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NIMBY 2.0: Brauchen wir eine Daten-Standortpolitik?
Ansgar Baums, Stiftung Neue Verantwortung, 15.09.2011


EINLEITUNG

Vielen Dank für die Möglichkeit, ein paar Thesen zum Thema Daten und Datenverarbeitung zu
präs_ntc_r_n. D[s Tb_m[ „D[t_n“ cst nun bcnr_c]b_n^ w_ct – auf der Grafik sehen Sie holzschnittartig
die aktuellen Diskussionen zum Thema Datenschutz und IT dargestellt.



                Datenschutz-Diskurse


                Beschreibung                          Beispiel                  Kern
                Refinanzierung von IT-                Google, Facebook,         Freiwillige Datenfreigabe
                Services durch                        Groupon                   als wirtschaftliche
                Datenauswertung                                                 Ressource
                Datensammlungen durch                 Vorratsdatenspeicherung   Verpflichtende
                den Staat                                                       Datenabgabe als Eingriff
                                                                                in die Privatsphäre
                Rechtsrahmen für                      Cloud Computing           Globale Datenströme vs.
                globalisierte                                                   Nationale
                Informationsströme                                              Gesetzgebungsrahmen
                Datenschutz bei der                   eGK, TollCollect, Smart   Verpflichtene
                Digitalisierung von                   Meter                     Datenabgabe als Eingriff
                Infrastrukturen                                                 in die Privatsphäre




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Im Zentrum meines Vortrages wird ausschließlich der letzte Punkt stehen. Hier möchte ich Folgendes
versuchen:

Erstens möchte ich mit Ihnen auf einer abstrakten Ebene darüber nachdenken, was gerade mit unseren
Infrastrukturen passiert. Diese Infrastrukturen – sei es Verkehr, Energie, aber auch staatliche Angebote
oder der Gesundheitssektor – verändern sich gerade massiv, und zwar durch zwei Faktoren: Zum einen
durch die großen Herausforderungen wie Klimawandel und demografische Entwicklung; zum anderen
durch den Prozess der Digitalisierung.

Zweitens möchte ich Ihnen ein analytisches Raster vorstellen, um diese Änderungen möglichst einfach
zu beschreiben. Hier werde ich vor allem auf die Bedeutung von Datenverarbeitung eingehen.

Drittens möchte ich die politischen Konsequenzen dieser Entwicklungen diskutieren. Ich glaube, dass
wir hier am Anfang stehen und die politischen Folgen noch gar nicht richtig erfasst haben. Aus meiner
Sicht werden die digitalen Infrastrukturen zum mit Abstand größten Hebel für eine moderne
Standortpolitik werden.



                                                                                                                1
1      INFRASTRUKTUREN

Zu Beginn also ein paar allgemeine Betrachtungen zu Infrastrukturen. Hier möchte ich den zeitlichen
Bogen etwas weiter spannen. Die meisten Infrastrukturen, mit denen wir leben, sind schon ziemlich alt
und haben sich über die Zeit kaum verändert haben: Straße, Schiene, Flugbetrieb im Logistikbereich,
aber auch das Gesundheitswesen oder das Schulwesen sind in ihrem Kern oft schon über 100 Jahre alt.
Ganz grob könnte man in der OECD-Welt seit 1945 von zwei großen Infrasrukturphasen ausgehen:

   Einer Aufbauphase, die vom Ende des zweiten Weltkrieges bis in die 70er Jahre hineinreicht-
    beispielhaft dafür das Interstate-Projekt unter Eisenhower in den 50er Jahren – dem bislang
    weltweit größten Infrastruktur-Projekt.
   Die zweite Phase beginnt mit der Ölkrise und den daraus folgenden Zwängen für den Staat- im
    Zentrum steht nun die Kostenreduzierung. Personifikation dieser Epoche ist Margaret Thatcher als
    „Cb[mpcon“ ^_s Unbundlings und der Liberalisierung. Deutsche Post, Deutsche Telekom,
    Energienetze – diese Phase der Liberalisierung zieht sich bis in die jüngste Vergangenheit – als
    letzten Schritt könnten wir die Unbundling-Direktive der EU für den Strommarkt 2007 nehmen.

Meine erste These lautet nun, dass wir am Ende dieser Epoche stehen. Die bislang existierenden
Infrastruktur-Regime wie das Energiewirtschaftsgesetz atmen zwar noch den Geist Thatchers und der
Priorität der Kostensenkung, werden aber zunehmend von neuen Anforderungen überformt werden.




