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Hoeflichkeit 07 08

  1. Höflichkeit: „Pardon, pardon!“ или «Ты чё?»
  2. Höflichkeit wird wieder modern!
  3. Höflichkeit – ein Problem? • Zitat aus einem Merkblatt eines russischen Reisebüros: • «И ещё, на время поездки неплохо запастись «буржуазной» привычкой – улыбаться и говорить на местном языке «здравствуйте», «спасибо», «пожалуйста», - это сразу же расположит к Вам собеседника.»
  4. Wie soll man mit Russen sprechen? • Vorschlag von Viktor Jerofejew, Enzyklopädie der russischen Seele” (1999) “Противогаз и впeред. (...) От хорошего отношения они, русские, разлагаются как колбаса на солнце.” (Jerofejew 1999, S. 59) Ein Beispiel, das zeigt, wie man – zum eigenen Volk – sehr unhöflich sein kann. Und kaum konstruktiv!
  5. Höflichkeit im Westen • Vorwiegend: Vermeiden des Gesichtsverlusts • „Höflichkeit“ kommt sprachlich und historisch vom Kaiser-, Königs- und Fürstenhof und beschreibt eine Etikette, mit der man am Hof Erfolg hat.
  6. Höflichkeit ist also • eine Verhaltensweise, die den Respekt vor dem Gegenüber zum Ausdruck bringen soll. • Im Gegensatz zur Freundlichkeit, mit der man vertraute Menschen behandelt, ist die Höflichkeit betont distanziert und stark durch gesellschaftliche Normen und Umgangsformen geprägt. Diese sind kulturell und epochal oft unterschiedlich. Historisch wurde sie im "Prozess der Zivilisation" (Norbert Elias) im Mittelalter zuerst bei Hofe entwickelt, wo die Rohheit und Gewalttätigkeit des Feudaladels zur Höflichkeit des Hofadels gebändigt wurde.
  7. Einige wenige Beispiele von Höflichkeitsnormen, die zumindest in westlichen Gesellschaften allgemein gängig sind: Man hält sich mit negativen Meinungsäußerungen gegenüber einer Person zurück und neigt eher dazu, das Positive über zu betonen. Man bringt Andere nicht in Verlegenheit oder peinliche Situationen.
  8. Man begrüßt und verabschiedet sich von Anderen (siehe Gruß). Man bevorzugt Frauen und ältere Menschen gegenüber Männern und jüngeren Menschen, etwa bei der Reihenfolge der Begrüßung oder der Erteilung von Hilfe. Man drückt sich sprachlich in distanzierter und respektvoller Weise aus. Einige Sprachen unterscheiden in der 2. Person zwischen Höflichkeitsform ("Sie") und allgemeiner Form ("Du") - vgl. Duzen. Man dankt einem anderen für etwas, weicht aber einem Dank taktvoll aus
  9. Höflichkeit im westlichen Sinn: • Je indirekter, desto höflicher: • Sprachliche Mittel: • Bitten/Befehle im Konjunktiv 2, möglichst mit Modalverben, Modalwörtern und Modalpartikeln und in Frageform. • Beispiel: „Setzen Sie sich!“ oder „Könnten Sie sich vielleicht mal bitte hier hin setzen?“
  10. Höflichkeit im Russischen • Direkt, sprachökonomisch, positiv: • Der Sprecher möchte (im besten Fall), dass man über ihn gut denkt. • «Присаживаетесь!» • Verwirrend für Russischlerner: Alle grammatischen Mittel, um westliche Höflichkeitsrituale einzuhalten, gibt es auch im Russischen, sie werden aber anders verwandt. (Gesichtsverlust spielt keine Rolle.)
  11. Beispiele • 1. Putin im Kreml • Fursenko und Putin.flv • 2. Putin auf dem G – 8 – Gipfel in Heiligendamm • Putin2007.flv
  12. Schlussfolgerung: • Neben dem Sprachwissen sollte ein Kontextwissen im interkulturellen Sinn gelehrt und gelernt werden. Dabei wird akzeptiert werden müssen: Die andere Kultur ist tatsächlich anders, allerdings weder schlechter noch besser! Die jeweiligen Rituale sollten, um Kommunikationserfolge zu erzielen, akzeptiert werden.
  13. Sprachliche Realisierung von Höflichkeit • Gruß- und Abschiedsformeln in ausführlichem Stil (vor dem Wochenende wünscht man sich – sogar in Geschäften, Zügen, Gaststätten – ein schönes Wochenende!) • Gruß- und Abschiedsformeln sollten miteinander harmonieren, also einander adäquat sein und der sozialen Beziehung entsprechen. Abweichungen haben Bedeutung und Folgen!
