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Fruchtalarm im Markendschungel
Eine kurze Geschichte von Kirschen, Bananen und wie der Mac zu seinem Apfel kam
Sie sind überall: Früchte, die als Firmenlogos potenzielle Kunden auf den Geschmack bringen
sollen. Ob Kirschen, Bananen oder bunte Obstkörbe – viele Unternehmen tragen Früchte in
ihrem Markenzeichen oder haben sich nach ihnen benannt. Das bekannteste Früchtchen der
Werbelandschaft ist sicherlich der angebissene Apfel von Apple Computer. Nicht erst seit
dem Siegeszug des iPods versüßt er weltweit Technikjunkies das Leben.
Wer mit Früchten die Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen versucht, der wird wohl welche
verkaufen. Sollte man meinen. Und tatsächlich wimmelt es in den Obstabteilungen und
Saftregalen heimischer Supermärkte nur so vor knalligen Fruchtbildchen. Über dem
Schriftzug von Punica prangt die berühmt Punica-Oase, in der sich zwischen den Palmen
aufgeschnittene Orangenhälften, ein Apfel und ein Pfirsich tummeln. Gleich einen ganzen Hut
voller Vitamine trägt die Werbeikone Miss Chiquita der gleichnamigen Firma auf dem Kopf.
1963 wurde sie von Dick Browne, dem Zeichner von „Hägar dem Schrecklichen“, entworfen.
Die Dame ist dem Cartoonisten zufolge halb Frau und halb Banane, was sich hoffentlich nicht
eins zu eins auf die angepriesenen Exportbananen übertragen lässt.
Alles Banane dachten sich anscheinend auch die kreativen Köpfe der Modekette Banana
Republic als sie ihr Label tauften. Die Marke machte ihrem abgeschmackten Namen jedoch
nicht alle Ehre, wuchs zu einem Milliardengeschäft und gehört mittlerweile zum US-
„Fruchtalarm im Markendschungel“ Essay, 2008 Fiona Pröll
2
Modeimperium Gap. Überhaupt scheinen sich Früchte für Kleidungsmarken geradezu
anzubieten. Auf seine saftigen Preise weist offensichtlich das Modelabel Juicy Couture hin.
Wer es günstiger mag, greit im T-Shirtregal nach einem Hemd von Fruit of the Loom.
Übersetzt heißt der Markenname in etwa Früchte des Webstuhls. Das Logo zeigt ein
Stillleben aus Obst, genauer gesagt einen von Weintrauben und anderen Beeren eingerahmten
Apfel. Erstmals war es 1983 auf der Weltausstellung in Chicago zu sehen. Davor bestand das
Markenzeichen lediglich aus einem roten Apfel. Angeblich geht die Idee mit dem Obst auf
dem T-Shirt auf den Farmer Rufus Skeel aus dem Hudson Valley in den USA zurück. Seine
Tochter malte leidenschaftlich gerne rote Äpfel und klebte kurzum eines der Bilder auf einen
Stoffballen. Dieser verkaufte sich darauf besonders gut, weshalb der Vater beschloss, alle
hochwertigen Stoffballen mit dem Etikett anzubieten. Die Geschichte kam den Gründern von
Fruit of the Loom zu Ohren. Der Markenname war geboren.
Wer sich weiter auf die Suche nach Früchten auf Logos begibt, merkt, dass auch Kirschen
häufig als Werbebilder herhalten müssen. Der Bezug zum Produkt erschließt sich dem
Verbraucher jedoch nicht immer. So trägt die Firma Cherry Kirschen neben dem
Namensschriftzug. Warum damit der Hersteller von Computertastaturen und magnetischen
Sensoren beworben wird, bleibt unklar. Vielleicht hilft da ein Anruf bei der Auskunft über
den britischen Netzanbieter mycherrymobile.
Zu einem wahren Markenmythos ist der Apfel, englisch Apple, geworden. 1968 gründeten die
Beatles ihr eigenes Plattenlabel Apple Records. Ein Apfel der Sorte Granny Smith wurde zum
Logo und erschien erstmals auf dem Cover der Single „Hey Jude“.
