1. IWAK
Institut für Wirtschaft, Arbeit und Kultur
Zentrum an der Goethe-Universität Frankfurt am Main
Beschäftigungsprognose 2010/2011
für die Region Rhein-Main
IWAK-Betriebsbefragung im Herbst 2009
Prof. Dr. Alfons Schmid
Dipl. Vw. Christian Baden
2. Vorbemerkung
Das Institut für Wirtschaft, Arbeit und ben einige Fragen zu deren Auswir-
Kultur (IWAK), Zentrum an der Univer- kungen und insbesondere zu der Nut-
sität Frankfurt, führt seit 1995, geför- zung und Wirkung der im Rahmen der
dert durch die Regionaldirektion Hes- Krise verabschiedeten Konjunkturpa-
sen der Bundesagentur für Arbeit in kete gestellt. Erste Analysen hierzu
Zusammenarbeit mit dem Institut für sind ebenfalls Bestandteil des vorlie-
Arbeitsmarkt- und Berufsforschung der genden Reports.
Bundesagentur für Arbeit (IAB) Hessen Zu der Prognose einige methodische
jährlich eine Betriebsbefragung in der Anmerkungen: Beschäftigungsprogno-
Region Rhein-Main durch. sen auf Basis von Betriebsbefragun-
Ziel der Untersuchung ist es, Einschät- gen tendieren dazu, die tatsächliche
zungen der Betriebe über künftige Entwicklung etwas zu unterschätzen.
Entwicklungen auf dem Arbeitsmarkt Dies liegt daran, dass künftige Neu-
der Region zu erhalten und mögliche gründungen durch Befragungen nicht
Probleme frühzeitig zu erkennen. Eine erfasst werden können. Der Beschäfti-
solche, auf die Zukunft gerichtete Un- gungszuwachs durch Betriebe, die erst
tersuchung bietet allen Arbeitsmarktak- 2010 oder 2011 gegründet werden,
teuren eine wertvolle Informationsbasis kann somit nicht berücksichtigt wer-
für problemadäquates Handeln. den. Ein Teil dieser Betriebe scheidet
bereits nach kurzer Zeit wieder aus
Die Abgrenzung der Region Rhein-
dem Markt aus oder könnte bspw.
Main umfasst die IHK-Bezirke Rhein-
nach einem Jahr wieder Beschäftigung
hessen, Wiesbaden, Frankfurt, Lim-
abbauen. Dennoch ist der Beschäfti-
burg, Gießen-Friedberg, Hanau-
gungssaldo dieser Neugründungen in
Gelnhausen-Schlüchtern, Offenbach,
den ersten Jahren positiv.
Darmstadt sowie Aschaffenburg.
Wir haben diesen Zuwachs bei der
Bei der Befragung wurden 7.165 Fra-
Beschäftigungsprognose berücksichtigt
gebögen verschickt. Der Rücklauf um-
und die Befragungsergebnisse durch
fasste 1.374 Fragebögen (Rücklauf-
einen entsprechenden Faktor vorsich-
quote = 19,2Prozent), davon waren
tig korrigiert. Da für die Region Rhein-
1.338 auswertbar. Da es sich um eine
Main keine Zahlen für Beschäftigungs-
geschichtete Stichprobe handelt, wur-
effekte aufgrund von Neugründungen
den die Daten nach Betriebsgröße und
vorliegen, haben wir näherungsweise
Wirtschaftszweigen gewichtet. Nach
die Ergebnisse aus dem IAB
der Gewichtung stehen diese für
Betriebspanel für Hessen herangezo-
228.936 Beschäftigte aus 11.345 Be-
gen.
trieben.
Die Untersuchungsergebnisse sind
Der vorliegende Report prognostiziert
repräsentativ, d.h. die berechneten
auf Basis der betrieblichen Einschät-
Werte stehen für alle Betriebe mit min-
zungen die Beschäftigung bis Ende
destens einem sozialversicherungs-
2010 bzw. Ende 2011.
pflichtig Beschäftigten in der Region
Zudem haben wir - angesichts der im- Rhein-Main. Die absoluten Zahlen in
mer noch anhaltenden Konjunkturkrise diesem Report beziehen sich auf die
- in der aktuellen Erhebung den Betrie- gewichtete Stichprobe.
