Eine Präsentation zum Zahlungsverkehr der Zukunft von Jochen Siegert
Da wir neben unserem Blog auch noch jeder in professionellen Jobs verhaftet sind, haben wir auch immer wieder das Glück als Experten sowie Meinungsgeber- und macher auf Konferenzen, Tagungen und Veranstaltungen unsere Einschätzungen zu geben, zu diskutieren, Trends und Analysen zu orakeln. Schlichtweg den Veranstaltern und Gästen unsere Sicht der Dinge aufzuzeigen. Kürzlich durfte Jochen Siegert vor Vertretern der Sparkassen eine Keynote auf einer Veranstaltung der S-Payment GmbH in Stuttgart halten. Die Sparkassen baten ihn über die wichtigsten Zukunftstrends im Privatkunden-Zahlungsverkehr bei ihrem Payment-Symposium zu sprechen.
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9
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13
15
17
19
21
2011 2012 2013 2014
17%
18%
14,8%
10,8%
13,5%
16%
19,3% 20,2%
Marktanteilsverluste Kreditkarte vs PayPal
in Deutschland in nur wenigen Jahren
Umsatz und Profit Kartenissuer vs PayPal
Kartenissuer in Dtl Paypal
Umsatz in % v
Transaktion 0,3 % 3,27 %
Profit in % v
Transaktion
Issuer zu Issuer
unterschiedlich 0,52 %
Source: EHI Retail Institute 2011 - 2015, Paypal 2016, MasterCard & VISA Interchange Reporting
Wie konnte es dazukommen? „Nur“ wegen „coolen“ Frontends?
PayPal erzielt im Online-Zahlungsverkehr
pro Transaktion einen höheren Profit als
Banken überhaupt Umsatz
5. Präzise Vorhersage der PayPal-Entwicklung schon im Jahr 2002
Source: Novosec AG 2002 http://novosec.com/documents/eCommerce_PayPal2.pdf ;
7. 2002/2003: Wie wurde bezahlt und was waren Probleme?
Zahlmethode in %
Rechnungskauf 83,1 %
Lastschrift 63,1 %
Nachnahme 63,6 %
Kreditkarte 56,1 %
Vorkasse 30,9 %
Wallets (Click&Buy, Net900) 7,5 %
Carrier Billing / Mobiltelefon 6,8 %
Paysafecard 1,9 %
Source: Uni Karlsruhe IZV 5 (Internet-Zahlungsverkehr)-Studie n=9351, Mehrfachbeantwortung möglich
Gründe für Nichtkauf in %
Angst v Mißbrauch Zahlungsdaten 40,8 %
Genügend Angebot stationär 39,7 %
Kein Vertrauen in Onlineshop 37,8 %
Fehlende Beratung 37,1 %
Probleme b Reklamation 30,9
Hohe Zusatzkosten (z.B. Versand) 33.3 %
Ware online nicht billiger 32,5 %
Angst vor Fehler in Abrechnung d Zahlung 30 %
Macht der Gewohnheit 27,9 %
unsichere Rechtslage 23,7 %
fehlendes Einkaufserlebnis 22,9 %
andere Gründe 15,4 %
8. PayPal.de Launch 2006 „eBay Käuferschutz“ PayPal.de 2010 „Sicherererer“
Nicht Payment selbst oder gar Frontend, sondern erst einmal
grundlegende Lösung der Kundenprobleme im Fokus
9. Trotzdem wurden und werden weiter hunderte Millionen Euro in
Wallet-Lösungen versenkt idR ohne wirkliche Kundenprobleme
Source: paymentandbanking.com
10. 400k+ Registrierungen nach 3 Monaten
500k+ Transaktionen
Nur die Lösung von Kundenproblemen treibt wirklich die
Nachfrage & Transaktionen
Source: DSGV; Handelsblatt, BI Intelligence
Großes Kundenproblem (IBAN) P2P in den USA schon riesig!
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2000 2002 2004 2006 2008 2010 2012 2014 2016
US E-Commerce in % am Gesamthandel
Wachstum nimmt noch zu!