Die Treiber dieser neuen Infrastruktur-Epoche sind zwei Entwicklungen:

Erstens neue Herausforderungen: Klimawandel und demografischer Wandel stellen eine enorme
Herausforderung für die Infrastrukturen dar. Die Energiewende ist ja im Grunde nichts anderes als ein
riesiges Infrastrukturreformprogramm: Durch das Abschalten der Atomkraftwerke und das Einspeisen
erneuerbarer Energien werden wir die Energienetze grundlegend umbauen müssen, E-Mobility wird
neue Verkehrsinfrastrukturen benötigen.




                                                                                                        2
Zweitens neue technologische Entwicklungen: Infrastrukturen haben lange Innovationszyklen: Ein
Elektrotechniker von 1920 würde wahrscheinlich die meisten Gerätschaften in einem heutigen
Umspannwerk interpretieren können. Ein Straßenbauer sowieso – aber auch ein Lehrer von 1910 würde
keine Probleme haben, sich im heutigen Schulbetrieb zurecht zu finden. Dies ändert sich jedoch gerade.
Durch die Digitalisierung unserer Welt werden sich auch die Infrastrukturen massiv verändern. Sie
k_nn_n ^c_ _rübmt_n „_-Wört_r“: E-Energy, E-Mobility, E-Health, E-Government, E-Learning. Beim
BITKOM b[_n wcr ^c_s_ `ün` F_l^_r [ls ^c_ „intelligenten Netze ^_r Zukun`t“ _z_c]bn_t. Das „_“, ^[ss
diese Infrastrukturen um eine neue, digitale Ebene ergänzt werden. Es handelt sich zwar um ganz
verschiedene Infrastrukturen, aber im Kern geht es um das gleiche. Abstrakt gesprochen : ITK-
Technologie wird dazu benutzt, die Effizienz der gesamten Infrastruktur zu erhöhen. Dies geschieht
dadurch, dass man den Austausch von Informationen darüber, was eigentlich genau in der Infrastruktur
passiert, verbessert und so die Einzelteile besser auf einander abstimmen kann .

Beispielsweise Energienetze: Ich will an dieser Stelle nicht die Details von Smart Grids vorstellen. Viele
von Ihnen werden das Thema kennen. Experten gehen davon aus, dass weltweit sieben Prozent des
CO2-Ausstoßes durch Smart Grids eingespart werden können. Das ist möglich durch die Absenkung der
Lastspitzen aufgrund eines intelligenten Nachfragemanagements, höhere Flexibilität im Netz bei der
Einspeisung erneuerbarer Energien. Außerdem können E-Mobility-Konzepte in das Szenario integriert
werden.

Beispielsweise E-Health: Das Gesundheitssystem ist geprägt von zahlreichen Informationsinseln. De
facto wissen Krankenhäuser, niedergelassene Ärzte, Apotheken und Kassen nicht genau, was der
andere tut. Das ist nicht nur per se teuer und oft auch gefährlich, sondern bietet auch zahlreiche
Möglichkeiten des Betruges. Die elektronische Gesundheitskarte ist in diesem Kontext nichts anderes
als eine intelligente Netzinfrastruktur die eine Erhebung von Patientendaten und das Management des
Zugriffs auf diese Daten übernommen hätte. Das Einsparpotenzial betrüge pro Jahr 1.2 Mrd Euro.
Angesichts der kommenden Belastungen aufgrund des demografischen Wandels ein wichtiger
Ansatzpunkt.

Interessant ist übrigens, dass diese überragende Relevanz von Infrastrukturen in den sich
entwickelnden Ländern natürlich wesentlich klarer zu erkennen ist. Infrastruktur-Politik ist in Indien,
China oder Brasilien (mit Abstrichen) das zentrale Politikfeld der letzten Jahre gewesen. Wenn ich von
einer Renaissance der Infrastruktur-Politik in der OECD-Welt spreche, dann können wir davon
ausgehen, dass sich diese Renaissance zumindest in Teilen an Vorbildern aus den BRIC-Staaten
orientieren wird. Wir können nicht davon ausgehen, dass die Infrastrukturen der Zukunft unbedingt in
der OECD-Welt als erstes implementiert werden. Das ist vielleicht ein starkes Indiz für den globalen
Strukturwandel, in dem wir uns gerade befinden.




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2      ANALYSERASTER INFRASTRUKTUREN

Ich würde an dieser Stelle gerne ein Analysemodell für diese Infrastrukturen vorstellen, anhand dessen
die Funktionsweise deutlicher wird. Die Digitalisierung der Infrastrukturen wird zu drei Ebenen führen,
die wir unterscheiden sollten. Am Beispiel des Stromnetzes wird dies deutlich.

