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und Tesla-Gründer Elon Musk noch vorhat 
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Management&Erfolg 
Voll im Bilde 
GRÜNDERPREIS | Der Online-Handel boomt, doch hohe Retourenquoten vermiesen 
Handelsplattformen und E-Commerce-Start-ups das Geschäft. Jungunternehmerin 
Anna Rojahn will mit Fast Forward Imaging für bessere Produktfotos und damit 
zufriedenere Kunden sorgen. Mit ihrer Geschäftsidee hat sie Neumacher 2014, den 
WirtschaftsWoche-Gründerwettbewerb, gewonnen. 
Der Betonboden in dem alten 
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Kabel herab. Mitten in dem 
130 Quadratmeter großen 
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Kasten, an dem ein Arm mit Kamera befes-tigt 
ist. In dem Kasten steht auf einer Glas-platte 
eine Pflanze mit feingliedrigen, grü-nen 
Blättern. Auf Knopfdruck setzt sich die 
Platte in Bewegung, dreht sich langsam um 
360 Grad, die Wände des Kastens leuchten 
in verschiedenen Farben, die Kamera 
blitzt. Auf einem Monitor erscheint ein 
hoch aufgelöstes Bild der Pflanze. Sie lässt 
sich per Mausklick drehen und auf beliebi-ge 
Hintergründe ziehen, denn ihre Umris-se 
sind exakt freigestellt – wie mit der Na-gelschere 
ausgeschnitten. „Was einen Gra-fiker 
Stunden gekostet hätte, schafft unsere 
Technologie in ein paar Minuten“, sagt An-na 
Rojahn, und ihr Blick schweift zu einem 
Poster an der Wand. „Life is short, build 
stuff“ und „move fast and break things“ 
steht da – „das Leben ist kurz, also bau 
schnell Dinge auf und zerstöre andere.“ 
Genau das hat die Unternehmerin Ro-jahn 
mit ihrem Berliner Start-up vor: Einen 
neuen Bilderstandard im Internet will die 
37-Jährige etablieren. Warum das so spek-takulär 
ist? Mithilfe von Rojahns Fototech-nologie 
kann jeder, der im Internet einen 
Online-Shop betreibt – vom Gelegenheits-verkäufer, 
der einmal im Jahr aus seinem 
ausrangierten Flohmarkttrödel ein paar 
Euro schlagen will, bis zu professionellen 
Handelskonzernen wie Otto oder Zalando 
–, seine Produkte detailgetreu abbilden las-sen, 
um sie potenziellen Käufern schmack-haft 
zu machen. 
„Wer das Produkt schon beim Einkau-fen 
von allen Seiten begutachten kann, er-lebt 
damit weniger böse Überraschun-gen“, 
sagt Gründerin Rojahn. „So helfen 
wir Web-Shops dabei, mehr Besucher zu 
Kunden zu machen und die Retourenquo-te 
zu senken.“ 
Ob Pflanzen oder Frischfisch, Saftpres-sen 
oder Sandalen: Tausende Produkte 
haben Anna Rojahn und ihr sechsköpfiges 
Team seit dem Start im Frühjahr 2013 
schon fotografiert. Aktuell reist die Unter-nehmerin 
von einem Kundengespräch 
zum nächsten, ihre Umsatzziele für dieses 
Jahr hat sie nach eigenen Angaben bereits 
übertroffen. 
Ihr Geschäftsmodell beschreibt Rojahn 
neudeutsch als „Hardware as a Service“ – 
wer mehr als 5000 Produkte im Jahr foto-grafieren 
lässt, erhält die Technologie kos-tenlos 
und zahlt einen Fixpreis pro aufge-nommenes 
Bild. Das sorgt bei Fast For-ward 
Imaging für kontinuierliche Einnah-men 
und spart den Kunden hohe An-schaffungskosten. 
Außerdem bietet das 
Start-up an, kleinere Produktserien in sei-nem 
Fabrikloft zu fotografieren – aktuell 
etwa stapeln sich kistenweise Schals im 
Studio, die Foto-Chef Tilmann Classen ab-lichtet 
und danach mit den Bilddateien an 
Händler und Hersteller zurückschickt. 
Grund genug für die Jury des Wirt-schaftsWoche- 
Gründerpreises Neuma-cher, 
Rojahn auszuzeichnen. Die Unter-nehmerin 
setze „auf ein schlaues Ge-schäftsmodell“, 
lobt etwa Juror Marc 
Hoenke vom Cloud-Softwareanbieter 
Salesforce (siehe Seite 92). Unternehmer 
Torsten Oelke ist überzeugt, dass Rojahn 
mit ihrer Technologie „den digitalen Wan-del 
in Deutschland vorantreiben kann“. 
Und Michael Motschmann, Vorstand des 
Risikokapitalfinanzierers MIG, beschei-nigt 
der Gründerin einen guten Riecher: 
„Viele Online-Händler werden genau das 
brauchen, was Rojahn anbietet.“ 
RENDITEKILLER RETOUREN 
Tatsächlich setzt Rojahn auf einen boo-menden 
Markt: 94 Prozent der deutschen 
Internet-Nutzer über 14 Jahre kaufen nach 
Angaben des High-Tech-Verbands Bitkom 
inzwischen online ein (siehe Grafik). Dabei 
bilden Produktfotos in der Regel die Basis 
jeder Kaufentscheidung. Zwei Drittel der 
Online-Shopper bestellen sogar mehrmals 
im Monat. Ebenfalls Usus: Waren kostenlos 
zurückzuschicken – drei von vier Befragten 
haben das laut Bitkom schon getan. 
FOTO: ANDREAS CHUDOWSKI FÜR WIRTSCHAFTSWOCHE 
Für die Anbieter ein Problem: Retouren 
sind ein Renditekiller. Nach Angaben des 
Forschungsinstituts Ibis kostet sie jede 
Rücksendung rund 20 Euro – von der Mar-ge 
bleibt bei günstigen Produkten wenig 
übrig. „Zwar lässt sich auch mit schlecht fo-tografierten 
3 % 
Produkten handeln“, sagt der 
13 % 
E-Commerce-Experte Jochen Krisch, der 
20 % 
mit seinem Portal Excitingcommerce.de 
5 % 
den Online-Handel beobachtet. „Aber je 
58 % 
professioneller der Verkauf und je hoch-wertiger 
die Produkte, umso wichtiger sind 
Quelle: Bitkom 2014 gute Bilder.“ 
» 
ANNA ROJAHN | 
FAST FORWARD IMAGING 
Die Gründerin will einen neuen Bilder-standard 
im Internet etablieren 
Zum Beispiel wenn man, wie Cécile Gaul-ke, 
gebrauchte Markenmode verkauft. In ei-nem 
Backsteinbau in der Hamburger Spei-cherstadt, 
wo einst Gewürze aus Fernost la-gerten, 
hängen heute an langen Gardero-benstangen 
Blazer und Blusen, liegen Son-nenbrillen 
und Schmuck in Kisten – knapp 
11 000 Artikel von Luxusmarken wie Louis 
Vuitton oder Christian Dior im Wert von 
mehr als einer Million Euro, die Gaulke über 
ihren Online-Marktplatz Rebelle anbietet. 
