SlideShare una empresa de Scribd logo
1 de 22
Descargar para leer sin conexión
Überrendite - Was funktioniert (noch) und warum?
Dr. Alexis Eisenhofer
11. Mai 2017, OM finCon Berlin @eisenhofer
Überrenditen: Was sagt die
empirische Kapitalmarktforschung?
➢ “Aktiv” ist der Versuch, eine Benchmark (“Passiv”) zu
übertreffen
➢ Die Unterscheidung geht zurück auf den Aufsatz von
Treynor, Jack/Black, Fischer (1973): How to Use Security
Analysis to Improve Portfolio Selection, Journal of
Business.
➢ Hierzu kann der Fondsmanager “richtige Titel” auswählen
(Selektion)
➢ Er kann aber auch Titel im “richtigen Moment” auswählen
(Timing)
Aktives versus Passives Portfolio Management
➢ Der Nobelpreisträger William Sharpe veröffentlichte
1991 im Financial Analysts Journal den Beitrag “The
Arithmetic of Active Management”.
➢ Im Aggregat ist Fondsmanagement ein
Nullsummenspiel: Eine Übergewichtung eines
Fondsmanagers entspricht einer Untergewichtung
eines anderen Fondsmanagers.
➢ Die Rendite des durchschnittlichen aktiven Managers
muss deshalb “Benchmark - Kosten” sein.
Die Marktarithmetik
➢ Je länger der Anlagehorizont
ist, umso höher ist der Anteil
der Underperformer
➢ 7 Jahre: 82% Verlierer
Empirische Ergebnisse Aktiver Manager
➢ Der “Survivorship Bias” ist eine Verzerrung, weil
schlechte Fondsmanager ausscheiden und ex-post
nicht beobachtbar sind
➢ Von 1.024 Affen bleibt nach 10 Tagen ein Super-Affe
übrig, der die Börse immer richtig vorhergesehen hat
➢ Der “Incubation Bias” verzerrt, weil nur gute (Start-Up)
Fonds zum Vertrieb angemeldet werden
Durch den “Outcome Bias” haben Anleger die
falsche Sicht auf die tatsächliche Leistung
➢ Unternehmen haben Investitionsprojekte
und Informationsvorsprünge
➢ Haushalte sparen und haben
Informationsnachteile
➢ Das Finanzsystem soll Kontrolle ausüben,
kann dies jedoch durch prozyklische
Mittelflüsse nicht vollständig leisten
➢ Im Durchschnitt gewinnen die
Unternehmen, die Haushalte verlieren, und
das Finanzsystem verdient Provisionen
Flow of Funds Daten: Durch prozyklische
Mittelflüsse schaden Privatanleger sich selbst
➢ Studie von Kenneth French (2008) im Journal
of Finance: “The Cost of Active Investing”
➢ Die jährlichen Kosten aktiver US-Fonds
zwischen 1980 und 2006 betrugen 0,67%
➢ Der Barwert dieser jährlichen Kosten
entspricht ca. 10% aller Assets
➢ Dies kann als volkswirtschaftlicher
Kostenblock für die Preisfindung an
Kapitalmärkten interpretiert werden.
Volkswirtschaftlich sind die Kosten für aktives
Management ca. 10% der Marktkapitalisierung
➢ Ca. 1% der Monate
erhöhen/verringern die jährliche
Durchschnittsrendite um ca. 2%
➢ Wenige Monate sind so entscheidend,
weil sie den kompletten Markt
überraschen
➢ “Per Definition” sind solche Monate
eigentlich nicht vorhersehbar
Nur wenige Ereignisse bestimmen die langfristige
Rendite
➢ Risikoprämie: Risikoaverse Anleger fordern
Kompensation
➢ Verlust von gestern nicht einfach mit Gewinn
von morgen ausgeglichen