   Die erste Ebene besteht aus den physischen Infrastrukturen, die schon lange existieren: Gebäude,
    Masten, Kabel etc.
   Die zweite Ebene besteht aus einem Sensor, der misst, was in den physischen Infrastrukturen genau
    passiert und einer Daten-Plattform, auf der die Daten zusammenlaufen. Im Fall des Energiesektors
    handelt es sich hier um die so genannten Smart Meter, die in regelmäßigen Abständen über den
    Stromverbrauch eines Haushalts oder eines gewerblichen Nutzers informiert und diese Daten
    versendet. Gleiche Funktion haben zum Beispiel die Kameras von TollCollect im Bereich der
    intelligenten Verkehrsnetze.
    Technisch gesehen sind hier mehrere Umsetzungen möglich. Ohne auf Details eingehen zu wollen:
    Es wäre sowohl eine richtige Datenbank denkbar, auf der alle Nutzer- und Nutzungsdaten
    gespeichert werden. Es wäre aber auch denkbar, dass man eine Art Datendrehscheibe einrichtet, die
    im Grunde genommen nur Kommunikationskanäle zwischen Nutzern und Anbietern von
    Applikationen öffnet.
   Die dritte Ebene besteht aus Applikationen und Anwendungen, die auf Grundlage der Daten-
    Plattform funktionieren. Dieser Applikationsgedanke ist in etwa vergleichbar mit dem, was wir alle
    auf unserem iPhone oder Android-Handy erleben: Wir können Anwendungen von Dritten dazuladen
    und so neue Funktionen nutzen – aber nur, wenn wir diesen Applikationen den Zugriff auf die
    notwendigen Daten ermöglichen. Im Energiebereich handelt es sich um Anwendungen, die vor allem
    ^[r[u` [zc_l_n, ^_n En_rac_v_rr[u]b „sm[rt“ zu st_u_rn. Das können virtuelle Kraftwerke oder
    „Prosum_r-Mo^_ll_“ s_cn.




Dieses Drei-Ebenen-Modell lässt sich im Grunde auf alle oben genannten intelligenten Netze übertragen.
Das Analyseraster ist deswegen wichtig, weil hierdurch drei entscheidende neuralgische Punkte
intelligenter Netze deutlich werden:


                                                                                                          4
   Erstens: Die erwähnten Daten-Plattformen sind natürliche Monopole. Natürliche Monopole zeichnen
    sich dadurch aus, dass ein paralleler Aufbau gesamtgesellschaftlich nicht sinnvoll ist, wenn ein
    diskriminierungsfreier Zugang aller Anbieter garantiert wird. Das ist bei Infrastrukturen meistens
    der Fall. N[türlc]b_ Monopol_ scn^ „natürliche Regulierungsfälle“ `ür ^_n St[[t.
   Zweitens existiert für den Aufbau dieser Daten-Plattform kein Business Case. Wenn wir uns zum
    Beispiel den Energiemarkt genauer anschauen, dann wird klar, dass keiner der Marktteilnehmer –
    also weder die Energiehersteller noch die Netzbetreiber noch die Energieanbieter – geschweige
    denn Zulieferer wie die ITK-Wirtschaft – einen Investitionsanreiz für den Aufbau der Daten-
    Plattformen haben. Dieser Punkt ist lange vollkommen unterschätzt worden. Es ist schon
    bemerkenswert, wenn der BDI eine Publikation mit dem Unt_rtct_l „D_r M[rkt [ll_cn_ wcr^ _s nc]bt
    rc]bt_n“ b_r[usact – genau das aber trifft den Nagel auf den Kopf, und widerspricht unserer
    klassischen marktliberalen Doktrin, dass wichtige Innovationen durch Markthandeln entstehen.
   Drittens – und dies ist im Grunde ein altes Infrastruktur-Problem – kann das Interesse der
    Gesellschaft mit dem des Einzelnen konfligieren. Abstrakt gesprochen sind Infrastrukturen nicht-
    _xkluscv_ Güt_r, ^c_ zum „Freeriding“ _cnl[^_n. D[`ür b[t sc]b ^[s S]bl[awort „NIMBY“ _t[lc_rt:
    „Not cn my B[]ky[r^“.
    Es könnte gut sein, dass wir dieses NIMBY-Verhalten auch beim Aufbau digitaler Infrastrukturen
    beobachten werden. Erste Anzeichen dafür gibt es aus meiner Sicht schon. Beim Thema E-Energy
    laufen wir gerade in eine negativ geprägte Smart Meter-Debatte hinein, wo auf abstrakter Ebene
    niemand den Wert von Smart Grids in Frage stellt, aber die Installation eines Smart Meter bei sich zu
    H[us_ strckt [l_bnt. M[n könnt_ [lso s[a_n, ^[ss wcr _s bc_r mct „Not wctb my D[t[“ – oder NIMBY
    2.0 – zu tun b[_n. D[t_n scn^ ^_r „[]ky[r^“ ^_s ^cact[l_n In`r[strukturz_ct[lt_rs. D[s cst umso
    erstaunlicher, als dass wir es ja auf den ersten Blick mit keinem schlechten Deal zu tun haben: De
    facto ersetzen bits & bytes ja die Installation neuer Hardwar_ cm „_]bt_n“ []ky[r^.