IWAK - REPORT 2/2009 Seite 2
3. Konjunkturkrise wirkt verspätet auf dem Arbeitsmarkt –
Prognostizierter Beschäftigungsrückgang in der Region Rhein-Main bis Ende
2010 fällt mit -0,4 Prozent jedoch moderat aus
Auch wenn in letzter Zeit wieder von zu großen Teilen den Kurzarbeitsrege-
einer Erholung der deutschen Wirt- lungen, flexiblen Arbeitszeitvereinba-
schaft die Rede ist – das Bruttoinland- rungen sowie den Maßnahmen und
produkt (BIP) in Deutschland lag Aktivitäten im Rahmen der Konjunktur-
(preis-, saison- und kalenderbereinigt) pakete zu verdanken.
im dritten Quartal 2009 um 0,7Prozent
Vielerorts wird jedoch befürchtet, dass
höher als im Vorquartal – ist die Wirt-
sich die Lage auf dem Arbeitsmarkt
schaftstätigkeit im Jahr 2009 doch
(ähnlich wie auch in Aufschwungpha-
dramatisch zurückgegangen: Wird die
sen) erst verspätet an die konjunkturel-
Entwicklung im Vergleich zum Vorjahr
le Entwicklung anpasst und damit 2010
betrachtet, lag das BIP im 3. Quartal
ein stärkerer Einbruch der Beschäfti-
um 4,8 Prozent niedriger als im glei-
gung zu erwarten sei. Dies wird durch
chen Quartal 2008. Über das ganze
die aktuelle IWAK-Betriebsbefragung
Jahr 2009 gesehen rechnen die füh-
renden Wirtschaftsforschungsinstitute zumindest für die Region Rhein-Main
mit einem Rückgang des BIP gegen- nicht bestätigt. Demnach erwarten die
über 2008 um 4,8 bis 5,2 Prozentpunk- Betriebe in der Region bis Ende 2010
te (vgl. als Überblick http://www.bda- zwar einen Rückgang der Gesamtbe-
schäftigung um 0,4 Prozent. Dies ist
online.de)
angesichts der wirtschaftlichen Ge-
Angesichts dieser Zahlen hätte die Be- samtentwicklung jedoch ein moderater
schäftigung in Deutschland weitaus Wert.
stärker zurückgehen müssen als dies
Allerdings wird die sozialversiche-
bislang tatsächlich der Fall ist: Selbst
rungspflichtige Beschäftigung bis Ende
unter der Annahme eines leichten
2010 stärker zurückgehen als die Ge-
Rückgangs der Arbeitsproduktivität,
samtbeschäftigung. Die Betriebe er-
wäre aus ökonomischer Sicht eigent-
warten hier einen Rückgang um etwa
lich ein Beschäftigungsrückgang von 4
0,7 Prozent.
bis 5 Prozent zu erwarten gewesen.
Tatsächlich lag der Bestand der sozial- Für 2011 sind die Betriebe in der Regi-
versicherungspflichtig Beschäftigten on Rhein-Main wieder deutlich optimis-
Mitte 2009 in Hessen nur um etwa 0,8 tischer. Sie gehen bis Ende 2011 von
Prozent unter dem des Vorjahres (ähn- einem Anstieg der Gesamtbeschäfti-
lich dürften die Zahlen für die Region gung von 1,3 Prozent aus.
Rhein-Main liegen). Dies ist sicherlich
IWAK - REPORT 2/2009 Seite 3
4. Beschäftigungsprognose für die Region Rhein-Main bis Ende 2010/2011, Angaben in Prozent
1,5
1,3
1
0,5
0
-0,5 -0,4
-0,7
-1
Gesamtbeschäftigung bis Ende soz.vers.pflichtige Beschäftigung Gesamtbeschäftigung bis Ende
2010 bis Ende 2010 2011
Erwarteter Beschäftigungsrückgang konzentriert sich auf das Produzierende
Gewerbe und den Bereich Verkehr und Lagerei
Die Beschäftigungsentwicklung bis ne deutlich positive Tendenz verzeich-
Ende 2010 wird sich in den einzelnen nen jedoch nur Betriebe aus dem Be-
Branchen unterschiedlich vollziehen: reich der sonstigen Dienstleistungen
Das Verarbeitende Gewerbe, der Be- (+2,1 Prozent).
