1. Auswirkungen des Tourismus auf die Umwelt – Verantwortung
deutscher Reisender
„Leave nothing but footprints, take nothing but pictures“ – diese Aufforderung
begegnet Reisenden immer wieder, entweder auf Schildern vor Ort oder in
Reiseführern oder in den sozialen Medien. Der Apell an Reisende, keinen Müll zu
hinterlassen und keine Pflanzen sowie Tiere oder Steine der Natur zu entnehmen,
um sie als Souvenir mit nach Hause zu nehmen, dient dem Umweltschutz und der
Artenerhaltung. An dieser Stelle denken viele Individual- und Pauschalreisende nicht
weiter: Was ist mit dem klimatischen Fußabdruck bei der Reise? Wie wichtig ist und
Deutschen der Klimaschutz beim Reisen und wie steht es um das
(umweltfreundliche) Reiseverhalten bei den Reisen der Deutschen generell? Diese
Frage möchte ich hier an dieser Stelle gerne kurz beantworten.
Die deutschen Reiseweltmeister
Wir Deutschen trugen lange den Titel „Reiseweltmeister“, bis wir im Jahre 2012 von
China abgelöst wurden. Dennoch sind die Deutschen nach wie vor sehr reisefreudig.
So waren laut Statista im Jahr 2016 beispielsweise mehr als 53,4 deutsche Urlauber
unterwegs an insgesamt 1,7 Milliarden Reisetagen. Ganz oben auf der Liste der
begehrtesten Reiseziele der Deutschen steht dabei Spanien. Rund 14 Prozent der
Deutschen haben im 2016 eine Reise nach Spanien unternommen, darunter auch
die Balearen. Dies bedeutet in der Regel eine Flugreise. Ein Viertel der deutschen
Bevölkerung hingegen macht im eigenen Land Urlaub, hierbei sind im Sommer die
Küste und im Winter die Skigebiete Deutschlands hoch im Kurs. Die Anreise zum
Urlaub im Inland bestreiten die Deutschen zu drei Vierteln mit dem Auto: Laut
Umfragen nutzen etwa 76 Prozent den PKW, nur 14 Prozent steigen in die Bahn.
(Quelle: https://de.statista.com/themen/1342/reiseverhalten-der-deutschen/)
Urlaub und Umwelt: Reisemittel der Wahl
Laut einer Studie des WWF ist das häufigste Reisemittel der Deutschen in den
letzten Jahres stets der eigene PKW bzw. das Wohnmobil gewesen, gefolgt vom
Flugzeug. Fast die Hälfte der Reisenden wählte für ihre Urlaubsreise (ab 5 Tagen
Dauer) das Auto oder Wohnmobil, während mehr als ein Drittel in den Flieger steigt.
Damit nehmen die beiden umweltunfreundlichsten Verkehrsmittel die ersten beiden
Plätze ein. Die Umfrage des WWF vor 10 Jahren ergab, dass der deutsche
Durchschnittsreisende sich nicht herausragend mit dem Thema nachhaltiges und
umweltschonendes Reisen beschäftigt: Fast ein Fünftel der Deutschen hat sich noch
nie bei der Urlaubsplanung mit dem Thema auseinandergesetzt und gedenkt auch
nicht, dies in Zukunft zu tun. Etwa 25 Prozent gaben an, in Zukunft Reisen zu
buchen, die bestimmte Umweltstandards berücksichtigen oder bei
Reiseveranstaltern zu buchen, die umweltverträgliche Reisen im Programm haben.
