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Ratgeber zum Spenden bei Naturkatastrophen
Im Notfall besser helfen
2011
Förderer des Ratgebers
Als Versicherer und Vermögensverwal-
ter bereitet sich die Allianz SE auf eine
weitere Zunahme von Katastrophen
durch den Klimawandel vor. Unsere
Finanzlösungen helfen jedoch nicht
immer. Denn oft sind Menschen be-
troffen, die noch keinen Zugang zu
Versicherungen haben. Sie sind auf
Spenden und Hilfsleistungen angewie-
sen. Wir wollen gemeinsam mit unse-
ren Partnern und mit unserem Wissen
Menschen helfen, finanzielle Mittel in
der Katastrophenhilfe und -prävention
effektiver einzusetzen.
www.knowledge.allianz.com
Inhalt
S. 2 Warum dieser Ratgeber?
S. 4 Einige Zahlen zur Katastrophenhilfe
S. 6 Herausforderungen beim Spenden
S. 8 „Der Klimawandel ist asozial“ –
Klimaforscher Mojib Latif über zukünftige Naturkatastrophen
S. 10 Spenden – aber wie?
S. 14 Die Arbeit der Hilfsorganisationen
S. 16 Spenden – aber an wen?
S. 18 „Spender sollten Verantwortung übernehmen“–
Linda Polman über den Spendenmarkt Katastrophenhilfe
S. 20 Leitlinien für engagierte Unternehmen
S. 24 Mythen und Realitäten in der Katastrophenhilfe
S. 26 Glossar
S. 28 Schritt für Schritt zur Spende
1
Warum dieser Ratgeber?
Die Anzahl und Schwere von Natur-
katastrophen nimmt stetig zu: Allein
in den letzten dreißig Jahren hat sich
die Zahl der weltweit von ihnen be-
troffenen Menschen von rund 250
Millionen auf etwa 1,5 Milliarden
erhöht. Dieser anhaltende Trend ist
auch vom Menschen verursacht: Neben
dem Klimawandel sorgen das welt-
weite Bevölkerungswachstum und die
zunehmende Urbanisierung für wach-
sende Betroffenenzahlen und wirt-
schafliche Schäden. Dies bekommen
mit steigender Tendenz die Bewohner
von Ländern mit geringem bis mittlerem
Einkommen (bis 2 US-Dollar pro Kopf
und Tag) zu spüren; die meisten Todes-
opfer von Naturkatastrophen sind hier
zu beklagen. Dies liegt nicht allein an
den dort herrschenden klimatischen
Bedingungen. Denn viele Schäden und
hohe Betroffenenzahlen gibt es vor
allem dort, wo Präventions- und Schutz-
mechanismen fehlen oder schlechte
Bausubstanz die Auswirkungen von
Naturereignissen verschlimmert. Aus
diesem Grund konnte z. B. das Erd-
beben von Haiti 2010 seine verheeren-
de Wirkung entfalten.
Angesichts dieser Entwicklung verspü-
ren viele Menschen das Bedürfnis, den
Betroffenen rasch und effektiv zu hel-
fen. In der Regel geschieht dies durch
Spenden – allein für die Überlebenden
des Tsunami 2004 waren die Deutschen
bereit, rund 670 Millionen Euro aus
eigener Tasche zu geben. Ein solches
Engagement ist mit dem Wunsch an
Hilfsorganisationen verbunden, die
ihnen anvertrauten Gelder so effektiv
einzusetzen, dass die Menschen vor
Ort optimal von ihnen profitieren.
Doch nicht immer sind sich die Spender
sicher, ob die Gelder auch in ihrem
Sinne verwendet werden. Unwissen-
heit über die Situation vor Ort, verein-
zelte „Spendenskandale“ und die
2
Angst, lediglich große bürokratische
Verwaltungsapparate zu finanzieren,
sorgen für Verunsicherung.
Dieser Ratgeber möchte der Verun-
sicherung entgegenwirken. Spendern
und Unternehmen, die ihre investier-
ten Ressourcen sinnvoll einsetzen
wollen, gibt er Informationen und Leit-
linien an die Hand. Einige von ihnen
sind einfach umzusetzen, andere er-
fordern ein gewisses Maß an Zeit und
Neugier. Die Leitlinien haben das Ziel,
zu bewussterem, strategischem Spen-
den anzuregen – und so die Wirkung
jeder Spende für die betroffenen Men-
schen zu erhöhen.
3
„Vom Einzelspender bis zum Großunternehmen kann
jeder auf seine Art einen Beitrag zur Katastrophen-
hilfe leisten. Dieser Ratgeber bietet dafür Unterstüt-
zung. Und er zeigt, wie Spender ihr Mitgefühl und ihre
Hilfsbereitschaft in effektive Hilfe für die betroffenen
Menschen umsetzen können.“
Philipp Hoelscher, PHINEO-Experte für Katastrophenhilfe
DieInfografikstelltBetroffenenzahlenverschiedenerKatastrophenunddasjeweilige
Spendenaufkommengegenüber.Quellen:EM-DAT,OCHAFTS,VENRO
44
Einige Zahlen zur Katastrophenhilfe
Tsunami
Indischer Ozean 2004
1,8MILLIONEN
Betroffene
3.892MILLIONEN
Private Spendengelder
ELBHOCHWASSER
Deutschland 2002
0,33MILLIONEN
Betroffene
486MILLIONEN
Private Spendengelder
55
Sichuan-Erdbeben
China 2008
45,9MILLIONEN
Betroffene
93,4MILLIONEN
Private Spendengelder
2,4MILLIONEN
Betroffene
Zyklon Nargis
Myanmar 2008
83,8MILLIONEN
Private Spendengelder
Herausforderungen beim Spenden
Wer wirkungsvoll für die Katastrophen-
hilfe spenden möchte, steht vor einigen
Herausforderungen.
Denn die betroffenen Gegenden liegen
zumeist in weit entfernten Ländern.
Geldgeber müssen sich wegen dieser
Distanz auf die von ihnen ausgewähl-
ten Hilfsorganisationen und die Qua-
lität ihrer Arbeit verlassen können.
Außerdem sind Spender meist auf die
Medien angewiesen, um von Katastro-
phen in anderen Ländern zu erfahren.
Daraus resultiert der sogenannte „CNN-
Effekt“: Einzelne Katastrophen rücken
besonders stark in den Fokus der Öffent-
lichkeit, da sie medial gut darstellbar
sind. Andere hingegen bleiben unbe-
achtet, trotz häufig höherer Betroffenen-
zahlen. Ereignet sich eine Katastrophe
etwa in für Kamerateams schwer zu-
gänglichen Bergregionen, hat dies
Folgen für die mediale Berichterstat-
tung. Die Konsequenz: Viele Regionen
erhalten nicht die dringend benötigten
Spendenmittel – andere werden mit
Geldern überflutet, die niemals zur
Gänze sinnvoll ausgegeben werden
können.
Die großen Geldsummen machen die
Nothilfe zu einem attraktiven Markt,
auf dem zahllose Anbieter um die Gunst
der Spender konkurrieren. Bisweilen
wird deshalb vor allem dort geholfen,
wo die Hilfe am sichtbarsten ist. Denn
um aufzufallen, müssen sich die Orga-
nisationen dem Spender werbewirksam
in den Medien präsentieren. Die dabei
häufig zu beobachtende Emotionali-
sierung stellt für wirkungsorientierte
Spender eine weitere Herausforderung
dar. So verständlich der spontane
Wunsch ist, rasch Hilfe zu leisten – mit
kühlem Kopf spendet es sich besser.
6
„Der Spender wird sich die Mühe machen müssen, auch
bei diesem Thema zwischen quotenbringender Unter-
haltung und sachlicher Information zu unterscheiden.
Die Regeln und Gesetze des Medienmarktes sind auf den
Verkauf der Information an eine möglichst große
Kundschaft ausgerichtet. Dies ist eine Realität, mit der
umzugehen sowohl die Öffentlichkeit als auch die Hilfs-
organisationen lernen müssen.“
Richard Munz, Autor des Buches „Im Zentrum der Katastrophe“
Der große Markt und geringe Kontroll-
möglichkeiten führen leider auch dazu,
dass unter den vielen seriösen Hilfs-
organisationen auch einzelne „schwarze
Schafe“ anzutreffen sind. Auf den fol-
genden Seiten wird gezeigt, wie Spender
dieser und anderen Herausforderungen
begegnen können.
7
„Der Klimawandel ist asozial“ – Klimaforscher Mojib Latif
Führt die klimatische
Entwicklung zu einer Ver-
schlimmerung der Natur-
katastrophen in den kom-
menden Jahren?
Es wird tatsächlich mehr und schlim-
mere Naturkatastrophen geben. Wir
rechnen dabei allerdings nicht in Jah-
ren, sondern in Jahrzehnten, da sich
der KIimawandel erst nach und nach
bemerkbar macht. Bis zum Jahrhun-
dertende könnte sich das Weltklima
im schlimmsten Fall um weitere 4 Grad
erwärmen. Zum Vergleich: Im 20. Jahr-
hundert ist die Temperatur lediglich
um 0,7 Grad gestiegen. Dann würden
völlig andere Verhältnisse herrschen,
gerade in Bezug auf Naturkatastrophen.
Bereits heute nehmen wir
eine Zunahme von Natur-
katastrophen wahr. Zeigt
sich bereits der Klimawandel?
Natürlich gibt es heute auch bessere
Aufzeichnungen als früher. Die Zunahme
ist aber auch jetzt schon z. T. klima-
bedingt. Das Ungerechte daran ist: Am
schlimmsten betroffen sind Länder, die
kaum etwas zum Treibhauseffekt bei-
getragen haben, Länder wie Bangla-
desch. Der Klimawandel ist sozusagen
„asozial“.
Kann man also Prognosen
über zukünftig besonders
betroffene Regionen er-
stellen?
Der Klimawandel wirkt sich auch auf
Europa aus. Besonders stark werden
jedoch die tropischen Gebiete betrof-
fen sein. Bereits einige wenige Zehntel
Grad Temperaturanstieg sorgen hier
für eine massive Verstärkung der Nieder-
schläge.
Heißt das, vor allem Über-
flutungen werden zukünf-
tig zunehmen?
