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Rwanda GenocideRwanda Genocide
Fallbeispiel
Republik Ruanda
Eckdaten
● Nachbarländer: Demok. Republik Kongo, Uganda,
Tansania und Burundi
● Staatsform: Republik
● Regierungsform: Präsidentiell
● Ehemalige Kolonie Deutschlands &
Belgiens
● Unabhängigkeit 1962
● HDI Rang 151 - 0,506 (2013)
„Ethnien“ in Ruanda - I
Präkoloniale Zeit
● Unterscheidung in Hutu und Tutsi und Twa
beruhte auf Klassifikation der Sippen - gesell.
Rangordnung
→ Tutsi – Viehzüchter, Hutu – Ackerbauern,
Twa – Sammler und Jäger
● Keine Barrieren zwischen den Sippen
● „Ethnizität ohne Ethnien“ (Jean-Pierre Chrétien)
● Soziale Kategorien
„Ethnien“ in Ruanda - II
Kolonialherrschaft
● Ende 19. Jhd. → Politisierung der Begriffe und
Beziehungen zw. den Sippen
● Rassistische Vorstellungen
Tutsi: „aufgeklärte Elite“,
„Führungsqualitäten angeboren“ - politische Macht
Hutu: „Hilfskräfte“
Postkoloniale Zeit
● Zwei feindliche Bevölkerungsgruppen
→ Mehrheit (80% Hutu) vs. Minderheit (15% Tutsi);
5% Twa
● Verengung der Begriffe
Konfliktentstehung
● Aus sozialen Kategorien wurden ethnische
● Konstruktion einer ethnischen Identität
→ Vermerk im Personalausweis
● In der Kolonialzeit aufgebaut - „Explosion“ vor
der Unabhängigkeit 1959
● Tutsi als „überlegene Rasse“
● Katholische Kirche als bildungs-
gesellschaftlicher Faktor
● Positionswechsel seitens Kolonialherrscher →
nun Heranbildung einer Gegenelite von Hutu
Dynamik des Völkermordes
● Revolution 1959 – ethnische Kristallisierung
● Gründungen von Parteien → Mobilisierung und
Radikalisierung der Masse
● Nach der Unabhängigkeit 1963 Beginn der
Massaker an Tutsi
● Öffentlicher Aufruf zum Morden – 1. Republik
vom Präsidenten Kayibanda (Hutu)
● Gewalt wird mit Gegengewalt beantwortet
● Ermordung des zweiten Präsidenten
Habyarimana
● Wirtschaftliche Misere
Völkermord 1994
● Gezielte, systematische Morde
● Vorbereitende Todeslisten
● Planmäßige Ausrottung
aller Tutsi
● Innerhalb von zwei Monaten
500.000 bis 1.000.000
Menschen ermordet
● In sechs Wochen ca. 80%
der Tutsi und gemäßigte
Hutu ermordet (!)
→ Organisierter Völkermord
„Ethnische Säuberung“
→ Hohe Bereitschaft der
Bevölkerung
Akteure
● Funk- und Printmedien:
Verbreitung von Hetzpropaganda
Radio: Radio-Télévision Libre des Mille Collines (RTLMC)–Hate Radio
Zeitschrift: Kangura (Weck ihn auf!) &
Le Courrier du Peuple (französischsprachig)
● Regierung
● Parteien – CDR & MRND (Hutu)
● Milizen
● Bevölkerung
Rolle der UN
● Zögerliche Hilfeleistung
→ Eigeninteressen der Nationalstaaten
im Vordergrund
● Erster Einsatz: Entsendung einer Beobachtermission
→ Kontrolle der Grenzen
● Resolution 872 – UNAMIR I – Dauer 22 Monate
→ Peace-keeping-Operation (Selbstverteidigung)
→ Beschränktes Mandat
→ Übergriffe auf UN-Soldaten – Abzug der Soldaten
►Kapitulation der UN - „Freibrief“ für den Genozid
● Resolution 918 – UNAMIR II
→ Schutzzonen
→ Sicherung humanitärer Hilfsprogramme
Zweideutige Rolle Frankreichs
● Resolution 929 – Operation Türkis
● Nach Unabhängigkeit Belgien und Frankreich
erste diplomatische Annäherung
→ zuerst entwicklungspolitische
Zusammenarbeit, dann wirtschaftliche
● Unterstützung bei Ausbildung der
Präsidentengarde und ruandischen Armee
● Waffenlieferungen
Entwicklungspolitische Maßnahmen I
Vision 2020
● Langfristiger strategischer Entwicklungsplan
● Leitbild der nationalen politischen und
wirtschaftlichen Ambitionen
● Ziel: Reduzierung der Abhängigkeit von der
Landwirtschaft und Stärkung des
Dienstleistungsbereiches, Förderung der
Informationstechnologien
→ aufstrebende Volkswirtschaft
II
● Beteiligte Arbeitsfelder:
1) Good Governance & staatl. Stabilität
2) Soziale Dienste & Förderung der
Wissensgesellschaft
3) Privatsektorförderung
4) Ausbau Infrastruktur & Technologie
5) Regional & internationale
Wirtschaftszusammenarbeit
6) Förderung produktiven Landwirtschaft
Literatur
● Harding, Leonard (1998): Ruanda – der Weg zum Völkermord:
Vorgeschichte-Verlauf-Deutung. Studien zur Afrikanischen Geschichte Bd.
