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LANDESHAUPTSTADT




Wiesbaden                            Das Magazin der hessischen Landeshauptstadt Wiesbaden Ausgabe 02 / Juni 2009




Stadt in
Bewegung
Profi- und Breitensport stehen in
Wiesbaden nicht in Konkurrenz S.4

Perfekte
Schneiderkunst
Haute Couture aus Wiesbaden S.12

Kulturschätze
Das Filmhaus bewahrt die Klassiker
des deutschen Films S.26




                                            www.wiesbaden.de
Meine Wiesbadener Erlebniswelt
           Wiesbaden Marketing bietet Übernachtungspauschalen bereits ab 76 Euro pro Person im DZ.
           Zudem können Sie aus einer Reihe von Erlebnisbausteinen Ihren individuellen Wiesbaden-
           Besuch gestalten (mehr unter www.wiesbaden.de/individualangebote). Wir freuen uns auf Sie!
                              Wiesbaden Marketing GmbH – Tourist Service – Tel.: 0611 - 17 29 777




                                 Freitag, 16 Uhr                                    Freitag, 19 Uhr
                                 Exklusiver Stadtrundgang mit                       3-Gänge-Menü in einem
                                 einem privaten Gästeführer                         Gourmet-Restaurant
    Freitag, 14 Uhr
    Check-In in einem
    Wiesbadener
    Traditionshotel


                                                                                                          Freitag, 21 Uhr
                                                                                                          Casino-Besuch im
                                                                                                          Kurhaus Wiesbaden




Sonntag, 11 Uhr
Fahrt mit der
historischen
Nerobergbahn zur                                                                                          Samstag, 11 Uhr
Russischen Kirche                                                                                         Einkaufsbummel
                                                                                                          durch das historische
                                                                                                          Quellenviertel




                                                                                                    Samstag, 15 Uhr
    Sonntag, 10 Uhr                                                                                 Entspannen in stilvollem
    Besuch des                                                                                      Kaffeehaus-Ambiente
    Museum Wiesbaden
                                           Samstag, 18 Uhr
                                           Traubenkernöl-Massage in der
                                           Kaiser-Friedrich-Therme




                                                  www.wiesbaden.de
Editorial                         Magazin der Stadt Wiesbaden
                                                                                           Ausgabe 2 / Juni 2009




W IESBADEN      NEU ERLEBEN : Nach einem erfolg-
reichen Start geht das Wiesbaden Magazin in die
                                                                 Inhalt
                                                                 Sport in die Stadt
zweite Runde. Wieder haben wir uns auf den Weg                   In Wiesbaden boomen
                    gemacht, um für Sie die verborge-            Spitzen- und Breitensport                       4

                    nen Schätze der Stadt zu heben.              Perfekte Schneiderkunst
                    Worauf wir gestoßen sind: Viele              Der Salon Elise Topell macht
                                                                 klassische Haute Couture                       12
                    Botschafter für den Sport, ein
                    Fußballstadion, das in Rekordzeit            Erlebnisräume im Netzwerk
                                                                 Eine Allianz vermarktet
                    entstand, Mode wie in Paris,                 die Kongressstadt Wiesbaden
Musikliebhaber      ein großes Filmerbe, geballte Wirt-          professionell                                  16
Michael Herrmann
                    schaftskompetenz,                            „Wunschlos glücklich"
eine charmante Bildschirmgröße                                   ZDF-Moderatorin Valerie
                                                                 Haller über ihr Leben in der
und eines der größten Musikfesti-                                Landeshauptstadt                               18
vals in Deutschland. Und wir haben
                                                                 Heimliche Beraterhauptstadt
viele unterschiedliche Menschen                                  Consulting-Unternehmen schätzen
getroffen, die eines gemeinsam                                   den Standort Wiesbaden                         20

haben: Sie sind überzeugt von              Bundesliga-Volley-    „Stetig aufwärts“
                                           ballclub Wiesbaden
Wiesbaden, einer Stadt, in der es                                Das Rheingau Musik Festival ist
                                                                 eines der größten in Deutschland               24
                    sich gut leben und arbeiten lässt,
                    die an sich bindet und die weiter            Schatzkammer in Schwarz-Weiß
                                                                 Das Filmhaus bewahrt die
                    neugierig macht. Unsere Funde                Klassiker des deutschen Films
                    haben wir gesichtet, die Bilder              für die Nachwelt                               26

                    festgehalten und die Geschichten
                    dazu erzählt. Lassen Sie sich
Consulting-Standort überraschen. Für
Wiesbaden                                                        Titelbild: Kurhaus Wiesbaden
                    Ihre Erkundungs-
tour durch dieses Heft wün-                                      Impressum
schen wir Ihnen viele spannende                                  HERAUSGEBER: Wiesbaden Marketing GmbH,
                                                                 Geschäftsführer: Martin Michel (V.i.S.d.P.),
Momente.                                                         Postfach 6050, 65050 Wiesbaden.
                                                                 REDAKTION UND TEXTE: Journalistenbüro Surpress,
                                                                 Dr. Guido Rijkhoek, Dr. Jutta Witte, Wiesbaden
Ihre Redaktion                            ZDF-Börsenreporterin
                                          Valerie Haller         FOTOS:Gerhard Hirsch, Frankfurt,
                                                                 Horst Goebel, Görsroth (Titel)
                                                                 LAYOUT UND HERSTELLUNG:
                                                                 D+K Horst Repschläger GmbH, Wiesbaden
                                                                 DRUCK:   Stark Druck, Pforzheim
4      Wiesbaden in Bewegung




                                           BREITEN- UND PROFISPORT BOOMEN IN WIESBADEN




                                           Bringt Sport in
                                           die Stadt!
                                           Die Wiesbadener lieben Bewegung. Jeder Dritte engagiert
                                           sich in der Landeshauptstadt in einem oder mehreren der
                                           240 Sportvereine. Amateure, Ehrenamtliche, Profis und
                                           Funktionäre ziehen an einem Strang, um den Sport mitten
                                           in die Gesellschaft zu holen.



                                           V
                                           Von Taekwondo über Eishockey bis hin
                                           zum Langstreckenschwimmen: Es gibt
                                           kaum eine Sportart, die es in Wiesbaden
                                                                                       umzusetzen." Dass der Sport ein idealer
                                                                                       Bereich ist, um wirklich alle mitzuneh-
                                                                                       men, ist an vielen kleinen Punkten er-
                                           nicht gibt. Den Boom, den das städtische    kennbar, an denen die städtische Sport-
                                           Sportleben in den letzten Jahren erfährt,   förderung in der Breite ansetzt. So för-
                                           erklärt Oberbürgermeister Helmut Müller     dert Wiesbaden sportliche Sommercamps
                                           gerne mit dem Boris-Becker-Phänomen:        für Jugendliche. Vereine können Sport-
                                           „Wenn Sie Leuchttürme haben, wenden         anlagen, Turnhallen und Schwimmbäder
                                           sich plötzlich viele Menschen dem Sport     kostenlos nutzen. Die Stadt hat ein Pro-
                                           zu". Idole, die vor allem die Jugend von    gramm aufgelegt, mit dem gezielt Lang-
                                           Gameboy und Computer weglocken kön-         zeitarbeitslose zu Übungsleitern fortge-
                                           nen, gibt es viele. Allein zwölf Wiesba-    bildet werden und sie übernimmt die
    Eine Stadt für alle will Oberbürger-   dener Vereine treten in der ersten oder     Kosten, wenn ihre Bediensteten regel-
    meister Helmut Müller schaffen und     zweiten Bundesliga an, darunter nicht       mäßig ins Fitnessstudio gehen und so
    setzt dabei voll auf den Sport.        nur klassische Publikumsmagneten            chronischen Rückenschmerzen und ande-
                                           wie die Handballer oder Volleyballer,       ren Zivilisationskrankheiten vorbeugen.
                                           sondern auch Sportler, die eher weniger          Auch der Spitzensport hat in Wies-
                                           bekannte Sportarten ausüben, wie            baden eine Heimat gefunden. Ein alljähr-
                                           Kraftdreikämpfer oder Radpolospieler.       licher Reigen von sportlichen Großereig-
                                                „Profi- und Breitensport stehen für    nissen hat sich mittlerweile in der
                                           mich nicht in Konkurrenz,“ betont Mül-      Landeshauptstadt etabliert. So holt der
                                           ler. „Sie sind zwei Seiten der gleichen     „Ball des Sports" seit Jahren Größen aus
                                           Medaille". Sport sei eine Querschnitts-     Sport, Politik und Wirtschaft nach Wies-
                                           aufgabe: „Meine politische Idee ist es,     baden. Zu den Höhepunkten im Wiesba-
                                           eine Stadt für alle zu schaffen und Sport   dener Sportjahr zählen auch das Inter-
                                           ist ein Superinstrument, um diese Idee      nationale Pfingstturnier, zu dem sich die
Wiesbaden in Bewegung         5




Reiterelite der Welt im Biebricher
Schloss-park versammelt und der Tri-
athlonwettkampf Ironman 70.3. Den
Abschluss bildet im Herbst die Olym-
pische Ballnacht im Kurhaus. Hier fei-
ert der hessische Landessportbund
seine Athleten.
     Mitten in die Stadt will Müller                                                       Nachwuchsstar Tobias
den Sport holen. Deswegen ist das                                                          Bremser will fair gewinnen.
Fußballstadion des SV Wehen Wiesba-
den nicht auf die grüne Wiese gesetzt,
sondern am Rande der Innenstadt ge-               RADSPORT:




                                          l Ganz oder gar nicht
baut worden. Deswegen soll direkt im
Zentrum eine neue, große Sporthalle
entstehen. Identifikation mit der Stadt
und Integration aller Mitbürger sind
das Ziel. Der Aktionstag „Respect
your next", an dem Behinderte und          Tobias Bremser flitzt über Waldwege,     vergangenen Jahr drei deutsche Mei-
Nichtbehinderte gemeinsam Sport trei-      brettert einen Abhang hinunter und       stertitel, 15 Landesmeistertitel und den
ben, gehört dazu. Die Bereitschaft der     bremst ab. „Ich bin schon immer          ersten Platz in der Nachwuchswer-
Wiesbadener Vereine, den Behinder-         gerne Rad gefahren", sagt der 15-        tung des Landes Hessen. Wer im Rad-
tensport auszubauen, sei sehr groß,        jährige Nachwuchsfahrer des Rad-         sport nicht hinterher fahren wolle,
betont Müller. Als politisches Ziel und    sportclubs Wiesbaden.                    müsse hart trainieren und sich sehr
nicht als eine „zufällige, nette                Mit neun Jahren hat er im Rad-      bewusst ernähren, betont RSC-Ge-
Geschichte" soll er jetzt erstmals fest    sport angefangen, mit zehn sein erstes   schäftsführer Jürgen Balz: „Hier gilt
im Sportentwicklungsplan verankert         Rennen gewonnen. Inzwischen ist To-      die Devise ganz oder gar nicht." In
werden. Und zum Thema „eine Stadt"         bias 16-facher Hessenmeister: „Mein      dem Bewusstsein, dass der Radsport
gehören auch die rund 90.000 Wies-         Traum ist es, bei einer Weltmeister-     vermutlich nur zu retten ist, wenn
badener mit Migrationshintergrund.         schaft im Nationaltrikot zu fahren."     man bei den Jüngsten ansetzt, ver-
Überdurchschnittlich viele von ihnen       Der RSC Wiesbaden ist ein Beispiel für   folgt der Verein zudem eine klare
engagieren sich ehrenamtlich für           die hervorragende Aufbauarbeit, die in   Anti-Doping-Strategie. „Wiesbaden
den Sport und leisten so einen wesent-     vielen Sportvereinen geleistet wird.     gewinnt fair", heißt die Initiative, der
lichen Beitrag für das Zusammen-           Seit seiner Gründung vor zehn Jahren     sich auch der RSC angeschlossen hat.
wachsen der Stadtgesellschaft.        l    verschrieb sich der Radsportclub einer   „Wir wollen den Kids zeigen, dass
                                           intensiven Jugendförderung. Inzwi-       man sauber gewinnen kann", erklärt
                                           schen werden die Früchte sichtbar. Die   Balz. l
                                           60 Fahrer des Vereins gewannen im
6    Wiesbaden in Bewegung




      VO L L E Y BA L L :




l Made in China
 Die blau-gelben Bälle pfeifen      zweimal das Double aus Deut-
 durch die Halle. Elf Spielerin-    scher Meisterschaft und Pokal-
 nen hechten, schmettern und        sieg. Ihre Erfahrungen gibt
 klatschen sich ab. Zweimal am      Yang, die seit 20 Jahren in
 Tag, fünfmal die Woche trai-       Deutschland lebt, nun an die
 nieren die Bundesligistinnen       Wiesbadener Volleyballerinnen
 vom Volleyballclub Wies-           weiter. Sieben Damenmann-
 baden. Mit verschränkten           schaften spielen für den VCW.
 Armen steht Xiaojun Yang da        Das Bundesligateam mußte
 und beobachtet das Geschehen       sie komplett neu aufbauen.
 mit Argusaugen. Ab und zu          Acht Nationalitäten, Sprachen
 kommt eine knappe Anwei-           und Kulturen gilt es täglich
 sung vom Spielfeldrand: „Go"       in Einklang zu bringen. Eine
 oder „OK, Seiten wechseln".        echte Herausforderung. Doch
 Seit sie die Mannschaft im         Yang bleibt cool, selbst, wenn
 vergangenen Jahr übernom-          der Lärm von 1.000 Zuschau-
 men hat, wird in Wiesbaden         ern ohrenbetäubend wird.
 Volleyball „Made in China"         Mit Tabellenplatz fünf ist die
 gespielt. Die Trainerin verlangt   Mannschaft jetzt nach einer
 100 Prozent Einsatz: „Dieser       spannenden Saison belohnt
 Sport bedeutet nicht nur Kraft     worden. l
 und Körpergröße, sondern
 auch Intelligenz und viel
 Teamgeist."                                Auf Kraft, Intelligenz und
      Olympiagold und Platz                  Teamgeist kommt es an.
 eins bei der Weltmeisterschaft              VCW-Trainerin Xiaojun
 hat Yang in den 80er Jahren                Yang sorgt für den vollen
 mit der chinesischen National-                                Einsatz.
 mannschaft geholt, mit dem
 Team von Stuttgart-Feuerbach
Wiesbaden in Bewegung         7




                              GOLF:




                            l Nachwuchshoffnung mit
                                 Träumen und Disziplin
                                      Sie ist eine Nachwuchshoffnung              Wiesbaden darf als die Mutter
                                      im deutschen Golfsport und sie         des Golfsports in Deutschland gel-
                                      will hoch hinaus. Spanien, USA,        ten. Engländer und Schotten grün-
                                      Schweden – seit Katharina Söhn-        deten hier Ende des 19. Jahrhun-
                                      lein im vergangenen Herbst in den      derts den ersten Golfclub auf
                                      deutschen Nationalkader aufge-         deutschem Boden. Die Stadt ist
                                      rückt ist, nimmt sie im Schnitt alle   heute Sitz des Deutschen Golfver-
                                      zwei Monate an einem internatio-       bands und der Vereinigung Club-
                                      nalen Turnier teil. „Ich komme viel    freier Golfspieler, einer der größten
                                      rum", gesteht die 16-jährige Wies-     deutschen Sportvereine. Das um-
                                      badenerin, die Golf und Schule nur     fangreiche Angebot mit zwei 18-
                                      noch mit eiserner Disziplin unter      Loch-Anlagen und einem Neun-
                                      einen Hut bekommt. Nun träumt          Loch-Platz hat dafür gesorgt, dass
                                      sie von einem Stipendium für           Golf in Wiesbaden die Nische des
                                      eines der begehrten Golf-Colleges      Elitären verlassen hat. Dank der
                                      in den USA: „Ich könnte mir vor-       umfangreichen finanziellen Förde-
                                      stellen, später Profi zu werden."      rung des Deutschen Golfverbands
                                                                             können sich heute auch Familien
                                                                             aus der Mittelschicht diesen Sport
                                                                             leisten.
                                                                                  Als Elfjährige hat Katharina
                                                                             Söhnlein zu spielen begonnen,
                                                                             eher aus Zufall, weil auch ihre El-
Katharina Söhnlein spielt                                                    tern damals aktive Golfamateure
für Deutschland.                                                             wurden. Und noch immer faszi-
                                                                             niert sie der Sport, bei dem es vor
                                                                             allem auf eine ausgefeilte Schlag-
                                                                             technik ankommt: „Es macht ein-
                                                                             fach Spaß." l
8   Wiesbaden in Bewegung


