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Niemand ist eine Insel ...
Wie wettbewerbsfähig ist der Wirtschaftsraum Zürich?
Zürich, 2. Juli 2013
1
Agenda
1. Standortmarketing im Überblick
2. Chancen/Gefahren für den Wirtschaftsstandort "Greater Zurich Area"
3. Was können wir konkret tun?
2
Generelle Trends im Standortwettbewerb
Strategische Veränderungen als Chance für die GZA
Premium-Fokussierung im Standortwettbewerb ist notwendig
Quelle: GZA, E&Y Attractiveness Survey Europe 2013, E&Y Swiss Attractiveness Survey
Generelle Trends Implikationen Schweiz
Globalisierung: Druck auf Unternehmen so hoch, dass Standorte
dauernd und strategisch überprüft werden
Arbeitsteilung: Technik ermöglicht immer grössere Arbeitsteilung und
höhere Unabhängigkeit von Elementen der Wertschöpfungskette
Funktionales Standortmarketing: Es werden Standorte für
Funktionen (z.B. F&E, It, Finanzen, IP Rechte) und nicht «nur» für
Unternehmen evaluiert
Auslanddirektinvestitionen (FDI):
Europa stagniert (Vergleich 2012-2011: -2.8% Projekte, +8% Jobs, -
36% Value of Investments)
Schwellenländer im Vormarsch, erzielten 2012 im Standortwett-
bewerb erstmals mehr FDI als die entwickelten Volkswirtschaften
Schweiz ist Premium
Standort für Investitionen
Standortwettbewerb in
Europa wird härter:
• In Westeuropa gibt es nur
noch Projekte mit hoher
Wertschöpfung
• Unternehmen aus
Schwellenländern
beginnen in Europa zu
investieren
3
Wettbewerb der Standorte spielt sich heute zwischen
Metropolitanregionen ab
Die Greater Zurich Area ist primär ein attraktiver «Standort in Europa»
Europa ist und bleibt ein gesuchter Investitionsstandort
4
Standort Marketing verändert Einschätzung des
Standortes positiv
Informationsgrad
Zeit
Kritische
Schwelle
Oberflächliche Sicht:
Informierte Sicht:
• Personalkosten zu teuer
• Immobilienpreise hoch
• Wegen starkem CHF
alles noch teurer
• Nicht in der EU
• CH ist ja Europa, somit
hohe Steuern und rigides
Arbeitsrecht • Effiziente Verwaltung
• Forschung & Entwicklung
• Diversität und Qualität
Arbeitskräfte
• Produktivität
• Arbeitsrecht / Steuern
• Lebensqualität und
soziales Klima
Die GZA fokussiert auf die Vermarktung und die Steigerung des
Bekanntheitsgrades des Wirtschaftsraums Zürich
5
Die GZA fokussiert auf multinationale Unternehmen
Hohe Bedeutung hinsichtlich Bruttoinlandprodukt und Arbeitsplätzen (2000-2010)
Quelle: SNB, BfS, Handelszeitung, ORBIS database, BCG
Multinationale Unternehmen festigen
Wettbewerbsfähigkeit & Krisenresistenz der Greater Zurich Area
36% des Bruttoinlandsprodukts,
1/3 von dessen Wachstum
6x höheres Wachstum der
Arbeitsplätze
27
Hohe Bedeutung multinationaler Unternehmen (1/2)
Beispiel: 36% vom Bruttoinlandprodukt, knapp 1/3 von dessen Wachstum (2000-2010)
1 B
39 B
89 B
< 1%
8%
Development 2000–2010
Breakdown of Swiss GDP
Annual GDP
growth
GDP
increase
Share in GDP
increase
3%
129 B3%
1%
30%
69%
31%
Domestic
companies
Swiss MNC
Foreign MNC
Total
200
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400 9%
65%
22%
14%
2004
451
67%
24%
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2000
422
64%
28%
2010
GDP in B CHF
551
Note: GDP in current year prices
Source: BfS, SNB, BCG
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Hohe Bedeutung multinationaler Unternehmen (2/2)