Für die tropischen Gebiete trifft das
zu. Die Subtropen werden dagegen
mehr von Dürren betroffen sein. Mit
anderen Worten: Wo es heute schon
viel Regen gibt, da wird es noch mehr
geben – wo Wasser knapp ist, wird
es noch knapper. Die Flut in Pakistan
2010 war zwar nicht direkt auf den
Klimawandel zurückzuführen, sie hat
uns aber gezeigt, was der Klimawandel
bedeuten kann. Vergleicht man diese
8
Flut mit der in Australien wenig später,
zeigt sich außerdem: Ärmere Länder
sind schlechter in der Lage, sich vor den
Auswirkungen von Naturereignissen
zu schützen.
Wäre es angesichts dieser
Entwicklung sinnvoll, als
Unternehmen seine Hilfs-
strategie frühzeitig auf
bestimmte Regionen und
Katastrophentypen einzu-
stellen?
Ich denke, hierfür ist der zeitliche
Horizont, über den wir sprechen, ein
wenig zu lang. Die genannten Trends
können aber natürlich eine gewisse
Orientierung geben.
über zukünftige Naturkatastrophen
Prof. Dr. Mojib Latif leitet den
Forschungsbereich Ozeanzirkulation
und Klimadynamik am Leibniz-
Institut für Meereswissenschaften
an der Universität Kiel.
9
Spenden – aber wie?
Worauf sollten Sie bei Spenden für die
Katastrophenhilfe achten? Die folgen-
den Seiten zeigen, wie Sie zielgerich-
tet und wirksam spenden.
Überlegt entscheiden
Lassen Sie sich als Spender niemals
unter Druck setzen – nicht durch Wer-
bung, Anrufe oder Spendensammler,
die Sie an der Tür überreden wollen.
Wenn Sie spenden, sollte das freiwillig
geschehen. Treffen Sie also in Ruhe
Ihre Entscheidung. Viele Hilfsorgani-
sationen haben in der Vergangenheit
Rücklagen gebildet, mit denen sie die
ersten Maßnahmen noch selbst be-
streiten können.
Zweckbindung vermeiden
Vermeiden Sie es, Ihren Überweisungs-
träger mit einem engen Spendenzweck
(z. B. „Nothilfe Flut Pakistan“) zu ver-
sehen. Diese Zweckbindung verpflich-
tet Hilfsorganisationen, das Geld aus-
schließlich für das angegebene Ziel
zu verwenden. Bei medial besonders
präsenten Katastrophen erhalten Hilfs-
organisationen aber manchmal so viele
Spenden, dass Überschüsse entstehen,
die in weniger bekannten Krisengebie-
ten besser eingesetzt werden könnten.
Sie haben sich eine Organisation aus-
gesucht, weil Sie ihr vertrauen? Ver-
trauen Sie auch ihrem Know-how, das
Geld so zu verwenden, wie es den Be-
troffenen am besten zugutekommt.
Eine Spende ohne Zweckbindung macht
das möglich.
Effizienz fördern
Bei jeder Spende fallen Kosten an, z. B.
für die Abwicklung bei der Bank oder
Verwaltungsaufwand bei den Organi-
sationen. Geben Sie daher lieber eine
größere Spende als viele kleine. Die
Zahlung per Lastschrift ist günstiger
als per Kreditkarte.
10
Auf Wirkungsorientierung
achten
Der Empfänger Ihrer Spende sollte
erfolgreiche Projekte aus der Vergan-
genheit nachweisen können. Unab-
hängige Evaluationen, die auf der
Homepage der Organisation bereit-
gestellt werden, sind dafür besonders
wertvoll. Bei größeren Spenden sollten
Sie die Hilfsorganisation Ihrer Wahl
bitten, Ihnen Verwendung und Wir-
kung der Spende zu erläutern.
Definition
Großspenden: Es gibt keine feste Definition einer „Großspende“ – jeder Spender
und jede Hilfsorganisation haben unterschiedliche Maßstäbe. Häufig werden
jedoch Spenden ab dem vierstelligen Bereich als Großspenden bezeichnet. 2009
gab laut GfK Charity Scope in Deutschland jeder Spender durchschnittlich 165 Euro.
11
Geld spenden
Kleider, Decken, Lebensmittel – Sach-
spenden sind zwar beliebt, verursachen
aber zumeist mehr Probleme, als sie
lösen. Denn Sortierung und Transport
sind teuer. Die Container mit Sachspen-
den belasten die Transportkapazitäten
an See- und Flughäfen, wichtige Medi-
kamentenlieferungen könnten darunter
leiden. Außerdem können Hilfsorgani-
sationen mit Spendengeldern Waren
vor Ort oft preiswerter kaufen und so
die lokale Wirtschaft stärken. Daher
sind Geldspenden an Hilfsorganisatio-
nen fast immer nützlicher. Denn die
Experten wissen am besten, was ge-
braucht wird!
Aktiv Nachfragen
Als Spender sollten Sie sich mit Fragen
willkommen fühlen. Gerade wenn
es um eine für Sie größere Spenden-
summe geht, empfiehlt PHINEO, offene
Fragen an die Hilfsorganisation am
Telefon zu klären. Viele Organisationen
bieten dafür einen eigenen Spender-
service an.
Praxisbeispiel
Sachspenden mit negativer Wir-
kung: Haiti 2010 – dringend müssen
nach dem Erdbeben Helfer und Medi-
kamente ins Land gebracht werden.
Doch die Lieferungen verzögern sich.
Denn Container mit gebrauchten Schu-
hen oder Teddybären, gespendet in
bester Absicht, belasten die Verlade-
kapazitäten des Flughafens von Port-
au-Prince. Manche Kisten enthalten
mittlerweile verdorbene Lebensmittel,
gespendete Medikamente sind nur auf
Deutsch beschriftet und daher für die
Betroffenen unbrauchbar. Damit richten
diese Sachspenden letztlich mehr Scha-
den an, als dass sie helfen.
12
der Weltbank kann ein Euro hier bis zu
siebenmal wirksamer sein als in der Not-
hilfe! Viele Organisationen engagieren
sich in beiden Bereichen.
Alternativen bedenken
Bei großen Naturkatastrophen erhalten
spendensammelnde Organisationen
häufig viel Geld in kurzer Zeit. Wenn
Sie nicht mit dem Strom schwimmen
möchten, gibt es andere Optionen, die
langfristig ebenfalls Gutes bewirken:
So können Sie Hilfsorganisationen
größere Beträge auch für die Evalua-
tion ihrer Arbeit zukommen lassen
oder Forschungsarbeit zur Katastro-
phenvorsorge finanzieren.
Den richtigen Zeitpunkt
wählen
Dramatische Fernsehbilder führen zum
Wunsch, rasch zu helfen. Besondere
Wirkung kann ihre Spende jedoch ent-
falten, wenn die öffentliche Aufmerk-
samkeit wieder nachgelassen hat. So
lassen sich Finanzierungslücken zwi-
schen Nothilfe und Entwicklungszu-
sammenarbeit überbrücken. Eine Mög-
lichkeit wäre es daher, den Betrag
zeitversetzt zu überweisen oder regel-
mäßig Geld an eine Organisation zu
spenden. Besonders lohnen kann sich
eine Spende für Präventionsmaßnah-
men. Dies kann – ausnahmsweise –
über einen entsprechenden Spenden-
zweck gesteuert werden. Nach Zahlen
Linktipp
Weitere Tipps für wirkungsvolles
Spenden finden Sie auf
www.phineo.org/services/10-tipps/
13
Rasche Hilfe? Die ersten Schritte der
Nach Naturkatastrophen muss alles
schnell gehen. Die folgenden Absätze
erklären, welche Maßnahmen Hilfs-
organisationen ergreifen, bis sie vor
Ort sind und Hilfe leisten können.
Bevor die professionelle Hilfe bei den
Betroffenen ankommt, vergehen meist
einige Tage. Um Informationen über
das Ausmaß der Katastrophe und die
dringendsten Bedürfnisse zu sammeln,
schicken viele Hilfsorganisationen zu-
nächst ein Erkundungsteam in die be-
troffene Region.
Gleichzeitig präsentiert sich die Orga-
nisation so bereits der Öffentlichkeit,
um für Spender attraktiv zu sein. Bereits
diese Sichtung nimmt einige Tage in
Anspruch – Organisationen, die schon
vor der Katastrophe im Land waren
oder bewährte Partner vor Ort haben,
sind hier im Vorteil. Sie können früh-
zeitig beginnen, die Grundbedürfnisse
der Bevölkerung nach medizinischer
Versorgung, sauberem Trinkwasser
oder Hygieneartikeln abzudecken.
14
viele Verletzte, wird mehr medizini-
sches Personal benötigt. Hinzu kommen
Logistiker für die Koordination der Hilfs-
gütertransporte und Einsatzteams.
Die Vorbereitung erfordert also erheb-
lichen Aufwand. Professionelle Orga-
nisationen verfügen daher über stan-
dardisierte Prozesse. Vor Ort herrscht
dann dennoch oft große Unübersicht-
lichkeit – in kurzer Zeit sind häufig
Hunderte unterschiedliche Hilfsorgani-
sationen und Freiwillige eingetroffen,
dazu Scharen von Journalisten. Die
Hilfsorganisationen
Besteht Klarheit über die Anforderun-
gen, laufen in den Heimatländern die
Hilfsmaßnahmen an. Flüge müssen
organisiert, Hilfsgüter besorgt und
verladen werden. Zwar könnten uner-
fahrene Freiwillige rasch vor Ort sein;
für effektive Hilfe werden jedoch nur
qualifizierte Experten benötigt. Deren
Mobilisierung kann wiederum einige
Tage dauern, da sie von ihren Arbeit-
gebern freigestellt werden müssen.
Steht Krankheitsprävention im Vorder-
grund, sind es vor allem Fachleute für
Wasser oder sanitäre Anlagen. Gibt es
dringendsten Maßnahmen wurden in
den Stunden nach der Katastrophe
zumeist schon von den Einheimischen
selbst getroffen. Eine letzte Hürde steht
nun noch vor den Helfern: Sie müssen
sich in diesem Chaos orientieren, die
Koordinationsmechanismen verstehen
und dort ansetzen, wo sie tatsächlich
gebraucht werden. Erst jetzt können
beispielsweise mobile Krankenhäuser
aufgebaut oder die Trinkwasseraufbe-
reitung in Betrieb genommen werden.
15
Spenden – aber an wen?
Strategisches Spenden steht und fällt
mit der Wahl einer passenden Hilfs-
organisation. Folgende Richtlinien sind
dabei behilflich:
Transparenz
Die Organisation ist als gemeinnützig
anerkannt und belegt dies mit einem
Freistellungsbescheid vom Finanzamt.
Sie veröffentlicht jährliche Tätigkeits-
berichte und relevante Finanzdaten.
