1. Helaba Volkswirtschaft/Research
Rohstoffreport-Update 6. Juli 2012
Die seit Mai 2011 zu beobachtende und im letzten Monat zeitweilig beschleunigte
Abwärtsbewegung der Rohstoffnotierungen wird wahrscheinlich im zweiten Halbjahr
2012 ein Ende finden. Zwar scheinen die Marktindizes gegenwärtig noch keinen trag-
Autor: fähigen Boden ausgebildet zu haben, gleichwohl dürfte das voraussichtlich nach dem
Sommer wieder günstigere makroökonomische Umfeld stabilisierend wirken. Dabei
Heinrich Peters
setzen wir auf eine Entschärfung der Krise im Euroraum und wieder höhere Wachs-
Telefon: 0 69/91 32-47 33
tumsdynamik in den Schwellenländern.
research@helaba.de
Kurzfristig besteht nicht nur charttechnisch, sondern auch aufgrund der insbesondere
bei Rohöl noch ausstehenden Kapitulation der Spekulanten immer noch ein gewisses
Redaktion: Abwärtsrisiko. Dennoch rechnen wir damit, dass die meisten Rohstoffe nicht nur auf-
Dr. Gertrud R. Traud grund einer insgesamt noch robusten Nachfrage, sondern auch in Folge von gewissen
Chefvolkswirt/Leitung Research Anpassungen auf der Angebotsseite Ende des dritten Quartals wohl nicht deutlich un-
ter dem aktuellen Niveau notieren werden, zumal die Chancen auf eine noch expansi-
vere Geldpolitik inzwischen wieder zugenommen haben und der vom US-Dollar aus-
gehende Wind bald drehen könnte. Die Volatilität der Notierungen dürfte allerdings
zumindest kurzfristig wegen geopolitischer Risiken und wetterbedingt relativ hoch
Herausgeber: bleiben
Landesbank Hessen-Thüringen
MAIN TOWER
Wachstumsdelle nun auch in den USA … … US-Notenbank erneut als Hoffnungsträger
Neue Mainzer Str. 52-58
Index annual. 6M-Rate % Index
60311 Frankfurt a. Main
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Einkaufsmanagerindizes Verarb. Gewerbe ThomReuters/JefferiesCRB-Index (l.S.)
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350
60 3000
55
40 300
50 20 2500
USA
China 0 250
45 Eurozone
-20 Fed-Bilanzsumme (r.S.)
40 2000
200
CRB (CCI)-Index (r.S.) -40
35 -60 150 1500
30 -80 2009 2010 2011 2012
2008 2009 2010 2011 2012 2013
Quellen: Bloomberg,Datastream, Helaba Volkswirtschaft/Research Quellen: Bloomberg, Datastream, Helaba Volkswirtschaft/Research
Geldpolitik in China wieder expansiver US-Dollar nach Zwischenhoch keine Last mehr
annual. 6M-Rate % annual. 6M-Rate % Index Index
60 120 130 750
CRB (CCI)-Index (r.S.) CRB (CCI)-Index (r.S.)
50 80 120 650
Die Publikation ist mit größter Sorgfalt
bearbeitet worden. Sie enthält jedoch lediglich
40 110 550
40
unverbindliche Analysen und Prognosen zu 100 450
30
den gegenwärtigen und zukünftigen Markt- 0
verhältnissen. Die Angaben beruhen auf 20 90 350
Quellen, die wir für zuverlässig halten, für
10 -40 80 250
deren Richtigkeit, Vollständigkeit oder Aktua-
China Kreditwachstum 6M nach vorne (l.S.) Handelsgewichteter Außenwert USD (l.S.)
lität wir aber keine Gewähr übernehmen kön- 0 -80 70 150
nen. Sämtliche in dieser Publikation getroffe- 04 05 06 07 08 09 10 11 12 03 04 05 06 07 08 09 10 11 12
nen Angaben dienen der Information. Sie
dürfen nicht als Angebot oder Empfehlung für
Quellen: Datastream, Helaba Volkswirtschaft/Research Quellen: Datastream, Helaba Volkswirtschaft/Research
Anlageentscheidungen verstanden werden.
