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Rhetorik                                eBooklet # 2




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F ü r die Führ ungskräfte von morgen!
Rhetorik                                             1




           Inhalt
                    Vorwort                           2

                    Ein kleiner Abriss über die
                    Geschichte der Rhetorik           3

                    Rhetorik als Kunst zu wirken!     5

                    Gesprächsrhetorik                12

                    Rhetorik und Schlagfertigkeit    20

                    Rhetorik und Körpersprache       23

                    Stimmige Tipps für Ihre Stimme   29
Rhetorik                                                                                 2




                                Vorwort
                                          Liebe Leserin, lieber Leser,

                                          Nach dem überwältigenden Erfolg unseres ersten
                                          eBooklets „Gesammelte Newsletter-Vorworte“ prä-
                                          sentieren wir Ihnen nun stolz die Nummer zwei:
                                          „Rhetorik – Die Kunst zu wirken“.

                                          Wir hoffen, Ihnen mit diesem eBooklet einen um-
                                          fassenden Einblick und Überblick zu dem wichtigen
                                          Thema „Rhetorik“ geben zu können und wünschen
                                          Ihnen viel Spaß beim Üben und Ausprobieren und
                                          natürlich viel Erfolg bei Ihrer nächsten Rede!

                                          Herzlichst

           „Als allgemeine Regel          Ihre
            lässt sich aufstellen:
                                          Carolin Metzger und Heiko Lüdemann
            Es gibt keinen Satz,          und das Team der www.coachacademy.de
              in dem man von
              zwanzig Wörtern
           nicht fünf weglassen
             könnte. Und wenn
           ich fünf sage, bin ich
            noch bescheiden.“

                Paul Leautaud
Rhetorik                                                                  3




Ein kleiner Abriss über die Geschichte der Rhetorik
                          Rhetorik, als Kunst des Redens und Über-
                          zeugens, hat eine über 2000 jährige Ge-
                          schichte. In diesem Zeitraum hat sie viele
                          grundlegende Veränderungen erfahren.



                          Frühe Rhetorik

                          Ihren Ursprung hat die Rhetorik im antiken Grie-
                          chenland, genauer im 5. Jh. v. Chr. Sie entstand
                          nach der Beseitigung der Tyrannenherrschaft in
                          Syrakus und Athen. Auf ökonomischem und poli-
                          tischem Gebieten, vor allem in der Gerichtsbarkeit
                          hatte sie einen hohen Stellenwert. Zu diesem Zeit-
                          punkt war die Vertretung vor Gericht durch einen
                          Anwalt noch unüblich. Der Kläger sprach für sich
                          selbst und ebenso der Angeklagte.

                          Es kam darauf an, alle, die zu der Versammlung
                          gekommen waren, zu überzeugen. Es bekam der-
                          jenige Recht, dessen Rede überzeugender war.
                          Dieser Umstand führte zu der Ausbildung der ers-
                          ten „Ghostwriter“. Diese schrieben die Reden, die
                          dann vor Gericht gehalten wurden. Dabei entwi-
                          ckelten sie Regeln, wie man vorgehen muss, um
                          zu überzeugen. Es entstand eine Bewegung, die
                          den Namen Sophismus bekam.
Rhetorik                                                                     G e s c h i c h t e d e r R h e t orik   4




Platon und auch sein Schüler Aristoteles waren die    Rhetorik im Mittelalter
schärfsten Kritiker des Sophismus. In ihren Augen
fehlte dem Sophismus der Wahrheitsanspruch. Es        Im christlichen Mittelalter eignete man sich das
ginge nur darum, seine Meinung durch zu setzen,       rhetorische Wissen nach anfänglichem Zögern.
selbst wenn diese unwahr sei. Dennoch erkann-         In den Schulen wurden die sieben freien Künste
ten beide den Nutzen der Rhetorik an und modifi-      (Grammatik, Dialektik, Rhetorik, Geometrie, Arith-
zierten später ihr Urteil.                            metik, Astronomie und Musik.) gelehrt, wobei der
                                                      Rhetorik neben Grammatik und Dialektik grundle-
                                                      gende Bedeutung zukam.
Rhetorik als Bildungssystem

Römischen Redner und Redetheoretiker gestal-          Die moderne Definition der Rhetorik
teten die Rhetorik dann endgültig zu dem neben
der Philosophie wirkungsmächtigsten Bildungs-         „Rhetorik ist ein zusammenfassender Begriff für
system der europäischen Geschichte um. Cicero         die Theorie und Praxis der menschlichen Bered-
schuf die Grundlage für ein umfassendes Lehrge-       samkeit in allen öffentlichen und privaten Angele-
bäude, in dem Erziehung, Politik, Recht, Gesell-      genheiten, ob sie in mündlicher, schriftlicher oder
schaftstheorie und Ethik zusammengeführt wur-         durch die technischen Medien (Film, Fernsehen,
den. Sein Ideal war der „perfectus orator“, der die   Internet) vermittelter Form auftritt. Als wissen-
Redekunst auf der Grundlage einer umfassenden         schaftliche Disziplin beschäftigt sich die Rhetorik
Allgemeinbildung mit moralischem Verantwor-           mit der Analyse sprachlicher oder der Sprache
tungsbewusstsein ausübt und ein „vir bonus“, ein      analoger Kommunikation (körperliche Beredsam-
guter Mensch, sein soll. Dieses Ideal beeinflusst     keit), die wirkungsorientiert, also auf die Überzeu-
die Persönlichkeitsideale westlicher Kulturen bis     gung des Adressaten hin ausgerichtet ist (persua-
zum heutigen Tage.                                    sive Kommunikation).“

                                                      Vereinfacht heißt das: Wann immer zwei oder mehr
                                                      Menschen miteinander reden, Informationen aus-
                                                      tauschen, auch nonverbal, ist Rhetorik mit im Spiel!
                                                      Viel Erfolg!
Rhetorik                                      R h e t o r i k a l s K u n s t z u w i r ken   5




Rhetorik als Kunst zu wirken
                          Grundsätze wirkungsvoller Rhetorik

                          Müssen Sie eine Rede oder einen Vortrag halten?
                          Möchten Sie wissen, wovon es abhängt, ob Ihre
                          Zuhörer Ihnen interessiert folgen oder sich lang-
                          weilen? Hier erfahren Sie praktische Tipps, wie
                          Sie Ihre Rede lebendig gestalten.



                            Der erste Eindruck ist entscheidend,
                            und der letzte Eindruck bleibt ...

                          ... das „Dazwischen“ sollte allerdings auch im Ge-
                          dächtnis der Zuhörer haften bleiben! Nicht jeder ist
                          der geborene Redner und kann das „Dazwischen“
                          vortrefflich gestalten, aber jeder kann die eigenen
                          Möglichkeiten nutzen, seine Zuhörerschaft zu fes-
                          seln. Hierbei sollten Sie bestimmte Grundsätze
                          beherzigen:

                          • Bei einer Rede sind die Zuhörenden immer
                            Dialogpartner, auch wenn sie nicht das Wort
                            ergreifen. Zustimmung, Aufmerksamkeit und
                            Konzentration „liegen in der Luft“, sind spür
                            bar und lassen den Redner über sich selbst
                            hinauswachsen.
Rhetorik                                                                  R h e t o r i k a l s K u n s t z u w i r ken   6




• In erster Linie müssen Sie hinter dem, was Sie       Welche Faktoren beeinflussen neben der Stimme
  sagen, auch stehen können. „Das gesproche-           die Wirkung auf das Publikum?
  ne Wort ist leer, das empfundene wahr.“
  (Mór Jókai) Sie überzeugen nur dann, wenn            Wenn wir vor Publikum reden, wollen wir meist nicht
  Sie selbst überzeugt sind!                           bloß informieren, sondern motivieren und überzeu-
                                                       gen. Dies gelingt uns nur, wenn wir das Gesagte
• Es ist nicht nur entscheidend WAS Sie sagen,         ansprechend und verständlich aufbereiten.
  sondern WIE Sie es sagen! Und das WIE ist
  eng geknüpft an die Stimme und deren be-             • Sprechen Sie so konkret, dass andere das
  wussten Einsatz.                                        Gehörte vor Augen haben, sich ein Bild von
                                                         der Sache machen können! Sie erreichen dies,
Die eigene Stimme ist für unser Ohr kein ange-           indem Sie mit farbigen Vergleichen und kon-
nehmer Klang. Wenn wir zum Beispiel die Ansage           kreten Beispielen arbeiten – je anschaulicher
auf unseren Anrufbeantworter sprechen und uns            und spannender, desto besser!
das Ergebnis anhören, so erkennen wir uns oft
nicht wieder. Uns stören häufig Klang, Modulati-       • Verabschieden Sie sich von ermüdenden,
on, Tempo, Lautstärke und auch Aussprache und            nicht mehr nachvollziehbaren Endlossätzen.
Wortwahl.                                                Formulieren Sie kurz und knapp.

Häufig schleicht sich das Gefühl ein, mit einer sol-   • Keine Füllworte! Füllworte wie „tja“, „nun“,
chen Stimme ein Publikum eher zu erschrecken             „also“, „eigentlich“, „dann“ strapazieren die
als es zu fesseln. Aber bereits die bewusste Wahr-       Geduld der Zuhörenden. Diese Worte schlei-
nehmung dieser Aspekte ist ein erster Schritt hin        chen sich leicht ein, wenn die eigenen Gedan-
zu Änderungen.                                           ken beim Reden ins Stocken geraten. Besser
                                                         ist es, hier eine kurze Sprech- und Denkpause
Wer sich intensiv mit der eigenen Stimme ausein-         zu machen – das entlastet Sie selbst, und die
andersetzen will, sollte im praktischen Tun Erfah-       Zuhörenden können einen Augenblick ver-
rungen sammeln und sich mit Hilfe von professio-         schnaufen und das bereits Gehörte verdauen.
nellem Feedback kontinuierlich verbessern.
Rhetorik                                                                 R h e t o r i k a l s K u n s t z u w i r ken   7




• Quälen Sie Ihr Publikum nicht mit Fremd-          Produktionsstadien einer Rede
  wörtern. Denn wer nicht versteht, der hält Sie
  für arrogant, schaltet ab und ist nur schwer      1. Inventio: Das Auffinden der Gedanken
  wieder zurück zu gewinnen.
                                                    Zuerst geht es darum, das Thema zu verstehen und
• Arbeiten Sie mit rhetorischen Fragen. Das         Informationen dafür zu sammeln. Nehmen wir an, Sie
  menschliche Gehirn ist so angelegt, dass es       müssen eine Rede zum Thema „Sollen die Telefon-
  bei Fragen automatisch anfängt zu arbeiten.       zellen wieder gelb werden?“ halten. Als erstes über-
  Und was wünscht sich ein Vortragender mehr,       legen Sie sich alle Vor- und Nachteile, die es mit sich
  als dass das Publikum mitdenkt und neugierig      bringt, wenn die Telefonzellen wieder gelb werden.
  den Ausführungen lauscht.                         Sammeln Sie alle Argumente, egal wie gut oder wie
                                                    schlecht sie Ihnen erscheinen mögen. Aussortieren
• Das Publikum wird es Ihnen hoch anrechnen,        können Sie später immer noch. Am besten entschei-
  wenn Sie sich auf das Wesentliche beschrän-       den Sie sich bereits jetzt für welche Seite sie reden
  ken und nicht abschweifen. Denn nichts ist so     wollen. Überlegen Sie sich auch bitte gut, welche
  nervtötend wie einer, der sich selbst gerne       Argumente die Gegenseite bringen wird, damit Sie
  reden hört und nicht zum Punkt kommt.             diese entkräften können. In diesem Stadium legen
                                                    Sie auch fest, welches Ihre Hauptaussage sein wird.

Aufbau und Struktur einer Rede                      2. Dispositio: Das Ordnen der Gedanken

Es gibt in der Rhetorik leider keine Patentrezep-   Im zweiten Arbeitsschritt gliedern Sie Ihren Text. Die
te. Es kommt immer darauf an, was Sie erreichen     Rhetorik gibt Ihnen auch hier ein kleines Hilfsmittel
möchten und dementsprechend müssen Sie Ihre         an die Hand: Die Lehre von den vier Redeteilen:
Vorgehensweise planen. Ein guter Leitfaden sich
auf eine Rede, oder auch auf ein Gespräch vor zu    a) Einleitung (exordium)
bereiten sind die Produktionsstadien einer Rede     b) Darlegung des Sachverhalts (narratio)
aus der klassischen Rhetorik.                       c) Argumentation und Beweisführung
                                                       (argumentatio)
                                                    d) Der Redeschluss (conclusio, peroratio).
Rhetorik                                                               R h e t o r i k a l s K u n s t z u w i r ken   8




Eine weitere Form den Text zu gliedern kommt ur-    Argument an den Anfang und das Stärkste an den
sprünglich aus der Werbung. Es handelt sich hier    Schluss – denn die Aufmerksamkeit der Zuhörer
um die AIDA/AITA-Formel. Es ist eine Abkürzung      ist am Anfang und am Schluss am höchsten.
für:
                                                      Auch hier gilt: Der erste Eindruck zählt,
  A: Attention: die Aufmerksamkeit der                der letzte bleibt.
  Zuhörer auf sich selbst (den Redner)
  zu lenken.                                        3. Elocutio: Die Sprachliche Ausgestaltung

  I: Interrest: das Interesse für das Thema         Der dritte Arbeitsschritt umfasst die sprachliche
  wecken.                                           Ausgestaltung des Textes und damit wohl den be-
                                                    kanntesten Teil der Rhetorik: Die Stilmittel.
  D/T: Desire/Theorie: den Wunsch nach
  Ihrem Produkt, einer Handlung wecken,             Unter Stilmittel versteht man die verschiedenen
  bzw. die Theorie erläutern.                       Figuren und Tropen, wie z.B. Metaphern, Allitera-
                                                    tionen. Sowie den Wortgebrauch und die Satzfü-
  A: Action: die Zuhörer zu einer (ab-              gung, soweit diese nicht grammatischen, sondern
  schließenden) Aktion motivieren; durch            stilistisch-rhetorischen Zwecken dienen. Sprach-
  eine Zusammenfassung oder einen Appell            richtigkeit, Deutlichkeit, Angemessenheit an Inhalt
  den Vortrag beenden.                              und Zweck der Rede, Redeschmuck und Vermei-
                                                    dung alles Überflüssigen sind die obersten Stil-
Prüfen Sie alle gefunden Argumente, Inhalte und     qualitäten.
bewerten diese. Wie wichtig sind sie? Berücksich-
tigen Sie dabei, vor welchem Publikum Sie reden     4. Memoria: Das Sich-vertraut-machen
werden. Vor Fachleuten werden Sie andere Argu-      mit dem Text
mente/Inhalte bringen als vor Laien, vor Kommili-
tonen andere, als vor Freunden.                     Das heißt: Üben, üben, üben.

Noch ein kleiner Tipp: Wenn Sie mehrere Argu-       Üben Sie ihren Text vor Freunden, vor dem Spie-
mente haben, dann setzen Sie ihr zweitstärkstes     gel, vor den Sofakissen. Nehmen Sie ihren Vortrag
Rhetorik                                                                    R h e t o r i k a l s K u n s t z u w i r ken   9




auf. Das gibt Ihnen Sicherheit und wirkt sich auf      Wir kennen alle diese Situation, es steht ein Fest
die Art Ihres Vortrags aus. Sie wirken souveräner.     an, irgendeine (halb-) offizielle Feierlichkeit und wir
Schreiben Sie die wichtigsten Stichworte auf Kar-      bekommen eine Rede aufs Auge gedrückt: „Mach’
teikarten. Nicht mehr als drei Stichworte oder ei-     Du das, Du kennst ihn/sie am besten von uns al-
nen ausformulierten Satz auf eine Karte.               len.“ oder „Herr/Frau XY, dass ist Ihr Projekt, bitte
                                                       stellen Sie es auf der Sitzung vor.“ Nicht immer
Nummerieren Sie die Karten durch, so sind diese        haben wir viel Zeit zur Vorbereitung und ehe wir
schneller sortiert, falls mal etwas durcheinander      uns versehen, stehen wir schon vor versammelter
kommt. Die letzte Karte sollte etwas größer sein       Mannschaft und bekommen den Mund nicht auf.
(oder in einer anderen Farbe), dann ist sie leicht
zur Hand, wenn Sie schnell zum Schluss kommen
müssen Formulieren Sie am besten den ersten            Vorbereitung in sechs Mini-Schritten
Satz aus und lernen Sie diesen auswendig. Und
überlegen Sie auch einen pfiffigen Schlusssatz,        Haben Sie noch ein paar Stunden Zeit, Ihre Rede
der gut in Erinnerung bleibt.                          vorzubereiten (falls nicht, siehe unten), gilt Fol-
                                                       gendes: Als erstes muss ein Ziel definiert werden:
5. Actio: Verwirklichung der Rede                      „Was will ich mit meiner Rede erreichen?“ „Will ich
                                                       unterhalten?“ „Will ich XY in einem bestimmten
Dazu gehört auch, neben der Rede selbst (!) das        Licht darstellen?“ „Will ich erreichen, dass mein
ganze „darum herum“: Reservierung des Raumes,          Projekt angenommen wird?“
Versenden der Einladung, Kontrolle der techni-
schen Geräte und des Raumes.                           Wenn Sie diese Frage für sich beantwortet ha-
                                                       ben, dann können Sie ans Schreiben Ihrer Rede
                                                       gehen. Wenn Sie sich dabei an folgende Regeln
Reden aus dem Stehgreif                                halten, stehen die Chancen für eine gelungene
                                                       Rede gut:
Was können Sie tun, um trotz aller Überraschung
und Nervosität souverän eine kleine Rede halten zu     1. Wählen Sie einen Einstieg, den ihre Zuhörer
können? Welche Regeln gibt es? Was können Sie          nicht erwarten. Ein Zitat oder eine Zeitungsmel-
tun, wenn Sie keine Zeit hatten, sich vorzubereiten?   dung passend zum Thema, oder etwas anderes,
Rhetorik                                                                 R h e t o r i k a l s K u n s t z u w i r ken   10




das nicht nach: „Meine sehr verehrten Damen           4. Verwenden Sie möglichst wenige Fremdwörter
und Herren“ klingt!                                   und Fachbegriffe, sondern benutzen Sie ihre eige-
                                                      nen Worte. Aber achten Sie darauf, dass die Rede
  Merke: Der erste Eindruck prägt,                    nicht an Niveau verliert.
  der letzte bleibt!
                                                      5. Sie sind nervös? Sie wissen nicht wie die Rede
2. Deshalb ist auch wichtig, dass Sie einen guten     wirkt? Dann üben Sie vor Freunden, die Ihnen im
Schluss haben, der nicht nach: „Ich bedanke mich      Anschluss konstruktives Feedback geben sollen
für Ihre Aufmerksamkeit“ klingt. Hier eine kleine     (1. Was haben Sie gut gemacht? 2. Was können
Übersicht, wie Sie Ihren Schluss gestalten können:    Sie besser machen?). So gewinnen Sie an Sicher-
                                                      heit und können im Notfall noch schnell was än-
Ausblick / Zusammenfassung / Aufforderung /           dern.
Kompromiss / Schlagwort / Zitat / Parabel / Grö-
ßeren Zusammenhang zeigen / Hoffnung                  6. Schauen Sie ins Publikum und suchen Sie nach
                                                      lächelnden Gesichtern! Das gibt Ihnen Sicherheit.
Was wissen Sie über Ihre Zuhörer? Holen Sie sich      Vergessen auch Sie nicht zu lächeln!
so viele Informationen wie nur möglich und lassen
Sie diese in die Rede einfließen. So werden sich
die Zuhörer einbezogen. Apropos einbezogen:           Last-Minute-Notfall-Paket
Schreiben Sie Ihre Rede so, dass sie die Zuhörer
involviert, nicht bloß informiert!                    Was aber sollen wir tun, wenn wir keinerlei Zeit und
                                                      Gelegenheit hatten, uns auf eine Rede vorzuberei-
3. Beachten Sie: Eine Rede ist keine Schreibe.        ten? Wenn wir regelrecht damit überfallen werden?
Satzkonstruktionen die in einem Fließtext gut klin-
gen sind unter Umständen nicht sprechbar. Lesen       Für solche Fälle gibt ein ganz einfaches Schema: Sie
Sie sich die Rede während Sie diese schreiben         orientieren Ihre Rede an den folgenden drei Fragen:
immer wieder laut vor, dann merken Sie sofort, wo
es nicht flüssig ist.                                   Was war?      Was ist?           Was wird sein?
Rhetorik                                                R h e t o r i k a l s K u n s t z u w i r ken   11




   Ein Beispiel: Eine Feier zum 70. Geburt-
   tag der Großmutter. Auf einmal tritt Ihnen
   der Großvater symbolisch auf die Füße und
   besteht darauf, dass Sie eine Rede halten
   sollen („Die Omi freut sich doch so...“). Sie
   beginnen Ihre Rede damit, dass Sie erzählen
   wie Sie als Kind Ihre Großmutter erlebt haben,
   ein bis zwei lustige Anekdoten, weiter kön-
   nen Sie erzählen, wie Sie jetzt bei Ihrer Groß-
   mutter immer Rat suchen, oder dass sie
   Ihnen immer Geld zusteckt – irgendetwas,
   das Ihr Verhältnis charakterisiert. Zum Ab-
   schluss phantasieren Sie, wie das Verhält-
   nis in Zukunft aussehen soll („Auf die
   nächsten 70!“).