Beispiel: Wachstum der Arbeitsplätze 6x höher (2000-2010)
Domestic
companies
Swiss MNC
Foreign MNC
Full Time Equivalent Employees in Switzerland (in K)
Source: SNB, BfS, Handelszeitung, ORBIS database, BCG
-2%
6%
1%
1%
-115
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281
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Annual
employment growth
Change in
employment (in K)
Development 2000-2010
Total
1,000
2,000
3,000
4,000
0
2010
3,545
71%
18%
11%
2008
3,517
72%
18%
10%
2006
3,350
71%
20%
9%
2004
3,246
70%
21%
9%
2002
3,246
70%
22%
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7%
Domestic
companies
Swiss MNC
Foreign MNC
Full Time Equivalent Employees in Switzerland (in K)
Source: SNB, BfS, Handelszeitung, ORBIS database, BCG
-2%
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Annual
employment growth
Change in
employment (in K)
Development 2000-2010
Total
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2008
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2010
3,545
6
Aktivitäten der GZA wirken weit über "Zürich" hinaus
Standort Marketing dient der gesamten funktionalen Metropolitanregion «Greater Zurich Area»
Etwa die Wirtschaftsleistung von Dänemark4 ...
... aber nur ein Viertel der New Yorks5
1,8 Mio. Haushalte mit 3,8 Mio. Einwohnern2 ...
... davon 23% fremder Nationalität3
53% (CHF 302 Mrd.) der nationalen Wirtschaftsleistung1
Anmerkung: Berechnungsgrundlage für Erreichbarkeit innerhalb von 60 Minuten ist die Distanz zwischen Zürich Flughafen und dem jeweiligen Gemeindeort
1. BIP 2010 2. Stand per 01. Januar 2012 3. Gewichteter Durchschnitt 2011 nach Kantonen 4. BIP 2011 ~$ 333 Mrd. 5. GDP City of New York ~$ 1.280 Mrd
Quellen: Bundesamt für Statistik, Internationaler Währungsfond, U.S. Department of Commerce, BCG Analyse
= GZA Mitgliedskantone = GZA Wirkungskreis
Zürich
7
Agenda
1. Standortmarketing im Überblick
2. Chancen/Gefahren für den Wirtschaftsstandort "Greater Zurich Area"
3. Was können wir konkret tun?
8
Top-5 Entscheidungskriterien für Standortwahl
Was können wir wirklich beeinflussen?
Top-Entscheidungskriterien Gestaltungspielraum
Planungssicherheit
Hoch
Stabiles politisches und rechtliches System
Zuverlässige und effiziente Verwaltung
Stabilität des sozialen Klimas
Steuerliche Attraktivität
Mittel
Steuerliche Attraktivität bei Unternehmens- und
Einkommenssteuern muss im internationalen
Vergleich wettbewerbsfähig sein
Verfügbarkeit qualifizierter Mitarbeiter und
internationaler Führungskräfte
Hoch
Talentpool, Ausbildungsstandard und
Qualität Bildungssystem
Migration
Lebensqualität
Hoch
Sprachen, Kultur, Aufgeschlossenheit
Infrastruktur & Verbindungen
Kosten
Gering
Lohnnebenkosten, Einkommenssteuer
9
Herausforderungen im Standortwettbewerb
Andere Standorte
holen auf
Globale Entwicklungen &
Druck von Aussen
Leichtfertiger Umgang mit
vorhandenen Stärken
• Neue Konkurrenz in Asien und
Europa
• Steuerwettbewerb
• Know-how, Bildung
• Rasanter Infrastrukturaufbau
Abstand wieder
herstellen!
• FATCA
• AIA
• Aufstieg der BRICS
-> neue Freihandelsabkommen?
• Flughafenstreit
Proaktiv handeln,
nicht nur reagieren!
• Personenfreizügigkeit, Migration
& qualifizierte Zuwanderung
• Arbeitsrecht
• Liberales Gesellschaftsrecht
• 1:12 Initiative
• Erbschaftsteuer-Initiative
Stärken schützen und
verteidigen!
