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Pressemitteilung
Berlin, 29. Dezember 2020
HAUSANSCHRIFT
POSTANSCHRIFT
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INTERNET
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Rosenthaler Str. 31 · 10178 Berlin
Postfach 11 02 46 · 10832 Berlin
+49 30 34646 – 2393
+49 30 34646 – 2144
www.wido.de
wido@wido.bv.aok.de
Mandeloperation: Viele Patienten werden vermutlich weiterhin
nicht leitliniengerecht behandelt
Leitlinie ohne nennenswerten Effekt
Berlin. Bei etwa der Hälfte der AOK-Versicherten, denen in den Jahren 2012 bis 2018 die Gau-
menmandeln wegen einer „chronischen Tonsillitis“ operativ entfernt wurden, ließ sich keine
adäquate ambulante Vorbehandlung mit Antibiotika nachweisen. Das hat eine jetzt veröffent-
lichte Auswertung der anonymisierten Daten von knapp 110.000 Mandelentfernungen (Tonsil-
lektomien) ergeben, die das Wissenschaftliche Institut der AOK (WIdO) mit Daten aus der am-
bulanten ärztlichen Versorgung und mit Arzneiverordnungsdaten der betreffenden Patienten
verknüpft hat.
„Unsere Auswertung zeigt, dass die konservative Therapie mit Antibiotika bei vielen Patientinnen und Patienten
nach wie vor nicht ausgeschöpft wird, obwohl die 2015 veröffentlichte Leitlinie zur Behandlung der Tonsillitis
dies ausdrücklich vorsieht“, sagt Christian Günster, Leiter des Bereichs Qualitäts- und Versorgungsforschung im
WIdO. So habe sich der Anteil der Patientinnen und Patienten, die im Vorfeld der Operation gar nicht oder nur
in einem Quartal mit Antibiotika behandelt worden sind, im Beobachtungszeitraum nur leicht von 50,4 Prozent
im Jahr 2012 auf 44,9 Prozent im Jahr 2018 reduziert (Abbildung 1). Ein hoher Anteil der Betroffenen sei zudem
vor der OP gar nicht oder nur in einem Quartal wegen Halsschmerzen ambulant behandelt worden. Dies betraf
im Jahr 2012 etwa ein Viertel (26,6 Prozent) und 2018 immerhin noch ein Fünftel (21,0 Prozent) der Patientinnen
und Patienten (Abbildung 2).
Insgesamt deutlicher Fallzahl-Rückgang bei Mandelentfernungen
Insgesamt ist im Beobachtungszeitraum von 2012 bis 2018 zwar ein deutlicher Fallzahl-Rückgang bei den Man-
delentfernungen um 50,3 Prozent festzustellen. Nach der Veröffentlichung der Tonsillitis-Leitlinie im Au-
gust 2015 hat sich diese Entwicklung etwas verstärkt (Abbildung 3). Junge Patienten unter zehn Jahren waren
am stärksten vom Rückgang der Fallzahlen betroffen. „Das deutet darauf hin, dass die Leitlinie unter quantitati-
ven Aspekten einen bereits vorbestehenden Trend etwas beschleunigt hat. Allerdings ließ sich in unserer Aus-
wertung kein relevanter Einfluss der Leitlinie auf die ärztlichen Behandlungsmuster nachweisen“, so Prof. Dr. Jo-
chen Windfuhr, Studienautor und Chefarzt der HNO-Klinik Mönchengladbach. So habe eine Auswertung zum
zeitlichen Abstand zwischen der Antibiotika-Therapie wegen Halsschmerzen und dem Operationstermin erge-
ben, dass sich die Versorgung zwischen 2014 und 2018 kaum verändert habe. „Die Daten der ambulanten Vor-
behandlung der Tonsillektomierten standen häufig im Widerspruch zu der Diagnose einer ‚chronischen‘ Mandel-
entzündung“, so Windfuhr. Laut Leitlinienempfehlung spielt der Eingriff als Therapieoption erst eine Rolle, wenn
sich mindestens drei antibiotikumpflichtige Mandelentzündungen in zwölf Monaten ereignet hatten.
Pressemitteilung vom 29.12.2020
Seite 2 von 5
Auswertung der Vorbehandlung von 109.895 Krankenhausfällen
Basis der Datenauswertung waren 115.839 Krankenhausfälle von AOK-Versicherten, bei denen von 2012 bis 2018
eine Mandelentfernung wegen chronischer Tonsillitis (ICD-10 J35.0) durchgeführt wurde. Davon konnten
109.895 Fälle über den Zeitraum vom Quartal, in dem die OP stattfand, bis zum vierten Quartal vor der Operation
ausgewertet werden. Diese fünf Quartale wurden im Hinblick auf die Behandlung wegen Halsschmerzen bezie-
hungsweise mit Antibiotika therapierten Halsschmerzen betrachtet.