Klar, dass sich das alles jetzt viel einfacher anhört,
als es zu sein scheint. Aber es ist einfach, was Sie
brauchen ist Übung!

Üben Sie im Freundeskreis solche Stehgreifreden
zu halten: Zum Beispiel wenn Sie abends in der
Kneipe sind oder sich zu Hause treffen. Machern
Sie einen kleinen Wettbewerb daraus; das macht
Spaß und der Ernstfall macht Ihnen nichts mehr
aus!
Rhetorik                                                          12




Gesprächsrhetorik
                    Rhetorik in der Kommunikation

                    Wer andere überzeugen oder Missverständnisse
                    vermeiden will, muss erfolgreich kommunizieren
                    können, doch egal „was“ man sagt, es kommt
                    darauf an, „wie“ man es sagt.

                    Dies erkannte bereits Leonardo da Vinci als er
                    feststellte: „Nimm wahr, dass alles mit allem in
                    Verbindung steht.“ So hat jede Nachricht vier Ebe-
                    nen, die es bei einer erfolgreichen Kommunikati-
                    on zu beachten gilt, nämlich die Sachebene, die
                    Selbstoffenbarung, die Beziehungsebene und der
                    Appell. Diese vier Seiten erscheinen sowohl auf
                    dem Sender, als auch dem Empfängerhorizont.



                    Der Sender

                    Auf der Sachinhaltsebene geht es darum, worüber
                    man informieren will. Diese Seite der Kommunika-
                    tion ist den Gesprächspartnern direkt zugänglich.
                    Gefühle, Neigungen und Haltungen werden je-
                    doch nicht nur sprachlich, sondern auch nonver-
                    bal ausgedrückt. Die Beziehungsebene stellt dar-
                    auf ab, „wie“ man mit anderen spricht. Dadurch
                    zeigt man, was man vom anderen hält und wie
Rhetorik                                                                             G e s p r ä c h s r h e t orik   13




man zueinander steht. Bewusst oder unbewusst           Tipps für eine gelungene Kommunikation
verfolgen Gesprächspartner bestimmte Ziele. Die
entsprechenden Aufforderungen erfolgt auf der          Für eine gelungene Kommunikation sind jedoch
„Appell-Ebene“.                                        alle Techniken gleich wichtig und nützlich. Daher
                                                       sollte man auf der Sachebene darauf achten:

Der Empfänger                                          •   sachlich zu bleiben
                                                       •   verständlich zu reden
In dem Sprichwort „Auf dem Ohr bin ich taub!“          •   analytisch zuzuhören
steckt mehr als nur ein Fünkchen Wahrheit. Schulz      •   rückzukoppeln
von Thun stellt in seinem Buch „Miteinader reden“      •   Dialog mit Pausen zu führen
ein Gesicht mit vier Ohren dar. Jeweils ein Ohr für
die Sachebene, die Selbstoffenbarungsebene, die        Auf der Selbstoffenbarungsebene gilt es:
Beziehungsebene und die Appell-Ebene. Auf der
ersten Ebene fragt sich der Hörer „Wie ist der Sach-   • überzeugend zu argumentieren
verhalt zu verstehen?“ Das Ohr, das für die Selb-      • Fragen zu stellen und um
stoffenbarung steht horcht darauf „Was ist das für     • fair zu lenken
einer?“ und „Was ist mit ihm?“ Hellhörig wird auch
das „Beziehungsebene-Ohr“. Hier geht es darum:         Die Beziehungsebene umfasst folgende Punkte:
„Wie redet der eigentlich mit mir?“ oder „Wen glaubt
er vor sich zu haben?“ Auch das „Appell-Ohr“ gerät     • aktives Zuhören
ins Grübeln bei der Frage: „Was soll ich tun, den-     • Gefühle direkt aussprechen
ken, fühlen auf Grund seiner Mitteilung?“              • Feedback geben und nehmen

                                                       Der Appell-Ebene appelliert:

                                                       • Ich-Botschaften zu senden
                                                       • die eigene Meinung zu sagen
                                                       • eigene Absichten und Ziele erklären
Rhetorik                                                                           G e s p r ä c h s r h e t orik   14




Richtig argumentieren                                 verallgemeinert diese, um die Nachteile zu ver-
                                                      deutlichen.
Um in einer Redesituation, sei es bei einem Vor-
trag, einer Diskussion oder im Vorstellungsge-          Vorteile: Ein deutlicher Vorteil besteht darin,
spräch überzeugen zu können, ist es unbedingt           dass durch die Überspitzung die Nachteile der
notwendig richtig zu argumentieren. Wenn Sie in         These ganz deutlich hervortreten und dass je
der Lage sind, die Argumente Ihres Gegenübers           der bestimmt zugibt in einer solchen Gesell-
zu erkennen, sind Sie vor etwaigen Manipulatio-         schaft nicht leben zu wollen. Insofern wird
nen geschützt. Darüber hinaus können Sie den            dieses Prinzip häufig sinnvoll genutzt.
richtigen „Hebel“ ansetzen, um das Argument zu
entkräften.                                             Nachteile: Der Nachteil besteht darin, dass
                                                        es auch sehr schnell wieder außer Kraft
Die folgende kleine Liste zeigt einige Grundlegen-      gesetzt werden kann durch eine Ausnahme-
de Prinzipien auf, wie Argumentationen funktionie-      regelung: „Klar wäre es nicht gut in einer
ren, wie sie uns nützen und wie sie „ausgehebelt“       Gesellschaft zu leben, in der alle stehlen,
werden können.                                          aber es tun ja nicht alle.“

                                                      Gerechtigkeits- oder Gleichheitsprinzip
Die Argumentationselemente
                                                      So funktioniert es: Dieses Prinzip arbeitet damit,
Das Verallgemeinerungsprinzip                         dass Wesen, Vorfälle, oder Fakten derselben Ka-
                                                      tegorie gleich behandelt werden sollen. Z. B.: Alle
So funktioniert es: Dieses Prinzip wird häufig de-    Menschen sind gleich, deshalb sollen Sie auch
struktiv genutzt, um eine These, wie die folgende     gleich behandelt werden.
zu entkräften: Solange ich mich nicht erwischen
lasse, darf ich tun, was ich will, auch stehlen und     Vorteile: Es ist leicht einsichtig und wird
betrügen.Eine solche These wird dann häufig da-         deshalb selten diskutiert.
mit verworfen, dass man darauf hinweist, wie eine
Gesellschaft sein würde, in der dies jeder tun wür-     Nachteile: Aber wenn, dann richtig, denn:
de. Man nimmt also die vertretene These auf und         Wir sind nicht alle gleich. Oder nur in einer
Rhetorik                                                                           G e s p r ä c h s r h e t orik   15




   bestimmten Hinsicht und das macht die Aus-           Quellenargument
   sage trivial. Also Vorsicht beim Formulieren!
                                                        So funktioniert es: Man begründet seine Aussa-
Relativierung                                           ge damit, dass diese Aussage bereits von jemand
                                                        anderes getroffen wurde. Beispiel: Das Dogma
So funktioniert es: Ähnlich wie die Verallgemeine-      „D“ ist wahr, weil der Papst XY es verkündet hat.
rung, wird die Relativierung vorwiegend destruktiv
genutzt. Als Argument gegen eine bestimmte These          Vorteile: In dem man jemand anderes sein
wird diese in einen allgemeinen Kontext gestellt mit      Argument „in den Mund legt“, wird man selbst
der Aussage, dass es auch ganz anders sein kann.          nicht mehr so angreifbar.
Beispiel: Du sagst, dieses Haus ist nicht schön. Aber
jemand anderes kann es sehr wohl schön finden..            Nachteile: Je strittiger eine These wird, desto
                                                          mehr rückt die Frage nach der Glaubwürdi-
   Vorteile: Man bringt sein Gegenüber in die             keit der Quelle in den Mittelpunkt.
   Situation, seine Aussage zu spezifizieren,
   einen Teil genauer zu definieren. Damit ge-          Argumente mit der Zeit, Erfahrung oder Anzahl
   winnt man Zeit, seine eigenen Argumente
   zu rechtzulegen.                                     So funktioniert es: Eine spezielle Variante des
                                                        Quellenargumentes. Hier legt sich folgendes Prin-
   Nachteile: Hier muss man sich genau über-            zip zugrunde: Was sich während langer Zeit und
   legen, was man erreichen will, was man               bei vielen durchgesetzt hat ist wahr/gut/richtig.
   nachweisen will: dafür gibt es zwei Möglich-         Beispiel: Die Mehrheit hat immer Recht.
   keiten. 1. Wenn bei der Zuschreibung eines
   Begriffes K verschiedene Beobachter zu                 Vorteile: Was die Menschheit in der Praxis
   verschiedenen Urteilen gelangen, dann muss             ausprobiert hat, über lange Zeit und an vielen
   K relativiert werden. 2. Wenn es über eine             Orten, kann schwerlich falsch sein.
   Frage verschiedene, voneinander abweichen-
   de Ansichten gibt, zwischen denen man                  Nachteile: Sie passt nicht immer: Wenn es für
   sich nicht entscheiden kann. Soll man                  die Gesellschaft wirklich förderlich gewesen
   gegen alle Ansichten tolerant sein.                    wäre, dass Mann und Frau absolut gleichbe
Rhetorik                                                                             G e s p r ä c h s r h e t orik   16




  rechtigt sind, dann wäre es schon längst             Grundsätzlich unterscheidet man zwei Fragefor-
  eingeführt.                                          men:

                                                       Die offene Frage
Fragetechnik – Wer fragt führt
                                                       Bei der offenen Frage steht das Fragewort am
Nicht umsonst sind viele Frage-Berufe – wie der        Anfang. Die Antwort kann nicht „Ja“ oder „Nein“
des Arztes, des Juristen oder des Uni-Professors       lauten; meist muss in einem ganzen Satz geant-
– nach wie vor sehr angesehen. Gerade in diesen        wortet werden. Beispiel: „Wo gehen wir heute
Berufen ist es sehr wichtig, die richtigen Fragen zu   Morgen frühstücken?“, „Wie hat dir der Kinofilm
stellen und dadurch die wichtigsten Antworten zu       gefallen?“
bekommen. Grundsätzlich hilft eine gute Frage-
technik beruflich und privat schwierige Situationen
erfolgreich zu meistern.                               Die geschlossene Frage

                                                       Bei der geschlossenen Frage steht das Verb (oder
Es gibt viele unterschiedliche Fragetechniken.         Hilfsverb) am Satzanfang. Die Antwort kann nur
Allesamt sind Sie hoch interessant und wichtig         aus einem „Ja“, „Nein“ oder „Vielleicht“ bestehen.
zugleich – weil sie Ihnen ganz neue Möglichkei-        Beispiel: „Möchtest du ein Eis?“, „Gefällt dir der
ten eröffnen. Wenn Sie sich die grundlegenden          Kinofilm?“
Kenntnisse der Fragetechnik aneignen, werden sie
überrascht sein, wo Sie diese Kenntnisse überall       Meist ist es sinnvoller, eine offene Frage zu stellen,
anwenden können: Das beginnt mit der Diskus-           um eine genauere Antwort zu erhalten. Lediglich
sion über den aktuellen Kinofilm, den man gerne        am Ende eines Verkaufsgespräches, gegenüber
sehen möchte, und endet mit der Einigung über          Non-Stop-Rednern und gegenüber Unentschlos-
ein neues Projekt im Job.                              senen ist es besser, eine geschlossene Frage zu
                                                       wählen.
Rhetorik                                                                             G e s p r ä c h s r h e t orik   17




Zehn Fragearten                                             Wichtig: Sie haben mit der Frage lediglich die
                                                            Wahl zwischen zwei positiven Möglichkeiten
Nun kennen Sie bereits den Unterschied zwischen             gelassen (anders: „Soll ich dich abholen oder
offenen und geschlossenen Fragen. Darüber hin-              nicht?“).
aus gibt es zehn Fragearten, die sich alle vonein-
ander unterscheiden und Ihnen in verschiedenen            3. Suggestivfrage
Situationen weiterhelfen können.
                                                          Mit der Suggestivfrage versuchen Sie als Fragender
1. Informationsfrage                                      Ihren Gesprächspartner in Ihrem Sinne zu beein-
                                                          flussen. Typisch für diese Frageart sind Wörter wie
Wie der Name schon sagt, holen Sie mit dieser Fra-        „doch“, „wohl“, „auch“, „bestimmt“ oder „sicher-
geart Informationen ein. Eine solche Frage beginnt        lich“.
immer mit „wie“, „wann“, „wo“, „“wer“ oder „wie
viel“. Beispiel: „Wann ist Ihr Einfamilienhaus fertig?“     Beispiel: „Denkst du nicht auch, dass ..?“

2. Alternativfrage                                        4. Ja-Fragen-Straße

Mit einer Alternativfrage geben Sie Ihrem Ge-             Diese Fragetechnik verwenden Sie, wenn Sie ein
sprächspartner die Wahl zwischen zwei positiven           „Ja“ als Antwort erreichen möchten. Dies schaffen
(!) Möglichkeiten.                                        Sie, indem Sie mehrere Ja-Fragen hintereinander
                                                          stellen, bis Sie am Schluss eine suggestive Fest-
   Beispiel: „Soll ich dich um 18 Uhr oder um             stellung anbringen. Diese Technik ist besonders
   19 Uhr abholen?“,                                      am Ende eines Gespräches empfehlenswert.

   „Möchtest du deinen Kaffee mit Milch oder                Beispiele: „Sehen Sie sich gerne Filme an?“ •
   mit Sahne trinken?“                                      „Gehen Sie gerne ins Kino?“ • „Gehen Sie
                                                            lieber zu zweit und nicht alleine aus?“ • „Dann
In jedem Fall ist klar, dass Sie Ihren Gesprächs-           sind Sie bestimmt damit einverstanden, dass
partner abholen werden; zu klären ist nur noch die          wir heute Abend zusammen ins Kino gehen.“
genaue Uhrzeit.
Rhetorik                                                                          G e s p r ä c h s r h e t orik   18




5. Rhetorische Frage                                7. Motivierungsfrage

Bei einer rhetorischen Frage stellen Sie selbst     Mit einer Motivierungsfrage bringen Sie Ihren Ge-
eine Frage und beantworten diese auch gleich        sprächspartner dazu aus sich heraus zu gehen.
selbst. Diese Fragetechnik wird gerne bei Vorträ-
gen angewandt, weil sie die Zuhörer zum Mitden-        Beispiel: „Wie hast du es geschafft, in deinem
ken zwingt. Ihr Zuhörer kann nämlich gar nicht         Examen so gute Ergebnisse zu schreiben?“
anders, als sich innerlich mit Ihrer Frage zu be-
schäftigen!                                         8. Provozierende Frage

  Beispiel: „Wissen Sie, wie man Spaghetti isst?    Vorsicht! Mit der provozierenden Frage greifen Sie
  Ganz klar, nur mit der Gabel und ohne Löffel.“    Ihren Gesprächspartner an. Sie sollten diese Fra-
                                                    gen nur gezielt in Ausnahmesituationen stellen.
6. Gegenfrage                                       Eines sollte Ihnen dabei klar sein: Mit dieser Fra-
                                                    getechnik machen Sie sich keine Freunde!
Mit einer Gegenfrage reagieren Sie auf eine Fra-
ge Ihres Gesprächspartners. Der Vorteil dieser         Beispiel: „Warum ist dein Mitbewohner in den
Technik liegt darin, dass Sie durch die Gegen-         Klausuren so viel besser als du?“
frage Zeit gewinnen können. Dies ist besonders
empfehlenswert, wenn Sie die Antwort spon-          9. Kontrollfrage
tan nicht wissen oder eine provokative Frage
zurückgeben möchten. Dadurch erreichen Sie,         Wenn Sie eine Kontrollfrage stellen, können Sie
dass das Problem zumindest vorübergehend            überprüfen, ob Sie und Ihr Gesprächspartner
bei Ihrem Gesprächspartner und nicht bei Ih-        noch miteinander übereinstimmen. Diese Frage-
nen liegt.                                          technik ist sehr wichtig; je früher sich herausstellt,
                                                    dass eine Sache noch nicht abschließend geklärt
  Beispiel: „Wie meinen Sie das?“,                  ist, umso besser. Ansonsten würden die Ergebnis-
  „Wie darf ich Ihre Frage verstehen?“              se nur unbefriedigend ausfallen.