Für jedes verkaufte Stück erhält das Start-up 
eine vom Verkaufspreis abhängige Provisi-on 
– und eine Pauschale von 15 Euro für den 
sogenannten Concierge-Service: das Betex-ten, 
Lagern und den Versand der Waren – 
und das Fotografieren im eigenen Studio. 
Das soll den Aufwand der Verkäufer mini-mieren 
und die Chancen, einen Käufer zu 
finden, erhöhen. „Wer früher Designerklei-dung 
verkaufen wollte, musste zum Floh- 
Digitales Shoppingparadies 
Wie oft die Deutschen im Netz einkaufen... 
Täglich 
Mehrmals pro Woche 
Einmal pro Woche 
Mehrmals pro Monat 
Seltener 
1 % 
8 % 
14 % 
42 % 
33 % 
...und wie häufig sie Waren wieder zurück-schicken 
Regelmäßig 
Manchmal 
Selten 
Bislang nur einmal 
Nie 
90 Nr. 48 24.11.2014 WirtschaftsWoche WirtschaftsWoche 24.11.2014 Nr. 48 91 
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Management&Erfolg 
» 
markt oder zu Ebay gehen“, sagt Gaulke, 
„beides war unheimlich intransparent.“ 
Auf eine ganz ähnliche Idee setzt das 
Stuttgarter Start-up Mädchenflohmarkt: 
Der Online-Marktplatz bietet Frauen die 
Möglichkeit, Kleidungsstücke unkompli-ziert 
online zu verkaufen. Für seinen Con-cierge- 
Service hat das Start-up eine Fläche 
von mehr 600 Quadratmetern angemietet. 
„Wir haben inzwischen mehrere Studios, 
in denen wir von früh bis spät fotografie-ren“, 
sagt Gründerin Maria Spilka, die pha-senweise 
bis zu zehn Mitarbeiter im Con-cierge- 
Service beschäftigt. Das ist nötig, 
denn anders als bei Büchern oder Elektro-nikartikeln 
gibt es für Kleidungsstücke nur 
selten vorgefertigte Fotos der Hersteller. 
NICHTS VERDIENT, VIEL GELERNT 
Die könnte bald Rojahn produzieren – für 
ihre 360-Grad-Bilder nutzt sie ein Patent 
der Bauhaus-Universität Weimar, für das 
sie sich eine exklusive Lizenz gesichert hat. 
Kurz gesagt, schützt das Patent die Idee, 
Objekte nacheinander vor zwei komple-mentären 
Farben zu fotografieren – also et-wa 
erst vor einer gelben, dann vor einer 
blauen Wand. Diese Methode erleichtert 
es, die Bilder freizustellen und dabei Fehler 
und Ränder zu vermeiden. 
DIE JURY 
Unternehmerin mit Biss 
»Einfache Idee, schlaues 
Produkt, cleveres 
Geschäftsmodell 
und eine passionierte 
Gründerin.« 
MICHAEL 
MOTSCHMANN 
MIG AG 
MICHAEL 
VON BACH 
thjnk 
KONSTANTIN 
EWALD 
Osborne Clarke 
Am Drücker Rojahns Technologie basiert 
auf einem Patent der Bauhaus-Uni Weimar 
Fremde Patente für das eigene Geschäft 
zu nutzen: Das ist in der Gründerszene 
eher ungewöhnlich. Aber Rojahn und ihre 
Mannschaft haben, basierend auf der 
Technik, eine eigene Kombination aus 
Hardware und Software entwickelt, die die 
Umsetzung der Erfindung erst möglich 
macht. Den Bedarf dafür hat die Gründerin 
am eigenen Leib erfahren: Bevor sie zur 
Unternehmerin wurde, arbeitete sie für ei-nen 
Luxusartikelhersteller und musste im-mer 
wieder Kollektionen begutachten. „Da 
habe ich den Schmerz kennengelernt, 
wenn Produktbilder schlecht und wenig 
aussagekräftig sind“, erzählt Rojahn. 
Das ist inzwischen mehr als sieben Jah-re 
her. Denn nach ihrer Zeit als Angestellte 
wagte sie 2007 den Sprung in die Selbst- 
MARC 
HOENKE 
Salesforce.com 
PROF. TOBIAS 
KOLLMANN 
Universität 
Duisburg-Essen 
TORSTEN 
OELKE 
Smart Mobile 
Factory 
JULIA 
DERNDINGER 
Entrepreneurs’ 
Organization 
FOTOS: ANDREAS CHUDOWSKI FÜR WIRTSCHAFTSWOCHE, PR (5), JEANNETTE CORBEAU, DOMINIK PIETSCH FÜR WIRTSCHAFTSWOCHE, ANDREAS REITER, DIRK LAESSIG, MICHAEL DANNENMANN, FRANK SCHEMMANN FÜR WIRTSCHAFTSWOCHE 
ständigkeit. Gemeinsam mit ihrem Bru-der 
startete sie mehrere Projekte – vom 
Vergleichsportal für Strom- und Gastarife 
bis hin zu einem Online-Magazin für De-signer. 
„Wir haben nichts damit verdient, 
aber viel gelernt – etwa über die Zahlungs-bereitschaft 
unserer Zielgruppen“, sagt 
Rojahn. 
All das half ihr beim Aufbau von Fast For-ward 
Imaging: Gleich zu Beginn fand die 
Gründerin Investoren. Trotzdem stand das 
Unternehmen etwa ein Jahr nach der 
Gründung fast vor dem Aus – Rojahn 
trennte sich von ihrem Mitgründer, hatte 
im Gesellschaftervertrag für eine solch 
knifflige Situation nicht vorgesorgt. Nur 
weil der Investor bereit war, Rojahns Mit-gründer 
seine Anteile abzukaufen, ließ sich 
die Insolvenz vermeiden. „Ich wollte auf je-den 
Fall weitermachen“, sagt die 37-Jähri-ge. 
„Mir war klar: Wenn die Technologie 
funktioniert, dann wird das ein Knaller.“ 
Über die Höhen und Tiefen ihres Un-ternehmerlebens 
berichtet die Gewinne-rin 
von Neumacher 2014 von nun an re-gelmäßig 
im Gründertagebuch (siehe 
Seite 94). n 
jens.toennesmann@wiwo.de 
Lesen Sie weiter auf Seite 94 » 
NEUMACHER 2014 
Lukrative Preise 
Die Partner des Wettbewerbs fördern das 
Sieger-Start-up mit einem Paket aus 
10 000 Euro Startkapital sowie Sachleis-tungen 
im Wert von bis zu 300 000 Euro: 
n Die Kanzlei Osborne Clarke berät die 
Sieger in Rechtsfragen 
n Experten der Agentur thjnk helfen beim 
Aufbau einer Markenstrategie 
n Der Risikokapitalgeber High-Tech Grün-derfonds 
unterstützt mit einem Coaching 
n Die WirtschaftsWoche stiftet Media - 
leistungen 
Die Gewinner jeder Kategorie nehmen am 
Accelerator Program der Entrepreneurs’ 
Organization teil. Weitere Informationen 
unter: wiwo.de/neumacher 
ANDREA 
PFUNDMEIER 
Secomba 
ULRICH 
DIETZ 
GFT Technologies 
MICHAEL 
WIESER 
High-Tech 
Gründerfonds 
MIRIAM 
MECKEL 
Wirtschafts- 
Woche 
92 Nr. 48 24.11.2014 WirtschaftsWoche 
Auszeichnung für den 
Mittelstand! 
