, 10
Sonstige
Quelle: BMG, destatis; Grafik: BKK Bundesverband
Deutlicher Anstieg der Pflegebedürftigen in
Pflegebedürftige 2010 und Prognose 2030 den kommenden 20 Jahren
2010 2030 Bis 2030 wird sich die Anzahl der Pflegebedürftigen in
Schleswig-Holstein 79.507 107.551 Deutschland deutlich erhöht haben: Dies gilt für ausnahms
Hamburg 45.997 55.081 los jedes Bundesland. In Brandenburg und Mecklenburg
Niedersachsen 256.085 332.580 Vorpommern wird der prozentuale Anstieg mit 50,2%
Bremen 21.340 25.549 bzw. 47,6% besonders deutlich sein. Die Anzahl der Pfle
NRW 509.145 646.677 gebedürftigen in Hamburg und Bremen nimmt mit jeweils
Hessen 186.893 238.164
19,7% bis 2030 prozentual am wenigsten zu. Die meisten
Rheinland-Pfalz 105.800 134.280
Pflegebedürftigen leben in NRW und Bayern, während
Baden-Württemberg 246.038 328.968
Saarland und Bremen die geringste Anzahl an pflegebe
Bayern 318.479 418.401
Saarland 30.380 38.134
dürftigen Menschen verzeichnet. Insgesamt werden Pro
Berlin 101.351 141.128
gnosen zufolge 2030 etwa 3 Mio. Menschen in Deutsch
Brandenburg 85.801 128.836 land pflegebedürftig sein. Etwa 30% mehr als 2010.
Mecklenburg-VP 61.442 90.671
Sachsen 131.714 171.916
Sachsen-Anhalt 80.667 104.824
Thüringen 76.967 103.018
Quelle: BMG; Grafik: BKK Bundesverband
Durchschnittsalter in Pflegeberufen steigt
Altersstruktur der Pflegeberufe Auch die Pflegeberufe befinden sich in einem demogra
in Prozent phischen Wandel. Während der Anteil der älteren Pflege
kräfte an der Gesamtzahl der Pflegekräfte kontinuierlich
ansteigt, sinkt der Anteil der jüngeren Beschäftigten in
16,7 % 50 Jahre und älter 25,4 % der Pflege. Laut Gesundheitspersonalberechnung ist der
Anteil der Pflegekräfte unter 35 Jahren im Zeitraum von
46,3 % 35 bis 49 Jahre
43,5 % 2001 bis 2009 von 37% auf 31,1% gesunken und der An
teil der Pflegekräfte, die 50 Jahre und älter sind, von 16,7%
auf 25,4% gestiegen. Der Anteil der mittleren Gruppe der
35- bis 49-Jährigen stieg von 46,3% im jahr 2001 bis 2005
31,1 %
37,0 % unter 35 Jahre leicht auf 47% an und sank dann wieder auf 43,5% im Jahr
2009.
2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2009
Quelle: Statistisches Bundesamt, Grafik: BKK Bundesverband
BKK Faktenspiegel kostenlos abonnieren unter www.bkk.de/faktenspiegel 07/2012 | S. 3
4. Großteil der Pflegebedürftigen wurde 2010
Häusliche und stationäre Pflege 2010 zu Hause versorgt
in Prozent In vielen Haushalten ist die Pflege eines Angehörigen längst
zum Alltag geworden. Von den über 2 Mio. Menschen, die
einer regelmäßigen Pflege bedürfen, wurden Ende 2010
69% häuslich gepflegt, d.h. an der Pflege waren Angehö
Häusliche Pflege
ausschließlich 46 % rige oder Freunde oder Bekannte beteiligt. Während 23%
durch Angehörige der zu Hause Gepflegten die zusätzliche Unterstützung
durch einen ambulanten Pflegedienst in Anspruch genom
men haben, leisteten in 46% der Fälle allein Freunde oder
Angehörige die Pflege. 31% der Pflegebedürftigen wurden
Häusliche Pflege 23 % 31 % Vollstationäre
in Heimen vollstationär versorgt. Das waren 2010 rund
Pflege
mit Unterstützung 750.000 Personen.
eines Pflege
dienstes
Quelle: BMG, Grafik: BKK Bundesverband
Ab Januar 2013 werden die
Pflegesachleistungen Pflegesachleistungen erhöht
in Euro je Monat In Pflegestufe I und II steigen die Pflegesachleistungen
ab 2013 deutlich an, während die Empfänger der Pflege
stufe III (1.550 Euro) den gleichen Betrag wie im Vorjahr
Bisher
Ab Januar 2013 erhalten. Neu sind Pflegesachleistungen (225 Euro) für
1.550 1.550 Personen mit erheblich eingeschränkter Alltagskompe
tenz (ohne Pflegestufe). Dies soll unter anderem auch die
1.250
Betreuung von Personen mit demenziellen Erkrankungen
1.100
verbessern. Bisher beschränken sich die Pflegesachleis
tungen auf die Grundpflege (z.B. Waschen und Anziehen)
665
und hauswirtschaftliche Versorgung (z.B. Aufräumen,
450
Staubsaugen, Betten machen oder das Zubereiten von
Mahlzeiten). Ab dem 1. Januar 2013 kommen Leistungen
mit der Bezeichnung „häusliche Betreuung“ hinzu.
Pflegestufe I Pflegestufe II Pflegestufe III
Quelle: BMG, Grafik: BKK Bundesverband
Datencheck:
2030 werden die Anzahl der Pflegebedürftigen
(3,40 Mio.) und die Anzahl der unter sechsjährigen
Kinder (3,62 Mio.) auf nahezu der gleichen Höhe
sein. Heute ist das entsprechende Verhältnis noch
2,42 Mio. Pflegebedürftige zu 4,06 Mio. Kinder
unter sechs Jahren.
Quelle: Statistisches Bundesamt
BKK Faktenspiegel – Der Newsletter für Gesundheitsdaten
BKK Faktenspiegel erscheint regelmäßig. Unter www.bkk.de/faktenspiegel können Sie den Newsletter kostenlos
abonnieren. Alle Grafiken lassen sich durch Klick auf den Button unter der jeweiligen Abbildung im JPG- und EPS-Dateiformat
downloaden. Abdruck und Nutzung der Inhalte des BKK Fakten piegels sind im Rahmen redaktioneller Berichterstattung und
s
mit Urheber ermerk kostenlos. Ein Beleg wird erbeten. Zusätzliche Hintergrundinformationen zu ausge ählten Themen und
v w
weitere Zahlen und Daten finden Sie unter www.bkk.de
Impressum
Herausgeber: BKK Bundesverband, Kronprinzenstraße 6, 45128 Essen
Redaktion: BKK Bundesverband, Presse, Medien, Marketing
Reinhard Hellwig, Tel.: 0201 179-1162, Fax: 0201 179-1003, E-Mail: faktenspiegel@bkk-bv.de
Gestaltung: Berliner Botschaft, Berlin
BKK®, Faktenspiegel® und das BKK Logo sind registrierte Schutzmarken des BKK Bundesverbandes.
07/2012 | S. 4