                                                       Beispiel: „Sind hierzu noch Fragen offen?“
Rhetorik                                            G e s p r ä c h s r h e t orik   19




10. Fangfrage

Durch eine Fangfrage erfahren Sie Dinge, die Sie
direkt nicht fragen können, weil es unverschämt
wäre oder weil Ihnen Ihr Gegenüber nicht antwor-
ten würde.

  Beispiel: „Wann haben Sie Abitur gemacht?“
  (So können Sie dezent herausfinden, wie alt
  jemand ist).



Zu guter Letzt

Legen Sie nach jeder Frage eine Pause ein, da-
mit Ihr Gesprächspartner antworten kann. Und:
Lassen Sie sich nicht dazu hinreißen, nach Ihrer
eigentlichen Frage noch eine Erklärung nachzu-
schieben – auch nicht, wenn Ihr Gegenüber sich
mit seiner Antwort Zeit lässt. Wenn Sie Ihre Frage
gestellt haben, müssen Sie nur geduldig sein, auf-
merksam zuhören und gegebenenfalls noch ein-
mal zurückfragen. Keine Angst, auch hier gilt: Nur
Übung macht den Meister!
Rhetorik                                                                 20




Rhetorik und Schlagfertigkeit
                          Wie reagieren auf destruktive Einwände?

                          Nun ist es soweit. Sie haben Ihren Vortrag abge-
                          schlossen oder Ihre Meinung gesagt und nun tau-
                          chen sie auf: die kritischen Stimmen. In diesem
                          Artikel wollen wir uns speziell damit beschäftigen,
                          wie man Einwände erfolgreich abarbeitet ohne in
                          eine Verteidigungsstellung rücken zu müssen.

                          Prinzipiell muss man unterscheiden zwischen kon-
                          struktiver Kritik und Einwänden im argumentativen
                          Gespräch. Konstruktive Kritik unter vier Augen
                          sollte man sich immer genau anhören und sich
                          mit ihr auseinander setzen. Sie kann einem wei-
                          terhelfen und Sie dazu lernen lassen. Einwände
                          im argumentativen Gespräch dagegen sind nicht
                          immer hilfreich.

                          So zum Beispiel wenn Sie einen Vortrag gehalten
                          haben und anschließend in großer Runde über das
                          Gesagte diskutieren. Dann kann es Ihnen schnell
                          passieren, dass durch negative, manchmal sogar
                          provozierende Einwände, die Stimmung der Grup-
                          pe schlechter wird oder Sie in eine Verteidigungs-
                          stellung gedrängt werden. Genau um diese Frage
                          dreht sich der folgende Beitrag: Wie begegnen Sie
                          Einwänden richtig?
Rhetorik                                                                    R h e t o r i k u n d S c h l a g f e r t i g keit   21




Pfiffige Methoden                                        Im gleichen Atemzug stellen Sie dann die Vorteile
                                                         und herausragenden Eigenschaften (zum Beispiel
Wie sieht eine angemessene Reaktion auf einen            eines Entwurfes) heraus.
Einwand aus? Zuerst einmal niemals von oben her-
ab und zum Zweiten niemals abwehrend. Sie sollten          Beispiel: „Der Preis ist höher, doch Sie
vielmehr Ihre Bereitschaft signalisieren, sich mit dem     bekommen dafür auch mehr Service.“
Einwand auseinanderzusetzen – lösen Sie sich von
der Vorstellung, selbst Recht zu haben und deshalb         Fazit: Gut.
alles andere leichtfertig abtun zu können!
                                                         3. Vorwegnahme
1. Ja-aber
                                                         Die Vorwegnahme-Methode bietet Ihnen die Mög-
Obwohl diese Methode „Ja-aber“ heißt, sprechen           lichkeit Einwänden zuvorzukommen. Wie das
Sie das „Ja-aber“ niemals laut aus! Das wäre ein         geht? Sie selbst wissen meist ganz genau, welche
rotes Tuch! Sie ersetzen deshalb das „Ja“ durch          Stellen in Ihrem Vortrag kritisch sind und Einwän-
eine andere Formulierung wie etwa „Ich kann das          de nahezu herausfordern. Formulieren Sie des-
verstehen“ und das Wort „aber“ durch „allerdings“,       halb bereits in Ihrem Vortrag den zu erwartenden
„jedoch“, „obwohl“ oder „nur“.                           Einwand und arbeiten Sie ihn ab, bevor jemand
                                                         anders zu Wort kommt. Übrigens: Erfahrene Red-
   Beispiel: „Das ist sicher eine beträchtliche          ner sehen schon am Blickkontakt und der Körper-
   Summe, jedoch erhalten Sie dafür eine                 sprache, wenn jemand mit dem Gesagten nicht
   außergewöhnliche Leistung.“                           einverstanden ist! Das sind natürlich optimale Vor-
                                                         aussetzungen um die Vorwegnahme-Methode an-
   Fazit: Gut.                                           wenden zu können.

2. Nachteil-Vorteil                                        Beispiel: „Nun können Sie denken, dass ..,
                                                           doch dafür ....“
Die Nachteil-Vorteil-Methode ist eine Variante des
„Ja-aber“. Hiermit geben Sie bei gerechtfertigten,         Fazit: Sehr empfehlenswert!
also nicht zu leugnenden Einwänden Nachteile zu.
Rhetorik                                          R h e t o r i k u n d S c h l a g f e r t i g keit   22




4. Rückstellen

Wenn Sie zurückstellen, dann beantworten Sie
den Einwand nicht direkt, sondern beantworten
ihn später. Sie können sich den „Einwand“ auch
kurz auf Papier notieren – sehr wirkungsvoll!

  Beispiel: „Eine berechtigte Bemerkung.
  Wenn Sie einverstanden sind, antworte
  ich Ihnen im Rahmen der Gruppenübung.“

  Fazit: Geeignet, wenn sie gerne Zeit gewinnen
  wollen, um sich eine Antwort zu überlegen
  oder sogar gar nicht antworten möchten.

5. Offenbarung

Wenn Ihr Gesprächspartner scheinbar hartnäckig
Einwände findet oder Sie die Einwände nicht ge-
nau verstehen, wähle Sie die Offenbarungs-Me-
thode. Folgende Formulierungen bieten sich hier-
für an:

  Beispiel: „Unter welchen Umständen (würde
  Ihnen der Entwurf zusagen)?“ oder „Was
  müsste getan werden, damit ...?“.

  Fazit: Sehr gute Möglichkeit und daher
  sehr empfehlenswert.
Rhetorik                                                                23




Rhetorik und Körpersprache
                        Der Körper spricht mit

                        Wir Menschen haben viele Möglichkeiten uns an-
                        deren mitzuteilen. Die häufigste und interessan-
                        teste Form der Kommunikation ist die Sprache.
                        Doch wer gedacht hat, dass die Sprache ein rein
                        verbaler Akt ist, der täuscht sich ganz gewaltig...

                        Sprache wirkt erst dann, wenn sie durch Bewe-
                        gungen und Ausdrucksformen des Körpers ab-
                        gerundet wird. Selbst wenn wir am Telefon mit
                        jemanden sprechen, können wir uns anhand der
                        Stimmvariation unseres Gesprächspartners seine
                        Körperreaktionen vorstellen. Die Körpersprache
                        ist ein wesentlicher - manchmal sogar entschei-
                        dender - Bestandteil unserer Kommunikation.



                        Die Hälfte der Kommunikation ist nonverbal

                        Um Körpersprache zu verstehen und sie sinnvoll ein-
                        zusetzen, müssen wir sie im Ganzen betrachten und
                        vor allem den sprachlichen Kontext sehen. Zur ih-
                        rer richtigen Deutung gehört immer ein sprachlicher
                        Zusammenhang: Es heißt ja auch Körper-Sprache!
                        Diese muss richtig eingesetzt auch in Harmonie mit
                        dem Gesagten stehen, sonst wird sie leicht entlarvt.
Rhetorik                                                                    R h e t o r i k u n d K ö r p e r s p r a che   24




Wie schnell erkennen wir an der Disharmonie von          Die Begrüßung kann schon entscheiden
Körper und Sprache „falsche Freundlichkeit“?
Oder wie verheerend kann ein Lächeln zum fal-            Der erste Eindruck ist entscheidend, deshalb fängt
schen Zeitpunkt wirken? Körpersprache ist aber           das positive Bild mit einer freundlichen und rich-
auch etwas, was uns angeboren ist und wir aus            tigen Begrüßung an. So ist im deutschen Raum
der Natur übernommen haben. Denken Sie nur               das Begrüßungsritual fast eine Konfrontation, wir
einmal an einen Gorilla, der zwar nicht sprechen         stehen uns gegenüber mit festem Händedruck
kann, Ihnen aber unmissverständlich seine Ab-            schauen wir dem Anderen in die Augen. Eine et-
sicht, Sie anzugreifen, durch heftiges Trommeln          was geöffnete Körperhaltung kombiniert mit ei-
auf der Brust mit beiden Fäusten vermittelt!             nem freundlichen aber bestimmten Lächeln wird
                                                         sofort zu einer freundlichen Atmosphäre führen,
                                                         wenn die Stimme dies durch ehrliche Freundlich-
Ein positives Bild vermitteln                            keit untermalt.

Jeder Gedanke, der in unserem Gehirn gefasst             An einigen Besonderheiten im Begrüßungsverhal-
wird, ist ein Auftrag und der wird dann auch in Kör-     ten können Sie auch schon viel über die Person
persprache übersetzt. Nehmen Sie sich vor, heute         erfahren, mit der Sie reden wollen. Zieht jemand
in einer Verhandlung einmal besonders hart zu blei-      einen anderen zu sich heran, dann ist das immer
ben, dann wird Ihre Körpersprache entsprechend           ein Dominanzverhalten, zeigt aber auch, dass
starr und unbeweglich sein. Es ist aber in vielen        der Heranziehende seinen Standpunkt nicht so
Fällen einfach vorteilhafter, ein positives Bild abzu-   schnell aufgeben wird (andere müssen auf ihn zu-
geben. Dieses positive Bild können Sie nur durch         kommen).
eine entsprechende Synchronisation von Gedan-
ken, Sprache und Körperreaktionen geben.
                                                         Der Andere „spiegelt“ Ihre Körpersprache
Fangen Sie damit an, dass Sie sich so kleiden,
dass Sie dem Event angemessen gekleidet sind             Ein Phänomen, dass sehr häufig in Gesprächen
und sich in Ihrer Kleidung wohl fühlen. Fühlen Sie       oder Verhandlungen zu erkennen ist: Einer der
sich nicht wohl, sind Sie „verkleidet“ und werden        Gesprächspartner beginnt die Kommunikation
auch so wirken.                                          mit einer offenen und freundlichen Körperspra-
Rhetorik                                                               R h e t o r i k u n d K ö r p e r s p r a che   25




che und sein Gegenüber macht unbewusst mit.         tine verbessern Sie nicht nur Ihre Auffassungsga-
Es entwickelt sich eine entspannte Atmösphäre       be sondern auch Ihre eigene Körpersprache. Sie
und das Gespräch verläuft reibungslos. Anders       werden sehen: Eine positive Körpersprache wird
dagegen das Vorstellungsgespräch: Der Bewer-        sich auszahlen, vor allem in unangenehmen oder
ber ist nervös und unsicher, seine Körpersprache    schwierigen Situationen.
ist verschlossen. Die Beine übereinander geschla-
gen, die Hände ineinander gefaltet und der Ge-
sichtsausdruck angespannt. Direkt angesprochen      Körpersprache – was Gang und
verstärkt sich diese Haltung, das Gespräch ver-     Sitzpositionen verraten
krampft. Sehr häufig sind diese Reaktionen zu be-
obachten, wenn das Gespräch auf unangenehme         „Die Körpersprache ist die Kleidung der Gedan-
Themen - wie Gehaltsvorstellungen - gelenkt wird.   ken“, sagte einmal Samuel Johnsen. Haben unse-
Ein Tipp: Klären Sie alle möglichen unangeneh-      re Gedanken Einfluss auf unsere Körpersprache?
men Fragen vorher. Spielen Sie diese Situation      Kann man Körpersprache entschlüsseln? Dies
mit einer/m Bekannten durch und achten Sie da-      und mehr finden Sie hier.
bei auf eine sichere aber entspannte Körperspra-
che. Bitten Sie Ihren „Testpartner“ überraschen-    Erfolg im Beruf hängt nicht allein von Tüchtigkeit,
de und unangenehme Fragen zu stellen und auf        Können und Belastbarkeit ab, sondern immer
Ihre Körpersprachereaktionen zu achten. Denken      mehr auch von der Kommunikationsfähigkeit des
Sie daran: Je übertriebener und verstärkter die-    Einzelnen. Argumente alleine führen nicht immer
se Simmulation ausfällt umso besser für das reale   zum Ziel; entscheidend ist, die eigene Persön-
Gespräch.                                           lichkeit glaubhaft zu machen und andere an Ihrer
                                                    Körpersprache zu erkennen und entsprechend zu
                                                    leiten.
Bewusstsein zahlt sich aus
                                                    Im Folgenden erklären wir den interessanten Zu-
Machen Sie den Test: Beobachten Sie sich und        sammenhang zwischen Persönlichkeit und Kör-
andere im Gespräch! Versuchen Sie die Körper-       persprache. Darüber hinaus haben wir einige
sprache der anderen zu deuten, einfache Signale     kleine Beispiele zusammengestellt, in denen Sie
sind nicht so schwer zu erkennen. Mit etwas Rou-    vielleicht sich oder andere wieder finden werden.
Rhetorik                                                                  R h e t o r i k u n d K ö r p e r s p r a che   26




Keine Bewegung ist zufällig                            wenn wir mehr Informationen sammeln, können
                                                       wir nicht gleichzeitig Entscheidungen treffen, was
Keine unserer Bewegungen ist zufällig, sondern         das Aggressiv sein voraussetzen würde. Bewe-
vielmehr das Ergebnis bewussten und unbe-              gung kann also einen Zustand herbeiführen oder
wussten Denkens: Jedes Lebewesen muss bei              hemmen. Bewegungen sind in der Lage Gemüts-
der Begegnung mit einem anderen blitzschnell           zustände zu schaffen.
eine Entscheidung treffen: Gute Absichten – böse
Absichten? Stärker oder schwächer? Mann oder
Frau? Und so weiter. All diese Fragen müssen in-       Sprache und Körpersprache
nerhalb von Sekunden gestellt und beantwortet
werden – denn im nächsten Augenblick muss be-          „Einem unter die Arme greifen“, „Aufatmen kön-
reits eine Entscheidung gefällt werden. Zum Bei-       nen“, „Große Augen machen“, „das Wort bleibt
spiel: Grüßen oder nicht grüßen? Bekannt oder          ihm im Halse stecken“ und, und, und... . Dies sind
unbekannt? Oder mit dem Reptilienhirn gespro-          nur einige Beispiele dafür, dass unsere Sprache
chen: Angriff oder Flucht?                             die Körpersprache schon längst in den Wort-
                                                       schatz integriert hat. Dabei gibt es manchmal
                                                       jedoch Übersetzungsprobleme. So zum Beispiel
Von den Gedanken zur Bewegung                          bei einem harmlosen Satz, der folgendermaßen
                                                       lautet: „Morgen muss ich das machen.“ Der Teil
Worauf es bei uns ankommt, ist die Übertragung         “Muss ich machen“ ist ohne Weiteres übersetz-
der Gedankenschnelle auf den Körper. Wir re-           bar; „morgen“ nicht, da für den Körper kein mor-
agieren mit unserer Gestik und Mimik auf unse-         gen, gestern oder übermorgen existiert. Für den
re Gedanken. Ebenfalls interessant ist, dass das       Körper gibt es nur das Jetzt.
Ganze auch umgekehrt funktioniert. Sie brauchen
nur einmal die Augenbraue hochziehen und ver-          Was geschieht also? Auf „ich muss machen“ re-
suchen, in diesem Zustand aggressiv zu sein. Wer       agiert unsere Muskulatur indem sie sich spannt.
es probiert wird feststellen, dass es nicht funktio-   Dann erst kommt das Signal „morgen“. Das heißt,
niert. Es funktioniert deshalb nicht, weil der Kör-    jedes Mal, wenn wir daran denken, was wir noch
per durch das Hochziehen der Augenbraue einen          erledigen müssen, sind unsere Muskeln ange-
erhöhten Informationsbedarf signalisiert hat. Und      spannt. Anschließend folgt dann das „Stopp: Erst
Rhetorik                                                                  R h e t o r i k u n d K ö r p e r s p r a che   27




morgen!“ Signal, das dem Körper wegen Überset-         Konfrontation erreichen möchte. Diese Person
zungsproblemen Stress bereitet. Stress entsteht        kann mehr, als sie vorgibt zu können. Sie will kein
also unter anderem dadurch, dass der Körper al-        Aufsehen erregen und steht ungern im Vorder-
les übersetzen will und doch nicht alles überset-      grund. Wenn Sie schon alleine durch den Gang
zen kann.                                              eines Menschen so viel über ihn wisse, sollten Sie
                                                       das nutzen und mit der Person entsprechend um-
Was kann man hiergegen tun? Wenn Sie der Ge-           gehen. Sie dürften diesen Persönlichkeitstyp bei-
danke packt, dass Sie etwas Wichtiges morgen           spielsweise niemals um eine direkte Stellungnah-
erledigen müssen, dann machen Sie sich am Bes-         me vor dem Aufsichtsrat bitten, sondern vielmehr
ten einen schriftlichen Plan (sie werden aktiv!) und   um Unterstützung hinter den Kulissen.
kommen so dem Stau zuvor. An etwas Unerle-
digtes zu denken schafft den Stau und damit den        Kleine Schritte deuten darauf hin, dass jemandem
Stress. Der beste Beweis hierfür ist die Tatsache,     Details wichtig sind, er ein klares Konzept be-
dass Sie sich selten wohl fühlen, wenn Sie an eine     nötigt und Ordnung für ihn das halbe Leben ist.
entfernte größere Aufgabe denken, die demnächst        Einer solchen Person gegenüber sollten Sie im
dringend erledigt werden muss.                         Gespräch auf Experten verweisen, die alle Details
                                                       kennen und alles erklären können. Wird die Wich-
                                                       tigkeit von Details anerkannt, wird mit der Person
Gehen als Ausdruck der Persönlichkeit                  zu reden sein. Dieser Typ Mensch sollte nicht in
                                                       Planungs- oder Strategiepositionen arbeiten; hier
Wir erkennen einen Menschen an seinem Gang.            würde er sich unweigerlich in Kleinigkeiten verzet-
Wir hören jemanden gehen und wissen, wer es ist.       teln.
Anscheinend ist unser Gang ein markantes Zei-
chen unserer Persönlichkeit.                           Große Schritte dagegen sind typisch für einen
                                                       Menschen, der Details gerne überspringt, der vom
Der eine lässt den Oberkörper und die Schultern        Einzelnen aufs Ganze schließt und für den nicht
fallen (macht sich kleiner) und schiebt eventuell      die Ordnung, sondern die Vorstellung das halbe
seinen Oberkörper leicht zur Seite (weicht aus).       Leben ist. Dieser Typ Mensch sollte beispielswei-
Diese Bewegungen bedeuten, dass der Betreffen-         se nicht im Rechnungswesen arbeiten; das wäre
de nicht dominieren und seine Ziele nicht durch        für ihn ermüdend genaue Detailarbeit.
Rhetorik                                                                  R h e t o r i k u n d K ö r p e r s p r a che   28




Egal, ob kleine oder große Schritte können Sie aus     festklammern und eine angespannte Körperhal-
einem beschwingten Gang schließen, dass dieser         tung einnehmen. Dies deutet darauf hin, dass die
Mensch in der Lage ist, Spannungen zu lösen. Er        Person unbequem sitzt; sich aber dennoch an
lässt sich von Problemen nicht erdrücken, son-         seinen Stuhl klammert. Diese Körperhaltung lässt
dern nimmt sie im positiven Sinne „auf die leichte     im Regelfall einen Schluss auf das ganze Leben
Schulter“.                                             dieses Menschen zu!