Noch nicht einmal 10 Prozent sind bisher überhaupt in dieser Richtung aktiv
2. gewesen. (Quelle: https://www.wwf.de/fileadmin/fm-wwf/Publikationen-
PDF/Der_touristische_Klima-Fussabdruck.pdf)
Die FUR Forschungsgemeinschaft Urlaub und Reisen e.V. belegt in ihrer
Reiseanalyse zusätzlich die Diskrepanz zwischen den guten Vorsätzen der
Reisenden und der tatsächlichen Ausführung. Der Antritt einer nachhaltigen Reise
wird durch verschiedene Faktoren verhindert. Mehr als die Hälfte der Reisenden gab
an, dass höhere Preise bei nachhaltigen Reiseanbietern für sie einen
Hinderungsgrund darstellen. Ebenso häufig wurde bemängelt, dass es gar kein
nachhaltiges Reiseangebot für die eigenen Urlaubswünsche gäbe. Rund 43 Prozent
beschwerten sich über die mangelnde Information über den Reiseanbieter und
fehlende Siegel oder Zertifikate. (Quelle:
http://www.fur.de/fileadmin/user_upload/externe_Inhalte/Publikationen/20140912_RA
14_BMU_Nachhaltige-Nachfrage_Bericht.pdf)
Tourismus vs. Umwelt vs: Tourismus: Ein Teufelskreis
Das Umweltbundesamt gibt an, dass der durch den Tourismus verursachte CO2-
Ausstoß bei über eine Milliarde Tonnen liegt. Das Fliegen nimmt dabei den größten
Stellenwert ein, 40 Prozent der Emissionen stammen von Urlaubsfliegern. Mehr als
ein Drittel ist auf Fahrten mit dem Auto zurückzuführen und 21 Prozent stammen von
dem Unterhalt der Urlaubsunterkünfte. (Quelle:
https://www.umweltbundesamt.de/umwelttipps-fuer-den-alltag/garten-
freizeit/urlaubsreisen#textpart-3)
Oben genannte Daten zeigen einen Teufelskreis auf: Einerseits zieht es uns in den
Urlaub, in die Ferne auf der Suche nach Erholung, schöner Natur und anderen
Kulturen. Außerdem sind die Urlaubsregionen wirtschaftlich auf den Tourismus
angewiesen. Andererseits schadet der Tourismus und unser Reiseverhalten der
Umwelt. Nicht nur der Verkehr ist ein Problem, sondern auch der Verbrauch von
Ressourcen, Müllentstehung, die Zersiedelung von Küsten sowie die Einnahme von
Flächen. (Quelle: https://www.wwf.de/fileadmin/fm-wwf/Publikationen-
PDF/Der_touristische_Klima-Fussabdruck.pdf)
Wie bereits erwähnt, ist die Bereitschaft der Deutschen, nachhaltiger zu reisen, in
den letzten Jahren gewachsen, aber es mangelt an der tatsächlichen Durchführung.
Der nachhaltige Tourismus fristet trotz wachsender Nachfrage immer noch ein
Nischendasein. Laut FUR ist hier einiges an Wachstum nötig, damit der Trend zu
einer tatsächlichen positiven Wende führen kann: Die nachhaltigen Angebote
müssen leicht zu finden, transparent und nicht erheblich teurer als „herkömmliche“
Reiseangebote sein. Außerdem müssen die Reisen gut zu den Bedürfnissen des
Reisenden passen. (Quelle:
http://www.fur.de/fileadmin/user_upload/externe_Inhalte/Publikationen/20140912_RA
14_BMU_Nachhaltige-Nachfrage_Bericht.pdf)
3. Alternative Reisformen: Bahn und Fahrrad
Die Studien zeigen, dass Bahnreisen die einzige Alternative zu dem klimafeindlichen
Verkehrsmitteln PKW und Flugzeug sind, das von den Deutschen zumindest in
Maßen angenommen wird. Radreisen erfreuen sich laut ADFC wachsender
Beliebtheit, jedoch müssen die Daten mit Vorsicht genossen werden. Als „Radreise“
wird hier nicht eine Urlaubsreise mit dem Fahrrad bezeichnet, die mit dem Rad von
zu Hause aus begonnen und auch wieder beendet wird. Hierbei ist die „Radreise“