                                      REITSPORT:




                           l Präzisionsarbeit im Sattel
                                                   Im Frühjahr und Sommer sieht
                                                   man in den ländlichen Vororten
                                                   Wiesbadens vor allem eines: Pfer-
                                                   de. Reiten zählt in der hessischen
                                                   Landeshauptstadt beinahe zum
                                                   Breitensport. Und ein Großereignis
                                                   zieht sogar die an, die sich selbst
                                                   nicht in den Sattel trauen: Jedes
                                                   Jahr trifft sich im Park von
                                                   Schloss Biebrich die internationale
                                                   Spitze der Spring-, Dressur- und
                                                   Vielseitigkeitsreiter für vier Tage
                                                   zum Pfingstturnier. Hans-Günter
                                                   Winkler, Rainer Klimke, Meredith
                                                   Michaels Beerbaum und Isabell
                                                   Werth haben hier gewonnen. Seit
                                                   Jahren mit dabei ist auch Anja
                                                   Plönzke. Die Wiesbadener Amazo-
                                                   ne zählt zu den Publikumslieblin-
                                                   gen im Dressurviereck und ist im
                                                   internationalen Spitzensport fest
                                                   etabliert. „Reitsport ist für mich
                                                   längst zum Beruf geworden", sagt
                                                   die 40-Jährige, die das Gestüt
                                                   Tannenhof mit über 60 Pferden
                                                   zusammen mit ihrem Ehemann
                                                   Roland Bauer leitet.
                                                        Sechs Pferde trainiert Anja
                                                   täglich, betreut das Internetportal
                                                   „ClipMyHorse" mit seinen LIVE-
                                                   Übertragungen und bestreitet rund
                                                   20 Turniere im Jahr. Eine Dressur-
                                                   prüfung bedeutet für sie und ihre
                                                   Vierbeiner Feinstarbeit. 200 bis
                                                   350 Übergänge verlangt eine rund
                                                   sechsminütige Grandprix-Kür in
                                                   der Musik und damit volle Kon-
                                                   zentration und Präzision beim Rei-
                                                   ten. „In der Kür hole ich die Stär-
                                                   ken meiner Pferde heraus", sagt
                                                   die Reiterin. Nach dem Verkauf
                                                   ihres Erfolgspferdes Solero steht
       Dressurreiterin Anja Plönzke und            im Moment vor allem das Training
    ihre Nachwuchspferde Le Mont d´Or              mit dem Nachwuchs auf dem Pro-
    (oben) beim Wiesbadener Pfingsttur-            gramm. Zum Beispiel mit Le Mont
    nier und Lucky Dance beim Training             D´Or, der dieses Jahr beim Wies-
             auf dem Gestüt Tannenhof.             badener Mediencup für acht- bis
                                                   zehnjährige Pferde sein Debut im
                                                   Schlosspark geben durfte. l
Wiesbaden in Bewegung    9


            JU-JUTSU:




l Auch mit Handicap
Sie laufen im Kreis, manche la-         Gemeinsam stark: Ju-Jutsu-Welt-
chend Hand in Hand. Ein Junge           meister Mario Staller und die integra-
schmeißt sich hin und klatscht be-      tive Gruppe des JCW beim Training
geistert mit beiden Händen auf
den Boden. Dann ist Techniktrai-
ning angesagt bei der integrativen
Gruppe des Judo Clubs Wiesbaden.
Zwanzig behinderte Erwachsene,
Jugendliche und Kinder rollen
nach vorne ab, bringen den Geg-
ner zu Fall und stellen sich immer
wieder einem fairen Zweikampf.
„Der Urgedanke ist die Weiterent-
wicklung der Persönlichkeit", er-
klärt Ju-Jutsu-Weltmeister Mario
Staller. Kaum ein Sport sei deswe-
gen besser für das Selbstwert- und
Körpergefühl von behinderten
Menschen. „Es geht hier nicht um
Leistung, es geht um den persönli-
chen Erfolg", sagt Staller.
     Behindertensport ist in Wies-
baden auf dem Vormarsch – auch
bei den Schwimmern, im Fußball,
Basketball und Tischtennis. Dass
Sport Schwache und Starke glei-
chermaßen fördern kann, machen
Wiesbadens Judoka beispielhaft
vor. Fünf Nationalkaderathleten
trainieren hier. In der Stadt ist das
Bundesleistungszentrum für die
Ju-Jutsu-Jugend, ein Erfolg, der
vor allem auf Staller zurückgeht.
Seit 11 Jahren kämpft der 24-
jährige BKA-Beamte im National-
team. 2008 hat er den ersten Platz
bei der Weltmeisterschaft, beim
Europacup und bei den Paris und
German Open geholt. Diesen Som-
mer will er bei den World Games
in Taiwan die Goldmedaille gewin-
nen. Abheben tut er deswegen be-
stimmt nicht und ganz klar: Nach
der letzten Verbeugung bekommt
jeder Judokämpfer mit Handicap
ein Autogramm. l
10 Wiesbaden in Bewegung


           FUSSBALL




l Rekordhalter im
               Stadionbau
Dass es im Fußball immer wieder          giert", erinnert sich der 77-Jährige.
schwere Zeiten gibt, hat Heinz Han-      Das 15 Millionen Euro teuere Stadion
kammer schon als Jugendlicher ge-        nach den Plänen des Architekturbüros
lernt. Kurz nach dem Krieg, als 15-      Albert Speer & Partner wurde in mo-
Jähriger, habe er sich gebrauchte        dularer Bauweise errichtet. Die Kon-
Fußballschuhe auf dem Schwarzmarkt       struktion aus Stahlrohren und Contai-
besorgt, erinnert sich der 77-jährige    nern ließe sich problemlos auf eine
Präsident des Fußballclubs SV Wehen      Kapazität von bis zu 20.000 Zuschau-
Wiesbaden. Doch der Vater, ein stren-    ern erweitern oder auch komplett de-
ger Bahnbeamter, habe ihm den            montieren. Doch dazu wird es so bald
„Proletensport" verboten: „Da hat er     nicht kommen, da ist Hankammer sich
die Schuhe einfach verbrannt."           sicher: „Der SV Wehen ist in meiner
     Hankammer hat nie aktiv Fußball     Zeit viermal abgestiegen, aber er ist
gespielt. Sportgeschichte hat der        auch immer wieder aufgestiegen." l
Gründer des Wasserfilterunternehmens
BRITA trotzdem geschrieben. Als der
SV Wehen 2007 in die 2. Bundesliga                                               Heinz Hankammer baute die
aufstieg, ließ Hankammer in einer Re-                                            BRITA-Arena in Rekordzeit.
kordzeit von weniger als vier Monaten
ein Fußballstadion für rund 12.000
Zuschauer in Wiesbaden bauen. Die
Stadtverwaltung stellte das Grund-
stück zur Verfügung, erarbeitete einen
Bebauungsplan und die nötigen Ge-
nehmigungen. „Die Behörden haben
ungeheuer schnell und positiv rea-
Wiesbaden in Bewegung 11




                                                                              Die Wurfscheiben fliegen aus dem
                                                                              Bunker – Sekundenbruchteile später
                                                                              werden sie getroffen.




                                    SCHIESS-SPORT




                                  l Zusammenspiel von
                                       Körper und Geist
                                       Mit Tempo 80 kommen die beiden         gelockt. In der Landeshauptstadt ist
                                       Wurfscheiben aus dem Bunker ge-        der Deutsche Schützenbund (DSB)
                                       rast. Nur Sekundenbruchteile später    ansässig. Hier unterhält der Spitzen-
                                       zerplatzen sie in der Luft. Waldemar   verband der mehr als 1,4 Millionen
                                       Schanz klappt die Flinte auf, nimmt    deutschen Sportschützen sein Bun-
                                       die leeren Patronenhülsen raus,        desleistungszentrum. Die National-
                                       schiebt zwei neue rein.                mannschaften des DSB und Top-
                                            „Beim Schießen kommt es dar-      schützen aus dem Ausland kommen
                                       auf an, eine absolut präzise Bewe-     regelmäßig nach Wiesbaden, um
                                       gung zu machen, auch unter großem      sich für nationale und internationale
                                       psychischem Druck", sagt Schanz.       Wettkämpfe fitzumachen. Das durch
                                       Deutscher Meister, Europameister,      jüngste Gewalttaten beschädigte
                                       Vizeweltmeister und Weltcup-Gewin-     Image der Sportschützen bedrückt
                                       ner: Der 40-jährige Wiesbadener        Schanz. Es gehe im Schießsport
                                       hat im Trap und Doppeltrap – dem       weder ums Krachmachen, noch um
                                       Schießen auf eine oder zwei fliegen-   das Protzen mit Waffen, betont der
                                       de Tonscheiben – während der ver-      40-Jährige: „Das Zusammenspiel
                                       gangenen 15 Jahre so ziemlich alles    von Körper und Geist, die absolute
                                       gewonnen, was man auf nationaler       Selbstbeherrschung, das ist das,
                                       und internationaler Ebene gewinnen     was mich an meinem Sport faszi-
Meisterschütze Waldemar Schanz         kann. Die exzellenten Trainingsbe-     niert." k
sucht nach absoluter Präzision.        dingungen haben den langjährigen
                                       Zeitsoldaten nach Wiesbaden
12 Wiesbadener Perfektion



D E R R O L LS R OY C E D E R S C H N E I D E R K U N S T




In Wiesbaden gibt es
noch Haute Couture




Haute Couture gilt unter Fachleuten als
aussterbende Gattung. Selbst in Paris wird
die „hohe Schneiderkunst“ zu einem immer
selteneren Luxus. Doch Lollo Grund, Chefin
                                                            E
                                                            Es ist kurz vor halb fünf. Langsam füllt sich der
                                                            kleine Modesalon an der Wiesbadener Wilhelm-
                                                            straße. Während die Gäste zu ihren Plätzen ge-
                                                            führt werden, warten auf der Galerie drei Models
des Wiesbadener Modesalons „Elise-Topell-                   zwischen aufgeklappten Schuhkartons und Käs-
Couture“, hält ihr die Treue – als letzte in                ten mit Schmuck auf ihren Auftritt. Lollo Grund
                                                            legt überall mit Hand an und gibt letzte Anwei-
Deutschland.                                                sungen. 30 Kreationen mit Namen wie Caravel,
                                                            Monte Carlo, Venezia oder Berenice haben sie
                                                            und ihre Mitarbeiterinnen für diesen Sommer
                                                            entworfen und maßgeschneidert.
Wiesbadener Perfektion 13




                                                         „Wir machen hier Handwerk und Mode", be-
                                                    tont die Frau mit dem roten Pagenkopf. Ein ex-
                                                    zellenter Stoff, präzise Handarbeit und eine seit
                                                    60 Jahren unverwechselbare Handschrift. Diese
                                                    drei Dinge sind es, die ihre Kollektionen aus-
                                                    machen. Eher selten kommt in Grunds Atelier die
                                                    Nähmaschine zum Einsatz. Statt dessen nähen
                                                    ihre Mitarbeiterinnen, die sie gerne „ihre Kinder"
                                                    nennt, selbst Säume noch nach uralten Techniken
                                                    von Hand, ziehen Fäden einzeln aus Wollstoffen
                                                    heraus, besticken Jacken mit Perlen, fertigen Blu-
                                                    men aus Seidenstoff passend zum Abendkleid an.
                                                    150 Stunden Arbeit stecken in der weißen Bole-
                                                    rojacke, die mit einem langen schwarzen Rock
                                                    zum Abendkostüm „Monte Carlo" gehört.
                                                         Ideen für ihre Schöpfungen findet Grund
                                                    überall: „Ich laufe so lange durch eine Stadt bis
                                                    ich das Neue spüre." Ihre Stoffe kauft sie bei den
                                                    besten Adressen, bei Gandini, Aston Rom oder
                                                    Clerici. Bis zu 450 Euro kostet ein Meter der kost-
                                                    baren Ware. Wolle, Seide, Leinen, Baumwolle,
                                                    Cashmere: Grund verarbeitet nur Naturfasern. Es
                                                    sind Stoffe, die gleichzeitig matt und glänzend
                                                    sind oder deren Streifen sich wie von selbst be-
                                                    wegen. „Da können Sie drin schlafen", sagt sie
                                                    und zerknüllt einen azurblauen Seidenblazer in
                                                    ihren Händen, der sich sofort wieder glättet.
                                                    Mode aus dem Hause Topell soll nicht den Wett-
                                                    streit um das extravaganteste Outfit gewinnen.
                                                    Sie soll Neues in Topqualität kreieren, ohne dabei
                                                    Persönlichkeiten aus dem Auge zu verlieren.
                                                         Nach dem Tod der Gründerin vor 27 Jahren
                                                    hat Grund den Salon übernommen. Deren Namen
                                                    Elise Topell trägt das Geschäft noch heute. Er hat
                                                    in der deutschen Modewelt einen Klang wie Rolls
                                                    Royce im Automobilbau. Auch Preise und Kund-
     Vieles ist Schwarz-Weiß – mal streng in Na-    schaft sind vergleichbar. Mindestens einen vier-
delstreifen, mal glamourös mit vielen, von Hand     stelligen Eurobetrag kostet ein komplettes Ensem-
gefertigten Stickereien. Die Stoffe fließen am      ble. Ihre Klientel kommt aus der ganzen Welt,
Körper, Nähte sind kaum erkennbar. Das liegt an     begleitet den Salon treu seit Jahrzehnten und
einer besonderen Schnitttechnik, die das Haus       sorgt für den nötigen Umsatz. „Wir leben von der
Topell seit Jahrzehnten pflegt und die auf Made-    Order", erklärt die Chefin. Und da sie auf das
laine Vionnet zurückgeht. Die legendäre französi-   Geschäft mit Accessoires und Parfums verzichtet,
sche Modeschöpferin gilt als die Erfinderin des     die auch bei den Pariser Modehäusern das meiste
„Diagonalschnitts" und führte von 1912 bis 1940     Geld bringen, hält sich ihr persönlicher Luxus
ihren Salon in Paris.                               in Grenzen: „Geld haben sie nie in meinem Job.
                                                    Das sieht immer nur reich aus."
14 Wiesbadener Perfektion




                                 Elise Topell, die große alte Dame der Haute
  Modeschöpferin Lollo      Couture in Deutschland, war ähnlich unpräten-
  Grund prüft einen         tiös. Die Frau, die ursprünglich Mathematik stu-
  Crêpe-Stoff für den       dieren wollte, verschlug es nach dem Zweiten
  Sommer.                   Weltkrieg aus Berlin nach Wiesbaden. Bei ihr hat
                            Grund den absoluten Blick für Stoffe gelernt,
                            das Drapieren und einen pragmatischen Ansatz
                            für ihre Entwürfe. Jedes Kleid, so Topells Credo,
                            müsse einen logischen Aufbau haben. „Wir müs-
                            sen technische Lösungen finden, ohne den Schick
                            zu verlieren." So drückt es Grund aus.
                                 Die Handwerkskunst, die sie bei Topell ge-
                            lernt hat, hat sie Zeit ihres Lebens an ihre Schü-
                            lerinnen weiter gegeben: „Heute bin ich die wich-
                            tigste Ausbildungsschmiede hierzulande". Ihre
                            Erfolge können sich sehen lassen. In 40 Jahren
                            haben nur zwei Prozent ihrer Lehrlinge die Aus-
                            bildung abgebrochen. Erst im April konnte das
                            Haus Topell mit seinem Nachwuchs glänzen:
                            Gleich vier von fünfzehn Preisträgerinnen des
                            diesjährigen Kreativwettbewerbs der Maßschnei-
                            der-Innung Frankfurt-Main-Taunus lernen im
                            Moment im Salon an der Wilhelmstraße. Eine
                            von denen, die Grunds Schule durchlaufen
                            haben, ist auch Anna von Griesheim. „Ich habe
                            bei ihr gelernt, was Eleganz heißt", sagt die Mo-
                            dedesignerin, die unter anderem Angela Merkel,
                            Friede Springer und Sabine Christiansen einklei-
                            det. Grunds Schneidertechnik ist für sie immer
                            noch der Maßstab: „Das Besondere ist, wie sie
                            den Fall des Stoffes beeinflusst." Was ihre strenge
                            Ausbilderin ihr in den 80er Jahren beigebracht
                            habe, brauche sie heute noch, wenn sie ihre Kol-
                            lektionen entwerfe. „Der Salon", sagt von Gries-
                            heim, „ist ihr Lebenswerk".
                                 Wer ihn nach Lollo Grund weiter führen wird
                            ist noch offen. Sie hofft, dass eine ihrer Mitarbei-
                            terinnen das Know-How und die Ausdauer auf-
                            bringen wird, um ihr Werk fortzusetzen. Zwölf
                            bis 13 Stunden dauert ihr Arbeitstag noch immer.
                            Aber der Einsatz lohnt sich. Als das letzte Kostüm,
                            das letzte Abendkleid vorgeführt sind, erklingen
                            Beifall und Begeisterungsrufe. Den Applaus nimmt
                            Grund bescheiden entgegen. Eine Verschnaufpau-
                            se gönnt sie sich selbst nach einer erfolgreichen
                            Modenschau nicht. „Die Arbeit mit der Mode",
                            sagt sie, „hält jung."
Wiesbadener Perfektion 15