➢ Bei “normalen” Parametern braucht man
58% Trefferquote, um kein Geld zu verlieren
(ohne Transaktionskosten)
➢ Auf der Suche nach (unvorhersehbaren)
Super-Ereignissen verlieren Fondsmanager
Teile der Risikoprämie
➢ Je länger eine Short-Position, umso sicherer
kommt negative Risikoprämie
Timing: Eine monatliche Long/Short-Strategie braucht
ca. 58% Trefferquote, um kein Geld zu verlieren
Selektion: Geringe Chance für Stock Picker
➢ ⅔ aller Aktien schlechter als der
Index
➢ Nur 7% nachhaltige
Outperformer
➢ 40% absoluter Verlust, 40%
katastrophaler Absturz
➢ Nur 1 Unternehmen der Top 50
aus 1900 in den USA existent:
General Electric
Wie erwirtschaftet man heute noch
Überrenditen?
➢ Informationsverarbeitung heute im Bereich
von 5-7 Nanosekunden
➢ Algotrading: 99,7% aller Trades in der
Alphabet-Aktie stammen von Maschinen
➢ Co-Location: Rechner stehen im RZ der Börse
➢ Gefahr, dass öffentliche Informationsquellen
falsche Signale senden (Bsp. Chicagoer
Einkäuferindex, Sellside-Research)
Geschwindigkeit: Informationsverarbeitung im
Bereich von Nanosekunden
Psychologie: Renditeanomalien basieren meist
auf verhaltensökonomischen Beobachtungen
➢ Zeiteffekte (insb. Montagseffekt)
➢ Momentum-Effekt
➢ Small-Firm-Effekt
Proprietäre Daten: Informationsvorsprünge sind
sehr gering und sehr aufwändig
➢ Wassertemperatur bei
Atomkraftwerken
➢ Vessel Tracking
➢ Satellitenbilder und Drohnen
➢ Eigene Befragungen von Kunden,
Mitarbeitern und Konkurrenten sind
besser als öffentliche Daten
Exkurs: Jährliches Value Investoren Treffen in Omaha
➢ Börse als Schönheitswettbewerb:
Antizipieren der Mehrheitsmeinung ist
besser als Entscheidung nach eigenem
Schönheitsideal (John Maynard Keynes)
➢ Zukunftsforschung: Überlagerung
verschiedener Trends zur Identifikation von
“Tipping Points” (Bsp. Kirch New Media vs.
Netflix)
➢ Value Investing: Gutes Management,
Economic Moat, niedriger Preis
Visionen: Trendüberlagerungen zeigen
“Tipping Points” für Unternehmen
Die Überrendite von Berkshire Hathaway gegenüber
dem S&P 500 Index
➢ BRK.A (21,6%) schlägt S&P 500 Index
(9,9%) seit 1965 deutlich
➢ Überrendite geht kontinuierlich zurück
➢ Verfügbarkeit von Informationen und
Portfoliogröße reduzieren die
Überrendite
Wissenschaftliche Untersuchung von BRK.A im Jahr
2013 von Yale Forschern
➢ Andrea Frazzini/David Kabiller/Lasse
Pedersen (2013): “Buffett’s Alpha”
➢ Anlageerfolg wird durch
“Quality-Minus-Junk-Faktor” und
“Betting-Against-Beta-Faktor” erklärt
➢ Warren Buffett hebelt kontrazyklisch
risikoarme Qualitätsaktien
➢ Public Stocks (38%) sind besser als
Wholly-Owned-Subsidiaries (62%)
➢ Hebel bis zu 1,6; davon Insurance Float
36%
Zusammenfassung
➢ Nur die wenigsten erwirtschaften eine nachhaltige Überrendite
➢ Personen mit einem stabilen Alpha werden keine Fondsmanager, sondern Arbitrageure
(“Portable Alpha”)
➢ Die wahre Wertschöpfung in der Finanzindustrie entsteht im Marketing
Vielen Dank für Ihre
Aufmerksamkeit!