Hauptsponsor: 
iten u a li n te ne . 
Im Fokus der „Hall of Fame“-Gala steht die Auszeichnung des deutschen Mittelstandes. Am 14.01.2015 
ehren wir erneut herausragende Persönlichkeiten deutscher Familienunternehmen für ihre innovative 
und verantwortungsbewusste Unternehmensleistung. 
Alle Informationen zur Veranstaltung unter: www.handelsblatt.com/hall-of-fame 
© Handelsblatt GmbH. Alle Rechte vorbehalten. Zum Erwerb weitergehender Rechte wenden Sie sich bitte an nutzungsrechte@vhb.de.
Management&Erfolg 
Auf großer Bühne 
GRÜNDERTAGEBUCH (I) | Wie Neumacher-Gewinnerin Anna Rojahn 
Investoren für ihr Start-up Fast Forward Imaging fand und weshalb 
sie sich von ihrem Mitgründer trennen musste. 
Wenn Anna Ro-jahn 
eine gute 
Idee hat, dann 
lässt sie sie nicht 
mehr los. Seit 
dem Jahr 2012 
tüftelt die Seri-engründerin 
an einer neuartigen Techno-logie, 
mit der sich schnell und günstig 
360-Grad-Produktfotos produzieren las-sen. 
2013 startete sie Fast Forward Imaging 
und hat jetzt Neumacher 2014 gewonnen, 
den WirtschaftsWoche-Gründerwettbe-werb. 
Im Gründertagebuch berichtet die 
37-Jährige, wie sich ihr Start-up entwickelt. 
15. FEBRUAR 2013 
Der Prototyp ist fertig – aus Holzbrettern! 
Heute sprechen mein Mitgründer Till und 
ich mit einem Investor: dem Unternehmer 
Sebastian Ganske. Das würde passen: Die 
Ganske Verlagsgruppe betreibt selbst eini-ge 
Online-Handelsportale, für die unsere 
Technologie interessant ist. 
16. APRIL 2013 
Es geht Schlag auf Schlag: Heute haben wir 
die Fast Forward Imaging GmbH gegrün-det. 
In einer klassischen Charlottenburger 
dem einen oder anderen Geschäftskunden 
zu verkraften: dass Abschlüsse lange dau-ern, 
ständig ein wichtiger Ansprechpartner 
die Position wechselt oder sich im Urlaub 
befindet. 
12. SEPTEMBER 2014 
Ich treffe einen namhaften Investor aus 
den USA. Wir haben zwar noch keine US-Pläne, 
aber es hilft, Netzwerke früh aufzu-bauen 
– man weiß ja nie! 
18. SEPTEMBER 2014 
Studio-Shooting für ein namhaftes Münch-ner 
Modelabel: Der Art Director und seine 
Assistentin finden unseren eigenwilligen 
Mix aus Studio, Büro und Werkstatt als 
Kontrast zu ihrem durchgestylten Office of-fenbar 
cool. Trotzdem freue ich mich da-rauf, 
zum Jahresende in einen vorzeigbare-ren 
Standort umzuziehen – je mehr etab-lierte 
Kunden auf uns aufmerksam werden, 
desto wichtiger wird es für uns, uns auch 
repräsentativ darzustellen. 
2. OKTOBER 2014 
Unser Gesellschafter-Lunch steht an: Seit 
unserer zweiten Finanzierungsrunde im 
April organisiere ich diese Treffen jedes 
Quartal, um meinen Gesellschaftern die 
Gelegenheit zum Austausch zu geben. 
Nach dem Essen trinken wir in unserem 
Studio einen Kaffee und schauen uns die 
neuesten Entwicklungen an. Der strategi-sche 
Input meiner Investoren und Beiräte 
hilft mir dabei, unsere alltäglichen Heraus-forderungen 
mit anderen Augen zu sehen. 
11. NOVEMBER 2014 
Diese Woche bin ich beim StartmeupHK-Programm 
in Hongkong. Als eines von sechs 
Unternehmen, die aus über 550 Bewerbun-gen 
ausgewählt worden sind, stelle ich Fast 
Forward Imaging vor. Die Präsentation läuft 
gut, aber mir schlottern die Knie – im Publi-kum 
sitzen 700 geladene Gäste! Die Reise 
hilft mir, erste Kontakte vor Ort zu knüpfen. 
Ich bin mir sicher, dass unsere Technologie 
einen gewaltigen Mehrwert bieten kann, 
wenn sie bereits in der Produktentwicklung 
und Bemusterung eingesetzt wird – und ins-besondere 
China ist dafür natürlich ein ex-trem 
spannendes Pflaster. n 
Redaktion: jens.toennesmann@wiwo.de 
Alles im Blick Mit ihrem Fotografen 
Tilmann Classen und Marketingprofi Felix 
Geis (links), der sie bei der Kunden - 
akquise unterstützt, plant Gründerin Anna 
Rojahn das Wachstum ihres Start-ups 
fiert. Heute besprechen wir im Team, 
ob wir uns auf bestimmte Kategorien 
fokussieren wollen, die besonders 
vielversprechend sind – etwa Produk-te 
mit einem kurzen Lebenszyklus 
wie Mode und Accessoires. 
1. SEPTEMBER 2013 
Es ist zum Verrücktwerden: Die Re-aktionen 
auf unsere Geschäftsidee sind ex-trem 
positiv, aber die Entwicklungskosten 
fressen uns auf, und die Spannungen im 
Team nehmen zu. In den strategischen Dis-kussionen 
drehen wir uns im Kreis. 
3. OKTOBER 2013 
Nach langen Diskussionen beschließen Till 
und ich, als Gründer getrennte Wege zu ge-hen. 
Die Entscheidung fällt nicht leicht, 
aber so kann es nicht weitergehen. Wir in-formieren 
unseren Investor, der Till seine 
Anteile abkaufen und mir einen neuen Co- 
Geschäftsführer zur Seite stellen wird, da-mit 
die Firma abgesichert ist. 
2. DEZEMBER 2013 
Wir gewinnen wieder Fahrt: Das Schweizer 
Lebensmittelunternehmen Bianchi möch-te 
eins unserer ersten Geräte bei sich inte-grieren, 
um damit fürs Tagesgeschäft seine 
Lebensmittel zu fotografieren. 
1. APRIL 2014 
Noch vor unserem ersten Geburtstag 
schließen wir eine zweite Finanzierungs-runde 
ab: Neben Vogel Ventures beteiligt 
sich der Privatinvestor Egbert Willam an 
unserem Start-up. Das ist für uns nicht nur 
in finanzieller Hinsicht ein Erfolg: Mit Vogel 
glaubt bereits das zweite Medienhaus an 
unseren Erfolg. Den Kontakt hat der Angel 
Investor Michael Brehm hergestellt, der mit 
Kaufda und Amiando schon viele Start-ups 
unterstützt hat. 
4. AUGUST 2014 
Ich treffe mich mit Emanuel, einem Ver-triebsprofi. 
