Rohöl der Marke Brent markierte 2011 ein neues durchschnittliches Allzeithoch von 111 US-Dollar je Barrel. Auch inflationsbereinigt war dies höher als 2008 und sogar höher als während des zweiten Ölschocks 1979/1980. Getrieben wurde die Ölpreisentwicklung im Vorjahr in erster Linie von der Angebotsseite und den Unruhen von Marokko bis in den Iran. Diese gesamte Region produziert knapp 30 Millionen Barrel pro Tag (mb/d) und exportiert mehr als 21 mb/d. Die zunehmend expansive Geldpolitik seitens Federal Reserve, EZB, Bank of England und Bank of China wirkten ebenfalls stimulierend. Nachdem die Federal Reserve ihre Nullzinspolitik nun zumindest bis Ende 2014 fortsetzen wird, sollte dies den gesamten Rohstoffsektor und hier insbesondere Öl und Gold unterstützen. Das Fundament für neue Allzeithochs ist somit gelegt.
Weiters scheint es, als würde die OPEC den Preis derzeit besser denn je kontrollieren. Preise von 90-110 US-Dollar dürften im aktuellen Umfeld noch keinen Nachfrageeinbruch in Folge gestiegener Preise auslösen.
1. ERSTE GROUP
Spezial-Report ÖL 2012
„Nothing to spare“
Friedrich Mostböck, CEFA
Head of Group Research
Ronald-Peter Stöferle, CMT
International Equities Research
Pressekonferenz
5. März 2012, Wien
2. Konjunkturelle Auswirkungen des hohen Ölpreises ERSTE GROUP
• Der durchschnittliche Benzinpreis im Jänner stieg in den USA
zuletzt auf ein neues Allzeithoch
• Der hohe Spritpreis ist eine zusätzliche Belastung für den US-
Konsumenten
• Ein Preisanstieg um 10 Cents je Gallone, entspricht einer Belastung
der US-Haushalte von USD 14 Mrd. pro Jahr.
• Wir gehen davon aus, dass sich hohe Spritpreise in den USA
auch konjunkturell bemerkbar machen werden.
• Auch in Europa könnte der gestiegene Ölpreis konjunkturelle
Auswirkungen nach sich ziehen
• In Euro gemessen hat der Brent-Preis neue Allzeithochs
markiert. Deflationsängste scheinen (zumindest in diesem
Zusammenhang) unbegründet.
Pressekonferenz, Wien Spezialreport Öl
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3. Rückblick: Was geschah seit dem letzten Ölreport?
ERSTE GROUP
- Brent markierte 2011 ein neues durchschnittliches
Allzeithoch von USD 111
- Inflationsbereinigt höher als 2008 und 1979/198
- Preistreiber: Angebotsseite, Unruhen in MENA-Region, QE
around the Globe
- Federal Reserve wird bis mind. Ende 2014 Nullzinsen
beibehalten – Fundament für neue Allzeithochs ist gelegt
- Im Vorjahr sahen wir überwiegend Aufwärtsrisiken
und erwarteten eine stärkere Ausbreitung des
revolutionären Flächenbrandes
- Systemimmanente Probleme sind aufgeschoben,
nicht aufgehoben
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4. Ölproduzenten erwarten und benötigen hohes
Preisniveau ERSTE GROUP
- Ölpreisprognosen der Produzenten:
- Mexiko, Saudi Arabien und Russland mit
genauesten Prognosen
- Für 2012: deutlich höhere Prognosen
- WTI: Saudi Arabien: USD 97, Mexiko: USD 116,
Russland USD 120 je Barrel
Quelle: „Oil Price Forecast for 2012“, Roland Berger
- Break-Even-Oil Price (BEOP) steigt sukzessive
- Saudi Arabien benötigt USD 80/Barrel um
ausgeglichenen Staatshaushalt zu erreichen
- Iran (USD 85), Irak, Bahrain (USD 100) und
Russland (USD 126)
- Stark gestiegene Staatsausgaben, um
Revolutionsbestrebungen zu kalmieren
- Subventionen als langfristiges Dilemma
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5. Rohstoffhausse definitiv liquiditätsgetrieben
ERSTE GROUP
- hohe positive Korrelation zw. Aktien und Öl kann
nicht mit herkömmlichen Angebots-
Nachfragemustern erklärt werden
- „Bernanke-Put“ hauptverantwortlich für gestiegene
Risikobereitschaft
- Kommt QE 3?
- seit 1971 klar erodierte Kaufkraft des US-Dollars
- 98% an Kaufkraft verloren, während Öl in Gold gemessen
sehr stabil tendierte
- deutlich erhöhte Volatilität seit Ende von Bretton Woods
- Zunehmende Kritik an USD-Währungshegemonie
- Das Ende des Petrodollars?
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6. Kräftemessen am Persischen Golf
ERSTE GROUP
- Iran ist der zweitgrößte Produzent innerhalb der OPEC und
der drittgrößte Ölexporteur weltweit
- China, Japan, Korea und Indien sind die wichtigsten
Handelspartner
- US-Sanktionen führen zu Kollaps des iranischen Rial
- In Folge von Ölkrisen stieg Ölpreis historisch um 30-70%
- Jede Ölkrise verursachte eine US-Rezession
- Sanktionen werden Abwärtstrend der iranischen Ölproduktion
beschleunigen
- Wie wahrscheinlich ist eine Sperre der Straße v Hormus?