         Nur Kreativität,
perfekte Handarbeit und
 die besten Stoffe schaf-   Nicht jedes teure Stück ist gleich Haute Couture
 fen wahre Eleganz. Die
Modelle aus dem Hause       Zwei Kollektionen aus mindestens     Syndicale de la Couture Francaise    Der Begründer der Haute Couture
        Topell zeigen es.   35 Modellen muss ein französi-       zur Haute Couture. Die großen        kam übrigens aus England:
                            scher Modeschöpfer pro Jahr          Haute Couture Shows in Paris         Charles Frederick Worth erfand
                            zeigen, exklusive Materialien ver-   setzen die Trends für die interna-   das Modellkleid, eröffnete 1858 in
                            arbeiten, mindestens 15 Schneide-    tionale Modewelt und geben den       Paris den Modesalon „Worth et
                            rinnen und Schneider beschäfti-      Stil für die Prêt-à-porter-Modelle   Bobergh" und schickte seine Frau
                            gen und neben Konfektionsware        – die Mode von der Stange – vor.     Marie als erstes Mannequin
                            auch maßgeschneiderte Kleidung       Zu den großen französischen          in der Modegeschichte auf den
                            anfertigen. Erst dann gehört er      Couturiers gehören Chanel, Chris-    Laufsteg.
                            nach den Regeln des Chambre          tian Dior, Gaultier und Lacroix.
16 Service aus Wiesbaden




                                                         Rhein-Main-Hallen: Ein modernes Veranstaltungszentrum


DIE WIESBADENER KONGRESSALLIANZ




Erlebnisräume im
Kongress-Netzwerk
Messen und Fachkongresse locken jedes Jahr Hunderttausende von Besuchern
nach Wiesbaden. Verbände, Unternehmen und Veranstalter aller Art wissen die
Qualitäten der Landeshauptstadt zu schätzen. Für einen perfekten Ablauf von der
Buchung bis zum Abschlussempfang sorgt die Wiesbaden Kongressallianz.
                                                                                                  Jagdschloss Platte:




                                                  Das Kurhaus: Verbindet moderne Technik und historische Eleganz
Service aus Wiesbaden 17



                                            E
                                            „Ein Name, ein Gesicht, ein Auftritt“, lau-
                                            tet die Philosophie der Marketingkoopera-
                                            tion, die seit August 2007 zentrale An-
                                                                                          fen. So soll schließlich die Stadt insge-
                                                                                          samt profitieren. Jeder gelungene Kon-
                                                                                          gress, jede erfolgreiche Messe kann das
                                            laufstelle für die Planung und Abwicklung     Image Wiesbadens bei den zahlreichen
                                            von Veranstaltungen ist. Die großen Ta-       Besuchern nur verbessern.
                                            gungszentren Kurhaus und Rhein-Main-               Der Veranstaltungsstandort Wiesba-
                                            Hallen, die beiden „Eventlocations“ Jagd-     den kann mit einer Menge Trümpfe auf-
                                            schloss Platte und Biebricher Schloss, 16     warten. Das Angebot reicht von familiär
                                            Hotels und die Wiesbaden Marketing GmbH       geführten Hotels über Fünf-Sterne-Häuser
                                            haben sich der Allianz mittlerweile ange-     bis zu den Rhein-Main-Hallen, wo in
                                            schlossen. Mit der Sektkellerei Henkell&Co    zwölf Hallen und Sälen insgesamt 20.000
                                            und dem Casino Wiesbaden unterstützen         Quadratmeter Ausstellungs- und Veran-
                                            auch zwei Partner außerhalb der Veran-        staltungsfläche für Messen und andere
                                            staltungsbranche den Zusammenschluss.         Großereignisse zur Verfügung stehen. Das
                                                 „Wir bieten Dienstleistungen aus         zentral gelegene Kurhaus sowie das
                                            einer Hand“, erklärt der Sprecher der Alli-   Biebricher Schloss am Rheinufer und das
                                            anz, Wiesbadens Wirtschaftsdezernent          Jagdschloss Platte vor den Toren der Stadt
                                            Detlev Bendel. Potenzielle Veranstalter       bieten modernen Veranstaltungsservice vor
                                            können Anfragen nach Tagungsräumen,           historischer Kulisse. Staatstheater, Casino,




Für besondere Events im Grünen              Schloss Biebrich: Versprüht barocken Charme


                                            Catering, Hotelzimmern, Shuttle-Service,      der nahe Rheingau und eine attraktive
                                            Restaurants oder Stadtführungen für das       Innenstadt lassen für das Rahmenpro-
                                            Rahmenprogramm an einen festen An-            gramm alle Möglichkeiten offen.
                                            sprechpartner richten und bekommen bin-            Diese breite Angebotspalette wird nun
                                            nen 48 Stunden die Angebote gebündelt         zusammengeführt und professionell ver-
                                            zurück. „Das spart Zeit, Arbeit und Geld“,    marktet. Die Allianz akquiriert gezielt
                                            betont Bendel.                                Veranstaltungen und pflegt individuelle
                                                 Bei kleinen und großen Unternehmen,      Kundenkontakte. Unter dem Dach der
                                            Berufs- und Fachverbänden, die in der         Allianz präsentiert sich zudem der Kon-
                                            hessischen Landeshauptstadt ihre Kon-         gressstandort nach außen, so zum Beispiel
                                            gresse, Tagungen und Seminare veranstal-      auf Fachmessen. Von dieser Strategie
                  Detlev Bendel,            ten wollen, kommt die effiziente Arbeit       profitieren auch Einzelhandel und Gastro-
                  Wirtschaftsdezernent      der Kongressallianz gut an. Dabei ist sie     nomie. „Viele Leistungsträger aus der
                                            mehr als nur Marketinginstrument. Die         Wirtschaft werden“, beschreibt Bendel den
                  Mehr Informationen        Mitglieder wollen nicht nur ihre individu-    Synergieeffekt, „mittelbar oder unmittel-
                  unter www.wiesbaden.de/
                  kongressallianz           ellen Stärken vermarkten, sondern das         bar zu Nutznießern, wenn der Kongress-
                                            Profil Wiesbadens als Kongressstadt schär-    standort Wiesbaden floriert“.
18 Mein Wiesbaden



Z D F - B Ö R S E N R E P O R T E R I N VA L E R I E H A L L E R I M G E S P R Ä C H



„Ich bin eigentlich
wunschlos glücklich"
Wir treffen Valerie Haller in ihrem Wiesbadener Lieblingscafé. Mit ihr ins Gespräch zu kommen ist
leicht. Die ZDF-Journalistin wirkt offen, locker und völlig uneitel. Seit 2000 erklärt Haller den
TV-Zuschauern das Auf und Ab der Aktienkurse, die Krisen und Aufschwünge in der Wirtschaft.
Die gebürtige Münchnerin berichtet für das „heute journal" von der Frankfurter Börse und
moderiert das ZDF-Wirtschaftsmagazin WISO. Seit acht Jahren lebt die 38-Jährige in Wiesbaden.


Frau Haller, Sie sind direkt aus
New York nach Wiesbaden ge-
kommen. Ein Kulturschock?
Wenn ich ehrlich sein soll: Ja. Ich hatte
sechs Jahre in New York gelebt, mitten
in Manhattan, und dort eine unglaubli-
che Zeit verbracht. New York war die
Stadt, wo ich als Studentin schon immer
hin wollte. Ich habe dort meinen Master
in Journalistik gemacht, bin bei „Bloom-
berg“ in die Wirtschaftsberichterstattung
eingestiegen, habe für das ZDF von der
Wall Street berichtet. Aber ich wusste
auch: Wenn Du beruflich weiterkommen
willst, musst Du nach Deutschland
zurück.

Warum sind Sie in
Wiesbaden gelandet?
Ich habe mir seinerzeit Wohnungen in
Mainz und Wiesbaden angeschaut und
schnell gespürt, dass Wiesbaden irgend-
wie besser zu mir passt. Mittlerweile
bin ich hier schon dreimal umgezogen
und fühle mich richtig zu Hause.
                                                            1
Sie haben drei Begriffe um
Wiesbaden zu beschreiben.
Da fällt mir an allererster Stelle                         zukehren. Man ist hier schnell mitten       Was machen Sie in Ihrer
Lebensqualität ein. Und dann Natur                         in der Natur. Hinter unserer Wohnung        Freizeit?
und Heimeligkeit.                                          fängt der Wald an. Und gleichzeitig         Ich verbringe viel Zeit mit meinem
                                                           leben wir unheimlich zentral, können        kleinen Sohn, gehe regelmäßig ins Fit-
Was macht für Sie die Lebens-                              alles zu Fuß erledigen, Freunde treffen -   nessstudio. An den Wochenenden gehe
qualität dieser Stadt aus?                                 wie hier im „Spital“. Es zieht mich         ich mit meiner Familie im Dambachtal
Es ist einfach schön, aus meinem oft                       immer wieder mitten in die Stadt.           spazieren oder fahre auf den Neroberg.
doch hektischen Job in die Ruhe zurück-                                                                Toll finde ich vor allem, was Wiesbaden
Mein Wiesbaden 19




                                                                                       Sie sind viele Jahre im Ge-
                                                                                       schäft. Haben Sie in all der
                                                                                       Zeit etwas erlebt, was sich mit
                                                                                       der jetzigen Krise vergleichen
                                                                                       lässt?
                                                                                       Nein, denn selbst die so genannte Inter-
                                                                                       netblase vor neun Jahren, die unsere
                                                                                       Zunft intensiv beschäftigt hat, hat keine
                                                                                       vergleichbaren Auswirkungen gehabt.
                                                                                       Jetzt geht es um die gesamte Wirtschaft
                                                                                       weltweit. Es geht um alle Lebensberei-
                                                                                       che. Das ist schon ein historischer
                                                                                       Einschnitt. Und alle warten auf eine Ant-
                                                                                       wort, wollen wissen, wann die Krise vor-
                                                                                       bei ist. Deswegen sind wir Wirtschafts-
                                                                                       journalisten im Moment ganz besonders
                                                                                       gefordert und gefragt. Unser Genre steht
                                                                                       bei der Berichterstattung derzeit im
                                                                                       Fokus wie noch nie. Das ist schon eine
                                                                                       wirklich spannende Zeit.

                                                                                       Viele blicken im Moment eher
                                                                                       ängstlich in die Zukunft. Was
                                                                                       sagt denn Ihre Lebensplanung?
                                                                                       Ich bin, so wie ich jetzt hier lebe,
                                                                                       eigentlich wunschlos glücklich und
                                                                                       hoffe, dass das auch so bleibt. Ich muss
                                                                                       nicht jeden Tag große Veränderungen
                                                                                       haben. Ich gehe lieber in kleinen
                                                                                       Schritten durchs Leben.
                                                                                 2
                                                                                       1 Zum Relaxen auf den Neroberg
                                                                                       2 Zeitungslektüre im Café Spital
im Sommer zu bieten hat: Das Open Air       verfolge die Lage. An diesen Tagen bin     3 Auf Sendung für das ZDF
Kino in den Reisinger Anlagen besuche       ich erst sehr spät zu Hause. Dann ist
ich schon seit einigen Jahren. Dann         aber unser Au-pair-Mädchen für das
gibt es die vielen Straßenfeste. Manch-     Kind da und später am Abend über-
mal setzen wir uns zu Hause einfach auf     nimmt mein Mann den Kleinen. WISO
den Balkon und hören der Musik von          moderiere ich im Moment nur acht-
draußen zu. Im Moment bin ich auf der       bis zehnmal im Jahr.
Suche nach einer Reitbeteiligung. Auch
hierfür bietet Wiesbaden viele Möglich-     Was macht einen guten Wirt-
keiten.                                     schaftsjournalisten aus?
                                            In diesem Beruf muss man sehr komplexe
Sie müssen knallharte Arbeits-              Zusammenhänge so vermitteln, dass
tage bewältigen und das                     die Fachleute sich kompetent informiert
mit einem acht Monate alten                 fühlen, dass aber auch diejenigen die
Baby. Wie läuft das?                        Botschaft verstehen, die nicht jeden Tag
Im Moment mache ich Teilzeitarbeit in       die Börsenkurse studieren. Das stellt
der Elternzeit. Das ist relativ komforta-   mich jedes Mal, wenn ich meine Mode-
bel: Ich bin an zehn Tagen im Monat         rationen schreibe, vor neue Herausfor-
an der Börse, fahre dann um 14.00 Uhr       derungen.
nach Frankfurt, führe Interviews und                                                   3
20 Wirtschaft und Wissen




 1




S TA N D O R T W I E S BA D E N

                                                             W
                                                             „Wiesbaden hat eine relativ hohe Berater-
                                                             dichte“, sagt Ansgar Richter, Wirtschafts-


Die heimliche                                                wissenschaftler und Consultingexperte
                                                             an der angesehenen European Business
                                                             School. Mehr als 500 Consultingfirmen


Beraterhauptstadt
                                                             sind in der Landeshauptstadt ansässig.
                                                             „Der Anteil der Berater an der Gesamt-
                                                             bevölkerung ist bundesweit der höchste“,
                                                             sagt auch Tom Sommerlatte, Senior Advisor
                                                             beim traditionsreichen Beratungsunter-
                                                             nehmen Arthur D. Little. Manchen gilt
                                                             Wiesbaden daher als Deutschlands „heim-
Sie sind meist jung, stets gut gekleidet und sie können      liche Beraterhauptstadt“.
überzeugen. In einer global vernetzten Wirtschaft sitzen          Wer in der Branche arbeitet, muss
                                                             leistungsstark sein. „Es ist nicht unge-
Unternehmensberater in einer Schlüsselstellung wie sonst     wöhnlich, dass die Mitarbeiter um
                                                             3.00 oder 4.00 Uhr morgens aus dem
nur noch die Finanzindustrie. Unternehmen brauchen die       Büro kommen“, sagt Dierk Rottmann,
smarten Akademiker als Türöffner und Wegweiser in            Direktor des auf Corporate Finance
                                                             Beratung spezialisierten Unternehmens
Zeiten des Wachstums, aber erst recht in Zeiten der Krise.   @VISORY partners: „Bei Beratern finden
Wirtschaft und Wissen 21