Das runde Obst hielt nicht nur in der Abbey Road Einzug, es wurde zudem zum Symbol für
eines der größten Technikunternehmen der Welt. Auf Computern, iPods und neuerdings
Handys prangt die stilisierte Frucht als schickes Logo. Wer meint, Apple Computer hätte
„Fruchtalarm im Markendschungel“ Essay, 2008 Fiona Pröll
3
schon immer mit dem angebissenen Apfel geworben, liegt falsch. Jetzt aber bitte nicht
angefressen sein. Schließlich kennt heute kaum einer das ursprüngliche Logo, das von Ron
Wayne stammt. Dieses war ein aufwendig gestalteter, barock anmutender Kupferstich mit
einer Schärpe, worauf der Firmenname zu lesen war. Das Bild zeigt einen unter einem Baum
sitzenden Isaac Newton, welcher sich über ein Schriftstück beugt. Am Baum, direkt über
Newtons Kopf hängt der Apfel. Die Szene spielt somit auf die Entdeckung der Schwerkraft
an.
Das Logo missfiel, es war zu kleinteilig und schwer zu reproduzieren – es hatte einfach
keinen Biss. Deshalb wurde 1976 Regis McKenna beauftragt, ein Neues zu entwerfen. Sein
Design schmückt, wenn auch in abgewandelter Form, noch heute die Geräte. Erst war der
angebissene Apfel schwarz, ab der Einführung von bunten Bildschirmen bekam er
Regenbogenfarben ähnlich den Streifen im IBM-Logo von Paul Rand. Heute strahlt er im
Glasdesign oder einer der typischen Gerätefarben.
Wie aber kam der Konzern auf die Idee, die Frucht zum Markennamen und Logo zu machen?
Dazu kursieren im Internet sowie unter Computerexperten verschiedene Legenden. Eine
besagt, der Firmengründer Steve Jobs wollte das Unternehmen schlicht vor der Konkurrenz
Atari im Telefonbuch sehen. Andere behaupten, Jobs habe damit seine Überzeugung als
strenger Veganer ausgedrückt und sei nach mehreren Wochen in einer Kommune mit der Idee
zurückgekommen.
Weiter geht es mit unterhaltsamen Anekdoten, wenn in Jobs Urlaubserlebnissen nach dem
Ursprung des Apfels gesucht wird. Kurz vor der Firmentaufe sei er an einem Ferienort
gewesen, an dem zu der Zeit die Apfelernte stattfand. Freunde britischer Musik sind sich
dagegen sicher, dass die Verehrung des Gründers für die Beatles mit ihrem Label Apple
Records die einzige Namenspatin ist.
„Fruchtalarm im Markendschungel“ Essay, 2008 Fiona Pröll
4
Oft wird einer Deadline die Namensfindung zugeschrieben. Die hatte Steve Jobs angeblich
seinen Mitarbeitern gesetzt, um einen geeigneten Namen für das Jungunternehmen zu finden.
Die Zeit drängte, die Firma war noch nicht angemeldet und so soll Jobs den Namen Apfel
aufgestellt haben, um die Kreativität der Angestellten anzuspornen. Eine fruchtendere Idee
blieb aus, da musste man in den sauren Apfel beißen und den Namen behalten.
Viele sehen zudem im Symbol eine Anspielung auf den Selbstmord des Mathematikers Alan
Turring, einer der geistigen Väter des Computers. Neben dessen Totenbett war ein
angebissener, von ihm selbst vergifteter Apfel gefunden worden. Einer seiner Lieblingsfilme
war übrigens die Disneyversion von Schneewittchen.
Wer es etwas religiöser mag, ist mit dieser Erklärung gut beraten: Als laut Bibel Adam und
Eva die Frucht, in der heutigen Übersetzung den Apfel, vom Baum der Erkenntnis aßen,
wurden sie aus dem Garten Eden vertrieben. War das dritte Applelogo in Regenbogenfarben
gehalten, lässt sich mit etwas Fantasie darin ein Symbol für Hoffnung – man denke an die
Arche Noah – und die Rückkehr ins verlorene Paradies erkennen. Angeblich habe man zeigen
wollen, dass Apple Computer in der Vision einer besseren Zukunft gegründet worden sei. So
schön der Schöpfungsmythos auch klingen mag, die Sache hat einen Wurm: Die
Logodesigner selbst gaben später zu, nicht an die biblische Konnotation gedacht zu haben.
Wesentlich simpler klingt die Erklärung, der natürliche Apfel sei als ironisches Symbol für
den künstlichen Computer gedacht gewesen. Und woher kommt dann der Biss? Es handelt
sich dabei um ein subtiles Wortspiel im Englischen. Beißen heißt da to bite, das sich wie das
Byte, der Computermaßeinheit, anhört.
Wer sich nach diesen saftigen Geschichten noch nicht genug veräppelt fühlt, kann im Internet
unter missingbite.com Tassen, T-Shirts und sogar Schweizer Taschenmesser mit dem wohl
berühmtesten Apfel der Welt bestellen. Oder er macht es wie Gwyneth Paltrow und Chris
Martin und nennt einfach sein nächstes Kind Apple.