reich Verkehr und Lagerei sowie das
Handwerksbetriebe sind insgesamt
Baugewerbe erwarten teilweise deutli-
pessimistischer was die erwartete Be-
che Beschäftigungsrückgänge. In den
schäftigungsentwicklung betrifft. Sie
meisten anderen Branchen sind stag-
gehen von einem Rückgang um ca. 1,5
nierende bzw. leicht positive Beschäf-
Prozent bis Ende nächsten Jahres aus.
tigungsentwicklungen zu erwarten. Ei-
IWAK - REPORT 2/2009 Seite 4
5. Erwartete Veränderung der Gesamtbeschäftigung bis Ende 2010 für die Region Rhein-Main
nach Wirtschaftszweigen, Angaben in Prozent
Verarbeitendes Gewerbe -2,3
Verkehr und Lagerei -2,0
Baugewerbe -1,0
Durchschnitt Rhein-Main -0,4
Handel -0,2
Gesundh.-, Vet.- u. Sozialwesen 0,1
Finanz- und Versicherungsdienstleistungen 0,2
Information und Kommunikation 0,2
Gastgewerbe 0,2
öffentl. Verwaltung / Org. o. Erwerbszweck 0,3
Erziehung und Unterricht 0,7
wirtschaftl./ wissenschaftl./ freiberufl. Dienstleistungen 0,8
Energie- und Wasserversorgung 1,3
sonstige Dienstleistungen 2,1
-3,0 -2,5 -2,0 -1,5 -1,0 -0,5 0,0 0,5 1,0 1,5 2,0 2,5
Wird nur die Entwicklung der sozial- Überraschend positiv ist die Prognose
versicherungspflichtigen Beschäftigung der sozialversicherungspflichtig Be-
betrachtet, zeigt sich ein ähnliches schäftigten im Wirtschaftszweig wirt-
Bild: Auch hier sind die stärksten Be- schaftliche, wissenschaftliche und frei-
schäftigungsrückgänge in den Bran- berufliche Dienstleistungen. Die Be-
chen Verarbeitendes Gewerbe und triebe erwarten hier einen deutlichen
Verkehr, Lagerei zu erwarten. Diese Anstieg um fast 2 Prozent. Ähnlich op-
fallen vermutlich - insbesondere im timistisch äußerten sich auch die Be-
Bereich Verkehr, Lagerei - höher aus triebe aus dem Bereich der sonstigen
als die Rückgänge der Gesamtbe- Dienstleistungen.
schäftigten. Eine negative Entwicklung
erwarten zudem noch der Handel und
das Baugewerbe.
IWAK - REPORT 2/2009 Seite 5
6. Erwartete Veränderung der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung bis Ende 2010 für die
Region Rhein-Main nach Wirtschaftszweigen, Angaben in Prozent
Verkehr und Lagerei -3,5
Verarbeitendes Gewerbe -2,3
Handel -1,2
Baugewerbe -0,8
Durchschnitt Rhein-Main -0,7
Finanz- und Versicherungsdienstleistungen -0,2
öffentl. Verwaltung / Org. o. Erwerbszweck 0
Energie- und Wasserversorgung 0,1
Information und Kommunikation 0,2
Gesundh.-, Vet.- u. Sozialwesen 0,3
Erziehung und Unterricht 0,4
Gastgewerbe 0,6
sonstige Dienstleistungen 1,7
wirtschaftl./ wissenschaftl./ freiberufl. Dienstleistungen 1,9
-4 -3 -2 -1 0 1 2 3
Kleinstbetriebe erwarten Beschäftigungsrückgang von 1 Prozent –
Beschäftigungsrückgang wird durch mittelgroße Betriebe etwas abgefangen
In der Vergangenheit wurden Beschäf- abbauen, hier liegt die Prognose bei -
tigungsanstiege in der Region Rhein- 0,9 Prozent. Einzig die mittelgroßen
Main überwiegend von Kleinstbetrie- Betriebe gehen, entgegen dem allge-
ben (1-9 Beschäftigte) und kleineren meinen Trend, von einem Beschäfti-
Betrieben (10-49 Beschäftigte) getra- gungsanstieg von ca. 1,1 Prozent aus
gen. Diese beiden Betriebsgrößen- und mildern damit die negative Be-
klassen waren der Beschäftigungsmo- schäftigungsentwicklung in der Region
tor in der Region und hatten einen Ar- Rhein-Main deutlich ab.