  14. Beispiele • Brief: „Sehr geehrter Herr Dr. D.“ (mein Vorgesetzter) • Antwort: „Lieber Herr K.“ (Beziehungsverbesserung vom Vorgesetzten erwünscht) • Brief: „Herzliche Grüsse, Holger“ (an einen Kollegen) • Antwort: „Gruss, Till“ oder nur „Till“ als Abschiedsformel (Beziehungsverschlechterung) • Prägnantes Beispiel: Briefwechsel HJK und Jurek Becker Jurek Becker Briefwechsel Powerpoint.ppt
  15. Willkommen und Abschied per Brief und Mail Offiziell: Anrede: Sehr geehrter Herr… / Sehr geehrte (verehrte) Frau… Grüß Gott! Gruß zum Abschied: Mit freundlichen Grüßen/mit freundlichem Gruß/Freundliche Grüße Mit verbindlichen Grüßen Mit herzlichen Empfehlungen an Ihre Frau Viele Grüße Schöne Grüße In diesem Sinne Habe die Ehre! Ein schönes Wochenende wünscht Ihnen … Vorsicht: Beste Grüße! (meist negativ konnotiert!)
  16. Wechsel in die Sphäre zwischen offiziell- formellem Ton und informeller Umgangssprache: Der halboffizielle Tonfall Nach dem ersten Brief- oder Mailwechsel (offiziell) kennt man sich schon näher! • Anrede: • Hallo, …/ • Hey,… • Schönen guten Morgen
  17. Abschied (halboffiziell) • In freudiger Erwartung einer Antwort verbleibe ich • Sei herzlich/lieb gegrüßt von • Sei liebevoll umarmt • Ihre… • Viele Grüße aus dem regnerischen Bielefeld / sonnigen Berlin / fröhlichen Tscherepowez • Mit freundlichen Grüßen (sehr kalt!)
  18. Abschied (halboffiziell) 2 • Fühl dich gedrückt/umarmt/geküsst • Servus! • Ahoi! • Und tschüss! • LG (Liebe Grüße) • BR (Best regards) • Mit freundlichen/ herzlichen Grüßen von Haus zu Haus! • Ich freue mich auf ein Wiedersehn und sende Ihnen herzliche Grüße!
  19. Informell – umgangssprachlich Anrede: • Hallihallo (Halloballo, Hallöle!) • Hallo, Ihr Lieben, • Moin, moin! • Kuckuck! • Hey/Hi • Hola
  20. Abschiedsformel (informell): • Bis dann mal wieder! Bis • Tschö mit ö! denne! • Viele Grüße an die Füße! • Bis die Tage! • hdl (habe dich lieb) • dd (drück dich) • hdgdl (habe dich ganz • Winkewinke! doll lieb) • Huhu! • Knuddel! • Herzigst! • Ciaou! • Herzung! • Tschüssi! • Pfüati! (österreichisch, • Haut rein! korrespondiert mit Grüß • Baba! (österreichisch) Gott!)
  21. Höflichkeit (oder ihre Abwesenheit) spiegeln soziale Rollen • „Kommen Sie her!“ (Untersuchungsrichter – Häftling) • Kommen Sie doch mal her! (Lehrer- Schüler oder Chef-Angestellter) • Würden Sie mal herkommen? (Chef zu einem höheren Angestellten) • Könnten Sie vielleicht mal herkommen? (Angestellter-Angestellter)
  22. Weitere Beispiele • Würde es Ihnen etwas ausmachen, vielleicht mal herzukommen? (Angestellter-Chef) • Würden Sie die übergroße Freundlichkeit besitzen und vielleicht doch noch herkommen? (Überhöflichkeit – hier wird Ärger mittels Übertreibung artikuliert!)
  23. Duzen und Siezen • Kriterien: Alter (Duzen kann man Kommunikationspartner bis zum 40. Lebensjahr) • Stellung: Höhergestellte in jedem Fall (zunächst) siezen, ein Du wird vom sozial Höhergestellten angeboten, niemals umgekehrt!
  24. Sonderformen • Bayern: Du plus Nachname: „Du, Frau Schmidt!“ • Hamburger „Du“/“Sie“ – Sie plus Vorname: „Holger, nehmen Sie sich doch einen Stuhl!“ • Im Zweifel direkte Anrede vermeiden: „Man könnte den Bus nehmen!“ oder „Wir könnten den Bus nehmen!“
  25. Imperfekt als Höflichkeitsform • Im Restaurant, Sie haben gerade bestellt, der Kellner vergewissert sich: „Sie bekamen das Schnitzel und einen trockenen Chianti?“ • Vergewisserung: Sie melden sich namentlich an, der Beamte fragt noch einmal: „Wie war Ihr Name?“ (Dagegen klingt „Wie ist Ihr Name?“ strenger!)
