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H 3.1
Frühwarnsysteme für die Krisenkommunikation




                                                          Heiko Schwöbel



Keine Wissenschaftsorganisation ist gefeit vor Kommunikationskrisen. Das Problem: Häu-
fig erfährt die Hochschule oder Forschungseinrichtung erst als Letzte, dass es überhaupt
ein Problem gibt, das zu einer Krise geführt hat. Doch solche Betriebsblindheit ist gefähr-
lich: Im Falle einer Krise kann der Ruf, das Image und damit die gesamte Handlungsfähig-
keit einer Organisation in Mitleidenschaft gezogen werden. Wie man solchen Gefahren
vorbeugt, welche Frühwarnsysteme und -indikatoren es gibt und wie man sie in einer Wis-
senschaftsinstitution am besten installiert und nutzt, beschreibt unser Beitrag.



Gliederung                                                                           Seite

1.      Die Bedeutung von Frühwarnsystemen                                               2
2.      Die drei wichtigsten Faktoren für Frühwarnsysteme                                3
3.      Anlässe für eine Frühwarnung                                                     5




HWK 1 09 10 07                                                                            1
H 3.1                                          Krisenkommunikation: Was tun, wenn’s brennt?

Frühwarnsysteme, die Sie kennen sollten




                                1.     Die Bedeutung von Frühwarnsystemen
                               Ein wissenschaftlicher Mitarbeiter scheidet in Unfrieden aus Ihrer
                               Institution aus. Ein neues Hochsicherheitslabor soll auf der grünen
                               Wiese in der Nähe eines Wohngebietes entstehen. Ein Chemielabor
                               explodiert, drei Studierende werden schwer verletzt. Ein Mitarbeiter
                               des Lehrkörpers gerät in Verdacht, seinen weiblichen Studierenden
                               zu nahe gekommen zu sein: Nur vier mögliche Fälle, wie sie auch in
                                                         Wissenschaftsinstitutionen jeden Tag vor-
                                                         kommen können. Als Vorgänge selbst sind
                                Frühwarnsystem
                                                         sie bedauerlich – zu einer echten Heraus-
                                                         forderung an die Gesamtorganisation wer-
                                                         den sie allerdings erst dadurch, dass solche
                                                         Vorgänge nicht sachgerecht und vor allem
    Das Frühwarnsystem in der Wissenschafts-             frühzeitig genug kommuniziert werden.
    kommunikation ist die institutionalisierte Beob-     Erfahrene Krisenmanager wissen: Meist
    achtung und damit Entdeckung von Aktivitäten         erfahren die betroffene Organisation und
    inner- und außerhalb der Hochschule bzw.
                                                         die in ihr tätigen Mitarbeiter erst als aller-
    Wissenschaftseinrichtung, die eine potenzielle
    negative Berichterstattung mit möglichem
                                                         letzte, was sich da gerade an Unheil zu-
    Schaden für das Image und die Funktionsfä-           sammenbraut.
    higkeit der Wissenschaftsinstitution im Vorfeld
    der Veröffentlichung für die Leitung der Einrich-
    tung und die Kommunikationsabteilung sichtbar         Warum brauchen auch Wissenschaftsein-
    macht.                                                richtungen solche Frühwarnsysteme? Die
                                                          Antwort ist einfach: Wie im Kapitel „Kri-
                                senkommunikation“ (H 2.1) gezeigt, entstehen Krisen fast immer aus
                                schon schlummernden Gefährdungspotenzialen. Die meisten Krisen
                                sind aber erst zu solchen geworden, weil die Warnzeichen in den ers-
                                ten Stadien der Krise übersehen wurden.