beitsplatzabbau der Großbetriebe ab-
Die Entwicklung bei der sozialversiche-
geschwächt bzw. überkompensiert.
rungspflichtigen Beschäftigung nach
Dies trifft zumindest hinsichtlich der Betriebsgrößenklassen entspricht
Erwartungen - wie schon im letzten weitgehend den obigen Ausführungen,
Jahr - nicht mehr zu. Vielmehr wird bei d.h. auch hier ist bei Kleinstbetrieben
den Kleinst- und Kleinbetrieben ein (-1,7 Prozent) und bei Großbetrieben
Beschäftigungsrückgang von -1 Pro- (-1,3 Prozent) ein deutlicher Beschäfti-
zent bzw. -0,6 Prozent erwartet. Auch gungsrückgang zu erwarten. Mittelgro-
Großbetriebe werden weiterhin Stellen ße Betriebe gehen dagegen auch be-
IWAK - REPORT 2/2009 Seite 6
7. zogen auf die sozialversicherungs- leichten Anstieg aus.
pflichtige Beschäftigung von einem
Erwartete Veränderung der Gesamtbeschäftigung bis Ende 2009 für die Region Rhein-Main
nach Betriebsgrößenklassen, Angaben in Prozent
Durchschnitt Rhein-Main -0,4
250 u. mehr Beschäftigte -0,9
50 bis 249 Beschäftigte 1,1
10 bis 49 Beschäftigte -0,6
1 bis 9 Beschäftigte -1,0
-1,5 -1,0 -0,5 0,0 0,5 1,0 1,5
Zusammengefasst sind folgende Wachstumsbranchen in der Re-
Trends für das Jahr 2009 zu erwar- gion Rhein-Main. Entgegen dem
ten: allgemeinen Trend werden im
Bereich der sonstigen Dienst-
Die Gesamtbeschäftigung und leistungen und bei den wirt-
die sozialversicherungspflich- schaftlichen, wissenschaftlichen
tige Beschäftigung in der Re- und freiberuflichen Dienstleis-
gion Rhein-Main werden bis tungen Beschäftigungsanstiege
Ende 2010 zurückgehen. Die- prognostiziert. Dies betrifft so-
ser Beschäftigungsrückgang wohl die Gesamtbeschäftigung
dürfte aber angesichts der ak- als auch sozialversicherungs-
tuellen Wachstumsraten des pflichtige Beschäftigungsver-
BIP durchaus moderat ausfal- hältnisse.
len.
Für Handwerksbetriebe ist eine
Negative Entwicklungen sind negative Beschäftigungsent-
vor allem im Verarbeitenden wicklung zu erwarten. Diese fällt
Gewerbe und im Bereich Ver- mit -1,5 Prozent deutlich höher
kehr, Lagerei zu erwarten. aus als der Durchschnittswert
Die Dienstleistungssektoren aller Betriebe in der Region
bleiben (bezogen auf die Be- Rhein-Main.
schäftigung) die zentralen
IWAK - REPORT 2/2009 Seite 7
8. Der Arbeitsmarkt in der Region Rhein-Main im Jahr 2011 -
Beschäftigung wird wieder ansteigen
Bei ihrer Prognose bis Ende 2011 ge- 2011 überdurchschnittliche hohe
hen die Betriebe in der Region Rhein- Wachstumsraten der Beschäftigung.