  26. Anwendungsbereiche für Höflichkeit • Flirten auf deutsch (indirekt) und russisch (direkter) • Trinkrituale • Augenkontakt • Grußformen • Duzen oder Siezen • Höflichkeitsrituale unterliegen ständigem Wandel (Beispiele aus Zeitungen oder Tests beweisen dies.)
  27. Was ist eigentlich ein Flirt? • Und wer beginnt? Wie reagiert man darauf? • Beispiel 1: Flirten.flv • Beispiel 2 (wenn U-Bahn vorhanden): Flirten in der U-bahn.flv • flirtlehrerin.flv • flirtenlernen.flv.flv • flirtreportage.flv
  28. Flirten in Deutschland Die Ergebnisse eines Bundesländer-Vergleichs. Berlin ist Deutschlands Flirt-Hauptstadt. Mehr als drei Viertel der Frauen in der Bundeshauptstadt (77,5 Prozent) lassen sich gerne auf einen Flirt ein. Das ist das Ergebnis einer repräsentativen Umfrage der Gesellschaft für Rationelle Psychologie im Auftrag des Männer-Magazins Men’s Health. Mehr als drei von vier Berlinerinnen (78 Prozent) ergreifen dabei sogar selbst die Initiative.
  29. • Noch forscher waren unter den 4000 befragten Frauen zwischen 18 und 35 Jahren nur die Kölnerinnen. Vier von fünf Flirts gehen von ihnen aus. Und nirgendwo in Deutschland endet der Flirt so häufig im Bett (1,7 Prozent) wie in der Rhein-Metropole. Große Erfolge beim anderen Geschlecht können Männer auch in München haben. Beinahe ein Viertel aller Flirts (22,5 Prozent) wird an der Isar zumindest mit einem kurzen Gespräch belohnt.
  30. Armer, armer Norden! • Der Norden ist dagegen Deutschlands Flirt-Wüste. Nur etwa jede zweite Frau (46 Prozent) in Bremen, Schleswig-Holstein, Hamburg und Mecklenburg-Vorpommern ist zu einem Flirt bereit. Im zugeknöpften Norden wird laut Umfrage nur etwas mehr als jeder zehnte interessierte Blickkontakt mit einem Gespräch belohnt.
  31. Was versteht man unter einem Flirt? • Der Flirt ist die Annäherung zweier Menschen aneinander motiviert durch den Wunsch, miteinander … zu haben. Der Flirt beginnt meist mit Augenkontakt, kann jedoch auch durch einen Spruch begonnen werden. Der Flirt lebt vom Spiel mit erotischer Spannung. Meist versucht der Mann die Frau zu beeindrucken (vorausgesetzt es handelt sich um einen heterosexuellen Flirt.) (siehe auch Imponiergehabe) Der Flirt ist ungezwungen und endet nicht zwangsläufig in einer erotischen Beziehung. Entscheidend für das Gelingen eines Flirts ist die Körpersprache.
  32. Flirtsprüche für jede Gelegenheit • [Wenn sie gerade das Lokal verlassen will]: "Hast Du nicht etwas vergessen?" Sie: "Was denn?" "Mich!„ • Fragen Sie die Frau nach der Uhrzeit. "21 Uhr 30? Also, heute ist Montag, der 28. August, 21:30 Uhr. Danke. Ich wollte mich nur an den genauen Zeitpunkt erinnern können, an dem ich Sie getroffen habe."
  33. • "Ich bin neu in der Stadt. Könntest Du mir den Weg zu Deiner Wohnung zeigen?" • "Wenn ich Dir nach Hause folgen würde - würdest Du mich behalten?" • "Ich habe meine Telefon-Nummer verlegt. Könnte ich mir Ihre leihen?" • „Ich frage mich, wie unsere Kinder aussehen würden!“
  34. Flirttricks für Schüchterne! • Studien haben ergeben, daß 8 von 10 Frauen darauf mit einem Lächeln reagieren, nur 12 % mit Ohrfeigen und ganze 8 % mit Hilferufen
  35. Der Abschiedsbrief-Köder • Er ist traurig, müde, einfach schlecht drauf und sitzt in einer Bar. • Er zu ihr: "Entschuldigen Sie, ich möchte Sie wirklich nicht belästigen. Aber dieser Brief ist unheimlich wichtig für mich. Und gerade jetzt ist meine Brille ... Würden, äh, könnten Sie ihn mir vorlesen? Bitte!"