                                              2    3




Sie eine hohe Identifizierung mit der
Arbeit.“ Der typische Berater ist Mitte 30,
männlich und hat einen Hochschulab-
schluss. Damit aber hören die Gemein-
samkeiten auch schon auf. Ein Studium
der Betriebswirtschaft ist als Eintritts-
karte in die Beraterlaufbahn nicht zwin-
gend.
     „Das Studienfach ist nicht entschei-
dend“, erklärt Richter: „Consulting
kann man erst in der Praxis lernen.“ Und
so arbeiten neben Betriebswirten auch
Juristen, Naturwissenschaftler und Inge-
nieure als Berater. „Dazu kommen Exo-
ten wie Psychologen, Linguisten oder              1 Mehr als 500 Beratungsunternehmen haben
auch Theologen“, berichtet Sommerlatte.             in Wiesbaden ihren Sitz.
Wichtiger als theoretische Kenntnisse             2 Ein guter Berater muss überzeugen können.
sei ein gutes Verhältnis zum Kunden:              3 Wiesbadens Gründerzeitvillen sind bei Con-
„Ein guter Berater muss seinen Klienten             sultingunternehmen als Firmensitz beliebt.
besser verstehen als dieser sich selbst.“
Die Fähigkeit, sich schnell in fremde
22 Wirtschaft und Wissen




                                                                                         genseitigen Hilfe wurden in den vergan-
                                                                                         genen Jahren zudem regionale Consulting-
                                                                                         Netzwerke aufgebaut, darunter das von
                                                                                         der Stadt Wiesbaden betreute Kompe-
                                                                                         tenzNetzConsulting (KNC) oder das
                                                                                         privat organisierte „network consulting
                                                                                         rheinmain“ (ncrm). „Das ist eine Platt-
                                                                                         form, um Initiativen und Projekte zu
                                                                                         entwickeln“, erklärt ncrm-Sprecher
                                                                                         Volker Lindemann. Die Netzwerke machen
                                                                                         möglich, dass kleinere Beratungsfirmen
                                                                                         ihre unterschiedlichen Kompetenzen
                                                                                         bündeln, um Unternehmen in den Gebie-
                                                                                         ten Management, Controlling, Vertrieb
                                                                                         und Produktion gemeinsam zu beraten.
                                                                                         „Das ist ein ganz konkreter Geschäfts-
                                                                                         nutzen“, betont Lindemann.
                                                                                              Die hohe Dichte spezialisierter Bera-
                                                                                         ter in Wiesbaden geht auf einen Mix ver-
                                                                                         schiedener Einflüsse zurück. „Das Rhein-
                                                                                         Main-Gebiet als ökonomisches Schwer-
                                                                                         gewicht, die zentrale Lage innerhalb
                                                                                         Deutschlands, die Nähe zum Frankfurter
                                                                                         Flughafen, aber auch die Lebensqua-
                                                                                         lität“, nennt Boy Andresen, Chef des auf
                                                                                         Altersversorgung und Beratung speziali-
                                                                                         sierten Beratungshauses Watson Wyatt
                                                                                         Heissmann, als Gründe. Dazu kommt das
                                                                                         Gewerbeflächenangebot. „Wir haben für
                                                                                         unser Unternehmen einen schönen Alt-
Unternehmen hineinzuversetzen und            einer strategischen Neuausrichtung, bei     bau gesucht“, erklärt Rottmann: „Das ist
überzeugen zu können, sei die Haupt-         Finanz-, IT- und Personalfragen. Dane-      in Frankfurt relativ schwierig.“
stärke eines Beraters.                       ben sind in den vergangenen Jahren               Die so genannten weichen Stand-
     Die Finanz- und Wirtschaftskrise hat    mehr und mehr mittelständische Bera-        ortfaktoren haben offenbar für viele Be-
die Anforderungen an die Consultants         tungsgesellschaften entstanden, die auf     rater den Ausschlag gegeben, sich in
verändert. Kostenreduzierung, Risiko-        nur ein Themenfeld spezialisiert sind.      Wiesbaden anzusiedeln. Oft gelobt wird
management und die Anpassung von Ge-         Für die Wiesbadener Consultingbranche       die Überschaubarkeit der 275.000 Ein-
schäftsmodellen seien derzeit die Haupt-     sind diese Mittelständler typisch. „Wir     wohner zählenden Stadt. „Die Wege sind
anforderungen der Kundschaft, erklärt        haben eine Fülle von funktionalen Spe-      kurz und man weiß, wer was macht“,
der Bundesverband Deutscher Unterneh-        zialisten in den Bereichen Risikomanage-    erklärt Thomas Götzfried, der seine IT-
mensberater (BDU). Einem Unternehmen         ment, Altersversorgung, Marktforschung      und Personalberatungsgesellschaft 1997
sind nach Einführung von Kurzarbeit          und Personalberatung“, erklärt Richter.     von Frankfurt nach Wiesbaden verlager-
die Kredite gekündigt worden. Schuld-        Den Vorsprung der weltweit operieren-       te. Damit gebe es ideale Bedingungen
verschreibungen wurden ins Ausland           den großen Beratungsgesellschaften in       zum Austausch zwischen den Unterneh-
verkauft und nun wollen die Gläubiger        einer globalisierten Wirtschaft versuchen   men: „Man kann hier networken.“ In
plötzlich ihr Geld sehen. Keine untypische   die kleinen Consultingfirmen durch Ver-     der Landeshauptstadt ließen sich Arbeit
Situation derzeit. Dann müssen Berater       netzung auszugleichen.                      und Wohnen gut verbinden, betont auch
ran, um die Finanzierung der Firmen               „Wir haben Kooperationspartner in      Andresen: „Ich bin hier in zehn Minuten
neu zu strukturieren, Risiken abzubauen      Asien, in Frankreich, in Nordamerika, die   im Büro, in 20 Minuten am Frankfurter
und neue Geldgeber zu finden.                ähnlich aufgestellt sind wie wir“, betont   Flughafen und in zehn Minuten im
     Große Consultingfirmen mit teils        @VISORY-Chef Rottmann: „Investoren          Theater.“
über 1.000 Beschäftigten sind die Alles-     im nordamerikanischen oder arabischen
könner der Branche. Sie optimieren das       Raum anzusprechen, ist für uns Tages-
Management ihrer Klienten, beraten bei       geschäft.“ Zum Austausch und zur ge-
Wirtschaft und Wissen 23




1 Bei vielen Beratern
findet man eine hohe
Identifizierung mit der
Arbeit.
2 Die zentrale Lage
der Stadt ist für viele
Consultingunterneh-
men ein Standortvor-
teil.
3 „In zehn Minuten
im Büro, in zehn Mi-
nuten im Theater."




                          2   3
24 Kultur und Können




R H E I N G A U M U S I K F E S T I VA L




„Stetig aufwärts"
 „Eigentlich freue ich mich auf jedes Konzert.“ Wenn Michael
 Herrmann so einen Satz sagt, klingt ehrliche Begeisterung
 durch. Seit 1988 betreut und leitet der 65-Jährige das Rheingau
 Musik Festival (RMF), eines der größten Klassikereignisse in
 Deutschland. Jeden Sommer lockt der zweimonatige Konzert-
 reigen mehr als 120.000 Besucher nach Wiesbaden und in den
 Rheingau.




                                                                       Foto: Helmut R. Schulze
                                                                   2




  1
Kultur und Können 25




W
Wirtschaftskrise hin, Finanzkrise her -
trotz ökonomisch schwieriger Rahmen-
bedingungen halten die Klassikfans dem
                                            der Landesbank Hessen-Thüringen,
                                            Opel oder der Deutschen Lufthansa auf-
                                            gebracht. Die zweite Hälfte kommt
RMF die Treue. Schon drei Monate vor        über den Kartenverkauf in die Kasse. Die
Festivalbeginn am 27. Juni waren rund       finanzielle Förderung durch das Land
zwei Dutzend der insgesamt 141 Konzer-      Hessen ist mit 25.000 Euro pro Jahr eher
te ausverkauft. „Der Vorverkauf läuft       symbolischer Natur.
phantastisch", sagt Herrmann.                    Das Ziel, im von Kunst, Kultur und
     Markenzeichen des Rheingau Musik       Wein geprägten Rheingau ein Klassikfes-
Festivals sind seine vielfältigen Spiel-    tival zu etablieren, hat Herrmann viele
stätten. Schlösser, Kirchen und Weingü-     Jahre verfolgt. Inspiriert wurde er Mitte     3
ter verwandeln sich in Konzertbühnen.       der 60er Jahre durch den Besuch des von
Hauptspielorte sind der Fürst-von-Met-      Pablo Casals ins Leben gerufenen Kam-
ternich-Saal von Schloss Johannisberg,      mermusikfestivals im südfranzösischen
das Wiesbadener Kurhaus sowie das           Prades. Doch der Plan, die Großen der
ehemalige Zisterzienserkloster Eberbach.    klassischen Musik in seine Rheingauer
Die Klosterbasilika ist gleichsam die       Heimat zu holen, blieb lange ein Traum.
Keimzelle des RMF. Hier fanden 1988         Herrmann machte eine Lehre als Buch-
die ersten Konzerte statt. Der nur karg     händler, jobbte als Taxifahrer und arbeite-
ausgestattete, weitgehend auf die Archi-    te als Hotelmanager auf Gran Canaria.
tektur reduzierte Innenraum der romani-     Erst die Arbeit für verschiedene Konzert-
schen Basilika schlägt Besucher fast au-    agenturen brachte ihn ab 1982 ins Musik-
genblicklich in seinen Bann. Doch auch      geschäft: „Ich habe damals vor allem DDR-
der Thiersch-Saal des Kurhauses wird        Künstler wie Peter Schreier und Ludwig
von den Stars der Klassik hoch geschätzt.   Güttler in den Westen vermittelt." Diese
Die Violinvirtuosin Anne-Sophie Mutter      Kontakte sollten sich beim Start des
lobt seine „lebhafte Akustik", die eine     RMF als extrem hilfreich erweisen.
perfekte Balance zwischen Klangvolumen           Inzwischen gibt es kaum einen Super-
und Detailpräzision zulasse.                star der Klassik, der noch nicht im Rhein-
     Im Herbst 1987 hat Herrmann das        gau aufgetreten ist. In diesem Jahr sind
Festival mit einigen musikbegeisterten      unter anderem die Pianistin Martha Arge-
Freunden aus der Taufe gehoben. Das         rich, das London Symphony Orchestra
erste RMF im Sommer 1988 endete aller-      sowie – unter der Leitung von Daniel
dings als finanzieller Fehlschlag. Nach     Barenboim – das Orchester der Mailän-
19 Konzerten klaffte ein Loch in der        der Scala dabei. Das diesjährige Festival
Kasse von fast 300.000 Mark, wie der        steht ganz im Zeichen dreier großer
Intendant sich erinnert: „Doch danach       Jubiläen: Vor 200 Jahren starb Joseph
ging es stetig aufwärts." Inzwischen sind   Haydn. Im gleichen Jahr wurde Felix
140 bis 150 Konzerte pro Jahr die Regel.    Mendelssohn geboren. Zum 250. Mal
Die Besucher kommen aus allen Teilen        jährt sich zudem der Todestag von Georg
Deutschlands und dem benachbarten           Friedrich Händel. Insgesamt 20 Konzerte       4
Ausland: „Die Auslastung liegt seit mehr    ehren die drei Komponisten. So führen
als zehn Jahren bei über 90 Prozent."       die Englisch Baroque Soloists unter der       1 Seit über zehn Jahren leitet Michael
     Dem Engagement von Sponsoren ist       Leitung von John Eliot Gardiner Händels       Herrmann das Rheingau Musik Festival.
es zu verdanken, dass der Besuch des        Oratorium „Israel in Egypt" auf. Enoch        2 Kloster Eberbach ist die Keimzelle
RMF auch für Menschen mit kleinem           zu Guttenberg dirigiert Haydns „Schöp-        des Festivals.
Geldbeutel bezahlbar ist. Tickets gibt es   fung". Und als krönender Abschluss steht      3 Faszinierende Atmosphäre:
schon ab 15 Euro. Der Gesamtetat von        Händels „Messiah" auf dem Programm.           Ehemaliges Dormitorium des Klosters.
rund sechs Millionen Euro wird zur                                                        4 Die Akustik der Klosterbasilika
Hälfte durch Förderer wie Lotto Hessen,                                                   eignet sich vor allem für Vokalmusik.
der Sektmarke „Fürst von Metternich“,
26 Kultur und Können



DEUTSCHES FILMHAUS




Schatzkammer in
Schwarz-Weiß
Es ist von außen halb Kunstwerk, halb Bürogebäude und es birgt
einen der größten Kulturschätze der Bundesrepublik. Seit Ende März
das Deutsche Filmhaus in Wiesbaden seine Tore öffnete, haben tau-
sende Produktionen aus der Frühzeit des Kinos eine neue Heimat.


A
„Aus meiner Sicht konnte uns allen nichts Bes-
seres passieren", sagt Helmut Poßmann, Vor-
                                                   mentalwerk „Metropolis" wird derzeit im Film-
                                                   haus mit Hilfe aufwändiger Technik rekonstru-
stand der Friedrich-Wilhelm-Murnau-Stiftung,       iert. Seit rund 80 Jahren verloren geglaubte
und meint damit das Filmhaus. Jahrzehntelang       Szenen sind vor knapp einem Jahr auf einer
waren wichtige Institutionen der deutschen         16-Millimeter-Filmkopie in Argentinien aufge-
Filmwirtschaft an den verschiedensten Orten        taucht. Sie werden nun digitalisiert, behutsam
angesiedelt. Nun sitzen fast alle unter einem      wiederhergestellt und in den Film eingefügt.
Dach: Die Spitzenorganisation der Filmwirt-        Zur Berlinale 2010 soll der Science-Fiction-
schaft (SPIO) mit ihren Tochterfirmen, die für     Klassiker in der neu restaurierten Fassung der
die Altersfreigabe von Filmen und vergleichba-     Öffentlichkeit präsentiert werden.
ren Bildträgern zuständige Freiwillige Selbst-          Gegen den Verfall hilft Restaurierung,
kontrolle (FSK), das Institut für Kino und Film-   gegen das Vergessen nicht. Schwarz-Weiß-
kultur (IKF), das Digital Department des           Filme werden im Fernsehen kaum noch ausge-
Deutschen Filminstituts (DIF) und der Medien-      strahlt, von Stummfilmen ganz zu schweigen.
anwalt Heiko Wiese. Dazu kommen Unterneh-          Dabei finanziert sich die Arbeit der Stiftung
men, die auf Vertrieb, Nachbearbeitung und         ausschließlich aus Lizenzgebühren, wie sie für
Restaurierung von Filmen spezialisiert sind.       TV-Sendungen und Kino-Vorführungen fällig
                                                                                                     2
Auch das Landesstudio Hessen des ZDF ist im        werden. Doch auch hier hilft die Digitalisie-
Frühjahr eingezogen.                               rung: Bereits 180 Klassiker aus den Beständen
     Unter all diesen Institutionen steht die      der Murnau-Stiftung wurden in den vergange-      1 Die Wiesbadener Murnau-
Murnau-Stiftung nicht zufällig im Zentrum der      nen Jahren auf DVD publiziert, zur Freude von    Stiftung hat tausende Filme im
Aufmerksamkeit. Die Stiftung hält die Rechte       Cineasten – nicht nur in Deutschland. Auch in    Bestand.
an fast allen großen Filmen, die in der ersten     den USA und Asien begeistern die zeitlosen       2 Aufwändige Technik: Ar-
Hälfte des 20. Jahrhunderts auf deutschem          Meisterwerke die Filmfreunde, berichtet Poß-     beitsplatz für die Restaurierung
Boden gedreht wurden. Legendäre Streifen wie       mann: „So ist beispielsweise in Japan ein        von Filmen.
„Der Blaue Engel", „Nosferatu" oder „Das Cabi-     neuer Markt entstanden."                         3 Murnau-Vorstand Helmut
net des Dr. Caligari" sind darunter. 2.000              Um die Filmkunst der Vergangenheit auch     Poßmann im Deutschen Film-
Stummfilme und 1.000 Tonfilme sowie 3.000          vor Ort präsentieren zu können, verfügt das      haus.
Kurz-, Werbe- und Dokumentarfilme sind es          Filmhaus über eine Fläche für Wechselausstel-
insgesamt – eine gewaltige Schatzkammer in         lungen sowie ein eigenes Kino, das sich mit
Schwarz-Weiß.                                      seinem Programm an die breite Öffentlichkeit
     Auftrag der Murnau-Stiftung ist es, die       wendet. Neben den Klassikern werden hier
Werke der Vergangenheit vor dem Verfall und        künftig auch aktuelle Produktionen und Film-
dem Vergessen zu retten. „Wir übernehmen           premieren gezeigt. „Damit kommt nicht nur
hier eine Aufgabe von gesamtstaatlicher Be-        das Deutsche Filmhaus, sondern auch Wiesba-
deutung", sagt Poßmann. Fritz Langs Monu-          den ins Gespräch", betont Poßmann.
Kultur und Können 27




1




3




    I M N ÄC H S T E N H E F T L E S E N S I E :
    Die Weisen von Wiesbaden           Grüne Metropole

    Seit 1964 sitzt der so genannte    Viele Städte bezeichnen sich
    Sachverständigenrat, das wirt-     als grüne Großstadt. Wiesbaden
    schaftspolitische Beratergremium   hätte diesen Titel wirklich
    der Bundesregierung, in Wies-      verdient. Begleiten Sie uns auf
    baden. Unser Magazin zeigt, wie    einem Streifzug über Streu-
    die Arbeit der „Fünf Weisen"       obstwiesen, durch ausgedehnte
    funktioniert.                      Wälder und herrliche Parks.
LANDESHAUPTSTADT




     Veranstaltungshighlights
          in Wiesbaden

Rheingauer Weinwoche                                  14. - 23. August 2009
An rund 118 Ständen präsentieren die Winzer Wiesbadens und der Rheingau-
Region ihre köstlichen Produkte, zusammen mit einem reichhaltigen Angebot an
lokalen Spezialitäten und einem bunten Unterhaltungsprogramm.

