Prof. Dr. Burow (Universität Kassel)
Pädagogik 3.0: Digitale Dividende statt Digitaler Demenz
Warum Schule ein neues Betriebssystem braucht und wie die Neuen Medien die Schule verändern?
Perspektiven einer personenzentrierten Medienpädagogik
2. • Überlegen Sie:
Was ist aus Ihrer Sicht
das wichtigste Ziel bei
der Entwicklung Ihrer
Schule?
• Der erste Lehrstuhlinhaber der
Pädagogik, Ernst Christian
Trapp, formulierte 1780 in
Halle:
• „Erziehung ist
Bildung des
Menschen zur
Glückseligkeit“
3. Glück als Motor der Schulreform in
der Aufklärung
Joachim Heinrich Campe 1832
• „Du bist nicht Seele allein, du hast
auch Körper; und deine Seele ist nicht
bloß Verstand, sie ist auch Herz, nicht
bloß Erkenntniskraft, sondern auch
Empfindungsvermögen“
• „Die Glückseligkeit wird verringert,
in dem Maße, in dem die Bildung
vereinseitigt wird.“
• Gute Schule und guter Unterricht
zielen darauf ab, diese Vereinseitigung zu überwinden, um
Lernfreude und Bildungsglück zu
ermöglichen!
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4. Glück - kein Thema für Schule &
Erziehungswissenschaft?
!Seit der Pädagogik der
Aufklärung liegt das
Glück als
Erziehungsziel im
Dornröschenschlaf.
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5. Warum Glück in der Bildung?
• Zahlreiche empirische
Untersuchungen belegen:
• Bildung ist der entscheidende Glücksfaktor – aber
Glück auch der wirksamste
Bildungsfaktor
• Also muss Bildung so
gestaltet sein, dass
Lernfreude & Glück
erfahren werden.
• Glückliche Menschen…
– sind gesünder
– haben bessere
Beziehungen
– verdienen mehr
– sind kreativer
– lernen schneller
– arbeiten besser mit
anderen zusammen
– …!
6. Dies ist kein neuer Gedanke:
Glück ist das letzte Ziel menschlichen Handelns.
(Aristoteles – 3. Jh.v.Chr.)
Letztlich zielt das unermüdliche Streben der Menschen
darauf ab, glücklich zu sein.
(David Hume – 18. Jh)
Ich habe beschlossen, glücklich zu sein, !
weil es besser für die Gesundheit ist.
(Voltaire)
7. Drei gleichwertige Ziele der Schulentwicklung
Equity!
Chancengerechtigkeit!
„Glück“
Vision
Kreativität
SOL
Inklusion/Diversity
Team
Gesundheit
Excellence
Anspruchsvolle Leistungen
Well-Being
Wohlbefinden
8. Die Evolution des Lernens & Lehrens
I Pädagogik 1.0
= freies, unverschultes Lernen
Zufall, Beliebigkeit
II Pädagogik 2.0
= Lehren und Lernen
nach der Logik des
Fabriksystems und der
industriellen Massenproduktion:
Standardisierung
III Pädagogik 3.0
= Lernen in Freiheit und die
Rückkehr zur Kreativität:
Potenzialentfaltung
!Zwei Vortragsfilme zur Erläuterung:
•
•
•
Ken Robinson TED auf
Youtube:
http://www.youtube.com/watch?
v=zDZFcDGpL4U
Burow - Glücksfaktor Bildung:
http://www.edugroup.at/bildung/news/
detail/gluecksfaktor-bildung.html
9. Möchten Sie eine dieser Tulpen sein?
Wer von Ihnen ist eine Tulpe?
11. Was zeichnet erfolgreiche
Menschen aus?
• Menschen sind dann erfolgreich, wenn
sie ihr „Element“ entdecken. Doch das
reicht nicht aus.
• Sie brauchen eine anregende
Umgebung, in der sie ihr Element
entwickeln können.
• Positive Pädagogik zeigt wie man sein
Element entdecken und
Spitzenleistung & Wohlbefinden
miteinander verbinden kann.
