Paten für Kinder in Esmeraldas/San Lorenzo e.V.
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II - 2020
30.06.2020
Spätestens seit den Schreckensmeldungen aus der großen Hafenstadt Guayaquil,
die unsere schlimmsten Befürchtungen noch übertroffen hatten, wissen wir, dass die
offizielle Corona Statistik Ecuadors nicht der Realität entspricht. Es gibt immer noch
sehr wenig Tests, so dass natürlich die Zahl der nachweislich Infizierten gering ist
und wenn man die Leichen in Massengräbern begraben muss, ist die genaue
Todesursache nicht das Wichtigste und wird dem entsprechend gehandhabt. Laut
WHO wurden aber allein in der stark betroffenen ecuadorianischen Provinz Guayas
seit März 10.000 mehr Verstorbene gezählt als im Vorjahreszeitraum.
Zum Glück bestätigen Sofia und Veronica, dass offenbar keine der Familien des
EcoClub bisher so schwer betroffen ist, dass Krankenhausaufenthalte erforderlich
wurden oder gar Todesfälle zu vermelden wären. Fälle mit leichteren
Krankheitsverläufen gibt es durchaus. Auch unsere Mitarbeiterin Veronica war
erkrankt, fühlte sich schwach und kraftlos, verlor für einige Tage komplett ihren
Geschmackssinn und hatte starke Kopfschmerzen. Aufgrund der Symptome ist
davon auszugehen, dass sie sich mit dem Corona Virus angesteckt hatte. Sie wurde
nicht getestet, obwohl wir gehört haben, dass es auch in San Lorenzo Tests geben
soll. Es geht ihr mittlerweile wieder gut und ihre Kinder scheinen nicht infiziert worden
zu sein, so dass es sehr glimpflich verlaufen ist.
Inzwischen hat auch Ecuador damit begonnen, die seit Mitte März geltenden
strengen Maßnahmen regional zu lockern. Ein Ampelsystem mit rot, gelb und grün
soll der Bevölkerung den Überblick erleichtern, wo welche Vorschriften gelten. Die
Ampel der Provinz Esmeraldas, zu der u.a. San Lorenzo gehört, steht immer noch
auf rot, da es eine Region mit laufenden Neuinfektionen ist, die man weiterhin mit
den strikten Maßnahmen in den Griff zu bekommen versucht. Unsere
Mitarbeiterinnen gehen davon aus, dass vor Mitte bis Ende August der Status nicht
auf gelb geändert wird und es keine Lockerungen gibt. Damit verbunden ist, dass die
Ausgangssperre nachmittags und nachts weiterhin gilt, keine Überlandbusse fahren,
die Schulen geschlossen bleiben usw.
Somit ist auch der EcoClub mit seinem Mittagstisch und Programm nach wie vor
geschlossen.
Masken nähen in der Näherei – Vorbereitung für die Lebensmittelhilfe – gepackt und fertig zum Abholen
Untätig waren die Mitarbeiterinnen deshalb keineswegs. Der EcoClub hat bei einer
Näherei 500 Nasen-Mundschutz-Masken bestellt, die an die Familien des EcoClub
und der Nachbarschaft verteilt wurden. Als Näherinnen fungierten zwei Mütter, die im
letzten Jahr bereits Röcke für die Marimba Tänzerinnen genäht hatten. Der schöne
Nebeneffekt ist dabei: Beide konnten dadurch jeweils 75,- USD verdienen und zum
Familieneinkommen beitragen. Das ist in diesen Zeiten in San Lorenzo überaus
wichtig, weil viele der Familien durch Corona von heute auf morgen ihre
Lebensgrundlage verloren haben und ohne Einkommen dastehen. Zur Unterstützung
packen Sofia, Veronica und Helfer/Innen Lebensmittelkörbe. Auch da gibt es bei
sorgfältiger Herangehensweise und genauerer Betrachtung mehrere Seiten, die von
dieser Hilfe profitieren. Die Fischer haben zum Beispiel durch die Ausgangssperre
am Nachmittag und nachts nur sehr wenig Zeit für den Fischfang und sind zusätzlich
von den Gezeiten abhängig. Dadurch dass es keine Märkte und Straßenstände mehr
gibt, die Restaurants geschlossen und die Imbissstände verschwunden sind, fehlen
ihnen außerdem noch die Kunden, die die wenigen Fische kaufen, die sie fangen.