10
Steigender "Druck von Aussen"
Druck auf Finanzplatz
• Bankgeheimnis
• AIA - Informationsaustausch
• Bereinigung der «Altlasten»
Druck auf Unternehmenssteuern
• Steuervorteile Standort Schweiz (Bund &
Kantone)
• Angleichung der Regeln
Druck auf «Compliance» der Schweiz
• Alle Stufen der EU
• FATCA
• Flughafen Zürich
Teufelskreis der Staatsverschuldung Zunehmender Druck auf die Schweiz
Staatlicher
Leistungsabbau
Arbeits-
losigkeit
Mögliches
Inflationsszenario
Erhöhen
der Steuern
Druck auf
das Kapital
Soziale
Unruhen
Ohne Strategie und Standfestigkeit geht es nicht!
Sind wir aussenwirtschaftspolitisch genügend verhandlungsstark?
11
Interne Herausforderungen der Standortpolitik
Wirtschaftspolitischer Konsens ist verloren gegangen – übergeordnete Interessen und
Prioritäten sind weder langfristig noch unter Berücksichtigung der internationalen
Rahmenbedingungen definiert
Probleme werden ausgesessen. Wirtschaft und Politik viel zu wenig proaktiv: Feuerwehrübungen,
Reaktion statt Aktion, Kampf mit Rücken zur Wand (Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben.)
Liberale Schweiz kommt intern unter Druck (z.B. Steuern, Arbeitsmarkt, Verkehr,
unternehmerfreundliche Rahmenbedingungen, Migrationspolitik, Flughafen, gesellschaftspolitische
Verbote, Föderalistischer Wettbewerb, Kulturland- und Zweitwohnungsinitiative)
(Partei-)Politik polarisiert, zentralisiert und simplifiziert: Volksinitiativen degenerieren zu
kurzfristigen parteipolitischen Marketinginstrumenten, werden unsorgfältig redigiert und fördern die
Polarisierung in der Schweiz. Gefährlicher Trend zur Zentralisation auf Bundesebene.
Oberflächlicher wachstumskritischer Diskurs verdrängt die wirtschaftlichen Realitäten
(Zuwanderung, Multinationale Unternehmen, Wachstum, Zulieferströme etc.)
Interne Interessengegensätze verschlechtern die Planungssicherheit und
gefährden den (noch) attraktiven Wirtschaftsstandort.
!
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12
Agenda
1. Standortmarketing im Überblick
2. Chancen/Gefahren für den Wirtschaftsstandort "Greater Zurich Area"
3. Was können wir konkret tun?
13
Die «Greater Zurich Area» braucht einen gemeinsamen Traum
In der Greater Zurich
Area zu Hause:
"Lebenswert
vernetzt"
14
Strategische Handlungsfelder
Übersicht
«Lebenswert vernetzt»
Bildung &
Innovation
Infrastruktur &
Verkehr
Lebensqualität &
Talente
15
Bildung & Innovation
Strategische Handlungsfelder
 Stärkung der Grundlagenforschung als Innovationstreiber
 Innovationen zur Marktreife entwickeln: Start-Ups durch
Zusammenarbeit von öffentlicher Hand und
Grossunternehmen fördern
 Entwicklung und Promotion des dualen Bildungssystems
 Aufbau von Begabtenförderung: "Young Leaders"-
Programme etc.
 Internationale Top-Universitäten und -Institute zu Ablegern
im Wirtschaftsraum Zürich motivieren (Beispiel: New Huadu
Business School in Zürich)
 Internationale Schulen besser in kantonale Schulsysteme
integrieren
Bildung &
Innovation
16
Infrastruktur & Verkehr
Strategische Handlungsfelder
 Flughafen Kloten als logistische Drehscheibe und
internationaler Hub sichern (Zusammenarbeit mit Basel
Airport als gemeinsames Luftverkehrssystem?)
