Diese Präsentation stellt die wesentliche Inhalte von meinem Buch "Taxonomie von Unterrichtsmethoden – Ein Plädoyer für didaktische Vielfalt" zusammen. Darin versuche ich nicht nur ein systematisches Klassifikationsschema für Unterrichtsmethoden vorzustellen, sondern vor allem eine Methodik wie "didaktischer Mehrwert" für Lernarrangements geplant und generiert werden kann.
Nach wie vor gibt es für die didaktische Gestaltung von Unterrichtssituationen wenig zufrieden stellende Hilfsmittel, die sowohl unerfahrene Pädagoginnen und Pädagogen unterstützen, gleichzeitig aber auch Kreativität und didaktische Vielfalt von Expertinnen und Experten fördern. Dieses Buch präsentiert für dieses Dilemma einen neuen Lösungsansatz.
Meine didaktische Taxonomie verknüpft acht Handlungsschichten mit sechs Beschreibungsebenen. Ausgehend von einem didaktischen Kategorialmodell, das Lernende in den Mittelpunkt stellt, werden 26 didaktische Dimensionen und 130 Prinzipien konstruiert, die für Unterrichtsmethoden eine handlungsanleitende Funktion übernehmen können.
Am Beispiel der 20 Unterrichtsmodelle von Karl-Heinz Flechsig werden die Ergebnisse exemplarisch angewendet. Im Rahmen dieser diskursiven Exploration werden über 133 Unterrichtsmethoden identifiziert und damit der innovative und heuristische Charakter der didaktischen Taxonomie demonstriert.
Das Buch dient jedoch nicht dazu, diese Unterrichtsmethoden 1:1 zu übernehmen, sondern es stellt ein Methode vor, wie vielfältiger didaktischer Mehrwert generiert werden kann und ist daher ein Plädoyer für didaktische Vielfalt.
Weiter Unterlagen finden sich auf der entsprechenden Seite meiner persönlichen Webseite: http://peter.baumgartner.name/pdv/material
1. Donau-Universität Krems
Universität für Weiterbildung
Der Foliensatz ist unter einer Creative Commons-Lizenz lizenziert:
Taxonomie von Unterrichtsmethoden:
Ein Plädoyer für didaktische Vielfalt
2. Donau-Univerität Krems
Universität für Weiterbildung
Didaktische Vielfalt Peter Baumgartner 2
Taxonomie: als Lösung: Was ist das? Wozu?
Grundprinzip, Vorteile, Schwierigkeiten
Gestaltung: als Prozess: Wie zu realisieren?
Handlungs- und Beschreibungsebenen – Kategorialmodell.
Anwendung: als Produkt: Wo zu realisieren?
Einsatzgebiete, Handlungspraxis, Zusammenfassung
Didaktische Vielfalt: Ja! – Aber wie?
3. Donau-Univerität Krems
Universität für Weiterbildung
Didaktische Vielfalt Peter Baumgartner 3
“There is Nothing So
Practical as a Good
Theory”
http://en.wikipedia.org/wiki/Kurt_Lewin
Kurt Lewin (1890-1947)
Begründer der Sozialpsychologie
4. Donau-Univerität Krems
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Didaktische Vielfalt Peter Baumgartner 4
Quelle: (31.05.2011)
http://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_Unterrichtsmethoden
= Permalink der 1. Dezember 2010 gesichteten und freigegebenen Version:
http://snipurl.com/peba-liste-unterrichtsmethoden
Der Didaktik respektive der Methodik,
ist es bisher nicht gelungen, eine
konsistente Taxonomie von
Unterrichtsmethoden aufzustellen.
Ein kritischer Befund…
5.
6. Donau-Univerität Krems
Universität für Weiterbildung
Didaktische Vielfalt Peter Baumgartner 6
Unter Taxonomie wird ein
systematisches Klassifikationsschemata
zur Ordnung von Dingen,
Erscheinungen, Prozessen etc. nach
einheitlichen sachlogischen Prinzipien,
Verfahren und Regeln verstanden.
Was ist eine Taxonomie?
7. AK-Taxonomie leer, deutsch
WISSENS-
DIMEN-
SION
KOGNITIVE PROZESSDIMENSION
1.
Erin-
nern
2.
Ver-
stehen
3.
Anwen-
den
4.
Analy-
sieren
5.
Bewer-
ten
6.
Erzeu-
gen
A.
Fakten-
wissen
B.
Konzeptio-
nelles Wissen
C.
Prozedurales
Wissen
D.
