Lernen und Spielen im Kindergarten - Neue Technologien im Einsatz
1.
2. 2
—
Lehrbuch
für
Lernen
und
Lehren
mit
Technologien
(L3T)
dergarten“ die Rede ist, schließt dies alle Formen ele-
1. Kinder
und
ihr
Zugang
zu
neuen
Technologien
mentarer Bildungsinstitutionen für Kinder im Alter
Lebenswelten
der
Kinder
sind
Medienwelten
von drei bis sechs Jahren mit ein.
Kinder in unserer Gesellschaft wachsen von klein auf
Studien
zur
Nutzung
von
neuen
Technologien
im
ele-‐
mit einer Vielzahl an Medien und Medienprodukten
mentaren
Bildungsbereich
auf. Nach einer Studie von Feierabend und Mohr
(2004) sehen zwei Drittel der zwei- bis fünfjährigen Aktuelle Forschungsergebnisse zur Nutzung von
Kinder täglich oder beinahe täglich fern. In über 90 neuen Technologien im elementaren Bildungsbereich
Prozent der befragten Haushalte befinden sich Fern- sind international nur rudimentär vorhanden, was auf
seher, Telefon, Radio, Mobiltelefon, Videorekorder hohen Forschungsbedarf schließen lässt. Siraj-
und Stereoanlage. Die Studie bringt damit deutlich Blatchford (2006) untersuchte die Auswirkungen des
zum Ausdruck, dass Kindern potentiell bereits ein Einsatzes von Informations- und Kommunikations-
breites Medienspektrum zur Verfügung steht und sie technologien im frühen Bildungsbereich. Ergebnisse
von diesem auch Gebrauch machen. zeigen, dass neue Technologien im institutionellen
Bildungsbereich vor allem auf kreative Weise genutzt
Warum
glauben
Sie,
sind
Medien
wich@g
für
Kinder? werden, gefolgt von der Nutzung für die Bereiche
? Welche
Funk@onen
erfüllen
Medien
in
der
Lebenswelt
von
Kindern?
Zu
welchem
Zweck
nutzen
Kinder
Lese- und Schreibfähigkeit, Mathematik und Wissen.
Der Computer kommt laut Siraj-Blatchford vor allem
Medien
Ihrer
Einschätzung
nach?
Disku@eren
Sie
in
in Bezug auf Lesekompetenz in Bildungseinrich-
Kleingruppen.
tungen zum Einsatz.
In einer österreichischen Studie (Pfarrhofer &
Medien
erfüllen
verschiedene
Funk?onen
in
der
Ent-‐ Koller, 2007) stellte sich heraus, dass 68 Prozent der
wicklung
von
Kindern
drei- bis fünfjährigen Kinder zu Hause Zugang zu
Durch den Besitz von Technologien erleben Kinder einem Computer oder Laptop haben. Davon haben
ihre persönliche Autonomie und Stärke. Medien 45 Prozent einen Internetzugang. 37 Prozent der
helfen ihnen bereits im Kindergartenalter bei der ge- Eltern empfinden den Umgang mit dem Computer
zielten Suche nach Information, dienen daher als In- als eine wichtige Bildungserfahrung für ihre Kinder.