Q4 2016
8,3%
Source: US Bureau of Census & FRED 2017, S&P Capital 2017, Bloomberg 2017, Credit Suisse 2017
8.600 Handelsfilialen
schließen in 2017
schon
geschlossen
10% d US Handelsflächen
werden 2017 umgewandelt
umgewandelt
1. Trend: Wandel von Offline zu Online wird sich noch verstärken
13. 5 %
6 %
13 %
24 %
51 %
Kreditwirtschaft verliert Bedeutung für jeden Euro
Paymentvolumen der vom POS (Offline) zu Online wechselt
Bar
Girocard
Lastschr.
MC/VIS
sonst.
25 %
4 %
9 %
23 %
39 %
Marktanteil Zahlmethoden in %
Dt. Onlinehandel 2016 ohne Amazon
Rechnung
PayPalMC/VIS
Lastschr.
sonst.
Source: EHI Retail Institute 2017
Marktanteil Zahlmethoden
im dt. stat. Einzelhandel 2016 in %
14. 2. Trend: Mobile Payment ist da! Aber anders als Sie denken
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25
50
75
100
2015 2016
PayPal Global
Mobile TPV in $
$66 Mrd
$102 Mrd
55%
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25
50
75
100
2015 2016
Zalando
Mobile Anteil in %
0
25
50
75
100
2015 2016
40%
50%
70%
Ø Mobile Anteil
dt. Onlinehandel in %
30%
45%
33%
Source: PayPal Inc 2017, Zalando 2016 & 2017, Wiwo & Statista 2017
15. Wer bei diesen Marktzahlen als Payment-Verfahren nicht
konsequent 100% „mobile first“ optimiert ist, ist bald „ first offline“
16. 3. Trend: „Plattformisierung“ der Kunden und somit Payments
Amazon dominiert deutschen eCommerce
und frisst Marge & Geschäftsgrundlage
… und die Schere geht immer weiter auf
Source: EHI & IT-Finanzmagazin
17. Plattformisierung: Beispiel Online-Marktplätze in Deutschland
0
2
4
6
8
ebay.de Amazon.de Marktplatz Rakuten.de
Source: shopanbieter.de 2016 - der große Umsatzvergleich zwischen Amazon; excitingcommerce.de 2017
€7,5 Mrd
€7,1 Mrd
€79 Mio
• Faktor 100: eBay.de fast 100x größer als Nr 3
• Gnadenlose Netzwerkeffekte: Rakuten als Nr3 wächst
seit Jahren deutlich langsamer
• Impact für Zahlverfahren: Wachstum nur über einige
wenige große Anbieter möglich,
• Winner-Takes-All: Selbst wenn Sie 100% des
Paymentvolumens von Rakuten abwickeln, würden, ist
dies gerade mal +- 0,5% des gesamten
Paymentvolumens der Top3 Marktplätze!
• Verschwindet wegen Plattformen irgendwann der
deutsche Mittelstand und somit Ihre Firmenkunden im
Einzelhandel?
Top3 Marktplätze in Deutschland
(gemessen am 2015er GMV in €)
18. Alleine der 2015 yoy Zuwachs des
Paymentvolumens vom
niederländischen FinTech PSP &
Acquirer Adyen (z.B. hinter Facebook)
übersteigt das B&S Card Gesamt-
Paymentvolumen um €1,2 Mrd
Source: Adyen 2016 , Börsenbewertung 16.05.2017
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15
30
45
60
PayPal Dt. gel. Banken
Börsenbewertung in € Mrd
Plattformen beeinflussen das „Dienstleisterwachstum“
€52,3Mrd€54,5Mrd
19. Plattformen führen zu einer stärkeren Konzentration
und einem verlängerten „Long-Tail“
Was ist der „Long-Tail“ ?
z.B. die Verteilung daß 20% der
Kunden 80% des Umsatzes
generieren und die restlichen
80% der Kunden nur noch 20%
des Umsatzes
Plattform-Effekt im
Zahlungsverkehr auf den Long-
Tail?