Verwaltungskosten
Professionelle Arbeit gibt es nicht
zum Nulltarif. Eine gute Ausbildung
der Einsatzkräfte kostet Geld, eben-
so wie die Lagerung von Zelten und
Gerätschaften, damit diese sofort
einsetzbar sind. Ein gewisser Anteil
Ihrer Spende darf daher in den Verwal-
tungsapparat der Empfänger fließen.
Gibt eine Organisation an, dass die
Spendensumme zu 100 Prozent an die
Projekte geht, kann das ein Zeichen
für fehlende Seriosität sein. Als Faust-
regel gilt, dass ein Anteil von 10 bis
30 Prozent für Verwaltungskosten
gerechtfertigt ist.
Siegel und Qualitäts-
standards
Achten Sie darauf, dass sich Hilfs-
organisationen auf ihren Internetseiten
zu Qualitätsstandards bekennen. Dazu
gehören etwa das DZI-Spendensiegel,
der Verhaltenskodex von VENRO, der
Code of Conduct des Roten Kreuzes
oder die Grundsätze des Deutschen
Spendenrats (siehe Glossar).
Privat oder Staat?
Neben privaten Hilfsorganisationen
bieten sich auch Organisationen der
Vereinten Nationen (z. B. UNICEF, UN-
HCR) als Spendenempfänger an. Diese
arbeiten häufig mit der Regierung des
betroffenen Landes zusammen – um
staatliche Strukturen zu stärken, was
für den langfristigen Wiederaufbau
bedeutsam ist. Der Nachteil im Ver-
gleich zu den Privaten: Zumeist ist der
Verwaltungsaufwand höher.
16
Dauerhafte Strukturen
Besonders effektive Hilfe können Orga-
nisationen leisten, die bereits vor der
Katastrophe mit langfristigen Hilfspro-
jekten im Land präsent waren. Denn
sie sind mit Land und Leuten vertraut.
Achten Sie auf entsprechende Hinweise
in Projektberichten und auf den Web-
seiten der Hilfsorganisationen.
Koordination
Die Vielzahl der Helfer im Katastro-
phengebiet macht Koordination un-
abdingbar. Erkundigen Sie sich bei
der Organisation ihrer Wahl, ob diese
vor Ort mit anderen Akteuren zusam-
menarbeitet. Einen wichtigen Koor-
Hintergrund
Umstrittene Hilfe: Not- und Entwick-
lungshilfe sind durchaus umstritten –
insbesondere für Staaten mit instabilen
oder autoritären politischen Systemen.
Deren Vertreter könnten von der Hilfe
gestärkt werden. Auf der anderen Seite
steht die Not der Betroffenen – unab-
hängig von der Politik.
17
dinierungsmechanismus organisiert
beispielsweise das UN-Büro für die
Koordination der Nothilfe (OCHA).
Stärkung lokaler
Kapazitäten
Die Menschen in Katastrophengebie-
ten wissen meist selbst am besten,
was als Erstes getan werden muss.
Spenden Sie daher an Organisationen,
die mit lokalen Partnerorganisationen
zusammenarbeiten und dies auf ihrer
Homepage kundtun.
„Spender sollten Verantwortung übernehmen“– Linda Polman
Was sollten Spender wissen,
die sich für Katastrophen-
hilfe engagieren?
Den Hintergrund: Die Nothilfe ist mitt-
lerweile zu einer Industrie geworden.
Das liegt am gigantischen internatio-
nalen Geldfluss nach Katastrophen.
Hilfsorganisationen stehen unter-
einander im Wettbewerb um diese
Gelder.
Wie wirkt sich das aus?
Es geht für Hilfsorganisationen nicht
nur darum, das Leben anderer zu
retten, sondern auch ums eigene
Überleben. Viele arbeiten daher nicht
dort, wo Hilfe am meisten benötigt
wird, sondern wo das meiste Geld
hinfließt. Das hängt leider oft von der
Medienberichterstattung ab. In einigen
Ländern regnet es dann Gelder, wäh-
rend andere sich mit ein paar Tropfen
zufriedengeben müssen. Und manche
Krisen werden von Spendern und Hilfs-
organisationen gar nicht beachtet.
Während in diesen Gebieten dann die
Menschen ohne Hilfe zurückbleiben,
sind andernorts Hilfsgüter im Über-
fluss vorhanden.
Was bedeutet das
für Spender?
Man sollte sich klarmachen, dass für
Hilfsorganisationen die Selbsterhaltung
oft ebenso bedeutsam ist wie die Unter-
stützung der Betroffenen. In der Öffent-
lichkeit muss ein Bewusstsein für die
Frage entstehen, wie Spendengelder
ausgegeben werden. Bisher stellt die
Öffentlichkeit kaum kritische Fragen,
obwohl gute Absichten in der Nothilfe
nicht automatisch zu guten Resultaten
führen. Doch die betroffenen Menschen
verdienen es, dass die Hilfe bestmöglich
ausgeführt wird.
Wie können Geldgeber
dennoch wirksam spenden?
Ich empfehle: Übernehmen Sie als Spen-
der Verantwortung dafür, wie Ihr Geld
ausgegeben wird. Gehen Sie auf die
Internetseiten der Hilfsorganisationen
und finden Sie heraus, wie sie arbeiten.
Stellen Sie Fragen: Wem wird geholfen,
18
wofür werden Spendengelder ausge-
geben? Die Hilfsorganisationen müssen
erklären können, was sie erreichen
wollen und warum sie vor Ort sind.
Eine gute Möglichkeit ist es, sich be-
wusst für eine Hilfsorganisation zu
entscheiden und diese dann langfris-
tig zu unterstützen. Dabei sollten Sie
immer wieder prüfen, ob die Organi-
sation Fortschritte erzielt und diese
auch belegen kann.
über den Spendenmarkt Katastrophenhilfe
Die niederländische Journalistin
Linda Polman ist Spezialistin für
internationale Hilfseinsätze in
Krisenregionen und Autorin des
Buches „Die Mitleidsindustrie“.
19
Leitlinien für engagierte Unternehmen
Naturkatastrophen sind Anlass für
viele Unternehmen, sich zu engagieren.
Häufig jedoch herrscht Unsicherheit
über den richtigen Weg. Die folgenden
Seiten helfen bei der Orientierung.
Richtlinien
Konkrete Richtlinien ermöglichen es,
im Katastrophenfall wirksam aktiv zu
werden. Sie erleichtern die Budget-
planung und demonstrieren gegenüber
Mitarbeitern und Öffentlichkeit Ver-
antwortungsbewusstsein im Umgang
mit Spendengeldern. Sie sollten fest-
halten, in welcher Form das Unterneh-
men auf welche Katastrophenfälle
reagiert, und klare Entscheidungs-
strukturen vorsehen.
Geldspende
Das Unternehmen kann selbst einen
Betrag zur Verfügung stellen, Spenden
der Mitarbeiter bündeln oder diese
durch ein Matching-Programm auf-
stocken – dabei wird beispielsweise
jeder von Mitarbeitern gespendete
Euro vom Unternehmen verdoppelt.
Zur Stärkung von Zugehörigkeits-
gefühl und Vertrauen der Mitarbeiter
lohnt es sich, regelmäßig über die ge-
troffenen Maßnahmen zu berichten.
20
Sachspenden und
Personaleinsatz
In Einzelfällen können Unternehmen
auch mit Sachspenden oder durch
Freistellung von spezialisiertem Perso-
nal einen sinnvollen Beitrag zur Katas-
trophenhilfe leisten. Wichtig: Vor dem
Spenden von Gütern oder dem Einsatz
eigenen Personals sollte unbedingt
der Bedarf mit vor Ort aktiven Hilfs-
organisationen geklärt werden – im
Idealfall werden entsprechende Ver-
einbarungen bereits vor Eintritt einer
Katastrophe zwischen Unternehmen
und Hilfsorganisationen getroffen.
Praxistipp
Spenden ins Ausland: Spenden an
ausländische Körperschaften sind
steuerlich abzugsfähig, wenn die
Empfänger und ihre Aktivitäten dem
deutschen Gemeinnützigkeitsrecht
genügen. Dies muss gegenüber dem
Finanzamt begründet werden. Diese
komplexe Aufgabe kann durch Mittler-
instanzen übernommen werden: Das
gemeinnützige Maecenata Internatio-
nal (siehe Glossar) kümmert sich um
die Abwicklung und stellt Spenden-
bescheinigungen bei weltweiten Aus-
landsspenden aus. Eine Alternative
ist die Gründung einer steuerbegüns-
tigten Körperschaft (z. B. Stiftung,
Verein) mit entsprechendem Förder-
zweck, die sich eigenständig oder
durch Treuhänder um den Nachweis
der satzungsgemäßen Mittelverwen-
dung kümmert und dann deutsche
Spendenquittungen ausstellen kann.
21
Partnerwahl
Bei der Auswahl eines Kooperations-
partners bieten sich renommierte
Hilfsorganisationen an. Alternativ
kommen Organisationen aus dem re-
gionalen Umfeld des Unternehmens
infrage, oder Tochtergesellschaften
im betroffenen Land identifizieren
seriöse lokale Partner. Besonders
wertvoll sind Kooperationen, wenn
Unternehmen und Hilfsorganisation
sich in ihren Kompetenzen ergänzen.
Evaluationen der Kooperation helfen,
Ablauf und Wirkung der Zusammen-
arbeit zu optimieren.
Praxisbeispiel
Passgenaue Partnerwahl: DHL und
OCHA. Seit 2005 hilft der Logistik-
anbieter DHL dem UN-Büro für die
Koordinierung der Nothilfe (OCHA)
mit Teams von etwa 80 Spezialisten
beim Transport von Hilfsgütern und
macht so seine Kernkompetenz für
die Nothilfe dienstbar. Kurz nach
einer Katastrophe treffen die Helfer
an den Flughäfen der betroffenen
Region ein und organisieren Transport
und Lagerung von Hilfsgütern aus
der ganzen Welt. Während der Flut
in Pakistan 2010 wurden nach eigenen
Angaben rund 4500 Tonnen Hilfs-
güter befördert.
Partnerschaften mit
Hilfsorganisationen
Größere Hilfsorganisationen bieten Un-
ternehmen eigene Ansprechpartner
und helfen dabei, das passende Enga-
gement zu finden. Sie können Materia-
lien für unternehmensinterne Spenden-
aktionen zur Verfügung stellen oder
Spendenbanner in die Unternehmens-
homepage einbinden. Auch die Unter-
stützung konkreter Hilfsprojekte ist
bei größeren Spenden denkbar. Lang-
jährige Partnerschaften mit ausge-
wählten Hilfsorganisationen sind
effektiver als Aktionismus nach dem
Gießkannenprinzip und ermöglichen
Lerneffekte auf beiden Seiten.