                                  Übersehen von Warnzeichen – Negativbeispiel

                                  Ein traditionsreicher Nudelhersteller aus dem deutschen Südwesten
                                  geriet vor rund zwei Jahrzehnten in den Verdacht, unhygienischen
                                  aufgeschlagenen Eierbrei in seinen Nudeln zu verarbeiten – was of-
                                  fensichtlich nicht der Wahrheit entsprach. Unter Titelzeilen, die einen
                                  vermeintlichen Eierbrei aus toten Küken unterstellten, begann eine
                                  Pressekampagne, ausgelöst zudem durch eine Falschmeldung der
                                  Aufsichtsbehörden. Das Unternehmen sah sich jedoch nicht betroffen
                                  – schließlich hatte man ja ein reines Gewissen. Deshalb unterblieb
                                  trotz dieser Warnzeichen auch eine rasche und sachgerechte Krisen-
                                  kommunikation – dies führte im Endeffekt zum Totalausbruch der Kri-
                                  se und zum schweren Schaden für das Unternehmen




2                                                                                           HWK 1 09 10 07
Krisenkommunikation: Was tun, wenn’s brennt?                                                     H 3.1

                                                                 Frühwarnsysteme, die Sie kennen sollten




Die Kommunikationsabteilung einer Hochschule oder einer For-
schungseinrichtung wird also mithilfe der Frühwarnsysteme in die
Lage versetzt, frühzeitig auf potenzielle negative Berichterstattung zu
reagieren. So kann sie sachgerecht auf die Veränderungen der Infor-
mationslage reagieren und innerhalb der Kommunikationskette rasch
und umfassend reagieren.



2.    Die drei wichtigsten Faktoren für
      Frühwarnsysteme
Ohne die Vermittlung der Medien gibt es keine Krise. Und: Ohne,
dass wir wissen, was in den Medien geschieht, kann eine Krise auch
nicht vermieden werden.
Dabei unterscheiden die Frühwarnsysteme drei unterschiedliche
Faktoren:

Erstens: Die Gefahrenquelle als solche
Aber für Wissenschaftseinrichtungen gilt: Auch die Bereiche der imma-
teriellen Güter sind potenzielle Gefahrenquellen für eine negative Be-
richterstattung. Diese können ganz konkret benannt werden, wie zum
Beispiel die Übergriffe von Lehrenden auf Studenten etwa einer kirchli-
chen Bildungseinrichtung. Aber auch die anth-
ropologische Forschung zu geschlechtspezifi-
schen Verhaltensweisen bei der Nahrungssuche
können in bestimmten Zusammenhang Anlass
negativer Veröffentlichungen sein, wenn an-
geblich diskriminierende Bemerkungen aus
den Forschungsvorhaben hierzu an das Licht
                                                   Nur rechtzeitige Vorbereitung hilft im Falle
der Öffentlichkeit kommen.
                                                    der Krise!
Deshalb gilt: Alle Frühwarnsysteme in der       Aus Sicht der Krisenkommunikation und der
Wissenschaftseinrichtung – von der Brand-       Krisenprävention muss detailliert festgelegt
meldeanlage bis hin zur Beobachtung der         werden, ab welchen Gefährdungssituationen
Fallzahlen postoperativer Infektionen – müs-    die Kommunikationsabteilung definitiv in einen
                                                Prozess der Krisenintervention bzw. Krisenab-
sen Grundregeln enthalten, die die rechtzeiti-
                                                wehr einzuschalten ist. Dazu bedarf es klarer
ge Einschaltung der Kommunikationsabtei-        Regeln für alle Beteiligten. Hilfreich ist in einem
lung sicherstellt. Hilfreich ist es zudem, be-  solchen Fall eine klare Checkliste. Nur so kann
freundete bzw. benachbarte Einrichtungen bei    sichergestellt werden, dass die Kommunikati-
Auffälligkeiten über die eigenen Beobachtun-    onsabteilung einer aufziehenden Kommunika-
gen zu informieren und gleichzeitig zu befra-   tionskrise entgegenwirken kann bzw. abwen-
gen, ob ähnliche Auffälligkeiten beobachtet     den kann.
werden. So kann sichergestellt werden, dass,
falls notwendig, übergreifend kommuniziert wird und damit über die
Generalisierung der potenzielle Schaden für die eigene Einrichtung
minimiert wird.