Más contenido relacionado

La actualidad más candente

Fintech - Digitale (R)Evolution in der Finanzbranche
Fintech - Digitale (R)Evolution in der FinanzbrancheFintech - Digitale (R)Evolution in der Finanzbranche
Fintech - Digitale (R)Evolution in der FinanzbrancheAlexis Eisenhofer
 
Google = Bank der Zukunft; Zukunft der Bank = ?
Google = Bank der Zukunft; Zukunft der Bank = ?Google = Bank der Zukunft; Zukunft der Bank = ?
Google = Bank der Zukunft; Zukunft der Bank = ?Alexis Eisenhofer
 
Münchner Finance Forum - Intro 23. Kaminabend
Münchner Finance Forum - Intro 23. KaminabendMünchner Finance Forum - Intro 23. Kaminabend
Münchner Finance Forum - Intro 23. KaminabendAlexis Eisenhofer
 
Fintech - Digitale (R)Evolution in der Finanzbranche
Fintech - Digitale (R)Evolution in der FinanzbrancheFintech - Digitale (R)Evolution in der Finanzbranche
Fintech - Digitale (R)Evolution in der FinanzbrancheAlexis Eisenhofer
 
„Digitalisierung des Bankgeschäfts, Kundenbindung durch Ökosysteme“ – möglich?
„Digitalisierung des Bankgeschäfts, Kundenbindung durch Ökosysteme“ – möglich?„Digitalisierung des Bankgeschäfts, Kundenbindung durch Ökosysteme“ – möglich?
„Digitalisierung des Bankgeschäfts, Kundenbindung durch Ökosysteme“ – möglich?WG-DATA GmbH
 
Future of Banking
Future of BankingFuture of Banking
Future of BankingRobert Koch
 
The Future of Banking
The Future of BankingThe Future of Banking
The Future of Bankingdmcgroup
 
13 THESEN ZUM STATUS UND PERSPEKTIVEN DER FINTECH-ENTWICKLUNG IN DEUTSCHLAND
13 THESEN ZUM STATUS UND PERSPEKTIVEN DER   FINTECH-ENTWICKLUNG IN DEUTSCHLAND13 THESEN ZUM STATUS UND PERSPEKTIVEN DER   FINTECH-ENTWICKLUNG IN DEUTSCHLAND
13 THESEN ZUM STATUS UND PERSPEKTIVEN DER FINTECH-ENTWICKLUNG IN DEUTSCHLANDfigo GmbH
 

La actualidad más candente (8)

Fintech - Digitale (R)Evolution in der Finanzbranche
Fintech - Digitale (R)Evolution in der FinanzbrancheFintech - Digitale (R)Evolution in der Finanzbranche
Fintech - Digitale (R)Evolution in der Finanzbranche
 
Google = Bank der Zukunft; Zukunft der Bank = ?
Google = Bank der Zukunft; Zukunft der Bank = ?Google = Bank der Zukunft; Zukunft der Bank = ?
Google = Bank der Zukunft; Zukunft der Bank = ?
 
Münchner Finance Forum - Intro 23. Kaminabend
Münchner Finance Forum - Intro 23. KaminabendMünchner Finance Forum - Intro 23. Kaminabend
Münchner Finance Forum - Intro 23. Kaminabend
 
Fintech - Digitale (R)Evolution in der Finanzbranche
Fintech - Digitale (R)Evolution in der FinanzbrancheFintech - Digitale (R)Evolution in der Finanzbranche
Fintech - Digitale (R)Evolution in der Finanzbranche
 
„Digitalisierung des Bankgeschäfts, Kundenbindung durch Ökosysteme“ – möglich?
„Digitalisierung des Bankgeschäfts, Kundenbindung durch Ökosysteme“ – möglich?„Digitalisierung des Bankgeschäfts, Kundenbindung durch Ökosysteme“ – möglich?
„Digitalisierung des Bankgeschäfts, Kundenbindung durch Ökosysteme“ – möglich?
 
Future of Banking
Future of BankingFuture of Banking
Future of Banking
 
The Future of Banking
The Future of BankingThe Future of Banking
The Future of Banking
 
13 THESEN ZUM STATUS UND PERSPEKTIVEN DER FINTECH-ENTWICKLUNG IN DEUTSCHLAND
13 THESEN ZUM STATUS UND PERSPEKTIVEN DER   FINTECH-ENTWICKLUNG IN DEUTSCHLAND13 THESEN ZUM STATUS UND PERSPEKTIVEN DER   FINTECH-ENTWICKLUNG IN DEUTSCHLAND
13 THESEN ZUM STATUS UND PERSPEKTIVEN DER FINTECH-ENTWICKLUNG IN DEUTSCHLAND
 

Similar a Überrendite - Was funktioniert (noch) und warum?