Seit zwei Monaten schult er 
mich – das hilft mir, Frust im Umgang mit 
Kanzlei: hohe Decken mit Stuck, knarzen-dem 
Parkett und Kaffee, während der No-tar 
die Unterlagen verliest. Es ist ja nicht 
das erste Mal, dass ich eine Firma gründe, 
aber dieses Mal hat das Ganze mehr Gravi-tas: 
Sebastian Ganske ist nämlich von An-fang 
mit dabei und investiert einen sechs-stelligen 
Betrag. 
22. APRIL 2013 
Ich sitze im Zug von Weimar nach Berlin – 
nach einem produktiven Meeting an der 
Bauhaus-Universität. Die Hochschule ist 
bereit, ihr Patent exklusiv an uns zu lizen-zieren: 
Gegenstände vor wechselnden 
Farben aufzunehmen und so fehlerfrei 
freizustellen. Experten sprechen vom 
„Chroma keying“ – der farbbasierten Bild-freistellung. 
5. MAI 2013 
Geschafft: Wir haben uns mit der Bauhaus- 
Universität auf die Konditionen geeinigt 
und dürfen das Patent exklusiv nutzen. 
27. AUGUST 2013 
Hummer, Kleider, Pflanzen, Notebooks: 
Wir haben schon alles Mögliche fotogra- 
FOTO: ANDREAS CHUDOWSKI FÜR WIRTSCHAFTSWOCHE 
Lesen Sie weiter auf Seite 96 » 
94 Nr. 48 24.11.14 WirtschaftsWoche WirtschaftsWoche 24.11.2014 Nr. 48 95
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ambiotex in der Wirtschaftswoche Nr. 48

  • 1. Machtspiele Wie die Wirtschaft der Ostukraine in den Kollaps schlittert Middelhoff Wo dem Ex-Top-Manager neuer Ärger droht Mietpreisbremse Was Vermieter und Mieter jetzt tun können 48 4 8 4 1 9 8 0 6 5 8 0 5 0 0 8 24.11. 2014|Deutschland €5,00 Der nächste Steve Jobs Zocker, Pedant, Genie – was Internet-Milliardär und Tesla-Gründer Elon Musk noch vorhat Schweiz CHF 8,20 | Österreich €5,30 | Benelux €5,30 | Griechenland €6,00 | Großbritannien GBP 5,40 | Italien €6,00 | Polen PLN 27,50 | Portugal €6,10 | Slowakei €6,10 | Spanien €6,00 | Tschechische Rep. CZK 200,- | Ungarn FT 2140,- © Handelsblatt GmbH. Alle Rechte vorbehalten. Zum Erwerb weitergehender Rechte wenden Sie sich bitte an nutzungsrechte@vhb.de.
  • 2. Management&Erfolg Voll im Bilde GRÜNDERPREIS | Der Online-Handel boomt, doch hohe Retourenquoten vermiesen Handelsplattformen und E-Commerce-Start-ups das Geschäft. Jungunternehmerin Anna Rojahn will mit Fast Forward Imaging für bessere Produktfotos und damit zufriedenere Kunden sorgen. Mit ihrer Geschäftsidee hat sie Neumacher 2014, den WirtschaftsWoche-Gründerwettbewerb, gewonnen. Der Betonboden in dem alten Fabrikgebäude ist rissig, von der kahlen Decke baumeln Kabel herab. Mitten in dem 130 Quadratmeter großen Raum: ein fast quadratischer, mannshoher Kasten, an dem ein Arm mit Kamera befes-tigt ist. In dem Kasten steht auf einer Glas-platte eine Pflanze mit feingliedrigen, grü-nen Blättern. Auf Knopfdruck setzt sich die Platte in Bewegung, dreht sich langsam um 360 Grad, die Wände des Kastens leuchten in verschiedenen Farben, die Kamera blitzt. Auf einem Monitor erscheint ein hoch aufgelöstes Bild der Pflanze. Sie lässt sich per Mausklick drehen und auf beliebi-ge Hintergründe ziehen, denn ihre Umris-se sind exakt freigestellt – wie mit der Na-gelschere ausgeschnitten. „Was einen Gra-fiker Stunden gekostet hätte, schafft unsere Technologie in ein paar Minuten“, sagt An-na Rojahn, und ihr Blick schweift zu einem Poster an der Wand. „Life is short, build stuff“ und „move fast and break things“ steht da – „das Leben ist kurz, also bau schnell Dinge auf und zerstöre andere.“ Genau das hat die Unternehmerin Ro-jahn mit ihrem Berliner Start-up vor: Einen neuen Bilderstandard im Internet will die 37-Jährige etablieren. Warum das so spek-takulär ist? Mithilfe von Rojahns Fototech-nologie kann jeder, der im Internet einen Online-Shop betreibt – vom Gelegenheits-verkäufer, der einmal im Jahr aus seinem ausrangierten Flohmarkttrödel ein paar Euro schlagen will, bis zu professionellen Handelskonzernen wie Otto oder Zalando –, seine Produkte detailgetreu abbilden las-sen, um sie potenziellen Käufern schmack-haft zu machen. „Wer das Produkt schon beim Einkau-fen von allen Seiten begutachten kann, er-lebt damit weniger böse Überraschun-gen“, sagt Gründerin Rojahn. „So helfen wir Web-Shops dabei, mehr Besucher zu Kunden zu machen und die Retourenquo-te zu senken.“ Ob Pflanzen oder Frischfisch, Saftpres-sen oder Sandalen: Tausende Produkte haben Anna Rojahn und ihr sechsköpfiges Team seit dem Start im Frühjahr 2013 schon fotografiert. Aktuell reist die Unter-nehmerin von einem Kundengespräch zum nächsten, ihre Umsatzziele für dieses Jahr hat sie nach eigenen Angaben bereits übertroffen. Ihr Geschäftsmodell beschreibt Rojahn neudeutsch als „Hardware as a Service“ – wer mehr als 5000 Produkte im Jahr foto-grafieren lässt, erhält die Technologie kos-tenlos und zahlt einen Fixpreis pro aufge-nommenes Bild. Das sorgt bei Fast For-ward Imaging für kontinuierliche Einnah-men und spart den Kunden hohe An-schaffungskosten. Außerdem bietet das Start-up an, kleinere Produktserien in sei-nem Fabrikloft zu fotografieren – aktuell etwa stapeln sich kistenweise Schals im Studio, die Foto-Chef Tilmann Classen ab-lichtet und danach mit den Bilddateien an Händler und Hersteller zurückschickt. Grund genug für die Jury des Wirt-schaftsWoche- Gründerpreises Neuma-cher, Rojahn auszuzeichnen. Die Unter-nehmerin setze „auf ein schlaues Ge-schäftsmodell“, lobt etwa Juror Marc Hoenke vom Cloud-Softwareanbieter Salesforce (siehe Seite 92). Unternehmer Torsten Oelke ist überzeugt, dass Rojahn mit ihrer Technologie „den digitalen Wan-del in Deutschland vorantreiben kann“. Und Michael Motschmann, Vorstand des Risikokapitalfinanzierers MIG, beschei-nigt der Gründerin einen guten Riecher: „Viele Online-Händler werden genau das brauchen, was Rojahn anbietet.“ RENDITEKILLER RETOUREN Tatsächlich setzt Rojahn auf einen boo-menden Markt: 94 Prozent der deutschen Internet-Nutzer über 14 Jahre kaufen nach Angaben des High-Tech-Verbands Bitkom inzwischen online ein (siehe Grafik). Dabei bilden Produktfotos in der Regel die Basis jeder Kaufentscheidung. Zwei Drittel der Online-Shopper bestellen sogar mehrmals im Monat. Ebenfalls Usus: Waren kostenlos zurückzuschicken – drei von vier Befragten haben das laut Bitkom schon getan. FOTO: ANDREAS CHUDOWSKI FÜR WIRTSCHAFTSWOCHE Für die Anbieter ein Problem: Retouren sind ein Renditekiller. Nach Angaben des Forschungsinstituts Ibis kostet sie jede Rücksendung rund 20 Euro – von der Mar-ge bleibt bei günstigen Produkten wenig übrig. „Zwar lässt sich auch mit schlecht fo-tografierten 3 % Produkten handeln“, sagt der 13 % E-Commerce-Experte Jochen Krisch, der 20 % mit seinem Portal Excitingcommerce.de 5 % den Online-Handel beobachtet. „Aber je 58 % professioneller der Verkauf und je hoch-wertiger die Produkte, umso wichtiger sind Quelle: Bitkom 2014 gute Bilder.