Knappe Armbewegungen beim Gehen drücken                Kennen Sie Menschen, die halb im Stuhl liegen?
Zurückhaltung und Vorsicht aus. Der stramme            Dies sind im Regelfall Persönlichkeiten, die leicht
Gang wie bei einem Soldaten, der den ganzen            die Fassung verlieren („Mehr Haltung wäre gut!“).
Arm bewegt, drückt dagegen Risikofreude aus.
                                                       Menschen, die zurückgelehnt sitzen und ein Bein
                                                       groß über das andere schlagen, sind im Regelfall
Sitzen                                                 Persönlichkeiten, die beobachten und nicht kon-
                                                       frontieren möchten. Mit dem Bein bauen Sie sich
Wie viele Leute sitzen ohne sich zu fragen, wie        eine Schutzbarriere auf.
sie sitzen, und wie viele sitzen unbequem, ohne
zu wagen, ihre Stellung zu verändern? Wie viele        Manche Menschen sitzen schräg zu einer Seite
rutschen auf ihrem Stuhl herum und signalisieren       gelehnt (fast nur noch auf einer Gesäßhälfte sit-
damit Unbehagen? Stellen Sie sich einmal folgen-       zend). Dies sind meist Personen, die gerne aus-
de Situation vor: Ein mächtiger Mann lädt einen        weichen und sich bereithalten um wegzugehen.
weniger mächtigen ein, sich in einen Sessel zu
setzen in dem er versinkt. Er wird ganz klein. Traut
er sich dann noch etwas zu sagen oder sogar zu
widersprechen?

Sie sehen also, aus bestimmten Sitzpositionen kann
man interessante Rückschlüsse auf die Geisteshal-
tung und Persönlichkeit eines Menschen ziehen: Es
gibt Menschen, die sich gerne an der Armlehne
Rhetorik                                                               29




Stimmige Tipps für Ihre Stimme
                         Immer wenn wir kommunizieren, sei es in lockeren
                         Gesprächen, Verhandlungen, Diskussionen oder
                         bei Vorträgen, setzen wir zwangsläufig unsere
                         Stimme ein. Aber selten nutzen wir die Merkmale
                         unserer Stimme sinnvoll und gezielt.



                         Trainieren Sie Ihre Stimme.

                         Mit der Stimme ist es wie mit der Musik: Sie kann
                         als angenehm oder als unangenehm empfunden
                         werden. Wenn wir dem Vortrag eines Redners lau-
                         schen, der in schrillem Ton unser Gehör belastet,
                         werden wir uns bald genervt abwenden und den
                         Worten des Referenten nicht weiter folgen. Dieser
                         wiederum hat dann sein Ziel verfehlt, Leute über
                         seine Sache zu informieren, oder gar zu begeis-
                         tern. Ob wir eine Stimme als angenehm wahrneh-
                         men, oder als anstrengend, hängt nicht nur vom
                         Klang ab.
Rhetorik                                                            S t i m m i g e T i p p s f ü r I h re S t i mme   30




Merkmale einer Stimme                                  Callas war lange Zeit von hohem Übergewicht und
                                                       entsprechender Körperfülle begleitet. Nach einer
Folgende Merkmale sind mit entscheidend, wie           radikalen Schlankheitskur war ihre Stimme nach
eine Stimme bei Zuhörern ankommt.                      Einschätzung von Experten besser denn je, ob-
                                                       wohl sie einiges an Körpervolumen verloren hatte.
•    Klangfarbe und Tonhöhe
•    Lautstärke                                        Die Klangfarbe einer Stimme gezielt zu verändern
•    Sprechgeschwindigkeit                             ist grundsätzlich möglich, verlangt aber eine qua-
•    Aussprache                                        lifizierte Stimmbildung, die alleine nicht durchge-
                                                       führt werden kann. Einen Tipp können wir jedoch
                                                       geben: Wenn Ihre Stimme zu hoch ist, piepsig und
Wohlklang oder Hohlklang?                              schwankend, wie die von Verona Feldbusch, Ihrer
                                                       Stimme also etwas das Fundament fehlt, liegt es
Physikalisch betrachtet bestimmt die Anzahl an         häufig daran, dass Sie aus Gewohnheit die tieferen
so genannten Formanten die Klangfarbe eines            Tonlagen beim Sprechen vernachlässigen. Reden
Tons. Mit Formanten sind die Anteile an Obertö-        Sie für sich einige Sätze am Tag bewusst mit tie-
nen gemeint, die mitschwingen, aber für unser          ferer Stimme und eignen Sie sich so eine sonorer
Gehör nicht einzeln identifizierbar sind. Was wir      klingende Stimme an.
als Klang einer Stimme bezeichnen, ist also immer
ein Gemisch aus vielen Tönen unterschiedlicher
Frequenzen. Aus dem gleichen Grund klingt ein          Laut und leise: der Wechsel macht´s
Klavier wie ein Klavier und eine Blockflöte wie eine
Blockflöte.                                            Der Wechsel zwischen laut und leise beschreibt
                                                       das, was wir als Dynamik bezeichnen. Die Laut-
Die Stimme hat ihren Sitz im Kehlkopf, er ist so-      stärke Ihrer Stimme können Sie gezielt einsetzen
mit für den Frequenzbrei zuständig, den wir beim       und dadurch Ihre Rede dynamisch machen. Wer
Sprechen von uns geben. Bemerkenswert sind die         stets leise redet wirkt unsicher, eine ständig zu
Erkenntnisse, dass Körperform und Körpervolu-          laute Stimme ist unangenehm. Der Zuhörer fühlt
men nur untergeordneten Einfluss auf die Klang-         sich angeschrieen und dadurch dominiert.
farbe einer Stimme haben. Starsängerin Maria
Rhetorik                                                              S t i m m i g e T i p p s f ü r I h re S t i mme   31




Entscheidend ist der geschickte Wechsel zwischen      Scharpings schlappe Sprache
laut und leise. Wie in der Musik, wo laute und lei-
se Passagen einander ablösen und der Kompo-           Rudolph Scharping ist für Stimmimitatoren ein
nist mit kontinuierlich ansteigender und abfallen-    willkommenes Opfer, denn die Trägheit seiner
der Lautstärke Spannung aufbaut, können Sie mit       Stimme ist schon fast sprichwörtlich. Wer lang-
variabler Lautstärke Aussagen betonen, Akzente        sam und behäbig spricht, wie der Minister a.D.,
setzen und die Zuhörer an sich binden.                wirkt plump, träge, ohne Elan. Schnellredner wie
                                                      Dieter Thomas Heck verbreiten hingegen, Nomen
Achten Sie genau darauf, wie zum Beispiel Politiker   est Omen, He(c)ktik, ihren Ausführungen folgt man
die Lautstärke ihrer Stimme einsetzen. Eine Aus-      ähnlich konzentriert, wie dem Dialog zwischen
sage wie: „Das lassen wir uns nicht bieten“ wird      Presslufthammer und Straßenasphalt.
der Redner mit hoher Lautstärke und deutlicher
Betonung jedes einzelnen Wortes seinen Zuhörern       Wir neigen zum schnellen Sprechen, wenn wir oft
zurufen. Für eine anschließende ergänzende Aus-       Gesagtes wiederholen müssen, zum Beispiel wenn
sage senkt er seine Stimme, um Aufmerksamkeit         wir uns vor einem Vortrag dem Publikum vorstellen.
zu erlangen. Er schafft damit die Voraussetzung,      Dann wird aus Routine schnell etwas dahingesagt,
dass das Gesagte aufgenommen wird.                    mit dem Ergebnis, dass der Zuhörer den Eindruck
                                                      erhält, wir wollten ihm etwas vorleiern.
Sie können die Dynamik Ihrer Stimme einfach be-
einflussen, allein durch die unterschiedliche Laut-   Die Ursache für zu schnelles Sprechen ist oft fal-
stärke einzelner Sätze. Variieren Sie jedoch nicht    sche Atmung. Wenn an ungünstigen Stellen nach
in jedem Satz die Lautstärke. Heben Sie die Stim-     Luft geschnappt wird, erhöht sich das Sprech-
me, um etwas im Sinne eines Fazits oder einer Zu-     tempo, die Sauerstoffnot hetzt uns durch die
sammenfassung zu betonen und reden Sie etwas          Sätze, das Sprechen wird unruhig, die Stimme
leiser, wenn Sie etwas erklären oder beschreiben.     überschlägt, die Silben verirren sich irgendwo im
                                                      Mundraum - den Weg zum Gesprächspartner fin-
                                                      den sie nicht.
Rhetorik                                                             S t i m m i g e T i p p s f ü r I h re S t i mme   32




Atmen Sie tief ein, so dass sich der Bauch etwas     sehsprecherqualitäten erreichen will, muss sich
wölbt, machen Sie das Zwerchfell hart. Musiker       professionelle Unterstützung suchen. Denn dann
nennen das „stützen“. Nun können Sie Ihren Luft-     wird jeder Vokal, jedes „s“ und jedes „st“ einer
vorrat langsam für eine Satzsequenz einsetzen        harten Überprüfung unterzogen, mit dem Ergeb-
und zwischen zwei Sätzen eine Sprechpause ein-       nis, die perfekte Aussprache zu haben.
legen, um zu atmen. Das bringt Ruhe und Ver-
ständlichkeit.                                       Die Arbeit mit und an der eigenen Stimme lohnt
                                                     sich, denn wer einige Grundlagen des richtigen
Ein gutes Hilfsmittel, das bei der Suche nach der    Sprechens befolgt, wird seine Vorträge und sein
richtigen Sprechgeschwindigkeit unterstützen         Auftreten in Gesprächen, Diskussionen und Ver-
kann, ist ein Kassettenrekorder oder eine Video-     handlungen deutlich aufwerten.
kamera. Erst wenn Sie sich selbst hören, werden
Sie beurteilen können, wie Ihre Sprechgeschwin-
digkeit wirkt. Machen Sie die Probe auf´s Exempel    Stimmige Tipps für Ihre Stimme – Praktische
und üben Sie Ihre passende mittlere Sprechge-        Übungen
schwindigkeit und den Wechsel zwischen schnell
und langsam anhand von Aufnahmen ein.                In unserem Beitrag „Stimmige Tipps für Ihre Stim-
                                                     me“ haben wir aufgezeigt, warum es so wichtig
                                                     ist, an der eigenen Stimme zu arbeiten. Doch wie
Deutlich und pointiert                               geht das genau? Wir haben für Sie einige prakti-
                                                     sche Übungen aus der Schauspielerpraxis zusam-
Verstanden wird nur, wer deutlich spricht - nicht    mengestellt, mit denen Sie Ihre optimale Stimmla-
nuscheln, sondern sagen. Häufige Ursache einer       ge finden und beibehalten werden.
undeutlichen Sprache ist das Verschlucken von
einzelnen Silben. Hier hilft nur eins: Bringen Sie   Die Arbeit mit und an der eigenen Stimme lohnt
nicht nur Ihre Sätze deutlich zu Ende, sondern       sich, denn wer einige Grundlagen des richtigen
jede einzelne Silbe. Machen Sie beim Sprechen        Sprechens befolgt, wird seine Vorträge und sein
den Mund auf, schaffen Sie Ihren Worten Platz,       Auftreten in Gesprächen, Diskussionen und Ver-
üben Sie die betonte, akzentuierte Aussprache        handlungen deutlich aufwerten. Für Schauspieler
von Silben, Worten und Sätzen. Wer jedoch Fern-      gehört das Stimmtraining zum täglich Brot. Es ist
Rhetorik                                                            S t i m m i g e T i p p s f ü r I h re S t i mme   33




daher nicht verwunderlich, dass die besten Stimm-   Gähnen Sie!
übungen aus der Schauspielpraxis kommen. Wir
haben acht an der Zahl heraus gesucht, mit denen    Haben Sie gewusst, dass das Gähnen ein hervor-
Sie Ihre Stimmwirkung deutlich erhöhen werden.      ragendes Zwerchfelltraining ist? Gähnen ist auf-
                                                    grund der erzeugten Zwerchfellspannung und der
                                                    Weitung des Mund- und Rachenraums sehr gut für
Lockern Sie sich                                    Ihre Artikulation und Ihren Stimmumfang. Wenn es
                                                    Ihnen am Anfang schwer fällt auf Kommando zu
Es ist wichtig, dass Sie sich vor den Stimmübun-    gähnen, so versuchen Sie einmal Folgendes: Ver-
gen extra lockern. Dadurch entspannen sich ne-      setzen Sie sich in Gedanken an die Morgenstunden
ben dem Zwerchfell auch Schulter- und Nacken-       an denen Sie noch wohlig in Ihrem warmen Bett la-
verspannungen. Das Lockern kann entweder im         gen und in den Tag hineingeträumt haben .... Wet-
Stehen oder im Sitzen geschehen. Im Stehen hüp-     ten, dass Sie spätestens jetzt ein Müdigkeitsgefühl
fen oder wippen Sie auf der Stelle und lassen Ih-   verspüren und herzhaft gähnen müssen?
ren ganzen Körper locker – so dass Ihre Arme und
der Kopf herunter hängen und mit jedem Hüpfen
hin und her schlenkern. Auch die Gesichtsmus-       Finden Sie Ihre optimale Tonlage
keln sollten schön locker gelassen werden. Ein
Zeichen dafür ist ein leicht schlabberndes Ge-      In Ihrer optimalen Tonlage können Sie zum einen
räusch, das von lockeren Wangen herrührt! Im Sit-   lange Zeit ohne Anstrengung sprechen und zum
zen (Zeitspar-Tipp: Beim Auto fahren die Stimme     anderen hört man Ihnen in dieser Stimmlage gerne
trainieren!) können Sie nur schwerlich den ganzen   zu. Bei jedem Menschen ist die ideale Tonlage eine
Körper lockern. Es reicht daher, wenn Sie „nur“     andere. Sie können Ihre finden indem Sie im Sitzen
Ihre Gesichtsmuskulatur entspannen, indem Sie       oder Stehen ein „mhm“ summen. Dieses „mhm“
den Kopf hängen lassen (die Lockerungsübung         muss nicht besonders laut sein – die Lautstärke
bitte nicht während der Autofahrt durchführen!)     richtet sich alleine danach, was Ihnen angenehm
und Ihre Wangen gründlich ausschütteln.             ist. Summen Sie nun mit diesem „mhm“ mehrere
                                                    Male in eine höhere Tonlage und anschließend in
                                                    eine tiefere Tonlage - auf und ab. Innerhalb dieser
                                                    Spanne liegt irgendwo Ihre persönliche optimale
Rhetorik                                                             S t i m m i g e T i p p s f ü r I h re S t i mme   34




Stimmlage. Es ist die Tonlage, die Ihnen innerhalb     Wichtig: Nach der Korken-Übung sollten Sie
der Spanne am Angenehmsten ist.                        unbedingt Ihre Gesichtsmuskeln (siehe oben)
                                                       lockern! Wenn es Ihnen hilft, können Sie sich
                                                       auch zwischen den einzelnen Übungen immer
Bekannt und bewährt: Die Korken-Übung                  wieder kurz „ausschütteln“.

Probieren Sie die Korken-Übung aus! Sie werden
überrascht sein, wie diese Ihre Aussprache ver-      Halten Sie sich gerade
bessern wird. Suchen Sie sich einen Korken, der
daumendick ist und beißen Sie mit den Vorder-        Besondere Bedeutung in Zusammenhang mit ei-
zähnen auf den Korken. Achten Sie dabei darauf,      ner voluminösen Stimme hat die richtige Haltung.
dass so viel Korken wie möglich aus Ihrem Mund       Ist Ihnen der Satz aus jungen Jahren „Kind, sitz
heraus schaut.                                       gerade.“ noch geläufig? Auch wenn Ihre Eltern
                                                     vermutlich eher an einen gesunden Rücken und
Mit dem Korken im Mund sprechen Sie nun die          eine schön anzusehende Haltung dachten – sie
oben stehenden Worte mit kurzen und langen           haben damit auch den Grundstein für eine volu-
Vokalen deutlich nach. Danach sprechen Sie die       minöse Stimme gesetzt. Denn: Indem Sie sich im
Worte noch einmal ohne Korken (insgesamt cir-        Sitzen und Stehen gerade halten, gewinnen Sie im
ca sechs Wiederholungen – drei Mal mit, und drei     Zwerchfellbereich Raum für mehr Atem und haben
Mal ohne Korken). Anschließend suchen Sie sich       automatisch eine wohlklingende Stimmlage!
einen kurzen Text oder ein Gedicht Ihrer Wahl und
sprechen diese ebenfalls mit dem Korken deutlich     Um eine gute Haltung zu bekommen, dürfen Sie
nach. Anschließend noch einmal laut lesen ohne       es ruhig den Top-Models nachmachen und mit
die Korkensperre im Mund (insgesamt circa sechs      einem schweren Buch auf dem Kopf balancie-
Wiederholungen). Keine Sorge – zwischen den          ren üben. Während des Balancierens können Sie
einzelnen Übungen dürfen Sie den Korken kurz         dann einige Stimmübungen machen. Sie werden
aus dem Mund nehmen!                                 bemerken, dass sich Ihre Haltung und die Qualität
                                                     Ihrer Stimme deutlich verbessern werden!
Rhetorik                                                                S t i m m i g e T i p p s f ü r I h re S t i mme   34




Laut, leise, schnell, langsam                           Gesagte, die Senkung signalisiert Sicherheit und
                                                        die Pause lässt den Satz wirken. Mit den Pausen
Ganz klar: Damit eine Rede interessant ist und die      schenken Sie den Zuhörern Denk-Zeit und lassen
Zuhörer fesselt, ist neben der Stimme auch der          innere Bilder entstehen, mit denen sich der Zuhö-
Inhalt entscheidend. Die meisten Redner berei-          rer das Gesagte besser merken kann.
ten sich jedoch ausschließlich auf den Inhalt Ihrer
Rede vor – und vernachlässigen die Stimmlage
dabei vollkommen. Dabei sind die stimmlichen            Wie oft sollten die Übungen durchgeführt
Grundsätze einer interessanten Rede simpel:             werden?
„Sprich einmal laut, einmal leise, einmal schnell,
einmal langsam.“ Das hört sich im ersten Moment         Ideal ist es, wenn Sie die Übungen 3 Mal pro Wo-
sehr einfach an, erfordert aber in der Umsetzung        che von Anfang bis Ende durchführen. Direkt nach
etwas Übung. Erarbeiten Sie sich für den Anfang         den Übungen werden Sie einige Stunden in einer
eine Art „Drehbuch“ für Ihre Rede: Machen Sie           ausdauernden und voluminös klingenden Stimm-
sich auf Ihren Unterlagen Zeichen, die Sie daran        lage sprechen können. Damit Sie dauerhaft Ihre
erinnern laut (Wenn Ihnen Ihre Stimme schon zu          Stimmlage verbessern, müssen Sie etwas Geduld
laut vorkommt, ist es genau richtig!), leise, schnell   und Ausdauer mitbringen und etwa ein halbes
oder langsam zu sprechen.                               Jahr lang regelmäßig trainieren. Es lohnt sich!