- Sperre hätte kurzfristig dramatische Folgen
- Aufgrund der militärischen Kapazitäten kann der Iran die
Meerenge definitiv nicht über einen ausgedehnten Zeitraum
blockieren
- Cui Bono? Iran würde sich ins eigene Fleisch schneiden.
- Auswirkungen auf LNG-Markt wären am größten
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7. Angebot: Nothing to spare?
ERSTE GROUP
Reserve/Produktionsverhältnis in Jahren - 2011 hat gezeigt wie sensibel der Markt selbst auf geringe
Produktionsausfälle reagiert – Angebot und Nachfrage liegen
derzeit sehr nahe beieinander
- OPEC-Produktion bei 30mb/d (+0,5 mb/d)
- Libyen-Krise hat Auswirkungen von Produktionssaufällen
gezeigt – Quantität UND Qualität entscheidend
- Produktion konnte in Libyen rasch wieder hochgefahren werden
- Irak als großer Hoffnungsträger? Die niedrigen Früchte
scheinen bereits gepflückt.
- In Zeiten großer Unsicherheit auf der Angebotsseite, nimmt die
Reservekapazität eine wichtige Rolle ein
- Sie soll Ausfälle ausgleichen und den Markt stabilisieren
- Rund 75% der Reservekapazität entfällt auf Saudi Arabien
- Die Grafik zeigt, dass Saudi Arabien noch nie nachhaltig mehr
als 10mb/d produziert hat
- Es ist zu befürchten, dass sich erst im Ernstfall herausstellen
wird, ob die Reservekapazität im angegebenen Umfang
existiert
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8. Nachfrage:
OECD Peak vs. starkes Wachstum in Emerging Markets ERSTE GROUP
Ölverbrauch/Kopf (in Barrels/Jahr)
- Nachfragewachstum hat sich 2011 deutlich eingebremst
- 2010: + 2,88 mb/d, in 2011 lediglich 0,8mbd/d
- Auch Wachstum in China hat sich abgeschwächt, in 2010
noch + 12,5%, in 2011 „lediglich“ +4,8%
- 70% des Nachfragewachstums entfallen auf China und
Indien
- BP erwartet chinesische Nachfrage bei 17,5mb/d in 2030
- 2014 werden Emerging Markets mehr Öl verbrauchen
als OECD-Nationen
- Erstmals hat China mehr Energie verbraucht als die USA
- Energieverbrauch nimmt mit fortschreitender
Entwicklung ab
- Chinesischer Automarkt wird USA und Europa
demnächst überholen – Energieeffizienz als zentraler
Faktor in Fünfjahres-Plan
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9. Schieferöl „the next big thing“?
ERSTE GROUP
Shale Oil:
-Größtes Produktionswachstum ausserhalb der OPEC weiterhin in
Kanada (Ölsande) und den USA (Schieferöl)
-US-Produktion zeigt Trendwende, North Dakota produziert
mittlerweile so viel Öl wie OPEC-Mitglied Ecuador
-Produktion konnte in North Dakota innerhalb von 6 Jahren
verfünffacht werden
-Erste Analysten prognostizieren bereits die komplette
Energieunabhängigkeit der USA
Shale Gas:
-Studie erwähnt umfangreiche Auswirkungen der Shale-Gas-
Revolution in den USA
-Entwicklung unkonventioneller Ressourcen steckt in Europa
weiterhin in den Kinderschuhen
-Umweltbedenken weiterhin die größte Hürde in Europa
-„Clean Fracking“ als nächste Technologie-Generation
-Bohrkosten fallen signifikant, Wasserverbrauch wird verringert
-Polen und Ukraine als Wegbereiter in Europa
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10. Technische Analyse:
Sentiment vs. Saisonalität ERSTE GROUP
- Saisonalität signalisiert attraktiven Einstiegszeitpunkt
- Saisonalität äußert zuverlässig – deshalb oft „self
fulfilling prophecy“
- In 22 der letzten 27 Jahre stieg Ölpreis zw. März und
Mai
- Ratio-Analyse zeigt relative Überbewertung aber noch
keine Extremniveaus
- Sentiment signalisiert noch keinen extremen
Optimismus
- Analystenprognosen ebenfalls verhalten (USD 109 in
2012)
- Aufwärtstrend intakt, Ausbruch im Monats-Chart
- praktisch alle techn. Indikatoren bestätigen den
Bullenmarkt
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11. FAZIT ERSTE GROUP
• Das Fundament für neue Allzeithochs ist gelegt
• Hohe Liquidität, niedrige Zinsen und QE bedeuten positives Umfeld für Öl
• Geringe Reservekapazität führt zu hoher Anfälligkeit bei politischen Spannungen
• Im Falle einer Blockade der Straße von Hormus USD 150-200 wahrscheinlich
• Stark steigender Ölkonsum in Exportnationen könnte langfristige Engpässe auslösen
• Schiefer-Öl zeigt Innovationskraft der Branche, Produktion ist ab USD 60/Barrel profitabel
• Attraktives Chance/Risikoprofil bei US-Erdgas
• Aus technischer Sicht klarer bullishes Szenario (Saisonalität, Oszillatoren, CoT, Sentiment)
• 1. Halbjahr: Fortsetzung des Aufwärtstrends, neue Allzeithochs möglich
• 2. Halbjahr: Hohes Preisniveau sollte signifikanten Nachfragerückrang auslösen
• Durchschnittskurs bis März 2013: USD 123/Barrel (Brent)
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12. ERSTE GROUP
VIELEN DANK FÜR IHRE
AUFMERKSAMKEIT
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