 Infrastruktur für internationale Kongresse bereitstellen
 Kulturangebot als Element der Standortattraktivität
verstehen
 Attraktiver Wohnraum in Zentrumsnähe (Aufwertung der
Aussenquartiere und Agglomerationen)
 Industriebrachen erschliessen, zwischen- und umnutzen
Infrastruktur &
Verkehr
17
Lebensqualität & Talente
Strategische Handlungsfelder
 Lebensqualität ist als Trumpf der GZA im Standortwettbewerb
 Internationalität bringt Wohlstand und Lebensqualität: Qualität
eines multikulturellen, innovativen und gleichzeitig
lebenswerten Standortes noch besser verstehen und
kommunizieren
 Natürliche Lebensgrundlagen bewahren. Vorausschauender
Schutz mit Augenmass
 Rekrutierung von Hochqualifizierten Arbeitskräften muss
weiterhin möglich sein, und zwar aus EU und Drittstaaten.
Abbau von Bürokratie und Kantönligeist ist nötig!
 Personenfreizügigkeit als ein Motor des Wohlstands muss
gleich 3x engagiert verteidigt werden (Massen-
einwanderungs- und Ecopopinitiative, Kroatien)
Lebensqualität &
Talente
18
Strategische Handlungsfelder
Übersicht
"Lebenswert vernetzt"
Bildung &
Innovation
Infrastruktur &
Verkehr
Lebensqualität &
Talente
Wirtschaft muss sich überzeugend einbringen und glaubwürdig engagieren!
19
Vier Fragen zum Verhältnis von Wirtschaft und Politik
• Versteht «die Wirtschaft» die Spielregeln und die Kommunikation im
«politischen System Schweiz» wirklich?
• Versteht «die Politik» die Bedeutung von Risiko, Innovation und globalem
Wettbewerb in der Wirtschaft wirklich?
• Bemühen sich die Akteure von Wirtschaft und Politik wirklich, einander zu
verstehen und Brücken zu schlagen oder optimiert jede Seite ihr eigenes
System?
• Unterstützt die Wirtschaft ihre politischen Repräsentanten in «guten und in
schlechten Tagen» wirklich?
20
Vier Anregungen zum Verhältnis von Wirtschaft und Politik
Tatbeweis: Die Wirtschaft muss glaubwürdige Massnahmen für eine «lebenswert
vernetzte» Greater Zurich Area ergreifen.
Offene Türen: Die (Partei-)Politik muss wieder lernen zuzuhören. Das «Erfolgsmodell
Schweiz» braucht offene Türen und die Bereitschaft zum Konsens – heute dominieren
«Tabuzonen» und Polarisierung.
Kommunikation: Die Wirtschaft muss die Glaubwürdigkeitslücke schliessen. Es
braucht gemeinsame Interessen und Aufklärungsarbeit für den «liberalen
Grundkonsens» der Schweiz.
Gemeinsame Agenda: Es braucht eine gemeinsame Agenda von Wirtschaft und
Politik zum Umsetzen eines gemeinsamen Traums für den Wirtschaftsraum Zürich.
Die Initiative dazu muss von der Wirtschaft kommen.
Die Zürcher Handelskammer als «Netzwerk für Wirtschaft und Politik»
kann sich zum Katalysator des neuen Konsenses entwickeln
21
Niemand ist eine Insel…
Niemand ist eine Insel, in sich ganz. Jeder
Mensch ist ein Stück des Kontinents, ein
Teil des Festlandes.
(No man is an island, entire of itself. Every man is a piece of the
continent, a part of the main.)
John Donne, 1572 – 1631, englischer Schriftsteller
22
… und nur gemeinsame Interessen machen uns stark!
Wir haben keine dauernden Verbündeten,
wir haben keine dauernden Widersacher,
wir haben nur dauernde Interessen.
(We have no permanent allies, we have no permanent enemies, we
only have permanent interests.)
Henry John Temple Viscount Lord Palmerston, 1784-1865, Englischer Staatsmann,
Aussenminister und Premierminister unter Königin Victoria
23
Herzlichen Dank!