Neun von zehn Menschen sprechen zu schnell.
Dies hat zur Folge, dass die Zuhörer unaufmerk-
sam werden, weil das Zuhören schlicht und er-
greifend zu viel Tempo hat und zu anstrengend ist.
Deshalb: Vor Publikum zu reden heißt langsam zu
sprechen!

Sprechen Sie in Bogensätzen! Bogensatz bedeu-
tet, dass sich die Stimme im Verlauf des Satzes
hebt und sich am Satzende senkt. Dann folgt eine
Pause. Die Hebung bringt Lebendigkeit in das
Rhetorik                                                                         35




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  • 1. Rhetorik eBooklet # 2 coach academy F ü r die Führ ungskräfte von morgen!
  • 2. Rhetorik 1 Inhalt Vorwort 2 Ein kleiner Abriss über die Geschichte der Rhetorik 3 Rhetorik als Kunst zu wirken! 5 Gesprächsrhetorik 12 Rhetorik und Schlagfertigkeit 20 Rhetorik und Körpersprache 23 Stimmige Tipps für Ihre Stimme 29
  • 3. Rhetorik 2 Vorwort Liebe Leserin, lieber Leser, Nach dem überwältigenden Erfolg unseres ersten eBooklets „Gesammelte Newsletter-Vorworte“ prä- sentieren wir Ihnen nun stolz die Nummer zwei: „Rhetorik – Die Kunst zu wirken“. Wir hoffen, Ihnen mit diesem eBooklet einen um- fassenden Einblick und Überblick zu dem wichtigen Thema „Rhetorik“ geben zu können und wünschen Ihnen viel Spaß beim Üben und Ausprobieren und natürlich viel Erfolg bei Ihrer nächsten Rede! Herzlichst „Als allgemeine Regel Ihre lässt sich aufstellen: Carolin Metzger und Heiko Lüdemann Es gibt keinen Satz, und das Team der www.coachacademy.de in dem man von zwanzig Wörtern nicht fünf weglassen könnte. Und wenn ich fünf sage, bin ich noch bescheiden.“ Paul Leautaud
  • 4. Rhetorik 3 Ein kleiner Abriss über die Geschichte der Rhetorik Rhetorik, als Kunst des Redens und Über- zeugens, hat eine über 2000 jährige Ge- schichte. In diesem Zeitraum hat sie viele grundlegende Veränderungen erfahren. Frühe Rhetorik Ihren Ursprung hat die Rhetorik im antiken Grie- chenland, genauer im 5. Jh. v. Chr. Sie entstand nach der Beseitigung der Tyrannenherrschaft in Syrakus und Athen. Auf ökonomischem und poli- tischem Gebieten, vor allem in der Gerichtsbarkeit hatte sie einen hohen Stellenwert. Zu diesem Zeit- punkt war die Vertretung vor Gericht durch einen Anwalt noch unüblich. Der Kläger sprach für sich selbst und ebenso der Angeklagte. Es kam darauf an, alle, die zu der Versammlung gekommen waren, zu überzeugen. Es bekam der- jenige Recht, dessen Rede überzeugender war. Dieser Umstand führte zu der Ausbildung der ers- ten „Ghostwriter“. Diese schrieben die Reden, die dann vor Gericht gehalten wurden. Dabei entwi- ckelten sie Regeln, wie man vorgehen muss, um zu überzeugen. Es entstand eine Bewegung, die den Namen Sophismus bekam.
  • 5. Rhetorik G e s c h i c h t e d e r R h e t orik 4 Platon und auch sein Schüler Aristoteles waren die Rhetorik im Mittelalter schärfsten Kritiker des Sophismus. In ihren Augen fehlte dem Sophismus der Wahrheitsanspruch. Es Im christlichen Mittelalter eignete man sich das ginge nur darum, seine Meinung durch zu setzen, rhetorische Wissen nach anfänglichem Zögern. selbst wenn diese unwahr sei. Dennoch erkann- In den Schulen wurden die sieben freien Künste ten beide den Nutzen der Rhetorik an und modifi- (Grammatik, Dialektik, Rhetorik, Geometrie, Arith- zierten später ihr Urteil. metik, Astronomie und Musik.) gelehrt, wobei der Rhetorik neben Grammatik und Dialektik grundle- gende Bedeutung zukam. Rhetorik als Bildungssystem Römischen Redner und Redetheoretiker gestal- Die moderne Definition der Rhetorik teten die Rhetorik dann endgültig zu dem neben der Philosophie wirkungsmächtigsten Bildungs- „Rhetorik ist ein zusammenfassender Begriff für system der europäischen Geschichte um. Cicero die Theorie und Praxis der menschlichen Bered- schuf die Grundlage für ein umfassendes Lehrge- samkeit in allen öffentlichen und privaten Angele- bäude, in dem Erziehung, Politik, Recht, Gesell- genheiten, ob sie in mündlicher, schriftlicher oder schaftstheorie und Ethik zusammengeführt wur- durch die technischen Medien (Film, Fernsehen, den. Sein Ideal war der „perfectus orator“, der die Internet) vermittelter Form auftritt. Als wissen- Redekunst auf der Grundlage einer umfassenden schaftliche Disziplin beschäftigt sich die Rhetorik Allgemeinbildung mit moralischem Verantwor- mit der Analyse sprachlicher oder der Sprache tungsbewusstsein ausübt und ein „vir bonus“, ein analoger Kommunikation (körperliche Beredsam- guter Mensch, sein soll. Dieses Ideal beeinflusst keit), die wirkungsorientiert, also auf die Überzeu- die Persönlichkeitsideale westlicher Kulturen bis gung des Adressaten hin ausgerichtet ist (persua- zum heutigen Tage. sive Kommunikation).“ Vereinfacht heißt das: Wann immer zwei oder mehr Menschen miteinander reden, Informationen aus- tauschen, auch nonverbal, ist Rhetorik mit im Spiel! Viel Erfolg!
  • 6. Rhetorik R h e t o r i k a l s K u n s t z u w i r ken 5 Rhetorik als Kunst zu wirken Grundsätze wirkungsvoller Rhetorik Müssen Sie eine Rede oder einen Vortrag halten? Möchten Sie wissen, wovon es abhängt, ob Ihre Zuhörer Ihnen interessiert folgen oder sich lang- weilen? Hier erfahren Sie praktische Tipps, wie Sie Ihre Rede lebendig gestalten. Der erste Eindruck ist entscheidend, und der letzte Eindruck bleibt ... ... das „Dazwischen“ sollte allerdings auch im Ge- dächtnis der Zuhörer haften bleiben! Nicht jeder ist der geborene Redner und kann das „Dazwischen“ vortrefflich gestalten, aber jeder kann die eigenen Möglichkeiten nutzen, seine Zuhörerschaft zu fes- seln. Hierbei sollten Sie bestimmte Grundsätze beherzigen: • Bei einer Rede sind die Zuhörenden immer Dialogpartner, auch wenn sie nicht das Wort ergreifen. Zustimmung, Aufmerksamkeit und Konzentration „liegen in der Luft“, sind spür bar und lassen den Redner über sich selbst hinauswachsen.
  • 7. Rhetorik R h e t o r i k a l s K u n s t z u w i r ken 6 • In erster Linie müssen Sie hinter dem, was Sie Welche Faktoren beeinflussen neben der Stimme sagen, auch stehen können. „Das gesproche- die Wirkung auf das Publikum? ne Wort ist leer, das empfundene wahr.“ (Mór Jókai) Sie überzeugen nur dann, wenn Wenn wir vor Publikum reden, wollen wir meist nicht Sie selbst überzeugt sind! bloß informieren, sondern motivieren und überzeu- gen. Dies gelingt uns nur, wenn wir das Gesagte • Es ist nicht nur entscheidend WAS Sie sagen, ansprechend und verständlich aufbereiten. sondern WIE Sie es sagen! Und das WIE ist eng geknüpft an die Stimme und deren be- • Sprechen Sie so konkret, dass andere das wussten Einsatz. Gehörte vor Augen haben, sich ein Bild von der Sache machen können! Sie erreichen dies, Die eigene Stimme ist für unser Ohr kein ange- indem Sie mit farbigen Vergleichen und kon- nehmer Klang. Wenn wir zum Beispiel die Ansage kreten Beispielen arbeiten – je anschaulicher auf unseren Anrufbeantworter sprechen und uns und spannender, desto besser! das Ergebnis anhören, so erkennen wir uns oft nicht wieder. Uns stören häufig Klang, Modulati- • Verabschieden Sie sich von ermüdenden, on, Tempo, Lautstärke und auch Aussprache und nicht mehr nachvollziehbaren Endlossätzen. Wortwahl. Formulieren Sie kurz und knapp. Häufig schleicht sich das Gefühl ein, mit einer sol- • Keine Füllworte! Füllworte wie „tja“, „nun“, chen Stimme ein Publikum eher zu erschrecken „also“, „eigentlich“, „dann“ strapazieren die als es zu fesseln. Aber bereits die bewusste Wahr- Geduld der Zuhörenden. Diese Worte schlei- nehmung dieser Aspekte ist ein erster Schritt hin chen sich leicht ein, wenn die eigenen Gedan- zu Änderungen. ken beim Reden ins Stocken geraten. Besser ist es, hier eine kurze Sprech- und Denkpause Wer sich intensiv mit der eigenen Stimme ausein- zu machen – das entlastet Sie selbst, und die andersetzen will, sollte im praktischen Tun Erfah- Zuhörenden können einen Augenblick ver- rungen sammeln und sich mit Hilfe von professio- schnaufen und das bereits Gehörte verdauen. nellem Feedback kontinuierlich verbessern.
  • 8. Rhetorik R h e t o r i k a l s K u n s t z u w i r ken 7 • Quälen Sie Ihr Publikum nicht mit Fremd- Produktionsstadien einer Rede wörtern. Denn wer nicht versteht, der hält Sie für arrogant, schaltet ab und ist nur schwer 1. Inventio: Das Auffinden der Gedanken wieder zurück zu gewinnen. Zuerst geht es darum, das Thema zu verstehen und • Arbeiten Sie mit rhetorischen Fragen. Das Informationen dafür zu sammeln. Nehmen wir an, Sie menschliche Gehirn ist so angelegt, dass es müssen eine Rede zum Thema „Sollen die Telefon- bei Fragen automatisch anfängt zu arbeiten. zellen wieder gelb werden?“ halten. Als erstes über- Und was wünscht sich ein Vortragender mehr, legen Sie sich alle Vor- und Nachteile, die es mit sich als dass das Publikum mitdenkt und neugierig bringt, wenn die Telefonzellen wieder gelb werden. den Ausführungen lauscht. Sammeln Sie alle Argumente, egal wie gut oder wie schlecht sie Ihnen erscheinen mögen. Aussortieren • Das Publikum wird es Ihnen hoch anrechnen, können Sie später immer noch. Am besten entschei- wenn Sie sich auf das Wesentliche beschrän- den Sie sich bereits jetzt für welche Seite sie reden ken und nicht abschweifen. Denn nichts ist so wollen. Überlegen Sie sich auch bitte gut, welche nervtötend wie einer, der sich selbst gerne Argumente die Gegenseite bringen wird, damit Sie reden hört und nicht zum Punkt kommt. diese entkräften können. In diesem Stadium legen Sie auch fest, welches Ihre Hauptaussage sein wird. Aufbau und Struktur einer Rede 2. Dispositio: Das Ordnen der Gedanken Es gibt in der Rhetorik leider keine Patentrezep- Im zweiten Arbeitsschritt gliedern Sie Ihren Text. Die te. Es kommt immer darauf an, was Sie erreichen Rhetorik gibt Ihnen auch hier ein kleines Hilfsmittel möchten und dementsprechend müssen Sie Ihre an die Hand: Die Lehre von den vier Redeteilen: Vorgehensweise planen. Ein guter Leitfaden sich auf eine Rede, oder auch auf ein Gespräch vor zu a) Einleitung (exordium) bereiten sind die Produktionsstadien einer Rede b) Darlegung des Sachverhalts (narratio) aus der klassischen Rhetorik. c) Argumentation und Beweisführung (argumentatio) d) Der Redeschluss (conclusio, peroratio).
  • 9. Rhetorik R h e t o r i k a l s K u n s t z u w i r ken 8 Eine weitere Form den Text zu gliedern kommt ur- Argument an den Anfang und das Stärkste an den sprünglich aus der Werbung. Es handelt sich hier Schluss – denn die Aufmerksamkeit der Zuhörer um die AIDA/AITA-Formel. Es ist eine Abkürzung ist am Anfang und am Schluss am höchsten. für: Auch hier gilt: Der erste Eindruck zählt, A: Attention: die Aufmerksamkeit der der letzte bleibt. Zuhörer auf sich selbst (den Redner) zu lenken. 3. Elocutio: Die Sprachliche Ausgestaltung I: Interrest: das Interesse für das Thema Der dritte Arbeitsschritt umfasst die sprachliche wecken. Ausgestaltung des Textes und damit wohl den be- kanntesten Teil der Rhetorik: Die Stilmittel. D/T: Desire/Theorie: den Wunsch nach Ihrem Produkt, einer Handlung wecken, Unter Stilmittel versteht man die verschiedenen bzw. die Theorie erläutern. Figuren und Tropen, wie z.B. Metaphern, Allitera- tionen. Sowie den Wortgebrauch und die Satzfü- A: Action: die Zuhörer zu einer (ab- gung, soweit diese nicht grammatischen, sondern schließenden) Aktion motivieren; durch stilistisch-rhetorischen Zwecken dienen. Sprach- eine Zusammenfassung oder einen Appell richtigkeit, Deutlichkeit, Angemessenheit an Inhalt den Vortrag beenden. und Zweck der Rede, Redeschmuck und Vermei- dung alles Überflüssigen sind die obersten Stil- Prüfen Sie alle gefunden Argumente, Inhalte und qualitäten. bewerten diese. Wie wichtig sind sie? Berücksich- tigen Sie dabei, vor welchem Publikum Sie reden 4. Memoria: Das Sich-vertraut-machen werden. Vor Fachleuten werden Sie andere Argu- mit dem Text mente/Inhalte bringen als vor Laien, vor Kommili- tonen andere, als vor Freunden. Das heißt: Üben, üben, üben. Noch ein kleiner Tipp: Wenn Sie mehrere Argu- Üben Sie ihren Text vor Freunden, vor dem Spie- mente haben, dann setzen Sie ihr zweitstärkstes gel, vor den Sofakissen. Nehmen Sie ihren Vortrag
  • 10. Rhetorik R h e t o r i k a l s K u n s t z u w i r ken 9 auf. Das gibt Ihnen Sicherheit und wirkt sich auf Wir kennen alle diese Situation, es steht ein Fest die Art Ihres Vortrags aus. Sie wirken souveräner. an, irgendeine (halb-) offizielle Feierlichkeit und wir Schreiben Sie die wichtigsten Stichworte auf Kar- bekommen eine Rede aufs Auge gedrückt: „Mach’ teikarten. Nicht mehr als drei Stichworte oder ei- Du das, Du kennst ihn/sie am besten von uns al- nen ausformulierten Satz auf eine Karte. len.“ oder „Herr/Frau XY, dass ist Ihr Projekt, bitte stellen Sie es auf der Sitzung vor.“ Nicht immer Nummerieren Sie die Karten durch, so sind diese haben wir viel Zeit zur Vorbereitung und ehe wir schneller sortiert, falls mal etwas durcheinander uns versehen, stehen wir schon vor versammelter kommt. Die letzte Karte sollte etwas größer sein Mannschaft und bekommen den Mund nicht auf. (oder in einer anderen Farbe), dann ist sie leicht zur Hand, wenn Sie schnell zum Schluss kommen müssen Formulieren Sie am besten den ersten Vorbereitung in sechs Mini-Schritten Satz aus und lernen Sie diesen auswendig. Und überlegen Sie auch einen pfiffigen Schlusssatz, Haben Sie noch ein paar Stunden Zeit, Ihre Rede der gut in Erinnerung bleibt. vorzubereiten (falls nicht, siehe unten), gilt Fol- gendes: Als erstes muss ein Ziel definiert werden: 5. Actio: Verwirklichung der Rede „Was will ich mit meiner Rede erreichen?“ „Will ich unterhalten?“ „Will ich XY in einem bestimmten Dazu gehört auch, neben der Rede selbst (!) das Licht darstellen?“ „Will ich erreichen, dass mein ganze „darum herum“: Reservierung des Raumes, Projekt angenommen wird?“ Versenden der Einladung, Kontrolle der techni- schen Geräte und des Raumes. Wenn Sie diese Frage für sich beantwortet ha- ben, dann können Sie ans Schreiben Ihrer Rede gehen. Wenn Sie sich dabei an folgende Regeln Reden aus dem Stehgreif halten, stehen die Chancen für eine gelungene Rede gut: Was können Sie tun, um trotz aller Überraschung und Nervosität souverän eine kleine Rede halten zu 1. Wählen Sie einen Einstieg, den ihre Zuhörer können? Welche Regeln gibt es? Was können Sie nicht erwarten. Ein Zitat oder eine Zeitungsmel- tun, wenn Sie keine Zeit hatten, sich vorzubereiten? dung passend zum Thema, oder etwas anderes,
  • 11. Rhetorik R h e t o r i k a l s K u n s t z u w i r ken 10 das nicht nach: „Meine sehr verehrten Damen 4. Verwenden Sie möglichst wenige Fremdwörter und Herren“ klingt! und Fachbegriffe, sondern benutzen Sie ihre eige- nen Worte. Aber achten Sie darauf, dass die Rede Merke: Der erste Eindruck prägt, nicht an Niveau verliert. der letzte bleibt! 5. Sie sind nervös? Sie wissen nicht wie die Rede 2. Deshalb ist auch wichtig, dass Sie einen guten wirkt? Dann üben Sie vor Freunden, die Ihnen im Schluss haben, der nicht nach: „Ich bedanke mich Anschluss konstruktives Feedback geben sollen für Ihre Aufmerksamkeit“ klingt. Hier eine kleine (1. Was haben Sie gut gemacht? 2. Was können Übersicht, wie Sie Ihren Schluss gestalten können: Sie besser machen?). So gewinnen Sie an Sicher- heit und können im Notfall noch schnell was än- Ausblick / Zusammenfassung / Aufforderung / dern. Kompromiss / Schlagwort / Zitat / Parabel / Grö- ßeren Zusammenhang zeigen / Hoffnung 6. Schauen Sie ins Publikum und suchen Sie nach lächelnden Gesichtern! Das gibt Ihnen Sicherheit. Was wissen Sie über Ihre Zuhörer? Holen Sie sich Vergessen auch Sie nicht zu lächeln! so viele Informationen wie nur möglich und lassen Sie diese in die Rede einfließen. So werden sich die Zuhörer einbezogen. Apropos einbezogen: Last-Minute-Notfall-Paket Schreiben Sie Ihre Rede so, dass sie die Zuhörer involviert, nicht bloß informiert! Was aber sollen wir tun, wenn wir keinerlei Zeit und Gelegenheit hatten, uns auf eine Rede vorzuberei- 3. Beachten Sie: Eine Rede ist keine Schreibe. ten? Wenn wir regelrecht damit überfallen werden? Satzkonstruktionen die in einem Fließtext gut klin- gen sind unter Umständen nicht sprechbar. Lesen Für solche Fälle gibt ein ganz einfaches Schema: Sie Sie sich die Rede während Sie diese schreiben orientieren Ihre Rede an den folgenden drei Fragen: immer wieder laut vor, dann merken Sie sofort, wo es nicht flüssig ist. Was war? Was ist? Was wird sein?