Junge Politik im Dialog - “Ohne Kapitalmärkte geht es nicht.”
Junge Politik im Dialog - “Ohne Kapitalmärkte geht es nicht.”Junge Politik im Dialog - “Ohne Kapitalmärkte geht es nicht.”
Junge Politik im Dialog - “Ohne Kapitalmärkte geht es nicht.”OpenMetrics Solutions LLC
 
INVESTTOR Präsentation
INVESTTOR PräsentationINVESTTOR Präsentation
INVESTTOR PräsentationINVESTTOR
 
Investitionen in Energieinfrastruktur aus Sicht Internationaler Investoren
Investitionen in Energieinfrastruktur aus Sicht Internationaler InvestorenInvestitionen in Energieinfrastruktur aus Sicht Internationaler Investoren
Investitionen in Energieinfrastruktur aus Sicht Internationaler InvestorenDr Anton Burger
 
32 unternehmenswert teil 2
32 unternehmenswert teil 232 unternehmenswert teil 2
32 unternehmenswert teil 2ICV_eV
 
32 unternehmenswert teil 2
32 unternehmenswert teil 232 unternehmenswert teil 2
32 unternehmenswert teil 2ICV_eV
 
Gerhard Massenbauer: Der Massenbauer Ansatz
Gerhard Massenbauer: Der Massenbauer AnsatzGerhard Massenbauer: Der Massenbauer Ansatz
Gerhard Massenbauer: Der Massenbauer AnsatzInvestor Verlag
 
Top Investment Konferenz 2012
Top Investment Konferenz 2012Top Investment Konferenz 2012
Top Investment Konferenz 2012iac-aktienclub
 
High Performance PMS - 1 Mio. Portfolios in weniger als 6 Minuten
High Performance PMS - 1 Mio. Portfolios in weniger als 6 MinutenHigh Performance PMS - 1 Mio. Portfolios in weniger als 6 Minuten
High Performance PMS - 1 Mio. Portfolios in weniger als 6 Minutenaixigo AG
 
Zinsentwicklung für Mittelstandsanleihen im volatilen Marktumfeld
Zinsentwicklung für Mittelstandsanleihen im volatilen MarktumfeldZinsentwicklung für Mittelstandsanleihen im volatilen Marktumfeld
Zinsentwicklung für Mittelstandsanleihen im volatilen Marktumfeldcometis AG
 
Die Levermann-Strategie: Funktioniert objektive Aktienbewertung?
Die Levermann-Strategie: Funktioniert objektive Aktienbewertung?Die Levermann-Strategie: Funktioniert objektive Aktienbewertung?
Die Levermann-Strategie: Funktioniert objektive Aktienbewertung?TransparentShare
 

Similar a Überrendite - Was funktioniert (noch) und warum? (14)

MH_Fokus_1_2016
MH_Fokus_1_2016MH_Fokus_1_2016
MH_Fokus_1_2016
 
Junge Politik im Dialog - “Ohne Kapitalmärkte geht es nicht.”
Junge Politik im Dialog - “Ohne Kapitalmärkte geht es nicht.”Junge Politik im Dialog - “Ohne Kapitalmärkte geht es nicht.”
Junge Politik im Dialog - “Ohne Kapitalmärkte geht es nicht.”
 
Payoff express 2008 04
Payoff express 2008 04Payoff express 2008 04
Payoff express 2008 04
 
INVESTTOR Präsentation
INVESTTOR PräsentationINVESTTOR Präsentation
INVESTTOR Präsentation
 
Investitionen in Energieinfrastruktur aus Sicht Internationaler Investoren
Investitionen in Energieinfrastruktur aus Sicht Internationaler InvestorenInvestitionen in Energieinfrastruktur aus Sicht Internationaler Investoren
Investitionen in Energieinfrastruktur aus Sicht Internationaler Investoren
 
32 unternehmenswert teil 2
32 unternehmenswert teil 232 unternehmenswert teil 2
32 unternehmenswert teil 2
 
32 unternehmenswert teil 2
32 unternehmenswert teil 232 unternehmenswert teil 2
32 unternehmenswert teil 2
 
Payoff express 2008 03
Payoff express 2008 03Payoff express 2008 03
Payoff express 2008 03
 
Gerhard Massenbauer: Der Massenbauer Ansatz
Gerhard Massenbauer: Der Massenbauer AnsatzGerhard Massenbauer: Der Massenbauer Ansatz
Gerhard Massenbauer: Der Massenbauer Ansatz
 
Top Investment Konferenz 2012
Top Investment Konferenz 2012Top Investment Konferenz 2012
Top Investment Konferenz 2012
 
Payoff express 2008 11
Payoff express 2008 11Payoff express 2008 11
Payoff express 2008 11
 