                Neuralgische Punkte intelligenter Netze


                                                       Datenplattform als
                                                      natürliches Monopol




                                                        Intelligente
                                                           Netze



                                                                            Business Case
                                         NIMBY 2.0
                                                                            Datenplattform


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                                                                                                        5
3      POLITISCHE KONSEQUENZEN

Was sind nun die politischen Konsequenzen des Ganzen? Drei Punkte sind wichtig:

   Erstens eine aktive Innovationspolitik bei intelligenten Netzen: Der Staat muss sich hier als zentraler
    „Cb[na_ Aa_nt“ verstehen, der sich darauf konzentriert, die Rahmenbedingungen für das Enstehen
    der Daten-Plattformen zu definieren. Also unter anderem Einführung der eGK, der Daten-
    Drehscheibe auf der Verteilnetzebene, Einführung des nPA mit Mehrwertfunktionen oder Öffnung
    von TollCollect für Mehrwertdienste. Ganz konkret könnte man sagen: Das BMWi sollte in die
    Ausführungsverordnung für das EnWG reinschreiben, dass die Verteilnetzbetreiber für den Aufbau
    dieser bidirektionalen ITK-Infrastruktur verpflichtet werden und auf der anderen Seite diese
    Investitionen über den Strompreis refinanzieren können.
   Zweitens müssen wir den Zusammenhang zwischen Datenverarbeitung und Politikgestaltung
    stärker herausarbeiten. Zugespitzt: Wir werden angesichts des Atomausstieges die Wahl haben,
    entweder Smart Grids und damit Datenverarbeitung voranzutreiben, oder aber mehr Nuklearstrom
    aus dem Ausland einzukaufen. Insofern ist es inkonsequent, die Energiewende zu betreiben und die
    Datenverarbeitung minimieren zu wollen. Auf solche Widersprüche sollte man mal die politischen
    Programme der Parteien überprüfen.
   Drittens muss die Datenschutz-Diskussion kontextualisiert werden um den Aspekt der Standort-
    Bedeutung von Daten. Man könnte auch sagen, dass wir eine Daten-Standortpolitik brauchen, die
    den Zusammenhang zwischen Datenverarbeitung, Innovation und gesellschaftlichen
    Herausforderungen ebenso klar sieht wie den Zusammenhang zwischen Datenverarbeitung,
    Vertrauen und Datenschutz. Der Vortrag hat hoffentlich verdeutlicht, dass wir über einen sehr
    sp_zc`cs]b_n „us_ ][s_“ `ür D[t_nv_r[r_ctuna sprechen: nämlich den einer öffentlich
    sanktionierten, streng reglementierten Daten-Plattform für die Bereitstellung von Infrastruktur-
    Dienstleistungen. Das Problem ist nicht, dass wir in Deutschland ausgiebig über den Datenschutz
    diskutieren. Das Problem ist der fehlende Kontext einer umfassenden Daten-Standortpolitik.



                Datenverarbeitung


                                                                  Daten-
                                                                  schutz




                                                         Ver-   Datenver-   Inno-
                                                       trauen   arbeitung   vation




                                                                 Gesell.
                                                                 Heraus-
                                                                 forderu
                                                                  ngen

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                                                                                                          6
4      ALTERNATIVEN?

Ich bin mir sicher, dass es Alternativen zu den vorgeschlagenen drei Policy-Punkten gibt. Wichtig ist zu
verstehen, dass dies nicht gleichzusetzen ist mit einer Alternative zum Prozess der Digitalisierung. Kurz:
Nur weil wir keine intelligente Standortpolitik betreiben, löst sich die grundlegende Problematik nicht
auf. Es ist ja nicht so, dass die Welt still steht weil wir in Deutschland keine digitale Infrastruktur nach
dem genannten Muster aufbauen. Statt dessen sehen wir zahlreiche digitale Teil-Anwendungen, für die
es Geschäftsmodelle gibt. Beispiele liefert der Gesundheitssektor: Hier entstehen zahlreiche Webseiten
kommerzieller Anbieter zur Speicherung von Gesundheitsdaten, die auf einer Einwilligung der
Betroffenen beruhen (opt in). Interessanterweise haben insbesondere die Datenschützer bei solchen
Lösungen oft Probleme, da die Einwilligung zwar rechtens, aber aufgrund der Komplexität der Materie
oftmals zu bedenklicheren Lösungen führt, als es die eGK jemals gewesen wäre.