  • 12. Rhetorik R h e t o r i k a l s K u n s t z u w i r ken 11 Ein Beispiel: Eine Feier zum 70. Geburt- tag der Großmutter. Auf einmal tritt Ihnen der Großvater symbolisch auf die Füße und besteht darauf, dass Sie eine Rede halten sollen („Die Omi freut sich doch so...“). Sie beginnen Ihre Rede damit, dass Sie erzählen wie Sie als Kind Ihre Großmutter erlebt haben, ein bis zwei lustige Anekdoten, weiter kön- nen Sie erzählen, wie Sie jetzt bei Ihrer Groß- mutter immer Rat suchen, oder dass sie Ihnen immer Geld zusteckt – irgendetwas, das Ihr Verhältnis charakterisiert. Zum Ab- schluss phantasieren Sie, wie das Verhält- nis in Zukunft aussehen soll („Auf die nächsten 70!“). Klar, dass sich das alles jetzt viel einfacher anhört, als es zu sein scheint. Aber es ist einfach, was Sie brauchen ist Übung! Üben Sie im Freundeskreis solche Stehgreifreden zu halten: Zum Beispiel wenn Sie abends in der Kneipe sind oder sich zu Hause treffen. Machern Sie einen kleinen Wettbewerb daraus; das macht Spaß und der Ernstfall macht Ihnen nichts mehr aus!
  • 13. Rhetorik 12 Gesprächsrhetorik Rhetorik in der Kommunikation Wer andere überzeugen oder Missverständnisse vermeiden will, muss erfolgreich kommunizieren können, doch egal „was“ man sagt, es kommt darauf an, „wie“ man es sagt. Dies erkannte bereits Leonardo da Vinci als er feststellte: „Nimm wahr, dass alles mit allem in Verbindung steht.“ So hat jede Nachricht vier Ebe- nen, die es bei einer erfolgreichen Kommunikati- on zu beachten gilt, nämlich die Sachebene, die Selbstoffenbarung, die Beziehungsebene und der Appell. Diese vier Seiten erscheinen sowohl auf dem Sender, als auch dem Empfängerhorizont. Der Sender Auf der Sachinhaltsebene geht es darum, worüber man informieren will. Diese Seite der Kommunika- tion ist den Gesprächspartnern direkt zugänglich. Gefühle, Neigungen und Haltungen werden je- doch nicht nur sprachlich, sondern auch nonver- bal ausgedrückt. Die Beziehungsebene stellt dar- auf ab, „wie“ man mit anderen spricht. Dadurch zeigt man, was man vom anderen hält und wie
  • 14. Rhetorik G e s p r ä c h s r h e t orik 13 man zueinander steht. Bewusst oder unbewusst Tipps für eine gelungene Kommunikation verfolgen Gesprächspartner bestimmte Ziele. Die entsprechenden Aufforderungen erfolgt auf der Für eine gelungene Kommunikation sind jedoch „Appell-Ebene“. alle Techniken gleich wichtig und nützlich. Daher sollte man auf der Sachebene darauf achten: Der Empfänger • sachlich zu bleiben • verständlich zu reden In dem Sprichwort „Auf dem Ohr bin ich taub!“ • analytisch zuzuhören steckt mehr als nur ein Fünkchen Wahrheit. Schulz • rückzukoppeln von Thun stellt in seinem Buch „Miteinader reden“ • Dialog mit Pausen zu führen ein Gesicht mit vier Ohren dar. Jeweils ein Ohr für die Sachebene, die Selbstoffenbarungsebene, die Auf der Selbstoffenbarungsebene gilt es: Beziehungsebene und die Appell-Ebene. Auf der ersten Ebene fragt sich der Hörer „Wie ist der Sach- • überzeugend zu argumentieren verhalt zu verstehen?“ Das Ohr, das für die Selb- • Fragen zu stellen und um stoffenbarung steht horcht darauf „Was ist das für • fair zu lenken einer?“ und „Was ist mit ihm?“ Hellhörig wird auch das „Beziehungsebene-Ohr“. Hier geht es darum: Die Beziehungsebene umfasst folgende Punkte: „Wie redet der eigentlich mit mir?“ oder „Wen glaubt er vor sich zu haben?“ Auch das „Appell-Ohr“ gerät • aktives Zuhören ins Grübeln bei der Frage: „Was soll ich tun, den- • Gefühle direkt aussprechen ken, fühlen auf Grund seiner Mitteilung?“ • Feedback geben und nehmen Der Appell-Ebene appelliert: • Ich-Botschaften zu senden • die eigene Meinung zu sagen • eigene Absichten und Ziele erklären
  • 15. Rhetorik G e s p r ä c h s r h e t orik 14 Richtig argumentieren verallgemeinert diese, um die Nachteile zu ver- deutlichen. Um in einer Redesituation, sei es bei einem Vor- trag, einer Diskussion oder im Vorstellungsge- Vorteile: Ein deutlicher Vorteil besteht darin, spräch überzeugen zu können, ist es unbedingt dass durch die Überspitzung die Nachteile der notwendig richtig zu argumentieren. Wenn Sie in These ganz deutlich hervortreten und dass je der Lage sind, die Argumente Ihres Gegenübers der bestimmt zugibt in einer solchen Gesell- zu erkennen, sind Sie vor etwaigen Manipulatio- schaft nicht leben zu wollen. Insofern wird nen geschützt. Darüber hinaus können Sie den dieses Prinzip häufig sinnvoll genutzt. richtigen „Hebel“ ansetzen, um das Argument zu entkräften. Nachteile: Der Nachteil besteht darin, dass es auch sehr schnell wieder außer Kraft Die folgende kleine Liste zeigt einige Grundlegen- gesetzt werden kann durch eine Ausnahme- de Prinzipien auf, wie Argumentationen funktionie- regelung: „Klar wäre es nicht gut in einer ren, wie sie uns nützen und wie sie „ausgehebelt“ Gesellschaft zu leben, in der alle stehlen, werden können. aber es tun ja nicht alle.“ Gerechtigkeits- oder Gleichheitsprinzip Die Argumentationselemente So funktioniert es: Dieses Prinzip arbeitet damit, Das Verallgemeinerungsprinzip dass Wesen, Vorfälle, oder Fakten derselben Ka- tegorie gleich behandelt werden sollen. Z. B.: Alle So funktioniert es: Dieses Prinzip wird häufig de- Menschen sind gleich, deshalb sollen Sie auch struktiv genutzt, um eine These, wie die folgende gleich behandelt werden. zu entkräften: Solange ich mich nicht erwischen lasse, darf ich tun, was ich will, auch stehlen und Vorteile: Es ist leicht einsichtig und wird betrügen.Eine solche These wird dann häufig da- deshalb selten diskutiert. mit verworfen, dass man darauf hinweist, wie eine Gesellschaft sein würde, in der dies jeder tun wür- Nachteile: Aber wenn, dann richtig, denn: de. Man nimmt also die vertretene These auf und Wir sind nicht alle gleich. Oder nur in einer
  • 16. Rhetorik G e s p r ä c h s r h e t orik 15 bestimmten Hinsicht und das macht die Aus- Quellenargument sage trivial. Also Vorsicht beim Formulieren! So funktioniert es: Man begründet seine Aussa- Relativierung ge damit, dass diese Aussage bereits von jemand anderes getroffen wurde. Beispiel: Das Dogma So funktioniert es: Ähnlich wie die Verallgemeine- „D“ ist wahr, weil der Papst XY es verkündet hat. rung, wird die Relativierung vorwiegend destruktiv genutzt. Als Argument gegen eine bestimmte These Vorteile: In dem man jemand anderes sein wird diese in einen allgemeinen Kontext gestellt mit Argument „in den Mund legt“, wird man selbst der Aussage, dass es auch ganz anders sein kann. nicht mehr so angreifbar. Beispiel: Du sagst, dieses Haus ist nicht schön. Aber jemand anderes kann es sehr wohl schön finden.. Nachteile: Je strittiger eine These wird, desto mehr rückt die Frage nach der Glaubwürdi- Vorteile: Man bringt sein Gegenüber in die keit der Quelle in den Mittelpunkt. Situation, seine Aussage zu spezifizieren, einen Teil genauer zu definieren. Damit ge- Argumente mit der Zeit, Erfahrung oder Anzahl winnt man Zeit, seine eigenen Argumente zu rechtzulegen. So funktioniert es: Eine spezielle Variante des Quellenargumentes. Hier legt sich folgendes Prin- Nachteile: Hier muss man sich genau über- zip zugrunde: Was sich während langer Zeit und legen, was man erreichen will, was man bei vielen durchgesetzt hat ist wahr/gut/richtig. nachweisen will: dafür gibt es zwei Möglich- Beispiel: Die Mehrheit hat immer Recht. keiten. 1. Wenn bei der Zuschreibung eines Begriffes K verschiedene Beobachter zu Vorteile: Was die Menschheit in der Praxis verschiedenen Urteilen gelangen, dann muss ausprobiert hat, über lange Zeit und an vielen K relativiert werden. 2. Wenn es über eine Orten, kann schwerlich falsch sein. Frage verschiedene, voneinander abweichen- de Ansichten gibt, zwischen denen man Nachteile: Sie passt nicht immer: Wenn es für sich nicht entscheiden kann. Soll man die Gesellschaft wirklich förderlich gewesen gegen alle Ansichten tolerant sein. wäre, dass Mann und Frau absolut gleichbe
  • 17. Rhetorik G e s p r ä c h s r h e t orik 16 rechtigt sind, dann wäre es schon längst Grundsätzlich unterscheidet man zwei Fragefor- eingeführt. men: Die offene Frage Fragetechnik – Wer fragt führt Bei der offenen Frage steht das Fragewort am Nicht umsonst sind viele Frage-Berufe – wie der Anfang. Die Antwort kann nicht „Ja“ oder „Nein“ des Arztes, des Juristen oder des Uni-Professors lauten; meist muss in einem ganzen Satz geant- – nach wie vor sehr angesehen. Gerade in diesen wortet werden. Beispiel: „Wo gehen wir heute Berufen ist es sehr wichtig, die richtigen Fragen zu Morgen frühstücken?“, „Wie hat dir der Kinofilm stellen und dadurch die wichtigsten Antworten zu gefallen?“ bekommen. Grundsätzlich hilft eine gute Frage- technik beruflich und privat schwierige Situationen erfolgreich zu meistern. Die geschlossene Frage Bei der geschlossenen Frage steht das Verb (oder Es gibt viele unterschiedliche Fragetechniken. Hilfsverb) am Satzanfang. Die Antwort kann nur Allesamt sind Sie hoch interessant und wichtig aus einem „Ja“, „Nein“ oder „Vielleicht“ bestehen. zugleich – weil sie Ihnen ganz neue Möglichkei- Beispiel: „Möchtest du ein Eis?“, „Gefällt dir der ten eröffnen. Wenn Sie sich die grundlegenden Kinofilm?“ Kenntnisse der Fragetechnik aneignen, werden sie überrascht sein, wo Sie diese Kenntnisse überall Meist ist es sinnvoller, eine offene Frage zu stellen, anwenden können: Das beginnt mit der Diskus- um eine genauere Antwort zu erhalten. Lediglich sion über den aktuellen Kinofilm, den man gerne am Ende eines Verkaufsgespräches, gegenüber sehen möchte, und endet mit der Einigung über Non-Stop-Rednern und gegenüber Unentschlos- ein neues Projekt im Job. senen ist es besser, eine geschlossene Frage zu wählen.
  • 18. Rhetorik G e s p r ä c h s r h e t orik 17 Zehn Fragearten Wichtig: Sie haben mit der Frage lediglich die Wahl zwischen zwei positiven Möglichkeiten Nun kennen Sie bereits den Unterschied zwischen gelassen (anders: „Soll ich dich abholen oder offenen und geschlossenen Fragen. Darüber hin- nicht?“). aus gibt es zehn Fragearten, die sich alle vonein- ander unterscheiden und Ihnen in verschiedenen 3. Suggestivfrage Situationen weiterhelfen können. Mit der Suggestivfrage versuchen Sie als Fragender 1. Informationsfrage Ihren Gesprächspartner in Ihrem Sinne zu beein- flussen. Typisch für diese Frageart sind Wörter wie Wie der Name schon sagt, holen Sie mit dieser Fra- „doch“, „wohl“, „auch“, „bestimmt“ oder „sicher- geart Informationen ein. Eine solche Frage beginnt lich“. immer mit „wie“, „wann“, „wo“, „“wer“ oder „wie viel“. Beispiel: „Wann ist Ihr Einfamilienhaus fertig?“ Beispiel: „Denkst du nicht auch, dass ..?“ 2. Alternativfrage 4. Ja-Fragen-Straße Mit einer Alternativfrage geben Sie Ihrem Ge- Diese Fragetechnik verwenden Sie, wenn Sie ein sprächspartner die Wahl zwischen zwei positiven „Ja“ als Antwort erreichen möchten. Dies schaffen (!) Möglichkeiten. Sie, indem Sie mehrere Ja-Fragen hintereinander stellen, bis Sie am Schluss eine suggestive Fest- Beispiel: „Soll ich dich um 18 Uhr oder um stellung anbringen. Diese Technik ist besonders 19 Uhr abholen?“, am Ende eines Gespräches empfehlenswert. „Möchtest du deinen Kaffee mit Milch oder Beispiele: „Sehen Sie sich gerne Filme an?“ • mit Sahne trinken?“ „Gehen Sie gerne ins Kino?“ • „Gehen Sie lieber zu zweit und nicht alleine aus?“ • „Dann In jedem Fall ist klar, dass Sie Ihren Gesprächs- sind Sie bestimmt damit einverstanden, dass partner abholen werden; zu klären ist nur noch die wir heute Abend zusammen ins Kino gehen.“ genaue Uhrzeit.
  • 19. Rhetorik G e s p r ä c h s r h e t orik 18 5. Rhetorische Frage 7. Motivierungsfrage Bei einer rhetorischen Frage stellen Sie selbst Mit einer Motivierungsfrage bringen Sie Ihren Ge- eine Frage und beantworten diese auch gleich sprächspartner dazu aus sich heraus zu gehen. selbst. Diese Fragetechnik wird gerne bei Vorträ- gen angewandt, weil sie die Zuhörer zum Mitden- Beispiel: „Wie hast du es geschafft, in deinem ken zwingt. Ihr Zuhörer kann nämlich gar nicht Examen so gute Ergebnisse zu schreiben?“ anders, als sich innerlich mit Ihrer Frage zu be- schäftigen! 8. Provozierende Frage Beispiel: „Wissen Sie, wie man Spaghetti isst? Vorsicht! Mit der provozierenden Frage greifen Sie Ganz klar, nur mit der Gabel und ohne Löffel.“ Ihren Gesprächspartner an. Sie sollten diese Fra- gen nur gezielt in Ausnahmesituationen stellen. 6. Gegenfrage Eines sollte Ihnen dabei klar sein: Mit dieser Fra- getechnik machen Sie sich keine Freunde! Mit einer Gegenfrage reagieren Sie auf eine Fra- ge Ihres Gesprächspartners. Der Vorteil dieser Beispiel: „Warum ist dein Mitbewohner in den Technik liegt darin, dass Sie durch die Gegen- Klausuren so viel besser als du?“ frage Zeit gewinnen können. Dies ist besonders empfehlenswert, wenn Sie die Antwort spon- 9. Kontrollfrage tan nicht wissen oder eine provokative Frage zurückgeben möchten. Dadurch erreichen Sie, Wenn Sie eine Kontrollfrage stellen, können Sie dass das Problem zumindest vorübergehend überprüfen, ob Sie und Ihr Gesprächspartner bei Ihrem Gesprächspartner und nicht bei Ih- noch miteinander übereinstimmen. Diese Frage- nen liegt. technik ist sehr wichtig; je früher sich herausstellt, dass eine Sache noch nicht abschließend geklärt Beispiel: „Wie meinen Sie das?“, ist, umso besser. Ansonsten würden die Ergebnis- „Wie darf ich Ihre Frage verstehen?“ se nur unbefriedigend ausfallen. Beispiel: „Sind hierzu noch Fragen offen?“
  • 20. Rhetorik G e s p r ä c h s r h e t orik 19 10. Fangfrage Durch eine Fangfrage erfahren Sie Dinge, die Sie direkt nicht fragen können, weil es unverschämt wäre oder weil Ihnen Ihr Gegenüber nicht antwor- ten würde. Beispiel: „Wann haben Sie Abitur gemacht?“ (So können Sie dezent herausfinden, wie alt jemand ist). Zu guter Letzt Legen Sie nach jeder Frage eine Pause ein, da- mit Ihr Gesprächspartner antworten kann. Und: Lassen Sie sich nicht dazu hinreißen, nach Ihrer eigentlichen Frage noch eine Erklärung nachzu- schieben – auch nicht, wenn Ihr Gegenüber sich mit seiner Antwort Zeit lässt. Wenn Sie Ihre Frage gestellt haben, müssen Sie nur geduldig sein, auf- merksam zuhören und gegebenenfalls noch ein- mal zurückfragen. Keine Angst, auch hier gilt: Nur Übung macht den Meister!