Sparkassen Finanzgruppe IRONMAN Germany 70.3                   16. August 2009
Auch in diesem Jahr werden wieder mehrere zehntausend Zuschauer live ver-
folgen wie über ca. 3.000 Profiathleten und Freizeitsportler sich dem „härtesten
halben Tag des Jahres“ mit 1,9 km Schwimmen, 90 km Radfahren und 21,1 km
Laufen quer durch den hügeligen Rheingau-Taunus-Kreis und Wiesbaden stellen.

Folklore 009                                             28. - 30. August 2009
Neben einem starken Musik- und Comedyprogramm, Clubevents und After-
showpartys wird das 33. Festival – Folklore 009 die Besucher mit seinem außer-
gewöhnlichen Ambiente begeistern.

Stadtfest                                          24. - 27. September 2009
Während des Stadtfestes wird auf den schönsten Plätzen Wiesbadens ein täglich
wechselndes Programm geboten. Neben dem Wiesbadener Herbstmarkt findet
auch die Wiesbadener-Automobil-Ausstellung auf dem Schloßplatz statt. Das
ereignisreiche Wochenende wird mit dem Erntedankfest auf dem „Warmen Damm“
abgerundet. Zum Abschluss der Festtage bietet sich bei einem verkaufsoffenen
Sonntag in der Innenstadt ein Bummel durch die umliegenden Geschäfte an.

Sternschnuppen Markt                      24. November - 23. Dezember 2009
Vor malerischer Kulisse erwarten den Besucher Kunsthandwerk sowie vorweih-
nachtliche und winterliche Spezialitäten.

Besuchen Sie die hessische Landeshauptstadt und erfahren Sie Lebenslust und
Feierfreude! Die Wiesbaden Marketing GmbH bietet Ihnen attraktive Pauschalen
zu den Veranstaltungshighlights.

Weitere Informationen und Buchungen unter:

Wiesbaden Marketing GmbH
- Tourist Service -                                     Tel.: 0611-1729-777
Postfach 6050                                           Fax: 0611-1729-701
65050 Wiesbaden                      tourist-service@wiesbaden-marketing.de




                            Wiesbaden Marketing GmbH



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Wiesbaden Magazin Ausgabe Juni 2009