formationsvermittler. Die Informationsvermittlung
geschieht dabei vor allem gemeinsam in Begleitung 92
Prozent
der
befragten
Eltern
erwarten,
dass
der
Erwachsener, wenn Kinder noch nicht lesen können,
oder allein, anhand altersangepasster Medienpro-
! Umgang
mit
neuen
Technologien
in
der
Schule
und
im
Kindergarten
gelehrt
wird
(Pfarrhofer
&
Koller,
2007)
dukte. Durch Medien können Kinder in vielfältiger
und kreativer Weise ihre eigene Sichtweise aus- Kindergarten,
Technologieeinsatz
und
Medienbildung
drücken und darstellen. Zum Beispiel wenn in einem
Projekt, in dem es um elektrische Geräte im Haushalt Die Potenziale neuer Technologien stellen deshalb
geht, auf einer „Fotosafari“ durch die „Kita“ (kurz auch die Bildungsinstitutionen für drei- bis sechs-
für „Kindertagesstätte“) alle Geräte fotografiert jährige Kinder vor die Herausforderung, Konzepte
werden, die Strom brauchen. Die von den Kindern für aktuelle und engagierte Medienbildung zu entwi-
hergestellten Medienprodukte, in diesem Fall Fotos, ckeln. Elementare Bildungseinrichtungen sind aufge-
werden als Grundlage einer Diskussion genutzt. Die fordert, die Lebenswelt der Kinder zu reflektieren
Kinder können die Fotos verwenden, um ihre Erfah- und die Basis für lebensbegleitende Bildungsprozesse
rungen in die Diskussion einzubringen oder ihren zu legen. Da die Verwendung von digitalen Techno-
Standpunkt zu verdeutlichen (Fthenakis et al., 2009). logien die Wissensgesellschaft in entscheidendem
Eine weitere Funktion von Mediennutzung ist die Maße prägt, beeinflussen Medien dementsprechend
Unterstützung der Kinder beim Erwerb des Kon- auch die frühe Kindheit und können als bedeutender
zepts der symbolischen Repräsentation, das heißt, die Sozialisationsfaktor gesehen werden (Theunert &
Mädchen und Jungen müssen erst den Charakter von Schorb, 2004). Kinder erwerben bereits in ihrem fa-
Symbolen begreifen und verstehen. Ein wichtiger miliären Umfeld grundlegende Medienkompetenzen
Grund für die Mediennutzung ist nicht nur für Er- (Spanhel, 2002). An diesen ersten Kompetenzen
wachsene, sondern auch für Kinder im Kindergarten- sollten sich Konzepte der Medienbildung im Kinder-
alter das Bedürfnis nach Entspannung, Spiel und garten orientieren und darauf aufbauen. Der
Spaß (Fthenakis et al., 2009). Wenn dabei von „Kin- Umgang mit neuen Technologien bedarf einer früh-
zeitigen und pädagogisch wertvollen Herangehens-
3. Lernen
und
Spielen
im
Kindergarten.
Neue
Technologien
im
Einsatz
—
3
weise, die Kindern eine verantwortungsvolle, selbst-
Weiterführende
Literatur/Materialien:
bestimmte Partizipation in der Mediengesellschaft er-
möglicht. Hierzu ist eine spielerische Gestaltung not- ! ▸ Aufenanger,
S.
&
Neuß,
N.
(1999).
Alles
Werbung,
oder
was?
Medienpädagogische
Ansätze
zur
Ver-‐
wendig, die den Kindern erlaubt sich ihre eigenen, in- milung
von
Werbekompetenz
im
Kindergarten.
dividuellen Handhabungen selbstgesteuert anzu- Ein
Forschungsprojekt
der
Unabhängigen
Landes-‐
eignen und in der sie sich selbst als Person auspro- anstalt
für
das
Rundfunkwesen
(ULR).
URL:
bieren können. hp://www.dr-‐neuss.de/Onlinetexte
[2010-‐09-‐
28].
2. Einsatz
von
neuen
Technologien
in
Verbindung
mit ▸ LfM
Nordrhein-‐Wesdalen;
LPR
Hessen
&
LPR
Medienbildung
Rheinland-‐Pfalz
(2003).
Kinder
und
Werbung.
Bau-‐
steine
für
den
Kindergarten.
Medienpädagogischer
Mit
Medien
ko-‐konstruk?v
lernen
Baukasten
zum
Thema
„Kinder
und
Werbung“
Me-‐
Die folgenden Ausführungen zur Umsetzung von dienpädagogisches
Material.
München:
kopaed.
Medienbildung und zur Nutzung neuer Technologien
im Kindergarten gehen von einem sozialkonstrukti- Kinder die Welt der Werbung und stellen etwa eigene
vistischen Bildungsverständnis aus, das Bildung als Werbeproduktionen her und beginnen dadurch, ihren
Ergebnis sozialer Prozesse konzeptualisiert, die sich Bezug zu Werbung zu reflektieren.
