Vortrag auf der JAX 2012:
Softwareentwicklung gehört zu den kreativen Tätigkeiten. Da kann vieles schiefgehen. Risiken stecken zum Beispiel im Markt, in den Produktfeatures und in den Fähigkeiten der Beteiligten. Risikomanagement soll das abfangen. Matthias Bohlen zeigt, wie Business, Management und Teams die Risiken gemeinsam im Griff behalten. Kanban und Real Options sind dabei hilfreiche Werkzeuge.
1. Risikomanagement mit
Kanban und Real Options
Matthias Bohlen
+49 170 772 8545
mbohlen@mbohlen.de
http://www.mbohlen.de
@mbohlende
Dienstag, 17. April 12
2. Risiko Management:
Eine wahre Geschichte
Das Londoner Ambulanz-Fiasko
2
Dienstag, 17. April 12
3. Das Londoner Ambulanz-Fiasko
Das neue System LAS brach kurz nach seiner
Einführung zusammen
es konnte die Last nicht tragen
Antwortzeit auf Notrufe mehrere Stunden
Krankenwagen-Kommunikation brach zusammen
Krankenwagen gingen im System verloren
Mehrere Fehler wurden gemacht
billigsten Anbieter gesucht
große Risiken im Design akzeptiert
schlecht implementiert, ohne Rücksicht auf die
Menschen eingeführt
3
Dienstag, 17. April 12
4. London Ambulance Service
betreut 600 Quadratmeilen Fläche
6.8 Millionen Menschen
befördert über 5000 Patienten pro Tag
2000-2500 Anrufe täglich
davon 1300-1600 Notrufe
4
Dienstag, 17. April 12
5. "Computer aided dispatch" Systeme
Aufgabe
Anrufe annehmen
Ressourcen feststellen
Ressourcen mobilisieren
Ambulanz-Ressourcen verwalten
besteht aus
CAD Software
Landkarten-Software
Funk-Kommunikation
mobilen Datenterminals
automatische Wagen-Ortungssystem
5
Dienstag, 17. April 12
6. Funktionierender manueller Prozess
Anruf-Annahme
Formular ausfüllen, Ort im Kartenbuch nachsehen, Formular
per Förderband zur zentralen Sammelstelle schicken
Ressourcen-Feststellung
Formular an regionalen Ressourcenverwalter leiten, Doppel
aussortieren, Ressourcenverwalter entscheidet, welche
Ressourcen mobilisiert werden sollen, eingetragen auf
Formular, weitergeleitet an Dispatcher
Ressourcen-Mobilisierung
Dispatcher ruft zuständige Ambulanz-Station an oder gibt
Mobilisierungs-Anweisungen weiter an den Funker, falls
Ambulanz schon auf der Straße ist
Gesamter Prozess muss in < 3 Minuten ablaufen
6
Dienstag, 17. April 12
7. Probleme
Einkauf suchte den billigsten Anbieter
der hatte keine Erfahrung
Projektverantwortung und -kommunikation unklar
Technische Komponenten funktionierten nicht,
deshalb Termine verpasst
Ambulanz-Crew nicht in Anforderungsermittlung
einbezogen
Separate Trainings für Crews und Zentrale bei der
Einführung
System allokierte Ressourcen recht "stur"
Kein Funkkontakt mehr, --> "die da versus wir hier"
7
Dienstag, 17. April 12
8. Systemprobleme
System war abhängig von nahezu
perfekter Information
ohne genauen Ort keine
Ressourcenzuteilung
Ungeeignete Nutzer-Schnittstellen
führten zu Fehlinformationen im System
verkomplizierten die Zusammenarbeit
8
Dienstag, 17. April 12
9. Was passierte dann?
Zentrale konnte das System nicht
verstehen oder korrigieren
System verlor die Position und den Status
von immer mehr Krankenwagen
schlechte oder verzögerte Zuweisungen
Aufbau von Meldungs-Warteschlangen
System wurde immer langsamer
Immer mehr Rückrufe per Telefon
notwendig, deshalb Telefonverkehr
verzögert
9
Dienstag, 17. April 12
10. LAS Fiasko
Blinder Glaube an die Technologie
Hau-ruck auf einmal eingeführt
Keine Pilotierung
Manuellen Prozess weggeworfen
Realistisches Risikomanagement und
Bescheidenheit hätten helfen können!