  • 1. LANDESHAUPTSTADT Wiesbaden Das Magazin der hessischen Landeshauptstadt Wiesbaden Ausgabe 02 / Juni 2009 Stadt in Bewegung Profi- und Breitensport stehen in Wiesbaden nicht in Konkurrenz S.4 Perfekte Schneiderkunst Haute Couture aus Wiesbaden S.12 Kulturschätze Das Filmhaus bewahrt die Klassiker des deutschen Films S.26 www.wiesbaden.de
  • 2. Meine Wiesbadener Erlebniswelt Wiesbaden Marketing bietet Übernachtungspauschalen bereits ab 76 Euro pro Person im DZ. Zudem können Sie aus einer Reihe von Erlebnisbausteinen Ihren individuellen Wiesbaden- Besuch gestalten (mehr unter www.wiesbaden.de/individualangebote). Wir freuen uns auf Sie! Wiesbaden Marketing GmbH – Tourist Service – Tel.: 0611 - 17 29 777 Freitag, 16 Uhr Freitag, 19 Uhr Exklusiver Stadtrundgang mit 3-Gänge-Menü in einem einem privaten Gästeführer Gourmet-Restaurant Freitag, 14 Uhr Check-In in einem Wiesbadener Traditionshotel Freitag, 21 Uhr Casino-Besuch im Kurhaus Wiesbaden Sonntag, 11 Uhr Fahrt mit der historischen Nerobergbahn zur Samstag, 11 Uhr Russischen Kirche Einkaufsbummel durch das historische Quellenviertel Samstag, 15 Uhr Sonntag, 10 Uhr Entspannen in stilvollem Besuch des Kaffeehaus-Ambiente Museum Wiesbaden Samstag, 18 Uhr Traubenkernöl-Massage in der Kaiser-Friedrich-Therme www.wiesbaden.de
  • 3. Editorial Magazin der Stadt Wiesbaden Ausgabe 2 / Juni 2009 W IESBADEN NEU ERLEBEN : Nach einem erfolg- reichen Start geht das Wiesbaden Magazin in die Inhalt Sport in die Stadt zweite Runde. Wieder haben wir uns auf den Weg In Wiesbaden boomen gemacht, um für Sie die verborge- Spitzen- und Breitensport 4 nen Schätze der Stadt zu heben. Perfekte Schneiderkunst Worauf wir gestoßen sind: Viele Der Salon Elise Topell macht klassische Haute Couture 12 Botschafter für den Sport, ein Fußballstadion, das in Rekordzeit Erlebnisräume im Netzwerk Eine Allianz vermarktet entstand, Mode wie in Paris, die Kongressstadt Wiesbaden Musikliebhaber ein großes Filmerbe, geballte Wirt- professionell 16 Michael Herrmann schaftskompetenz, „Wunschlos glücklich" eine charmante Bildschirmgröße ZDF-Moderatorin Valerie Haller über ihr Leben in der und eines der größten Musikfesti- Landeshauptstadt 18 vals in Deutschland. Und wir haben Heimliche Beraterhauptstadt viele unterschiedliche Menschen Consulting-Unternehmen schätzen getroffen, die eines gemeinsam den Standort Wiesbaden 20 haben: Sie sind überzeugt von Bundesliga-Volley- „Stetig aufwärts“ ballclub Wiesbaden Wiesbaden, einer Stadt, in der es Das Rheingau Musik Festival ist eines der größten in Deutschland 24 sich gut leben und arbeiten lässt, die an sich bindet und die weiter Schatzkammer in Schwarz-Weiß Das Filmhaus bewahrt die neugierig macht. Unsere Funde Klassiker des deutschen Films haben wir gesichtet, die Bilder für die Nachwelt 26 festgehalten und die Geschichten dazu erzählt. Lassen Sie sich Consulting-Standort überraschen. Für Wiesbaden Titelbild: Kurhaus Wiesbaden Ihre Erkundungs- tour durch dieses Heft wün- Impressum schen wir Ihnen viele spannende HERAUSGEBER: Wiesbaden Marketing GmbH, Geschäftsführer: Martin Michel (V.i.S.d.P.), Momente. Postfach 6050, 65050 Wiesbaden. REDAKTION UND TEXTE: Journalistenbüro Surpress, Dr. Guido Rijkhoek, Dr. Jutta Witte, Wiesbaden Ihre Redaktion ZDF-Börsenreporterin Valerie Haller FOTOS:Gerhard Hirsch, Frankfurt, Horst Goebel, Görsroth (Titel) LAYOUT UND HERSTELLUNG: D+K Horst Repschläger GmbH, Wiesbaden DRUCK: Stark Druck, Pforzheim
  • 4. 4 Wiesbaden in Bewegung BREITEN- UND PROFISPORT BOOMEN IN WIESBADEN Bringt Sport in die Stadt! Die Wiesbadener lieben Bewegung. Jeder Dritte engagiert sich in der Landeshauptstadt in einem oder mehreren der 240 Sportvereine. Amateure, Ehrenamtliche, Profis und Funktionäre ziehen an einem Strang, um den Sport mitten in die Gesellschaft zu holen. V Von Taekwondo über Eishockey bis hin zum Langstreckenschwimmen: Es gibt kaum eine Sportart, die es in Wiesbaden umzusetzen." Dass der Sport ein idealer Bereich ist, um wirklich alle mitzuneh- men, ist an vielen kleinen Punkten er- nicht gibt. Den Boom, den das städtische kennbar, an denen die städtische Sport- Sportleben in den letzten Jahren erfährt, förderung in der Breite ansetzt. So för- erklärt Oberbürgermeister Helmut Müller dert Wiesbaden sportliche Sommercamps gerne mit dem Boris-Becker-Phänomen: für Jugendliche. Vereine können Sport- „Wenn Sie Leuchttürme haben, wenden anlagen, Turnhallen und Schwimmbäder sich plötzlich viele Menschen dem Sport kostenlos nutzen. Die Stadt hat ein Pro- zu". Idole, die vor allem die Jugend von gramm aufgelegt, mit dem gezielt Lang- Gameboy und Computer weglocken kön- zeitarbeitslose zu Übungsleitern fortge- nen, gibt es viele. Allein zwölf Wiesba- bildet werden und sie übernimmt die Eine Stadt für alle will Oberbürger- dener Vereine treten in der ersten oder Kosten, wenn ihre Bediensteten regel- meister Helmut Müller schaffen und zweiten Bundesliga an, darunter nicht mäßig ins Fitnessstudio gehen und so setzt dabei voll auf den Sport. nur klassische Publikumsmagneten chronischen Rückenschmerzen und ande- wie die Handballer oder Volleyballer, ren Zivilisationskrankheiten vorbeugen. sondern auch Sportler, die eher weniger Auch der Spitzensport hat in Wies- bekannte Sportarten ausüben, wie baden eine Heimat gefunden. Ein alljähr- Kraftdreikämpfer oder Radpolospieler. licher Reigen von sportlichen Großereig- „Profi- und Breitensport stehen für nissen hat sich mittlerweile in der mich nicht in Konkurrenz,“ betont Mül- Landeshauptstadt etabliert. So holt der ler. „Sie sind zwei Seiten der gleichen „Ball des Sports" seit Jahren Größen aus Medaille". Sport sei eine Querschnitts- Sport, Politik und Wirtschaft nach Wies- aufgabe: „Meine politische Idee ist es, baden. Zu den Höhepunkten im Wiesba- eine Stadt für alle zu schaffen und Sport dener Sportjahr zählen auch das Inter- ist ein Superinstrument, um diese Idee nationale Pfingstturnier, zu dem sich die
  • 5. Wiesbaden in Bewegung 5 Reiterelite der Welt im Biebricher Schloss-park versammelt und der Tri- athlonwettkampf Ironman 70.3. Den Abschluss bildet im Herbst die Olym- pische Ballnacht im Kurhaus. Hier fei- ert der hessische Landessportbund seine Athleten. Mitten in die Stadt will Müller Nachwuchsstar Tobias den Sport holen. Deswegen ist das Bremser will fair gewinnen. Fußballstadion des SV Wehen Wiesba- den nicht auf die grüne Wiese gesetzt, sondern am Rande der Innenstadt ge- RADSPORT: l Ganz oder gar nicht baut worden. Deswegen soll direkt im Zentrum eine neue, große Sporthalle entstehen. Identifikation mit der Stadt und Integration aller Mitbürger sind das Ziel. Der Aktionstag „Respect your next", an dem Behinderte und Tobias Bremser flitzt über Waldwege, vergangenen Jahr drei deutsche Mei- Nichtbehinderte gemeinsam Sport trei- brettert einen Abhang hinunter und stertitel, 15 Landesmeistertitel und den ben, gehört dazu. Die Bereitschaft der bremst ab. „Ich bin schon immer ersten Platz in der Nachwuchswer- Wiesbadener Vereine, den Behinder- gerne Rad gefahren", sagt der 15- tung des Landes Hessen. Wer im Rad- tensport auszubauen, sei sehr groß, jährige Nachwuchsfahrer des Rad- sport nicht hinterher fahren wolle, betont Müller. Als politisches Ziel und sportclubs Wiesbaden. müsse hart trainieren und sich sehr nicht als eine „zufällige, nette Mit neun Jahren hat er im Rad- bewusst ernähren, betont RSC-Ge- Geschichte" soll er jetzt erstmals fest sport angefangen, mit zehn sein erstes schäftsführer Jürgen Balz: „Hier gilt im Sportentwicklungsplan verankert Rennen gewonnen. Inzwischen ist To- die Devise ganz oder gar nicht." In werden. Und zum Thema „eine Stadt" bias 16-facher Hessenmeister: „Mein dem Bewusstsein, dass der Radsport gehören auch die rund 90.000 Wies- Traum ist es, bei einer Weltmeister- vermutlich nur zu retten ist, wenn badener mit Migrationshintergrund. schaft im Nationaltrikot zu fahren." man bei den Jüngsten ansetzt, ver- Überdurchschnittlich viele von ihnen Der RSC Wiesbaden ist ein Beispiel für folgt der Verein zudem eine klare engagieren sich ehrenamtlich für die hervorragende Aufbauarbeit, die in Anti-Doping-Strategie. „Wiesbaden den Sport und leisten so einen wesent- vielen Sportvereinen geleistet wird. gewinnt fair", heißt die Initiative, der lichen Beitrag für das Zusammen- Seit seiner Gründung vor zehn Jahren sich auch der RSC angeschlossen hat. wachsen der Stadtgesellschaft. l verschrieb sich der Radsportclub einer „Wir wollen den Kids zeigen, dass intensiven Jugendförderung. Inzwi- man sauber gewinnen kann", erklärt schen werden die Früchte sichtbar. Die Balz. l 60 Fahrer des Vereins gewannen im
  • 6. 6 Wiesbaden in Bewegung VO L L E Y BA L L : l Made in China Die blau-gelben Bälle pfeifen zweimal das Double aus Deut- durch die Halle. Elf Spielerin- scher Meisterschaft und Pokal- nen hechten, schmettern und sieg. Ihre Erfahrungen gibt klatschen sich ab. Zweimal am Yang, die seit 20 Jahren in Tag, fünfmal die Woche trai- Deutschland lebt, nun an die nieren die Bundesligistinnen Wiesbadener Volleyballerinnen vom Volleyballclub Wies- weiter. Sieben Damenmann- baden. Mit verschränkten schaften spielen für den VCW. Armen steht Xiaojun Yang da Das Bundesligateam mußte und beobachtet das Geschehen sie komplett neu aufbauen. mit Argusaugen. Ab und zu Acht Nationalitäten, Sprachen kommt eine knappe Anwei- und Kulturen gilt es täglich sung vom Spielfeldrand: „Go" in Einklang zu bringen. Eine oder „OK, Seiten wechseln". echte Herausforderung. Doch Seit sie die Mannschaft im Yang bleibt cool, selbst, wenn vergangenen Jahr übernom- der Lärm von 1.000 Zuschau- men hat, wird in Wiesbaden ern ohrenbetäubend wird. Volleyball „Made in China" Mit Tabellenplatz fünf ist die gespielt. Die Trainerin verlangt Mannschaft jetzt nach einer 100 Prozent Einsatz: „Dieser spannenden Saison belohnt Sport bedeutet nicht nur Kraft worden. l und Körpergröße, sondern auch Intelligenz und viel Teamgeist." Auf Kraft, Intelligenz und Olympiagold und Platz Teamgeist kommt es an. eins bei der Weltmeisterschaft VCW-Trainerin Xiaojun hat Yang in den 80er Jahren Yang sorgt für den vollen mit der chinesischen National- Einsatz. mannschaft geholt, mit dem Team von Stuttgart-Feuerbach
  • 7. Wiesbaden in Bewegung 7 GOLF: l Nachwuchshoffnung mit Träumen und Disziplin Sie ist eine Nachwuchshoffnung Wiesbaden darf als die Mutter im deutschen Golfsport und sie des Golfsports in Deutschland gel- will hoch hinaus. Spanien, USA, ten. Engländer und Schotten grün- Schweden – seit Katharina Söhn- deten hier Ende des 19. Jahrhun- lein im vergangenen Herbst in den derts den ersten Golfclub auf deutschen Nationalkader aufge- deutschem Boden. Die Stadt ist rückt ist, nimmt sie im Schnitt alle heute Sitz des Deutschen Golfver- zwei Monate an einem internatio- bands und der Vereinigung Club- nalen Turnier teil. „Ich komme viel freier Golfspieler, einer der größten rum", gesteht die 16-jährige Wies- deutschen Sportvereine. Das um- badenerin, die Golf und Schule nur fangreiche Angebot mit zwei 18- noch mit eiserner Disziplin unter Loch-Anlagen und einem Neun- einen Hut bekommt. Nun träumt Loch-Platz hat dafür gesorgt, dass sie von einem Stipendium für Golf in Wiesbaden die Nische des eines der begehrten Golf-Colleges Elitären verlassen hat. Dank der in den USA: „Ich könnte mir vor- umfangreichen finanziellen Förde- stellen, später Profi zu werden." rung des Deutschen Golfverbands können sich heute auch Familien aus der Mittelschicht diesen Sport leisten. Als Elfjährige hat Katharina Söhnlein zu spielen begonnen, eher aus Zufall, weil auch ihre El- Katharina Söhnlein spielt tern damals aktive Golfamateure für Deutschland. wurden. Und noch immer faszi- niert sie der Sport, bei dem es vor allem auf eine ausgefeilte Schlag- technik ankommt: „Es macht ein- fach Spaß." l
  • 8. 8 Wiesbaden in Bewegung REITSPORT: l Präzisionsarbeit im Sattel Im Frühjahr und Sommer sieht man in den ländlichen Vororten Wiesbadens vor allem eines: Pfer- de. Reiten zählt in der hessischen Landeshauptstadt beinahe zum Breitensport. Und ein Großereignis zieht sogar die an, die sich selbst nicht in den Sattel trauen: Jedes Jahr trifft sich im Park von Schloss Biebrich die internationale Spitze der Spring-, Dressur- und Vielseitigkeitsreiter für vier Tage zum Pfingstturnier. Hans-Günter Winkler, Rainer Klimke, Meredith Michaels Beerbaum und Isabell Werth haben hier gewonnen. Seit Jahren mit dabei ist auch Anja Plönzke. Die Wiesbadener Amazo- ne zählt zu den Publikumslieblin- gen im Dressurviereck und ist im internationalen Spitzensport fest etabliert. „Reitsport ist für mich längst zum Beruf geworden", sagt die 40-Jährige, die das Gestüt Tannenhof mit über 60 Pferden zusammen mit ihrem Ehemann Roland Bauer leitet. Sechs Pferde trainiert Anja täglich, betreut das Internetportal „ClipMyHorse" mit seinen LIVE- Übertragungen und bestreitet rund 20 Turniere im Jahr. Eine Dressur- prüfung bedeutet für sie und ihre Vierbeiner Feinstarbeit. 200 bis 350 Übergänge verlangt eine rund sechsminütige Grandprix-Kür in der Musik und damit volle Kon- zentration und Präzision beim Rei- ten. „In der Kür hole ich die Stär- ken meiner Pferde heraus", sagt die Reiterin. Nach dem Verkauf ihres Erfolgspferdes Solero steht Dressurreiterin Anja Plönzke und im Moment vor allem das Training ihre Nachwuchspferde Le Mont d´Or mit dem Nachwuchs auf dem Pro- (oben) beim Wiesbadener Pfingsttur- gramm. Zum Beispiel mit Le Mont nier und Lucky Dance beim Training D´Or, der dieses Jahr beim Wies- auf dem Gestüt Tannenhof. badener Mediencup für acht- bis zehnjährige Pferde sein Debut im Schlosspark geben durfte. l
  • 9. Wiesbaden in Bewegung 9 JU-JUTSU: l Auch mit Handicap Sie laufen im Kreis, manche la- Gemeinsam stark: Ju-Jutsu-Welt- chend Hand in Hand. Ein Junge meister Mario Staller und die integra- schmeißt sich hin und klatscht be- tive Gruppe des JCW beim Training geistert mit beiden Händen auf den Boden. Dann ist Techniktrai- ning angesagt bei der integrativen Gruppe des Judo Clubs Wiesbaden. Zwanzig behinderte Erwachsene, Jugendliche und Kinder rollen nach vorne ab, bringen den Geg- ner zu Fall und stellen sich immer wieder einem fairen Zweikampf. „Der Urgedanke ist die Weiterent- wicklung der Persönlichkeit", er- klärt Ju-Jutsu-Weltmeister Mario Staller. Kaum ein Sport sei deswe- gen besser für das Selbstwert- und Körpergefühl von behinderten Menschen. „Es geht hier nicht um Leistung, es geht um den persönli- chen Erfolg", sagt Staller. Behindertensport ist in Wies- baden auf dem Vormarsch – auch bei den Schwimmern, im Fußball, Basketball und Tischtennis. Dass Sport Schwache und Starke glei- chermaßen fördern kann, machen Wiesbadens Judoka beispielhaft vor. Fünf Nationalkaderathleten trainieren hier. In der Stadt ist das Bundesleistungszentrum für die Ju-Jutsu-Jugend, ein Erfolg, der vor allem auf Staller zurückgeht. Seit 11 Jahren kämpft der 24- jährige BKA-Beamte im National- team. 2008 hat er den ersten Platz bei der Weltmeisterschaft, beim Europacup und bei den Paris und German Open geholt. Diesen Som- mer will er bei den World Games in Taiwan die Goldmedaille gewin- nen. Abheben tut er deswegen be- stimmt nicht und ganz klar: Nach der letzten Verbeugung bekommt jeder Judokämpfer mit Handicap ein Autogramm. l
  • 10. 10 Wiesbaden in Bewegung FUSSBALL l Rekordhalter im Stadionbau Dass es im Fußball immer wieder giert", erinnert sich der 77-Jährige. schwere Zeiten gibt, hat Heinz Han- Das 15 Millionen Euro teuere Stadion kammer schon als Jugendlicher ge- nach den Plänen des Architekturbüros lernt. Kurz nach dem Krieg, als 15- Albert Speer & Partner wurde in mo- Jähriger, habe er sich gebrauchte dularer Bauweise errichtet. Die Kon- Fußballschuhe auf dem Schwarzmarkt struktion aus Stahlrohren und Contai- besorgt, erinnert sich der 77-jährige nern ließe sich problemlos auf eine Präsident des Fußballclubs SV Wehen Kapazität von bis zu 20.000 Zuschau- Wiesbaden. Doch der Vater, ein stren- ern erweitern oder auch komplett de- ger Bahnbeamter, habe ihm den montieren. Doch dazu wird es so bald „Proletensport" verboten: „Da hat er nicht kommen, da ist Hankammer sich die Schuhe einfach verbrannt." sicher: „Der SV Wehen ist in meiner Hankammer hat nie aktiv Fußball Zeit viermal abgestiegen, aber er ist gespielt. Sportgeschichte hat der auch immer wieder aufgestiegen." l Gründer des Wasserfilterunternehmens BRITA trotzdem geschrieben. Als der SV Wehen 2007 in die 2. Bundesliga Heinz Hankammer baute die aufstieg, ließ Hankammer in einer Re- BRITA-Arena in Rekordzeit. kordzeit von weniger als vier Monaten ein Fußballstadion für rund 12.000 Zuschauer in Wiesbaden bauen. Die Stadtverwaltung stellte das Grund- stück zur Verfügung, erarbeitete einen Bebauungsplan und die nötigen Ge- nehmigungen. „Die Behörden haben ungeheuer schnell und positiv rea-