22
Viele Hilfsorganisationen sind jedoch
bei der Auswahl von Partnerunterneh-
men vorsichtig. Denn der Markenname
einer Organisation soll durch Partner
mit inkompatiblen Werten nicht ge-
fährdet werden. Vor Kooperationen
oder Großspenden prüfen sie daher
häufig die „Eignung“ des Unterneh-
mens. Die Kriterien unterscheiden sich
je nach Hilfsorganisation teils erheb-
lich. Häufige Ausschlusskriterien sind
Produktion und Handel von Waffen
oder gesundheitsschädlichen Produk-
ten sowie Unternehmensaktivitäten,
die zu Naturkatastrophen beitragen.
Spenden – aber wann?
Sich bei jeder Naturkatastrophe zu
engagieren, ist unmöglich. Folgende
Kriterien können bei der Entscheidung
für ein Engagement behilflich sein:
International tätige Unternehmen
können sich dafür entscheiden, nur
in Ländern aktiv zu werden, in denen
eigene Mitarbeiter oder Tochterfirmen
arbeiten. Das Engagement kann auf
diese Weise auch die Lebensqualität
der Mitarbeiter vor Ort erhöhen und
gewährleistet zudem räumliche Nähe
zwischen dem Unternehmen und den
durchgeführten Hilfsmaßnahmen.
Richtlinien können das Engagement
auf bestimmte Katastrophentypen
beschränken. Häufig sind dies akut
auftretende Naturkatastrophen. Be-
schränkt sich das Kerngeschäft auf
Kunden in bestimmten Regionen, ist
außerdem denkbar, ausschließlich in
diesen Gebieten aktiv zu werden.
Auch das Ausmaß von Naturkatastro-
phen kann ein Kriterium sein. Indi-
katoren sind offizielle Hilfsappelle
der Vereinten Nationen (über OCHA)
oder das Ersuchen des betroffenen
Landes nach internationaler Hilfe.
Andere mögliche Richtwerte können
neben der Sterblichkeitsrate auch die
Zahl der Betroffenen oder Sachschäden
sein: Die EU erkennt eine „außer-
gewöhnliche Katastrophe“ bei Schä-
den über drei Milliarden Euro.
23
Mythen und Realitäten in der Katastrophenhilfe
Mythos: Die betroffene Bevölke-
rung ist ohne ausländische Unterstüt-
zung hilflos.
Realität: Bis die großen Hilfsopera-
tionen anlaufen, vergehen einige Tage.
Die dringendsten Probleme werden
bis dahin von den Menschen vor Ort
selbst angegangen. Als direkt Betrof-
fene wissen sie am besten, wo Hilfe
am nötigsten ist, und werden sich
mehr als jeder andere für sofortige
Maßnahmen einsetzen.
Mythos: Jede Hilfe zählt.
Realität: Gut gemeint ist nicht
immer gut gemacht! Freiwillige, aber
unerfahrene Helfer behindern die
professionellen Einsatzkräfte. Außer-
dem sollten Spender die menschliche
Würde der Empfänger beachten: So
wollte 2006 eine Firma für Tiernahrung
mit ihren Produkten afrikanischen
Flüchtlingen helfen – die Lieferung
des „Hundefutters“ wurde als Belei-
digung empfunden.
Mythos: Nach einigen Wochen
kehrt die Normalität zurück.
Realität: Betroffene von Natur
katastrophen haben noch lange, nach-
dem die öffentliche Aufmerksamkeit
zur nächsten Katastrophe weitergezo-
gen ist, unter den Folgen der Ereignisse
zu leiden. Auch für Wiederaufbau und
langfristige Entwicklung sind weiter-
hin Spenden und internationale Un-
terstützung nötig.
Praxistipp
Die Datenbanken „Financial Tracking Service“ und „EM-DAT“ liefern auf Englisch
aktuelle Zahlen zu Betroffenen, Todesopfern und Geldflüssen (siehe Zum Weiter-
lesen).
24
Praxisbeispiel
Mehr Tote, mehr Spendenbedarf? Entscheidend für den Spendenbedarf ist
nicht die Zahl der Todesopfer, sondern der Überlebenden, die es zu unterstützen
gilt. Die Gesamtzahl der Todesopfer nach der Tsunami-Katastrophe 2004 lag bei
knapp 200.000. Der größte Teil der ca. 1,7 Millionen Obdachlosen wurde jedoch
von Familienangehörigen oder Freunden aufgenommen und versorgt. Bei dem
Erdbeben in Kaschmir 2005 kamen etwa 85.000 Menschen ums Leben – deut-
lich weniger als beim Tsunami. Allerdings lag die Zahl der Obdachlosen bei 3,5
Millionen. Zusätzlich waren die Lebensumstände der Menschen in den Bergen
Kaschmirs vor dem einbrechenden Winter noch prekärer als in den küstennahen
Regionen des Indischen Ozeans.
Richard Munz, Autor des Buches „Im Zentrum der Katastrophe“
Mythos: Niedrige Verwaltungs-
kosten = Qualität
Realität: Professionell durchge-
führte Hilfsoperationen kosten Geld –
denn Experten arbeiten wirksamer als
unerfahrene Spontanhelfer. Moderate
und transparente Ausgaben für Kosten
von Hilfsorganisationen sind daher
legitim.
25
Glossar
Code of Conduct
Dieser von der Internationalen Rot-
kreuz- und Rothalbmondbewegung
entwickelte Verhaltenskodex enthält
Qualitätsstandards für humanitäre
Hilfseinsätze, darunter die Unabhän-
gigkeit von politischen und religiösen
Standpunkten oder die Rücksichtnahme
auf soziale Netzwerke vor Ort.
Deutscher Spendenrat
Rund 60 Organisationen gehören
diesem Dachverband spendensam-
melnder Organisationen an. Seine
Mitglieder unterliegen den Grund-
sätzen des Spendenrates, die Trans-
parenz und Effizienz der Spenden-
verwendung einfordern.
DZI-Spendensiegel
Dieses Gütesiegel wird vom Deutschen
Zentralinstitut für soziale Fragen (DZI)
an gemeinnützige Organisationen
vergeben, die überregional Spenden
sammeln. Es bescheinigt die ordnungs-
gemäße Verwendung der erhaltenen
Spendengelder.
Katastrophenhilfe
Katastrophenhilfe wird hier synonym
zu Not- und Soforthilfe verwendet. Sie
richtet sich an die Betroffenen von Natur-
katastrophen mit dem Ziel, Leben zu
retten und Leid zu mildern. Durch ihre
kurzfristigere Perspektive und den Kon-
text der Naturkatastrophe unterschei-
det sich die Katastrophenhilfe von der
umfassenderen humanitären Hilfe, der
Wiederaufbauhilfe und der Entwick-
lungszusammenarbeit.
26
Maecenata International
(MINT)
Das Programm im Netzwerk „Trans-
national Giving Europe“ hilft seit
2002 bei der Abwicklung grenzüber-
schreitender Spenden und stellt für
diese Spendenquittungen aus, die
eine steuerliche Geltendmachung in
Deutschland ermöglichen.
Naturkatastrophe
Unter Naturkatastrophen verstehen
wir Vorkommnisse wie Fluten oder
Erdbeben, die im Zusammenhang
mit Naturereignissen stehen, hohe
menschliche, materielle, ökonomische
und ökologische Verluste verursachen
und die Fähigkeit der betroffenen Ge-
meinschaft oder Gesellschaft über-
steigen, diese aus eigener Kraft zu
bewältigen.
OCHA
Abkürzung für das Office for the Coor-
dination of Humanitarian Affairs (dt.:
„Amt für die Koordinierung humanitä-
rer Angelegenheiten“) der Vereinten
Nationen. OCHA koordiniert im Falle
humanitärer Katastrophen Hilfsmaß-
nahmen vor Ort.
VENRO
Der „Verband Entwicklungspolitik
deutscher Nichtregierungsorganisa-
tionen e.V.“ vertritt rund 120 Hilfs-
organisationen und Dachverbände,
die in Nothilfe und Entwicklungszu-
sammenarbeit aktiv sind. Sie bekennen
sich u. a. zum VENRO-Verhaltenskodex
„Transparenz, Organisationsführung
und Kontrolle“.
27
1
Schritt für Schritt zur Spende28
2
3
4
An wen?
Veröffentlicht die Organisation auf
ihrer Homepage einen Finanz- und
Tätigkeitsbericht?
Trägt sie das DZI-Spendensiegel
und/oder bekennt sich zu Qualitäts-
standards?
Engagiert sich die Organisation seit
längerer Zeit im Land?
Wie viel?
Eine „ideale“ Spendenhöhe gibt es
nicht. Jeder Geber muss eine Ent-
scheidung treffen, die seinen indivi-
duellen Möglichkeiten angepasst ist.
Sie wollen eigene Akzente setzen?
„Schleichende Katastrophen“ wie
Fluten, aber auch Flüchtlingskatas-
trophen nach militärischen Konflikten
sind im Vergleich etwa zu Erdbeben
häufig unterfinanziert.
Wie?
Spenden Sie Geld – verzichten Sie
auf Sachspenden.
Reduzieren Sie den Verwaltungs-
aufwand und geben größere Beträge
an wenige Organisationen.
Die vier wichtigsten Fragen, die Sie
sich im Vorfeld einer Spende stellen
sollten – kompakt zusammengefasst:
Wann?
Sie möchten sofort aktiv werden?
Spenden Sie für die akute Nothilfe.
Sie denken vorausschauend? Warten
Sie nicht, bis die Katastrophe ein-
tritt – spenden Sie für Präventions-
maßnahmen.
Sie planen langfristig? Spenden Sie,
wenn die mediale Aufmerksamkeit
bereits nachgelassen hat.
DZI: Auf www.dzi.de findet sich u. a.
eine Liste mit Organisationen, die das
Spendensiegel tragen.
EM-DAT: Die Datenbank stellt umfang-
reiches Zahlenmaterial zu Katastrophen
zur Verfügung (www.emdat.be).
Financial Tracking Service: Daten zu
Spenden in der internationalen Katastrophen-
hilfe werden auf www.fts.unocha.org
regelmäßig aktualisiert.
Maecenata International: Hilfe bei
grenzüberschreitenden Spenden erhält
man unter www.maecenata.eu.
