1. Internationales Bundestreffen Bellavista Pfingsten 2012 1 von 6
Auf dem Weg zu einer familienhaften Kirche –
Weltapostolatsverband
A. (Neu-) Evangelisierung - Weltweite Vernetzung – eine Stimme unserer Zeit
Wir beobachten: das kirchliche Leben geht an vielerorts zurück. In Europa ist eine Entchristlichung
die Folge, in Lateinamerika wachsen die Sekten. Der Heilige Vater ruft zu einer Neuevangelisierung
auf. Dieser Impuls wurde in Lateinamerika stärker aufgenommen als in Europa. Und wir beobachten
eine weltweite Vernetzung der Menschen und Organisationen, sei es durch Facebook, globale
Wirtschafts- und Finanzsysteme, Medien, Parteien und NGO´s. Wie stehen wir von Schönstatt aus zu
diesem Thema?
(Dieser Vortrag ist aus einer mitteleuropäischen Perspektive geschrieben).
B. Wofür gibt es Schönstatt – wofür den Familienbund?
Wenn wir suchen, dann finden wir das Thema schon ganz am Anfang der Bewegung: es geht um
"Apostolat auf allen erreichbaren Gebieten"; und wir finden es als eines der drei großen Ziele
Schönstatts: Neben dem "neuen Menschen in der neuen Gemeinschaft" und der "Rettung der
heilsgeschichtlichen Sendung des Abendlandes (31. Mai) steht das dritte große Ziel: der „Aufbau des
Weltapostolatsverbandes“.
Diese großen Ziele bergen auch eine doppelt Gefahr: das Ziel ist so groß und so weit weg, dass wir es
auf fernere Generationen verschieben; die andere: wir haben ganz große Ziele, aber wir vergessen,
unsere Gemeinschaften aufzubauen und so zu formen, dass sie Träger dieser Evangelisierung werden
können.
C. Die Idee von Vinzenz Pallotti
P. Kentenich hat unter dem Weltapostolatsverband einen föderativen Zusammenschluss aller
apostolischen Kräfte in der Kirche verstanden. Er hat diese Idee vom hl. Vinzenz Pallotti übernommen.
Dieser hatte im Jahr 1839 und in der Folgezeit einen detaillierten Organisationsplan für ein
weltweites Katholisches Apostolat entwickelt. Er hat die ganze Welt zunächst geographisch eingeteilt
und gegliedert in die Zentrale in Rom und dann in Provinzen, Diözesen, Städte und Orte. Dort gab es
dann einen Apostolatsausschuss, der jeweils 12 Untergliederungen (Prokuren) für das Apostolat an
Jugend, Heer, Kranken, Gefangenen, für Volksmission, Armenfürsorge und anderes hatte. Realisiert
wurde das so nie. (B. Maas)
Das Ereignis von 1915/16
1915/16 kommt es zu einer kritischen Anfrage des damaligen Generals P. Gissler, ob das was in
Schönstatt entstehe, vor Pallotti zu verantworten sei. Im Frühjahr 1916 entschied sich unser Vater,
die Idee Pallottis als Ziel zu übernehmen. Diese Zielvorstellung hat auch den Aufbau der Schönstatt-
Bewegung strukturell bestimmt.
Rolle der Pallottiner als pars motrix et centralis
Pater Kentenich war überzeugt, dass die Schönstatt-Bewegung ein Angebot ist, die ursprüngliche
Idee Pallottis zu verwirklichen. „Es geht darum, alle apostolisch eingestellten Gemeinschaften und
Individuen in der Gesamtkirche mit den Pallottinern als zentraler Hauptleitung - freilich in
gebührender Abhängigkeit von Papst und Hierarchie - zu einer geschlossenen Einheit
zusammenzuschließen.“ (1956) Die Rolle der Pallottiner ist nach seiner Meinung nun den Schönstatt-
Patres zugedacht (und dem ganzen Schönstattwerk).
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D. Die Vision unseres Vaters vom Weltapostolatsverband
Pater Kentenich hat das Konzept von Vinzenz Pallotti in 4 Punkten inhaltlich stark modifiziert und
präzisiert.