  • 11. Wiesbaden in Bewegung 11 Die Wurfscheiben fliegen aus dem Bunker – Sekundenbruchteile später werden sie getroffen. SCHIESS-SPORT l Zusammenspiel von Körper und Geist Mit Tempo 80 kommen die beiden gelockt. In der Landeshauptstadt ist Wurfscheiben aus dem Bunker ge- der Deutsche Schützenbund (DSB) rast. Nur Sekundenbruchteile später ansässig. Hier unterhält der Spitzen- zerplatzen sie in der Luft. Waldemar verband der mehr als 1,4 Millionen Schanz klappt die Flinte auf, nimmt deutschen Sportschützen sein Bun- die leeren Patronenhülsen raus, desleistungszentrum. Die National- schiebt zwei neue rein. mannschaften des DSB und Top- „Beim Schießen kommt es dar- schützen aus dem Ausland kommen auf an, eine absolut präzise Bewe- regelmäßig nach Wiesbaden, um gung zu machen, auch unter großem sich für nationale und internationale psychischem Druck", sagt Schanz. Wettkämpfe fitzumachen. Das durch Deutscher Meister, Europameister, jüngste Gewalttaten beschädigte Vizeweltmeister und Weltcup-Gewin- Image der Sportschützen bedrückt ner: Der 40-jährige Wiesbadener Schanz. Es gehe im Schießsport hat im Trap und Doppeltrap – dem weder ums Krachmachen, noch um Schießen auf eine oder zwei fliegen- das Protzen mit Waffen, betont der de Tonscheiben – während der ver- 40-Jährige: „Das Zusammenspiel gangenen 15 Jahre so ziemlich alles von Körper und Geist, die absolute gewonnen, was man auf nationaler Selbstbeherrschung, das ist das, und internationaler Ebene gewinnen was mich an meinem Sport faszi- Meisterschütze Waldemar Schanz kann. Die exzellenten Trainingsbe- niert." k sucht nach absoluter Präzision. dingungen haben den langjährigen Zeitsoldaten nach Wiesbaden
  • 12. 12 Wiesbadener Perfektion D E R R O L LS R OY C E D E R S C H N E I D E R K U N S T In Wiesbaden gibt es noch Haute Couture Haute Couture gilt unter Fachleuten als aussterbende Gattung. Selbst in Paris wird die „hohe Schneiderkunst“ zu einem immer selteneren Luxus. Doch Lollo Grund, Chefin E Es ist kurz vor halb fünf. Langsam füllt sich der kleine Modesalon an der Wiesbadener Wilhelm- straße. Während die Gäste zu ihren Plätzen ge- führt werden, warten auf der Galerie drei Models des Wiesbadener Modesalons „Elise-Topell- zwischen aufgeklappten Schuhkartons und Käs- Couture“, hält ihr die Treue – als letzte in ten mit Schmuck auf ihren Auftritt. Lollo Grund legt überall mit Hand an und gibt letzte Anwei- Deutschland. sungen. 30 Kreationen mit Namen wie Caravel, Monte Carlo, Venezia oder Berenice haben sie und ihre Mitarbeiterinnen für diesen Sommer entworfen und maßgeschneidert.
  • 13. Wiesbadener Perfektion 13 „Wir machen hier Handwerk und Mode", be- tont die Frau mit dem roten Pagenkopf. Ein ex- zellenter Stoff, präzise Handarbeit und eine seit 60 Jahren unverwechselbare Handschrift. Diese drei Dinge sind es, die ihre Kollektionen aus- machen. Eher selten kommt in Grunds Atelier die Nähmaschine zum Einsatz. Statt dessen nähen ihre Mitarbeiterinnen, die sie gerne „ihre Kinder" nennt, selbst Säume noch nach uralten Techniken von Hand, ziehen Fäden einzeln aus Wollstoffen heraus, besticken Jacken mit Perlen, fertigen Blu- men aus Seidenstoff passend zum Abendkleid an. 150 Stunden Arbeit stecken in der weißen Bole- rojacke, die mit einem langen schwarzen Rock zum Abendkostüm „Monte Carlo" gehört. Ideen für ihre Schöpfungen findet Grund überall: „Ich laufe so lange durch eine Stadt bis ich das Neue spüre." Ihre Stoffe kauft sie bei den besten Adressen, bei Gandini, Aston Rom oder Clerici. Bis zu 450 Euro kostet ein Meter der kost- baren Ware. Wolle, Seide, Leinen, Baumwolle, Cashmere: Grund verarbeitet nur Naturfasern. Es sind Stoffe, die gleichzeitig matt und glänzend sind oder deren Streifen sich wie von selbst be- wegen. „Da können Sie drin schlafen", sagt sie und zerknüllt einen azurblauen Seidenblazer in ihren Händen, der sich sofort wieder glättet. Mode aus dem Hause Topell soll nicht den Wett- streit um das extravaganteste Outfit gewinnen. Sie soll Neues in Topqualität kreieren, ohne dabei Persönlichkeiten aus dem Auge zu verlieren. Nach dem Tod der Gründerin vor 27 Jahren hat Grund den Salon übernommen. Deren Namen Elise Topell trägt das Geschäft noch heute. Er hat in der deutschen Modewelt einen Klang wie Rolls Royce im Automobilbau. Auch Preise und Kund- Vieles ist Schwarz-Weiß – mal streng in Na- schaft sind vergleichbar. Mindestens einen vier- delstreifen, mal glamourös mit vielen, von Hand stelligen Eurobetrag kostet ein komplettes Ensem- gefertigten Stickereien. Die Stoffe fließen am ble. Ihre Klientel kommt aus der ganzen Welt, Körper, Nähte sind kaum erkennbar. Das liegt an begleitet den Salon treu seit Jahrzehnten und einer besonderen Schnitttechnik, die das Haus sorgt für den nötigen Umsatz. „Wir leben von der Topell seit Jahrzehnten pflegt und die auf Made- Order", erklärt die Chefin. Und da sie auf das laine Vionnet zurückgeht. Die legendäre französi- Geschäft mit Accessoires und Parfums verzichtet, sche Modeschöpferin gilt als die Erfinderin des die auch bei den Pariser Modehäusern das meiste „Diagonalschnitts" und führte von 1912 bis 1940 Geld bringen, hält sich ihr persönlicher Luxus ihren Salon in Paris. in Grenzen: „Geld haben sie nie in meinem Job. Das sieht immer nur reich aus."
  • 14. 14 Wiesbadener Perfektion Elise Topell, die große alte Dame der Haute Modeschöpferin Lollo Couture in Deutschland, war ähnlich unpräten- Grund prüft einen tiös. Die Frau, die ursprünglich Mathematik stu- Crêpe-Stoff für den dieren wollte, verschlug es nach dem Zweiten Sommer. Weltkrieg aus Berlin nach Wiesbaden. Bei ihr hat Grund den absoluten Blick für Stoffe gelernt, das Drapieren und einen pragmatischen Ansatz für ihre Entwürfe. Jedes Kleid, so Topells Credo, müsse einen logischen Aufbau haben. „Wir müs- sen technische Lösungen finden, ohne den Schick zu verlieren." So drückt es Grund aus. Die Handwerkskunst, die sie bei Topell ge- lernt hat, hat sie Zeit ihres Lebens an ihre Schü- lerinnen weiter gegeben: „Heute bin ich die wich- tigste Ausbildungsschmiede hierzulande". Ihre Erfolge können sich sehen lassen. In 40 Jahren haben nur zwei Prozent ihrer Lehrlinge die Aus- bildung abgebrochen. Erst im April konnte das Haus Topell mit seinem Nachwuchs glänzen: Gleich vier von fünfzehn Preisträgerinnen des diesjährigen Kreativwettbewerbs der Maßschnei- der-Innung Frankfurt-Main-Taunus lernen im Moment im Salon an der Wilhelmstraße. Eine von denen, die Grunds Schule durchlaufen haben, ist auch Anna von Griesheim. „Ich habe bei ihr gelernt, was Eleganz heißt", sagt die Mo- dedesignerin, die unter anderem Angela Merkel, Friede Springer und Sabine Christiansen einklei- det. Grunds Schneidertechnik ist für sie immer noch der Maßstab: „Das Besondere ist, wie sie den Fall des Stoffes beeinflusst." Was ihre strenge Ausbilderin ihr in den 80er Jahren beigebracht habe, brauche sie heute noch, wenn sie ihre Kol- lektionen entwerfe. „Der Salon", sagt von Gries- heim, „ist ihr Lebenswerk". Wer ihn nach Lollo Grund weiter führen wird ist noch offen. Sie hofft, dass eine ihrer Mitarbei- terinnen das Know-How und die Ausdauer auf- bringen wird, um ihr Werk fortzusetzen. Zwölf bis 13 Stunden dauert ihr Arbeitstag noch immer. Aber der Einsatz lohnt sich. Als das letzte Kostüm, das letzte Abendkleid vorgeführt sind, erklingen Beifall und Begeisterungsrufe. Den Applaus nimmt Grund bescheiden entgegen. Eine Verschnaufpau- se gönnt sie sich selbst nach einer erfolgreichen Modenschau nicht. „Die Arbeit mit der Mode", sagt sie, „hält jung."
  • 15. Wiesbadener Perfektion 15 Nur Kreativität, perfekte Handarbeit und die besten Stoffe schaf- Nicht jedes teure Stück ist gleich Haute Couture fen wahre Eleganz. Die Modelle aus dem Hause Zwei Kollektionen aus mindestens Syndicale de la Couture Francaise Der Begründer der Haute Couture Topell zeigen es. 35 Modellen muss ein französi- zur Haute Couture. Die großen kam übrigens aus England: scher Modeschöpfer pro Jahr Haute Couture Shows in Paris Charles Frederick Worth erfand zeigen, exklusive Materialien ver- setzen die Trends für die interna- das Modellkleid, eröffnete 1858 in arbeiten, mindestens 15 Schneide- tionale Modewelt und geben den Paris den Modesalon „Worth et rinnen und Schneider beschäfti- Stil für die Prêt-à-porter-Modelle Bobergh" und schickte seine Frau gen und neben Konfektionsware – die Mode von der Stange – vor. Marie als erstes Mannequin auch maßgeschneiderte Kleidung Zu den großen französischen in der Modegeschichte auf den anfertigen. Erst dann gehört er Couturiers gehören Chanel, Chris- Laufsteg. nach den Regeln des Chambre tian Dior, Gaultier und Lacroix.
  • 16. 16 Service aus Wiesbaden Rhein-Main-Hallen: Ein modernes Veranstaltungszentrum DIE WIESBADENER KONGRESSALLIANZ Erlebnisräume im Kongress-Netzwerk Messen und Fachkongresse locken jedes Jahr Hunderttausende von Besuchern nach Wiesbaden. Verbände, Unternehmen und Veranstalter aller Art wissen die Qualitäten der Landeshauptstadt zu schätzen. Für einen perfekten Ablauf von der Buchung bis zum Abschlussempfang sorgt die Wiesbaden Kongressallianz. Jagdschloss Platte: Das Kurhaus: Verbindet moderne Technik und historische Eleganz
  • 17. Service aus Wiesbaden 17 E „Ein Name, ein Gesicht, ein Auftritt“, lau- tet die Philosophie der Marketingkoopera- tion, die seit August 2007 zentrale An- fen. So soll schließlich die Stadt insge- samt profitieren. Jeder gelungene Kon- gress, jede erfolgreiche Messe kann das laufstelle für die Planung und Abwicklung Image Wiesbadens bei den zahlreichen von Veranstaltungen ist. Die großen Ta- Besuchern nur verbessern. gungszentren Kurhaus und Rhein-Main- Der Veranstaltungsstandort Wiesba- Hallen, die beiden „Eventlocations“ Jagd- den kann mit einer Menge Trümpfe auf- schloss Platte und Biebricher Schloss, 16 warten. Das Angebot reicht von familiär Hotels und die Wiesbaden Marketing GmbH geführten Hotels über Fünf-Sterne-Häuser haben sich der Allianz mittlerweile ange- bis zu den Rhein-Main-Hallen, wo in schlossen. Mit der Sektkellerei Henkell&Co zwölf Hallen und Sälen insgesamt 20.000 und dem Casino Wiesbaden unterstützen Quadratmeter Ausstellungs- und Veran- auch zwei Partner außerhalb der Veran- staltungsfläche für Messen und andere staltungsbranche den Zusammenschluss. Großereignisse zur Verfügung stehen. Das „Wir bieten Dienstleistungen aus zentral gelegene Kurhaus sowie das einer Hand“, erklärt der Sprecher der Alli- Biebricher Schloss am Rheinufer und das anz, Wiesbadens Wirtschaftsdezernent Jagdschloss Platte vor den Toren der Stadt Detlev Bendel. Potenzielle Veranstalter bieten modernen Veranstaltungsservice vor können Anfragen nach Tagungsräumen, historischer Kulisse. Staatstheater, Casino, Für besondere Events im Grünen Schloss Biebrich: Versprüht barocken Charme Catering, Hotelzimmern, Shuttle-Service, der nahe Rheingau und eine attraktive Restaurants oder Stadtführungen für das Innenstadt lassen für das Rahmenpro- Rahmenprogramm an einen festen An- gramm alle Möglichkeiten offen. sprechpartner richten und bekommen bin- Diese breite Angebotspalette wird nun nen 48 Stunden die Angebote gebündelt zusammengeführt und professionell ver- zurück. „Das spart Zeit, Arbeit und Geld“, marktet. Die Allianz akquiriert gezielt betont Bendel. Veranstaltungen und pflegt individuelle Bei kleinen und großen Unternehmen, Kundenkontakte. Unter dem Dach der Berufs- und Fachverbänden, die in der Allianz präsentiert sich zudem der Kon- hessischen Landeshauptstadt ihre Kon- gressstandort nach außen, so zum Beispiel gresse, Tagungen und Seminare veranstal- auf Fachmessen. Von dieser Strategie Detlev Bendel, ten wollen, kommt die effiziente Arbeit profitieren auch Einzelhandel und Gastro- Wirtschaftsdezernent der Kongressallianz gut an. Dabei ist sie nomie. „Viele Leistungsträger aus der mehr als nur Marketinginstrument. Die Wirtschaft werden“, beschreibt Bendel den Mehr Informationen Mitglieder wollen nicht nur ihre individu- Synergieeffekt, „mittelbar oder unmittel- unter www.wiesbaden.de/ kongressallianz ellen Stärken vermarkten, sondern das bar zu Nutznießern, wenn der Kongress- Profil Wiesbadens als Kongressstadt schär- standort Wiesbaden floriert“.
  • 18. 18 Mein Wiesbaden Z D F - B Ö R S E N R E P O R T E R I N VA L E R I E H A L L E R I M G E S P R Ä C H „Ich bin eigentlich wunschlos glücklich" Wir treffen Valerie Haller in ihrem Wiesbadener Lieblingscafé. Mit ihr ins Gespräch zu kommen ist leicht. Die ZDF-Journalistin wirkt offen, locker und völlig uneitel. Seit 2000 erklärt Haller den TV-Zuschauern das Auf und Ab der Aktienkurse, die Krisen und Aufschwünge in der Wirtschaft. Die gebürtige Münchnerin berichtet für das „heute journal" von der Frankfurter Börse und moderiert das ZDF-Wirtschaftsmagazin WISO. Seit acht Jahren lebt die 38-Jährige in Wiesbaden. Frau Haller, Sie sind direkt aus New York nach Wiesbaden ge- kommen. Ein Kulturschock? Wenn ich ehrlich sein soll: Ja. Ich hatte sechs Jahre in New York gelebt, mitten in Manhattan, und dort eine unglaubli- che Zeit verbracht. New York war die Stadt, wo ich als Studentin schon immer hin wollte. Ich habe dort meinen Master in Journalistik gemacht, bin bei „Bloom- berg“ in die Wirtschaftsberichterstattung eingestiegen, habe für das ZDF von der Wall Street berichtet. Aber ich wusste auch: Wenn Du beruflich weiterkommen willst, musst Du nach Deutschland zurück. Warum sind Sie in Wiesbaden gelandet? Ich habe mir seinerzeit Wohnungen in Mainz und Wiesbaden angeschaut und schnell gespürt, dass Wiesbaden irgend- wie besser zu mir passt. Mittlerweile bin ich hier schon dreimal umgezogen und fühle mich richtig zu Hause. 1 Sie haben drei Begriffe um Wiesbaden zu beschreiben. Da fällt mir an allererster Stelle zukehren. Man ist hier schnell mitten Was machen Sie in Ihrer Lebensqualität ein. Und dann Natur in der Natur. Hinter unserer Wohnung Freizeit? und Heimeligkeit. fängt der Wald an. Und gleichzeitig Ich verbringe viel Zeit mit meinem leben wir unheimlich zentral, können kleinen Sohn, gehe regelmäßig ins Fit- Was macht für Sie die Lebens- alles zu Fuß erledigen, Freunde treffen - nessstudio. An den Wochenenden gehe qualität dieser Stadt aus? wie hier im „Spital“. Es zieht mich ich mit meiner Familie im Dambachtal Es ist einfach schön, aus meinem oft immer wieder mitten in die Stadt. spazieren oder fahre auf den Neroberg. doch hektischen Job in die Ruhe zurück- Toll finde ich vor allem, was Wiesbaden
  • 19. Mein Wiesbaden 19 Sie sind viele Jahre im Ge- schäft. Haben Sie in all der Zeit etwas erlebt, was sich mit der jetzigen Krise vergleichen lässt? Nein, denn selbst die so genannte Inter- netblase vor neun Jahren, die unsere Zunft intensiv beschäftigt hat, hat keine vergleichbaren Auswirkungen gehabt. Jetzt geht es um die gesamte Wirtschaft weltweit. Es geht um alle Lebensberei- che. Das ist schon ein historischer Einschnitt. Und alle warten auf eine Ant- wort, wollen wissen, wann die Krise vor- bei ist. Deswegen sind wir Wirtschafts- journalisten im Moment ganz besonders gefordert und gefragt. Unser Genre steht bei der Berichterstattung derzeit im Fokus wie noch nie. Das ist schon eine wirklich spannende Zeit. Viele blicken im Moment eher ängstlich in die Zukunft. Was sagt denn Ihre Lebensplanung? Ich bin, so wie ich jetzt hier lebe, eigentlich wunschlos glücklich und hoffe, dass das auch so bleibt. Ich muss nicht jeden Tag große Veränderungen haben. Ich gehe lieber in kleinen Schritten durchs Leben. 2 1 Zum Relaxen auf den Neroberg 2 Zeitungslektüre im Café Spital im Sommer zu bieten hat: Das Open Air verfolge die Lage. An diesen Tagen bin 3 Auf Sendung für das ZDF Kino in den Reisinger Anlagen besuche ich erst sehr spät zu Hause. Dann ist ich schon seit einigen Jahren. Dann aber unser Au-pair-Mädchen für das gibt es die vielen Straßenfeste. Manch- Kind da und später am Abend über- mal setzen wir uns zu Hause einfach auf nimmt mein Mann den Kleinen. WISO den Balkon und hören der Musik von moderiere ich im Moment nur acht- draußen zu. Im Moment bin ich auf der bis zehnmal im Jahr. Suche nach einer Reitbeteiligung. Auch hierfür bietet Wiesbaden viele Möglich- Was macht einen guten Wirt- keiten. schaftsjournalisten aus? In diesem Beruf muss man sehr komplexe Sie müssen knallharte Arbeits- Zusammenhänge so vermitteln, dass tage bewältigen und das die Fachleute sich kompetent informiert mit einem acht Monate alten fühlen, dass aber auch diejenigen die Baby. Wie läuft das? Botschaft verstehen, die nicht jeden Tag Im Moment mache ich Teilzeitarbeit in die Börsenkurse studieren. Das stellt der Elternzeit. Das ist relativ komforta- mich jedes Mal, wenn ich meine Mode- bel: Ich bin an zehn Tagen im Monat rationen schreibe, vor neue Herausfor- an der Börse, fahre dann um 14.00 Uhr derungen. nach Frankfurt, führe Interviews und 3