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  • 1. Niemand ist eine Insel ... Wie wettbewerbsfähig ist der Wirtschaftsraum Zürich? Zürich, 2. Juli 2013
  • 2. 1 Agenda 1. Standortmarketing im Überblick 2. Chancen/Gefahren für den Wirtschaftsstandort "Greater Zurich Area" 3. Was können wir konkret tun?
  • 3. 2 Generelle Trends im Standortwettbewerb Strategische Veränderungen als Chance für die GZA Premium-Fokussierung im Standortwettbewerb ist notwendig Quelle: GZA, E&Y Attractiveness Survey Europe 2013, E&Y Swiss Attractiveness Survey Generelle Trends Implikationen Schweiz Globalisierung: Druck auf Unternehmen so hoch, dass Standorte dauernd und strategisch überprüft werden Arbeitsteilung: Technik ermöglicht immer grössere Arbeitsteilung und höhere Unabhängigkeit von Elementen der Wertschöpfungskette Funktionales Standortmarketing: Es werden Standorte für Funktionen (z.B. F&E, It, Finanzen, IP Rechte) und nicht «nur» für Unternehmen evaluiert Auslanddirektinvestitionen (FDI): Europa stagniert (Vergleich 2012-2011: -2.8% Projekte, +8% Jobs, - 36% Value of Investments) Schwellenländer im Vormarsch, erzielten 2012 im Standortwett- bewerb erstmals mehr FDI als die entwickelten Volkswirtschaften Schweiz ist Premium Standort für Investitionen Standortwettbewerb in Europa wird härter: • In Westeuropa gibt es nur noch Projekte mit hoher Wertschöpfung • Unternehmen aus Schwellenländern beginnen in Europa zu investieren
  • 4. 3 Wettbewerb der Standorte spielt sich heute zwischen Metropolitanregionen ab Die Greater Zurich Area ist primär ein attraktiver «Standort in Europa» Europa ist und bleibt ein gesuchter Investitionsstandort
  • 5. 4 Standort Marketing verändert Einschätzung des Standortes positiv Informationsgrad Zeit Kritische Schwelle Oberflächliche Sicht: Informierte Sicht: • Personalkosten zu teuer • Immobilienpreise hoch • Wegen starkem CHF alles noch teurer • Nicht in der EU • CH ist ja Europa, somit hohe Steuern und rigides Arbeitsrecht • Effiziente Verwaltung • Forschung & Entwicklung • Diversität und Qualität Arbeitskräfte • Produktivität • Arbeitsrecht / Steuern • Lebensqualität und soziales Klima Die GZA fokussiert auf die Vermarktung und die Steigerung des Bekanntheitsgrades des Wirtschaftsraums Zürich
  • 6. 5 Die GZA fokussiert auf multinationale Unternehmen Hohe Bedeutung hinsichtlich Bruttoinlandprodukt und Arbeitsplätzen (2000-2010) Quelle: SNB, BfS, Handelszeitung, ORBIS database, BCG Multinationale Unternehmen festigen Wettbewerbsfähigkeit & Krisenresistenz der Greater Zurich Area 36% des Bruttoinlandsprodukts, 1/3 von dessen Wachstum 6x höheres Wachstum der Arbeitsplätze 27 Hohe Bedeutung multinationaler Unternehmen (1/2) Beispiel: 36% vom Bruttoinlandprodukt, knapp 1/3 von dessen Wachstum (2000-2010) 1 B 39 B 89 B < 1% 8% Development 2000–2010 Breakdown of Swiss GDP Annual GDP growth GDP increase Share in GDP increase 3% 129 B3% 1% 30% 69% 31% Domestic companies Swiss MNC Foreign MNC Total 200 600 0 400 9% 65% 22% 14% 2004 451 67% 24% 10% 2000 422 64% 28% 2010 GDP in B CHF 551 Note: GDP in current year prices Source: BfS, SNB, BCG 28 Hohe Bedeutung multinationaler Unternehmen (2/2) Beispiel: Wachstum