HWK 1 09 10 07                                                                                        3
H 3.1                                      Krisenkommunikation: Was tun, wenn’s brennt?

Frühwarnsysteme, die Sie kennen sollten




                              Zweitens: Die Kommunikation über die Wissenschaftseinrichtung
                              In den Systemen, die der Vermeidung von Kommunikationskrisen
                              dienen, spielen die Medien eine entscheidende Rolle. Auch für die
                              Frühwarnsysteme kommt ihnen eine überragende Bedeutung zu –
                              wobei der Begriff Medien hier weit gefasst werden muss, um ein dif-
                              ferenziertes Bild über die Kommunikation und deren potenziellen
                              Gefahren für die Berichterstattung zu gewinnen.




                                Pflegen Sie Ihre Frühwarnsysteme sorgfältig!
                                Stellt sich später heraus, dass die Gefahr geringer ist als zunächst
                                angenommen, danken Sie trotzdem dem Melder. Denn wie in den
                                Rettungszentralen gilt der Grundsatz: Besser einmal zu oft alar-
                                miert als einmal zu wenig!

                              Das Spektrum der Medien reicht von dem klassischen Printmedium
                              der Tageszeitung, Zeitschrift und Magazin über die Rundfunk- und
                              Fernsehsender bis hin zu den digitalen Angeboten im Internet und den
                              mobilebasierten Diensten sowie den Fachinformationsdiensten.

                              Daher ist es wichtig, alle Mitglieder der Wissenschaftseinrichtung zu
                              ermuntern, die Berichterstattung aufmerksam zu verfolgen und nega-
                              tive wie positive Tendenzen und Berichte einer zentralen Stelle – in
                              diesem Falle der Pressestelle – anzuzeigen.

                              Aber auch die reinen Fachveröffentlichungen sollten von den entspre-
                              chenden Fach-Kollegen in einem standardisierten Verfahren an die
                              Kommunikationsabteilung weitergereicht werden. Denn diese Meldun-
                              gen bilden ein ideales Themenreservoir für die alltägliche Pressearbeit.




                                Gefahrenhinweis: Frustrierte Mitarbeiter lösen oft Krisen erst aus!
                                Schlechte Pressemeldungen, die an die Öffentlichkeit gehen, resul-
                                tieren oft aus den Bemerkungen frustrierter und unzufriedener Mit-
                                glieder einer Einrichtung.




4                                                                                        HWK 1 09 10 07

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Heiko Schwöbel: Frühwarnsysteme für die Krisenkommunikation