in der Interaktion zwischen einzelnen Personen voll-
Bildungsziele
der
Medienbildung
ziehen. Demzufolge kann das Lernen von Kindern
nicht als Weitervermittlung von bereits bestehendem, Die Bildungsziele im Bereich der Medienbildung
„fertigem“ Wissen verstanden werden, sondern als lassen sich in zwei große Bereiche unterteilen. Der
kooperative und kommunikative Aktivität, an der Zielbereich „Stärkung von Kompetenzen für den
Kinder und Erwachsene aktiv beteiligt sind und bei aktiven Umgang mit Medien“ schließt zum einen
der gemeinsam Sinn konstruiert wird sowie Kompe- ein, dass Kinder Erfahrungen und praktische Kennt-
tenzen neu aufgebaut werden. Diese Vorgehensweise nisse im Umgang mit Medien sammeln, und zum an-
wird als Ko-Konstruktion bezeichnet: Kinder ko- deren Medien für eigene Anliegen, Fragen und den
konstruieren ihr Wissen, Sinn und Bedeutung auf der sozialen Austausch nutzen. Im zweiten Zielbereich
Grundlage ihrer bisherigen Erfahrungen und ebenso „Stärkung von Kompetenzen für die kritische Re-
in Auseinandersetzung mit Interaktionspartnern in flexion von Medien“ geht es neben der Verar-
ihrer sozialen Umgebung (Fthenakis, 2004). Die Art beitung und Reflexion des eigenen Umgangs und ei-
und Weise wie Interaktionen zwischen Fachkräften gener Erfahrungen mit Medien darum, die Machart
und Kindern sowie zwischen den Kindern gestaltet und Funktion von Medien zu reflektieren und Kennt-
werden, ist demnach von entscheidender Bedeutung nisse darüber zu erwerben (für eine detaillierte Dar-
für die Entwicklung der Kinder. stellung von Zielen der Medienbildung im Kinder-
Medien haben für ko-konstruktives Lernen eine garten siehe Fthenakis et al., 2009). Eine Umsetzung
besondere Bedeutung: Mit Hilfe neuer Technologien dieser Ziele orientiert sich an den vier Grundposi-
erhalten Kinder nicht nur Zugang zu Informationen, tionen, die im Folgenden beschrieben werden.
sie können auch selbst Medien herstellen, um ihre
Lernwege festzuhalten, sich diese vergegenwärtigen
und ihre Sichtweise in die Diskussion einbringen. In
Warum
sollte
ein
Kind
in
elementaren
Bildungsins@tu-‐
einem Projekt, in dem es zum Beispiel um das Thema
Werbung geht, erfahren die Mädchen und Jungen ei- ? @onen
bereits
Medienkompetenz
erwerben?
Disku-‐
@eren
Sie
in
Kleingruppen,
wie
Sie
sich
ein
medien-‐
nerseits, was Werbung erwirken möchte und anderer- kompetentes
Kind
vorstellen.
Vergleichen
Sie
die
Er-‐
seits aber auch, wie Werbung gestaltet und eingesetzt gebnisse.
wird. In verschiedenen Angeboten erkunden die
In der Praxis: Unterstützung bei der Portfolioarbeit
Der
Einsatz
neuer
Technologien
bereichert
und
unterstützt spiel
Weblogs
oder
Podcasts
erzählen
und
ergänzen.
Bei-‐
auch
die
Pordoliomethode
zur
Dokumenta@on
und
Reflexion spiele
für
solche
Kindergartenweblogs
oder
auch
Erziehe-‐
kindlicher
Lern-‐
und
Entwicklungsprozesse
im
Kindergarten, rinnen
und
Erzieher
die
über
ihre
Arbeit
berichten,
finden
indem
Kinder
ihre
Lerngeschichten
nicht
nur
als
Bild
im sich
bei
Mister
Wong
unter
den
Schlagworten
#l3t
und
#kin-‐
Ordner
ablegen,
sondern
diese
beispielsweise
auch
anhand dergarten.