der Arbeitsplätze 6x höher (2000-2010) Domestic companies Swiss MNC Foreign MNC Full Time Equivalent Employees in Switzerland (in K) Source: SNB, BfS, Handelszeitung, ORBIS database, BCG -2% 6% 1% 1% -115 168 281 334 Annual employment growth Change in employment (in K) Development 2000-2010 Total 1,000 2,000 3,000 4,000 0 2010 3,545 71% 18% 11% 2008 3,517 72% 18% 10% 2006 3,350 71% 20% 9% 2004 3,246 70% 21% 9% 2002 3,246 70% 22% 8% 2000 3,211 70% 23% 7% Domestic companies Swiss MNC Foreign MNC Full Time Equivalent Employees in Switzerland (in K) Source: SNB, BfS, Handelszeitung, ORBIS database, BCG -2% 6% 1% 1% -115 168 281 334 Annual employment growth Change in employment (in K) Development 2000-2010 Total 71% 18% 11% 2008 3,517 72% 18% 10% 2006 3,350 71% 20% 9% 2004 3,246 70% 21% 9% 2002 3,246 70% 22% 8% 2000 3,211 70% 23% 7% 4,000 3,000 2,000 1,000 0 2010 3,545
  • 7. 6 Aktivitäten der GZA wirken weit über "Zürich" hinaus Standort Marketing dient der gesamten funktionalen Metropolitanregion «Greater Zurich Area» Etwa die Wirtschaftsleistung von Dänemark4 ... ... aber nur ein Viertel der New Yorks5 1,8 Mio. Haushalte mit 3,8 Mio. Einwohnern2 ... ... davon 23% fremder Nationalität3 53% (CHF 302 Mrd.) der nationalen Wirtschaftsleistung1 Anmerkung: Berechnungsgrundlage für Erreichbarkeit innerhalb von 60 Minuten ist die Distanz zwischen Zürich Flughafen und dem jeweiligen Gemeindeort 1. BIP 2010 2. Stand per 01. Januar 2012 3. Gewichteter Durchschnitt 2011 nach Kantonen 4. BIP 2011 ~$ 333 Mrd. 5. GDP City of New York ~$ 1.280 Mrd Quellen: Bundesamt für Statistik, Internationaler Währungsfond, U.S. Department of Commerce, BCG Analyse = GZA Mitgliedskantone = GZA Wirkungskreis Zürich
  • 8. 7 Agenda 1. Standortmarketing im Überblick 2. Chancen/Gefahren für den Wirtschaftsstandort "Greater Zurich Area" 3. Was können wir konkret tun?
  • 9. 8 Top-5 Entscheidungskriterien für Standortwahl Was können wir wirklich beeinflussen? Top-Entscheidungskriterien Gestaltungspielraum Planungssicherheit Hoch Stabiles politisches und rechtliches System Zuverlässige und effiziente Verwaltung Stabilität des sozialen Klimas Steuerliche Attraktivität Mittel Steuerliche Attraktivität bei Unternehmens- und Einkommenssteuern muss im internationalen Vergleich wettbewerbsfähig sein Verfügbarkeit qualifizierter Mitarbeiter und internationaler Führungskräfte Hoch Talentpool, Ausbildungsstandard und Qualität Bildungssystem Migration Lebensqualität Hoch Sprachen, Kultur, Aufgeschlossenheit Infrastruktur & Verbindungen Kosten Gering Lohnnebenkosten, Einkommenssteuer
  • 10. 9 Herausforderungen im Standortwettbewerb Andere Standorte holen auf Globale Entwicklungen & Druck von Aussen Leichtfertiger Umgang mit vorhandenen Stärken • Neue Konkurrenz in Asien und Europa • Steuerwettbewerb • Know-how, Bildung • Rasanter Infrastrukturaufbau Abstand wieder herstellen! • FATCA • AIA • Aufstieg der BRICS -> neue Freihandelsabkommen? • Flughafenstreit Proaktiv handeln, nicht nur reagieren! • Personenfreizügigkeit, Migration & qualifizierte Zuwanderung • Arbeitsrecht • Liberales Gesellschaftsrecht • 1:12 Initiative • Erbschaftsteuer-Initiative Stärken schützen und verteidigen!