Fiona Pröll

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Essay "Fruchtalarm im Markendschungel"

  • 1. Fruchtalarm im Markendschungel Eine kurze Geschichte von Kirschen, Bananen und wie der Mac zu seinem Apfel kam Sie sind überall: Früchte, die als Firmenlogos potenzielle Kunden auf den Geschmack bringen sollen. Ob Kirschen, Bananen oder bunte Obstkörbe – viele Unternehmen tragen Früchte in ihrem Markenzeichen oder haben sich nach ihnen benannt. Das bekannteste Früchtchen der Werbelandschaft ist sicherlich der angebissene Apfel von Apple Computer. Nicht erst seit dem Siegeszug des iPods versüßt er weltweit Technikjunkies das Leben. Wer mit Früchten die Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen versucht, der wird wohl welche verkaufen. Sollte man meinen. Und tatsächlich wimmelt es in den Obstabteilungen und Saftregalen heimischer Supermärkte nur so vor knalligen Fruchtbildchen. Über dem Schriftzug von Punica prangt die berühmt Punica-Oase, in der sich zwischen den Palmen aufgeschnittene Orangenhälften, ein Apfel und ein Pfirsich tummeln. Gleich einen ganzen Hut voller Vitamine trägt die Werbeikone Miss Chiquita der gleichnamigen Firma auf dem Kopf. 1963 wurde sie von Dick Browne, dem Zeichner von „Hägar dem Schrecklichen“, entworfen. Die Dame ist dem Cartoonisten zufolge halb Frau und halb Banane, was sich hoffentlich nicht eins zu eins auf die angepriesenen Exportbananen übertragen lässt. Alles Banane dachten sich anscheinend auch die kreativen Köpfe der Modekette Banana Republic als sie ihr Label tauften. Die Marke machte ihrem abgeschmackten Namen jedoch nicht alle Ehre, wuchs zu einem Milliardengeschäft und gehört mittlerweile zum US-
  • 2. „Fruchtalarm im Markendschungel“ Essay, 2008 Fiona Pröll 2 Modeimperium Gap. Überhaupt scheinen sich Früchte für Kleidungsmarken geradezu anzubieten. Auf seine saftigen Preise weist offensichtlich das Modelabel Juicy Couture hin. Wer es günstiger mag, greit im T-Shirtregal nach einem Hemd von Fruit of the Loom. Übersetzt heißt der Markenname in etwa Früchte des Webstuhls. Das Logo zeigt ein Stillleben aus Obst, genauer gesagt einen von Weintrauben und anderen Beeren eingerahmten Apfel. Erstmals war es 1983 auf der Weltausstellung in Chicago zu sehen. Davor bestand das Markenzeichen lediglich aus einem roten Apfel. Angeblich geht die Idee mit dem Obst auf dem T-Shirt auf den Farmer Rufus Skeel aus dem Hudson Valley in den USA zurück. Seine Tochter malte leidenschaftlich gerne rote Äpfel und klebte kurzum eines der Bilder auf einen Stoffballen. Dieser verkaufte sich darauf besonders gut, weshalb der Vater beschloss, alle hochwertigen Stoffballen mit dem Etikett anzubieten. Die Geschichte kam den Gründern von Fruit of the Loom zu Ohren. Der Markenname war geboren. Wer sich weiter auf die Suche nach Früchten auf Logos begibt, merkt, dass auch Kirschen häufig als Werbebilder herhalten müssen. Der Bezug zum Produkt erschließt sich dem Verbraucher jedoch nicht immer. So trägt die Firma Cherry Kirschen neben dem Namensschriftzug. Warum damit der Hersteller von Computertastaturen und magnetischen Sensoren beworben wird, bleibt unklar. Vielleicht hilft da ein Anruf bei der Auskunft über den britischen Netzanbieter mycherrymobile. Zu einem wahren Markenmythos ist der Apfel, englisch Apple, geworden. 1968 gründeten die Beatles ihr eigenes Plattenlabel Apple Records. Ein Apfel der Sorte Granny Smith wurde zum Logo und erschien erstmals auf dem Cover der Single „Hey Jude“. Das runde Obst hielt nicht nur in der Abbey Road Einzug, es wurde zudem zum Symbol für eines der größten Technikunternehmen der Welt. Auf Computern, iPods und neuerdings Handys prangt die stilisierte Frucht als schickes Logo. Wer meint, Apple Computer hätte