von
unterschiedlichen
medialen
Werkzeugen
wie
zum
Bei-‐
4. 4
—
Lehrbuch
für
Lernen
und
Lehren
mit
Technologien
(L3T)
3. Ak?v,
krea?v
und
koopera?v
mit
Medien
umgehen
tenzen im Umgang mit Medien weniger durch „Ver-
Wie bei der Umsetzung anderer Bildungsbereiche stehen“ viel mehr durch „Begreifen“ (Röll, 2002). Als
auch geht es im Bildungsbereich nicht nur darum, besonders geeignet gelten deshalb handlungsorien-
etwas über Medien zu lernen und einen verantwor- tierte Ansätze der Medienbildung, welche die Befä-
tungsvollen Medienumgang zu entwickeln, sondern higung zu einer „kritisch-reflexiven Mediennutzung“
dass Kinder die Möglichkeit haben, sich aktiv han- anstreben (Hug, 2002) und die Zusammenführung
delnd mit Themen und Gegenständen auseinander- von Medienalltag und Medienhandeln umfassen
zusetzen. Das geschieht, indem sie sich mit Fach- (Schorb, 2008). Aus der Frage, was Medien mit
kräften oder anderen Kindern über Ideen austau- Kindern machen, formuliert sich so die Auffor-
schen, nach Erklärungen suchen oder gemeinsam derung, was Kinder mit Medien alles machen
Probleme lösen und dabei eben Medien einsetzen. können. Handlungsorientierte Ansätze beinhalten
Medien können hier Gegenstand und Mittel der In- einen Perspektivenwechsel vom eher passiven Medi-
teraktion sein. Medienbildung bzw. die Nutzung enrezipienten zum aktiven Medienproduzenten (Hug,
neuer Technologien im Kindergarten zielt also darauf 2002).
ab, dass Kinder Medieninhalte nicht nur aufnehmen, Interessieren sich Kinder dafür, wie Zeichentrick-
indem sie beispielsweise ein Buch oder einen Film filme entstehen, könnten sie gemeinsam mit der
Fachkraft einen eigenen Trickfilm produzieren: Dazu
tauschen sich die Kinder zunächst über ihre Lieb-
Wie
tragen
Medien
zur
Par@zipa@on
von
Kindern
bei? lingsfiguren aus dem Fernsehen aus. Welche Figuren
? Welche
besonderen
Möglichkeiten
bieten
Medien
in
diesem
Zusammenhang?
(Denken
Sie
dabei
über
kom-‐
munika@ve,
soziale
und
kollabora@ve
Aspekte
nach).
Schreiben
Sie
in
einer
Kleingruppe
Ihre
Gedanken
in
Form
eines
„Brainstorming“
nieder.
anschauen, sondern darauf, dass die Kinder Medien
aktiv für ihre Belange einsetzen (Fthenakis et al.,
2009).
Erfahrungsberichte aus der Praxis zeigen, dass
Kinder auch ohne Lese- und Schreibkenntnisse ver-
schiedenste Medien handhaben können, wenn sie in-
Abbildung
1:
Trickfilme
mit
Kindergartenkindern
tuitiv und durch Experimentieren nutzbar sind. Die
erstellen.
Quelle:
Elisabeth
Schallhart,
Kindergarten
Art und Weise, wie Kinder Medien nutzen, sollte auf-
Maurach
a.
Achensee.
gegriffen werden: Kinder entwickeln ihre Kompe-
5. Lernen
und
Spielen
im
Kindergarten.
Neue
Technologien
im
Einsatz
—
5
gefallen den Kindern, welche nicht? Warum ist das
Zu
welchen
Zwecken
setzen
Sie
selbst
Medien
ein?
so? Danach denken sich die Kinder eine kleine Ge-
schichte aus, die anschließend mittels Stopptrick ver- ? Schreiben
Sie
alle
Aspekte
Ihrer
persönlichen
Medien-‐
nutzung
nieder
und
vergleichen
Sie
dies
in
der
filmt wird (siehe Abbildung 1). Gruppe.
4. Lernmethodische
Kompetenz
stärken
5. Spiel
als
wich?gste
Lernform
Im Bildungsbereich geht es nicht nur darum, etwas In der Medienpraxis und dem Lernen mit neuen
über Medien zu lernen und einen verantwortungs- Technologien ist das Spiel die wichtigste Lernform
vollen Medienumgang zu entwickeln, sondern auch der Kinder. Der spielerische Umgang mit Medien im
um das Lernen mit Medien, also um Medien und Kindergarten bezieht sich einerseits auf das Kennen-
neue Technologien als Mittel des Lernens. Wenn lernen und das freie Experimentieren mit verschie-
Kinder mit Hilfe von Medien Zugang zu Informa- densten Medien und andererseits auf das angeleitete
tionen bekommen, indem sie beispielsweise Bücher Spiel, das didaktisch-pädagogisch durch die Kinder-
oder Filme anschauen, gemeinsam mit der Fachkraft gartenpädagogin oder den Kindergartenpädagogen
im Internet recherchieren oder per Telefon je- begleitet wird. Beispiele in diesem Artikel beziehen
mandem Fragen stellen und anschließend diese Infor- sich vor allem auf das angeleitete Spiel mit Medien.