  • 11. 10 Steigender "Druck von Aussen" Druck auf Finanzplatz • Bankgeheimnis • AIA - Informationsaustausch • Bereinigung der «Altlasten» Druck auf Unternehmenssteuern • Steuervorteile Standort Schweiz (Bund & Kantone) • Angleichung der Regeln Druck auf «Compliance» der Schweiz • Alle Stufen der EU • FATCA • Flughafen Zürich Teufelskreis der Staatsverschuldung Zunehmender Druck auf die Schweiz Staatlicher Leistungsabbau Arbeits- losigkeit Mögliches Inflationsszenario Erhöhen der Steuern Druck auf das Kapital Soziale Unruhen Ohne Strategie und Standfestigkeit geht es nicht! Sind wir aussenwirtschaftspolitisch genügend verhandlungsstark?
  • 12. 11 Interne Herausforderungen der Standortpolitik Wirtschaftspolitischer Konsens ist verloren gegangen – übergeordnete Interessen und Prioritäten sind weder langfristig noch unter Berücksichtigung der internationalen Rahmenbedingungen definiert Probleme werden ausgesessen. Wirtschaft und Politik viel zu wenig proaktiv: Feuerwehrübungen, Reaktion statt Aktion, Kampf mit Rücken zur Wand (Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben.) Liberale Schweiz kommt intern unter Druck (z.B. Steuern, Arbeitsmarkt, Verkehr, unternehmerfreundliche Rahmenbedingungen, Migrationspolitik, Flughafen, gesellschaftspolitische Verbote, Föderalistischer Wettbewerb, Kulturland- und Zweitwohnungsinitiative) (Partei-)Politik polarisiert, zentralisiert und simplifiziert: Volksinitiativen degenerieren zu kurzfristigen parteipolitischen Marketinginstrumenten, werden unsorgfältig redigiert und fördern die Polarisierung in der Schweiz. Gefährlicher Trend zur Zentralisation auf Bundesebene. Oberflächlicher wachstumskritischer Diskurs verdrängt die wirtschaftlichen Realitäten (Zuwanderung, Multinationale Unternehmen, Wachstum, Zulieferströme etc.) Interne Interessengegensätze verschlechtern die Planungssicherheit und gefährden den (noch) attraktiven Wirtschaftsstandort. ! ! ! ! !
  • 13. 12 Agenda 1. Standortmarketing im Überblick 2. Chancen/Gefahren für den Wirtschaftsstandort "Greater Zurich Area" 3. Was können wir konkret tun?
  • 14. 13 Die «Greater Zurich Area» braucht einen gemeinsamen Traum In der Greater Zurich Area zu Hause: "Lebenswert vernetzt"
  • 15. 14 Strategische Handlungsfelder Übersicht «Lebenswert vernetzt» Bildung & Innovation Infrastruktur & Verkehr Lebensqualität & Talente
  • 16. 15 Bildung & Innovation Strategische Handlungsfelder  Stärkung der Grundlagenforschung als Innovationstreiber  Innovationen zur Marktreife entwickeln: Start-Ups durch Zusammenarbeit von öffentlicher Hand und Grossunternehmen fördern  Entwicklung und Promotion des dualen Bildungssystems  Aufbau von Begabtenförderung: "Young Leaders"- Programme etc.  Internationale Top-Universitäten und -Institute zu Ablegern im Wirtschaftsraum Zürich motivieren (Beispiel: New Huadu Business School in Zürich)  Internationale Schulen besser in kantonale Schulsysteme integrieren Bildung & Innovation
  • 17. 16 Infrastruktur & Verkehr Strategische Handlungsfelder  Flughafen Kloten als logistische Drehscheibe und internationaler Hub sichern (Zusammenarbeit mit Basel Airport als gemeinsames Luftverkehrssystem?)  Infrastruktur für internationale Kongresse bereitstellen  Kulturangebot als Element der Standortattraktivität verstehen  Attraktiver Wohnraum in Zentrumsnähe (Aufwertung der Aussenquartiere und Agglomerationen)  Industriebrachen erschliessen, zwischen- und umnutzen Infrastruktur & Verkehr