10
Dienstag, 17. April 12
11. Das LAS Fiasko war 1992
Das könnte heute nicht mehr passieren!
Hmmm ... SIND SIE SICHER?
Damals standen "nur" 1,5 Mio. Pfund auf
dem Spiel.
Im März 2012 tut Kalifornien dasselbe
mit 2 Milliarden Dollar!
http://www.pcworld.com/businesscenter/article/252767/
california_scraps_massive_courts_software_project.html
11
Dienstag, 17. April 12
12. Risiko - was ist das?
Definitionen und Klassifizierung
12
Dienstag, 17. April 12
13. Risiko: Definition #1
1. ein mögliches künftiges
Ereignis, das zu unerwünschten
Folgen führt;
2. die unerwünschten Folgen
selbst
Tom de Marco, Timothy Lister: Bärentango
13
Dienstag, 17. April 12
14. Risiko: Definition #2
Ein Risiko ist ein Problem, das
erst noch auftreten muss.
Ein Problem ist ein Risiko, das
bereits aufgetreten ist.
Tom de Marco, Timothy Lister: Bärentango
14
Dienstag, 17. April 12
15. 3 Arten von Risiken für das Business
Liefer-Risiko
Die Software kommt zu spät
Die Software kommt unvollständig
Die Software ist zu teuer
Wert-Risiko
Die Software erzeugt nicht den erwarteten
Wert
Risiko für bestehendes Business-Modell
Die Software schädigt die bestehende
Organisation
15
Dienstag, 17. April 12
16. Menschen entscheiden und handeln
Entscheidungen können falsch oder
richtig sein
Die richtigen bringen uns dem Ziel näher
Die falschen erzeugen Probleme
Niemand möchte "falsch" entscheiden
Wie kommen wir zu möglichst richtigen
Entscheidungen?
16
Dienstag, 17. April 12
18. Beispiele
Konzertkarte
Flugticket
Kinder kriegen
Visitenkarte
Wahl zum Parlament
Haustür schließen
einen "wütenden" Blog-Post schreiben
heiraten
18
Dienstag, 17. April 12
19. Real Options Grundlagen
Option
das Recht, etwas zu tun
Entscheidung
die Auswahl einer aus mehreren Optionen
Commitment
eine nicht rückgängig zu machende
Entscheidung
oder eine Entscheidung, an die man
emotional, finanziell oder juristisch
gebunden ist
19
Dienstag, 17. April 12
20. Real Options Grundlagen
Optionen haben Wert
Optionen verfallen
Entscheiden Sie nicht zu früh, es sei
denn, Sie wissen, warum!
20
Dienstag, 17. April 12
21. Real Options: Die Vorteile
Entscheidung verschieben,
bis die Welt erkennbarer wird
21
Dienstag, 17. April 12
22. Real Options zu benutzen, heißt...
Sie brauchen nicht jetzt zu entscheiden,
aber Sie wissen, wann (bei welchem
Anlass!) Sie entscheiden müssen
Sie halten sich Optionen offen, so lange
wie möglich
Sie sammeln Informationen, bis zu dem
Moment, in dem Sie entscheiden müssen
Sie verpflichten sich erst, wenn Sie
müssen oder einen guten Grund sehen!
22
Dienstag, 17. April 12
23. Warum sollten Sie das tun wollen?
Später sind Sie schlauer. Sie haben mehr
Fakten (anstatt Vermutungen) und
können mit Unsicherheit besser
umgehen.
Sie können mit Risiko umgehen. Wählen
Sie diejenige Option, die zu der
Situation, in der das Risiko auftaucht,
am besten passt!