eine Reise mit dem Fahrrad, wobei selbiges auch mit dem PKW, Zug oder anderen
Verkehrsmitteln zum Urlaubsort gebracht werden kann. Die ADFC Travelbike
Radreise-Analyse 2018 belegt, dass rund 36 Prozent die Anreise mit dem PKW
bestreiten, ebenso viele mit der Bahn. Nur 20 Prozent gestalten eine Radreise als
reinen Urlaub mit dem Fahrrad. (Quelle: https://www.adfc.de/radreiseanalyse/die-
adfc-radreiseanalyse-2018)
Diese Entwicklung kann aus zweierlei Perspektiven betrachtet werden. Zum scheint
es lobenswert, dass das Auto zur für die Anreise genutzt wird und im Urlaub selber
stehen bleibt und nur das Fahrrad zum Einsatz kommt. Laut ADFC liegt die
Hauptzielgruppe für Radreisen bei den über 40-Jährigen, die Durchschnitts-
Radreisende ist 48 Jahre alt. In dieser Altersklasse wird Wert auf Komfort gelegt und
die Mitnahme des Fahrrads erscheint als zusätzlicher Luxus. Wer keine
Anhängerkupplung für einen Fahrradträger hat, rüstet diese am eigenen PKW nach,
um eine Radreise zu bestreiten. Dies führt zwar zusätzliche Kosten mit sich, der
klare Vorteil liegt jedoch in der Flexibilität und der Möglichkeit zu umweltschonendem
Reisen vor Ort. (Quelle: https://www.ahk-
preisbrecher.de/Anhaengerkupplung:41.html)
Andererseits stellt sich die Frage, warum der PKW nicht stehen komplett bleiben
kann, wenn der Rest der Reise komplett mit dem Fahrrad unternommen wird. Hier
wäre eine noch stärkere Nutzung der Bahn wünschenswert. Zudem ergibt sich durch
die Anfahrt mit der Bahn eine größere Flexibilität bei der Routenplanung. Mit dem
PKW müssen Start- und Endpunkt der Reise gleich sein, mit der Bahn kann variiert
werden.
Was können deutsche Urlauber tun?
Der WWF gibt Reisenden eine umfangreiche Informationsbroschüre an die Hand, um
das Bewusstsein zu schärfen. Bei der Reiseplanung sollte am Anfang die Frage
stehen, ob es wirklich eine Fernreise sein MUSS und wenn ja, welche Möglichkeiten
es gibt, diese möglichst klimaschonend zu gestalten. Sei es über umweltfreundliche
Reiseanbieter, CO2-Ausgleich beim Fliegen und die Vermeidung von Zielen und
Unterkünften mit zweifelhaften Umweltstandards. Klimaanlagen und enorm hoher
Wasserbrauch sind zwei Hauptaspekte, die eine Unterkunft als nicht
umweltfreundlich qualifizieren. Öffentliche Verkehrsmittel vor Ort sind nachhaltiger
4. als ein Mietwagen. (Quelle: https://www.wwf.de/fileadmin/fm-wwf/Publikationen-
PDF/Der_touristische_Klima-Fussabdruck.pdf)
Ziel ist es, mit kleinen Schritten das Umweltbewusstsein der Reisenden zu schulen
und auf die Problematik beim Reisen hinzuweisen. Viele Urlauber machen sich keine
Gedanken über die Auswirkungen ihres Urlaubs, andere wiederum wissen nicht, wo
sie ansetzen sollen, um ihre Reisen nachhaltiger zu gestalten.
Nachweise:
https://de.statista.com/themen/1342/reiseverhalten-der-deutschen/
https://www.wwf.de/fileadmin/fm-wwf/Publikationen-PDF/Der_touristische_Klima-
Fussabdruck.pdf
https://www.umweltbundesamt.de/umwelttipps-fuer-den-alltag/garten-
freizeit/urlaubsreisen#textpart-3
http://www.fur.de/fileadmin/user_upload/externe_Inhalte/Publikationen/20140912_RA
14_BMU_Nachhaltige-Nachfrage_Bericht.pdf
https://www.adfc.de/radreiseanalyse/die-adfc-radreiseanalyse-2018
https://www.ahk-preisbrecher.de/Anhaengerkupplung:41.html