2. Rohstoffreport (Update) Juli 2012
Performance-Rückblick
Assetklassen Welt 2012: Rohstoffe holen nach Absturz zuletzt etwas auf
Index (02.01.2012 = 100), in lokaler Währung
120 120
US-Immobilienaktien
115 115
110 Renten EM 110
Aktien Welt
US-Corporates
105 Renten Welt 105
USD-Außenwert
Gold
100 100
Rohstoffe (SPGSCI-TR)
95 95
90 90
85 85
Jan Feb Mrz Apr Mai Jun Jul Aug
Quellen: Datastream, Helaba Volkswirtschaft/Research
Einzelrohstoffe 2012: Zunehmend heterogenes Bild
%
30 30
20 20
10 10
0 0
-10 -10
Kumulierte Performance 2012* (SPGSCI-TR, Gesamtertragsindex)
-20 -20
-30 -30
* 01.01.2012 =100; bis 05.07.2012
-40 -40
Quellen: Datastream, Helaba Volkswirtschaft/Research
Rohstoffgruppen 2012: Getreide wettergetrieben deutlich in Führung
Index (02.01.2012 = 100)
125 125
CRB (CCI)-Getreide
120 120
115 115
110 110
105 105
CRB (CCI)-Edelmetalle
100 100
CRB (CCI)-Tierprodukte
95 CRB (CCI)-Index 95
CRB (CCI)-Energie
90 CRB (CCI)-Industrie** 90
CRB (CCI)-Genussmittel
85 85
80 80
**Baumwolle, Kupfer
75 75
Jan Feb Mrz Apr Mai Jun Jul Aug
Quellen: Datastream, Helaba Volkswirtschaft/Research
Helaba Volkswirtschaft/Research ·06. Juli 2012 Helaba 2
3. Rohstoffreport (Update) Juli 2012
Überblick Rohstoffgruppen
Energie Erhöhte Volatilität – Boden aber in Sicht
Nachdem wichtige Golfstaaten mit den USA von der Ange-
Veränderung in % ggü. botsseite und die wachstumsschwachen OECD-Länder von
Aktuell* -1M -3M -12M -60M
der Nachfrageseite die Rohöl-Notierungen unter Druck
gebracht haben, bleibt nun die Frage nach dem angemess-
WTI** $/bbl 85,6 0,7 -17,2 -11,5 17,5
enen Gleichgewichtspreis. Darüber wabert ständig das Iran-
Brent $/bbl 99,3 -1,4 -19,6 -12,6 31,3 Risiko. Solange die Weltkonjunktur nicht wirklich wieder
Heizöl** $¢/gal 273,1 2,2 -13,8 -7,8 30,3 auf Wachstumskurs ist, kann es auch nicht im Interesse der
Angebotsseite sein, höhere Preise anzustreben, um schließ-
Gasöl $/t 874,5 1,0 -13,2 -5,9 35,7
lich einen empfindlichen Preiseinbruch zu riskieren. Blei-
Benzin $¢/gal 273,6 1,7 -18,1 -8,7 18,5
ben ernsthafter Irankonflikt und Depression als „ K.O.-
Erdgas** $/MMBtu 2,97 22,7 42,2 -29,6 -53,9 Szenarien“ aus, so dürften sich die Brent-Notierungen wei-
ter leicht oberhalb der Grenzkosten von 90 $/bbl bewegen.
*Kontrakt laufender Monat; ** Mitglieder des CRB (CCI)-Energy
Quellen: CME Group, ICE, Bloomberg, Helaba Volkswirtschaft/Research
Edelmetalle QE3 noch keine „ausgemachte Sache“
Jenseits physischer Nachfrage – Schmucknachfrage in Indi-
Veränderung in % ggü. en und Münzenkauf der Privatanleger in den Industrielän-
dern – werden der Goldpreis und in abgeschwächter Form
Aktuell* -1M -3M -12M -60M
auch die Notierungen der übrigen Edelmetalle durch die
makroökonomische Entwicklungen bestimmt. Im Vorder-
Gold** $/oz 1606,6 -0,8 -1,8 5,1 145,0 grund stehen z.Z. die Geldpolitik und die Inflationsten-
denzen. Gegenwärtig sind hiervon kaum stärkere positive
Impulse für die Edelmetalle zu erwarten. Selbst wenn es zu
Silber** $/oz 27,7 -6,0 -13,1 -22,9 117,5
weiteren Lockerungen der Notenbanken käme, hätten sie
wahrscheinlich im aktuellen Umfeld bei weitem nicht mehr
Platin** $/oz 1469,5 0,4 -8,4 -14,8 13,5
die Wirkung wie die Maßnahmen der vergangenen Jahre.
*Bloomberg Spot; ** Mitglieder des CRB (CCI)-Precious Metals
Quellen: Bloomberg, Helaba Volkswirtschaft/Research
Industrie „Wachstumsdelle“ weitgehend vorweggenommen
Die Notierungen von Industrierohstoffen werden mittler-
Veränderung in % ggü. weile nicht mehr von der Idee des „Superzyklus“ und der
Aktuell* -1M -3M -12M -60M „Abkoppelung der Schwellenländer“ getrieben, sondern
Aluminium $/t 1914,3 -1,2 -6,8 -23,0 -29,8
von den zyklischen Wachstumsmöglichkeiten der Weltwirt-
schaft. Letztere sind gegenwärtig nicht gerade ermutigend.
Kupfer** $/t 7761,0 5,4 -7,2 -17,5 -1,7 Nach Europa hat das Wachstum zuletzt auch in den USA,
Blei $/t 1901,3 1,1 -4,6 -28,5 -33,5 Japan und den Schwellenländern an Dynamik eingebüßt.