1. Organisationsprinzip: Intensität von Apostolat und Gemeinschaftsbindung
P. Kentenich hatte von der Idee Pallottis anfangs nur eine sehr umrisshafte Vorstellung. P. Kentenich
entschied sich trotzdem sehr bald, die Grundidee einer föderativen Zusammenarbeit der
apostolischen Kräfte zu übernehmen. Das Prinzip einer Organisation nach der Art oder dem Bereich
des Apostolats, gab er auf und strukturierte seine Bewegung im Blick auf die Intensität des Apostolats
und nach Art und Grad der Gemeinschaftsbindung. (Schönstatt-Lexikon)
2. Föderative Struktur
Der Weltapostolatsverband ist als streng föderativer Zusammenschluss aller apostolischen Kräfte der
Kirche gedacht, d.h. er hat keine Leitungskompetenz. Die einzelnen Mitglieder, Gruppierungen und
Gemeinschaften verlieren nichts von ihren Rechten und ihrer Eigenständigkeit. Hingegen sollen die
apostolischen Aktivitäten gefördert, koordiniert und beseelt werden. (Schönstatt-Lexikon)
3. Schönstatt als casus praeclarus und pars motrix
Als Modell für den Weltapostolatsverband ist die Schönstatt-Bewegung – und da wieder ganz
besonders die Bünde - selbst streng föderativ aufgebaut. Sie stellt eine Föderation verschiedenster
Gliederungen dar. P. Kentenich hat unter strategischem Gesichtspunkt zunächst die Entwicklung
seiner Kerngemeinschaften gefördert, damit diese Idee und Ziel des Weltverbandes geschichtlich
weitertragen und verwirklichen können. Dabei kommt den Schönstatt-Patres nach seiner Sicht die
Rolle der pars motrix et centralis zu. Die Schönstatt-Bewegung soll daher nach Meinung P.
Kentenichs aufzeigen, dass ein streng föderalistisches, weltweites apostolisches Gebilde möglich und
fruchtbar ist, und soll die sich verantwortlich fühlende beseelende Kerngemeinschaft stellen. In
diesem Sinne hat P. Kentenich von Schönstatt als dem "ersten Flügel" des Weltapostolatsverbandes
gesprochen, in dem das Ganze schon einmal erprobt wird, und dem zweiten Flügel, in dem sich alle
interessierten Mitglieder zusammenschließen.“ (Schönstatt-Lexikon) Schönstatt solle „Konzentrator,
d.h. Wecker, Beseeler und Lenker aller apostolischen Kräfte“ sein.
4. eine gnadenhafte Klammer: Heiligtum und Liebesbündnis
P. Kentenich betonte, dass eine Zusammenarbeit der apostolischen Kräfte in der Kirche sehr schwer
und nur sehr langsam zu verwirklichen ist und von vielen als utopisch oder nicht realisierbar
angesehen wird. Er schreibt: „Was mich … bewegte, auf Pallottis Grundidee zurückzugreifen und
mich dafür einzusetzen, war lediglich der 'Glaube' an seine und seiner Genossenschaft weltweite
Sendung in engster Verbindung mit dem Liebesbündnis der MTA mit Schönstatt als Ort und
Gemeinschaft. Es war in Wahrheit ein Glaube gegen alles Glauben, eine Hoffnung gegen alle
Hoffnung.“ (1956)
Ist diese Vision heute nur noch ein Traum?
Wo stehen wir heute mit dem apostolischen Weltverband? 1962 schreibt unser Vater selber: „Der
Weltapostolatsverband steht für die meisten aus unseren Reihen nicht einmal auf dem Papier,
geschweige denn in Kopf und Herz, am allerwenigsten im Leben.“ Ist es heute anders oder können wir
schon Anzeichen entdecken, dass seine Vision umgesetzt wird?
Am 15.8.1968, also genau einen Monat vor seinem Tod, schrieb P. Kentenich ein Promemoria an den
Heiligen Vater, in dem er auf die Dringlichkeit hinweist, „dass sich alle apostolischen Gemeinschaften
enger zusammenschließen zu wechselseitiger Hilfe und zu einem gemeinsamen Vorgehen.“ Er
verweist auch hier auf die Erfahrung des Schönstattwerks, dass diese geplante Konföderation nicht
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entstehen kann, „wenn sie autoritär von oben nach unten angeordnet und organisiert würde.
