Soziale Medien – Möglichkeiten, Erfahrungen und Perspektiven für kommunale Nachhaltigkeitsaktivitäten.
Das Spektrum der Anwendungen neuer sozialer Medien, ihre Voraussetzungen und Potenziale.
About Me: Michael Wenzl, 41 Jahre, Informatiker Seit den 1980ern in diversen Netzen unterwegs, zunächst privat. In den 1990ern dann auch beruflich am Aufbau der Netzinfrastruktur beteiligt, die heute „Das Internet“ ist. Zunächst rein technische Aufgabenstellungen, seit etwa 2000 überwiegen organisatorische Themen. Aktuelle Themenschwerpunkte: Social Media, Web 2.0, virtuelle Teams, Crowdsourcing, Fundraising, Journalismus (hyperlocal, Datenjournalismus), Standortbezogene Dienste Anonsten Blogger, Netzaktivist und Organisator diverser Netzwerktreffen. Thema heute: Soziale Medien für Nachhaltigkeitsinitiativen.
Eine schier unüberschaubare Menge an Werkzeugen, von denen das Social Media Prisma auch nur einen Ausschnitt zeigt. http://www.ethority.de/weblog/social-media-prisma/
Soziale Medien – social media zeichnet aus: Es sind Online-Medien, die in der Regel mit einem Webbrowser zugänglich sind. Ausnahme sind spezielle Anwendungen auf Smartphones. Der Zugang zu ihnen ist einfach, es sind keine technichen Kenntnisse notwendig. Die Benutzung ist meist kostenlos und das Ergebnis schnell zu sehen. „user generated content“ bedeutet, dass keine formalen Kriterien notwendig sind, um zu Publizieren. Auch Kommentare in klassichen Online-Medien sind „user generated content“ Sie lassen den Dialog zu, die Grenze zwischen Produzent und Konsument ist fließend.
Soziale Medien können als 1:n od. 1:1 Kommunikationsmittel genutzt werden. Diskussionsforen existieren schon länger als die typischen Web 2.0 Werkzeuge. Soziale Netzwerke bieten häufig auch 1:1 Kommunikation (Chat, Nachrichten) an. Die Benutzung von Multimediadaten haben Portale wie flickr und youtube erheblich vereinfacht. Dadurch haben sich auch neue Medienformen entwickelt, wie Podcasts. Die Kollaboration mit sozialen Medien kann gezielt zu einem Thema erfolgen (z.B. Wiki) oder allgemeiner Art sein, wie bei Bewertungsportalen und Bookmarking-Diensten (delicious.com). Virtuelle Welten und Online-Spiele bilden häufig eigene soz. Netze, in denen über das Spiel hinaus der Kontakt gepflegt wird. Beliebt sind auch Spielfunktionen innerhalb anderer soz. Netzwerke wie z.B. bei Facebook.
Creator – Kreative sind selbst aktiv und stellen selbst Inhalte wie z.B. Blogbeiträge, Bilder, Videos ins Netz. Critics – Kritiker reagieren auf vorhandene Beiträge, etwa durch Kommentieren (Blogs, Foren) oder Erweitern (Wikis), Collector – Sammler konsumieren viele Inhalte und geben einfaches Feedback, wie Z.B. Bewertungen oder Verschlagwortung. Joiner - „auch dabei“ werden Mitglied in sozialen Netzen um präsent zu sein, sind ansonsten aber nicht aktiv. Spectator – Beobachter konsumieren nur die Inhalte und nutzen keinerlei Möglichkeiten zur Interaktion. Inactive – Inaktive Die Rollen sind nicht zwangsläufig 1:1 auf Personen zu übertragen, es hängt von Medium und/oder Thema ab, welche Rolle eingenomen wird.
Social Media ist primär eine Umschreibung, die auf dem Kommunikationsverhalten basiert. Entscheidend ist dabei, dass die Nutzung jedem offen steht und Dialog möglich ist. Web 2.0 wurde als Begriff ab 2003 geprägt und beschreibt die Weiterentwicklung des WWW von reinen Textsammlungen hin zu komplexen Anwendungen.“2,0“ wird als Metapher der Weiterentwicklung auch für andere Themen übetragen. Open Everything ist die Übertragung von Open Source Prinzipien auf andere Themenfelder. „2.0“ und „Open“ werden häufig synonym verwendet. Typischerweise wird 2.0 eher im technischen Kontext verwendet. Bsp. Open Government ist die Öffnung von Verwaltung und Regierung, während Government 2.0 i.d.R nur aussagt, dass Web 2.0 Werkzeuge eingesetzt werden.
Offenheit: JedeR kann und darf sich beteiligen, ohne Gatekeeper, die Informationen filtern. Transparenz: Kein Unterschied zwischen Außendarstellung und Innenleben -> Authentizität. Dialogbereitschaft: Zuhören und Anregungen aufgreifen. Interesse am Anderen: Über die Bündnis- oder Geschäftsbeziehung hinaus. Flache Hierarchie: JedeR trägt Verantwortung und darf sie auch wahrnehmen. Wandlungsfähigkeit: Veränderungen werden zugelassen, auch mit der Konsequenz, dass Vorgänge wiederholt werden -> Iteration. All das sind Werte, die sich auch im Kontext von Nachhaltigkeit bewährt haben.