Davon betroffen sind auch die Kleinbauern und Farmer. Nach dem ersten
klassischen Warenkorb aus dem Lebensmittelladen sind nun in den weiteren
Lebensmittelkörben zusätzlich frische Produkte aus der Region enthalten: Fisch,
Obst und Gemüse.
Bei der Ration im Juni werden Orangen und Yucca noch nachgeliefert, weil der
Verkäufer an Denguefieber erkrankt ist und kurzfristig ausfiel.
Leider nicht in die Tat umsetzen konnten wir die Idee der Volksküche mit einem
Teller Suppe zur Mittagszeit, da Kontakte dabei fast nicht zu vermeiden sind und die
Ansteckungsgefahr damit gegeben ist.
Abholung der Lebensmittelration – Vorbereitung für den EcoClub – Joana (rechts) hilft bei den Schulaufgaben
Seit dem Ferienbeginn im Februar waren die Kinder in San Lorenzo nicht mehr in der
Schule. Auch in Ecuador soll digitaler Unterricht stattfinden und die Lehrer in San
Lorenzo schicken tatsächlich Aufgaben per WhatsApp. Einzelne Lehrer besuchen
auch Familien, die noch kein Mobiltelefon auftreiben konnten, und bringen
Arbeitsblätter mit Aufgaben. Viele Eltern können ihre Kinder aber schlichtweg
schulisch nicht unterstützen. Auch hier gibt es Überlegungen, was für Möglichkeiten
der EcoClub in dieser Situation hat.
So kamen wir ins Gespräch mit Joana, der Tochter von Sofia. Sie ist Lehrerin und
war bisher an der weiterführenden Schule José Otilio Ramirez in San Lorenzo tätig,
wurde aber im Zuge der staatlichen Einsparungen gerade entlassen. So gibt es seit
dieser Woche eine morgendliche Sprechstunde von 9-12 Uhr, in der Kinder mit ihren
Fragen kommen und Anleitung, Erklärung, Antwort und weitere Anregungen erhalten
können. Wir sind zuversichtlich, dass sich das im offenen EcoClub draußen und mit
Abstand unter Einhaltung von Hygieneregeln für die nächsten Wochen etablieren
lässt. Die wichtigsten Vorsichtsmaßnahmen werden dabei auch gleich noch mal
kindgerecht aufgearbeitet und eingeübt: Händewaschen, Husten und Niesen in die
Armbeuge …
Ob im Rahmen der schulischen Unterstützung noch technisches Equipment
angeschafft werden muss und was im Einzelnen gebraucht wird, ist noch in Klärung.
Die Musiklehrer des Marimba Projektes PAC sind im Bereich des digitalen
Unterrichts bereits erfolgreich unterwegs. Sie haben zuhause mit ihren
Mobiltelefonen kurze Videosequenzen für ihre Schüler aufgenommen und ihnen
geschickt, so dass die Kinder jetzt zuhause üben können. Die Musikinstrumente
hatte der EcoClub bereits an die Teilnehmer verteilt. Für die Kinder ist das eine
willkommene Abwechslung und Beschäftigung und sie scheinen fleißig zu
musizieren.
Aber nicht nur das: Sogar die Schrittfolgen für neue Tänze wurden den Schülern auf
diese Weise zugesandt, damit sie zuhause geprobt werden können, alles in der
Hoffnung, dass das Musikprojekt spätestens im Herbst im EcoClub fortgesetzt
werden kann. Das wäre in jeder Hinsicht wichtig, denn das vom Kindermissionswerk
finanzierte Projekt war letztes Jahr im August zu Ende gegangen. Wie erhofft wurde
das zweite Jahr vom Kindermissionswerk bewilligt und die Mittel bereitgestellt, aber
leider konnten wir nach den Schulferien Anfang April nicht wie geplant starten.
Auf Eis liegt auch erst einmal die Verlängerung der Workshops mit Kunst- und
Gestalttherapie, die Diana und Malena letztes Jahr so erfolgreich realisiert hatten. Ob
sich das digital umsetzen lässt, ist fraglich.
Zum Schluss möchte ich die Grüße aus San Lorenzo weitergeben, die Sofia
übermittelt: “Ich wünsche Ihnen Allen Freude und Glück. Ich habe Sie in Gedanken
immer bei mir. Möge Gott Sie mit Segen überschütten, damit Sie auch weiterhin die
Familien unterstützen können, die es so nötig haben. Vielen herzlichen Dank.”
Da schließe ich mich von Herzen an und wünsche einen schönen Sommer!
Viele Grüße
Marion Weeke