“ » ANNA ROJAHN | FAST FORWARD IMAGING Die Gründerin will einen neuen Bilder-standard im Internet etablieren Zum Beispiel wenn man, wie Cécile Gaul-ke, gebrauchte Markenmode verkauft. In ei-nem Backsteinbau in der Hamburger Spei-cherstadt, wo einst Gewürze aus Fernost la-gerten, hängen heute an langen Gardero-benstangen Blazer und Blusen, liegen Son-nenbrillen und Schmuck in Kisten – knapp 11 000 Artikel von Luxusmarken wie Louis Vuitton oder Christian Dior im Wert von mehr als einer Million Euro, die Gaulke über ihren Online-Marktplatz Rebelle anbietet. Für jedes verkaufte Stück erhält das Start-up eine vom Verkaufspreis abhängige Provisi-on – und eine Pauschale von 15 Euro für den sogenannten Concierge-Service: das Betex-ten, Lagern und den Versand der Waren – und das Fotografieren im eigenen Studio. Das soll den Aufwand der Verkäufer mini-mieren und die Chancen, einen Käufer zu finden, erhöhen. „Wer früher Designerklei-dung verkaufen wollte, musste zum Floh- Digitales Shoppingparadies Wie oft die Deutschen im Netz einkaufen... Täglich Mehrmals pro Woche Einmal pro Woche Mehrmals pro Monat Seltener 1 % 8 % 14 % 42 % 33 % ...und wie häufig sie Waren wieder zurück-schicken Regelmäßig Manchmal Selten Bislang nur einmal Nie 90 Nr. 48 24.11.2014 WirtschaftsWoche WirtschaftsWoche 24.11.2014 Nr. 48 91 © Handelsblatt GmbH. Alle Rechte vorbehalten. Zum Erwerb weitergehender Rechte wenden Sie sich bitte an nutzungsrechte@vhb.de.
  • 3. Management&Erfolg » markt oder zu Ebay gehen“, sagt Gaulke, „beides war unheimlich intransparent.“ Auf eine ganz ähnliche Idee setzt das Stuttgarter Start-up Mädchenflohmarkt: Der Online-Marktplatz bietet Frauen die Möglichkeit, Kleidungsstücke unkompli-ziert online zu verkaufen. Für seinen Con-cierge- Service hat das Start-up eine Fläche von mehr 600 Quadratmetern angemietet. „Wir haben inzwischen mehrere Studios, in denen wir von früh bis spät fotografie-ren“, sagt Gründerin Maria Spilka, die pha-senweise bis zu zehn Mitarbeiter im Con-cierge- Service beschäftigt. Das ist nötig, denn anders als bei Büchern oder Elektro-nikartikeln gibt es für Kleidungsstücke nur selten vorgefertigte Fotos der Hersteller. NICHTS VERDIENT, VIEL GELERNT Die könnte bald Rojahn produzieren – für ihre 360-Grad-Bilder nutzt sie ein Patent der Bauhaus-Universität Weimar, für das sie sich eine exklusive Lizenz gesichert hat. Kurz gesagt, schützt das Patent die Idee, Objekte nacheinander vor zwei komple-mentären Farben zu fotografieren – also et-wa erst vor einer gelben, dann vor einer blauen Wand. Diese Methode erleichtert es, die Bilder freizustellen und dabei Fehler und Ränder zu vermeiden. DIE JURY Unternehmerin mit Biss »Einfache Idee, schlaues Produkt, cleveres Geschäftsmodell und eine passionierte Gründerin.« MICHAEL MOTSCHMANN MIG AG MICHAEL VON BACH thjnk KONSTANTIN EWALD Osborne Clarke Am Drücker Rojahns Technologie basiert auf einem Patent der Bauhaus-Uni Weimar Fremde Patente für das eigene Geschäft zu nutzen: Das ist in der Gründerszene eher ungewöhnlich. Aber Rojahn und ihre Mannschaft haben, basierend auf der Technik, eine eigene Kombination aus Hardware und Software entwickelt, die die Umsetzung der Erfindung erst möglich macht. Den Bedarf dafür hat die Gründerin am eigenen Leib erfahren: Bevor sie zur Unternehmerin wurde, arbeitete sie für ei-nen Luxusartikelhersteller und musste im-mer wieder Kollektionen begutachten. „Da habe ich den Schmerz kennengelernt, wenn Produktbilder schlecht und wenig aussagekräftig sind“, erzählt Rojahn. Das ist inzwischen mehr als sieben Jah-re her. Denn nach ihrer Zeit als Angestellte wagte sie 2007 den Sprung in die Selbst- MARC HOENKE Salesforce.com PROF. TOBIAS KOLLMANN Universität Duisburg-Essen TORSTEN OELKE Smart Mobile Factory JULIA DERNDINGER Entrepreneurs’ Organization FOTOS: ANDREAS CHUDOWSKI FÜR WIRTSCHAFTSWOCHE, PR (5), JEANNETTE CORBEAU, DOMINIK PIETSCH FÜR WIRTSCHAFTSWOCHE, ANDREAS REITER, DIRK LAESSIG, MICHAEL DANNENMANN, FRANK SCHEMMANN FÜR WIRTSCHAFTSWOCHE ständigkeit. Gemeinsam mit ihrem Bru-der startete sie mehrere Projekte – vom Vergleichsportal für Strom- und Gastarife bis hin zu einem Online-Magazin für De-signer. „Wir haben nichts damit verdient, aber viel gelernt – etwa über die Zahlungs-bereitschaft unserer Zielgruppen“, sagt Rojahn. All das half ihr beim Aufbau von Fast For-ward Imaging: Gleich zu Beginn fand die Gründerin Investoren. Trotzdem stand das Unternehmen etwa ein Jahr nach der Gründung fast vor dem Aus – Rojahn trennte sich von ihrem Mitgründer, hatte im Gesellschaftervertrag für eine solch knifflige Situation nicht vorgesorgt. Nur weil der Investor bereit war, Rojahns Mit-gründer seine Anteile abzukaufen, ließ sich die Insolvenz vermeiden. „Ich wollte auf je-den Fall weitermachen“, sagt die 37-Jähri-ge. „Mir war klar: Wenn die Technologie funktioniert, dann wird das ein Knaller.“ Über die Höhen und Tiefen ihres Un-ternehmerlebens berichtet die Gewinne-rin von Neumacher 2014 von nun an re-gelmäßig im Gründertagebuch (siehe Seite 94). n jens.toennesmann@wiwo.de Lesen Sie weiter auf Seite 94 » NEUMACHER 2014 Lukrative Preise Die Partner des Wettbewerbs fördern das Sieger-Start-up mit einem Paket aus 10 000 Euro Startkapital sowie Sachleis-tungen im Wert von bis zu 300 000 Euro: n Die Kanzlei Osborne Clarke berät die Sieger in Rechtsfragen n Experten der Agentur thjnk helfen beim Aufbau einer Markenstrategie n Der Risikokapitalgeber High-Tech Grün-derfonds unterstützt mit einem Coaching n Die WirtschaftsWoche stiftet Media - leistungen Die Gewinner jeder Kategorie nehmen am Accelerator Program der Entrepreneurs’ Organization teil. Weitere Informationen unter: wiwo.de/neumacher ANDREA PFUNDMEIER Secomba ULRICH DIETZ GFT Technologies MICHAEL WIESER High-Tech Gründerfonds MIRIAM MECKEL Wirtschafts- Woche 92 Nr. 48 24.11.2014 WirtschaftsWoche Auszeichnung für den Mittelstand! Hauptsponsor: iten u a li n te ne . Im Fokus der „Hall of Fame“-Gala steht die Auszeichnung des deutschen Mittelstandes. Am 14.01.2015 ehren wir erneut herausragende Persönlichkeiten deutscher Familienunternehmen für ihre innovative und verantwortungsbewusste Unternehmensleistung. Alle Informationen zur Veranstaltung unter: www.handelsblatt.com/hall-of-fame © Handelsblatt GmbH. Alle Rechte vorbehalten. Zum Erwerb weitergehender Rechte wenden Sie sich bitte an nutzungsrechte@vhb.de.