Meta-kogni-
tives Wissen
8. Beispiel einer Anwendung (Zuordnung)
Studierende können die wichtigsten Theorien des
didaktischen Designs aus dem Gedächtnis aufzählen:
„Aus dem Gedächtnis aufzählen“ erfordert „Erinnern“;
„Theorien“ entspricht „konzeptionellen Wissen“. Das Lernziel
ist daher der Zelle B1 zuzuordnen.
Studierende lernen die wichtigsten Theorien des didaktischen
Designs:
Was ist unter „Lernen“ zu verstehen? Heißt „Lernen“, dass
Studierende diese Theorien aufzählen (d.h. erinnern,
abrufen) können oder heißt es diese Theorien zu verstehen,
anwenden, analysieren oder bewerten können?
1
2
9. Donau-Univerität Krems
Universität für Weiterbildung
Didaktische Vielfalt Peter Baumgartner 9
Funktion Beschreibung
Integration
Scheinbar isolierte Erscheinungen werden nach
gemeinsamen Merkmalen zusammengefasst.
Orientierung
Die Lage der systematisch geordneten Phänomene gibt
Aufschluss über ihre wechselseitigen Beziehungen.
Information
Eine stimmige Systematik impliziert präzise begriffliche
Abgrenzungen. Damit wird die Kommunikation erleichtert
und Missverständnisse vermieden.
Kostensenkung
Eine konsistente systematische Einordnung fördert die
Standardisierung und Wiederverwendung.
Vorteile didaktischer Taxonomien –1
10. Donau-Univerität Krems
Universität für Weiterbildung
Didaktische Vielfalt Peter Baumgartner 10
Funktion Beschreibung
Transfer
Ähnlichkeiten und Unterschiede sind leichter erkennbar.
Erleichtert (Wieder-)Erkennung und Übertragung.
Innovation
Anwendungsvielfalt wird gefördert, weil bisher Unbekanntes
neben bereits bekannten Phänomenen verortet sind.
Heuristik
Leerstellen in einem konsistentes Gliederungssystem
fördern zielgerichtete Forschung.
Theoriebildung
Nicht integrierbare Phänomene fördern Überarbeitung der
Systematik und öffnen den Blick auf neue Zusammenhänge.
Vorteile didaktischer Taxonomien –2
11. Donau-Univerität Krems
Universität für Weiterbildung
Didaktische Vielfalt Peter Baumgartner 11
Taxonomie: Was ist das? Wozu ist sie notwendig?
Grundprinzip, Vorteile, Schwierigkeiten
Gestaltung: Handlungs- und Beschreibungsebenen
Kategorialmodell, didakt. Dimensionen, Prinzipien, Profile
Anwendung: Heuristisches Instrument
Einsatzgebiete, Handlungspraxis, Zusammenfassung
✔
Taxonomie von Unterrichtsmethoden –
Ein Plädoyer für didaktische Vielfalt
12. Donau-Univerität Krems
Universität für Weiterbildung
Didaktische Taxonomie - PDV Peter Baumgartner 12
PING. http://ping.lernnetz.de/pages/n183_DE.html
(Zugegriffen: 30. Mai 2011).
Flechsig, Karl-
Heinz. 1996. Kleines
Handbuch
didaktischer
Modelle. Eichenzell:
Neuland Verl. für
Lebendiges Lernen.