Wirtschaftspolitisch befinden sich gegenwärtig leider alle
Nickel $/t 16912,5 5,6 -5,3 -26,8 -53,3
Regionen in einem Dilemma von strukturellen Zwängen
Zink $/t 1894,8 2,3 -4,1 -19,8 -44,8 und kurzfristigen Nöten. Wir erwarten aber eher wachs-
Baumwolle** $¢/lb 70,9 6,0 -19,9 -55,4 19,7 tumsfördernde Maßnahmen und setzen daher trotz erhebli-
cher Abwärtsrisiken auf eine Stabilisierung der Preise.
*LME Cash, Baumwolle: Kontrakt laufender Monat
**Mitglieder des CRB (CCI)-Industrials
Quellen: LME, ICE, Bloomberg, Helaba Volkswirtschaft/Research
Helaba Volkswirtschaft/Research ·06. Juli 2012 Helaba 3
4. Rohstoffreport (Update) Juli 2012
Getreide „Potenzieller Wetterschock“ gibt neuen Rückenwind
Die Getreidenotierungen haben ein „Come-Back“ hingel-
egt. Die überraschende Trockenheit nicht nur in der Korn-
Veränderung in % ggü. kammer der USA, dem mittleren Westen haben Zweifel an
Aktuell* -1M -3M -12M -60M den besonders bei Mais erwarteten Rekordernten verstärkt.
Die zeitweilig hohen Ernteschätzungen für die USA als
weltgrößtem Exporteur von Mais, Soja sowie Weizen und
Mais** $¢/bu 756,5 29,0 14,9 16,6 126,2
Trendsetter bei Getreidepreisen sind wohl nicht zu halten.
Gleichzeitig hat sich die Eintrittswahrscheinlichkeit des
Sojabohnen* $¢/bu 1618,5 16,8 12,9 21,6 87,2 Wetterphänomens El Nino (Dürre in Asien und Australien
sowie zu hohe Feuchtigkeit in Südamerika) zuletzt wohl
Weizen** $¢/bu 799,0 28,0 25,1 30,7 33,1 deutlich erhöht. Auch angesichts wenig komfortabler La-
gerbestände überwiegen bei Getreide trotz möglicher tech-
nischer Korrekturen zunächst die Preisaufwärtsrisiken.
*Kontrakt laufender Monat; ** Mitglieder des CRB (CCI)-Grains
Quellen: CME Group, Bloomberg, Helaba Volkswirtschaft/Research
Genussmittel Nach kurzer „Bear-Market-Rally“ eher Preisberuhigung
Bei Zucker und Kaffee war zuletzt oberhalb wichtiger Un-
Veränderung in % ggü. terstützungszonen scheinbar ein Turn-Around zu verzeich-
Aktuell* -1M -3M -12M -60M nen. Vornehmlich die Wetterverhältnisse in Brasilien ließen
Knappheitsbefürchtungen aufkommen. Zwar könnten die
Ernten vor allem bei Zucker möglicherweise nicht so ge-
Zucker** $¢/lb 22,1 11,2 -10,0 -20,1 131,9 haltvoll sein, gleichwohl ist nach wie vor wie schon im
Vorjahr eher mit Produktionsüberschüssen bei Genuss-
Kaffee** $¢/lb 177,2 13,6 -3,2 -33,6 65,2 mitteln zu rechnen. Die Lagersituation erscheint auch rela-
tiv entspannt. Strategische Käufe dürften die Notierungen
wohl vor einem Absturz bewahren, ein nachhaltiger Aus-
Kakao** $/t 2318,0 7,2 11,2 -28,2 9,5
bruch nach oben ist aber auch nicht angesagt.
*Kontrakt laufender Monat; **Mitglied im CRB (CCI)-Softs
Quellen: ICE, Bloomberg, Helaba Volkswirtschaft/Research
Tierprodukte Schrumpfendes Angebot alleine reicht nicht
Extrem kleine Rinderherden sowie aufgrund der Dürre im
Veränderung in % ggü. mittleren Westen der USA zuletzt wieder deutlich höhere
Aktuell* -1M -3M -12M -60M
Futtermittelpreise und weniger schlachtreife Schweine las-
sen weiter steigende Fleischpreise vermuten, zumal auch
Lebendrind** $¢/lb 119,3 1,4 0,8 5,6 28,9 der Export vor allem nach China gut läuft. Allerdings bringt
die Hitzewelle auch erheblich eingeschränkte Grill-
aktivitäten der US-Verbraucher mit sich. Darüber hinaus
Mastrind $¢/lb 146,8 -7,1 -1,3 4,1 27,9 macht die nicht nur in den USA schwache Beschäftigungs-
und Einkommensentwicklung vorerst noch zu schaffen. So
schlägt sich die geringere Konsumneigung auch in höheren
Magerschwein** $¢/lb 96,7 5,2 14,5 0,7 35,6
Lagerbeständen der Fleisch-Verarbeiter nieder.
*Kontrakt laufender Monat; **Mitglieder des CRB (CCI)-Livestock
Quellen: CME Group, Bloomberg, Helaba Volkswirtschaft/Research
Helaba Volkswirtschaft/Research ·06. Juli 2012 Helaba 4