Stattdessen müsste sie von unten nach oben in einem freien und organischen Wachstum sich bilden
können. Dabei ist keineswegs an eine … Superorganisation gedacht, sondern an einen enge
Kontaktnahme … zu wechselseitiger Inspiration.“ Schönstatt solle und wolle die Initiative ergreifen.
Ist das nicht ein Vermächtnis des Gründers!
E. Aktuelle Schritte auf dem Weg zum Weltapostolatsverband
Wir dürfen davon ausgehen, dass sich Pater Kentenich in den 30er Jahren des letzten Jahrhunderts in
seiner Vision vom Weltapostolatsverband durch die Entwicklungen rund um Schönstatt ganz stark
ermutigt fühlte. Die Bewegung zog damals viele Menschen an, die im Apostolat tätig waren, auch
Mitglieder von Orden und die Führungskräfte vieler katholischer Verbände (Jugend, Caritas,
Schulbrüder, Frauengemeinschaften, Pfadfinder usw.), die Leiter von Priesterseminaren und
Tausende von Priestern ließen sich von ihm schulen und anstecken.
Katholische Aktion
Als Pius XI. 1925 die Katholische Aktion begründete, stellte P. Kentenich sofort die Ähnlichkeiten
dieser Initiative mit der Idee Pallottis und der Schönstatt-Bewegung dar.
„Die Idee und Entwicklung der Katholischen Aktion hat nach Meinung P. Kentenichs aber auch
gezeigt, wo Sinn und Grenzen einer solchen Organisation liegen. …. Wenn die Aktion zu hierarchisch
autoritär geführt wird, hält sie die bestehenden Gruppierungen von einer Mitarbeit ab und erstickt
leicht Initiativen. Ebenfalls hat sich gezeigt, dass eine solche Aktion ohne eine beseelende
Kerngemeinschaft kaum lebendig zu erhalten ist.“ (Schönstatt-Lexikon)
Neuer Auftrag an Chiara Lubich
Nachdem sich im Umkreis des Konzils viele neue geistliche Bewegungen gebildet hatten, bat Papst
Johannes Paul II. Chiara Lubich – Gründerin der Fokolar-Bewegung - darum, die neuen geistlichen
Gemeinschaften miteinander zu vernetzen. Im Zug dieses Auftrags kam Chiara mit Andrea Riccardi
von Sant´Egidio nach Schönstatt und besuchte das Urheiligtum und das Gründergrab. Sie erkannte
das Potential, das Schönstatt durch das Liebesbündnis geschenkt ist und rief zu einem „Bündnis der
Liebe“ unter den Gemeinschaften auf.
Phase des Aufbruchs und des Kennenlernens und der ökumenischen Ausweitung
Papst Johannes Paul II. initiierte den ersten Weltkongress der geistlichen Gemeinschaften an
Pfingsten 1998 in Rom. 2004 fand in Stuttgart ein internationales ökumenisches Treffen von über 150
geistlichen Gemeinschaften statt, welches ein bedeutsamer Schritt auf der Annäherung der Gruppen
und den Belangen der Ökumene darstellt. 2007 gab es in Stuttgart ein zweites internationales Treffen
von mehr als 200 geistlichen Gemeinschaften und Bewegungen aus allen christlichen Konfessionen
mit 12.000 Teilnehmern. Einen besonderen Einsatz bei der Vernetzung der Gruppierungen leistet die
Fokolar-Bewegung. Diese war auch Gastgeberin des zweiten Weltkongresses von über 100 römisch-
katholischen geistlichen Gemeinschaften in Rocca di Papa an Pfingsten 2006. Nach diesem Kongress
feierte der Papst eine Vigil auf dem Petersplatz, an der etwa 300.000 Gläubige teilnahmen.
Familie: Eheinitiativen, Marriage Week, Rottenburger Erklärung 2011
In Deutschland gibt es regelmäßige ökumenische Treffen von Verantwortlichen von Eheinitiativen
von ca. 20 geistlichen Bewegungen, die einerseits dem Kennenlernen und dem Austausch dienen,
andererseits aber auch gemeinsame Ressourcen in den Blick nehmen. Auf diesem Feld wird der
Beitrag der Schönstätter Familienbewegung sehr geschätzt. Da gelten wir als sehr modern und
unsere erprobten pädagogischen Mittel werden gerne angenommen. Die Schönstätter zählen in
Deutschland u.a. zu den Initiatoren der Marriage Week, einer jährlich stattfinden Woche für
Ehepaare mit dem Ziel, das gesellschaftliche Bewusstsein für die Bedeutung der Ehe zu verbessern.