Jede Publikation ist aktive Öffentlichkeitsarbeit. Im Netz ist dies ohne Gatekeeper möglich. Durch die Reichweite der sozialen Medien, können Anhänger/Partner mobilisiert werden, die sonst nicht erreicht werden würden. Die Schnelligkeit des Medium hilft bei aktuellen Themen, z.B. Stuttgart 21 Über Social Media sind Spendenaufrufe möglich, ausserdem bieten sich Spendenportale an. Die Nutzung von sozialen Medien entkoppelt die Projektarbeit von Ort und Zeit. Es ist nicht mehr notwendig alle Beteiligten an einen Tisch zu bekommen. JedeR kann dann beitragen, wenn Zeit dafür ist. Online-Volunteers als neue Partner. Die Dokumentation des Projektverlauf bietet zusätzlich die Möglichkeit der authentischen Öffentlichkeitsarbeit.
Es braucht Zeit sich mit den Medien + Werkzeugen zu beschäftigen. Der erste Schritt sollte immer das Beobachten sein. Wie und wo werden die Themen von anderen dargestellt? Verbündete können Social-Media-Nutzer in der eignen Institution sein oder (noch) Aussenstehende, die sich mit ähnlichen Themen beschäftigen. Hyperlocal Blogger gewinnen an Bedeutung Für den Erfahrungsaustausch bieten sich sog. Offline-Treffen von Web-2.0-affinen Menschen an, z.B. http://socialbar.de/ Besser ein (wenige) Werkzeug(e) konsequent nutzen, als mit vielen den Überblick zu verlieren. Automatisierung nutzt nur bedingt, da u.U der Dialog darunter leidet.
Bereits jetzt ist mehr Information im Netz als von den Menschen verarbeitet werden kann. Die Sichtung und Einordnung stellt für sich eine Aufgabe dar, die Institutionen warhnehmen könnten. Damit Online-Aktivitäten ihre Entsprechung im realen Leben finden, muss klar gemacht werden, welche Instrumente für die Gestaltung zur Verfügung stehen. Mit mobilen Technologien kann vor-Ort-Information ins Netz gebracht werden. Bsp. Twitter + Live-Streams bei den Stuttgart 21 Protesten. Standortbezogene Dienste bringen Information in einen lokalen Kontext. Bsp.: geotagging von Fotos,Informationen in Karten darstellen, grafische Aufbereitung von Zahlen. Navigationsgeräte bieten einen spielerischen Zugang, Bsp. Geocaching, GeoQuest Online-Aktivismus ist eine neue Form des gesellschaftlichen Engagement.
Neben den thematisch neutralen Plattformen wie z.B. Facebook, gibt es auch zahlreiche Communities („Soziale Netzwerke“), die sich dem bürgerschaftlichen Engagement verschrieben haben. Bemerkung zu WWF Jugend: Optische und technisch schön gemachte Seite. Allerdings können die technischen Anforderungen auch zu hoch sein, so dass die Betrachtung nicht mit jedem Rechner möglich sein. Weitere Beispiele: http://www.socialbar.de/wiki/Activism
Heddesheim ist ein Ort mit ca. 12.000 Einwohnern im Rhein-Neckar-Kreis in Baden-Württemberg. Das Heddesheimblog wird von dem Journalist Hardy Prothmann betrieben. Das gesamte Team besteht aus 12 Personen. Friedberg ist eine Kleinstadt mit ca. 30000 Einwohnern in Bayern. „Der Friedberger“ ist eine satirische Plattform, für die zwei Autoren schreiben. Weiter lokale soziale Medien sind Stadtwikis, z.B.: http://dresden.stadtwiki.de/ http://ka.stadtwiki.net/ http://www.hamburgwiki.de/ Liste mit Blogs, die sich mit Nachhaltigkeit beschäftigen: http://nachhaltigkeitsblog.de/
Frankfurt gestalten: Beschlüsse werden aus dem Parlamentsinformationssystem der Stadt Frankfurt in einer Karte dargestellt.. Ausserdem können Bürger Initiativen einbringen, die ebenfalls in der Karte verzeichnet werden. Mit wheelmap.org ist ein Verzeichnis von (nicht-) rollstuhlrechten Orten. Die Daten stammen von Benutzern, die vor Ort die Situation beurteilen. Nach dem Vorbild lassen sich auch Plattformen aufbauen, die andere Themenbereich aufarbeiten, z.B. Radwege, Zustand von Gewässern. Nach dem Vorbild der Schnitzeljagd: Spiele mit Navigationsgeräten wie Geocaching od. GeoQuest.
Beispiel für ein nichtinstitutionalisiertes Bündnis auf Zeit. Ziel ist es, eine Rallye für Elektrofahrzeuge zu bestreiten um damit Aufmerksamkeit für das Thema Elektromobilität zu erzeugen. Um eine Keimzelle (2 Personen) gruppieren sich weitere Teilhaber, die das Projekt unterstützen: Geld- und Sachleistungen, Fürsprache. Das Netzwerk wächst über schwache Verbindungen zwischen den Teilhabern. August 2010 - e-miglia - http://www.e-miglia.com/ 560 km von München nach Rovereto 7860 Höhenmeter auf 229 km bergauf 8384 Höhenmeter auf 313 km bergab
Das Blog übernimmt die Rolle einer „Satzung“ und vermittelt Authentizität, nicht e.V. od. GmbH sondern „http“. Der Vertrauensvorschuss findet seine Entsprechung in ausführlicher Berichterstattung. Ausgangspunkt für Aktivitäten auf Facebook + Twitter Zusätzlich flickr + youtube für Mulitmedia Konzept erregt Aufmerksamkeit über das Thema Elektromobilität hinaus -> klassische Medien werden aufmerksam. Die Aufmerksamkeit ist dann wieder interessant für Unterstützer, bei denen „Online“ niedrige Priorität hat. Offline Aktivitäten stellten den direkten Kontakt zu den Unterstützern her. Das war vor allem in den Fällen notwendig, bei denen schwache Verbindungen bestanden.