dk-alert Konjunkturprognose des Ausschusses für Wirtschafts- und Währungspolitik Zwischen Hoffen und Bangen - Die Stimmungsindikatoren für die Weltwirtschaft weisen nach oben. Nach zwei sehr mageren Jahren wird die Weltwirtschaft wieder etwas an Fahrt gewinnen. Dieser Einschätzung stehen allerdings die bis zuletzt deutlich gestiegenen Risiken gegenüber. Vor allem der weltweit wachsende Nationalismus und die zunehmenden protektionistischen Tendenzen können eskalieren und zu einer empfindlichen Beeinträchtigung der Weltwirtschaft führen. - Die Konjunktur in den USA gewinnt wieder an Stärke. Die von der neuen Regierung in Aussicht gestellten wirtschaftspolitischen Impulse werden dazu aber nur teilweise beitragen. Wegen der hohen Kapazitätsauslastung und des hohen Beschäftigungsniveaus kann ein staatliches Investitionsprogramm vor allem zu Preiseffekten führen und private Investitionen verdrängen. Ein stärkerer Wachstumstrend wäre hingegen durch den Abbau von überzogenen Regulierungen möglich. Hier muss aber sorgfältig darauf geachtet werden, dass man jetzt nicht in die Gegenrichtung überzieht und „alte“ Probleme wiedererweckt. - Der wirtschaftliche Aufschwung im Euro-Raum wird sich in diesem und im nächsten Jahr mit einer Wachstumsrate von jeweils 1,6 % fortsetzen. Als Folge der gestiegenen Ölpreise wird die Inflationsrate im laufenden Jahr auf rund 1,5 % steigen. Ab dem Frühjahr werden die Ölpreiseffekte aber etwas nachlassen. Auch im nächsten Jahr wird die Teuerungsrate im Euro-Raum daher mit 1,6 % recht moderat bleiben. - Gemessen am Wirtschaftswachstum und den Preisperspektiven sind die außerordentlich starken geldpolitischen Impulse der Europäischen Zentralbank (EZB) nicht mehr nötig. Es gibt jedoch die verbreitete Sorge, dass eine weniger expansive Geldpolitik zu einer Über-reaktion bei den Kapitalmarktzinsen führt. Dieser Gefahr sollte die EZB mit einer gut vorbe-reiteten und überzeugenden Kommunikationsstrategie begegnen. Wird die Ausstiegsdebatte von der EZB hingegen weiterhin zum Tabu erklärt, wächst das Risiko, dass die Kapitalmarkt-zinsen in einigen Monaten erst recht kräftig steigen. - Die konjunkturelle Grunddynamik bleibt in Deutschland bei einem jährlichen Wachstum von etwa 1,7 %. Durch eine unterdurchschnittliche Zahl von Arbeitstagen fällt die nicht kalenderbereinigte Wachstumsrate in diesem Jahr mit 1,4 % allerdings deutlich niedriger aus. Für die Beurteilung des konjunkturellen Trends ist aber das kalenderbereinigte Wachstum ausschlaggebend. - Wachstumsmotor in Deutschland bleibt der private Konsum. Er verliert durch die etwas höhere Inflation zwar leicht an Schwung, wird aber von dem sich weiter fortsetzenden Beschäftigungsaufbau gestützt. Angesichts der hohen Risiken bleiben die Ausrüstungsinvestitionen zunächst schwach. Etwas mehr Dynamik scheint erst zum Jahresende wieder möglich zu sein, vorausgesetzt, die politischen Unsicherheiten flauen bis dahin etwas ab.