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Im Dezember 2011 gab es eine internationale Konferenz christlicher Bewegungen zum Thema Familie
in einem Schönstattzentrum in Deutschland. Dort ist übrigens die „Rottenburger Erklärung für Ehe
und Familie“ entstanden.
Brüssel 2012: Hinein in die europäische Öffentlichkeit
Am 12. Mai 2012 fand in Brüssel – dem Sitz der europäischen Institutionen - ein Treffen von über 300
katholischen, evangelischen, anglikanischen, orthodoxen und freikirchlichen Gemeinschaften aus
ganz Europa unter dem Titel „Miteinander für Europa“ statt. Parallel dazu wurden in ca. 150 Städten
überall in Europa Veranstaltungen mit Direktübertragung organisiert. Dabei standen die Sieben „JA“
im Fokus, die deutlich machen, wie sich die Bewegungen in ihrem Handeln am JA zum Leben und
zum Menschen orientieren, das Jesus Christus mit dem Evangelium gebracht hat. Mit diesem dritten
internationalen “Miteinander für Europa” haben die Bewegungen und Gemeinschaften aufgezeigt,
wie sie sich den vielfältigen Herausforderungen des Kontinents stellen und dass sie in die
Öffentlichkeit hinein wirken können.
Aktuelle Rolle Schönstatts
Im Jahr 2010 fand ein Treffen von über 100 Verantwortlichen der geistlichen Bewegungen in
Schönstatt statt. Daneben gibt es in vielen Städten Europas Projekte der Zusammenarbeit auf lokaler
Ebene (Karlsruhe, München, Mainz, Wien, Zürich usw.). Wir Schönstätter waren an allen Treffen aktiv
und teilweise maßgeblich beteiligt. Pater Heinrich Walter, der Generalobere unsere Patres-
Gemeinschaft, ist im internationalen Leitungsteam eine treibende Kraft, auch P. Marmann hat in den
vergangenen Jahren viel Aufbauarbeit und Kontaktpflege geleistet. P. Busse ist ein gefragter
Inspirator für manche Gemeinschaft. Wenn man die genannten Initiativen – und sicherlich gibt es auf
den anderen Kontinenten noch sehr viele weitere - betrachtet, so darf man sagen, dass Schönstatt
ein verlässlicher und geschätzter Kooperationspartner ist, der auch Impulse setzt, besonders auf dem
Feld von Ehe und Familie. Auch das Heiligtum wird von den Gemeinschaften, die zu uns kommen, als
Gebetsort sehr geschätzt, übrigens auch und gerade von den freikirchlichen und evangelischen. Ein
weiterer Gesichtspunkt ist, dass das Zu- und Miteinander der 25 unabhängigen geistlichen
Gemeinschaften in Schönstatt selber das lebhafte Interesse der anderen geistlichen Bewegungen
findet. Aber wir können (noch) nicht sagen, dass wir die eigentlichen Motoren dieser Bewegung sind.
Dazu fehlt uns noch die organisatorische Kraft. Aber wir dürfen in all diesen Entwicklungen ein
Zeichen der Ermutigung durch die göttliche Vorsehung sehen, auf diesem Weg weiter zu machen.
Erste Bewertung
Ob man diese vielfältigen Bemühungen um eine gute Zusammenarbeit der geistlichen Bewegungen
bereits als Weltapostolatsverband im Sinn der Ursprungsidee Kentenichs bezeichnen kann, sei
dahingestellt. Jedenfalls denken wir, dass es erste Schritte in dieser Richtung sind und wie oft ist in
unserer Geschichte aus kleinsten Anfängen ein großes Werk entstanden. Es ist allerdings auch richtig,
dass Schönstatt wegen seine sehr stark betonten Föderativität strukturelle Voraussetzungen und
einen reichen Erfahrungsschatz im Miteinander von unabhängigen Gemeinschaften mitbringt, der
nutzbringend und stilbildend eingebracht werden kann.