  • 3. „Fruchtalarm im Markendschungel“ Essay, 2008 Fiona Pröll 3 schon immer mit dem angebissenen Apfel geworben, liegt falsch. Jetzt aber bitte nicht angefressen sein. Schließlich kennt heute kaum einer das ursprüngliche Logo, das von Ron Wayne stammt. Dieses war ein aufwendig gestalteter, barock anmutender Kupferstich mit einer Schärpe, worauf der Firmenname zu lesen war. Das Bild zeigt einen unter einem Baum sitzenden Isaac Newton, welcher sich über ein Schriftstück beugt. Am Baum, direkt über Newtons Kopf hängt der Apfel. Die Szene spielt somit auf die Entdeckung der Schwerkraft an. Das Logo missfiel, es war zu kleinteilig und schwer zu reproduzieren – es hatte einfach keinen Biss. Deshalb wurde 1976 Regis McKenna beauftragt, ein Neues zu entwerfen. Sein Design schmückt, wenn auch in abgewandelter Form, noch heute die Geräte. Erst war der angebissene Apfel schwarz, ab der Einführung von bunten Bildschirmen bekam er Regenbogenfarben ähnlich den Streifen im IBM-Logo von Paul Rand. Heute strahlt er im Glasdesign oder einer der typischen Gerätefarben. Wie aber kam der Konzern auf die Idee, die Frucht zum Markennamen und Logo zu machen? Dazu kursieren im Internet sowie unter Computerexperten verschiedene Legenden. Eine besagt, der Firmengründer Steve Jobs wollte das Unternehmen schlicht vor der Konkurrenz Atari im Telefonbuch sehen. Andere behaupten, Jobs habe damit seine Überzeugung als strenger Veganer ausgedrückt und sei nach mehreren Wochen in einer Kommune mit der Idee zurückgekommen. Weiter geht es mit unterhaltsamen Anekdoten, wenn in Jobs Urlaubserlebnissen nach dem Ursprung des Apfels gesucht wird. Kurz vor der Firmentaufe sei er an einem Ferienort gewesen, an dem zu der Zeit die Apfelernte stattfand. Freunde britischer Musik sind sich dagegen sicher, dass die Verehrung des Gründers für die Beatles mit ihrem Label Apple Records die einzige Namenspatin ist.
  • 4. „Fruchtalarm im Markendschungel“ Essay, 2008 Fiona Pröll 4 Oft wird einer Deadline die Namensfindung zugeschrieben. Die hatte Steve Jobs angeblich seinen Mitarbeitern gesetzt, um einen geeigneten Namen für das Jungunternehmen zu finden. Die Zeit drängte, die Firma war noch nicht angemeldet und so soll Jobs den Namen Apfel aufgestellt haben, um die Kreativität der Angestellten anzuspornen. Eine fruchtendere Idee blieb aus, da musste man in den sauren Apfel beißen und den Namen behalten. Viele sehen zudem im Symbol eine Anspielung auf den Selbstmord des Mathematikers Alan Turring, einer der geistigen Väter des Computers. Neben dessen Totenbett war ein angebissener, von ihm selbst vergifteter Apfel gefunden worden. Einer seiner Lieblingsfilme war übrigens die Disneyversion von Schneewittchen. Wer es etwas religiöser mag, ist mit dieser Erklärung gut beraten: Als laut Bibel Adam und Eva die Frucht, in der heutigen Übersetzung den Apfel, vom Baum der Erkenntnis aßen, wurden sie aus dem Garten Eden vertrieben. War das dritte Applelogo in Regenbogenfarben gehalten, lässt sich mit etwas Fantasie darin ein Symbol für Hoffnung – man denke an die Arche Noah – und die Rückkehr ins verlorene Paradies erkennen. Angeblich habe man zeigen wollen, dass Apple Computer in der Vision einer besseren Zukunft gegründet worden sei. So schön der Schöpfungsmythos auch klingen mag, die Sache hat einen Wurm: Die Logodesigner selbst gaben später zu, nicht an die biblische Konnotation gedacht zu haben. Wesentlich simpler klingt die Erklärung, der natürliche Apfel sei als ironisches Symbol für den künstlichen Computer gedacht gewesen. Und woher kommt dann der Biss? Es handelt sich dabei um ein subtiles Wortspiel im Englischen. Beißen heißt da to bite, das sich wie das Byte, der Computermaßeinheit, anhört. Wer sich nach diesen saftigen Geschichten noch nicht genug veräppelt fühlt, kann im Internet unter missingbite.com Tassen, T-Shirts und sogar Schweizer Taschenmesser mit dem wohl berühmtesten Apfel der Welt bestellen. Oder er macht es wie Gwyneth Paltrow und Chris Martin und nennt einfach sein nächstes Kind Apple. Fiona Pröll