Main von einem Anstieg der Beschäfti- Die Betriebe aus dem Sektor Verkehr,
gung um 1,3 Prozent gegenüber den Lagerei gehen für 2011 von einer
Beschäftigtenzahlen Ende 2009 aus. Trendwende aus: Entgegen der doch
Berücksichtigt man die erwarteten deutlich negativen 1-Jahres Prognose
rückgängigen Beschäftigungszahlen werden in 2 Jahren wieder steigende
für 2010, vollzieht sich der Anstieg al- Beschäftigtenzahlen erwartet. Weiter-
lein im Jahr 2011. hin negativ bleibt die Entwicklung im
Verarbeitenden Gewerbe und im Bau-
Dieser wird vor allem von den Betrie- gewerbe. Finanz- und Versicherungs-
ben aus dem Dienstleistungsbereich dienstleistungen werden vermutlich
erwartet. Die sonstigen und wirtschaft- stagnieren.
lichen, wissenschaftlichen und freibe-
ruflichen Dienstleistungen erwarten für
Erwartete Veränderung der Gesamtbeschäftigung bis Ende 2011 für die Region Rhein-Main
nach Wirtschaftszweigen, Angaben in Prozent
Verarbeitendes Gewerbe -2,7
Baugewerbe -0,4
Finanz- und Versicherungsdienstleistungen -0,1
Öffentl. Verwaltung / Org. o. Erwerbszweck 0,3
Gesundh.-, Vet.- u. Sozialwesen 0,6
Erziehung und Unterricht 0,8
Durchschnitt Rhein-Main 1,3
Handel 1,4
Gastgewerbe 1,6
Energie- und Wasserversorgung 2,7
Information und Kommunikation 3,4
Verkehr und Lagerei 3,9
wirtschaftl./ wissenschaftl./ freiberufl. Dienstleistungen 5,2
Sonstige Dienstleistungen 6,6
-4 -2 0 2 4 6 8
Differenziert nach Betriebsgröße set- triebe weiter fort. Großbetriebe werden
zen sich die für 2010 prognostizierten auch bis 2011 weiterhin Stellen ab-
Trends im Jahr 2011 nur bezogen auf bauen, mittelgroße Betriebe weiterhin
die Großbetriebe und mittelgroßen Be-
IWAK - REPORT 2/2009 Seite 8
9. ein Beschäftigungswachstum zu ver- bei den Kleinst- und Kleinbetrieben
zeichnen haben. sein: Diese erwarten nach dem Stel-
lenabbau 2010 im Jahr 2011 einen
Gegenläufig zu der 1-Jahres Prognose deutlichen Beschäftigungszuwachs.
wird dagegen die 2-Jahres Entwicklung
Erwartete Veränderung der Gesamtbeschäftigung bis Ende 2011 für die Region Rhein-Main
nach Betriebsgrößenklassen, Angaben in Prozent
Durchschnitt Rhein-Main 1,3
250 u. mehr Beschäftigte -1,3
50 bis 249 Beschäftigte 2,6
10 bis 49 Beschäftigte 3,7
1 bis 9 Beschäftigte 1,8
-2 -1 0 1 2 3 4
IWAK - REPORT 2/2009 Seite 9
10. Auswirkungen der Konjunkturkrise –
Nur 18 Prozent der Betriebe in der Region Rhein-Main sehen sich nicht von
dieser betroffen
Auf die Frage, ob und wie stark die sehr stark. Ein genauso hoher Anteil
Betriebe in der Region von der Wirt- fühlte nur geringe Auswirkungen der
schafts- und Finanzkrise betroffen Konjunkturkrise und 18 Prozent sahen
sind, gaben immerhin 41 Prozent aller bislang keine negativen Effekte auf
Betriebe an, diese treffe sie stark oder ihren Betrieb.
Wie stark ist Ihr Betrieb von der Wirtschafts-/Finanzkrise betroffen?
Angaben in Prozent aller Betriebe
sehr stark gar nicht
11% 18%
stark
30%
nur gering
41%
Sektoral differenziert zeigt sich, dass Erziehung und Unterricht und der öf-
sich insbesondere das Verarbeitende fentlichen Verwaltung.