Ken Robinson TED auf Youtube:
http://www.youtube.com/watch?v=zDZFcDGpL4U
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12. „Menschen sind nicht glücklich,
weil sie erfolgreich sind,
sondern erfolgreich,
weil sie glücklich sind.“
•
(Sonja Lyubomirsky, University of California)
14. 8 ! multiple Intelligenzen:
Über welche verfügen Sie?!
1.
2.
3.
4.
5.
Sprachliche Intelligenz
Sensibilität für Sprache und die
Fähigkeit sie für bestimmte Zwecke
zu gebrauchen
6.
7.
Logisch-mathematische I.
Probleme logisch artikulieren und
wissenschaftlich untersuchen
Musikalisch-rhythmische I
Begabung zum Musizieren,
Komponieren, musik. Prinzipien
Bildlich-räumliche Intelligenz
Piloten, Architekten, Graphiker
Körperlich-kinästhetische I.
Potenzial Körper-(teile)
8.
9.
Naturalistische Intelligenz
Darwin, Newton. Einstein
Interpersonelle Intelligenz
Wünsche anderer Menschen
verstehen und erfolgreich
kooperieren (soziale I)
Intrapersonelle Intelligenz
sich selbst verstehen, realistisch.
Bild der eigenen Persönlichkeit zur
Umsetzung von Wünschen nutzen
Existenzielle Intelligenz
religiöse und geistige Führer
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15. Kollaboration braucht neue Lehr-/
Lernumgebungen!
Schiefertafel:
iPad:
Frontale Belehrung in
Jahrgangsklassen im Gleichschritt
und Notieren, was der Lehrer vorgibt
Surfen, Kollaborieren, Networken
Die Evolution der Lehr-/Lernmedien!
16. Neue Räume im Internet?!
Wie ist binnendifferenzierender, inklusiver
Unterricht möglich?!
Elemente der Khan-Academy
•
•
•
eine Software mit dazu passenden Übungsaufgaben, die automatisch generiert werden und
so aufgebaut sind, dass der Schüler nach zehn
richtigen Lösungen automatisch auf die
nächste Schwierigkeitsstufe geführt wird.
eine Analyse- und Dokumentationsoftware, die
im Hintergrund mitläuft und es dem Lehrer
ermöglicht, die Arbeitsweise und die
Lernschwierigkeiten des Schülers nachzuverfolgen, um ihm passgenau Hilfen geben zu
können.
- ein Peer-to-Peer-Tutoring, in dem sich
Schüler/innen, die unterschiedlich fortgeschritten
sind, gegenseitig bei der Bewältigung ihrer
Aufgaben unterstützen
20. Der Schlüssel zur Freisetzung Ihres
kreativen Potenzials:
!
„Begeisterung
ist Dünger
fürs Gehirn“
21. Was Ihr Element?
Was ist Ihre Leidenschaft?
Was ist die Leidenschaft Ihrer Mitarbeiter, Kollegen, Studenten, Schüler...?
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„Begeisterung ist Dünger für`s Gehirn!“
22. Liegt der Schlüssel zu kreativen
Durchbrüchen wirklich im talentierten
Individuum?
* Vor 500 000 Jahren schuf der Homo Erectus den Faustkeil – dann Stagnation...
• Wie ist es uns gelungen, Geräte wie das i-phone zu schaffen?
Wertschätzung von Unterschieden und die Fähigkeit zur Kooperation!
23. ERFÜLLUNG & SPITZENLEISTUNGEN
BASIEREN AUF DER FÄHIGKEIT ZUR BILDUNG
KREATIVER FELDER
Erfolgreiche Synergieteams
! Comedian Harmonists: Harry Frommermann & 5 Partner
! Beatles: Lennon & Mc Cartney
! Apple: Steve Jobs & Stephen Wozniak
! Microsoft: Bill Gates & Paul Allen
! Google: Sergey Brin & Larry Page
! SAP: ehemalige IBM-Mitarbeiter
Die unterschätzte Rolle von Frauen
!
!
!
!
!
!
Dali & Gala
John Lennon & Yoko Ono
Arthur Schnitzler & Adele Sandrock
Arthur Miller & Marilyn Monroe
Brecht & die Frauen
Marie Curie & Pierre Curie
Gegenseitige
Ergänzung & Wertschätzung!