OCHA: Informationen des UN-Amtes
für die Koordinierung humanitärer
Angelegenheiten findet sich unter
http://ochaonline.un.org/.
VENRO: Der Verband deutscher Nicht-
Regierungsorganisationen stellt seine
Arbeit unter www.venro.org vor.
World Disaster Report: Das Rote
Kreuz veröffentlicht unter http://
www.ifrc.org/en/publications-and-
reports/world-disasters-report/
jährlich ausführliche Statistiken rund
um Naturkatastrophen.
Zum Weiterlesen
Literatur
Linda Polman: Die Mitleidsindustrie.
Campus Verlag 2010.
Richard Munz: Im Zentrum der
Katastrophe. Campus Verlag 2007.
VENRO: Lernen aus der Katastrophe?
Die Tsunami-Hilfe der deutschen NRO.
Venro-Arbeitspapier Nr. 18, 2007.
Links
Deutscher Spendenrat: Unter
www.spendenrat.de präsentiert sich
dieser Dachverband spendensammeln-
der Organisationen.
29
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Gesellschafter
Ideelle Gesellschafter
Strategische Partner
Förderer
PHINEO ist ein Bündnis starker Partner
PHINEO
www.phineo.org

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Ratgeber Katastrophenhilfe - im Notfall besser helfen!

  • 1. Ratgeber zum Spenden bei Naturkatastrophen Im Notfall besser helfen 2011
  • 2. Förderer des Ratgebers Als Versicherer und Vermögensverwal- ter bereitet sich die Allianz SE auf eine weitere Zunahme von Katastrophen durch den Klimawandel vor. Unsere Finanzlösungen helfen jedoch nicht immer. Denn oft sind Menschen be- troffen, die noch keinen Zugang zu Versicherungen haben. Sie sind auf Spenden und Hilfsleistungen angewie- sen. Wir wollen gemeinsam mit unse- ren Partnern und mit unserem Wissen Menschen helfen, finanzielle Mittel in der Katastrophenhilfe und -prävention effektiver einzusetzen. www.knowledge.allianz.com
  • 3. Inhalt S. 2 Warum dieser Ratgeber? S. 4 Einige Zahlen zur Katastrophenhilfe S. 6 Herausforderungen beim Spenden S. 8 „Der Klimawandel ist asozial“ – Klimaforscher Mojib Latif über zukünftige Naturkatastrophen S. 10 Spenden – aber wie? S. 14 Die Arbeit der Hilfsorganisationen S. 16 Spenden – aber an wen? S. 18 „Spender sollten Verantwortung übernehmen“– Linda Polman über den Spendenmarkt Katastrophenhilfe S. 20 Leitlinien für engagierte Unternehmen S. 24 Mythen und Realitäten in der Katastrophenhilfe S. 26 Glossar S. 28 Schritt für Schritt zur Spende 1
  • 4. Warum dieser Ratgeber? Die Anzahl und Schwere von Natur- katastrophen nimmt stetig zu: Allein in den letzten dreißig Jahren hat sich die Zahl der weltweit von ihnen be- troffenen Menschen von rund 250 Millionen auf etwa 1,5 Milliarden erhöht. Dieser anhaltende Trend ist auch vom Menschen verursacht: Neben dem Klimawandel sorgen das welt- weite Bevölkerungswachstum und die zunehmende Urbanisierung für wach- sende Betroffenenzahlen und wirt- schafliche Schäden. Dies bekommen mit steigender Tendenz die Bewohner von Ländern mit geringem bis mittlerem Einkommen (bis 2 US-Dollar pro Kopf und Tag) zu spüren; die meisten Todes- opfer von Naturkatastrophen sind hier zu beklagen. Dies liegt nicht allein an den dort herrschenden klimatischen Bedingungen. Denn viele Schäden und hohe Betroffenenzahlen gibt es vor allem dort, wo Präventions- und Schutz- mechanismen fehlen oder schlechte Bausubstanz die Auswirkungen von Naturereignissen verschlimmert. Aus diesem Grund konnte z. B. das Erd- beben von Haiti 2010 seine verheeren- de Wirkung entfalten. Angesichts dieser Entwicklung verspü- ren viele Menschen das Bedürfnis, den Betroffenen rasch und effektiv zu hel- fen. In der Regel geschieht dies durch Spenden – allein für die Überlebenden des Tsunami 2004 waren die Deutschen bereit, rund 670 Millionen Euro aus eigener Tasche zu geben. Ein solches Engagement ist mit dem Wunsch an Hilfsorganisationen verbunden, die ihnen anvertrauten Gelder so effektiv einzusetzen, dass die Menschen vor Ort optimal von ihnen profitieren. Doch nicht immer sind sich die Spender sicher, ob die Gelder auch in ihrem Sinne verwendet werden. Unwissen- heit über die Situation vor Ort, verein- zelte „Spendenskandale“ und die 2
  • 5. Angst, lediglich große bürokratische Verwaltungsapparate zu finanzieren, sorgen für Verunsicherung. Dieser Ratgeber möchte der Verun- sicherung entgegenwirken. Spendern und Unternehmen, die ihre investier- ten Ressourcen sinnvoll einsetzen wollen, gibt er Informationen und Leit- linien an die Hand. Einige von ihnen sind einfach umzusetzen, andere er- fordern ein gewisses Maß an Zeit und Neugier. Die Leitlinien haben das Ziel, zu bewussterem, strategischem Spen- den anzuregen – und so die Wirkung jeder Spende für die betroffenen Men- schen zu erhöhen. 3 „Vom Einzelspender bis zum Großunternehmen kann jeder auf seine Art einen Beitrag zur Katastrophen- hilfe leisten. Dieser Ratgeber bietet dafür Unterstüt- zung. Und er zeigt, wie Spender ihr Mitgefühl und ihre Hilfsbereitschaft in effektive Hilfe für die betroffenen Menschen umsetzen können.“ Philipp Hoelscher, PHINEO-Experte für Katastrophenhilfe
  • 6. DieInfografikstelltBetroffenenzahlenverschiedenerKatastrophenunddasjeweilige Spendenaufkommengegenüber.Quellen:EM-DAT,OCHAFTS,VENRO 44 Einige Zahlen zur Katastrophenhilfe Tsunami Indischer Ozean 2004 1,8MILLIONEN Betroffene 3.892MILLIONEN Private Spendengelder ELBHOCHWASSER Deutschland 2002 0,33MILLIONEN Betroffene 486MILLIONEN Private Spendengelder
  • 8. Herausforderungen beim Spenden Wer wirkungsvoll für die Katastrophen- hilfe spenden möchte, steht vor einigen Herausforderungen. Denn die betroffenen Gegenden liegen zumeist in weit entfernten Ländern. Geldgeber müssen sich wegen dieser Distanz auf die von ihnen ausgewähl- ten Hilfsorganisationen und die Qua- lität ihrer Arbeit verlassen können. Außerdem sind Spender meist auf die Medien angewiesen, um von Katastro- phen in anderen Ländern zu erfahren. Daraus resultiert der sogenannte „CNN- Effekt“: Einzelne Katastrophen rücken besonders stark in den Fokus der Öffent- lichkeit, da sie medial gut darstellbar sind. Andere hingegen bleiben unbe- achtet, trotz häufig höherer Betroffenen- zahlen. Ereignet sich eine Katastrophe etwa in für Kamerateams schwer zu- gänglichen Bergregionen, hat dies Folgen für die mediale Berichterstat- tung. Die Konsequenz: Viele Regionen erhalten nicht die dringend benötigten Spendenmittel – andere werden mit Geldern überflutet, die niemals zur Gänze sinnvoll ausgegeben werden können. Die großen Geldsummen machen die Nothilfe zu einem attraktiven Markt, auf dem zahllose Anbieter um die Gunst der Spender konkurrieren. Bisweilen wird deshalb vor allem dort geholfen, wo die Hilfe am sichtbarsten ist. Denn um aufzufallen, müssen sich die Orga- nisationen dem Spender werbewirksam in den Medien präsentieren. Die dabei häufig zu beobachtende Emotionali- sierung stellt für wirkungsorientierte Spender eine weitere Herausforderung dar. So verständlich der spontane Wunsch ist, rasch Hilfe zu leisten – mit kühlem Kopf spendet es sich besser. 6
  • 9. „Der Spender wird sich die Mühe machen müssen, auch bei diesem Thema zwischen quotenbringender Unter- haltung und sachlicher Information zu unterscheiden. Die Regeln und Gesetze des Medienmarktes sind auf den Verkauf der Information an eine möglichst große Kundschaft ausgerichtet. Dies ist eine Realität, mit der umzugehen sowohl die Öffentlichkeit als auch die Hilfs- organisationen lernen müssen.“ Richard Munz, Autor des Buches „Im Zentrum der Katastrophe“ Der große Markt und geringe Kontroll- möglichkeiten führen leider auch dazu, dass unter den vielen seriösen Hilfs- organisationen auch einzelne „schwarze Schafe“ anzutreffen sind. Auf den fol- genden Seiten wird gezeigt, wie Spender dieser und anderen Herausforderungen begegnen können. 7
  • 10. „Der Klimawandel ist asozial“ – Klimaforscher Mojib Latif Führt die klimatische Entwicklung zu einer Ver- schlimmerung der Natur- katastrophen in den kom- menden Jahren? Es wird tatsächlich mehr und schlim- mere Naturkatastrophen geben. Wir rechnen dabei allerdings nicht in Jah- ren, sondern in Jahrzehnten, da sich der KIimawandel erst nach und nach bemerkbar macht. Bis zum Jahrhun- dertende könnte sich das Weltklima im schlimmsten Fall um weitere 4 Grad erwärmen. Zum Vergleich: Im 20. Jahr- hundert ist die Temperatur lediglich um 0,7 Grad gestiegen. Dann würden völlig andere Verhältnisse herrschen, gerade in Bezug auf Naturkatastrophen. Bereits heute nehmen wir eine Zunahme von Natur- katastrophen wahr. Zeigt sich bereits der Klimawandel? Natürlich gibt es heute auch bessere Aufzeichnungen als früher. Die Zunahme ist aber auch jetzt schon z. T. klima- bedingt. Das Ungerechte daran ist: Am schlimmsten betroffen sind Länder, die kaum etwas zum Treibhauseffekt bei- getragen haben, Länder wie Bangla- desch. Der Klimawandel ist sozusagen „asozial“. Kann man also Prognosen über zukünftig besonders betroffene Regionen er- stellen? Der Klimawandel wirkt sich auch auf Europa aus. Besonders stark werden jedoch die tropischen Gebiete betrof- fen sein. Bereits einige wenige Zehntel Grad Temperaturanstieg sorgen hier für eine massive Verstärkung der Nieder- schläge. Heißt das, vor allem Über- flutungen werden zukünf- tig zunehmen? Für die tropischen Gebiete trifft das zu. Die Subtropen werden dagegen mehr von Dürren betroffen sein. Mit anderen Worten: Wo es heute schon viel Regen gibt, da wird es noch mehr geben – wo Wasser knapp ist, wird es noch knapper. Die Flut in Pakistan 2010 war zwar nicht direkt auf den Klimawandel zurückzuführen, sie hat uns aber gezeigt, was der Klimawandel bedeuten kann. Vergleicht man diese 8
  • 11. Flut mit der in Australien wenig später, zeigt sich außerdem: Ärmere Länder sind schlechter in der Lage, sich vor den Auswirkungen von Naturereignissen zu schützen. Wäre es angesichts dieser Entwicklung sinnvoll, als Unternehmen seine Hilfs- strategie frühzeitig auf bestimmte Regionen und Katastrophentypen einzu- stellen? Ich denke, hierfür ist der zeitliche Horizont, über den wir sprechen, ein wenig zu lang. Die genannten Trends können aber natürlich eine gewisse Orientierung geben. über zukünftige Naturkatastrophen Prof. Dr. Mojib Latif leitet den Forschungsbereich Ozeanzirkulation und Klimadynamik am Leibniz- Institut für Meereswissenschaften an der Universität Kiel. 9