Die Alternative, vor der wir stehen, lautet also nicht Digitalisierung ja oder nein, sondern
standortpolitisch gewollte und gesteuerte Intelligente Netze mit vereinbarten Datenschutz-Konzepten
oder Wildwuchs?

Vielen Dank.




Kontakt
Ansgar Baums
Director Government Relations
SAP AG
Rosenthaler Str. 30, 10178 Berlin
ansgar.baums@sap.com
+49 171 3363460




                                                                                                           7

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Not with my data vortrag sept 2011 o a

  • 1. NIMBY 2.0: Brauchen wir eine Daten-Standortpolitik? Ansgar Baums, Stiftung Neue Verantwortung, 15.09.2011 EINLEITUNG Vielen Dank für die Möglichkeit, ein paar Thesen zum Thema Daten und Datenverarbeitung zu präs_ntc_r_n. D[s Tb_m[ „D[t_n“ cst nun bcnr_c]b_n^ w_ct – auf der Grafik sehen Sie holzschnittartig die aktuellen Diskussionen zum Thema Datenschutz und IT dargestellt. Datenschutz-Diskurse Beschreibung Beispiel Kern Refinanzierung von IT- Google, Facebook, Freiwillige Datenfreigabe Services durch Groupon als wirtschaftliche Datenauswertung Ressource Datensammlungen durch Vorratsdatenspeicherung Verpflichtende den Staat Datenabgabe als Eingriff in die Privatsphäre Rechtsrahmen für Cloud Computing Globale Datenströme vs. globalisierte Nationale Informationsströme Gesetzgebungsrahmen Datenschutz bei der eGK, TollCollect, Smart Verpflichtene Digitalisierung von Meter Datenabgabe als Eingriff Infrastrukturen in die Privatsphäre © 2011 SAP AG. All rights reserved. 2 Im Zentrum meines Vortrages wird ausschließlich der letzte Punkt stehen. Hier möchte ich Folgendes versuchen: Erstens möchte ich mit Ihnen auf einer abstrakten Ebene darüber nachdenken, was gerade mit unseren Infrastrukturen passiert. Diese Infrastrukturen – sei es Verkehr, Energie, aber auch staatliche Angebote oder der Gesundheitssektor – verändern sich gerade massiv, und zwar durch zwei Faktoren: Zum einen durch die großen Herausforderungen wie Klimawandel und demografische Entwicklung; zum anderen durch den Prozess der Digitalisierung. Zweitens möchte ich Ihnen ein analytisches Raster vorstellen, um diese Änderungen möglichst einfach zu beschreiben. Hier werde ich vor allem auf die Bedeutung von Datenverarbeitung eingehen. Drittens möchte ich die politischen Konsequenzen dieser Entwicklungen diskutieren. Ich glaube, dass wir hier am Anfang stehen und die politischen Folgen noch gar nicht richtig erfasst haben. Aus meiner Sicht werden die digitalen Infrastrukturen zum mit Abstand größten Hebel für eine moderne Standortpolitik werden. 1
  • 2. 1 INFRASTRUKTUREN Zu Beginn also ein paar allgemeine Betrachtungen zu Infrastrukturen. Hier möchte ich den zeitlichen Bogen etwas weiter spannen. Die meisten Infrastrukturen, mit denen wir leben, sind schon ziemlich alt und haben sich über die Zeit kaum verändert haben: Straße, Schiene, Flugbetrieb im Logistikbereich, aber auch das Gesundheitswesen oder das Schulwesen sind in ihrem Kern oft schon über 100 Jahre alt. Ganz grob könnte man in der OECD-Welt seit 1945 von zwei großen Infrasrukturphasen ausgehen:  Einer Aufbauphase, die vom Ende des zweiten Weltkrieges bis in die 70er Jahre hineinreicht- beispielhaft dafür das Interstate-Projekt unter Eisenhower in den 50er Jahren – dem bislang weltweit größten Infrastruktur-Projekt.  Die zweite Phase beginnt mit der Ölkrise und den daraus folgenden Zwängen für den Staat- im Zentrum steht nun die Kostenreduzierung. Personifikation dieser Epoche ist Margaret Thatcher als „Cb[mpcon“ ^_s Unbundlings und der Liberalisierung. Deutsche Post, Deutsche Telekom, Energienetze – diese Phase der Liberalisierung zieht sich bis in die jüngste Vergangenheit – als letzten Schritt könnten wir die Unbundling-Direktive der EU für den Strommarkt 2007 nehmen. Meine erste These lautet nun, dass wir am Ende dieser Epoche stehen. Die bislang existierenden Infrastruktur-Regime wie das Energiewirtschaftsgesetz