23
Dienstag, 17. April 12
24. Dr. House und sein Patient
Hepatitis E Lupus
Behandlung auf
gibt es nicht
Hepatitis E
Behandlung auf
Tod :-)
Lupus
Solumedrol schlechter unverändert
24
Dienstag, 17. April 12
25. Optionen haben Wert
Mit der Option...
bekommen Sie ein besseres Ergebnis
oder eine Möglichkeit, besser zu überleben
Optionen optimieren den Wert, nicht die
Kosten
manchmal kauft man mehrere Optionen und
lässt sie verfallen
25
Dienstag, 17. April 12
26. Verschieben ist nicht aufschieben!
Ich will auf eine Konferenz fahren
Ich buche das Hotel sofort
Kostet mich 10 min. Zeit
Absagen kann ich jederzeit bis einen Tag
vorher
Großer Wert, denn später muss ich u.U.
lange nach einem Hotel suchen
26
Dienstag, 17. April 12
27. Risiko-Management
Wie und wann Sie
gute Entscheidungen treffen
27
Dienstag, 17. April 12
28. Optimaler Entscheidungsprozess
Erzeugen Sie so viele Optionen wie möglich
Finden Sie Bedingungen für deren Verfall
Entscheiden Sie, wann zu entscheiden ist
Suchen Sie aktiv neue Informationen
Gehen Sie mehrere Optionen auf einmal an,
falls nötig
Warten Sie mit mit der Entscheidung, und
warten... und warten... bis Bedingungen
eintreten
Handeln Sie dann sehr schnell!
28
Dienstag, 17. April 12
37. 2. Entscheidungspunkt
8. Plan D? = Verfall der nächsten Option
A'
X oder Y B
Y und Z
C'
A aufgeben?
Z'
D
Y
37
Dienstag, 17. April 12
38. Die Reise zur Konferenz
will ich mit will ich mit will ich noch auf die
der Bahn dem Auto Konferenz gehen?
fahren? fahren?
Flug
Auto
Ziel
Bahn
jetzt Zeit
z.B.: Ablaufkriterium = Implementierungszeit der Optionen 38
Dienstag, 17. April 12
40. Übung: 8 Minuten Risikomanagement
Bilden Sie kleine Gruppen
Einer ist "das Business"
Die anderen sind "das Team"
Szenarios, unter denen Sie sich als
Risikomanager bewähren müssen
40
Dienstag, 17. April 12
41. Übung: 8 Minuten Risikomanagement
Szenario:
Sie sind in einem Projekt, das am 30.5.
liefern soll
Ein wichtiges, kompliziertes Open Source
Framework, das Sie benutzen, läuft
immer wieder auf unklare Fehler
Was tun Sie?
41
Dienstag, 17. April 12
42. Optimaler Entscheidungsprozess
Erzeugen Sie so viele Optionen wie möglich
Finden Sie Bedingungen für deren Verfall
Entscheiden Sie, wann zu entscheiden ist
Suchen Sie aktiv neue Informationen
Gehen Sie mehrere Optionen auf einmal an,
falls nötig
Warten Sie mit mit der Entscheidung, und
warten... und warten... bis Bedingungen
eintreten
Handeln Sie dann sehr schnell!
42
Dienstag, 17. April 12
43. Risikomanagement konzentriert
Real Options
hören Sie auf, zu raten!
kreieren Sie Optionen!
bereiten Sie schnelles Handeln vor!
behalten Sie Spaß daran!
So bleiben Sie handlungsfähig, auch
wenn sich der Wind ständig dreht.
43
Dienstag, 17. April 12
44. Mehr lesen und erfahren?
Tonnenweise mehr auf www.mbohlen.de !
News: http://www.mbohlen.de/newsletter
Telefon: +49 170 772 8545
E-Mail: mbohlen@mbohlen.de
Wenn Sie möchten, dass ich Kontakt zu Ihnen
halte, geben Sie mir Ihre Karte, abonnieren
Sie meinen Email-Newsletter oder senden Sie
mir eine Email, damit ich Sie ins Abo
aufnehme.
Dienstag, 17. April 12