  • 4. Management&Erfolg Auf großer Bühne GRÜNDERTAGEBUCH (I) | Wie Neumacher-Gewinnerin Anna Rojahn Investoren für ihr Start-up Fast Forward Imaging fand und weshalb sie sich von ihrem Mitgründer trennen musste. Wenn Anna Ro-jahn eine gute Idee hat, dann lässt sie sie nicht mehr los. Seit dem Jahr 2012 tüftelt die Seri-engründerin an einer neuartigen Techno-logie, mit der sich schnell und günstig 360-Grad-Produktfotos produzieren las-sen. 2013 startete sie Fast Forward Imaging und hat jetzt Neumacher 2014 gewonnen, den WirtschaftsWoche-Gründerwettbe-werb. Im Gründertagebuch berichtet die 37-Jährige, wie sich ihr Start-up entwickelt. 15. FEBRUAR 2013 Der Prototyp ist fertig – aus Holzbrettern! Heute sprechen mein Mitgründer Till und ich mit einem Investor: dem Unternehmer Sebastian Ganske. Das würde passen: Die Ganske Verlagsgruppe betreibt selbst eini-ge Online-Handelsportale, für die unsere Technologie interessant ist. 16. APRIL 2013 Es geht Schlag auf Schlag: Heute haben wir die Fast Forward Imaging GmbH gegrün-det. In einer klassischen Charlottenburger dem einen oder anderen Geschäftskunden zu verkraften: dass Abschlüsse lange dau-ern, ständig ein wichtiger Ansprechpartner die Position wechselt oder sich im Urlaub befindet. 12. SEPTEMBER 2014 Ich treffe einen namhaften Investor aus den USA. Wir haben zwar noch keine US-Pläne, aber es hilft, Netzwerke früh aufzu-bauen – man weiß ja nie! 18. SEPTEMBER 2014 Studio-Shooting für ein namhaftes Münch-ner Modelabel: Der Art Director und seine Assistentin finden unseren eigenwilligen Mix aus Studio, Büro und Werkstatt als Kontrast zu ihrem durchgestylten Office of-fenbar cool. Trotzdem freue ich mich da-rauf, zum Jahresende in einen vorzeigbare-ren Standort umzuziehen – je mehr etab-lierte Kunden auf uns aufmerksam werden, desto wichtiger wird es für uns, uns auch repräsentativ darzustellen. 2. OKTOBER 2014 Unser Gesellschafter-Lunch steht an: Seit unserer zweiten Finanzierungsrunde im April organisiere ich diese Treffen jedes Quartal, um meinen Gesellschaftern die Gelegenheit zum Austausch zu geben. Nach dem Essen trinken wir in unserem Studio einen Kaffee und schauen uns die neuesten Entwicklungen an. Der strategi-sche Input meiner Investoren und Beiräte hilft mir dabei, unsere alltäglichen Heraus-forderungen mit anderen Augen zu sehen. 11. NOVEMBER 2014 Diese Woche bin ich beim StartmeupHK-Programm in Hongkong. Als eines von sechs Unternehmen, die aus über 550 Bewerbun-gen ausgewählt worden sind, stelle ich Fast Forward Imaging vor. Die Präsentation läuft gut, aber mir schlottern die Knie – im Publi-kum sitzen 700 geladene Gäste! Die Reise hilft mir, erste Kontakte vor Ort zu knüpfen. Ich bin mir sicher, dass unsere Technologie einen gewaltigen Mehrwert bieten kann, wenn sie bereits in der Produktentwicklung und Bemusterung eingesetzt wird – und ins-besondere China ist dafür natürlich ein ex-trem spannendes Pflaster. n Redaktion: jens.toennesmann@wiwo.de Alles im Blick Mit ihrem Fotografen Tilmann Classen und Marketingprofi Felix Geis (links), der sie bei der Kunden - akquise unterstützt, plant Gründerin Anna Rojahn das Wachstum ihres Start-ups fiert. Heute besprechen wir im Team, ob wir uns auf bestimmte Kategorien fokussieren wollen, die besonders vielversprechend sind – etwa Produk-te mit einem kurzen Lebenszyklus wie Mode und Accessoires. 1. SEPTEMBER 2013 Es ist zum Verrücktwerden: Die Re-aktionen auf unsere Geschäftsidee sind ex-trem positiv, aber die Entwicklungskosten fressen uns auf, und die Spannungen im Team nehmen zu. In den strategischen Dis-kussionen drehen wir uns im Kreis. 3. OKTOBER 2013 Nach langen Diskussionen beschließen Till und ich, als Gründer getrennte Wege zu ge-hen. Die Entscheidung fällt nicht leicht, aber so kann es nicht weitergehen. Wir in-formieren unseren Investor, der Till seine Anteile abkaufen und mir einen neuen Co- Geschäftsführer zur Seite stellen wird, da-mit die Firma abgesichert ist. 2. DEZEMBER 2013 Wir gewinnen wieder Fahrt: Das Schweizer Lebensmittelunternehmen Bianchi möch-te eins unserer ersten Geräte bei sich inte-grieren, um damit fürs Tagesgeschäft seine Lebensmittel zu fotografieren. 1. APRIL 2014 Noch vor unserem ersten Geburtstag schließen wir eine zweite Finanzierungs-runde ab: Neben Vogel Ventures beteiligt sich der Privatinvestor Egbert Willam an unserem Start-up. Das ist für uns nicht nur in finanzieller Hinsicht ein Erfolg: Mit Vogel glaubt bereits das zweite Medienhaus an unseren Erfolg. Den Kontakt hat der Angel Investor Michael Brehm hergestellt, der mit Kaufda und Amiando schon viele Start-ups unterstützt hat. 4. AUGUST 2014 Ich treffe mich mit Emanuel, einem Ver-triebsprofi. Seit zwei Monaten schult er mich – das hilft mir, Frust im Umgang mit Kanzlei: hohe Decken mit Stuck, knarzen-dem Parkett und Kaffee, während der No-tar die Unterlagen verliest. Es ist ja nicht das erste Mal, dass ich eine Firma gründe, aber dieses Mal hat das Ganze mehr Gravi-tas: Sebastian Ganske ist nämlich von An-fang mit dabei und investiert einen sechs-stelligen Betrag. 22. APRIL 2013 Ich sitze im Zug von Weimar nach Berlin – nach einem produktiven Meeting an der Bauhaus-Universität. Die Hochschule ist bereit, ihr Patent exklusiv an uns zu lizen-zieren: Gegenstände vor wechselnden Farben aufzunehmen und so fehlerfrei freizustellen. Experten sprechen vom „Chroma keying“ – der farbbasierten Bild-freistellung. 5. MAI 2013 Geschafft: Wir haben uns mit der Bauhaus- Universität auf die Konditionen geeinigt und dürfen das Patent exklusiv nutzen. 27. AUGUST 2013 Hummer, Kleider, Pflanzen, Notebooks: Wir haben schon alles Mögliche fotogra- FOTO: ANDREAS CHUDOWSKI FÜR WIRTSCHAFTSWOCHE Lesen Sie weiter auf Seite 96 » 94 Nr. 48 24.11.14 WirtschaftsWoche WirtschaftsWoche 24.11.2014 Nr. 48 95