Die Ergebnisse der Auswertung sind in der Fachzeitschrift „HNO“ veröffentlicht worden: Windfuhr JP, Schmu-
ker C, Günster C. Halsschmerzen als Operationsindikation vor und nach Publikation der Tonsillitis-Leitlinie: Lon-
gitudinalstudie mit 115.839 Tonsillektomiefällen. HNO 2020. Epub ahead of print. PMID: 32945897.
Link zur Studie:
https://doi.org/10.1007/s00106-020-00944-8
Pressekontakt:
Wissenschaftliches Institut der AOK
Dr. Kai Behrens
Telefon +49 30 34646 – 2309
Mobil 01520 / 1563042
E-Mail presse@wido.bv.aok.de
Pressemitteilung vom 29.12.2020
Seite 3 von 5
Bei etwa der Hälfte der AOK-Versicherten, denen in den Jahren 2012 bis 2018 die
Gaumenmandeln wegen einer „chronischen Tonsillitis“ operativ entfernt wurden,
ließ sich keine adäquate ambulante Vorbehandlung mit Antibiotika nachweisen.
Abbildung 1: Patientenanteil mit höchstens einer antibiotisch therapierten Halsschmerzepisode im Jahr vor
Tonsillektomie
Quelle: AOK-Abrechnungsdaten 2012 bis 2018. Anteil der Tonsillektomierten (OPS-Code 5-281.0 oder 5-282.0) mit Hauptdiagnose J35.0 je
Anzahl präoperativer Quartale mit ambulanter Behandlung wegen einer J35.0 (chronische Tonsillitis), J02 (akute Pharyngitis) oder J03
(akute Tonsillitis) und mindestens einmaliger Verordnung aus der ATC-Gruppe J01 (Antibiotika zur systemischen Anwendung) im Quartal der
Diagnosestellung oder im Folgequartal © WIdO 2020
20,0 19,7 19,0 19,6 18,4 18,3 17,9
30,4 29,8 29,7 28,9 28,8 28,4 27,0
0,0
10,0
20,0
30,0
40,0
50,0
60,0
2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018
AnteilinProzent
0 Quartale 1 Quartal
50,4 49,5 48,7 48,5
44,9
47,2 46,7
Pressemitteilung vom 29.12.2020
Seite 4 von 5
Mindestens jeder fünfte AOK-Versicherte wurde vor der Mandeloperation wegen
einer chronischen Tonsillitis gar nicht oder nur in einem Quartal wegen Halsschmer-
zen ambulant behandelt.
Abbildung 2: Patientenanteil mit höchstens einer Halsschmerzepisode im Jahr vor Tonsillektomie
Quelle: AOK-Abrechnungsdaten 2012 bis 2018. Anteil der Tonsillektomierten (OPS-Code 5-281.0 oder 5-282.0) mit Hauptdiagnose J35.0 je
Anzahl präoperativer Quartale mit ambulanter Behandlung wegen einer J35.0 (chronische Tonsillitis), J02 (akute Pharyngitis) oder J03
(akute Tonsillitis) © WIdO 2020
3,7 3,4 3,2 3,4 3,0 3,6 2,9
22,9 22,3
20,9 20,6 20,0 18,5
18,1
0,0
5,0
10,0
15,0
20,0
25,0
30,0
2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018
AnteilinProzent
0 Quartale 1 Quartal
21,0
26,6 25,7
24,1 24,0
23,0
22,1
Pressemitteilung vom 29.12.2020
Seite 5 von 5
Die Anzahl Mandeloperationen wegen chronischer Tonsillitis hat sich bei AOK-Ver-
sicherten zwischen 2012 und 2018 halbiert.