  • 20. 20 Wirtschaft und Wissen 1 S TA N D O R T W I E S BA D E N W „Wiesbaden hat eine relativ hohe Berater- dichte“, sagt Ansgar Richter, Wirtschafts- Die heimliche wissenschaftler und Consultingexperte an der angesehenen European Business School. Mehr als 500 Consultingfirmen Beraterhauptstadt sind in der Landeshauptstadt ansässig. „Der Anteil der Berater an der Gesamt- bevölkerung ist bundesweit der höchste“, sagt auch Tom Sommerlatte, Senior Advisor beim traditionsreichen Beratungsunter- nehmen Arthur D. Little. Manchen gilt Wiesbaden daher als Deutschlands „heim- Sie sind meist jung, stets gut gekleidet und sie können liche Beraterhauptstadt“. überzeugen. In einer global vernetzten Wirtschaft sitzen Wer in der Branche arbeitet, muss leistungsstark sein. „Es ist nicht unge- Unternehmensberater in einer Schlüsselstellung wie sonst wöhnlich, dass die Mitarbeiter um 3.00 oder 4.00 Uhr morgens aus dem nur noch die Finanzindustrie. Unternehmen brauchen die Büro kommen“, sagt Dierk Rottmann, smarten Akademiker als Türöffner und Wegweiser in Direktor des auf Corporate Finance Beratung spezialisierten Unternehmens Zeiten des Wachstums, aber erst recht in Zeiten der Krise. @VISORY partners: „Bei Beratern finden
  • 21. Wirtschaft und Wissen 21 2 3 Sie eine hohe Identifizierung mit der Arbeit.“ Der typische Berater ist Mitte 30, männlich und hat einen Hochschulab- schluss. Damit aber hören die Gemein- samkeiten auch schon auf. Ein Studium der Betriebswirtschaft ist als Eintritts- karte in die Beraterlaufbahn nicht zwin- gend. „Das Studienfach ist nicht entschei- dend“, erklärt Richter: „Consulting kann man erst in der Praxis lernen.“ Und so arbeiten neben Betriebswirten auch Juristen, Naturwissenschaftler und Inge- nieure als Berater. „Dazu kommen Exo- ten wie Psychologen, Linguisten oder 1 Mehr als 500 Beratungsunternehmen haben auch Theologen“, berichtet Sommerlatte. in Wiesbaden ihren Sitz. Wichtiger als theoretische Kenntnisse 2 Ein guter Berater muss überzeugen können. sei ein gutes Verhältnis zum Kunden: 3 Wiesbadens Gründerzeitvillen sind bei Con- „Ein guter Berater muss seinen Klienten sultingunternehmen als Firmensitz beliebt. besser verstehen als dieser sich selbst.“ Die Fähigkeit, sich schnell in fremde
  • 22. 22 Wirtschaft und Wissen genseitigen Hilfe wurden in den vergan- genen Jahren zudem regionale Consulting- Netzwerke aufgebaut, darunter das von der Stadt Wiesbaden betreute Kompe- tenzNetzConsulting (KNC) oder das privat organisierte „network consulting rheinmain“ (ncrm). „Das ist eine Platt- form, um Initiativen und Projekte zu entwickeln“, erklärt ncrm-Sprecher Volker Lindemann. Die Netzwerke machen möglich, dass kleinere Beratungsfirmen ihre unterschiedlichen Kompetenzen bündeln, um Unternehmen in den Gebie- ten Management, Controlling, Vertrieb und Produktion gemeinsam zu beraten. „Das ist ein ganz konkreter Geschäfts- nutzen“, betont Lindemann. Die hohe Dichte spezialisierter Bera- ter in Wiesbaden geht auf einen Mix ver- schiedener Einflüsse zurück. „Das Rhein- Main-Gebiet als ökonomisches Schwer- gewicht, die zentrale Lage innerhalb Deutschlands, die Nähe zum Frankfurter Flughafen, aber auch die Lebensqua- lität“, nennt Boy Andresen, Chef des auf Altersversorgung und Beratung speziali- sierten Beratungshauses Watson Wyatt Heissmann, als Gründe. Dazu kommt das Gewerbeflächenangebot. „Wir haben für unser Unternehmen einen schönen Alt- Unternehmen hineinzuversetzen und einer strategischen Neuausrichtung, bei bau gesucht“, erklärt Rottmann: „Das ist überzeugen zu können, sei die Haupt- Finanz-, IT- und Personalfragen. Dane- in Frankfurt relativ schwierig.“ stärke eines Beraters. ben sind in den vergangenen Jahren Die so genannten weichen Stand- Die Finanz- und Wirtschaftskrise hat mehr und mehr mittelständische Bera- ortfaktoren haben offenbar für viele Be- die Anforderungen an die Consultants tungsgesellschaften entstanden, die auf rater den Ausschlag gegeben, sich in verändert. Kostenreduzierung, Risiko- nur ein Themenfeld spezialisiert sind. Wiesbaden anzusiedeln. Oft gelobt wird management und die Anpassung von Ge- Für die Wiesbadener Consultingbranche die Überschaubarkeit der 275.000 Ein- schäftsmodellen seien derzeit die Haupt- sind diese Mittelständler typisch. „Wir wohner zählenden Stadt. „Die Wege sind anforderungen der Kundschaft, erklärt haben eine Fülle von funktionalen Spe- kurz und man weiß, wer was macht“, der Bundesverband Deutscher Unterneh- zialisten in den Bereichen Risikomanage- erklärt Thomas Götzfried, der seine IT- mensberater (BDU). Einem Unternehmen ment, Altersversorgung, Marktforschung und Personalberatungsgesellschaft 1997 sind nach Einführung von Kurzarbeit und Personalberatung“, erklärt Richter. von Frankfurt nach Wiesbaden verlager- die Kredite gekündigt worden. Schuld- Den Vorsprung der weltweit operieren- te. Damit gebe es ideale Bedingungen verschreibungen wurden ins Ausland den großen Beratungsgesellschaften in zum Austausch zwischen den Unterneh- verkauft und nun wollen die Gläubiger einer globalisierten Wirtschaft versuchen men: „Man kann hier networken.“ In plötzlich ihr Geld sehen. Keine untypische die kleinen Consultingfirmen durch Ver- der Landeshauptstadt ließen sich Arbeit Situation derzeit. Dann müssen Berater netzung auszugleichen. und Wohnen gut verbinden, betont auch ran, um die Finanzierung der Firmen „Wir haben Kooperationspartner in Andresen: „Ich bin hier in zehn Minuten neu zu strukturieren, Risiken abzubauen Asien, in Frankreich, in Nordamerika, die im Büro, in 20 Minuten am Frankfurter und neue Geldgeber zu finden. ähnlich aufgestellt sind wie wir“, betont Flughafen und in zehn Minuten im Große Consultingfirmen mit teils @VISORY-Chef Rottmann: „Investoren Theater.“ über 1.000 Beschäftigten sind die Alles- im nordamerikanischen oder arabischen könner der Branche. Sie optimieren das Raum anzusprechen, ist für uns Tages- Management ihrer Klienten, beraten bei geschäft.“ Zum Austausch und zur ge-
  • 23. Wirtschaft und Wissen 23 1 Bei vielen Beratern findet man eine hohe Identifizierung mit der Arbeit. 2 Die zentrale Lage der Stadt ist für viele Consultingunterneh- men ein Standortvor- teil. 3 „In zehn Minuten im Büro, in zehn Mi- nuten im Theater." 2 3
  • 24. 24 Kultur und Können R H E I N G A U M U S I K F E S T I VA L „Stetig aufwärts" „Eigentlich freue ich mich auf jedes Konzert.“ Wenn Michael Herrmann so einen Satz sagt, klingt ehrliche Begeisterung durch. Seit 1988 betreut und leitet der 65-Jährige das Rheingau Musik Festival (RMF), eines der größten Klassikereignisse in Deutschland. Jeden Sommer lockt der zweimonatige Konzert- reigen mehr als 120.000 Besucher nach Wiesbaden und in den Rheingau. Foto: Helmut R. Schulze 2 1
  • 25. Kultur und Können 25 W Wirtschaftskrise hin, Finanzkrise her - trotz ökonomisch schwieriger Rahmen- bedingungen halten die Klassikfans dem der Landesbank Hessen-Thüringen, Opel oder der Deutschen Lufthansa auf- gebracht. Die zweite Hälfte kommt RMF die Treue. Schon drei Monate vor über den Kartenverkauf in die Kasse. Die Festivalbeginn am 27. Juni waren rund finanzielle Förderung durch das Land zwei Dutzend der insgesamt 141 Konzer- Hessen ist mit 25.000 Euro pro Jahr eher te ausverkauft. „Der Vorverkauf läuft symbolischer Natur. phantastisch", sagt Herrmann. Das Ziel, im von Kunst, Kultur und Markenzeichen des Rheingau Musik Wein geprägten Rheingau ein Klassikfes- Festivals sind seine vielfältigen Spiel- tival zu etablieren, hat Herrmann viele stätten. Schlösser, Kirchen und Weingü- Jahre verfolgt. Inspiriert wurde er Mitte 3 ter verwandeln sich in Konzertbühnen. der 60er Jahre durch den Besuch des von Hauptspielorte sind der Fürst-von-Met- Pablo Casals ins Leben gerufenen Kam- ternich-Saal von Schloss Johannisberg, mermusikfestivals im südfranzösischen das Wiesbadener Kurhaus sowie das Prades. Doch der Plan, die Großen der ehemalige Zisterzienserkloster Eberbach. klassischen Musik in seine Rheingauer Die Klosterbasilika ist gleichsam die Heimat zu holen, blieb lange ein Traum. Keimzelle des RMF. Hier fanden 1988 Herrmann machte eine Lehre als Buch- die ersten Konzerte statt. Der nur karg händler, jobbte als Taxifahrer und arbeite- ausgestattete, weitgehend auf die Archi- te als Hotelmanager auf Gran Canaria. tektur reduzierte Innenraum der romani- Erst die Arbeit für verschiedene Konzert- schen Basilika schlägt Besucher fast au- agenturen brachte ihn ab 1982 ins Musik- genblicklich in seinen Bann. Doch auch geschäft: „Ich habe damals vor allem DDR- der Thiersch-Saal des Kurhauses wird Künstler wie Peter Schreier und Ludwig von den Stars der Klassik hoch geschätzt. Güttler in den Westen vermittelt." Diese Die Violinvirtuosin Anne-Sophie Mutter Kontakte sollten sich beim Start des lobt seine „lebhafte Akustik", die eine RMF als extrem hilfreich erweisen. perfekte Balance zwischen Klangvolumen Inzwischen gibt es kaum einen Super- und Detailpräzision zulasse. star der Klassik, der noch nicht im Rhein- Im Herbst 1987 hat Herrmann das gau aufgetreten ist. In diesem Jahr sind Festival mit einigen musikbegeisterten unter anderem die Pianistin Martha Arge- Freunden aus der Taufe gehoben. Das rich, das London Symphony Orchestra erste RMF im Sommer 1988 endete aller- sowie – unter der Leitung von Daniel dings als finanzieller Fehlschlag. Nach Barenboim – das Orchester der Mailän- 19 Konzerten klaffte ein Loch in der der Scala dabei. Das diesjährige Festival Kasse von fast 300.000 Mark, wie der steht ganz im Zeichen dreier großer Intendant sich erinnert: „Doch danach Jubiläen: Vor 200 Jahren starb Joseph ging es stetig aufwärts." Inzwischen sind Haydn. Im gleichen Jahr wurde Felix 140 bis 150 Konzerte pro Jahr die Regel. Mendelssohn geboren. Zum 250. Mal Die Besucher kommen aus allen Teilen jährt sich zudem der Todestag von Georg Deutschlands und dem benachbarten Friedrich Händel. Insgesamt 20 Konzerte 4 Ausland: „Die Auslastung liegt seit mehr ehren die drei Komponisten. So führen als zehn Jahren bei über 90 Prozent." die Englisch Baroque Soloists unter der 1 Seit über zehn Jahren leitet Michael Dem Engagement von Sponsoren ist Leitung von John Eliot Gardiner Händels Herrmann das Rheingau Musik Festival. es zu verdanken, dass der Besuch des Oratorium „Israel in Egypt" auf. Enoch 2 Kloster Eberbach ist die Keimzelle RMF auch für Menschen mit kleinem zu Guttenberg dirigiert Haydns „Schöp- des Festivals. Geldbeutel bezahlbar ist. Tickets gibt es fung". Und als krönender Abschluss steht 3 Faszinierende Atmosphäre: schon ab 15 Euro. Der Gesamtetat von Händels „Messiah" auf dem Programm. Ehemaliges Dormitorium des Klosters. rund sechs Millionen Euro wird zur 4 Die Akustik der Klosterbasilika Hälfte durch Förderer wie Lotto Hessen, eignet sich vor allem für Vokalmusik. der Sektmarke „Fürst von Metternich“,
  • 26. 26 Kultur und Können DEUTSCHES FILMHAUS Schatzkammer in Schwarz-Weiß Es ist von außen halb Kunstwerk, halb Bürogebäude und es birgt einen der größten Kulturschätze der Bundesrepublik. Seit Ende März das Deutsche Filmhaus in Wiesbaden seine Tore öffnete, haben tau- sende Produktionen aus der Frühzeit des Kinos eine neue Heimat. A „Aus meiner Sicht konnte uns allen nichts Bes- seres passieren", sagt Helmut Poßmann, Vor- mentalwerk „Metropolis" wird derzeit im Film- haus mit Hilfe aufwändiger Technik rekonstru- stand der Friedrich-Wilhelm-Murnau-Stiftung, iert. Seit rund 80 Jahren verloren geglaubte und meint damit das Filmhaus. Jahrzehntelang Szenen sind vor knapp einem Jahr auf einer waren wichtige Institutionen der deutschen 16-Millimeter-Filmkopie in Argentinien aufge- Filmwirtschaft an den verschiedensten Orten taucht. Sie werden nun digitalisiert, behutsam angesiedelt. Nun sitzen fast alle unter einem wiederhergestellt und in den Film eingefügt. Dach: Die Spitzenorganisation der Filmwirt- Zur Berlinale 2010 soll der Science-Fiction- schaft (SPIO) mit ihren Tochterfirmen, die für Klassiker in der neu restaurierten Fassung der die Altersfreigabe von Filmen und vergleichba- Öffentlichkeit präsentiert werden. ren Bildträgern zuständige Freiwillige Selbst- Gegen den Verfall hilft Restaurierung, kontrolle (FSK), das Institut für Kino und Film- gegen das Vergessen nicht. Schwarz-Weiß- kultur (IKF), das Digital Department des Filme werden im Fernsehen kaum noch ausge- Deutschen Filminstituts (DIF) und der Medien- strahlt, von Stummfilmen ganz zu schweigen. anwalt Heiko Wiese. Dazu kommen Unterneh- Dabei finanziert sich die Arbeit der Stiftung men, die auf Vertrieb, Nachbearbeitung und ausschließlich aus Lizenzgebühren, wie sie für Restaurierung von Filmen spezialisiert sind. TV-Sendungen und Kino-Vorführungen fällig 2 Auch das Landesstudio Hessen des ZDF ist im werden. Doch auch hier hilft die Digitalisie- Frühjahr eingezogen. rung: Bereits 180 Klassiker aus den Beständen Unter all diesen Institutionen steht die der Murnau-Stiftung wurden in den vergange- 1 Die Wiesbadener Murnau- Murnau-Stiftung nicht zufällig im Zentrum der nen Jahren auf DVD publiziert, zur Freude von Stiftung hat tausende Filme im Aufmerksamkeit. Die Stiftung hält die Rechte Cineasten – nicht nur in Deutschland. Auch in Bestand. an fast allen großen Filmen, die in der ersten den USA und Asien begeistern die zeitlosen 2 Aufwändige Technik: Ar- Hälfte des 20. Jahrhunderts auf deutschem Meisterwerke die Filmfreunde, berichtet Poß- beitsplatz für die Restaurierung Boden gedreht wurden. Legendäre Streifen wie mann: „So ist beispielsweise in Japan ein von Filmen. „Der Blaue Engel", „Nosferatu" oder „Das Cabi- neuer Markt entstanden." 3 Murnau-Vorstand Helmut net des Dr. Caligari" sind darunter. 2.000 Um die Filmkunst der Vergangenheit auch Poßmann im Deutschen Film- Stummfilme und 1.000 Tonfilme sowie 3.000 vor Ort präsentieren zu können, verfügt das haus. Kurz-, Werbe- und Dokumentarfilme sind es Filmhaus über eine Fläche für Wechselausstel- insgesamt – eine gewaltige Schatzkammer in lungen sowie ein eigenes Kino, das sich mit Schwarz-Weiß. seinem Programm an die breite Öffentlichkeit Auftrag der Murnau-Stiftung ist es, die wendet. Neben den Klassikern werden hier Werke der Vergangenheit vor dem Verfall und künftig auch aktuelle Produktionen und Film- dem Vergessen zu retten. „Wir übernehmen premieren gezeigt. „Damit kommt nicht nur hier eine Aufgabe von gesamtstaatlicher Be- das Deutsche Filmhaus, sondern auch Wiesba- deutung", sagt Poßmann. Fritz Langs Monu- den ins Gespräch", betont Poßmann.
  • 27. Kultur und Können 27 1 3 I M N ÄC H S T E N H E F T L E S E N S I E : Die Weisen von Wiesbaden Grüne Metropole Seit 1964 sitzt der so genannte Viele Städte bezeichnen sich Sachverständigenrat, das wirt- als grüne Großstadt. Wiesbaden schaftspolitische Beratergremium hätte diesen Titel wirklich der Bundesregierung, in Wies- verdient. Begleiten Sie uns auf baden. Unser Magazin zeigt, wie einem Streifzug über Streu- die Arbeit der „Fünf Weisen" obstwiesen, durch ausgedehnte funktioniert. Wälder und herrliche Parks.
  • 28. LANDESHAUPTSTADT Veranstaltungshighlights in Wiesbaden Rheingauer Weinwoche 14. - 23. August 2009 An rund 118 Ständen präsentieren die Winzer Wiesbadens und der Rheingau- Region ihre köstlichen Produkte, zusammen mit einem reichhaltigen Angebot an lokalen Spezialitäten und einem bunten Unterhaltungsprogramm. Sparkassen Finanzgruppe IRONMAN Germany 70.3 16. August 2009 Auch in diesem Jahr werden wieder mehrere zehntausend Zuschauer live ver- folgen wie über ca. 3.000 Profiathleten und Freizeitsportler sich dem „härtesten halben Tag des Jahres“ mit 1,9 km Schwimmen, 90 km Radfahren und 21,1 km Laufen quer durch den hügeligen Rheingau-Taunus-Kreis und Wiesbaden stellen. Folklore 009 28. - 30. August 2009 Neben einem starken Musik- und Comedyprogramm, Clubevents und After- showpartys wird das 33. Festival – Folklore 009 die Besucher mit seinem außer- gewöhnlichen Ambiente begeistern. Stadtfest 24. - 27. September 2009 Während des Stadtfestes wird auf den schönsten Plätzen Wiesbadens ein täglich wechselndes Programm geboten. Neben dem Wiesbadener Herbstmarkt findet auch die Wiesbadener-Automobil-Ausstellung auf dem Schloßplatz statt. Das ereignisreiche Wochenende wird mit dem Erntedankfest auf dem „Warmen Damm“ abgerundet. Zum Abschluss der Festtage bietet sich bei einem verkaufsoffenen Sonntag in der Innenstadt ein Bummel durch die umliegenden Geschäfte an. Sternschnuppen Markt 24. November - 23. Dezember 2009 Vor malerischer Kulisse erwarten den Besucher Kunsthandwerk sowie vorweih- nachtliche und winterliche Spezialitäten. Besuchen Sie die hessische Landeshauptstadt und erfahren Sie Lebenslust und Feierfreude! Die Wiesbaden Marketing GmbH bietet Ihnen attraktive Pauschalen zu den Veranstaltungshighlights. Weitere Informationen und Buchungen unter: Wiesbaden Marketing GmbH - Tourist Service - Tel.: 0611-1729-777 Postfach 6050 Fax: 0611-1729-701 65050 Wiesbaden tourist-service@wiesbaden-marketing.de Wiesbaden Marketing GmbH www.wiesbaden.de