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  • 7. BESTES SOCIAL START-UP: NEARBEES Die Bienenretter In der Nähe von München hält sie rund 60 000 Bienen, deren Honig sie zwei Mal im Jahr schleudert: Für Viktoria Schmidt gibt es kaum etwas Faszinierendes als Bienen. Entdeckt hat sie diese Leidenschaft vor drei Jahren, als ihr Großvater seine Bienen aus Altersgründen abschaffte – und die Bäume rund um seinen Hof keine Kirschen mehr trugen. Denn Bienen liefern nicht nur Ho-nig – würden sie nicht Blüten bestäuben, würde die Natur nicht gedeihen, und wir könnten kaum noch Lebensmittel produ-zieren. „Jeder dritte Bissen in Deutsch-land“, sagt Jungimkerin Schmidt, „hängt von Bienen ab.“ Um die Zukunft der Bienen zu sichern und Imkern den Verkauf ihres Honigs zu erleichtern, hat die studierte Designerin zusammen mit Michael Gelhaus, Kristian Knobloch und Dominik Krebs das Unter-nehmen Nearbees gegründet. Über die gleichnamige Online-Plattform können Imker ihren Honig verkaufen oder Bienen-patenschaften vergeben. Die Kunden können gezielt Honig aus ihrer Nachbar-schaft kaufen und so die Artenvielfalt in ihrer Umgebung stärken – für die Gründer bleiben 15 Prozent Provision. Knapp neun Monate nach dem Start sind etwa 15 Imker aus München auf der Plattform gelistet, die ersten Kunden haben bereits bestellt. Im kommenden Jahr sollen dann Honig - erzeuger aus der ganzen Bundesrepublik folgen, bei denen Kunden auch Honig- Abos abschließen können. Damit die ho-hen Versandkosten ihnen keinen Strich durch die Rechnung machen, entwickelten die Gründer von Nearbees eine neuartige Verpackung, die sich als Brief versenden lässt. EIN KILO PRO KOPF Der Bedarf ist jedenfalls da: nach Anga-ben des Bundeslandwirtschaftsministeri-ums essen fast zwei Drittel aller Deut-schen regel mäßig Honig, pro Kopf rund ein Kilo – mehr als in jedem anderen Land der Welt. 80 Prozent des Honigs aber wer-den im portiert, weil die 750 000 Bienen- ManagementErfolg VIKTORIA SCHMIDT | NEARBEES Die Jungunternehmerin will Imkern beim Honigverkauf helfen und so Bienen schützen FOTOS: SUSIE KNOLL, DDP IMAGES/DAPD/MARK KEPPLER »Das Herz muss brennen« INTERVIEW Titus Dittmann Was Deutschlands Skateboard-Pionier Jungunternehmern rät. Herr Dittmann, aus dem Skateboard- Business sind Sie längst ausgestiegen, Sie halten Vorträge, nennen sich Anstif-ter. Wozu wollen Sie Ihre Zuhörer anstif-ten – Geld für Ihre Stiftung zu spenden? Dagegen habe ich natürlich nichts. Aber ich will vor allem an den unternehmeri-schen Mut appellieren. Ich zeige gern ei-nen Teaser, den wir mal für MTV produ-ziert haben: Da springt einer mit dem Skateboard auf ein Treppengeländer, slidet ein Stück runter, strauchelt, knallt auf Trep-pe und Betonboden. Das tut schon beim Zuschauen weh. Und was macht der Typ? Zeigt das Victoryzeichen in die Kamera. Was hat das mit Unternehmertum zu tun? Der macht das, bis er den Trick drauf hat. Für ein Ziel aus eigenem Antrieb Schmerzen auf sich zu nehmen, sich für den Erfolg zu knechten – das müssen auch Gründer können. Banken und Investoren wollen vor allem einen guten Businessplan sehen... Die gab’s bei Ihnen trotzdem – beim ge-scheiterten Börsengang oder der Fast-pleite. Was haben Sie daraus gelernt? Meine Stärken zu stärken und mich zu meinen Schwächen zu bekennen. Ich kann, vor allem zum Start, Leute mitrei-ßen, aber fürs operative Geschäft gibt es sicher Talentiertere. Das Bekenntnis zur Schwäche macht unangreifbar. Steh zu deinen Fehlern und übernimm die Ver-antwortung, wenn etwas schiefgeht. Was war Ihr größter Fehler? Ich habe so ziemlich alles verkehrt ge-macht, was man verkehrt machen kann. Aber auch hier ist es wie beim Skateboar-den: Wer nicht auf die Schnauze fliegt, wird nicht besser. Ich habe dem Estab-lishment den Stinkefinger gezeigt und bewiesen: Es geht auch so. Schon Konfu-zius sagte: Such dir einen Beruf, den du liebst, dann musst du nie mehr arbeiten. Gründen lernen von Konfuzius? Fakt ist: Wer erst verkopft nach einer Ge-schäftsidee suchen muss, ist auf dem Holzweg. Ich muss etwas haben, das mich umtreibt, mich begeistert, mir Identität gibt. Das Herz muss brennen – dann kommt das Geld von allein. manfred.engeser@wiwo.de Businesspläne werden doch total überbe-wertet. Chancen muss man ergreifen, wenn sie sich bieten, und nicht, wenn ein Plan es vorsieht. Da kann das Fenster schon wieder zu sein – und wenn man dann springt, ist die Gefahr groß, dass es Scherben gibt. DAS STEHAUFMÄNNCHEN Dittmann, 65, startete 1978 mit dem Ver-trieb von Skateboards, machte Millionen, scheiterte beim Börsengang und war 2006 fast pleite. Mit seiner Stiftung Skate-aid unterstützt er Kinder in Krisenregionen. 