F. Was kann JEDER EINZELNE von uns konkret tun?
Die deutsche Sprache kennt ein Sprichwort, das lautet: Es gibt nichts Gutes, außer man tut es. Was
kann jeder einzelne von uns also überhaupt Gutes im Anliegen der 3. Zielgestalt tun?
Wir studieren den Vater, sein Denken, sein Handeln, seine Methoden
Pater Kentenich hat uns ein überaus reiches Erbe hinterlassen, man könnte sagen, eine ganz große
Goldmine, mindesten so groß wie die Chuquicamata-Mine. Dabei kratzen wir heute erst an der
Oberfläche der Mine, wir werden noch viele Jahre brauchen, um in die Tiefe und den ganzen Schatz
zu gelangen. Mit welchen Werkzeugen können wir diese Mine erschließen? Es ist unsere Aufgabe als
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pars motrix-Gemeinschaft, den Vater und Gründer zu studieren, sein Denken, aber auch sein Handeln
und seine Methoden (z.B. „Ich habe stets in den Seelen gelesen.“) und sie anzuwenden und
auszuprobieren. Und das sollten wir auch nicht vergessen: sein Denken in schöpferischer Treue
weiter zu entwickeln.
Wir pflegen ein kindliches Werkzeugsbewußtsein
Ja, was können wir überhaupt tun angesichts dieser großen Aufgabe, die uns der Gründer ins
Stammbuch geschrieben hat? Wer von uns würde sich nicht ohnmächtig fühlen angesichts des
heutigen Standes der Schönstattbewegung und unserer schwachen Begabungen und Kräfte. Wer
sind wir schon! Aber unser Vater macht uns Mut und sagt, wir sollen uns einerseits nicht
überschätzen und uns nur als ein Rädchen auffassen in dem großen Drama der Weltgeschichte, uns
andererseits aber auch nicht unterschätzen Wir dürfen Werkzeug sein, und wir dürfen uns führen
und gebrauchen lassen.
Wir geben und tun alles für die Einheit des Familienbundes und Schönstatts
Pater Kentenich nennt als eine der Voraussetzungen für das Gelingen der 3. Zielgestalt ausdrücklich
die innere Einheit der Schönstattfamilie. Wenn wir unsere Gemeinschaften schätzen, gut
übereinander sprechen, einander mit Wohlwollen begegnen und uns unterstützen, auch die Projekte
der anderen fördern, dann leben wir Bündniskultur und fördern die Einheit der Bewegung. So wird
das Strukturprinzip familienhafte „Föderativität“ ganz lebendig: „Das ist eben das Große:
beieinander, ineinander zu sein und einander Freiheit zu lassen.“ (PK).
Pallotti anrufen, er solle unseren Vater unterstützen
Die 3. Zielgestalt hat ihren Ursprung bei Vinzenz Pallotti. Sollte er nicht das größte Interesse daran
haben, dass das Anliegen seines Schülers Josef Kentenich verwirklicht wird? Er ist von der Kirche
heiliggesprochen worden und wir dürfen ihn ernstlich bitten, dass er unseren Vater unterstützt und
ihm bei der Verwirklichung seiner Sendung unter die Arme greift.
G. Unser Geschenk für 2014 und ein Aufbruch in die nächsten 100 Jahre
Unser Vater sagte den Bundespriestern, dass jede Gemeinschaft, auch jede religiöse Gemeinschaft,
alle 50 Jahre neu gegründet werden müsse, damit sie nicht erstarre. Wir werden 100 Jahre
Liebesbündnis feiern: das sind zwei mal 50 Jahre. Darum erwarten wir vom Jubiläum einen
Neuaufbruch der Bewegung, auch im Sinn einer Neugründung aus den Wurzeln heraus.
Wir glauben, dass die Zeit gekommen ist, dass Schönstatt im 2. Jahrhundert seiner Existenz in weite
und weiteste Kreis hineinwirken muss und kann. Wir fragen uns: Steht es im Plane, dass wir in
diesem Jahrhundert die Verwirklichung der 3. Zielgestalt erleben dürfen? Wenn nicht in diesem,
wann dann?
