Flexibilisierung Von Personal Und Krisenmanagement
1. Krisenvermeidung durch die Flexibilisierung personeller Ressourcen
– Mythos oder Realität
Prof. Dr. Stephan Kaiser
Lehrstuhl für Personalmanagement und Organisation
WHL Wissenschaftliche Hochschule Lahr
Stephan.Kaiser@whl-lahr.de
2. Überblick
Proaktive
Vermeidung
von Krisen
Kriterien der
Bewertung?
Flexibilisierung
personeller Ressourcen ? Unternehmenskrise
(Dimensionen?)
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Prof. Dr. Stephan Kaiser
3. Unternehmenskrise und Krisenmanagement
Unternehmenskrise als Bruch einer kontinuierlichen Entwicklung mit ungewissem Ausgang
Gefährdung des gesamten Unternehmens bzw. wichtiger Ziele
Krisenursachenforschung: Unternehmenskrise als Ergebnis der Eskalation von
Managementfehlern und schwierigem wirtschaftlichen Umfeld
Krise als Risiko und Chance
Krisenmanagement:
Alle Maßnahmen mit positivem Einfluss auf den Ausbruch, Verlauf und Ende einer
Unternehmenskrise (Antizipation, Prävention und Reaktion)
- Aktives Krisenmanagement macht reaktives Krisenmanagement überflüssig?
- Aufgrund der Unvorhersehbarkeit von Krisen ist aktives Krisenmanagement unmöglich?
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4. Krisenmanagement und Personalmanagement - Stand der Forschung
Dominanz von Beiträgen zum Thema Personalabbau /
Massenentlassung
Reaktives Krisenmanagement Entwicklungsthemen: Umschulung und Schaffung von
Beschäftigungsfähigkeit
Motivationsthemen: Motivierender Umgang mit
verbleibenden Mitarbeitern, etwa bei Massenentlassungen
Aktives Krisenmanagement Flexibilisierungsthemen: Vermeidung von Unternehmenskrisen
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5. Grundidee: Flexibilisierung erhöht die relative Reaktionsgeschwindigkeit
Die Zeitschere im Management
Benötigte Reaktionszeit bei
wachsender Kompliziertheit
Verfügbare und
benötigte Flexibilisierung
Reaktionszeit
Verfügbare Reaktionszeit bei
wachsender Dynamik
früher heute
Wachsende Dynamik
und Kompliziertheit
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6. Flexibilisierung hilft dabei,
den Anpassungsdruck unter einer kritischen Schwelle zu halten
Verlauf bei „unflexibler“ Humanressourcen-Ausstattung
hoch
Wesentlichkeit
Anpassungs-
Anpassungs
druck
Betriebsbedingte
Kündigungen Schnelligkeit
Frühzeitigkeit
niedrig
Zeit
Verlauf bei „flexibler“ Humanressourcen-Ausstattung
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7. Dimensionen und Formen der Flexibilisierung personeller Ressourcen
Prozess- und
Aktionsflexibiliät
Strukturflexibilität
Veränderung
Einsatz
Funktionale Mitarbeiter
Flexibilität
Veränderung
Zeitliche Arbeitszeiten Handlungs-
Flexibilität Schnelligkeit
und
Mitarbeiter
-bereitschaft
Veränderung
Anzahl
Anzahl
Numerische Mitarbeiter
Flexibilität
Arbeitszeiten
Veränderung
Finanzielle Vergütung
Flexibilität
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8. Bewertung der Formen der Flexibilisierung – Funktionale Flexibilität
Wesentlichkeit im Regelfall nicht gegeben
Vorhandensein anderer Aufgaben?
Bereitschaft der Mitarbeiter?
Unter Umständen Option für Mischkonzerne
Wichtige Rolle beim Outplacement von Mitarbeitern
Fazit: Eher keine krisenvermeidende Funktion
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9. Bewertung der Formen der Flexibilisierung – Zeitliche Flexibilität
Wesentlichkeit nur bei spezifischer Ausgestaltung gegeben
Flexibilisierung von Tages- und Wochenarbeitszeiten, etc. ohne Effekt
Wirksam: Langfristige Verschiebungen von großen Arbeitszeit- und
Personalkostenblöcken (z. B. unvergütete Sabbaticals)
Probleme:
Bereitschaft und Auswahl der Mitarbeiter
Reintegration der Mitarbeiter
Fazit: Prinzipiell denkbar, aber sehr voraussetzungsreich
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10. Bewertung der Formen der Flexibilisierung – Finanzielle Flexibilität
Wesentlichkeit in der Praxis meist nicht gegeben
Gründe:
Höhe der variablen Vergütung über alle Mitarbeitergruppen hinweg zu
gering
Unzureichende direkte Kopplung von Vergütungsbestandteilen an
betriebswirtschaftliche Erfolgsgrößen
Zu späte Wirkung der Vergütungsreduktion bei Jahresprämien
Fazit: Prinzipiell denkbar, aber sehr voraussetzungsreich
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11. Bewertung der Formen der Flexibilisierung – Numerische Flexibilität
Wesentlichkeit gegeben bei hohem Anteil an atypischen Beschäftigten
(Randbelegschaft, z.B. befristete Verträge, Zeitarbeiter, Freelancer, etc.)
Voraussetzung:
Möglichkeit Abbaus dieser Randbelegschaft
Rechtzeitigkeit des Abbaus
Finanzielle Wirksamkeit des Abbaus (eigene Zeitarbeitsfirma
kontraproduktiv)
Fazit: Voraussetzung sind prinzipiell erfüllbar
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12. Numerische Flexibilisierung
durch Aufbau einer peripheren Personalausstattung
Periphere
Personal Kern-
Numerische
Ausstattung Personal-
Flexibilisierung
Ausstattung
Personal
Ausstattung
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13. Mit der numerischen Flexibilisierung sind Konsequenzen für das
Personalmanagement, insbesondere die Personalplanung verbunden
Neue Beschäftigungsformen als Objekte der Personalarbeit
z. B. Auswahlkriterien für Freelancer?
z. B. Führung gemischter Teams?
z. B. Bindung von Freelancern?
Erhöhter Abstimmungsbedarf bei der Personalplanung mit Einkaufsabteilungen und
Fachabteilungen
Fragen der politischen und gesellschaftlichen Willens einer numerischen
Flexibilisierung von Personalausstattungen in Deutschland
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14. Zusammenfassende Thesen
Eine Krisenvermeidung durch Flexibilisierung personeller Ressourcen ist sehr
voraussetzungsreich
Die Flexibilisierung in der Praxis ist in der Regel nicht wesentlich genug, um
betriebsbedingte Entlassungen bei größeren Krisen zu vermeiden
Numerische Flexibilisierung birgt das höchste Potential
Mit der numerischen Flexibilisierung sind jedoch zahlreiche neue
Herausforderungen für Unternehmensführung und Management verbunden
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15. Literaturempfehlungen
Kaiser, S./ Fassbender, P. (2006): Konzept zur Deeskalation. In: Personal - Zeitschrift für
Human Resource Management 58 (5), 30-32.
Kaiser, S./ Müller-Seitz, G./ Ringlstetter, M. (2005): Der Beitrag eines
flexibilitätsorientierten Humanressourcen-Managements in Unternehmenskrisen. Eine
kritische Betrachtung. In: Zeitschrift für Personalforschung 19 (3), 252-272.
Kaiser, S./ Paust, R./ Kampe, T. (2007): Externe Mitarbeiter. Ein Wegweiser für ein
erfolgreiches Management externer Professionals, Freelancer und Dienstleister. Linde
International Verlag, Wien.
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