Abbildung 3: Anzahl Fälle mit Tonsillektomie wegen chronischer Tonsillitis
Quelle: AOK-Abrechnungsdaten 2012 bis 2018. Stationäre Fälle mit Tonsillektomie (OPS-Code 5-281.0 oder 5-282.0) und Hauptdiagnose
J35.0 zwischen 2012 und 2018. Ausgeschlossen sind Versicherte mit vorheriger Tonsillotomie oder Tonsillektomie sowie Versicherte, die über
die Studiendauer nicht permanent bei der AOK-versichert waren (inkl. Kinder unter 15 Monaten) © WIdO 20020
20.688
19.276 18.791
16.708
13.171
10.978
10.283
5.000
10.000
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25.000
2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018
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  • 1. # Pressemitteilung Berlin, 29. Dezember 2020 HAUSANSCHRIFT POSTANSCHRIFT TELEFON FAX INTERNET E-MAIL Rosenthaler Str. 31 · 10178 Berlin Postfach 11 02 46 · 10832 Berlin +49 30 34646 – 2393 +49 30 34646 – 2144 www.wido.de wido@wido.bv.aok.de Mandeloperation: Viele Patienten werden vermutlich weiterhin nicht leitliniengerecht behandelt Leitlinie ohne nennenswerten Effekt Berlin. Bei etwa der Hälfte der AOK-Versicherten, denen in den Jahren 2012 bis 2018 die Gau- menmandeln wegen einer „chronischen Tonsillitis“ operativ entfernt wurden, ließ sich keine adäquate ambulante Vorbehandlung mit Antibiotika nachweisen. Das hat eine jetzt veröffent- lichte Auswertung der anonymisierten Daten von knapp 110.000 Mandelentfernungen (Tonsil- lektomien) ergeben, die das Wissenschaftliche Institut der AOK (WIdO) mit Daten aus der am- bulanten ärztlichen Versorgung und mit Arzneiverordnungsdaten der betreffenden Patienten verknüpft hat. „Unsere Auswertung zeigt, dass die konservative Therapie mit Antibiotika bei vielen Patientinnen und Patienten nach wie vor nicht ausgeschöpft wird, obwohl die 2015 veröffentlichte Leitlinie zur Behandlung der Tonsillitis dies ausdrücklich vorsieht“, sagt Christian Günster, Leiter des Bereichs Qualitäts- und Versorgungsforschung im WIdO. So habe sich der Anteil der Patientinnen und Patienten, die im Vorfeld der Operation gar nicht oder nur in einem Quartal mit Antibiotika behandelt worden sind, im Beobachtungszeitraum nur leicht von 50,4 Prozent im Jahr 2012 auf 44,9 Prozent im Jahr 2018 reduziert (Abbildung 1). Ein hoher Anteil der Betroffenen sei zudem vor der OP gar nicht oder nur in einem Quartal wegen Halsschmerzen ambulant behandelt worden. Dies betraf im Jahr 2012 etwa ein Viertel (26,6 Prozent) und 2018 immerhin noch ein Fünftel (21,0 Prozent) der Patientinnen und Patienten (Abbildung 2). Insgesamt deutlicher Fallzahl-Rückgang bei Mandelentfernungen Insgesamt ist im Beobachtungszeitraum von 2012 bis 2018 zwar ein deutlicher Fallzahl-Rückgang bei den Man- delentfernungen um 50,3 Prozent festzustellen. Nach der Veröffentlichung der Tonsillitis-Leitlinie im Au- gust 2015 hat sich diese Entwicklung etwas verstärkt (Abbildung 3). Junge Patienten unter zehn Jahren waren am stärksten vom Rückgang der Fallzahlen betroffen. „Das deutet darauf hin, dass die Leitlinie unter quantitati- ven Aspekten einen bereits vorbestehenden Trend etwas beschleunigt hat. Allerdings ließ sich in unserer Aus- wertung kein relevanter Einfluss der Leitlinie auf die ärztlichen Behandlungsmuster nachweisen“, so Prof. Dr. Jo- chen Windfuhr, Studienautor und Chefarzt der HNO-Klinik Mönchengladbach. So habe eine Auswertung zum zeitlichen Abstand zwischen der Antibiotika-Therapie wegen Halsschmerzen und dem Operationstermin erge- ben, dass sich die Versorgung zwischen 2014 und 2018 kaum verändert habe. „Die Daten der ambulanten Vor- behandlung der Tonsillektomierten standen häufig im Widerspruch zu der Diagnose einer ‚chronischen‘ Mandel- entzündung“, so Windfuhr. Laut Leitlinienempfehlung spielt der Eingriff als Therapieoption erst eine Rolle, wenn sich mindestens drei antibiotikumpflichtige Mandelentzündungen in zwölf Monaten ereignet hatten.