High Performance PMS - 1 Mio. Portfolios in weniger als 6 Minuten
High Performance PMS - 1 Mio. Portfolios in weniger als 6 MinutenHigh Performance PMS - 1 Mio. Portfolios in weniger als 6 Minuten
High Performance PMS - 1 Mio. Portfolios in weniger als 6 Minuten
 
Zinsentwicklung für Mittelstandsanleihen im volatilen Marktumfeld
Zinsentwicklung für Mittelstandsanleihen im volatilen MarktumfeldZinsentwicklung für Mittelstandsanleihen im volatilen Marktumfeld
Zinsentwicklung für Mittelstandsanleihen im volatilen Marktumfeld
 
Die Levermann-Strategie: Funktioniert objektive Aktienbewertung?
Die Levermann-Strategie: Funktioniert objektive Aktienbewertung?Die Levermann-Strategie: Funktioniert objektive Aktienbewertung?
Die Levermann-Strategie: Funktioniert objektive Aktienbewertung?
 

Más de Alexis Eisenhofer

Unkonventionelle Geldpolitik - Strategien im Kampf gegen Stagnation
Unkonventionelle Geldpolitik - Strategien im Kampf gegen StagnationUnkonventionelle Geldpolitik - Strategien im Kampf gegen Stagnation
Unkonventionelle Geldpolitik - Strategien im Kampf gegen StagnationAlexis Eisenhofer
 
Nullzinsen, Negativzinsen, Strafzinsen: Die Kapitalanlage der Versicherungswi...
Nullzinsen, Negativzinsen, Strafzinsen: Die Kapitalanlage der Versicherungswi...Nullzinsen, Negativzinsen, Strafzinsen: Die Kapitalanlage der Versicherungswi...
Nullzinsen, Negativzinsen, Strafzinsen: Die Kapitalanlage der Versicherungswi...Alexis Eisenhofer
 
Makroökonomische Trends in Zeiten extremer Geldmarktpolitik
Makroökonomische Trends in Zeiten extremer GeldmarktpolitikMakroökonomische Trends in Zeiten extremer Geldmarktpolitik
Makroökonomische Trends in Zeiten extremer GeldmarktpolitikAlexis Eisenhofer
 
Negativzinsen, die geldpolitische Erziehung zur Ungeduld?
Negativzinsen, die geldpolitische Erziehung zur Ungeduld?Negativzinsen, die geldpolitische Erziehung zur Ungeduld?
Negativzinsen, die geldpolitische Erziehung zur Ungeduld?Alexis Eisenhofer
 
Eine wissenschaftliche Analyse zur Performance von Healthcare-Aktien
Eine wissenschaftliche Analyse zur Performance von Healthcare-AktienEine wissenschaftliche Analyse zur Performance von Healthcare-Aktien
Eine wissenschaftliche Analyse zur Performance von Healthcare-AktienAlexis Eisenhofer
 
Demografische Dividende oder Nullwachstum? Die wirtschaftlichen Folgen des de...
Demografische Dividende oder Nullwachstum? Die wirtschaftlichen Folgen des de...Demografische Dividende oder Nullwachstum? Die wirtschaftlichen Folgen des de...
Demografische Dividende oder Nullwachstum? Die wirtschaftlichen Folgen des de...Alexis Eisenhofer
 
9. XING Kapitalmarkt Kolloquium - Intro
9. XING Kapitalmarkt Kolloquium - Intro9. XING Kapitalmarkt Kolloquium - Intro
9. XING Kapitalmarkt Kolloquium - IntroAlexis Eisenhofer
 
8. XING Kapitalmarkt Kolloquium - Intro
8. XING Kapitalmarkt Kolloquium - Intro8. XING Kapitalmarkt Kolloquium - Intro
8. XING Kapitalmarkt Kolloquium - IntroAlexis Eisenhofer
 
Berkshire Hathaway: Buffett's Alpha
Berkshire Hathaway: Buffett's AlphaBerkshire Hathaway: Buffett's Alpha
Berkshire Hathaway: Buffett's AlphaAlexis Eisenhofer
 
Google = Bank Of The Future; Future Of The Bank = ?
Google = Bank Of The Future; Future Of The Bank = ?Google = Bank Of The Future; Future Of The Bank = ?
Google = Bank Of The Future; Future Of The Bank = ?Alexis Eisenhofer
 