  • 21. Rhetorik 20 Rhetorik und Schlagfertigkeit Wie reagieren auf destruktive Einwände? Nun ist es soweit. Sie haben Ihren Vortrag abge- schlossen oder Ihre Meinung gesagt und nun tau- chen sie auf: die kritischen Stimmen. In diesem Artikel wollen wir uns speziell damit beschäftigen, wie man Einwände erfolgreich abarbeitet ohne in eine Verteidigungsstellung rücken zu müssen. Prinzipiell muss man unterscheiden zwischen kon- struktiver Kritik und Einwänden im argumentativen Gespräch. Konstruktive Kritik unter vier Augen sollte man sich immer genau anhören und sich mit ihr auseinander setzen. Sie kann einem wei- terhelfen und Sie dazu lernen lassen. Einwände im argumentativen Gespräch dagegen sind nicht immer hilfreich. So zum Beispiel wenn Sie einen Vortrag gehalten haben und anschließend in großer Runde über das Gesagte diskutieren. Dann kann es Ihnen schnell passieren, dass durch negative, manchmal sogar provozierende Einwände, die Stimmung der Grup- pe schlechter wird oder Sie in eine Verteidigungs- stellung gedrängt werden. Genau um diese Frage dreht sich der folgende Beitrag: Wie begegnen Sie Einwänden richtig?
  • 22. Rhetorik R h e t o r i k u n d S c h l a g f e r t i g keit 21 Pfiffige Methoden Im gleichen Atemzug stellen Sie dann die Vorteile und herausragenden Eigenschaften (zum Beispiel Wie sieht eine angemessene Reaktion auf einen eines Entwurfes) heraus. Einwand aus? Zuerst einmal niemals von oben her- ab und zum Zweiten niemals abwehrend. Sie sollten Beispiel: „Der Preis ist höher, doch Sie vielmehr Ihre Bereitschaft signalisieren, sich mit dem bekommen dafür auch mehr Service.“ Einwand auseinanderzusetzen – lösen Sie sich von der Vorstellung, selbst Recht zu haben und deshalb Fazit: Gut. alles andere leichtfertig abtun zu können! 3. Vorwegnahme 1. Ja-aber Die Vorwegnahme-Methode bietet Ihnen die Mög- Obwohl diese Methode „Ja-aber“ heißt, sprechen lichkeit Einwänden zuvorzukommen. Wie das Sie das „Ja-aber“ niemals laut aus! Das wäre ein geht? Sie selbst wissen meist ganz genau, welche rotes Tuch! Sie ersetzen deshalb das „Ja“ durch Stellen in Ihrem Vortrag kritisch sind und Einwän- eine andere Formulierung wie etwa „Ich kann das de nahezu herausfordern. Formulieren Sie des- verstehen“ und das Wort „aber“ durch „allerdings“, halb bereits in Ihrem Vortrag den zu erwartenden „jedoch“, „obwohl“ oder „nur“. Einwand und arbeiten Sie ihn ab, bevor jemand anders zu Wort kommt. Übrigens: Erfahrene Red- Beispiel: „Das ist sicher eine beträchtliche ner sehen schon am Blickkontakt und der Körper- Summe, jedoch erhalten Sie dafür eine sprache, wenn jemand mit dem Gesagten nicht außergewöhnliche Leistung.“ einverstanden ist! Das sind natürlich optimale Vor- aussetzungen um die Vorwegnahme-Methode an- Fazit: Gut. wenden zu können. 2. Nachteil-Vorteil Beispiel: „Nun können Sie denken, dass .., doch dafür ....“ Die Nachteil-Vorteil-Methode ist eine Variante des „Ja-aber“. Hiermit geben Sie bei gerechtfertigten, Fazit: Sehr empfehlenswert! also nicht zu leugnenden Einwänden Nachteile zu.
  • 23. Rhetorik R h e t o r i k u n d S c h l a g f e r t i g keit 22 4. Rückstellen Wenn Sie zurückstellen, dann beantworten Sie den Einwand nicht direkt, sondern beantworten ihn später. Sie können sich den „Einwand“ auch kurz auf Papier notieren – sehr wirkungsvoll! Beispiel: „Eine berechtigte Bemerkung. Wenn Sie einverstanden sind, antworte ich Ihnen im Rahmen der Gruppenübung.“ Fazit: Geeignet, wenn sie gerne Zeit gewinnen wollen, um sich eine Antwort zu überlegen oder sogar gar nicht antworten möchten. 5. Offenbarung Wenn Ihr Gesprächspartner scheinbar hartnäckig Einwände findet oder Sie die Einwände nicht ge- nau verstehen, wähle Sie die Offenbarungs-Me- thode. Folgende Formulierungen bieten sich hier- für an: Beispiel: „Unter welchen Umständen (würde Ihnen der Entwurf zusagen)?“ oder „Was müsste getan werden, damit ...?“. Fazit: Sehr gute Möglichkeit und daher sehr empfehlenswert.
  • 24. Rhetorik 23 Rhetorik und Körpersprache Der Körper spricht mit Wir Menschen haben viele Möglichkeiten uns an- deren mitzuteilen. Die häufigste und interessan- teste Form der Kommunikation ist die Sprache. Doch wer gedacht hat, dass die Sprache ein rein verbaler Akt ist, der täuscht sich ganz gewaltig... Sprache wirkt erst dann, wenn sie durch Bewe- gungen und Ausdrucksformen des Körpers ab- gerundet wird. Selbst wenn wir am Telefon mit jemanden sprechen, können wir uns anhand der Stimmvariation unseres Gesprächspartners seine Körperreaktionen vorstellen. Die Körpersprache ist ein wesentlicher - manchmal sogar entschei- dender - Bestandteil unserer Kommunikation. Die Hälfte der Kommunikation ist nonverbal Um Körpersprache zu verstehen und sie sinnvoll ein- zusetzen, müssen wir sie im Ganzen betrachten und vor allem den sprachlichen Kontext sehen. Zur ih- rer richtigen Deutung gehört immer ein sprachlicher Zusammenhang: Es heißt ja auch Körper-Sprache! Diese muss richtig eingesetzt auch in Harmonie mit dem Gesagten stehen, sonst wird sie leicht entlarvt.
  • 25. Rhetorik R h e t o r i k u n d K ö r p e r s p r a che 24 Wie schnell erkennen wir an der Disharmonie von Die Begrüßung kann schon entscheiden Körper und Sprache „falsche Freundlichkeit“? Oder wie verheerend kann ein Lächeln zum fal- Der erste Eindruck ist entscheidend, deshalb fängt schen Zeitpunkt wirken? Körpersprache ist aber das positive Bild mit einer freundlichen und rich- auch etwas, was uns angeboren ist und wir aus tigen Begrüßung an. So ist im deutschen Raum der Natur übernommen haben. Denken Sie nur das Begrüßungsritual fast eine Konfrontation, wir einmal an einen Gorilla, der zwar nicht sprechen stehen uns gegenüber mit festem Händedruck kann, Ihnen aber unmissverständlich seine Ab- schauen wir dem Anderen in die Augen. Eine et- sicht, Sie anzugreifen, durch heftiges Trommeln was geöffnete Körperhaltung kombiniert mit ei- auf der Brust mit beiden Fäusten vermittelt! nem freundlichen aber bestimmten Lächeln wird sofort zu einer freundlichen Atmosphäre führen, wenn die Stimme dies durch ehrliche Freundlich- Ein positives Bild vermitteln keit untermalt. Jeder Gedanke, der in unserem Gehirn gefasst An einigen Besonderheiten im Begrüßungsverhal- wird, ist ein Auftrag und der wird dann auch in Kör- ten können Sie auch schon viel über die Person persprache übersetzt. Nehmen Sie sich vor, heute erfahren, mit der Sie reden wollen. Zieht jemand in einer Verhandlung einmal besonders hart zu blei- einen anderen zu sich heran, dann ist das immer ben, dann wird Ihre Körpersprache entsprechend ein Dominanzverhalten, zeigt aber auch, dass starr und unbeweglich sein. Es ist aber in vielen der Heranziehende seinen Standpunkt nicht so Fällen einfach vorteilhafter, ein positives Bild abzu- schnell aufgeben wird (andere müssen auf ihn zu- geben. Dieses positive Bild können Sie nur durch kommen). eine entsprechende Synchronisation von Gedan- ken, Sprache und Körperreaktionen geben. Der Andere „spiegelt“ Ihre Körpersprache Fangen Sie damit an, dass Sie sich so kleiden, dass Sie dem Event angemessen gekleidet sind Ein Phänomen, dass sehr häufig in Gesprächen und sich in Ihrer Kleidung wohl fühlen. Fühlen Sie oder Verhandlungen zu erkennen ist: Einer der sich nicht wohl, sind Sie „verkleidet“ und werden Gesprächspartner beginnt die Kommunikation auch so wirken. mit einer offenen und freundlichen Körperspra-
  • 26. Rhetorik R h e t o r i k u n d K ö r p e r s p r a che 25 che und sein Gegenüber macht unbewusst mit. tine verbessern Sie nicht nur Ihre Auffassungsga- Es entwickelt sich eine entspannte Atmösphäre be sondern auch Ihre eigene Körpersprache. Sie und das Gespräch verläuft reibungslos. Anders werden sehen: Eine positive Körpersprache wird dagegen das Vorstellungsgespräch: Der Bewer- sich auszahlen, vor allem in unangenehmen oder ber ist nervös und unsicher, seine Körpersprache schwierigen Situationen. ist verschlossen. Die Beine übereinander geschla- gen, die Hände ineinander gefaltet und der Ge- sichtsausdruck angespannt. Direkt angesprochen Körpersprache – was Gang und verstärkt sich diese Haltung, das Gespräch ver- Sitzpositionen verraten krampft. Sehr häufig sind diese Reaktionen zu be- obachten, wenn das Gespräch auf unangenehme „Die Körpersprache ist die Kleidung der Gedan- Themen - wie Gehaltsvorstellungen - gelenkt wird. ken“, sagte einmal Samuel Johnsen. Haben unse- Ein Tipp: Klären Sie alle möglichen unangeneh- re Gedanken Einfluss auf unsere Körpersprache? men Fragen vorher. Spielen Sie diese Situation Kann man Körpersprache entschlüsseln? Dies mit einer/m Bekannten durch und achten Sie da- und mehr finden Sie hier. bei auf eine sichere aber entspannte Körperspra- che. Bitten Sie Ihren „Testpartner“ überraschen- Erfolg im Beruf hängt nicht allein von Tüchtigkeit, de und unangenehme Fragen zu stellen und auf Können und Belastbarkeit ab, sondern immer Ihre Körpersprachereaktionen zu achten. Denken mehr auch von der Kommunikationsfähigkeit des Sie daran: Je übertriebener und verstärkter die- Einzelnen. Argumente alleine führen nicht immer se Simmulation ausfällt umso besser für das reale zum Ziel; entscheidend ist, die eigene Persön- Gespräch. lichkeit glaubhaft zu machen und andere an Ihrer Körpersprache zu erkennen und entsprechend zu leiten. Bewusstsein zahlt sich aus Im Folgenden erklären wir den interessanten Zu- Machen Sie den Test: Beobachten Sie sich und sammenhang zwischen Persönlichkeit und Kör- andere im Gespräch! Versuchen Sie die Körper- persprache. Darüber hinaus haben wir einige sprache der anderen zu deuten, einfache Signale kleine Beispiele zusammengestellt, in denen Sie sind nicht so schwer zu erkennen. Mit etwas Rou- vielleicht sich oder andere wieder finden werden.
  • 27. Rhetorik R h e t o r i k u n d K ö r p e r s p r a che 26 Keine Bewegung ist zufällig wenn wir mehr Informationen sammeln, können wir nicht gleichzeitig Entscheidungen treffen, was Keine unserer Bewegungen ist zufällig, sondern das Aggressiv sein voraussetzen würde. Bewe- vielmehr das Ergebnis bewussten und unbe- gung kann also einen Zustand herbeiführen oder wussten Denkens: Jedes Lebewesen muss bei hemmen. Bewegungen sind in der Lage Gemüts- der Begegnung mit einem anderen blitzschnell zustände zu schaffen. eine Entscheidung treffen: Gute Absichten – böse Absichten? Stärker oder schwächer? Mann oder Frau? Und so weiter. All diese Fragen müssen in- Sprache und Körpersprache nerhalb von Sekunden gestellt und beantwortet werden – denn im nächsten Augenblick muss be- „Einem unter die Arme greifen“, „Aufatmen kön- reits eine Entscheidung gefällt werden. Zum Bei- nen“, „Große Augen machen“, „das Wort bleibt spiel: Grüßen oder nicht grüßen? Bekannt oder ihm im Halse stecken“ und, und, und... . Dies sind unbekannt? Oder mit dem Reptilienhirn gespro- nur einige Beispiele dafür, dass unsere Sprache chen: Angriff oder Flucht? die Körpersprache schon längst in den Wort- schatz integriert hat. Dabei gibt es manchmal jedoch Übersetzungsprobleme. So zum Beispiel Von den Gedanken zur Bewegung bei einem harmlosen Satz, der folgendermaßen lautet: „Morgen muss ich das machen.“ Der Teil Worauf es bei uns ankommt, ist die Übertragung “Muss ich machen“ ist ohne Weiteres übersetz- der Gedankenschnelle auf den Körper. Wir re- bar; „morgen“ nicht, da für den Körper kein mor- agieren mit unserer Gestik und Mimik auf unse- gen, gestern oder übermorgen existiert. Für den re Gedanken. Ebenfalls interessant ist, dass das Körper gibt es nur das Jetzt. Ganze auch umgekehrt funktioniert. Sie brauchen nur einmal die Augenbraue hochziehen und ver- Was geschieht also? Auf „ich muss machen“ re- suchen, in diesem Zustand aggressiv zu sein. Wer agiert unsere Muskulatur indem sie sich spannt. es probiert wird feststellen, dass es nicht funktio- Dann erst kommt das Signal „morgen“. Das heißt, niert. Es funktioniert deshalb nicht, weil der Kör- jedes Mal, wenn wir daran denken, was wir noch per durch das Hochziehen der Augenbraue einen erledigen müssen, sind unsere Muskeln ange- erhöhten Informationsbedarf signalisiert hat. Und spannt. Anschließend folgt dann das „Stopp: Erst
  • 28. Rhetorik R h e t o r i k u n d K ö r p e r s p r a che 27 morgen!“ Signal, das dem Körper wegen Überset- Konfrontation erreichen möchte. Diese Person zungsproblemen Stress bereitet. Stress entsteht kann mehr, als sie vorgibt zu können. Sie will kein also unter anderem dadurch, dass der Körper al- Aufsehen erregen und steht ungern im Vorder- les übersetzen will und doch nicht alles überset- grund. Wenn Sie schon alleine durch den Gang zen kann. eines Menschen so viel über ihn wisse, sollten Sie das nutzen und mit der Person entsprechend um- Was kann man hiergegen tun? Wenn Sie der Ge- gehen. Sie dürften diesen Persönlichkeitstyp bei- danke packt, dass Sie etwas Wichtiges morgen spielsweise niemals um eine direkte Stellungnah- erledigen müssen, dann machen Sie sich am Bes- me vor dem Aufsichtsrat bitten, sondern vielmehr ten einen schriftlichen Plan (sie werden aktiv!) und um Unterstützung hinter den Kulissen. kommen so dem Stau zuvor. An etwas Unerle- digtes zu denken schafft den Stau und damit den Kleine Schritte deuten darauf hin, dass jemandem Stress. Der beste Beweis hierfür ist die Tatsache, Details wichtig sind, er ein klares Konzept be- dass Sie sich selten wohl fühlen, wenn Sie an eine nötigt und Ordnung für ihn das halbe Leben ist. entfernte größere Aufgabe denken, die demnächst Einer solchen Person gegenüber sollten Sie im dringend erledigt werden muss. Gespräch auf Experten verweisen, die alle Details kennen und alles erklären können. Wird die Wich- tigkeit von Details anerkannt, wird mit der Person Gehen als Ausdruck der Persönlichkeit zu reden sein. Dieser Typ Mensch sollte nicht in Planungs- oder Strategiepositionen arbeiten; hier Wir erkennen einen Menschen an seinem Gang. würde er sich unweigerlich in Kleinigkeiten verzet- Wir hören jemanden gehen und wissen, wer es ist. teln. Anscheinend ist unser Gang ein markantes Zei- chen unserer Persönlichkeit. Große Schritte dagegen sind typisch für einen Menschen, der Details gerne überspringt, der vom Der eine lässt den Oberkörper und die Schultern Einzelnen aufs Ganze schließt und für den nicht fallen (macht sich kleiner) und schiebt eventuell die Ordnung, sondern die Vorstellung das halbe seinen Oberkörper leicht zur Seite (weicht aus). Leben ist. Dieser Typ Mensch sollte beispielswei- Diese Bewegungen bedeuten, dass der Betreffen- se nicht im Rechnungswesen arbeiten; das wäre de nicht dominieren und seine Ziele nicht durch für ihn ermüdend genaue Detailarbeit.
  • 29. Rhetorik R h e t o r i k u n d K ö r p e r s p r a che 28 Egal, ob kleine oder große Schritte können Sie aus festklammern und eine angespannte Körperhal- einem beschwingten Gang schließen, dass dieser tung einnehmen. Dies deutet darauf hin, dass die Mensch in der Lage ist, Spannungen zu lösen. Er Person unbequem sitzt; sich aber dennoch an lässt sich von Problemen nicht erdrücken, son- seinen Stuhl klammert. Diese Körperhaltung lässt dern nimmt sie im positiven Sinne „auf die leichte im Regelfall einen Schluss auf das ganze Leben Schulter“. dieses Menschen zu! Knappe Armbewegungen beim Gehen drücken Kennen Sie Menschen, die halb im Stuhl liegen? Zurückhaltung und Vorsicht aus. Der stramme Dies sind im Regelfall Persönlichkeiten, die leicht Gang wie bei einem Soldaten, der den ganzen die Fassung verlieren („Mehr Haltung wäre gut!“). Arm bewegt, drückt dagegen Risikofreude aus. Menschen, die zurückgelehnt sitzen und ein Bein groß über das andere schlagen, sind im Regelfall Sitzen Persönlichkeiten, die beobachten und nicht kon- frontieren möchten. Mit dem Bein bauen Sie sich Wie viele Leute sitzen ohne sich zu fragen, wie eine Schutzbarriere auf. sie sitzen, und wie viele sitzen unbequem, ohne zu wagen, ihre Stellung zu verändern? Wie viele Manche Menschen sitzen schräg zu einer Seite rutschen auf ihrem Stuhl herum und signalisieren gelehnt (fast nur noch auf einer Gesäßhälfte sit- damit Unbehagen? Stellen Sie sich einmal folgen- zend). Dies sind meist Personen, die gerne aus- de Situation vor: Ein mächtiger Mann lädt einen weichen und sich bereithalten um wegzugehen. weniger mächtigen ein, sich in einen Sessel zu setzen in dem er versinkt. Er wird ganz klein. Traut er sich dann noch etwas zu sagen oder sogar zu widersprechen? Sie sehen also, aus bestimmten Sitzpositionen kann man interessante Rückschlüsse auf die Geisteshal- tung und Persönlichkeit eines Menschen ziehen: Es gibt Menschen, die sich gerne an der Armlehne