atmen zwar noch den Geist Thatchers und der Priorität der Kostensenkung, werden aber zunehmend von neuen Anforderungen überformt werden. Die Treiber dieser neuen Infrastruktur-Epoche sind zwei Entwicklungen: Erstens neue Herausforderungen: Klimawandel und demografischer Wandel stellen eine enorme Herausforderung für die Infrastrukturen dar. Die Energiewende ist ja im Grunde nichts anderes als ein riesiges Infrastrukturreformprogramm: Durch das Abschalten der Atomkraftwerke und das Einspeisen erneuerbarer Energien werden wir die Energienetze grundlegend umbauen müssen, E-Mobility wird neue Verkehrsinfrastrukturen benötigen. 2
  • 3. Zweitens neue technologische Entwicklungen: Infrastrukturen haben lange Innovationszyklen: Ein Elektrotechniker von 1920 würde wahrscheinlich die meisten Gerätschaften in einem heutigen Umspannwerk interpretieren können. Ein Straßenbauer sowieso – aber auch ein Lehrer von 1910 würde keine Probleme haben, sich im heutigen Schulbetrieb zurecht zu finden. Dies ändert sich jedoch gerade. Durch die Digitalisierung unserer Welt werden sich auch die Infrastrukturen massiv verändern. Sie k_nn_n ^c_ _rübmt_n „_-Wört_r“: E-Energy, E-Mobility, E-Health, E-Government, E-Learning. Beim BITKOM b[_n wcr ^c_s_ `ün` F_l^_r [ls ^c_ „intelligenten Netze ^_r Zukun`t“ _z_c]bn_t. Das „_“, ^[ss diese Infrastrukturen um eine neue, digitale Ebene ergänzt werden. Es handelt sich zwar um ganz verschiedene Infrastrukturen, aber im Kern geht es um das gleiche. Abstrakt gesprochen : ITK- Technologie wird dazu benutzt, die Effizienz der gesamten Infrastruktur zu erhöhen. Dies geschieht dadurch, dass man den Austausch von Informationen darüber, was eigentlich genau in der Infrastruktur passiert, verbessert und so die Einzelteile besser auf einander abstimmen kann . Beispielsweise Energienetze: Ich will an dieser Stelle nicht die Details von Smart Grids vorstellen. Viele von Ihnen werden das Thema kennen. Experten gehen davon aus, dass weltweit sieben Prozent des CO2-Ausstoßes durch Smart Grids eingespart werden können. Das ist möglich durch die Absenkung der Lastspitzen aufgrund eines intelligenten Nachfragemanagements, höhere Flexibilität im Netz bei der Einspeisung erneuerbarer Energien. Außerdem können E-Mobility-Konzepte in das Szenario integriert werden. Beispielsweise E-Health: Das Gesundheitssystem ist geprägt von zahlreichen Informationsinseln. De facto wissen Krankenhäuser, niedergelassene Ärzte, Apotheken und Kassen nicht genau, was der andere tut. Das ist nicht nur per se teuer und oft auch gefährlich, sondern bietet auch zahlreiche Möglichkeiten des Betruges. Die elektronische Gesundheitskarte ist in diesem Kontext nichts anderes als eine intelligente Netzinfrastruktur die eine Erhebung von Patientendaten und das Management des Zugriffs auf diese Daten übernommen hätte. Das Einsparpotenzial betrüge pro Jahr 1.2 Mrd Euro. Angesichts der kommenden Belastungen aufgrund des demografischen Wandels ein wichtiger Ansatzpunkt. Interessant ist übrigens, dass diese überragende Relevanz von Infrastrukturen in den sich entwickelnden Ländern natürlich wesentlich klarer zu erkennen ist. Infrastruktur-Politik ist in Indien, China oder Brasilien (mit Abstrichen) das zentrale Politikfeld der letzten Jahre gewesen. Wenn ich von einer Renaissance der Infrastruktur-Politik in der OECD-Welt spreche, dann können wir davon ausgehen, dass sich diese Renaissance zumindest in Teilen an Vorbildern aus den BRIC-Staaten orientieren wird. Wir können nicht davon ausgehen, dass die Infrastrukturen der Zukunft unbedingt in der OECD-Welt als erstes implementiert werden. Das ist vielleicht ein starkes Indiz für den globalen Strukturwandel, in dem wir uns gerade befinden. 3