20. Hamburg: Lit Verlag.
● Kasten, Tanja (2013): Entwicklungszusammenarbeit und Peacebuilding –
Mehr Wirkung durch Harmonisierung? Geberabstimmung und
Friedenskonsolidierung in Ruanda und Sierra Leone. Demokratie,
Sicherheit, Frieden Bd. 211. Baden-Baden: Nomos Verlagsgesellschaft, S.
156-225.
● Konaré, El Hadji Malick Sy (2012): Politisierte Ethnizität und Konflikte in
Afrika am Beispiel Ruandas und der Demokratischen Republik Kongo.
Studien zur Konflikt- und Friedensforschung Bd. 10. Hamburg: Verlag Dr.
Kovac.
● Neubert, Dieter (1997): Entwicklungspolitische Hoffnungen und
gesellschaftliche Wirklichkeit: eine vergleichende Länderfallstudie von
afrikanischen Nicht-Regierungsorganisationen in Kenia und Ruanda.
Frankfurt a. Main: Campus Verlag.
● Ternon, Yves (1996): Der verbrecherische Staat: Völkermord im 20.
Jahrhundert. Hamburg: Hamburger Edition, S. 181-213.
Internetquellen
● Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung: Ruanda – Situation und
Zusammenarbeit:
http://www.bmz.de/de/was_wir_machen/laender_regionen/subsahara/ruanda/zusammenarbeit/index.html
[Zugriff am 04.01.2015].
● Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH: Ruanda – Wirtschaft und
Entwicklung: http://liportal.giz.de/ruanda/wirtschaft-entwicklung/ [Zugriff am 04.01.2015].
● Republic of Rwanda - Ministry of Finance and Economic Planning: Rwanda Vision 2010:
http://www.gesci.org/assets/files/Rwanda_Vision_2020.pdf [Zugriff am 05.01.2015].

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Rwanda Genocide

  • 2. Fallbeispiel Republik Ruanda Eckdaten ● Nachbarländer: Demok. Republik Kongo, Uganda, Tansania und Burundi ● Staatsform: Republik ● Regierungsform: Präsidentiell ● Ehemalige Kolonie Deutschlands & Belgiens ● Unabhängigkeit 1962 ● HDI Rang 151 - 0,506 (2013)
  • 3. „Ethnien“ in Ruanda - I Präkoloniale Zeit ● Unterscheidung in Hutu und Tutsi und Twa beruhte auf Klassifikation der Sippen - gesell. Rangordnung → Tutsi – Viehzüchter, Hutu – Ackerbauern, Twa – Sammler und Jäger ● Keine Barrieren zwischen den Sippen ● „Ethnizität ohne Ethnien“ (Jean-Pierre Chrétien) ● Soziale Kategorien
  • 4. „Ethnien“ in Ruanda - II Kolonialherrschaft ● Ende 19. Jhd. → Politisierung der Begriffe und Beziehungen zw. den Sippen ● Rassistische Vorstellungen Tutsi: „aufgeklärte Elite“, „Führungsqualitäten angeboren“ - politische Macht Hutu: „Hilfskräfte“ Postkoloniale Zeit ● Zwei feindliche Bevölkerungsgruppen → Mehrheit (80% Hutu) vs. Minderheit (15% Tutsi); 5% Twa ● Verengung der Begriffe
  • 5. Konfliktentstehung ● Aus sozialen Kategorien wurden ethnische ● Konstruktion einer ethnischen Identität → Vermerk im Personalausweis ● In der Kolonialzeit aufgebaut - „Explosion“ vor der Unabhängigkeit 1959 ● Tutsi als „überlegene Rasse“ ● Katholische Kirche als bildungs- gesellschaftlicher Faktor ● Positionswechsel seitens Kolonialherrscher → nun Heranbildung einer Gegenelite von Hutu
  • 6. Dynamik des Völkermordes ● Revolution 1959 – ethnische Kristallisierung ● Gründungen von Parteien → Mobilisierung und Radikalisierung der Masse ● Nach der Unabhängigkeit 1963 Beginn der Massaker an Tutsi ● Öffentlicher Aufruf zum Morden – 1. Republik vom Präsidenten Kayibanda (Hutu) ● Gewalt wird mit Gegengewalt beantwortet ● Ermordung des zweiten Präsidenten Habyarimana ● Wirtschaftliche Misere
  • 7. Völkermord 1994 ● Gezielte, systematische Morde ● Vorbereitende Todeslisten ● Planmäßige Ausrottung aller Tutsi ● Innerhalb von zwei Monaten 500.000 bis 1.000.000 Menschen ermordet ● In sechs Wochen ca. 80% der Tutsi und gemäßigte Hutu ermordet (!) → Organisierter Völkermord „Ethnische Säuberung“ → Hohe Bereitschaft der Bevölkerung
