DIE MARKTMEINUNG AUS STUTTGART: Abwertungshausse in Europa
DIE MARKTMEINUNG AUS STUTTGART
1. Presseinformation
Stuttgart, 14. September 2011
von Arnim E. Kogge
Die Marktmeinung aus Stuttgart
Aktienmärkte weiter im politischen Strudel
Die internationalen Aktienmärkte können sich von dem
Zickzackkurs der Politik nicht befreien. Konfuse und konträre
Meinungen, insbesondere aus der europäischen politischen
Führungsebene, richten immensen Schaden an den
Aktienmärkten an und führen dazu, dass sich die Investoren
abstinent zeigen und die Kurse trudeln lassen. Als am Dienstag
bekannt wurde, dass der französische Staatspräsident Sarkozy
und Bundeskanzlerin Merkel mit dem griechischen
Ministerpräsidenten Papandreou eine Vereinbarung treffen
wollen, schnellten die Aktienmärkte nach oben. Das relativierte
sich wieder, als bekannt wurde, dass es sich nur um eine
Telefonkonferenz am Mittwoch handelt. Die „Rettung“
Griechenlands spaltet Europa und setzt den Euro einer extremen
Bewährungsprobe aus. Nun haben sich sogar die BRIC-Staaten
(Brasilien, Russland, Indien und China) entschlossen, einen
verstärkten Ankauf von Anleihen aus Euro-Ländern zu
übernehmen, um eine Linderung der Schuldenkrise
herbeizuführen. Dies zeigt, wie hilflos die europäische Politik sich
bei Krisenfällen verhält. Auch der amerikanische Finanzminister
wird beim nächsten Treffen der europäischen Finanzminister am
Freitag teilnehmen – ein Novum. Die Rettung des Euros ist in
den Weltmittelpunkt gerückt. Hinzu kommt, dass nun auch die
Unternehmen verunsichert werden und kritischer in ihren
Prognosen sind. Dies zeigt der IWF, der die Voraussagen für das
.
.
2. deutsche Wirtschaftswachstum im kommenden Jahr auf 1,2
Prozent herabstuft (zuvor 2,2 Prozent). Sollte dies so
weitergehen, dann wird eine Wirtschaftskrise vom Reden zur
Tatsache. Der DAX trägt dieser Achterbahnfahrt Rechnung,
alleine seit dem 1. August hat der Index um gut 30 Prozent
verloren. Einen Vergleich gibt es nur mit dem Crash von 1987,
den Jahren 2001 und 2002 und der Lehman-Pleite 2008. Trotz
dieser starken Rückgänge bleibt immer noch Raum für weitere
Enttäuschungen und im schlimmsten Fall der Auftakt eines
Bärenmarktes, obwohl diese Schlussfolgerung mit den
Konjunktur- und Wirtschaftsdaten in keiner Weise übereinstimmt
und eigentlich eine Gegenbewegung mehr als überfällig ist. Der
DAX kämpft um seine 5.000-Punkte-Marke, die nächste
Unterstützung liegt bei 4.800, eine positive Gegenbewegung
könnte den Index kurzfristig bis 5.500 Punkte führen. Der
EuroStoxx50 liegt knapp oberhalb seiner Unterstützungslinie von
2.000 Punkten, diese dürfte auch halten. Die Widerstandslinie
liegt bei 2.250 Punkten. Der Dow-Jones-Index bleibt weiterhin,
trotz starker Schwankungen in seinem breiten Seitwärtskanal,
zwischen 11.500 und 10.500 Punkten.
Anleger werden sich darauf einrichten müssen, dass die Berg-
und Talfahrt der Aktienkurse weiter anhalten wird. Auch am
Mittwoch gab es erst wieder einen Rückschlag, im Fokus stand
wieder einmal die Branche der Banken, insbesondere die
französischen Institute, da sie von den Rating-Agenturen
heruntergestuft wurden. Gleichzeitig sorgte China für Irritation,
der Regierungschef äußerte sich dahingehend, dass er nur
weitere Investitionen zu Gunsten des Euros vornimmt, wenn er
feststellen würde, dass ernsthafte Sparanstrengungen auch
durchgeführt werden. Trotz des schwierigen Umfeldes im Bereich
der Banken sticht doch eine positiv hervor, die die Krise bisher
gut gemeistert hat, und das ist die Standard Chartered, deren
Geschäftsmodell ohne Investment-Banking den Schwerpunkt auf
2
3. die Schwellenländer legt. Ansonsten bleiben wir für die Branchen
Pharma und Gesundheitswesen übergewichtet, sehen aber auf
dem aktuellen Niveau auch die Branche Energie positiv und hier
insbesondere Royal Dutch und das kanadische Gasunternehmen
ENCANA.
Kontakt für den Leser:
Bankhaus ELLWANGER & GEIGER KG
Arnim E. Kogge
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