27. PARTNER, DIE UNS
ÄHNELN:
Soziale Kriterien sind auch im
Internet entscheidend:
Die Vorliebe für Menschen mit
ähnlichen Wertvorstellungen und
vergleichbarer Bildung ist ein
zeitloses Phänomen – das unsere
Gesellschaft aber immer
deutlicher prägt:
Heiraten Ende der 1950er Jahre
etwa die Hälfte der deutschen
Männer und Frauen innerhalb der
gleichen Schicht, sind es derzeit
60%.
Vor allem die oberen sozialen
Kreise schotten sich ab:
Je höher der Bildungsgrad, desto
stärker die Vorliebe für Partner
mit dem gleichen Status.
Doch was für die Partnerschaft
gut sein mag ist tödlich für die
Kreativität.
Quelle: Geo Wissen 45, S.82 -90!
28. Glücksfaktor Bildung: Sein Kreatives Feld finden & gestalten
+
!
Wo liegen
meine Talente?
+
!
Individuelles !
Talent!
!
Wo liegen
meine Defizite?
Kreatives
Feld
!
Wer oder was
Unterstützt mich?
Feld (Kritiker/!
Institutionen)!
Synergiepartner
!
!
Wer oder was
behindert mich?
+
!
Welche Domäne/
Disziplin liegt mir?
Domäne/ !
Disziplin!
!
Welche Domäne/
Disziplin liegt mir nicht?
Synergieanalyse aus Burow 1999/2011
29. Inklusive Schulentwicklung:
durch Nutzung der "Weisheit der Vielen“
Surowiecki behauptet: !
I: !Mehrheitsentscheidungen sind
weiser als Entscheidungen von
Einzelpersonen!
II: !Die Kooperation von Menschen
verschiedener Expertise und
Intelligenz garantiert bessere
Outputs als Einzelentscheidungen!
Der beste Schulentwicklungsexperte ist eine vielfältig gemischte
Gruppe aus L, Ss, E & anderen.!
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30. Die wichtigste Führungsaufgabe:
"
Schaffung eines kohärenten „Kreativen Feldes“ !
•
•
•
•
•
Inklusion kann nur durch die
Einbeziehung aller Beteiligten
erfolgreich sind.!
Inklusive Kulturen setzen ein
gemeinsames Verständnis und die
Förderung von Systemdenken
voraus.!
Mit „Wertschätzender
Schulentwicklung“ kann man das
Wissen der Vielen erschließen.!
Wir haben die Bedeutung der
Emotionen unterschätzt:!
Erfolgreiches Führen geschieht
durch „Gefühlsansteckung“ bzw.
durch Resonanz!
Praktikanten!
Verbands-!
vertreter!
örtl Politiker!
Schüler!
Eltern!
Lehrer!
Unsere !
„gute“ !
Schule!
2017!
Wissen-!
schaftler!
Schulaufsicht!
Anderes!
Personal!
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31. 1. !Renovierung als Chance!
2. !Schulgründung statt Burnout!
3. !Durch Wertschätzende !
!Schulentwicklung zum Wesentlichen!
4. !Mit der Zukunftswerkstatt !
!zur „gesunden Schule“!
5. !Mit dem Index für Inklusion !
!zur „Schule für alle“!
6. !Art-Coaching: !
!Die Schule als OASE!
7. !Die Schule als Kreatives Feld!
32. Wege zur Entwicklung des Glücksfaktors Bildung:
W3:Wertschätzende Befragung
!Einzelarbeit:
* Erinnern Sie eine Situation, in der sie
gute Leistungen erzielten und der
Umgang mit einander so war, wie Sie
es sich wünschen.
*Schreiben Sie diese Situation auf,
versehen Sie sie mit einem Titel oder
Begriff und finden Sie ein Symbol.
Leitfragen:
Was ist uns gelungen?
Was sind unsere Erfolgsprinzipien?
Wovon wollen wir mehr?