mationssuche reflektieren, lernen sie nicht nur etwas Kinder erhalten etwa im Kindergarten Raum, ihre
über geeignete Informationsquellen, sondern auch Medienerlebnisse zu verarbeiten und führen Ge-
über den Umgang mit Informationen: Wie komme schichten in ihrer Fantasie weiter, die sie aus verschie-
ich an Informationen? Wie habe ich wichtige Infor- denen Medien kennen. Das Spiel kann aber auch als
mationen ausgewählt? Wie kann ich über eine Sache Ausgangspunkt für die gemeinsame Reflexion der
noch mehr herausfinden? Das sind alles Fragen, Medienerlebnisse der Kinder genutzt werden. Im
welche das eigene methodische Vorgehen beim Rollenspiel können die Kinder emotionale Mediener-
Lernen betreffen (Fthenakis et al., 2009). Denn die lebnisse bearbeiten, indem sie eine spannende Ge-
richtige Suche von Informationen, die Orientierung schichte zu einem für sie guten Ende führen. Die ge-
im „Informationsdschungel“, so wie die kritische Be- meinsame Ko-Konstruktion der Bedeutung von
wertung von Informationen will gelernt sein. Die Medien sowie deren Funktionsweise und Nutzen
„Wissenskluft-Perspektive“ (Tichenor, 1970) geht kann durch die Fachkraft unterstützt werden, indem
jedoch davon aus, dass Menschen mit höherem so- sie den Kindern beispielsweise verschiedene Medien
zioökonomischem Status Medien vielfältiger und zur Verfügung stellt und die Mädchen und Jungen
anders für ihre Informationssuche nutzen als Men- diese dann in ihren (Rollen-) Spielen einbeziehen
schen mit niedrigerem sozioökonomischem Status. können (zum Beispiel Spieltelefone, Kassettenre-
Dies betrifft in weiterem Zusammenhang auch schon korder mit Mikrofon, Fotoapparate; Fthenakis et al.,
Kinder zwischen drei und sechs Jahren, da der Ge- 2009).
brauch von Medien und den Stellenwert, den sie
Medien zuschreiben unter anderem von ihren sozio- Spiele
fördern
Krea@vität
sowie
Interak@on
und
haben
kulturellen Voraussetzungen in ihrer Lebenswelt,
ihrer Familie abhängen (Paus-Hasebrink & Bichler,
! eine
überaus
wich@ge
Rolle
in
der
sozialen
und
kogni-‐
@ven
Entwicklung
von
Kindern.
Immer
mehr
(kos-‐
2006). Aus diesem Grund kommt allen Bildungsinsti- tenlose)
Lern-‐
und
Spielsoqware
werden
von
zahl-‐
tutionen die Aufgabe zu, Chancengleichheit beim reichen
Anbietern
auch
schon
für
die
Allerkleinsten
angeboten.
Zugang zu Medien und ihrer kompetenten Nutzung
zu fördern.