  • 30. Rhetorik 29 Stimmige Tipps für Ihre Stimme Immer wenn wir kommunizieren, sei es in lockeren Gesprächen, Verhandlungen, Diskussionen oder bei Vorträgen, setzen wir zwangsläufig unsere Stimme ein. Aber selten nutzen wir die Merkmale unserer Stimme sinnvoll und gezielt. Trainieren Sie Ihre Stimme. Mit der Stimme ist es wie mit der Musik: Sie kann als angenehm oder als unangenehm empfunden werden. Wenn wir dem Vortrag eines Redners lau- schen, der in schrillem Ton unser Gehör belastet, werden wir uns bald genervt abwenden und den Worten des Referenten nicht weiter folgen. Dieser wiederum hat dann sein Ziel verfehlt, Leute über seine Sache zu informieren, oder gar zu begeis- tern. Ob wir eine Stimme als angenehm wahrneh- men, oder als anstrengend, hängt nicht nur vom Klang ab.
  • 31. Rhetorik S t i m m i g e T i p p s f ü r I h re S t i mme 30 Merkmale einer Stimme Callas war lange Zeit von hohem Übergewicht und entsprechender Körperfülle begleitet. Nach einer Folgende Merkmale sind mit entscheidend, wie radikalen Schlankheitskur war ihre Stimme nach eine Stimme bei Zuhörern ankommt. Einschätzung von Experten besser denn je, ob- wohl sie einiges an Körpervolumen verloren hatte. • Klangfarbe und Tonhöhe • Lautstärke Die Klangfarbe einer Stimme gezielt zu verändern • Sprechgeschwindigkeit ist grundsätzlich möglich, verlangt aber eine qua- • Aussprache lifizierte Stimmbildung, die alleine nicht durchge- führt werden kann. Einen Tipp können wir jedoch geben: Wenn Ihre Stimme zu hoch ist, piepsig und Wohlklang oder Hohlklang? schwankend, wie die von Verona Feldbusch, Ihrer Stimme also etwas das Fundament fehlt, liegt es Physikalisch betrachtet bestimmt die Anzahl an häufig daran, dass Sie aus Gewohnheit die tieferen so genannten Formanten die Klangfarbe eines Tonlagen beim Sprechen vernachlässigen. Reden Tons. Mit Formanten sind die Anteile an Obertö- Sie für sich einige Sätze am Tag bewusst mit tie- nen gemeint, die mitschwingen, aber für unser ferer Stimme und eignen Sie sich so eine sonorer Gehör nicht einzeln identifizierbar sind. Was wir klingende Stimme an. als Klang einer Stimme bezeichnen, ist also immer ein Gemisch aus vielen Tönen unterschiedlicher Frequenzen. Aus dem gleichen Grund klingt ein Laut und leise: der Wechsel macht´s Klavier wie ein Klavier und eine Blockflöte wie eine Blockflöte. Der Wechsel zwischen laut und leise beschreibt das, was wir als Dynamik bezeichnen. Die Laut- Die Stimme hat ihren Sitz im Kehlkopf, er ist so- stärke Ihrer Stimme können Sie gezielt einsetzen mit für den Frequenzbrei zuständig, den wir beim und dadurch Ihre Rede dynamisch machen. Wer Sprechen von uns geben. Bemerkenswert sind die stets leise redet wirkt unsicher, eine ständig zu Erkenntnisse, dass Körperform und Körpervolu- laute Stimme ist unangenehm. Der Zuhörer fühlt men nur untergeordneten Einfluss auf die Klang- sich angeschrieen und dadurch dominiert. farbe einer Stimme haben. Starsängerin Maria
  • 32. Rhetorik S t i m m i g e T i p p s f ü r I h re S t i mme 31 Entscheidend ist der geschickte Wechsel zwischen Scharpings schlappe Sprache laut und leise. Wie in der Musik, wo laute und lei- se Passagen einander ablösen und der Kompo- Rudolph Scharping ist für Stimmimitatoren ein nist mit kontinuierlich ansteigender und abfallen- willkommenes Opfer, denn die Trägheit seiner der Lautstärke Spannung aufbaut, können Sie mit Stimme ist schon fast sprichwörtlich. Wer lang- variabler Lautstärke Aussagen betonen, Akzente sam und behäbig spricht, wie der Minister a.D., setzen und die Zuhörer an sich binden. wirkt plump, träge, ohne Elan. Schnellredner wie Dieter Thomas Heck verbreiten hingegen, Nomen Achten Sie genau darauf, wie zum Beispiel Politiker est Omen, He(c)ktik, ihren Ausführungen folgt man die Lautstärke ihrer Stimme einsetzen. Eine Aus- ähnlich konzentriert, wie dem Dialog zwischen sage wie: „Das lassen wir uns nicht bieten“ wird Presslufthammer und Straßenasphalt. der Redner mit hoher Lautstärke und deutlicher Betonung jedes einzelnen Wortes seinen Zuhörern Wir neigen zum schnellen Sprechen, wenn wir oft zurufen. Für eine anschließende ergänzende Aus- Gesagtes wiederholen müssen, zum Beispiel wenn sage senkt er seine Stimme, um Aufmerksamkeit wir uns vor einem Vortrag dem Publikum vorstellen. zu erlangen. Er schafft damit die Voraussetzung, Dann wird aus Routine schnell etwas dahingesagt, dass das Gesagte aufgenommen wird. mit dem Ergebnis, dass der Zuhörer den Eindruck erhält, wir wollten ihm etwas vorleiern. Sie können die Dynamik Ihrer Stimme einfach be- einflussen, allein durch die unterschiedliche Laut- Die Ursache für zu schnelles Sprechen ist oft fal- stärke einzelner Sätze. Variieren Sie jedoch nicht sche Atmung. Wenn an ungünstigen Stellen nach in jedem Satz die Lautstärke. Heben Sie die Stim- Luft geschnappt wird, erhöht sich das Sprech- me, um etwas im Sinne eines Fazits oder einer Zu- tempo, die Sauerstoffnot hetzt uns durch die sammenfassung zu betonen und reden Sie etwas Sätze, das Sprechen wird unruhig, die Stimme leiser, wenn Sie etwas erklären oder beschreiben. überschlägt, die Silben verirren sich irgendwo im Mundraum - den Weg zum Gesprächspartner fin- den sie nicht.
  • 33. Rhetorik S t i m m i g e T i p p s f ü r I h re S t i mme 32 Atmen Sie tief ein, so dass sich der Bauch etwas sehsprecherqualitäten erreichen will, muss sich wölbt, machen Sie das Zwerchfell hart. Musiker professionelle Unterstützung suchen. Denn dann nennen das „stützen“. Nun können Sie Ihren Luft- wird jeder Vokal, jedes „s“ und jedes „st“ einer vorrat langsam für eine Satzsequenz einsetzen harten Überprüfung unterzogen, mit dem Ergeb- und zwischen zwei Sätzen eine Sprechpause ein- nis, die perfekte Aussprache zu haben. legen, um zu atmen. Das bringt Ruhe und Ver- ständlichkeit. Die Arbeit mit und an der eigenen Stimme lohnt sich, denn wer einige Grundlagen des richtigen Ein gutes Hilfsmittel, das bei der Suche nach der Sprechens befolgt, wird seine Vorträge und sein richtigen Sprechgeschwindigkeit unterstützen Auftreten in Gesprächen, Diskussionen und Ver- kann, ist ein Kassettenrekorder oder eine Video- handlungen deutlich aufwerten. kamera. Erst wenn Sie sich selbst hören, werden Sie beurteilen können, wie Ihre Sprechgeschwin- digkeit wirkt. Machen Sie die Probe auf´s Exempel Stimmige Tipps für Ihre Stimme – Praktische und üben Sie Ihre passende mittlere Sprechge- Übungen schwindigkeit und den Wechsel zwischen schnell und langsam anhand von Aufnahmen ein. In unserem Beitrag „Stimmige Tipps für Ihre Stim- me“ haben wir aufgezeigt, warum es so wichtig ist, an der eigenen Stimme zu arbeiten. Doch wie Deutlich und pointiert geht das genau? Wir haben für Sie einige prakti- sche Übungen aus der Schauspielerpraxis zusam- Verstanden wird nur, wer deutlich spricht - nicht mengestellt, mit denen Sie Ihre optimale Stimmla- nuscheln, sondern sagen. Häufige Ursache einer ge finden und beibehalten werden. undeutlichen Sprache ist das Verschlucken von einzelnen Silben. Hier hilft nur eins: Bringen Sie Die Arbeit mit und an der eigenen Stimme lohnt nicht nur Ihre Sätze deutlich zu Ende, sondern sich, denn wer einige Grundlagen des richtigen jede einzelne Silbe. Machen Sie beim Sprechen Sprechens befolgt, wird seine Vorträge und sein den Mund auf, schaffen Sie Ihren Worten Platz, Auftreten in Gesprächen, Diskussionen und Ver- üben Sie die betonte, akzentuierte Aussprache handlungen deutlich aufwerten. Für Schauspieler von Silben, Worten und Sätzen. Wer jedoch Fern- gehört das Stimmtraining zum täglich Brot. Es ist
  • 34. Rhetorik S t i m m i g e T i p p s f ü r I h re S t i mme 33 daher nicht verwunderlich, dass die besten Stimm- Gähnen Sie! übungen aus der Schauspielpraxis kommen. Wir haben acht an der Zahl heraus gesucht, mit denen Haben Sie gewusst, dass das Gähnen ein hervor- Sie Ihre Stimmwirkung deutlich erhöhen werden. ragendes Zwerchfelltraining ist? Gähnen ist auf- grund der erzeugten Zwerchfellspannung und der Weitung des Mund- und Rachenraums sehr gut für Lockern Sie sich Ihre Artikulation und Ihren Stimmumfang. Wenn es Ihnen am Anfang schwer fällt auf Kommando zu Es ist wichtig, dass Sie sich vor den Stimmübun- gähnen, so versuchen Sie einmal Folgendes: Ver- gen extra lockern. Dadurch entspannen sich ne- setzen Sie sich in Gedanken an die Morgenstunden ben dem Zwerchfell auch Schulter- und Nacken- an denen Sie noch wohlig in Ihrem warmen Bett la- verspannungen. Das Lockern kann entweder im gen und in den Tag hineingeträumt haben .... Wet- Stehen oder im Sitzen geschehen. Im Stehen hüp- ten, dass Sie spätestens jetzt ein Müdigkeitsgefühl fen oder wippen Sie auf der Stelle und lassen Ih- verspüren und herzhaft gähnen müssen? ren ganzen Körper locker – so dass Ihre Arme und der Kopf herunter hängen und mit jedem Hüpfen hin und her schlenkern. Auch die Gesichtsmus- Finden Sie Ihre optimale Tonlage keln sollten schön locker gelassen werden. Ein Zeichen dafür ist ein leicht schlabberndes Ge- In Ihrer optimalen Tonlage können Sie zum einen räusch, das von lockeren Wangen herrührt! Im Sit- lange Zeit ohne Anstrengung sprechen und zum zen (Zeitspar-Tipp: Beim Auto fahren die Stimme anderen hört man Ihnen in dieser Stimmlage gerne trainieren!) können Sie nur schwerlich den ganzen zu. Bei jedem Menschen ist die ideale Tonlage eine Körper lockern. Es reicht daher, wenn Sie „nur“ andere. Sie können Ihre finden indem Sie im Sitzen Ihre Gesichtsmuskulatur entspannen, indem Sie oder Stehen ein „mhm“ summen. Dieses „mhm“ den Kopf hängen lassen (die Lockerungsübung muss nicht besonders laut sein – die Lautstärke bitte nicht während der Autofahrt durchführen!) richtet sich alleine danach, was Ihnen angenehm und Ihre Wangen gründlich ausschütteln. ist. Summen Sie nun mit diesem „mhm“ mehrere Male in eine höhere Tonlage und anschließend in eine tiefere Tonlage - auf und ab. Innerhalb dieser Spanne liegt irgendwo Ihre persönliche optimale
  • 35. Rhetorik S t i m m i g e T i p p s f ü r I h re S t i mme 34 Stimmlage. Es ist die Tonlage, die Ihnen innerhalb Wichtig: Nach der Korken-Übung sollten Sie der Spanne am Angenehmsten ist. unbedingt Ihre Gesichtsmuskeln (siehe oben) lockern! Wenn es Ihnen hilft, können Sie sich auch zwischen den einzelnen Übungen immer Bekannt und bewährt: Die Korken-Übung wieder kurz „ausschütteln“. Probieren Sie die Korken-Übung aus! Sie werden überrascht sein, wie diese Ihre Aussprache ver- Halten Sie sich gerade bessern wird. Suchen Sie sich einen Korken, der daumendick ist und beißen Sie mit den Vorder- Besondere Bedeutung in Zusammenhang mit ei- zähnen auf den Korken. Achten Sie dabei darauf, ner voluminösen Stimme hat die richtige Haltung. dass so viel Korken wie möglich aus Ihrem Mund Ist Ihnen der Satz aus jungen Jahren „Kind, sitz heraus schaut. gerade.“ noch geläufig? Auch wenn Ihre Eltern vermutlich eher an einen gesunden Rücken und Mit dem Korken im Mund sprechen Sie nun die eine schön anzusehende Haltung dachten – sie oben stehenden Worte mit kurzen und langen haben damit auch den Grundstein für eine volu- Vokalen deutlich nach. Danach sprechen Sie die minöse Stimme gesetzt. Denn: Indem Sie sich im Worte noch einmal ohne Korken (insgesamt cir- Sitzen und Stehen gerade halten, gewinnen Sie im ca sechs Wiederholungen – drei Mal mit, und drei Zwerchfellbereich Raum für mehr Atem und haben Mal ohne Korken). Anschließend suchen Sie sich automatisch eine wohlklingende Stimmlage! einen kurzen Text oder ein Gedicht Ihrer Wahl und sprechen diese ebenfalls mit dem Korken deutlich Um eine gute Haltung zu bekommen, dürfen Sie nach. Anschließend noch einmal laut lesen ohne es ruhig den Top-Models nachmachen und mit die Korkensperre im Mund (insgesamt circa sechs einem schweren Buch auf dem Kopf balancie- Wiederholungen). Keine Sorge – zwischen den ren üben. Während des Balancierens können Sie einzelnen Übungen dürfen Sie den Korken kurz dann einige Stimmübungen machen. Sie werden aus dem Mund nehmen! bemerken, dass sich Ihre Haltung und die Qualität Ihrer Stimme deutlich verbessern werden!
  • 36. Rhetorik S t i m m i g e T i p p s f ü r I h re S t i mme 34 Laut, leise, schnell, langsam Gesagte, die Senkung signalisiert Sicherheit und die Pause lässt den Satz wirken. Mit den Pausen Ganz klar: Damit eine Rede interessant ist und die schenken Sie den Zuhörern Denk-Zeit und lassen Zuhörer fesselt, ist neben der Stimme auch der innere Bilder entstehen, mit denen sich der Zuhö- Inhalt entscheidend. Die meisten Redner berei- rer das Gesagte besser merken kann. ten sich jedoch ausschließlich auf den Inhalt Ihrer Rede vor – und vernachlässigen die Stimmlage dabei vollkommen. Dabei sind die stimmlichen Wie oft sollten die Übungen durchgeführt Grundsätze einer interessanten Rede simpel: werden? „Sprich einmal laut, einmal leise, einmal schnell, einmal langsam.“ Das hört sich im ersten Moment Ideal ist es, wenn Sie die Übungen 3 Mal pro Wo- sehr einfach an, erfordert aber in der Umsetzung che von Anfang bis Ende durchführen. Direkt nach etwas Übung. Erarbeiten Sie sich für den Anfang den Übungen werden Sie einige Stunden in einer eine Art „Drehbuch“ für Ihre Rede: Machen Sie ausdauernden und voluminös klingenden Stimm- sich auf Ihren Unterlagen Zeichen, die Sie daran lage sprechen können. Damit Sie dauerhaft Ihre erinnern laut (Wenn Ihnen Ihre Stimme schon zu Stimmlage verbessern, müssen Sie etwas Geduld laut vorkommt, ist es genau richtig!), leise, schnell und Ausdauer mitbringen und etwa ein halbes oder langsam zu sprechen. Jahr lang regelmäßig trainieren. Es lohnt sich! Neun von zehn Menschen sprechen zu schnell. Dies hat zur Folge, dass die Zuhörer unaufmerk- sam werden, weil das Zuhören schlicht und er- greifend zu viel Tempo hat und zu anstrengend ist. Deshalb: Vor Publikum zu reden heißt langsam zu sprechen! Sprechen Sie in Bogensätzen! Bogensatz bedeu- tet, dass sich die Stimme im Verlauf des Satzes hebt und sich am Satzende senkt. Dann folgt eine Pause. Die Hebung bringt Lebendigkeit in das
  • 37. Rhetorik 35 Impressum CoachAcademy Perspektive GmbH Heilbronnerstr. 395 70469 Stuttgart Tel: +49 711 85 66 174 Fax: +49 711 85 66176 info@coachacademy.de www.coachacademy.de Vertretungsberechtigter Geschäftsführer: Heiko Lüdemann Urheberrecht: Alle Artikel, Beiträge, Abbildungen und Fotos innerhalb von CoachAcademy sind urheberrechtlich geschützt. Eine Nutzung dieser Inhalte für nicht-private Zwecke bedarf der schriftlichen Genehmigung der Geschäftsführung von CoachAcademy.