  • 8. Akteure ● Funk- und Printmedien: Verbreitung von Hetzpropaganda Radio: Radio-Télévision Libre des Mille Collines (RTLMC)–Hate Radio Zeitschrift: Kangura (Weck ihn auf!) & Le Courrier du Peuple (französischsprachig) ● Regierung ● Parteien – CDR & MRND (Hutu) ● Milizen ● Bevölkerung
  • 9. Rolle der UN ● Zögerliche Hilfeleistung → Eigeninteressen der Nationalstaaten im Vordergrund ● Erster Einsatz: Entsendung einer Beobachtermission → Kontrolle der Grenzen ● Resolution 872 – UNAMIR I – Dauer 22 Monate → Peace-keeping-Operation (Selbstverteidigung) → Beschränktes Mandat → Übergriffe auf UN-Soldaten – Abzug der Soldaten ►Kapitulation der UN - „Freibrief“ für den Genozid ● Resolution 918 – UNAMIR II → Schutzzonen → Sicherung humanitärer Hilfsprogramme
  • 10. Zweideutige Rolle Frankreichs ● Resolution 929 – Operation Türkis ● Nach Unabhängigkeit Belgien und Frankreich erste diplomatische Annäherung → zuerst entwicklungspolitische Zusammenarbeit, dann wirtschaftliche ● Unterstützung bei Ausbildung der Präsidentengarde und ruandischen Armee ● Waffenlieferungen
  • 11. Entwicklungspolitische Maßnahmen I Vision 2020 ● Langfristiger strategischer Entwicklungsplan ● Leitbild der nationalen politischen und wirtschaftlichen Ambitionen ● Ziel: Reduzierung der Abhängigkeit von der Landwirtschaft und Stärkung des Dienstleistungsbereiches, Förderung der Informationstechnologien → aufstrebende Volkswirtschaft
  • 12. II ● Beteiligte Arbeitsfelder: 1) Good Governance & staatl. Stabilität 2) Soziale Dienste & Förderung der Wissensgesellschaft 3) Privatsektorförderung 4) Ausbau Infrastruktur & Technologie 5) Regional & internationale Wirtschaftszusammenarbeit 6) Förderung produktiven Landwirtschaft
  • 13. Literatur ● Harding, Leonard (1998): Ruanda – der Weg zum Völkermord: Vorgeschichte-Verlauf-Deutung. Studien zur Afrikanischen Geschichte Bd. 20. Hamburg: Lit Verlag. ● Kasten, Tanja (2013): Entwicklungszusammenarbeit und Peacebuilding – Mehr Wirkung durch Harmonisierung? Geberabstimmung und Friedenskonsolidierung in Ruanda und Sierra Leone. Demokratie, Sicherheit, Frieden Bd. 211. Baden-Baden: Nomos Verlagsgesellschaft, S. 156-225. ● Konaré, El Hadji Malick Sy (2012): Politisierte Ethnizität und Konflikte in Afrika am Beispiel Ruandas und der Demokratischen Republik Kongo. Studien zur Konflikt- und Friedensforschung Bd. 10. Hamburg: Verlag Dr. Kovac. ● Neubert, Dieter (1997): Entwicklungspolitische Hoffnungen und gesellschaftliche Wirklichkeit: eine vergleichende Länderfallstudie von afrikanischen Nicht-Regierungsorganisationen in Kenia und Ruanda. Frankfurt a. Main: Campus Verlag. ● Ternon, Yves (1996): Der verbrecherische Staat: Völkermord im 20. Jahrhundert. Hamburg: Hamburger Edition, S. 181-213.
  • 14. Internetquellen ● Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung: Ruanda – Situation und Zusammenarbeit: http://www.bmz.de/de/was_wir_machen/laender_regionen/subsahara/ruanda/zusammenarbeit/index.html [Zugriff am 04.01.2015]. ● Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH: Ruanda – Wirtschaft und Entwicklung: http://liportal.giz.de/ruanda/wirtschaft-entwicklung/ [Zugriff am 04.01.2015]. ● Republic of Rwanda - Ministry of Finance and Economic Planning: Rwanda Vision 2010: http://www.gesci.org/assets/files/Rwanda_Vision_2020.pdf [Zugriff am 05.01.2015].