Medien können das Lernen der Kinder unter- Der Einsatz von Lern- und Spielsoftware nimmt
stützen, indem sie zur Dokumentation eines Projekts seit einigen Jahren auch im Kindergarten zu. Lern-
oder einer bestimmten Aktivität eingesetzt werden: software, die einen spielerischen Zugang zu Wissen
Die von Kindern erstellten Foto-Dokumente ermöglicht, wird bereits in vielen Einrichtungen ein-
könnten für die gemeinsame Reflexion genutzt gesetzt. Geeignete Lern- und Spielsoftware, die
werden: Was haben wir Neues dazugelernt? Wie Kinder zu einem spielerischen, experimentellen, aber
haben wir es gelernt? Warum haben wir das gelernt auch gemeinschaftlichen Entdecken des Computers
und weshalb sind wir dieser Frage nachgegangen? Re- anregt, bietet einen kindgerechten Einstieg in die
flexionsfragen dieser Art tragen dazu bei, dass Welt der neuen Technologien. Die Kindergartenpä-
Kinder etwas über das Lernen lernen. dagogin, der Kindergartenpädagoge stehen hier aller-
dings vor der Aufgabe, aus einer Vielzahl an Pro-
6. 6
—
Lehrbuch
für
Lernen
und
Lehren
mit
Technologien
(L3T)
grammen qualitativ hochwertige Produkte auszu- entwickeln sich als gesamte Persönlichkeit. Beim
wählen. Ein Leitfaden zur Bewertung von Computer- Lernen arbeiten Wissen, Gefühle und Körper ver-
spielen wie beispielsweise in Marci-Boehncke und netzt miteinander zusammen. Aus Sicht der Fachkraft
Rath (2007, 146-169) oder Qualitätskriterien zur Be- geht es zum einen darum, eine Verarbeitung des In-
urteilung von Software für den Einsatz im Kinder- halts in verschiedenen Formen anzuregen, bei der alle
garten (Schachtner et al., 2005, 44ff) können hier die Sinne (Sehen, Hören, Fühlen, Riechen, Schmecken)
Entscheidung erleichtern. Als besonders gut ge- angesprochen werden, und zum anderen darum, den
eignete Software zur Förderung von Sprache und Kindern bereichsübergreifende Zugänge zum Thema
Schrifterwerb kann an dieser Stelle „Die Schlaumäuse zu ermöglichen, indem verschiedene Bildungsbe-
– Kinder entdecken Sprache“ angeführt werden. Als reiche wie zum Beispiel Sprache, Mathematik und Be-
Zielformulierung bietet dieses Lernprogramm den wegung miteinander verknüpft werden.
Kindern ein schriftkulturelles und sprechanregendes Software-Anwendungen unterstützen die Er-
Umfeld am Computer (Kochan & Schröter, 2006, 6). stellung von multimedialen Inhalten beispielsweise in
E-Portfolios oder Weblogs. Sie erleichtern die Wis-
sensaufnahme, da verschiedene Sinne angesprochen
werden (siehe Abbildungen 4 und 5).
Welche
Kompetenzen
können
durch
die
Arbeit
mit
? den
neuen
Medien
von
den
Kindern
gestärkt
werden
(Sach-‐,
Methoden-‐,
Selbst-‐,
Sozialkompetenz)?
Re-‐
cherchieren
Sie
in
Praxisbüchern
und/oder
im
Internet
nach
Beispielen
ak@ver
Medienarbeit
(im
Kinder-‐
garten).
Erläutern
Sie
in
der
Gruppe,
welche
Kompe-‐
tenzen
der
Kinder
dabei
gestärkt
werden.
Wenn
Sie
Interesse
an
weiterführenden
Informa-‐
! @onen
über
die
prak@sche
Arbeit
mit
neuen
Techno-‐
logien
im
Kindergartenbereich
haben,
dann
besuchen
Sie
folgende
Seiten:
▸ Bibernetz
–
Netzwerk
frühkindliche
Bildung:
hp://www.bibernetz.de/
6. Bereichsübergreifend
und
als
ganze
Person
mit
und ▸ Blickwechsel
–
Verein
für
Medien-‐
und
Kulturpäd-‐
über
Medien
lernen
agogik:
hp://www.blickwechsel.org/
Das Lernen von Kindern lässt sich nicht in ver-
schiedene Teilbereiche aufteilen, in denen unabhängig 7. Faktoren
die
den
Umgang
mit
Technologien
im
Kin-‐
voneinander Lernen stattfindet. Kinder lernen und dergarten
beeinflussen
Abschließend möchten wir die wesentlichen Faktoren
beschreiben, die den Umgang mit (neuen) Techno-
logien im Kindergarten beeinflussen.
Individuelle
Ebene
–
Pädagoginnen
und
Pädagogen
Es entsteht die Frage, wie Pädagoginnen und Pä-
dagogen eine von Aufenanger (1999) beschriebene
medienpädagogische Kompetenz erwerben. Dies
kann in praxisbezogenen und handlungsorientierten
beruflichen Ausbildungsgängen geschehen, sei es an
Fachschulen, Hochschulen, Berufskollegs oder in
Weiterbildungsmaßnahmen. Eine umfassende, medi-
enpädagogische Ausbildung von Erzieherinnen und
Erziehern angelegt an Baackes Medienkompetenz-
Modell (Baacke, 1997) müsste somit die Lehrziele
Medienkritik, Medienkunde, Mediennutzung, Me-
diengestaltung und Baackes Modell ergänzend, Medi-
7. Lernen
und
Spielen
im
Kindergarten.