  • 1. H 3.1 Frühwarnsysteme für die Krisenkommunikation Heiko Schwöbel Keine Wissenschaftsorganisation ist gefeit vor Kommunikationskrisen. Das Problem: Häu- fig erfährt die Hochschule oder Forschungseinrichtung erst als Letzte, dass es überhaupt ein Problem gibt, das zu einer Krise geführt hat. Doch solche Betriebsblindheit ist gefähr- lich: Im Falle einer Krise kann der Ruf, das Image und damit die gesamte Handlungsfähig- keit einer Organisation in Mitleidenschaft gezogen werden. Wie man solchen Gefahren vorbeugt, welche Frühwarnsysteme und -indikatoren es gibt und wie man sie in einer Wis- senschaftsinstitution am besten installiert und nutzt, beschreibt unser Beitrag. Gliederung Seite 1. Die Bedeutung von Frühwarnsystemen 2 2. Die drei wichtigsten Faktoren für Frühwarnsysteme 3 3. Anlässe für eine Frühwarnung 5 HWK 1 09 10 07 1
  • 2. H 3.1 Krisenkommunikation: Was tun, wenn’s brennt? Frühwarnsysteme, die Sie kennen sollten 1. Die Bedeutung von Frühwarnsystemen Ein wissenschaftlicher Mitarbeiter scheidet in Unfrieden aus Ihrer Institution aus. Ein neues Hochsicherheitslabor soll auf der grünen Wiese in der Nähe eines Wohngebietes entstehen. Ein Chemielabor explodiert, drei Studierende werden schwer verletzt. Ein Mitarbeiter des Lehrkörpers gerät in Verdacht, seinen weiblichen Studierenden zu nahe gekommen zu sein: Nur vier mögliche Fälle, wie sie auch in Wissenschaftsinstitutionen jeden Tag vor- kommen können. Als Vorgänge selbst sind Frühwarnsystem sie bedauerlich – zu einer echten Heraus- forderung an die Gesamtorganisation wer- den sie allerdings erst dadurch, dass solche Vorgänge nicht sachgerecht und vor allem Das Frühwarnsystem in der Wissenschafts- frühzeitig genug kommuniziert werden. kommunikation ist die institutionalisierte Beob- Erfahrene Krisenmanager wissen: Meist achtung und damit Entdeckung von Aktivitäten erfahren die betroffene Organisation und inner- und außerhalb der Hochschule bzw. die in ihr tätigen Mitarbeiter erst als aller- Wissenschaftseinrichtung, die eine potenzielle negative Berichterstattung mit möglichem letzte, was sich da gerade an Unheil zu- Schaden für das Image und die Funktionsfä- sammenbraut. higkeit der Wissenschaftsinstitution im Vorfeld der Veröffentlichung für die Leitung der Einrich- tung und die Kommunikationsabteilung sichtbar Warum brauchen auch Wissenschaftsein- macht. richtungen solche Frühwarnsysteme? Die Antwort ist einfach: Wie im Kapitel „Kri- senkommunikation“ (H 2.1) gezeigt, entstehen Krisen fast immer aus schon schlummernden Gefährdungspotenzialen. Die meisten Krisen sind aber erst zu solchen geworden, weil die Warnzeichen in den ers- ten Stadien der Krise übersehen wurden. Übersehen von Warnzeichen – Negativbeispiel Ein traditionsreicher Nudelhersteller aus dem deutschen Südwesten geriet vor rund zwei Jahrzehnten in den Verdacht, unhygienischen aufgeschlagenen Eierbrei in seinen Nudeln zu verarbeiten – was of- fensichtlich nicht der Wahrheit entsprach. Unter Titelzeilen, die einen vermeintlichen Eierbrei aus toten Küken unterstellten, begann eine Pressekampagne, ausgelöst zudem durch eine Falschmeldung der Aufsichtsbehörden. Das Unternehmen sah sich jedoch nicht betroffen – schließlich hatte man ja ein reines Gewissen. Deshalb unterblieb trotz dieser Warnzeichen auch eine rasche und sachgerechte Krisen- kommunikation – dies führte im Endeffekt zum Totalausbruch der Kri- se und zum schweren Schaden für das Unternehmen 2 HWK 1 09 10 07