  • 4. 2 ANALYSERASTER INFRASTRUKTUREN Ich würde an dieser Stelle gerne ein Analysemodell für diese Infrastrukturen vorstellen, anhand dessen die Funktionsweise deutlicher wird. Die Digitalisierung der Infrastrukturen wird zu drei Ebenen führen, die wir unterscheiden sollten. Am Beispiel des Stromnetzes wird dies deutlich.  Die erste Ebene besteht aus den physischen Infrastrukturen, die schon lange existieren: Gebäude, Masten, Kabel etc.  Die zweite Ebene besteht aus einem Sensor, der misst, was in den physischen Infrastrukturen genau passiert und einer Daten-Plattform, auf der die Daten zusammenlaufen. Im Fall des Energiesektors handelt es sich hier um die so genannten Smart Meter, die in regelmäßigen Abständen über den Stromverbrauch eines Haushalts oder eines gewerblichen Nutzers informiert und diese Daten versendet. Gleiche Funktion haben zum Beispiel die Kameras von TollCollect im Bereich der intelligenten Verkehrsnetze. Technisch gesehen sind hier mehrere Umsetzungen möglich. Ohne auf Details eingehen zu wollen: Es wäre sowohl eine richtige Datenbank denkbar, auf der alle Nutzer- und Nutzungsdaten gespeichert werden. Es wäre aber auch denkbar, dass man eine Art Datendrehscheibe einrichtet, die im Grunde genommen nur Kommunikationskanäle zwischen Nutzern und Anbietern von Applikationen öffnet.  Die dritte Ebene besteht aus Applikationen und Anwendungen, die auf Grundlage der Daten- Plattform funktionieren. Dieser Applikationsgedanke ist in etwa vergleichbar mit dem, was wir alle auf unserem iPhone oder Android-Handy erleben: Wir können Anwendungen von Dritten dazuladen und so neue Funktionen nutzen – aber nur, wenn wir diesen Applikationen den Zugriff auf die notwendigen Daten ermöglichen. Im Energiebereich handelt es sich um Anwendungen, die vor allem ^[r[u` [zc_l_n, ^_n En_rac_v_rr[u]b „sm[rt“ zu st_u_rn. Das können virtuelle Kraftwerke oder „Prosum_r-Mo^_ll_“ s_cn. Dieses Drei-Ebenen-Modell lässt sich im Grunde auf alle oben genannten intelligenten Netze übertragen. Das Analyseraster ist deswegen wichtig, weil hierdurch drei entscheidende neuralgische Punkte intelligenter Netze deutlich werden: 4
  • 5. Erstens: Die erwähnten Daten-Plattformen sind natürliche Monopole. Natürliche Monopole zeichnen sich dadurch aus, dass ein paralleler Aufbau gesamtgesellschaftlich nicht sinnvoll ist, wenn ein diskriminierungsfreier Zugang aller Anbieter garantiert wird. Das ist bei Infrastrukturen meistens der Fall. N[türlc]b_ Monopol_ scn^ „natürliche Regulierungsfälle“ `ür ^_n St[[t.  Zweitens existiert für den Aufbau dieser Daten-Plattform kein Business Case. Wenn wir uns zum Beispiel den Energiemarkt genauer anschauen, dann wird klar, dass keiner der Marktteilnehmer – also weder die Energiehersteller noch die Netzbetreiber noch die Energieanbieter – geschweige denn Zulieferer wie die ITK-Wirtschaft – einen Investitionsanreiz für den Aufbau der Daten- Plattformen haben. Dieser Punkt ist lange vollkommen unterschätzt worden. Es ist schon bemerkenswert, wenn der BDI eine Publikation mit dem Unt_rtct_l „D_r M[rkt [ll_cn_ wcr^ _s nc]bt rc]bt_n“ b_r[usact – genau das aber trifft den Nagel auf den Kopf, und widerspricht unserer klassischen marktliberalen Doktrin, dass wichtige Innovationen durch Markthandeln entstehen.  Drittens – und dies ist im Grunde ein altes Infrastruktur-Problem – kann das Interesse der Gesellschaft mit dem des Einzelnen konfligieren. Abstrakt gesprochen sind Infrastrukturen nicht- _xkluscv_ Güt_r, ^c_ zum „Freeriding“ _cnl[^_n. D[`ür b[t sc]b ^[s S]bl[awort „NIMBY“ _t[lc_rt: „Not cn my B[]ky[r^“. Es könnte gut sein, dass wir dieses NIMBY-Verhalten auch beim Aufbau digitaler Infrastrukturen beobachten werden. Erste Anzeichen dafür gibt es aus meiner Sicht schon. Beim Thema E-Energy laufen wir gerade in eine negativ geprägte Smart Meter-Debatte hinein, wo auf abstrakter Ebene niemand den Wert von Smart Grids in Frage stellt, aber die Installation eines Smart Meter bei sich zu H[us_ strckt [l_bnt. M[n könnt_ [lso s[a_n, ^[ss wcr _s bc_r mct „Not wctb my D[t[“ – oder NIMBY 2.0 – zu tun b[_n. D[t_n scn^ ^_r „[]ky[r^“ ^_s ^cact[l_n In`r[strukturz_ct[lt_rs. D[s cst umso erstaunlicher, als dass wir es ja auf den ersten Blick mit keinem schlechten Deal zu tun haben: De facto ersetzen bits & bytes ja die Installation neuer Hardwar_ cm „_]bt_n“ []ky[r^. Neuralgische Punkte intelligenter Netze Datenplattform als natürliches Monopol Intelligente Netze Business Case NIMBY 2.0 Datenplattform © 2011 SAP AG. All rights reserved. 5 5