  • 12. Spenden – aber wie? Worauf sollten Sie bei Spenden für die Katastrophenhilfe achten? Die folgen- den Seiten zeigen, wie Sie zielgerich- tet und wirksam spenden. Überlegt entscheiden Lassen Sie sich als Spender niemals unter Druck setzen – nicht durch Wer- bung, Anrufe oder Spendensammler, die Sie an der Tür überreden wollen. Wenn Sie spenden, sollte das freiwillig geschehen. Treffen Sie also in Ruhe Ihre Entscheidung. Viele Hilfsorgani- sationen haben in der Vergangenheit Rücklagen gebildet, mit denen sie die ersten Maßnahmen noch selbst be- streiten können. Zweckbindung vermeiden Vermeiden Sie es, Ihren Überweisungs- träger mit einem engen Spendenzweck (z. B. „Nothilfe Flut Pakistan“) zu ver- sehen. Diese Zweckbindung verpflich- tet Hilfsorganisationen, das Geld aus- schließlich für das angegebene Ziel zu verwenden. Bei medial besonders präsenten Katastrophen erhalten Hilfs- organisationen aber manchmal so viele Spenden, dass Überschüsse entstehen, die in weniger bekannten Krisengebie- ten besser eingesetzt werden könnten. Sie haben sich eine Organisation aus- gesucht, weil Sie ihr vertrauen? Ver- trauen Sie auch ihrem Know-how, das Geld so zu verwenden, wie es den Be- troffenen am besten zugutekommt. Eine Spende ohne Zweckbindung macht das möglich. Effizienz fördern Bei jeder Spende fallen Kosten an, z. B. für die Abwicklung bei der Bank oder Verwaltungsaufwand bei den Organi- sationen. Geben Sie daher lieber eine größere Spende als viele kleine. Die Zahlung per Lastschrift ist günstiger als per Kreditkarte. 10
  • 13. Auf Wirkungsorientierung achten Der Empfänger Ihrer Spende sollte erfolgreiche Projekte aus der Vergan- genheit nachweisen können. Unab- hängige Evaluationen, die auf der Homepage der Organisation bereit- gestellt werden, sind dafür besonders wertvoll. Bei größeren Spenden sollten Sie die Hilfsorganisation Ihrer Wahl bitten, Ihnen Verwendung und Wir- kung der Spende zu erläutern. Definition Großspenden: Es gibt keine feste Definition einer „Großspende“ – jeder Spender und jede Hilfsorganisation haben unterschiedliche Maßstäbe. Häufig werden jedoch Spenden ab dem vierstelligen Bereich als Großspenden bezeichnet. 2009 gab laut GfK Charity Scope in Deutschland jeder Spender durchschnittlich 165 Euro. 11
  • 14. Geld spenden Kleider, Decken, Lebensmittel – Sach- spenden sind zwar beliebt, verursachen aber zumeist mehr Probleme, als sie lösen. Denn Sortierung und Transport sind teuer. Die Container mit Sachspen- den belasten die Transportkapazitäten an See- und Flughäfen, wichtige Medi- kamentenlieferungen könnten darunter leiden. Außerdem können Hilfsorgani- sationen mit Spendengeldern Waren vor Ort oft preiswerter kaufen und so die lokale Wirtschaft stärken. Daher sind Geldspenden an Hilfsorganisatio- nen fast immer nützlicher. Denn die Experten wissen am besten, was ge- braucht wird! Aktiv Nachfragen Als Spender sollten Sie sich mit Fragen willkommen fühlen. Gerade wenn es um eine für Sie größere Spenden- summe geht, empfiehlt PHINEO, offene Fragen an die Hilfsorganisation am Telefon zu klären. Viele Organisationen bieten dafür einen eigenen Spender- service an. Praxisbeispiel Sachspenden mit negativer Wir- kung: Haiti 2010 – dringend müssen nach dem Erdbeben Helfer und Medi- kamente ins Land gebracht werden. Doch die Lieferungen verzögern sich. Denn Container mit gebrauchten Schu- hen oder Teddybären, gespendet in bester Absicht, belasten die Verlade- kapazitäten des Flughafens von Port- au-Prince. Manche Kisten enthalten mittlerweile verdorbene Lebensmittel, gespendete Medikamente sind nur auf Deutsch beschriftet und daher für die Betroffenen unbrauchbar. Damit richten diese Sachspenden letztlich mehr Scha- den an, als dass sie helfen. 12
  • 15. der Weltbank kann ein Euro hier bis zu siebenmal wirksamer sein als in der Not- hilfe! Viele Organisationen engagieren sich in beiden Bereichen. Alternativen bedenken Bei großen Naturkatastrophen erhalten spendensammelnde Organisationen häufig viel Geld in kurzer Zeit. Wenn Sie nicht mit dem Strom schwimmen möchten, gibt es andere Optionen, die langfristig ebenfalls Gutes bewirken: So können Sie Hilfsorganisationen größere Beträge auch für die Evalua- tion ihrer Arbeit zukommen lassen oder Forschungsarbeit zur Katastro- phenvorsorge finanzieren. Den richtigen Zeitpunkt wählen Dramatische Fernsehbilder führen zum Wunsch, rasch zu helfen. Besondere Wirkung kann ihre Spende jedoch ent- falten, wenn die öffentliche Aufmerk- samkeit wieder nachgelassen hat. So lassen sich Finanzierungslücken zwi- schen Nothilfe und Entwicklungszu- sammenarbeit überbrücken. Eine Mög- lichkeit wäre es daher, den Betrag zeitversetzt zu überweisen oder regel- mäßig Geld an eine Organisation zu spenden. Besonders lohnen kann sich eine Spende für Präventionsmaßnah- men. Dies kann – ausnahmsweise – über einen entsprechenden Spenden- zweck gesteuert werden. Nach Zahlen Linktipp Weitere Tipps für wirkungsvolles Spenden finden Sie auf www.phineo.org/services/10-tipps/ 13
  • 16. Rasche Hilfe? Die ersten Schritte der Nach Naturkatastrophen muss alles schnell gehen. Die folgenden Absätze erklären, welche Maßnahmen Hilfs- organisationen ergreifen, bis sie vor Ort sind und Hilfe leisten können. Bevor die professionelle Hilfe bei den Betroffenen ankommt, vergehen meist einige Tage. Um Informationen über das Ausmaß der Katastrophe und die dringendsten Bedürfnisse zu sammeln, schicken viele Hilfsorganisationen zu- nächst ein Erkundungsteam in die be- troffene Region. Gleichzeitig präsentiert sich die Orga- nisation so bereits der Öffentlichkeit, um für Spender attraktiv zu sein. Bereits diese Sichtung nimmt einige Tage in Anspruch – Organisationen, die schon vor der Katastrophe im Land waren oder bewährte Partner vor Ort haben, sind hier im Vorteil. Sie können früh- zeitig beginnen, die Grundbedürfnisse der Bevölkerung nach medizinischer Versorgung, sauberem Trinkwasser oder Hygieneartikeln abzudecken. 14
  • 17. viele Verletzte, wird mehr medizini- sches Personal benötigt. Hinzu kommen Logistiker für die Koordination der Hilfs- gütertransporte und Einsatzteams. Die Vorbereitung erfordert also erheb- lichen Aufwand. Professionelle Orga- nisationen verfügen daher über stan- dardisierte Prozesse. Vor Ort herrscht dann dennoch oft große Unübersicht- lichkeit – in kurzer Zeit sind häufig Hunderte unterschiedliche Hilfsorgani- sationen und Freiwillige eingetroffen, dazu Scharen von Journalisten. Die Hilfsorganisationen Besteht Klarheit über die Anforderun- gen, laufen in den Heimatländern die Hilfsmaßnahmen an. Flüge müssen organisiert, Hilfsgüter besorgt und verladen werden. Zwar könnten uner- fahrene Freiwillige rasch vor Ort sein; für effektive Hilfe werden jedoch nur qualifizierte Experten benötigt. Deren Mobilisierung kann wiederum einige Tage dauern, da sie von ihren Arbeit- gebern freigestellt werden müssen. Steht Krankheitsprävention im Vorder- grund, sind es vor allem Fachleute für Wasser oder sanitäre Anlagen. Gibt es dringendsten Maßnahmen wurden in den Stunden nach der Katastrophe zumeist schon von den Einheimischen selbst getroffen. Eine letzte Hürde steht nun noch vor den Helfern: Sie müssen sich in diesem Chaos orientieren, die Koordinationsmechanismen verstehen und dort ansetzen, wo sie tatsächlich gebraucht werden. Erst jetzt können beispielsweise mobile Krankenhäuser aufgebaut oder die Trinkwasseraufbe- reitung in Betrieb genommen werden. 15
  • 18. Spenden – aber an wen? Strategisches Spenden steht und fällt mit der Wahl einer passenden Hilfs- organisation. Folgende Richtlinien sind dabei behilflich: Transparenz Die Organisation ist als gemeinnützig anerkannt und belegt dies mit einem Freistellungsbescheid vom Finanzamt. Sie veröffentlicht jährliche Tätigkeits- berichte und relevante Finanzdaten. Verwaltungskosten Professionelle Arbeit gibt es nicht zum Nulltarif. Eine gute Ausbildung der Einsatzkräfte kostet Geld, eben- so wie die Lagerung von Zelten und Gerätschaften, damit diese sofort einsetzbar sind. Ein gewisser Anteil Ihrer Spende darf daher in den Verwal- tungsapparat der Empfänger fließen. Gibt eine Organisation an, dass die Spendensumme zu 100 Prozent an die Projekte geht, kann das ein Zeichen für fehlende Seriosität sein. Als Faust- regel gilt, dass ein Anteil von 10 bis 30 Prozent für Verwaltungskosten gerechtfertigt ist. Siegel und Qualitäts- standards Achten Sie darauf, dass sich Hilfs- organisationen auf ihren Internetseiten zu Qualitätsstandards bekennen. Dazu gehören etwa das DZI-Spendensiegel, der Verhaltenskodex von VENRO, der Code of Conduct des Roten Kreuzes oder die Grundsätze des Deutschen Spendenrats (siehe Glossar). Privat oder Staat? Neben privaten Hilfsorganisationen bieten sich auch Organisationen der Vereinten Nationen (z. B. UNICEF, UN- HCR) als Spendenempfänger an. Diese arbeiten häufig mit der Regierung des betroffenen Landes zusammen – um staatliche Strukturen zu stärken, was für den langfristigen Wiederaufbau bedeutsam ist. Der Nachteil im Ver- gleich zu den Privaten: Zumeist ist der Verwaltungsaufwand höher. 16
  • 19. Dauerhafte Strukturen Besonders effektive Hilfe können Orga- nisationen leisten, die bereits vor der Katastrophe mit langfristigen Hilfspro- jekten im Land präsent waren. Denn sie sind mit Land und Leuten vertraut. Achten Sie auf entsprechende Hinweise in Projektberichten und auf den Web- seiten der Hilfsorganisationen. Koordination Die Vielzahl der Helfer im Katastro- phengebiet macht Koordination un- abdingbar. Erkundigen Sie sich bei der Organisation ihrer Wahl, ob diese vor Ort mit anderen Akteuren zusam- menarbeitet. Einen wichtigen Koor- Hintergrund Umstrittene Hilfe: Not- und Entwick- lungshilfe sind durchaus umstritten – insbesondere für Staaten mit instabilen oder autoritären politischen Systemen. Deren Vertreter könnten von der Hilfe gestärkt werden. Auf der anderen Seite steht die Not der Betroffenen – unab- hängig von der Politik. 17 dinierungsmechanismus organisiert beispielsweise das UN-Büro für die Koordination der Nothilfe (OCHA). Stärkung lokaler Kapazitäten Die Menschen in Katastrophengebie- ten wissen meist selbst am besten, was als Erstes getan werden muss. Spenden Sie daher an Organisationen, die mit lokalen Partnerorganisationen zusammenarbeiten und dies auf ihrer Homepage kundtun.