Ganz konkret:
- Wir halten an seinem Fernziel fest: „Das hier gemeinte und berührte Endstadium ist schnell
umrissen: als Konzentrator, d.h. als Wecker, als Beseeler und Lenker aller apostolischen Kräfte im
Raume der Kirche im Großkampfe gegen die widergöttlichen Mächte, damit recht bald ein Hirt
und eine Herde wird. (1956)
- Wir freuen uns am Charisma anderer Gemeinschaften, entdecken deren Stärken und Gaben, wir
sehen sie groß als eine Gabe Gottes an die Kirche, ohne sie zu imitieren. Wir bereichern einander
und empfinden uns nicht als Konkurrenten. Wir reden gut übereinander.
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6. Internationales Bundestreffen Bellavista Pfingsten 2012 6 von 6
- Da, wo uns der liebe Gott hinstellt, gehen wir vorsehungsgläubig durch Türen, die für die
Zusammenarbeit der geistlichen und apostolischen Gemeinschaften geöffnet werden: vom
Liebesbündnis zum Aktionsbündnis.
- Wir entdecken und stärken unser eigenes apostolisches Profil: lernen voneinander, vernetzen
uns und unsere Projekte, studieren, wie der Vater gearbeitet hat. Wir Familien bemühen uns um
gutes Apostolat aus der Mitte des Hausheiligtums.
- Und nicht zuletzt: Wir bauen weiter am Familienbund als ausgezeichnetem Fall für eine
zukünftige erneuerte Kirche – apostolisch, familienhaft, föderativ, international vernetzt!!! In
Schönstatt sorgen wir für ein gutes Miteinander unter den Gemeinschaften, besonders im
Familienwerk.
Fragen an die Teilnehmer
• Kann ich Beobachtungen oder persönliche Erfahrungen zum Miteinander der apostolischen
Kräfte in der Kirche mitteilen?
• Was können und will ich tun / wollen wir konkret tun, um die Zusammenarbeit der apostolischen
Kräfte der Kirche zu fördern?
Unser Weg vom „einfachen Schönstatt-Apostolat“
zum „Apostolischen Weltverband“
Einleitung:
Schönstatt in Österreich: Das Zentrum „Schönstatt am Kahlenberg“, Wien
Das Jahresmotto der Bewegung für 2011/2012 lautet:
„Herzen gewinnen – Schönstatt bauen“
Pater Kentenich verspricht uns: „Ich gewinne Herzen“
Und er gibt uns den Auftrag: „Baut Schönstatt“
Der apostolische Familienbund Österreichs:
Ein Kompetenzzentrum für die Schönstatt-Bewegung in Österreich – und darüber hinaus
Die wichtigste Kompetenz:
Antworten von Pater Kentenich auf Lebensfragen geben und auf die Sehnsüchte der Menschen.
Dafür gibt es uns als apostolischen Familienbund:
- die Kompetenz Pater Kentenichs zu den Menschen bringen
- Inkulturation Schönstatts in vielen verschiedenen Lebensbereichen
„… durch Schönstatt lasse neu sich füllen, der heiligen Kirche weite Hallen ….“
(Josef Kentenich, Himmelwärts)
Drei Schritte vom „einfachen Schönstatt-Apostolat“ zum „Apostolischen Weltverband“
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1. Schritt: Das „einfache“ Schönstatt-Apostolat
Wir gewinnen Menschen und bringen sie zu Veranstaltungen der Schönstatt-Bewegung, z.B.
Bündnisfeier, Einkehrtage, Familien-Wochen, Hausgespräche
Wir führen Menschen in ein Schönstatt-Zentrum, damit sie von der MTA und Pater Kentenich
berührt werden.
2. Schritt: Wir tragen Schönstatt-Kompetenz nach außen
Wir beschenken Menschen, auch außerhalb von Schönstatt mit der Kompetenz von PATER
KENTENICH.
Z.B. andere Erneuerungsbewegungen (Fokolare, Legio Mariens, Opus Dei, Charismatische
Erneuerung, ….) Pfarren, kirchliche Institutionen.
Sie können dann in ihrem Bereich das Know-how von Pater Kentenich anwenden.
Ziel: Inkulturation von Schönstatt in vielen Lebensbereichen, in vielen Ländern.