Anleihen bei Karl-Heinz Flechsig
14. 5-taxonomie-pb-grundform-leer#
Handlungs-
bereich der
Didaktik
Stufe der didaktischen Beschreibung
Praxis-
beschrei-
bungen
Methoden
Prinzipien
Dimen-
sionen
Kate-
gorienMuster Modelle
1 2a 2b 3 4 5
E
Curriculum
Programm
D
Curric. Block
Modul
C
Inhaltl. Block
Ensemble
B
Lehr-/Lern-
Situation
Szenario
A
Interaktion
HandlungDidaktische Vielfalt 14Peter Baumgartner
15. 5-taxonomie-felder-didaktisches-design#
Handlungs-
ebene der
Didaktik
D i d a k t i s c h e
Beschrei-
bungen
Methoden
Prinzipien
Dimen-
sionen
Kate-
gorienMuster Modelle
1 2a 2b 3 4 5
E
Curriculum
Programm
D
Curric. Block
Modul
C
Inhaltl. Block
Ensemble
B
Lehr-/Lern-
Situation
Szenario
A
Interaktion
Handlung
22. Donau-Universität Krems
Department für Interaktive Medien und Bildungstechnologien
Didaktische Vielfalt Peter Baumgartner 22
Anzahl von LernteilnehmerInnen
1 2 3-7 8 bis 30 30+
Körperwahrnehmung
gar nicht
nur retrospektiv
über das Lernprodukt
(z.B. Datei, Website)
kaum
eMail,
Forum
mittelmäßig
Synchrone
Schriftliche
Formen, wie
Chat
ziemlich
Video-,
Audio-
konferenz
außerordentlich
Körperliche
Präsenz
Face-to-face
Didaktische Dimensionen
Selbstbestimmung
Fremdsteuerung
(Aufgabe, Zeit und
Reihenfolge vorgegeben)
Selbstorganisation
(Aufgabe, Zeit und
Reihenfolge frei)
Selbststeuerung
(Zeit frei)
23. Donau-Universität Krems
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Didaktische Prinzipien (DP)
1. Fünf DPs pro Dimension
2. DPs sind didaktische
Handlungsorientierungen
3. Die Grundform ist: Adjektiv +
„Lernen“
4. Beispiele: entdeckendes,
implizites, auditives,
selbstgesteuertes,
autodidaktisches, situiertes Lernen
24. Donau-Universität Krems
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Didaktische Vielfalt Peter Baumgartner 24
Didaktische Dimensionen + Prinzipien
fremdbestimmtes
Lernen
selbstbestimmtes
Lernen
selbstgesteuertes
Lernen
Beispiel: Selbstbestimmung
Fremdsteuerung
(Aufgabe, Zeit und
Reihenfolge vorgegeben)
Selbstorganisation
(Aufgabe, Zeit und
Reihenfolge frei)
Selbststeuerung
(Zeit frei)
fremdgesteuertes
Lernen
selbstorgansiertes
Lernen
25. Donau-Universität Krems
Department für Interaktive Medien und Bildungstechnologien
1. Das Suchen nach einem zentralen didaktischen
Aspekt für das Modell/Muster eröffnet das
dahinter liegende didaktische Potential bzw. dem
didaktischen Mehrwert.
2. Beispiel: Podiumsdiskussion:
a) Was ist ihr didaktisches Potential?
b) Wie lässt es sich als didaktisches Prinzip
formulieren?
Didaktische Vielfalt
MeinungsträgerInnen-Positionen erfahrendes
Lernen
30. 5-taxonomie-handlungsprozesse-
strukturen
#
Handlungs-
ebene der
Didaktik
Ebene der didaktischen Beschreibung
Praxis-
beschrei-
bungen
Methoden
Prinzipien
Dimen-
sionen
Kate-
gorienMuster Modelle
1 2a 2b 3 4 5
E
Curriculum
Programm
D
Curric. Block
Modul
C
Inhaltl. Block
Ensemble
B
Lehr-/Lern-
Situation
Szenario
A
Interaktion
Handlung
HANDLUNGSPROZESSE
HANDLUNGSSTRUKTUREN
Didaktische Vielfalt 30Peter Baumgartner
31. Didaktische Prinzipen in der Zeit
Funktion didaktischer Prinzipien in der Zeit
Zukunft Gegenwart Vergangenheit
Entwurf, Plan, Design,
Drehbuch, Skript
Durchführung, reale
Handlung
Vollzogene Handlung,
erlebte Situation
Wegweiser als
Handlungsorientierung
Pfeiler oder Säulen, die die
Situation „tragen“
Rekonstruktion der
didaktischen Situation
32. Didaktische Prinzipen in der Zeit
Planung
(Zukunft)
Umsetzung
(Gegenwart)
Rekonstruktion
(Vergangenheit)
Entwurf, Plan, Konzeption,
Design, Drehbuch, Skript
Handlung durchführen,
methodisches Vollziehen
Vollzogene Handlung,
erlebte Situation
Handlungsentwurf:
Imaginierte Handlung.
Didakt. Entwurfsmuster
Handlungswissen
(„knowing-in-action“)
Idee (im Kopf)
handeln, gestalten:
Handlungsdurchführung.
Didakt. Handlungsmuster
Reflektieren im Handeln
(„reflection-in-action“)
Bewegung, sich verändernd
Handlung, Gestalt(ung):
Handlungsergebnis.