  • 20. „Spender sollten Verantwortung übernehmen“– Linda Polman Was sollten Spender wissen, die sich für Katastrophen- hilfe engagieren? Den Hintergrund: Die Nothilfe ist mitt- lerweile zu einer Industrie geworden. Das liegt am gigantischen internatio- nalen Geldfluss nach Katastrophen. Hilfsorganisationen stehen unter- einander im Wettbewerb um diese Gelder. Wie wirkt sich das aus? Es geht für Hilfsorganisationen nicht nur darum, das Leben anderer zu retten, sondern auch ums eigene Überleben. Viele arbeiten daher nicht dort, wo Hilfe am meisten benötigt wird, sondern wo das meiste Geld hinfließt. Das hängt leider oft von der Medienberichterstattung ab. In einigen Ländern regnet es dann Gelder, wäh- rend andere sich mit ein paar Tropfen zufriedengeben müssen. Und manche Krisen werden von Spendern und Hilfs- organisationen gar nicht beachtet. Während in diesen Gebieten dann die Menschen ohne Hilfe zurückbleiben, sind andernorts Hilfsgüter im Über- fluss vorhanden. Was bedeutet das für Spender? Man sollte sich klarmachen, dass für Hilfsorganisationen die Selbsterhaltung oft ebenso bedeutsam ist wie die Unter- stützung der Betroffenen. In der Öffent- lichkeit muss ein Bewusstsein für die Frage entstehen, wie Spendengelder ausgegeben werden. Bisher stellt die Öffentlichkeit kaum kritische Fragen, obwohl gute Absichten in der Nothilfe nicht automatisch zu guten Resultaten führen. Doch die betroffenen Menschen verdienen es, dass die Hilfe bestmöglich ausgeführt wird. Wie können Geldgeber dennoch wirksam spenden? Ich empfehle: Übernehmen Sie als Spen- der Verantwortung dafür, wie Ihr Geld ausgegeben wird. Gehen Sie auf die Internetseiten der Hilfsorganisationen und finden Sie heraus, wie sie arbeiten. Stellen Sie Fragen: Wem wird geholfen, 18
  • 21. wofür werden Spendengelder ausge- geben? Die Hilfsorganisationen müssen erklären können, was sie erreichen wollen und warum sie vor Ort sind. Eine gute Möglichkeit ist es, sich be- wusst für eine Hilfsorganisation zu entscheiden und diese dann langfris- tig zu unterstützen. Dabei sollten Sie immer wieder prüfen, ob die Organi- sation Fortschritte erzielt und diese auch belegen kann. über den Spendenmarkt Katastrophenhilfe Die niederländische Journalistin Linda Polman ist Spezialistin für internationale Hilfseinsätze in Krisenregionen und Autorin des Buches „Die Mitleidsindustrie“. 19
  • 22. Leitlinien für engagierte Unternehmen Naturkatastrophen sind Anlass für viele Unternehmen, sich zu engagieren. Häufig jedoch herrscht Unsicherheit über den richtigen Weg. Die folgenden Seiten helfen bei der Orientierung. Richtlinien Konkrete Richtlinien ermöglichen es, im Katastrophenfall wirksam aktiv zu werden. Sie erleichtern die Budget- planung und demonstrieren gegenüber Mitarbeitern und Öffentlichkeit Ver- antwortungsbewusstsein im Umgang mit Spendengeldern. Sie sollten fest- halten, in welcher Form das Unterneh- men auf welche Katastrophenfälle reagiert, und klare Entscheidungs- strukturen vorsehen. Geldspende Das Unternehmen kann selbst einen Betrag zur Verfügung stellen, Spenden der Mitarbeiter bündeln oder diese durch ein Matching-Programm auf- stocken – dabei wird beispielsweise jeder von Mitarbeitern gespendete Euro vom Unternehmen verdoppelt. Zur Stärkung von Zugehörigkeits- gefühl und Vertrauen der Mitarbeiter lohnt es sich, regelmäßig über die ge- troffenen Maßnahmen zu berichten. 20
  • 23. Sachspenden und Personaleinsatz In Einzelfällen können Unternehmen auch mit Sachspenden oder durch Freistellung von spezialisiertem Perso- nal einen sinnvollen Beitrag zur Katas- trophenhilfe leisten. Wichtig: Vor dem Spenden von Gütern oder dem Einsatz eigenen Personals sollte unbedingt der Bedarf mit vor Ort aktiven Hilfs- organisationen geklärt werden – im Idealfall werden entsprechende Ver- einbarungen bereits vor Eintritt einer Katastrophe zwischen Unternehmen und Hilfsorganisationen getroffen. Praxistipp Spenden ins Ausland: Spenden an ausländische Körperschaften sind steuerlich abzugsfähig, wenn die Empfänger und ihre Aktivitäten dem deutschen Gemeinnützigkeitsrecht genügen. Dies muss gegenüber dem Finanzamt begründet werden. Diese komplexe Aufgabe kann durch Mittler- instanzen übernommen werden: Das gemeinnützige Maecenata Internatio- nal (siehe Glossar) kümmert sich um die Abwicklung und stellt Spenden- bescheinigungen bei weltweiten Aus- landsspenden aus. Eine Alternative ist die Gründung einer steuerbegüns- tigten Körperschaft (z. B. Stiftung, Verein) mit entsprechendem Förder- zweck, die sich eigenständig oder durch Treuhänder um den Nachweis der satzungsgemäßen Mittelverwen- dung kümmert und dann deutsche Spendenquittungen ausstellen kann. 21
  • 24. Partnerwahl Bei der Auswahl eines Kooperations- partners bieten sich renommierte Hilfsorganisationen an. Alternativ kommen Organisationen aus dem re- gionalen Umfeld des Unternehmens infrage, oder Tochtergesellschaften im betroffenen Land identifizieren seriöse lokale Partner. Besonders wertvoll sind Kooperationen, wenn Unternehmen und Hilfsorganisation sich in ihren Kompetenzen ergänzen. Evaluationen der Kooperation helfen, Ablauf und Wirkung der Zusammen- arbeit zu optimieren. Praxisbeispiel Passgenaue Partnerwahl: DHL und OCHA. Seit 2005 hilft der Logistik- anbieter DHL dem UN-Büro für die Koordinierung der Nothilfe (OCHA) mit Teams von etwa 80 Spezialisten beim Transport von Hilfsgütern und macht so seine Kernkompetenz für die Nothilfe dienstbar. Kurz nach einer Katastrophe treffen die Helfer an den Flughäfen der betroffenen Region ein und organisieren Transport und Lagerung von Hilfsgütern aus der ganzen Welt. Während der Flut in Pakistan 2010 wurden nach eigenen Angaben rund 4500 Tonnen Hilfs- güter befördert. Partnerschaften mit Hilfsorganisationen Größere Hilfsorganisationen bieten Un- ternehmen eigene Ansprechpartner und helfen dabei, das passende Enga- gement zu finden. Sie können Materia- lien für unternehmensinterne Spenden- aktionen zur Verfügung stellen oder Spendenbanner in die Unternehmens- homepage einbinden. Auch die Unter- stützung konkreter Hilfsprojekte ist bei größeren Spenden denkbar. Lang- jährige Partnerschaften mit ausge- wählten Hilfsorganisationen sind effektiver als Aktionismus nach dem Gießkannenprinzip und ermöglichen Lerneffekte auf beiden Seiten. 22
  • 25. Viele Hilfsorganisationen sind jedoch bei der Auswahl von Partnerunterneh- men vorsichtig. Denn der Markenname einer Organisation soll durch Partner mit inkompatiblen Werten nicht ge- fährdet werden. Vor Kooperationen oder Großspenden prüfen sie daher häufig die „Eignung“ des Unterneh- mens. Die Kriterien unterscheiden sich je nach Hilfsorganisation teils erheb- lich. Häufige Ausschlusskriterien sind Produktion und Handel von Waffen oder gesundheitsschädlichen Produk- ten sowie Unternehmensaktivitäten, die zu Naturkatastrophen beitragen. Spenden – aber wann? Sich bei jeder Naturkatastrophe zu engagieren, ist unmöglich. Folgende Kriterien können bei der Entscheidung für ein Engagement behilflich sein: International tätige Unternehmen können sich dafür entscheiden, nur in Ländern aktiv zu werden, in denen eigene Mitarbeiter oder Tochterfirmen arbeiten. Das Engagement kann auf diese Weise auch die Lebensqualität der Mitarbeiter vor Ort erhöhen und gewährleistet zudem räumliche Nähe zwischen dem Unternehmen und den durchgeführten Hilfsmaßnahmen. Richtlinien können das Engagement auf bestimmte Katastrophentypen beschränken. Häufig sind dies akut auftretende Naturkatastrophen. Be- schränkt sich das Kerngeschäft auf Kunden in bestimmten Regionen, ist außerdem denkbar, ausschließlich in diesen Gebieten aktiv zu werden. Auch das Ausmaß von Naturkatastro- phen kann ein Kriterium sein. Indi- katoren sind offizielle Hilfsappelle der Vereinten Nationen (über OCHA) oder das Ersuchen des betroffenen Landes nach internationaler Hilfe. Andere mögliche Richtwerte können neben der Sterblichkeitsrate auch die Zahl der Betroffenen oder Sachschäden sein: Die EU erkennt eine „außer- gewöhnliche Katastrophe“ bei Schä- den über drei Milliarden Euro. 23