Niedrigzins, Hochfrequenzhandel und Finanzsystem in der Vertrauenskrise: Stra...
Niedrigzins, Hochfrequenzhandel und Finanzsystem in der Vertrauenskrise: Stra...Niedrigzins, Hochfrequenzhandel und Finanzsystem in der Vertrauenskrise: Stra...
Niedrigzins, Hochfrequenzhandel und Finanzsystem in der Vertrauenskrise: Stra...Alexis Eisenhofer
 
Aktives versus Passives Portfoliomanagement
Aktives versus Passives PortfoliomanagementAktives versus Passives Portfoliomanagement
Aktives versus Passives PortfoliomanagementAlexis Eisenhofer
 
Digitale Öffentlichkeit und soziale Macht: Auswirkungen von sozialen Medien a...
Digitale Öffentlichkeit und soziale Macht: Auswirkungen von sozialen Medien a...Digitale Öffentlichkeit und soziale Macht: Auswirkungen von sozialen Medien a...
Digitale Öffentlichkeit und soziale Macht: Auswirkungen von sozialen Medien a...Alexis Eisenhofer
 

Más de Alexis Eisenhofer (15)

Unkonventionelle Geldpolitik - Strategien im Kampf gegen Stagnation
Unkonventionelle Geldpolitik - Strategien im Kampf gegen StagnationUnkonventionelle Geldpolitik - Strategien im Kampf gegen Stagnation
Unkonventionelle Geldpolitik - Strategien im Kampf gegen Stagnation
 
Nullzinsen, Negativzinsen, Strafzinsen: Die Kapitalanlage der Versicherungswi...
Nullzinsen, Negativzinsen, Strafzinsen: Die Kapitalanlage der Versicherungswi...Nullzinsen, Negativzinsen, Strafzinsen: Die Kapitalanlage der Versicherungswi...
Nullzinsen, Negativzinsen, Strafzinsen: Die Kapitalanlage der Versicherungswi...
 
Makroökonomische Trends in Zeiten extremer Geldmarktpolitik
Makroökonomische Trends in Zeiten extremer GeldmarktpolitikMakroökonomische Trends in Zeiten extremer Geldmarktpolitik
Makroökonomische Trends in Zeiten extremer Geldmarktpolitik
 
Negativzinsen, die geldpolitische Erziehung zur Ungeduld?
Negativzinsen, die geldpolitische Erziehung zur Ungeduld?Negativzinsen, die geldpolitische Erziehung zur Ungeduld?
Negativzinsen, die geldpolitische Erziehung zur Ungeduld?
 
Eine wissenschaftliche Analyse zur Performance von Healthcare-Aktien
Eine wissenschaftliche Analyse zur Performance von Healthcare-AktienEine wissenschaftliche Analyse zur Performance von Healthcare-Aktien
Eine wissenschaftliche Analyse zur Performance von Healthcare-Aktien
 
Demografische Dividende oder Nullwachstum? Die wirtschaftlichen Folgen des de...
Demografische Dividende oder Nullwachstum? Die wirtschaftlichen Folgen des de...Demografische Dividende oder Nullwachstum? Die wirtschaftlichen Folgen des de...
Demografische Dividende oder Nullwachstum? Die wirtschaftlichen Folgen des de...
 
9. XING Kapitalmarkt Kolloquium - Intro
9. XING Kapitalmarkt Kolloquium - Intro9. XING Kapitalmarkt Kolloquium - Intro
9. XING Kapitalmarkt Kolloquium - Intro
 
8. XING Kapitalmarkt Kolloquium - Intro
8. XING Kapitalmarkt Kolloquium - Intro8. XING Kapitalmarkt Kolloquium - Intro
8. XING Kapitalmarkt Kolloquium - Intro
 
Berkshire Hathaway: Buffett's Alpha
Berkshire Hathaway: Buffett's AlphaBerkshire Hathaway: Buffett's Alpha
Berkshire Hathaway: Buffett's Alpha
 
Google = Bank Of The Future; Future Of The Bank = ?
Google = Bank Of The Future; Future Of The Bank = ?Google = Bank Of The Future; Future Of The Bank = ?
Google = Bank Of The Future; Future Of The Bank = ?
 
Niedrigzins, Hochfrequenzhandel und Finanzsystem in der Vertrauenskrise: Stra...
Niedrigzins, Hochfrequenzhandel und Finanzsystem in der Vertrauenskrise: Stra...Niedrigzins, Hochfrequenzhandel und Finanzsystem in der Vertrauenskrise: Stra...
Niedrigzins, Hochfrequenzhandel und Finanzsystem in der Vertrauenskrise: Stra...
 