  • 2. Pressemitteilung vom 29.12.2020 Seite 2 von 5 Auswertung der Vorbehandlung von 109.895 Krankenhausfällen Basis der Datenauswertung waren 115.839 Krankenhausfälle von AOK-Versicherten, bei denen von 2012 bis 2018 eine Mandelentfernung wegen chronischer Tonsillitis (ICD-10 J35.0) durchgeführt wurde. Davon konnten 109.895 Fälle über den Zeitraum vom Quartal, in dem die OP stattfand, bis zum vierten Quartal vor der Operation ausgewertet werden. Diese fünf Quartale wurden im Hinblick auf die Behandlung wegen Halsschmerzen bezie- hungsweise mit Antibiotika therapierten Halsschmerzen betrachtet. Die Ergebnisse der Auswertung sind in der Fachzeitschrift „HNO“ veröffentlicht worden: Windfuhr JP, Schmu- ker C, Günster C. Halsschmerzen als Operationsindikation vor und nach Publikation der Tonsillitis-Leitlinie: Lon- gitudinalstudie mit 115.839 Tonsillektomiefällen. HNO 2020. Epub ahead of print. PMID: 32945897. Link zur Studie: https://doi.org/10.1007/s00106-020-00944-8 Pressekontakt: Wissenschaftliches Institut der AOK Dr. Kai Behrens Telefon +49 30 34646 – 2309 Mobil 01520 / 1563042 E-Mail presse@wido.bv.aok.de
  • 3. Pressemitteilung vom 29.12.2020 Seite 3 von 5 Bei etwa der Hälfte der AOK-Versicherten, denen in den Jahren 2012 bis 2018 die Gaumenmandeln wegen einer „chronischen Tonsillitis“ operativ entfernt wurden, ließ sich keine adäquate ambulante Vorbehandlung mit Antibiotika nachweisen. Abbildung 1: Patientenanteil mit höchstens einer antibiotisch therapierten Halsschmerzepisode im Jahr vor Tonsillektomie Quelle: AOK-Abrechnungsdaten 2012 bis 2018. Anteil der Tonsillektomierten (OPS-Code 5-281.0 oder 5-282.0) mit Hauptdiagnose J35.0 je Anzahl präoperativer Quartale mit ambulanter Behandlung wegen einer J35.0 (chronische Tonsillitis), J02 (akute Pharyngitis) oder J03 (akute Tonsillitis) und mindestens einmaliger Verordnung aus der ATC-Gruppe J01 (Antibiotika zur systemischen Anwendung) im Quartal der Diagnosestellung oder im Folgequartal © WIdO 2020 20,0 19,7 19,0 19,6 18,4 18,3 17,9 30,4 29,8 29,7 28,9 28,8 28,4 27,0 0,0 10,0 20,0 30,0 40,0 50,0 60,0 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 AnteilinProzent 0 Quartale 1 Quartal 50,4 49,5 48,7 48,5 44,9 47,2 46,7
  • 4. Pressemitteilung vom 29.12.2020 Seite 4 von 5 Mindestens jeder fünfte AOK-Versicherte wurde vor der Mandeloperation wegen einer chronischen Tonsillitis gar nicht oder nur in einem Quartal wegen Halsschmer- zen ambulant behandelt. Abbildung 2: Patientenanteil mit höchstens einer Halsschmerzepisode im Jahr vor Tonsillektomie Quelle: AOK-Abrechnungsdaten 2012 bis 2018. Anteil der Tonsillektomierten (OPS-Code 5-281.0 oder 5-282.0) mit Hauptdiagnose J35.0 je Anzahl präoperativer Quartale mit ambulanter Behandlung wegen einer J35.0 (chronische Tonsillitis), J02 (akute Pharyngitis) oder J03 (akute Tonsillitis) © WIdO 2020 3,7 3,4 3,2 3,4 3,0 3,6 2,9 22,9 22,3 20,9 20,6 20,0 18,5 18,1 0,0 5,0 10,0 15,0 20,0 25,0 30,0 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 AnteilinProzent 0 Quartale 1 Quartal 21,0 26,6 25,7 24,1 24,0 23,0 22,1
  • 5. Pressemitteilung vom 29.12.2020 Seite 5 von 5 Die Anzahl Mandeloperationen wegen chronischer Tonsillitis hat sich bei AOK-Ver- sicherten zwischen 2012 und 2018 halbiert. Abbildung 3: Anzahl Fälle mit Tonsillektomie wegen chronischer Tonsillitis Quelle: AOK-Abrechnungsdaten 2012 bis 2018. Stationäre Fälle mit Tonsillektomie (OPS-Code 5-281.0 oder 5-282.0) und Hauptdiagnose J35.0 zwischen 2012 und 2018. Ausgeschlossen sind Versicherte mit vorheriger Tonsillotomie oder Tonsillektomie sowie Versicherte, die über die Studiendauer nicht permanent bei der AOK-versichert waren (inkl. Kinder unter 15 Monaten) © WIdO 20020 20.688 19.276 18.791 16.708 13.171 10.978 10.283 5.000 10.000 15.000 20.000 25.000 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 AnzahlFälle