Did. Konfiguration, Situation
Reflektieren über Handlung
(„reflection-on-action“)
erstarrt, „eingefroren“,
Modell Muster Modell
Didaktische Vielfalt 32Peter Baumgartner
33. Muster/Methode und Variation
Muster/Methode im Singular
= Unterrichtsmodell
Modell, Vorbild, Vorlage, Schablone
Eine Variation ist eine kleine oder auch
große Änderung desselben Musters
Muster/Methode im Plural
= Unterrichtsmuster
Struktur, Anordnung, Konstellation,
Konfiguration
Jede noch so kleine Variation, die die
Struktur ändert, bildet selbst wiederum
ein eigenes MusterDidaktische Vielfalt 33Peter Baumgartner
34. Donau-Universität Krems
Department für Interaktive Medien und Bildungstechnologien
Lösung Problem
Folgen Kräfte
(1) (2)
(3) (4)
(5)
Musterbeschreibung: Reihenfolge - Analyse
35. Donau-Universität Krems
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Lösung Problem
Folgen Kräfte
(4) (2)
(5) (3)
(1)
Musterbeschreibung: Reihenfolge - Darstellung
36. Didaktische Vielfalt Peter Baumgartner 36
Taxonomie von Unterrichtsmethoden –
Ein Plädoyer für didaktische Vielfalt
Taxonomie: Was ist das? Wozu ist sie notwendig?
Grundprinzip, Vorteile, Schwierigkeiten
Gestaltung: Handlungs- und Beschreibungsebenen
Kategorialmodell, didakt. Dimensionen, Prinzipien, Profile
Anwendung: Heuristisches Instrument
Einsatzgebiete, Handlungspraxis, Zusammenfassung
✔
✔
37. Donau-Universität Krems
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Didaktische Vielfalt Peter Baumgartner 37
# Familie Anzahl # Familie Anzahl
1 Anschauung 5 11 Leitmedium 9
2 Argumentation 10 12 Lernstatt 6
3 Aufgabe 5 13 Peer-Lernen 8
4 Auftrag 3 14 Personalisierung 5
5 Beispiel 3 15 Probehandlung 9
6 Fall 7 16 Problem 4
7 Famulatur 4 17 Verbund 4
8 Ferne 21 18 Wiederholung 7
9 Frontalvermittlung 7
10 Immersion 12 GESAMT 133
Verzeichnis der Modellfamilien
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Didaktische Vielfalt Peter Baumgartner 38
Modell
Didaktisches
Prinzip
Beschreibung
Anwendung
Applizierendes
Lernen
Grundlegender Wechsel des Inhalts
(bzw. des Kontexts), zeitlich versetzt
Drill
Paukendes
Lernen
Gleicher Inhalt, sehr oft, sehr lange
Prägung
Einprägendes
Lernen
Gleicher Inhalt, unmittelbar danach
Rekapitulation
Rekapitulierendes
Lernen
Gleicher Inhalt, rückläufig kombiniert,
einige Zeit später
Repetition
Repetierendes
Lernen
Gleicher Inhalt, zeitlich versetzt
Training
Trainierendes
Lernen
Gleicher Inhalt mit steigender
Anforderung
Übung Übendes Lernen
Ähnlicher Inhalt variiert, unmittelbar
danach oder auch später
Modellfamilie „Wiederholung“
39. Donau-Universität Krems
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Didaktische Vielfalt Peter Baumgartner 39
1. Didaktischer Ordnungsrahmen:
a) 5 Handlungsebenen
b) 6 Beschreibungsebenen
c) 30 Felder
2. Didaktisches Kategorialmodell: 7 Kategorien
3. Didaktische Dimensionen: 26
4. Didaktische Prinzipien: 26x5 = 130
5. Didaktische Modell-Familien = 18
6. Didaktische Modelle und Aspekte = 133
Zusammenfassung
40. Donau-Universität Krems
Department für Interaktive Medien und Bildungstechnologien
Didaktische Vielfalt Peter Baumgartner 40
“Ich glaube, einen Philosophen,
einen der selbst denken kann,
könnte es interessieren, meine
Noten zu lesen. Denn wenn ich
auch nur selten ins Schwarze
getroffen habe, so würde er doch
erkennen, nach welchen Zielen
ich unablässig geschossen
habe.” (Über Gewissheit, §387)
Ludwig Wittgenstein (1889-1951)
41. Donau-Universität Krems
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Didaktische Vielfalt Peter Baumgartner 41
Weiteres Material und Hinweise
http://peter.baumgartner.name/pdv/material
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Danke für die Aufmerksamkeit!
Univ.Prof. Dr. Peter Baumgartner
http://www.donau-uni.ac.at/imb
http://www.peter.baumgartner.name/goodies/pdv
http://twitter.com/pbaumgartner
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