Aktives versus Passives Portfoliomanagement
Aktives versus Passives PortfoliomanagementAktives versus Passives Portfoliomanagement
Aktives versus Passives Portfoliomanagement
 
Computational Finance
Computational FinanceComputational Finance
Computational Finance
 
The Value Premium Puzzle
The Value Premium PuzzleThe Value Premium Puzzle
The Value Premium Puzzle
 
Digitale Öffentlichkeit und soziale Macht: Auswirkungen von sozialen Medien a...
Digitale Öffentlichkeit und soziale Macht: Auswirkungen von sozialen Medien a...Digitale Öffentlichkeit und soziale Macht: Auswirkungen von sozialen Medien a...
Digitale Öffentlichkeit und soziale Macht: Auswirkungen von sozialen Medien a...
 

Überrendite - Was funktioniert (noch) und warum?

  • 1. Überrendite - Was funktioniert (noch) und warum? Dr. Alexis Eisenhofer 11. Mai 2017, OM finCon Berlin @eisenhofer
  • 2.
  • 3. Überrenditen: Was sagt die empirische Kapitalmarktforschung?
  • 4. ➢ “Aktiv” ist der Versuch, eine Benchmark (“Passiv”) zu übertreffen ➢ Die Unterscheidung geht zurück auf den Aufsatz von Treynor, Jack/Black, Fischer (1973): How to Use Security Analysis to Improve Portfolio Selection, Journal of Business. ➢ Hierzu kann der Fondsmanager “richtige Titel” auswählen (Selektion) ➢ Er kann aber auch Titel im “richtigen Moment” auswählen (Timing) Aktives versus Passives Portfolio Management
  • 5. ➢ Der Nobelpreisträger William Sharpe veröffentlichte 1991 im Financial Analysts Journal den Beitrag “The Arithmetic of Active Management”. ➢ Im Aggregat ist Fondsmanagement ein Nullsummenspiel: Eine Übergewichtung eines Fondsmanagers entspricht einer Untergewichtung eines anderen Fondsmanagers. ➢ Die Rendite des durchschnittlichen aktiven Managers muss deshalb “Benchmark - Kosten” sein. Die Marktarithmetik
  • 6. ➢ Je länger der Anlagehorizont ist, umso höher ist der Anteil der Underperformer ➢ 7 Jahre: 82% Verlierer Empirische Ergebnisse Aktiver Manager
  • 7. ➢ Der “Survivorship Bias” ist eine Verzerrung, weil schlechte Fondsmanager ausscheiden und ex-post nicht beobachtbar sind ➢ Von 1.024 Affen bleibt nach 10 Tagen ein Super-Affe übrig, der die Börse immer richtig vorhergesehen hat ➢ Der “Incubation Bias” verzerrt, weil nur gute (Start-Up) Fonds zum Vertrieb angemeldet werden Durch den “Outcome Bias” haben Anleger die falsche Sicht auf die tatsächliche Leistung
  • 8. ➢ Unternehmen haben Investitionsprojekte und Informationsvorsprünge ➢ Haushalte sparen und haben Informationsnachteile ➢ Das Finanzsystem soll Kontrolle ausüben, kann dies jedoch durch prozyklische Mittelflüsse nicht vollständig leisten ➢ Im Durchschnitt gewinnen die Unternehmen, die Haushalte verlieren, und das Finanzsystem verdient Provisionen Flow of Funds Daten: Durch prozyklische Mittelflüsse schaden Privatanleger sich selbst
  • 9. ➢ Studie von Kenneth French (2008) im Journal of Finance: “The Cost of Active Investing” ➢ Die jährlichen Kosten aktiver US-Fonds zwischen 1980 und 2006 betrugen 0,67% ➢ Der Barwert dieser jährlichen Kosten entspricht ca. 10% aller Assets ➢ Dies kann als volkswirtschaftlicher Kostenblock für die Preisfindung an Kapitalmärkten interpretiert werden. Volkswirtschaftlich sind die Kosten für aktives Management ca. 10% der Marktkapitalisierung