  36. • Lieber Stephan, ich verlasse Dich! Ja, gewiss, wir hatten eine wundervolle Zeit! Niemand hatte bisher so viele Dinge wie Du mit mir unternommen. Ob Theater, Kino oder Konzerte - immer hattest du eine Überraschung für mich bereit. Es war wunderbar, wie Du Dich um den Haushalt gekümmert hast. Wirklich, ich habe Deinen sprühenden Charme, Deinen Humor aber auch Deine Besonnenheit sehr genossen. Nie werde ich die langen Waldspaziergänge in Schweden vergessen, nie die Segel-Turns bei Griechenland, nie die plötzlichen Wochenendtrips nach London, Paris oder Sidney. Und dass Du trotz Deiner Position als Chefarzt in der Uniklinik immer Zeit für mich hattest, ist wirklich unglaublich. Doch Du hast mir einfach zuviel Freiheit gelassen. Karl, Du weißt schon, der Body-Builder aus meinem Fitness-Club, ist völlig anders. Bitte, vergiss mich! • Claudia
  37. Was Sie und Er beim Flirten denken!
  38. Fangfragen der Frauen • Schaust du anderen Frauen nach? • Woran denkst du gerade? • Findest du, dass ich zu dick bin? • Wie findest du meine Freundinnen? • Was würdest du tun, wenn ich nur noch zwei Wochen zu leben hätte?
  39. Neue Flirtform für Leute ohne Zeit: Speed-Dating • Flirtwillige Frauen und Männer treffen sich in bestimmten Lokalen und sprechen ca. fünf Minuten miteinander und wechseln dann zum nächsten Partner. Nach mehreren Partnerwechseln kann man sich für einen Partner/eine Partnerin entscheiden, muss aber nicht. • Schmidt__amp__Pocher__Speed-Dating- 1.flv
  40. Trinkrituale und seine (möglichen) Folgen • «Нет, нет, нет! Так не пойдёт! – объявил он.- Когда чокаешься, надо смотреть в глаза тому, с кем чокаешься. Это обязательно! А то ужас и кошмар! (...)Итальянцы говорят, что, если чокаться и не смотреть в глаза тому, с кем чокаешься, семь лет не будет хорошего секса. Вот так!» (Евгений Гришковец, Планка, Москва 2006, 263)
  41. Kulturtraditionen • Traditionen: Im Deutschen gilt Höflichkeit a) als Norm b) als Zeichen für die Ungefährlichkeit des Sprechers. Im Russischen gelten (zu) Höfliche manchmal als Schwächlinge oder Betrüger!?! • Händeschütteln mit der rechten Hand zeigt dem Begrüßten, dass der Grüßende keine Waffe in der Hand hält.
  42. Verbale Höflichkeit – Mittel, um offene Konflikte zu vermeiden oder abzumindern • Mittels höflicher Umgangsformen kann es gelingen, selbst schwerste Konflikte im zwischenmenschlichen Bereich auf eine zivile Weise zu regeln. Beispiel: Episode aus dem Film „Halbe Treppe“. • Ausgangssituation eines Konflikts: Zwei befreundete Paare leben in Frankfurt an der Oder – Chris ist mit Katrin verheiratet, Uwe mit Ellen. Chris geht mit Ellen fremd, Katrin entdeckt die beiden in der eigenen Wohnung!
  43. Beobachtungsaufgabe • Versuchen Sie beim Betrachten der Episoden die Höflichkeitsformen - hier im umgangssprachlichen Bereich – herauszufinden und zu interpretieren. • Wie würden sich die Ehe- und Gesprächspartner, wenn der Film in Russland spielen würde, verbal und nonverbal verhalten? Gibt es Unterschiede oder/und Gemeinsamkeiten? Halbe Treppe Fragmente.avi
  44. Alternative: Beobachtungsaufgabe • Der Moderator möchte ein stimmungsreiches Wintermärchen vorlesen und setzt sich dazu ins Publikum. Neben ihm sitzt eine Zuschauerin, mit der er ein kurzes Gespräch über Strümpfe bzw. Strumpfhosen führt, um dann vom Redakteur unterbrochen zu werden. • Welche Höflichkeitsregeln werden hier wie und von wem verletzt? Wer verliert in diesem Fall sein Gesicht und wie bewerten Sie die Reaktion des Moderators? • ..Schmidt Hoeflichkeit.rm
  45. Unhöflichkeit beim Bundeskanzler • Pressekonferenz nach der Wahlniederlage 2005 • ..Filme zu SeminarenPressekonferenz 2005.flv
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