  • 18. 17 Lebensqualität & Talente Strategische Handlungsfelder  Lebensqualität ist als Trumpf der GZA im Standortwettbewerb  Internationalität bringt Wohlstand und Lebensqualität: Qualität eines multikulturellen, innovativen und gleichzeitig lebenswerten Standortes noch besser verstehen und kommunizieren  Natürliche Lebensgrundlagen bewahren. Vorausschauender Schutz mit Augenmass  Rekrutierung von Hochqualifizierten Arbeitskräften muss weiterhin möglich sein, und zwar aus EU und Drittstaaten. Abbau von Bürokratie und Kantönligeist ist nötig!  Personenfreizügigkeit als ein Motor des Wohlstands muss gleich 3x engagiert verteidigt werden (Massen- einwanderungs- und Ecopopinitiative, Kroatien) Lebensqualität & Talente
  • 19. 18 Strategische Handlungsfelder Übersicht "Lebenswert vernetzt" Bildung & Innovation Infrastruktur & Verkehr Lebensqualität & Talente Wirtschaft muss sich überzeugend einbringen und glaubwürdig engagieren!
  • 20. 19 Vier Fragen zum Verhältnis von Wirtschaft und Politik • Versteht «die Wirtschaft» die Spielregeln und die Kommunikation im «politischen System Schweiz» wirklich? • Versteht «die Politik» die Bedeutung von Risiko, Innovation und globalem Wettbewerb in der Wirtschaft wirklich? • Bemühen sich die Akteure von Wirtschaft und Politik wirklich, einander zu verstehen und Brücken zu schlagen oder optimiert jede Seite ihr eigenes System? • Unterstützt die Wirtschaft ihre politischen Repräsentanten in «guten und in schlechten Tagen» wirklich?
  • 21. 20 Vier Anregungen zum Verhältnis von Wirtschaft und Politik Tatbeweis: Die Wirtschaft muss glaubwürdige Massnahmen für eine «lebenswert vernetzte» Greater Zurich Area ergreifen. Offene Türen: Die (Partei-)Politik muss wieder lernen zuzuhören. Das «Erfolgsmodell Schweiz» braucht offene Türen und die Bereitschaft zum Konsens – heute dominieren «Tabuzonen» und Polarisierung. Kommunikation: Die Wirtschaft muss die Glaubwürdigkeitslücke schliessen. Es braucht gemeinsame Interessen und Aufklärungsarbeit für den «liberalen Grundkonsens» der Schweiz. Gemeinsame Agenda: Es braucht eine gemeinsame Agenda von Wirtschaft und Politik zum Umsetzen eines gemeinsamen Traums für den Wirtschaftsraum Zürich. Die Initiative dazu muss von der Wirtschaft kommen. Die Zürcher Handelskammer als «Netzwerk für Wirtschaft und Politik» kann sich zum Katalysator des neuen Konsenses entwickeln
  • 22. 21 Niemand ist eine Insel… Niemand ist eine Insel, in sich ganz. Jeder Mensch ist ein Stück des Kontinents, ein Teil des Festlandes. (No man is an island, entire of itself. Every man is a piece of the continent, a part of the main.) John Donne, 1572 – 1631, englischer Schriftsteller
  • 23. 22 … und nur gemeinsame Interessen machen uns stark! Wir haben keine dauernden Verbündeten, wir haben keine dauernden Widersacher, wir haben nur dauernde Interessen. (We have no permanent allies, we have no permanent enemies, we only have permanent interests.) Henry John Temple Viscount Lord Palmerston, 1784-1865, Englischer Staatsmann, Aussenminister und Premierminister unter Königin Victoria