  • 10. ➢ Ca. 1% der Monate erhöhen/verringern die jährliche Durchschnittsrendite um ca. 2% ➢ Wenige Monate sind so entscheidend, weil sie den kompletten Markt überraschen ➢ “Per Definition” sind solche Monate eigentlich nicht vorhersehbar Nur wenige Ereignisse bestimmen die langfristige Rendite
  • 11. ➢ Risikoprämie: Risikoaverse Anleger fordern Kompensation ➢ Verlust von gestern nicht einfach mit Gewinn von morgen ausgeglichen ➢ Bei “normalen” Parametern braucht man 58% Trefferquote, um kein Geld zu verlieren (ohne Transaktionskosten) ➢ Auf der Suche nach (unvorhersehbaren) Super-Ereignissen verlieren Fondsmanager Teile der Risikoprämie ➢ Je länger eine Short-Position, umso sicherer kommt negative Risikoprämie Timing: Eine monatliche Long/Short-Strategie braucht ca. 58% Trefferquote, um kein Geld zu verlieren
  • 12. Selektion: Geringe Chance für Stock Picker ➢ ⅔ aller Aktien schlechter als der Index ➢ Nur 7% nachhaltige Outperformer ➢ 40% absoluter Verlust, 40% katastrophaler Absturz ➢ Nur 1 Unternehmen der Top 50 aus 1900 in den USA existent: General Electric
  • 13. Wie erwirtschaftet man heute noch Überrenditen?
  • 14. ➢ Informationsverarbeitung heute im Bereich von 5-7 Nanosekunden ➢ Algotrading: 99,7% aller Trades in der Alphabet-Aktie stammen von Maschinen ➢ Co-Location: Rechner stehen im RZ der Börse ➢ Gefahr, dass öffentliche Informationsquellen falsche Signale senden (Bsp. Chicagoer Einkäuferindex, Sellside-Research) Geschwindigkeit: Informationsverarbeitung im Bereich von Nanosekunden
  • 15. Psychologie: Renditeanomalien basieren meist auf verhaltensökonomischen Beobachtungen ➢ Zeiteffekte (insb. Montagseffekt) ➢ Momentum-Effekt ➢ Small-Firm-Effekt
  • 16. Proprietäre Daten: Informationsvorsprünge sind sehr gering und sehr aufwändig ➢ Wassertemperatur bei Atomkraftwerken ➢ Vessel Tracking ➢ Satellitenbilder und Drohnen ➢ Eigene Befragungen von Kunden, Mitarbeitern und Konkurrenten sind besser als öffentliche Daten
  • 17. Exkurs: Jährliches Value Investoren Treffen in Omaha
  • 18. ➢ Börse als Schönheitswettbewerb: Antizipieren der Mehrheitsmeinung ist besser als Entscheidung nach eigenem Schönheitsideal (John Maynard Keynes) ➢ Zukunftsforschung: Überlagerung verschiedener Trends zur Identifikation von “Tipping Points” (Bsp. Kirch New Media vs. Netflix) ➢ Value Investing: Gutes Management, Economic Moat, niedriger Preis Visionen: Trendüberlagerungen zeigen “Tipping Points” für Unternehmen
  • 19. Die Überrendite von Berkshire Hathaway gegenüber dem S&P 500 Index ➢ BRK.A (21,6%) schlägt S&P 500 Index (9,9%) seit 1965 deutlich ➢ Überrendite geht kontinuierlich zurück ➢ Verfügbarkeit von Informationen und Portfoliogröße reduzieren die Überrendite
  • 20. Wissenschaftliche Untersuchung von BRK.A im Jahr 2013 von Yale Forschern ➢ Andrea Frazzini/David Kabiller/Lasse Pedersen (2013): “Buffett’s Alpha” ➢ Anlageerfolg wird durch “Quality-Minus-Junk-Faktor” und “Betting-Against-Beta-Faktor” erklärt ➢ Warren Buffett hebelt kontrazyklisch risikoarme Qualitätsaktien ➢ Public Stocks (38%) sind besser als Wholly-Owned-Subsidiaries (62%) ➢ Hebel bis zu 1,6; davon Insurance Float 36%
  • 21. Zusammenfassung ➢ Nur die wenigsten erwirtschaften eine nachhaltige Überrendite ➢ Personen mit einem stabilen Alpha werden keine Fondsmanager, sondern Arbitrageure (“Portable Alpha”) ➢ Die wahre Wertschöpfung in der Finanzindustrie entsteht im Marketing
  • 22. Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!