  • 6. 3 POLITISCHE KONSEQUENZEN Was sind nun die politischen Konsequenzen des Ganzen? Drei Punkte sind wichtig:  Erstens eine aktive Innovationspolitik bei intelligenten Netzen: Der Staat muss sich hier als zentraler „Cb[na_ Aa_nt“ verstehen, der sich darauf konzentriert, die Rahmenbedingungen für das Enstehen der Daten-Plattformen zu definieren. Also unter anderem Einführung der eGK, der Daten- Drehscheibe auf der Verteilnetzebene, Einführung des nPA mit Mehrwertfunktionen oder Öffnung von TollCollect für Mehrwertdienste. Ganz konkret könnte man sagen: Das BMWi sollte in die Ausführungsverordnung für das EnWG reinschreiben, dass die Verteilnetzbetreiber für den Aufbau dieser bidirektionalen ITK-Infrastruktur verpflichtet werden und auf der anderen Seite diese Investitionen über den Strompreis refinanzieren können.  Zweitens müssen wir den Zusammenhang zwischen Datenverarbeitung und Politikgestaltung stärker herausarbeiten. Zugespitzt: Wir werden angesichts des Atomausstieges die Wahl haben, entweder Smart Grids und damit Datenverarbeitung voranzutreiben, oder aber mehr Nuklearstrom aus dem Ausland einzukaufen. Insofern ist es inkonsequent, die Energiewende zu betreiben und die Datenverarbeitung minimieren zu wollen. Auf solche Widersprüche sollte man mal die politischen Programme der Parteien überprüfen.  Drittens muss die Datenschutz-Diskussion kontextualisiert werden um den Aspekt der Standort- Bedeutung von Daten. Man könnte auch sagen, dass wir eine Daten-Standortpolitik brauchen, die den Zusammenhang zwischen Datenverarbeitung, Innovation und gesellschaftlichen Herausforderungen ebenso klar sieht wie den Zusammenhang zwischen Datenverarbeitung, Vertrauen und Datenschutz. Der Vortrag hat hoffentlich verdeutlicht, dass wir über einen sehr sp_zc`cs]b_n „us_ ][s_“ `ür D[t_nv_r[r_ctuna sprechen: nämlich den einer öffentlich sanktionierten, streng reglementierten Daten-Plattform für die Bereitstellung von Infrastruktur- Dienstleistungen. Das Problem ist nicht, dass wir in Deutschland ausgiebig über den Datenschutz diskutieren. Das Problem ist der fehlende Kontext einer umfassenden Daten-Standortpolitik. Datenverarbeitung Daten- schutz Ver- Datenver- Inno- trauen arbeitung vation Gesell. Heraus- forderu ngen © 2011 SAP AG. All rights reserved. 6 6
  • 7. 4 ALTERNATIVEN? Ich bin mir sicher, dass es Alternativen zu den vorgeschlagenen drei Policy-Punkten gibt. Wichtig ist zu verstehen, dass dies nicht gleichzusetzen ist mit einer Alternative zum Prozess der Digitalisierung. Kurz: Nur weil wir keine intelligente Standortpolitik betreiben, löst sich die grundlegende Problematik nicht auf. Es ist ja nicht so, dass die Welt still steht weil wir in Deutschland keine digitale Infrastruktur nach dem genannten Muster aufbauen. Statt dessen sehen wir zahlreiche digitale Teil-Anwendungen, für die es Geschäftsmodelle gibt. Beispiele liefert der Gesundheitssektor: Hier entstehen zahlreiche Webseiten kommerzieller Anbieter zur Speicherung von Gesundheitsdaten, die auf einer Einwilligung der Betroffenen beruhen (opt in). Interessanterweise haben insbesondere die Datenschützer bei solchen Lösungen oft Probleme, da die Einwilligung zwar rechtens, aber aufgrund der Komplexität der Materie oftmals zu bedenklicheren Lösungen führt, als es die eGK jemals gewesen wäre. Die Alternative, vor der wir stehen, lautet also nicht Digitalisierung ja oder nein, sondern standortpolitisch gewollte und gesteuerte Intelligente Netze mit vereinbarten Datenschutz-Konzepten oder Wildwuchs? Vielen Dank. Kontakt Ansgar Baums Director Government Relations SAP AG Rosenthaler Str. 30, 10178 Berlin ansgar.baums@sap.com +49 171 3363460 7