Gewerbe, der Handel und der Bereich Hinsichtlich der Betriebsgrößenklassen
Verkehr, Lagerei von der konjunkturel- ergeben sich nur geringe Unterschiede
len Entwicklung betroffen sehen. Dies im Antwortverhalten der drei kleineren
spiegelt sich auch in den oben be- Größenklassen. Lediglich die Großbe-
schriebenen sektoralen Beschäfti- triebe gaben überdurchschnittlich häu-
gungsprognosen wieder. Die gerings- fig an, starke oder sehr starke Auswir-
ten Auswirkungen hatte die Krise bis- kungen der Krise zu spüren.
lang auf Betriebe aus den Bereichen
Über 60 Prozent der Betriebe fühlen sich nicht ausreichend über die Konjunk-
turpakete informiert
Nur 38 Prozent der Betriebe in der Re- profitiert zu haben (nur 6,5 Prozent
gion gaben an, sich ausreichend über aller Betriebe). Angesichts der Tatsa-
Hilfestellungen im Rahmen der Kon- che, dass über 80 Prozent der Betriebe
junkturpakete informiert zu fühlen. Ent- sich mehr oder weniger stark von der
sprechend gering ist der Anteil der Be- Konjunkturkrise betroffen fühlen, sind
triebe, der angab, direkt oder indirekt dies doch sehr geringe Werte.
von Maßnahmen der Konjunkturpakete
IWAK - REPORT 2/2009 Seite 10
11. Fühlen Sie sich ausreichend über Hilfestellungen im Rahmen der
Konjunkturpakete informiert? Angaben in Prozent aller Betriebe
ja
nein
38%
62%
Hat Ihr Betrieb direkt oder indirekt von Maßnahmen des Konjunkturpakets
profitieren können? Angaben in Prozent aller Betriebe
ja, direkt
5% ja, indirekt
2%
nein
93%
Die Informationen über die Möglichkei- formiert zu sein. Im Handel sowie im
ten im Rahmen der Konjunkturpakete Gesundheits- und Sozialwesen lag der
sind sektoral recht unterschiedlich ver- Anteil dagegen bei unter 30 Prozent.
teilt. Über 50 Prozent der Betriebe aus Nach Betriebsgröße differenziert ergibt
den Bereichen der öffentlichen Verwal- sich das erwartete Bild: Kleinst- und
tung, den Finanz- und Versicherungs- Kleinbetriebe fühlen sich nur unter-
dienstleistungen sowie den wirtschaft- durchschnittlich häufig ausreichend
lichen, wissenschaftlichen und freibe- informiert, bei mittleren und großen
ruflichen Dienstleistungen gaben an Betrieben liegt der Anteil dagegen bei
ausreichend über die Programme in- 70 Prozent.
IWAK - REPORT 2/2009 Seite 11
12. Fühlen Sie sich ausreichend über die Hilfestellungen im Rahmen der Konjunkturpakete informiert? A
in Prozent aller Betriebe des jeweiligen Wirtschaftszweigs
120
100
80 41
54 48
60 63 66 62 61
75 69 72 70
60
40
59 52
20 40 46 39
37 34 38 31
25 28 30
0
wirtschaftl./ wissenschaftl./
Verarbeitendes Gewerbe
Baugewerbe
Gastgewerbe
Erziehung und Unterricht
Versicherungsdienstleistungen
freiberufl. Dienstleistungen
Sonstige Dienstleistungen
Handel
Verkehr und Lagerei
Gesundh.-, Vet.- u.
Information und
Wasserversorgung
Kommunikation
Energie- und
Sozialwesen
Finanz- und
ja nein
Bezüglich der Nutzung der Hilfen im ßenklassen schwankt der Anteil der
Rahmen der Konjunkturpakete gibt es Betriebe, der angab von den Hilfestel-
sektoral gesehen erstaunlich geringe lungen zu profitieren, zwischen 4 Pro-
Unterschiede (allerdings sind hier auf- zent (Kleinstbetriebe) und 11 Prozent
grund der Fallzahlen teilweise nur (Großbetriebe). Von den mittelgroßen
Tendenzaussagen möglich). Es zeigen Betrieben nahmen jedoch mehr als ein
sich hier Zusammenhänge mit dem Viertel (26 Prozent) aller Betriebe sol-
Grad der Informiertheit, d.h. eine bes- che Hilfestellungen in Anspruch.