96 Nr. 48 24.11.2014 WirtschaftsWoche PUBLIKUMSPREIS: AMBIOTEX Clevere Kleidung Es soll Herzschlag und Atemfrequenz mes-sen, Schritte zählen und Stürze registrieren – und alle Daten via Bluetooth an eine App auf dem Smartphone übertragen: das Fit-ness- T-Shirt des Mainzer Start-ups Ambio-tex mit integriertem Messgerät, das die Gründer um Thomas Claussen seit Juni 2013 in Zusammenarbeit mit dem Fraunho-fer- Institut für Integrierte Schaltungen in Er-langen entwickeln. Die Daten sollen Sport-lern helfen, ihre Leistung zu messen und ef-fektiver zu trainieren, Managern ein Leben mit weniger Stress verschaffen und gesund-heitlich angeschlagenen Menschen im Not-fall automatisch Hilfe holen. Mit der Geschäftsidee überzeugten die Jungunternehmer die Leser von Wirt-schaftsWoche und wiwo.de: Knapp elf Pro-zent von rund 5300 Lesern votierten für Ambiotex – mehr als für jedes andere der 35 Start-ups, die bei Neumacher 2014 die zweite Runde erreicht hatten (siehe Wirt-schaftsWoche 44/2014). Mit ihrer Idee setzen die Gründer auf ei-nen Trend, der das Leben der Menschen grundlegend verändern könnte: sogenann-te Wearables – also Minicomputer, die in Kleidungsstücke oder Armbänder integriert am Körper getragen werden und Träger und Gerät vernetzen. Nach Angaben des Analyseunternehmens IHS sollen mit computerisierter Kleidung, Uhren oder Brillen im kommenden Jahr allein in Euro-pa mehr als vier Milliarden Euro, 2018 sogar mehr als neun Milliarden Euro umgesetzt werden. Den ersten Prototyp haben die Gründer im Sommer in San Francisco vorgestellt, kaufen kann man die Shirts allerdings noch nicht. Gründer Claussen reiste im November mit seinem Team nach Barce-lona, um sein Start-up Ambiotex auf einer IT-Konferenz vorzustellen. „Wir wollen ‚First Mover‘ in dem Markt sein“, sagt der Unternehmer. „Die erste Serie des Fitnessshirts soll noch Ende dieses Jahres erhältlich sein.“ jens.toennesmann@wiwo.de völker in Deutschland nicht genug produ-zieren und vielen Hobby-Imkern der Ver-kauf ihres Honigs schwerfällt. So auch Schmidt: In ihrem Keller stapeln sich die Honig gläser. Doch das soll sich durch den Verkauf via Internet bald ändern. Eine „charmante, tolle Gründungsidee“, die ein gesellschaftliches Problem löse und auf ein nachhaltiges Geschäftsmodell set-ze, lobt die Jury von Neumacher 2014 das Start-up, das im Strascheg Center for Entre-preneurship an der Hochschule München sein Büro bezogen hat. Für die Gründer kommt der Sonderpreis „Bestes Social Start-up“ genau zur richti-gen Zeit: „Im Winter“, sagt Jungunterneh-merin Schmidt, „werden 80 Prozent des Honigs verkauft.“ Sie selbst hat zwei Ho-nigsorten im Angebot: cremigen Früh-lingshonig und flüssigen Sommerhonig. Die Gründerin freut sich schon jetzt auf den nächsten „Honigalarm“ im Frühjahr, wenn sie wieder vor die Tore der bayri-schen Landeshauptstadt fährt: zum Bie-nen abkehren, Waben entdeckeln und Ho-nig schleudern. jens.toennesmann@wiwo.de Lesen Sie weiter auf Seite 98 » ΔIch wusste immer, was ich werden wollte: mein eigener Chef. Mit einer KfW-Förderung für Gründer. Egal ob Sie ein Unternehmen neu gründen, als Nach-folger übernehmen oder innerhalb der ersten drei Jahre erweitern: Als größte deutsche Förderbank unterstützt die KfW Ihr Vorhaben mit staatlich ge-förderten Krediten* und Beratungskostenzuschüssen. 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  • 8. ManagementErfolg |1| |4| |5| Nacht der Gründer NEUMACHER 2014 | So diskutierten und feierten die Teilnehmer der WirtschaftsWoche-Gründerkonferenz. Mehr als 300 Gründer, Investoren, Wissenschaftler und gestandene Unternehmer diskutierten tagsüber auf der WirtschaftsWoche-Gründerkonfe-renz Neumacher im Theater Kehrwieder in der Hamburger Speicherstadt über Ge-schäftsmodelle, Finanzierungsrunden, Standortvorteile und den nöti-gen Ehrgeiz, ein eigenes Unter-nehmen zu gründen. Und feier-ten abends den Gewinner des WirtschaftsWoche-Gründerprei-ses – das Berliner Start-up Fast Forward Imaging und seine Gründerin Anna Rojahn. Sie hat eine Methode entwickelt, freige-stellte Fotografien, wie sie etwa im Online-Handel zur Produktpräsentation benötigt werden, schnell, hochwertig und günstig zu produzieren. Als „Gründerin mit Biss“, pries WirtschaftsWoche-Chefredak-teurin Miriam Meckel Preisträgerin Rojahn. „Mit ihrer Idee beweist sie auch, wie aus Pa-tenten Innovationen werden können.“ Worauf junge Gründer achten sollten, um langfristig erfolgreich zu sein? „Lös dich von den Er-wartungen der Gesellschaft“, empfahl Skateboard-Pionier und Fast-Pleitier Titus Dittmann in seiner launigen Festrede. „Das Herz muss brennen – dann kommt das Geld von allein.“ n manfred.engeser@wiwo.de |2| |3| 1| Festlicher Rahmen im Hamburger Kehrwieder Theater FOTOS: CHRISTIAN MARTIN FÜR WIRTSCHAFTSWOCHE Mehr Weitere Fotos und Videos von der Konferenz unter wiwo.de/neuma-cher- 2014 und in unserer App 2| Tim Dümichen (KPMG) 3| Jens Tönnesmann (WirtschaftsWoche), Frank Thelen (Doo), Niclaus Mewes (MyTaxi) 4| Chi Zhang (Chi-nesisch, Mitte), Luis Rosen-baum (links), Colin Hanna (beide Lock8) 5| Titus Dittmann (Skate Aid) 6| Miriam Meckel (Wirtschafts - Woche, rechts) mit allen Preisträgern 7| Maria Spilka (Mädchenfloh-markt) 8| Carsten Brosda (Senatskanzlei Hamburg) |6| |7| |8| 98 Nr. 48 24.11.2014 WirtschaftsWoche BEST CARS 2015 VOTE Deutschlands große Leserwahl DE VONHELDENUNDGESTALTEN.WIN auto motor und sport verlost 5 Traumwagen Alle Infos im aktuellen Heft JETZT IM HANDEL! im Wert von rund 350.000 Euro © Handelsblatt GmbH. Alle Rechte vorbehalten. Zum Erwerb weitergehender Rechte wenden Sie sich bitte an nutzungsrechte@vhb.de.