Gruppenarbeit:
a) Tauschen Sie die Geschichten aus
einigen Sie sich auf drei
Erfolgsprinzipien für gute GTS.
b) Benennen Sie 3 Haupthindernisse
c) Wählen Sie eine Geschichte fürs
Plenum
33. Das 2. Zuhause: Schule als ein Ort von
Lernfreude & Erfüllung
36. Schulen können in fünf Jahren
zur Spitze vordringen
• Fast alle Länder, die in den letzten
zwanzig Jahren versucht haben, ihr
Schulsystem zu optimieren, sind
nachwievor weit entfernt von
Exzellenz – schlimmer noch: die
meisten stagnieren.
• Doch in Kanada, England und in
Kalifornien gelang es in nur 5 Jahren
die Schülerleistung um bis 20% zu
steigen.
• Eine McKinsey-Studie fand einen
Grund für das Scheitern und drei
Erfolgsprinzipien heraus.
•
Barber M., Chijioke Ch, & Mourshed M. (2010). How the world`s most
improved scholl systems keep getting better. Studie im Auftrag von Mc Kinsey
& Company.
37. Warum scheitern viele Reformen und
entwickeln sich Schulen nur langsam?
•
Hauptgrund, so die Erkenntnis
der Studie, die durch Fullan und
Rolff bestätigt wird:
Fragmentierung.
1.
•
Wirksame Schulentwicklung
muss „ganzheitlich“ angelegt
sein.
2.
•
Was heißt „ganzheitlich“?
3.
•
!Quellen:!
!Fullan M. (2010): All Systems Go. The Change Imperative for Whole System Reform. London.!
!Rolff H.G. (2011). Ganzheitliche Schulentwicklung (GSE). In: Pädagogik 3, 2011, S.38-41!
„Powerful Goals“
Beschränkung auf drei starke
Oberziele, die von allen
Beteiligten geteilt werden.
Verbesserung der Kooperation
Gemeinsames, einheitliches
Handeln aller Beteiligten
Unterstützungssysteme auf
allen Ebenen
Politik, Gemeinde, Schulleiter,
Fortbildung, Coaching, Uni etc.
40. Zwölf Thesen zur Schule der Zukunft"
1. Die Schule der Zukunft ist eine
Schule für alle.
2. Die Schule der Zukunft ist eine
Potenzialentwicklungsschule.
3. Die Schule der Zukunft
verwirklicht die »Magischen Drei«.
4. Die Schule der Zukunft entwickelt
neue Architekturen.
5. Die Schule der Zukunft nutzt neue
Personalmischungen
6. Die Schule der Zukunft entwickelt
eine flexible Rhythmisierung.
7. Die Schule der Zukunft ist ein Ort
gelebter Partizipation.
8. Die Schule der Zukunft nutzt die
»Digitale Dividende«.
9. Die Schule der Zukunft ist
weltoffen.
10. Die Schule der Zukunft ist eine
Kulturschule bzw. ein Kreatives
Feld.
11. Die Schule der Zukunft ist keine
»Schule«.
12. Die Schule der Zukunft ist eine
Zukunftswerkstatt.!
41. Positive Pädagogik:
Wertschätzung als Schlüssel
für Lernfreude und Spitzenleistung"
„Herauszufinden, wozu man sich eignet und
eine Gelegenheit zu finden, dies zu tun,
ist der Schlüssel zum Glücklichsein.“
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John Dewey
42. Was sind unsere wichtigsten
Schulaufgaben?
!
•
•
•
•
Alex, Erkan, Jenny und Laura starten
gemeinsam als aufgeweckte
Kindergartenfreunde – doch was macht
die Schule aus ihnen?!
Mit dem Übertritt in die Grundschule
werden sie im gegliederten System
systematisch getrennt und jeder folgt
der Laufbahn, die ihm durch den
Hintergrund als Kind des Bürgertums,
als sozial benachteiligte, als Migrant
oder als „Behinderter“ vorgegeben ist.
Unsere derzeitige Schule verstärkt
Ungleichheit und fördert zu wenig!!
Mit neuesten wissenschaftlichen
Analysen zeigt Jutta Allmendinger: !
Wir brauchen eine nicht- ausgrenzende, inklusive Pädagogik der
Vielfalt und eine neue Lehr-/
Lernkultur.!