Neue
Technologien
im
Einsatz
—
7
endidaktik beinhalten. Diese Anforderungen an die „Medienkompetenz kann nur fördern, wer medi-
Pädagoginnen- und Pädagogenausbildung lassen er- enpädagogische Kompetenz besitzt“ (Schell, 2006).
kennen, dass der Einsatz von Technologien im Kin- Diese Feststellung lässt erkennen, dass die Medien-
dergartenalltag von der Medienkompetenz von Erzie- kompetenz der Kindergartenpädagogin, des -pä-
herinnen und Erziehern abhängt. dagogen unmittelbar mit der Medienbildung der
Kinder zusammenhängt. Denn nur wer mit Medien
Organisatorische
Ebene
–
Kindergarten
in sinnvoller, verantwortungsbewusster Weise um-
Damit sich Kinder ihre Medienwelt selbstbestimmt, gehen kann, ist auch in der Lage, dies den Kindern zu
kritikfähig und breit gefächert erschließen und über vermitteln. Aus diesem Grund müssen Technologien
ihr Handeln ihre Medienkompetenz entwickeln in der Ausbildung und Fortbildung eine Rolle spielen,
können, bedarf es pädagogischer Konzepte, die da eine handlungsorientierte medienpädagogische
weder von einer bewahrpädagogischen Natur noch Praxis kein statisches Konzept darstellt und eine
von einer Medienhysterie geprägt sind. Eine einrich- ständige Weiterentwicklung fordert (Schell, 2006, 47).
tungsspezifische Ausrichtung von Medien sieht die Besonderen Wert sollte hier auch auf mediendidakti-
Verwendung von neuen Technologien in Form eines sches Wissen und Reflexionsvermögen sowie auf
zukunftsorientierten Konzeptes vor, das die Pädago- Kenntnisse über geeignete Methoden des Technolo-
ginnen und Pädagogen gemeinsam erarbeiten und in gieeinsatzes und der Vermittlung von Medienkom-
ihrem Alltag integriert umsetzen: Notwendig sind petenz gelegt werden.
eine kompetente Leitung, als „Schlüssel“ für Verän- Literatur
derungen, geeignetes technisches Equipment als Ba-
sisfaktor für den Technologieeinsatz sowie die Imple- ▸ Aufenanger, S. (1999). Medienpädagogische Projekte - Zielstel-
mentierung einer informations- sowie kommunikati- lungen und Aufgaben. In: D. Baacke; S. Kornblum; J. Lauffer;
onstechnologischen Bildungskonzeption, die schritt- L. Mikos & G. Thiele (Hrsg.), Handbuch Medien: Medienkom-
weise in den Institutionsalltag eingeführt und be- petenz., Modelle und Projekte, Bonn: Bundeszentrale für poli-
gleitet wird. Eine derartige medienpädagogische Aus- tische Bildung, 94-98.
richtung von Kindergärten beginnt in den Bildungs- ▸ Aufenanger, St. & Neuß, N. (1999). Alles Werbung, oder was?
institutionen erst langsam Fuß zu fassen und bedarf Medienpädagogische Ansätze zur Vermittlung von Werbekom-
weiterer Entwicklungen. petenz im Kindergarten. Ein Forschungsprojekt der Unabhän-
gigen Landesanstalt für das Rundfunkwesen. URL:
Allgemeine
Rahmenbedingungen
http://www.dr-neuss.de/Onlinetexte [2010-09-28].