sere Information führt in der Regel Durch die im Rahmen der Konjunktur-
auch zur häufigeren Nutzung, die Un- pakete in Anspruch genommenen Hil-
terschiede zwischen den Sektoren sind festellungen ist es im Übrigen kaum zu
jedoch lange nicht so deutlich ausge- Verdrängungseffekten gekommen. Nur
prägt. 3 Prozent der Betriebe, die von den
Gleiches gilt im Prinzip auch für eine Maßnahmen profitieren, gaben an, an-
differenzierte Betrachtung der Be- dere Projekte zugunsten durch die
triebsgrößenklassen. Allerdings gibt es Konjunkturpakete gedeckter Projekte
hier eine Ausnahme, die mittelgroßen zurück gestellt zu haben.
Betriebe. Bei den anderen drei Grö-
IWAK - REPORT 2/2009 Seite 12
13. 10 Prozent der Betriebe in der Region nutzen 2009 Kurzarbeit
Bei etwa 10 Prozent aller Betriebe gab werden wiederum über zwei Drittel die
es im Verlauf des Jahres 2009 Kurzar- Möglichkeiten der verlängerten Be-
beit im Zusammenhang mit der Wirt- zugsdauer von Kurzarbeit nutzen.
schafts- und Finanzkrise. Von diesen
Gab es bei Ihrem Betrieb im Jahr 2009 Kurzarbeit aufgrund der Finanz- und
Wirtschaftskrise? Angaben in Prozent aller Betriebe
ja
10%
nein
90%
Werden Sie die verlängerte Bezugsdauer von Kurzarbeit nutzen? Angaben in
Prozent der Betriebe, die 2009 Kurzarbeit nutzten
nein
33%
ja
67%
Genutzt wurden Kurzarbeitsregelungen tungen) oder gar nicht in Anspruch ge-
vor allem von Betrieben aus dem Ver- nommen (öffentliche Verwaltung).
arbeitenden Gewerbe (20% aller Be- Mit zunehmender Betriebsgröße nahm
triebe), dem Baugewerbe (20%) und auch die Inanspruchnahme von Kurz-
dem Bereich Verkehr und Lagerei arbeitregelungen anteilig zu. Etwa 8
(18%). In anderen Branchen wurden Prozent aller Kleinstbetriebe nutzten
solche Regelungen dagegen kaum diese, bei Großbetrieben waren es da-
(Finanz- und Versicherungsdienstleis- gegen schon etwa 16 Prozent.
IWAK - REPORT 2/2009 Seite 13
14. Differenzierte Aussagen darüber, wel- dauer von Kurzarbeit nutzen werden,
che Betriebe (Branche, Betriebsgrö- sind aufgrund der geringen Fallzahlen
ßenklasse) eine verlängerte Bezugs- nicht möglich.
Ein Teil der Betriebe schränkte seine Ausbildungsaktivitäten aufgrund der Wirt-
schaftskrise ein
Etwa 15 Prozent aller Betriebe in der Vorjahren eingeschränkt haben. Wie
Region Rhein-Main gaben an, dass sie stark diese Einschränkung ausfiel kön-
die betriebliche Ausbildung aufgrund nen wir anhand der Ergebnisse aller-
der Wirtschaftskrise gegenüber den dings nicht beantworten.
Hat Ihr Betrieb die betriebliche Ausbildung aufgrund der Finanz-
/Wirtschaftskrise gegenüber den Vorjahren eingeschränkt? Angaben in
Prozent aller Betriebe
ja
15%
nein
85%
Auch hier sind Differenzierungen nach Dienstleistungen recht häufig der Fall
Wirtschaftszweigen und Betriebsgrö- war. Im Gegensatz zu den anderen
ßenklassen nur sehr eingeschränkt genannten Branchen zeichnete sich
möglich. Tendenziell sind es Betriebe diese durch eine positive Beschäfti-
aus dem Verarbeitenden Gewerbe, gungsprognose für 2010 aus und war -
dem Baugewerbe und dem Wirt- nach eigenen Angaben - nur unter-
schaftszweig Verkehr und Lagerei, die durchschnittlich von den Auswirkungen
ihre Ausbildungsaktivitäten anteilig am der Krise betroffen. Stabile oder positi-
häufigsten eingeschränkt haben. Die ve Beschäftigtenzahlen bedingen da-
Zahlen deuten aber auch darauf hin, mit nicht unbedingt eine Stabilität in
dass dies im Bereich der sonstigen den Ausbildungsaktivitäten.