Noch stärkere Konzentration der
Zahlungsvolumen auf einige wenige
globale Anbieter & Zahlverfahren. Der
„Tail“ wird länger und die Kurve steiler
Konsequenz
regionale gar nationale
Zahlverfahren und Anbieter werden
massiv an Bedeutung verlieren.
Weitere Beschleunigung der
Marktkonzentration. Bleibt für den
Rest nur noch die „Krümel übrig“?
21. UBER, Starbucks (USA) & Didi mit WeChat zeigen den Weg:
Payment komplett in vorgelagerte Prozesse integriert
Payment In-App v. Uber Payment In-App v. Starbucks Buchung&Payment
ganz ohne APP im Chat
23. Welchen Einfluss hat das auf Sie und Ihre Zahlverfahren?
?
Wo wählt der Kunde
eigentlich noch seine
(kreditwirtschaftliche)
Zahlmethode aus?
Es entscheidet der
Händler, eine Plattform
oder die Qualität der
technischen Integration
über die Zahlmethode!
!Wann und wo wird ein Payment-Trigger im
Kaufprozess integriert und haben Banken &
Sparkassen hier überhaupt Erfahrung?
Sowohl Handel als auch
Kunde hat kein Verständnis
für „Ihre“
Herausforderungen in
Abstimmung und
Compliance (z.B. MaSI) und
wird im Extremfall einfach
andere Lösungen nutzen
!
25. ist „mobile“ schon herausfordend, wird Voice es noch mehr
„Alexa, bestelle neue
Taschentücher“
„OK Jochen, ich habe Tempo-
Taschentücher bestellt, sie werden Dir in
einer Stunden mit Prime Now geliefert“
26. ist „mobile“ schon herausfordernd, wird Voice es noch mehr
Winner takes it all:
Wenn einmal die präferierte
Zahlmethode eingestellt ist,
gibt es keine Auswahl mehr
Kontrolle/Authentifikation
Wer „kontrolliert“ die
Authentifikation, vor allem
wenn kein Screen & Tastatur
vorhanden ist?
27. Summary
Sind Sie mit Ihren Payment-Aktivitäten richtig positioniert?
• Erfolg von Zahlverfahren wird mittlerweile von anderen Kriterien entschieden als „effizientes“ Processing: Es reicht
nicht mehr gute Maschinisten zu haben, die in der Vergangenheit den Maschinenraum besonders gut „ölten“. Haben
Sie überhaupt die richtigen Mitarbeiter & Führungskräfte dafür? Können Sie im „War-on-Talent“ die digitalen Köpfe
überzeugen gerade zu Ihnen zu kommen, statt zu FinTech StartUps, Apple, Facebook und co?
• Fokussieren Sie auf wirkliche Kundenprobleme und haben Sie den Gesamtprozess im Blick. Payment ist kein
Produkt, es ist die Folge eines erfüllten Kundenbedürfnisses. Aus dieser „Brille“ erkennt man logische Entwicklungen
sehr leicht: PayPal ist Folge von Wachstums- und Vertrauensproblemen bei eBay. One-click Checkout ist Folge der
Amazon Wachstumstrategie. Solche „Features" aus vermeintlicher Stärke zu entwickeln ergibt nur dann Sinn, wenn
man sowohl den Kunden und den kompletten Prozess im Kopf und idealerweise auch unter Kontrolle hat.
• Mobile, Plattformen, APIs und Voice verändern sowohl die Nutzung von Zahlverfahren und die Landschaft der
Dienstleister sehr nachhaltig. Die Komplexität im Payment wird für Kunde & Handel immer weiter verschwinden.
Payment wird nicht mehr ein getrennter, sondern vielmehr voll integrierter Prozess sein.
• Schauen Sie analytisch und KPI-getrieben auf die Entwicklungen. Der Mobile-Trend war extrem einfach vorher zu
sehen, dennoch haben ihn viele Anbieter unterschätzt, gar verschlafen und nicht ernstgenommen. Gleiches passiert
im Moment beim Thema Voice und Plattformen!