  • 3. Krisenkommunikation: Was tun, wenn’s brennt? H 3.1 Frühwarnsysteme, die Sie kennen sollten Die Kommunikationsabteilung einer Hochschule oder einer For- schungseinrichtung wird also mithilfe der Frühwarnsysteme in die Lage versetzt, frühzeitig auf potenzielle negative Berichterstattung zu reagieren. So kann sie sachgerecht auf die Veränderungen der Infor- mationslage reagieren und innerhalb der Kommunikationskette rasch und umfassend reagieren. 2. Die drei wichtigsten Faktoren für Frühwarnsysteme Ohne die Vermittlung der Medien gibt es keine Krise. Und: Ohne, dass wir wissen, was in den Medien geschieht, kann eine Krise auch nicht vermieden werden. Dabei unterscheiden die Frühwarnsysteme drei unterschiedliche Faktoren: Erstens: Die Gefahrenquelle als solche Aber für Wissenschaftseinrichtungen gilt: Auch die Bereiche der imma- teriellen Güter sind potenzielle Gefahrenquellen für eine negative Be- richterstattung. Diese können ganz konkret benannt werden, wie zum Beispiel die Übergriffe von Lehrenden auf Studenten etwa einer kirchli- chen Bildungseinrichtung. Aber auch die anth- ropologische Forschung zu geschlechtspezifi- schen Verhaltensweisen bei der Nahrungssuche können in bestimmten Zusammenhang Anlass negativer Veröffentlichungen sein, wenn an- geblich diskriminierende Bemerkungen aus den Forschungsvorhaben hierzu an das Licht Nur rechtzeitige Vorbereitung hilft im Falle der Öffentlichkeit kommen. der Krise! Deshalb gilt: Alle Frühwarnsysteme in der Aus Sicht der Krisenkommunikation und der Wissenschaftseinrichtung – von der Brand- Krisenprävention muss detailliert festgelegt meldeanlage bis hin zur Beobachtung der werden, ab welchen Gefährdungssituationen Fallzahlen postoperativer Infektionen – müs- die Kommunikationsabteilung definitiv in einen Prozess der Krisenintervention bzw. Krisenab- sen Grundregeln enthalten, die die rechtzeiti- wehr einzuschalten ist. Dazu bedarf es klarer ge Einschaltung der Kommunikationsabtei- Regeln für alle Beteiligten. Hilfreich ist in einem lung sicherstellt. Hilfreich ist es zudem, be- solchen Fall eine klare Checkliste. Nur so kann freundete bzw. benachbarte Einrichtungen bei sichergestellt werden, dass die Kommunikati- Auffälligkeiten über die eigenen Beobachtun- onsabteilung einer aufziehenden Kommunika- gen zu informieren und gleichzeitig zu befra- tionskrise entgegenwirken kann bzw. abwen- gen, ob ähnliche Auffälligkeiten beobachtet den kann. werden. So kann sichergestellt werden, dass, falls notwendig, übergreifend kommuniziert wird und damit über die Generalisierung der potenzielle Schaden für die eigene Einrichtung minimiert wird. HWK 1 09 10 07 3
  • 4. H 3.1 Krisenkommunikation: Was tun, wenn’s brennt? Frühwarnsysteme, die Sie kennen sollten Zweitens: Die Kommunikation über die Wissenschaftseinrichtung In den Systemen, die der Vermeidung von Kommunikationskrisen dienen, spielen die Medien eine entscheidende Rolle. Auch für die Frühwarnsysteme kommt ihnen eine überragende Bedeutung zu – wobei der Begriff Medien hier weit gefasst werden muss, um ein dif- ferenziertes Bild über die Kommunikation und deren potenziellen Gefahren für die Berichterstattung zu gewinnen. Pflegen Sie Ihre Frühwarnsysteme sorgfältig! Stellt sich später heraus, dass die Gefahr geringer ist als zunächst angenommen, danken Sie trotzdem dem Melder. Denn wie in den Rettungszentralen gilt der Grundsatz: Besser einmal zu oft alar- miert als einmal zu wenig! Das Spektrum der Medien reicht von dem klassischen Printmedium der Tageszeitung, Zeitschrift und Magazin über die Rundfunk- und Fernsehsender bis hin zu den digitalen Angeboten im Internet und den mobilebasierten Diensten sowie den Fachinformationsdiensten. Daher ist es wichtig, alle Mitglieder der Wissenschaftseinrichtung zu ermuntern, die Berichterstattung aufmerksam zu verfolgen und nega- tive wie positive Tendenzen und Berichte einer zentralen Stelle – in diesem Falle der Pressestelle – anzuzeigen. Aber auch die reinen Fachveröffentlichungen sollten von den entspre- chenden Fach-Kollegen in einem standardisierten Verfahren an die Kommunikationsabteilung weitergereicht werden. Denn diese Meldun- gen bilden ein ideales Themenreservoir für die alltägliche Pressearbeit. Gefahrenhinweis: Frustrierte Mitarbeiter lösen oft Krisen erst aus! Schlechte Pressemeldungen, die an die Öffentlichkeit gehen, resul- tieren oft aus den Bemerkungen frustrierter und unzufriedener Mit- glieder einer Einrichtung. 4 HWK 1 09 10 07