IWAK - REPORT 2/2009 Seite 14
15. Fazit
Nach der aktuellen Beschäftigungs- ausgeht, wird sich die Situation im
prognose für die Region Rhein-Main ist Verarbeitenden Gewerbe auch in zwei
bis Ende 2010 mit rückläufigen Be- Jahren vermutlich noch nicht entspan-
schäftigtenzahlen zu rechnen. Dies gilt nen.
sowohl für die Gesamtbeschäftigung Dass mittelfristig dennoch mit insge-
als auch – und sogar in verstärktem samt positiven Beschäftigungserwar-
Maße - für die sozialversicherungs- tungen für die Region Rhein-Main ge-
pflichtige Beschäftigung. Die erwarte- rechnet wird, ist insbesondere den (ü-
ten Rückgänge halten sich angesichts berraschend) hohen prognostizierten
der Entwicklung der Wirtschaftsleis- Beschäftigungswachstumsraten bei
tung jedoch im Rahmen, eine dramati- den sonstigen und den wirtschaftli-
sche Verschlechterung der Situation chen, wissenschaftlichen und freiberuf-
auf dem Arbeitsmarkt in der Region ist lichen Dienstleistungen zu verdanken.
nicht zu erwarten.
Bezüglich des Einflusses und der Wir-
Die Betriebe in der Region Rhein-Main kung der Konjunkturpakete ist festzu-
– das hat die 2-Jahresprognose ge- stellen, dass sich ein Großteil der Be-
zeigt – gehen davon aus, dass die triebe in der Region nicht ausreichend
Auswirkungen der Wirtschaftskrise bis über die Möglichkeiten informiert fühlt;
Ende 2011 weitgehend überwunden dies betrifft insbesondere kleinste und
sein werden. Es wird bis dahin eine kleinere Betriebe: Dieses Informati-
deutliche Zunahme der Beschäftigung onsdefizit ist ein Manko, welches das
um etwa 1,3 Prozent erwartet. Potenzial der Maßnahmen und Aktivi-
Es ist hier aber – wie bereits bei der täten sicherlich nicht voll zum Tragen
letztjährigen Prognose - zu berücksich- kommen lässt.
tigen, dass die Betriebe ihre Erwartun- Kurzarbeitsregelungen – als ein zent-
gen immer noch unter hohen Unsi- raler Beschäftigungsstabilisator in der
cherheiten formulieren. Krise – wurden von etwa 10 Prozent
Des Weiteren bleibt festzuhalten, dass der Betriebe in der Region in Anspruch
einige für die Region Rhein-Main zent- genommen. Wichtiger erscheint je-
rale Branchen immer noch stark unter doch, dass über zwei Drittel dieser Be-
den Auswirkungen der Krise leiden und triebe auch eine verlängerte Bezugs-
sich dies auch in ihren Beschäfti- dauer der Kurzarbeit in Anspruch
gungserwartungen niederschlägt. Dies nehmen würden. Dies deutet darauf
betrifft insbesondere das Verarbeiten- hin, dass die Auswirkungen der Wirt-
de Gewerbe und den Sektor Verkehr, schaftskrise auch 2010 für einen Teil
Lagerei. Während letzterer aber von der Betriebe in der Region noch deut-
einer Erholung (und damit auch einem lich spürbar sein werden.
Beschäftigungsanstieg) im Jahr 2011
Der vorliegende sowie weitere IWAK-Reporte
sind im Internet unter der Adresse www.iwak-
frankfurt.de abrufbar.
Kontakt: c.baden@iwak-frankfurt.de
IWAK - REPORT 2/2009 Seite 15