Um im pädagogischen Alltag von Kindertageseinrich- ▸ Baacke, D. (1997). Medienpädagogik. Tübingen: Niemeyer, 98f.
tungen eine medienpädagogische Praxis zu etablieren, ▸ Feierabend, S. & Mohr, I. (2004). Mediennutzung von Klein-
die sich an den Bedürfnissen der Kinder und ihrer und Vorschulkindern. Ergebnisse der ARD/ZDF-Studie
Alltagswelt orientiert, müssen Eltern, Erzieherinnen „Kinder und Medien 2003“. In: Media Perspektiven, 9, URL:
und Erzieher auf die Förderung von Medienkom- https://www.verein-
petenz vorbereitet werden. Eine generelle, konzeptio- web.ch/docs/ce3a98e530e25630a25c09fac8e9ae73/medien-
nelle Einbindung des Bereichs Medienbildung kann kinder_studie_de3.pdf [2010-09-28], 453-461.
auch aus Sicht eines Kindergartenträgers eine ▸ Fthenakis, W. E. (2004). Der Bildungsauftrag in Kindertages-
Grundlage schaffen, die das Thema eingrenzt und für einrichtungen: Ein umstrittenes Terrain? In: Das Familien-
die benötigte Transparenz hinsichtlich finanzieller, handbuch des Staatsinstituts für Frühpädagogik. URL:
personeller und technischer Ressourcen und Anfor- http://www.familienhandbuch.de/cmain/f_Aktuelles/a_Kin-
derungen sorgt. dertagesbetreuung/s_739.html [2010-09-28].
▸ Fthenakis, W. E.; Schmitt, A.; Eitel, A.; Gerlach, F.; Wendell, A.
Fazit
& Daut, M. (2009). Natur-Wissen schaffen. Band 5: Frühe Me-
Da Medien im Leben von Kindern eine wichtige dienbildung. Troisdorf: Bildungsverlag EINS.
Rolle spielen und Kinder bereits über vielfältige Me- ▸ Hug, Th. (2002). Medienpädagogik – Begriffe, Konzeptionen,
dienerfahrungen verfügen, hat der Kindergarten die Perspektiven. In: G. Rusch (Hrsg.), Einführung in die Medien-
Aufgabe, Technologien in den Kindergartenalltag ein- wissenschaft, Wiesbaden: Opladen: Westdeutscher Verlag, 189-
zubinden. Neue Technologien dienen dem Aufbau 207.
und Erwerb lernmethodischer Kompetenzen sowie ▸ Kochan, B. & Schröter, E. (2006). Schlaumäuse-Kinder ent-
der Unterstützung ko-konstruktiven Lernens, welches decken Sprache. Abschlussbericht über die wissenschaftliche
auf Kooperation und Kommunikation ausgerichtet Projektbegleitung zur Bildungsinitiative von Microsoft
ist. Deutschland und Partnern. URL: http://www.schlaumaeu-
8. 8
—
Lehrbuch
für
Lernen
und
Lehren
mit
Technologien
(L3T)
se.de/Informationen/Mediathek/Abschlussbericht_final.pdf ▸ Schell, F. (2006). Mediennutzung, Medienaneignung und medi-
[2010-09-28]. enpädagogische Folgerungen. In: Dokumentation des 10. Bun-
▸ LfM Nordrhein-Westfalen; LPR Hessen & LPR Rheinland- deskongress für politische Bildung. Sektion 9: Kompetenz und
Pfalz (2003). Kinder und Werbung. Bausteine für den Kinder- Erziehung in der Mediengesellschaft, URL: http://www.b-
garten. Medienpädagogischer Baukasten zum Thema „Kinder pb.de/files/UQPFWC.pdf [2010-09-28].
und Werbung“ Medienpädagogisches Material. München: ▸ Schorb, B. (2008). Handlungsorientierte Medienpädagogik. In:
kopaed. U. Sander; F. von Gross, & K.-U. Hugger (Hrsg.), Handbuch
▸ Marci-Boehncke, G. & Rath, M. (2007). Medienkompetenz für Medienpädagogik, Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissen-
ErzieherInnen. München: kopaed. schaften, 75-86.
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Bleiben sozial schwache Kinder auf der Strecke? Ein Plädoyer tally Appropriate Technology in Early Childhood (DATEC). A
für die Intensivierung der Forschung zum Medienumgang von Guide to developing the ICT curriculum for Early Childhood
Kindern aus anregungsärmeren Milieus. In: TelevIZIon, 18(2), Education. Trowbrdige: Cromwell press, Ltd.
104-107. ▸ Six, U. & Gimmler, R. (2007). Förderung von Medienkom-
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