Wir sind Lehrer in der Nachfolge von Pater Kentenich
Beispiel: Akademie für Familienpädagogik
Start 1992 in Wien:
Ein Angebot Schönstatts an christliche Ehepaare, auch außerhalb der Schönstatt-Bewegung
Kurse nach der Pädagogik und Rhetorik Pater Kentenich’s, bis heute ca. 50 Kurse, mit 6-10
Ehepaaren
- 1. Jahr: als Ehepaar wachsen
- 2. Jahr: lernen, das eigene Wachstum, die eigenen Erfahrungen weiter zu geben
In Summe 34 Kurstage verteilt auf zwei Jahre.
Ziel: die Kompetenz Pater Kentenichs nicht nur nach innen tragen (in die Schönstatt-Bewegung
hinein), sondern auch nach außen in andere christlichen Bewegungen.
Teilnehmer aus vielen Bewegungen:
Fokolare, Legio Mariens, Opus Dei, Charismatische Erneuerung, Kalasantiner, ….
Beispiele 1:
Ein Ehepaar einer katholischen Bewegung in Wien benützt die erlernte Kompetenz, um in ihrer
Bewegung eine Ehevorbereitung aufzubauen.
Beispiel 2:
Zwei Ehepaare aus dem Familienreferat der Erzdiözese Salzburg konzipieren eigene Kurse.
Beide Male: eine Konkurrenz für Schönstatt-Veranstaltungen
Pater Kentenich: „Das Spannungsprinzip, ein Spiel das Gott insziniert hat durch seine eigene Art, die
Welt zu regieren – ein schöpferisches Prinzip.“
(Josef Kentenich, Vortrag vor Schönstattpriestern in der Marienau, 7.6.1966)
„Wenn Sie nun auch eine Art Pars motrix sein wollen für den Weltverband, meine ich, dann ist es
bombensicher oder, wenn Sie wollen, mehr als wahrscheinlich, daß wir so organisieren müssen, daß
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8. Internationales Bundestreffen Bellavista Pfingsten 2012 8 von 6
überall Spannungen hineingeschaffen sind in unser Werk. Das ist dasselbe Spannungsprinzip, das der
Herrgott bei der Regierung und Führung der Welt anwendet.“
(gleiche Quelle wie oben)
Verbreitung der Akademie in viele Länder:
Von 1992 bis 1999 innerhalb von Österreich
Von 2000 bis heute in Deutschland, Ungarn, Schweiz, Tschechien, Kroatien, Litauen, Spanien, ……
Ziel: Inkulturation Schönstatts in verschiedenen Ländern und Regionen
Beispiel 3:
Die Akademie in Litauen – dort gibt es (noch) keine Schönstatt-Bewegung.
Der erste Kurs mit 10 Familien wird von österreichischen Familien geführt.
Die 10 Familien studieren intensiv Pater Kentenich, um selbst eine Akademie gründen zu können.
3. Schritt: „Miteinander“ – Lebendiger Austausch mit anderen apostolischen Bewegungen
Beispiel: „Miteinander für Europa“
Vertreter von 250 christliche Bewegungen der katholischen, evangelischen, anglikanischen,
orthodoxen Kirchen und der Freikirchen schliessen ein Bündnis der Liebe. Sie wollen, jeder an seiner
Stelle, jeder mit seinem Charisma, am Aufbau einer christlichen Gesellschaftsordnung in Europa
mitarbeiten.
Eine Neugründung mit wesentlicher Beteiligung Schönstatts – es entsteht etwas Neues –
ein lebendiger Organismus – keine übergeordnete Organisation – ein Miteinander gleichberechtigter
Partner.
Der zentrale Lebensvorgang: lebendiger Austausch – „Wie macht ihr das?“ – „Wir machen das so
… !“
Das Denken Pater Kentenichs anwenden:
Wir bieten Modellfälle an – und wir übernehmen Modellfälle von anderen.
„Unsere Familie möge der Kirche Modellfälle in Hülle und Fülle schenken …“
(Josef Kentenich, Vortrag in der Marienschule in Schönstatt, 24. Dezember 1966)
„Wir schließen uns zusammen, versuchen, soweit es möglich ist, einen Modellfall darzustellen, und
hoffen, daß der liebe Gott uns dann, sobald es Zeit ist, überall ein Schrittchen weiterführt.“
(Josef Kentenich, Botschaft an die Chilenische Regio, 7. Februar 1967)
Beispiel 1:
Stuttgart 12. Mai 2007:
Kongress „Miteinander für Europa“: Ein Treffen von 250 christlichen Bewegungen verschiedener
Konfessionen mit 10.000 Teilnehmern.