  • 26. Mythen und Realitäten in der Katastrophenhilfe Mythos: Die betroffene Bevölke- rung ist ohne ausländische Unterstüt- zung hilflos. Realität: Bis die großen Hilfsopera- tionen anlaufen, vergehen einige Tage. Die dringendsten Probleme werden bis dahin von den Menschen vor Ort selbst angegangen. Als direkt Betrof- fene wissen sie am besten, wo Hilfe am nötigsten ist, und werden sich mehr als jeder andere für sofortige Maßnahmen einsetzen. Mythos: Jede Hilfe zählt. Realität: Gut gemeint ist nicht immer gut gemacht! Freiwillige, aber unerfahrene Helfer behindern die professionellen Einsatzkräfte. Außer- dem sollten Spender die menschliche Würde der Empfänger beachten: So wollte 2006 eine Firma für Tiernahrung mit ihren Produkten afrikanischen Flüchtlingen helfen – die Lieferung des „Hundefutters“ wurde als Belei- digung empfunden. Mythos: Nach einigen Wochen kehrt die Normalität zurück. Realität: Betroffene von Natur katastrophen haben noch lange, nach- dem die öffentliche Aufmerksamkeit zur nächsten Katastrophe weitergezo- gen ist, unter den Folgen der Ereignisse zu leiden. Auch für Wiederaufbau und langfristige Entwicklung sind weiter- hin Spenden und internationale Un- terstützung nötig. Praxistipp Die Datenbanken „Financial Tracking Service“ und „EM-DAT“ liefern auf Englisch aktuelle Zahlen zu Betroffenen, Todesopfern und Geldflüssen (siehe Zum Weiter- lesen). 24
  • 27. Praxisbeispiel Mehr Tote, mehr Spendenbedarf? Entscheidend für den Spendenbedarf ist nicht die Zahl der Todesopfer, sondern der Überlebenden, die es zu unterstützen gilt. Die Gesamtzahl der Todesopfer nach der Tsunami-Katastrophe 2004 lag bei knapp 200.000. Der größte Teil der ca. 1,7 Millionen Obdachlosen wurde jedoch von Familienangehörigen oder Freunden aufgenommen und versorgt. Bei dem Erdbeben in Kaschmir 2005 kamen etwa 85.000 Menschen ums Leben – deut- lich weniger als beim Tsunami. Allerdings lag die Zahl der Obdachlosen bei 3,5 Millionen. Zusätzlich waren die Lebensumstände der Menschen in den Bergen Kaschmirs vor dem einbrechenden Winter noch prekärer als in den küstennahen Regionen des Indischen Ozeans. Richard Munz, Autor des Buches „Im Zentrum der Katastrophe“ Mythos: Niedrige Verwaltungs- kosten = Qualität Realität: Professionell durchge- führte Hilfsoperationen kosten Geld – denn Experten arbeiten wirksamer als unerfahrene Spontanhelfer. Moderate und transparente Ausgaben für Kosten von Hilfsorganisationen sind daher legitim. 25
  • 28. Glossar Code of Conduct Dieser von der Internationalen Rot- kreuz- und Rothalbmondbewegung entwickelte Verhaltenskodex enthält Qualitätsstandards für humanitäre Hilfseinsätze, darunter die Unabhän- gigkeit von politischen und religiösen Standpunkten oder die Rücksichtnahme auf soziale Netzwerke vor Ort. Deutscher Spendenrat Rund 60 Organisationen gehören diesem Dachverband spendensam- melnder Organisationen an. Seine Mitglieder unterliegen den Grund- sätzen des Spendenrates, die Trans- parenz und Effizienz der Spenden- verwendung einfordern. DZI-Spendensiegel Dieses Gütesiegel wird vom Deutschen Zentralinstitut für soziale Fragen (DZI) an gemeinnützige Organisationen vergeben, die überregional Spenden sammeln. Es bescheinigt die ordnungs- gemäße Verwendung der erhaltenen Spendengelder. Katastrophenhilfe Katastrophenhilfe wird hier synonym zu Not- und Soforthilfe verwendet. Sie richtet sich an die Betroffenen von Natur- katastrophen mit dem Ziel, Leben zu retten und Leid zu mildern. Durch ihre kurzfristigere Perspektive und den Kon- text der Naturkatastrophe unterschei- det sich die Katastrophenhilfe von der umfassenderen humanitären Hilfe, der Wiederaufbauhilfe und der Entwick- lungszusammenarbeit. 26
  • 29. Maecenata International (MINT) Das Programm im Netzwerk „Trans- national Giving Europe“ hilft seit 2002 bei der Abwicklung grenzüber- schreitender Spenden und stellt für diese Spendenquittungen aus, die eine steuerliche Geltendmachung in Deutschland ermöglichen. Naturkatastrophe Unter Naturkatastrophen verstehen wir Vorkommnisse wie Fluten oder Erdbeben, die im Zusammenhang mit Naturereignissen stehen, hohe menschliche, materielle, ökonomische und ökologische Verluste verursachen und die Fähigkeit der betroffenen Ge- meinschaft oder Gesellschaft über- steigen, diese aus eigener Kraft zu bewältigen. OCHA Abkürzung für das Office for the Coor- dination of Humanitarian Affairs (dt.: „Amt für die Koordinierung humanitä- rer Angelegenheiten“) der Vereinten Nationen. OCHA koordiniert im Falle humanitärer Katastrophen Hilfsmaß- nahmen vor Ort. VENRO Der „Verband Entwicklungspolitik deutscher Nichtregierungsorganisa- tionen e.V.“ vertritt rund 120 Hilfs- organisationen und Dachverbände, die in Nothilfe und Entwicklungszu- sammenarbeit aktiv sind. Sie bekennen sich u. a. zum VENRO-Verhaltenskodex „Transparenz, Organisationsführung und Kontrolle“. 27
  • 30. 1 Schritt für Schritt zur Spende28 2 3 4 An wen? Veröffentlicht die Organisation auf ihrer Homepage einen Finanz- und Tätigkeitsbericht? Trägt sie das DZI-Spendensiegel und/oder bekennt sich zu Qualitäts- standards? Engagiert sich die Organisation seit längerer Zeit im Land? Wie viel? Eine „ideale“ Spendenhöhe gibt es nicht. Jeder Geber muss eine Ent- scheidung treffen, die seinen indivi- duellen Möglichkeiten angepasst ist. Sie wollen eigene Akzente setzen? „Schleichende Katastrophen“ wie Fluten, aber auch Flüchtlingskatas- trophen nach militärischen Konflikten sind im Vergleich etwa zu Erdbeben häufig unterfinanziert. Wie? Spenden Sie Geld – verzichten Sie auf Sachspenden. Reduzieren Sie den Verwaltungs- aufwand und geben größere Beträge an wenige Organisationen. Die vier wichtigsten Fragen, die Sie sich im Vorfeld einer Spende stellen sollten – kompakt zusammengefasst: Wann? Sie möchten sofort aktiv werden? Spenden Sie für die akute Nothilfe. Sie denken vorausschauend? Warten Sie nicht, bis die Katastrophe ein- tritt – spenden Sie für Präventions- maßnahmen. Sie planen langfristig? Spenden Sie, wenn die mediale Aufmerksamkeit bereits nachgelassen hat.
  • 31. DZI: Auf www.dzi.de findet sich u. a. eine Liste mit Organisationen, die das Spendensiegel tragen. EM-DAT: Die Datenbank stellt umfang- reiches Zahlenmaterial zu Katastrophen zur Verfügung (www.emdat.be). Financial Tracking Service: Daten zu Spenden in der internationalen Katastrophen- hilfe werden auf www.fts.unocha.org regelmäßig aktualisiert. Maecenata International: Hilfe bei grenzüberschreitenden Spenden erhält man unter www.maecenata.eu. OCHA: Informationen des UN-Amtes für die Koordinierung humanitärer Angelegenheiten findet sich unter http://ochaonline.un.org/. VENRO: Der Verband deutscher Nicht- Regierungsorganisationen stellt seine Arbeit unter www.venro.org vor. World Disaster Report: Das Rote Kreuz veröffentlicht unter http:// www.ifrc.org/en/publications-and- reports/world-disasters-report/ jährlich ausführliche Statistiken rund um Naturkatastrophen. Zum Weiterlesen Literatur Linda Polman: Die Mitleidsindustrie. Campus Verlag 2010. Richard Munz: Im Zentrum der Katastrophe. Campus Verlag 2007. VENRO: Lernen aus der Katastrophe? Die Tsunami-Hilfe der deutschen NRO. Venro-Arbeitspapier Nr. 18, 2007. Links Deutscher Spendenrat: Unter www.spendenrat.de präsentiert sich dieser Dachverband spendensammeln- der Organisationen. 29