Der Modellfall „Akademie für Familienpädagogik“ wird von Eva Berger, Schönstatt-Familienbund
vorgestellt:
„Mit dem Wort „Duc in altum“ (Lk 5,4) „fahrt hinaus“, fordert Christus uns als christliche Familien auf,
Europa zu gestalten, indem wir sein Wirken und seine Gegenwart in unseren Familien bezeugen.
In zweijährigen Kursen, mit jeweils 6-10 Ehepaaren, wurden bisher über 400 Paare in
Familienakademien ausgebildet, aus Österreich, Ungarn, Deutschland, Schweiz, Slowenien.
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Grundlage ist die Pädagogik Pater Kentenichs, des Gründers und geistigen Vaters der
Schönstattbewegung.“
Anmerkung: Ausschnitt im Video, 25 sec
Beispiel 2:
8. April 2011 in Wien, Haus der Europäischen Union
Podiumsdiskussion mit den österreichischen Delegationsleitern im Europäischen Parlament
14 christliche Bewegungen stellen den Politikern ihre Werte vor und ihre Modellfälle, die sie in
Europa einbringen wollen.
Die Werte sind:
- Versöhnung
- Wahrhaftigkeit
- Engagement
Die vorgestellten Modellfälle sind:
- Erziehungskompetenz vermitteln – Kentenich-Pädagogik der Schönstatt-Bewegung
- Wirtschaft in Gemeinschaft der Fokolare-Bewegung
- Eine Woche Familienfreizeit mit Jesus der charismatische Erneuerung
- Versöhnungswege gehen
Der von den Bewegungen gewählte Sprecher am Podium, Erich Berger (Schönstatt Familienbund)
erklärt einen Modellfall der Fokolare-Bewegung:
„Wirtschaftskompetenz“ – ein Modellfall, der uns sehr gut gefällt, und der ein große Bedeutung hat,
ist Wirtschaft in Gemeinschaft. Chiara Lubich ist 1991 draufgekommen: da machen wir etwas falsch,
wir haben einen Aspekt nicht berücksichtigt, sie setzt eine Initiative, das Ergebnis, dass es heute 750
Betriebe weltweit gibt.
Der Gewinn des Unternehmens geht zu einem Drittel an die Armen, zu einem Drittel an die
Ausbildung für das Projekt und geht zu einem Drittel in die Investition des Betriebes. Das Geben an
die Armen geschieht in der besonderen Haltung der „Kultur des Gebens“.
Video 48 sec
Beispiel: 3
12. Mai 2012
In Brüssel und in 130 Städten Europas – „Miteinander für Europa“ mit katholischen, evangelischen
und freikirchlichen Bewegungen.
In Wien: Das Europafest um die Kathedrale St. Stephan am Stephansplatz
Das Thema: Die Modellfälle von christlichen Bewegungen für die Gestaltung der Gesellschaft in
Europa werden sichtbar gemacht in den Bereichen:
- Kultur des Lebens (mit Beiträgen von Schönstatt)
- Kultur des Gebens
- Kultur des Friedens
„Soll eine Weltapostolatsströmung eine Zukunft haben, muß sie einen Kern haben, es muß eine
Truppe zur Verfügung stehen, die als Seele die ganze Bewegung ständig leitet und befruchtet.“
(Josef Kentenich, 28. Februar 1963, 86. Vortrag des Milwaukee-Terziats)
„Der Geist Gottes verlangt einen derartigen Weltverband, das heißt die Sammlung aller
apostolischen Kräfte, schon allein als Gegengewicht gegen die massenweise aufmarschierenden
Gegner auf der anderen Seite.“
(Josef Kentenich, Gespräch mit P. José Vicente Herz in Milwaukee, 27. Februar 1965)
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Frage an die Teilnehmer
• Wo bilden wir einen Modellfall, der von anderen apostolischen Bewegungen als solcher
wahrgenommen wird?
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