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ABF Elektromobilität initiativstudie2010
1. ABF ELEKTRO-MOBILITÄT
22. März 2010
Elektro-Autos - Kurzfristiger Hype oder die
Zukunft der Mobilität?
Qualitative Grundlagenstudie zur Akzeptanz von alternativen Antrieben,
mit besonderem Schwerpunkt auf Elektroautos - Motiv- und Image-Hin-
tergrund der Meinungsbildung
Studien-Konzeption und Methode Die Grundlagenstudie zielt nicht auf Ergebnis-
se mit dem Anspruch einer statistischen Reprä-
Allgemeine Zielsetzung des Initiativprojektes war
sentativität. Der qualitativ-psychologische For-
es, Autokunden zum ersten Mal umfassend, aus-
schungsansatz erfasst vielmehr die heute wirk-
führlich und vertiefend zum Thema Alternative
samen Faktoren und Bilder, die motiv-psycholo-
Antriebe und Elektroautos zu befragen. Befragt
wurden 35 Personen, die grundsätzlich an Elekt- gisch repräsentativ für den Prozess der Mei-
nungsbildung sind und sich durch die künftige
roautos interessiert sind; davon haben 9 Personen
Konkretisierung von Konzepten und Produkten,
Erfahrung mit Hybridfahrzeugen oder Elektroautos
vor allem durch greifbare Produkterfahrungen,
(,EV-Pioniere‘).
weiter entwickeln und modifizieren werden.
In bis zu dreistündigen Tiefeninterviews wurden
Gründe und Hintergründe der Beschäftigung mit Ein Auszug aus den Studien-Ergebnissen
alternativen Antrieben detailliert erhoben und mit Autofahrer standen dem Thema Alternative An-
tiefenpsychologischen Methoden analysiert. Die triebe bisher in der Mehrzahl skeptisch und sogar
Leitfrage der Studie lautet, welche Motive in der distanziert gegenüber. Ökologisch ausgerichtete
derzeitigen Phase der Meinungsbildung den Er- Antriebstechnik galt eher als Steckenpferd eines
wartungshaltungen, Sichtweisen, dem Verständ- kleinen Kreises von Tüftlern und Umwelt-Idealis-
nis und ,Hörensagen‘ zur neuen Auto-Technik ten. Auch heute, nachdem Elektroautos ein öffent-
zugrundeliegen. Weiterhin wurde das Image der liches Thema sind und das Medieninteresse auf
Kategorie „Elektro-Auto“ ausführlich befragt. sich ziehen, erscheinen manche Prototypen und
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2. ABF INITIATIV-STUDIE ELEKTRO-MOBILITÄT Konzeptideen rund um die Elektro-Mobilität eher kurios oder be versprechen hier handfeste Lösungen und echte Resulta-
als Zukunftsentwürfe, die noch weit entfernt von einer te. Damit diese beim Auto realisiert werden können, soll
Markttauglichkeit und vom heutigen Autofahreralltag sind. nicht wie so oft halbherzig, sondern entschieden auf
Nachhaltigkeit gesetzt werden. Die Abwrackprämie des
Dennoch hat sich Einstellung des ,Otto-Normal‘-Au-
vergangenen Jahres hätte man sich dann eher als „Upgra-
tofahrers zum Thema Ökologie und Antriebsalternativen
de-Prämie“ auf neue Antriebe gewünscht. Die Sehnsucht
in den letzten Jahren erkennbar verändert. Die Befragten
nach Werten beschäftigt heute in zahlreichen Lebens- und
verbinden damit heute mehr als eine abstrakte Zukunftsvisi-
Konsumbereichen und ist Ausdruck eines Grundgefühls,
on. Der Anstoß, sich mit dem Technikwechsel beim Auto
dass die Zeitkultur eine neue Ausrichtung finden muss und
eingehender zu beschäftigen, entsteht notgedrungen in der
neue Werte benötigt, um gegen Krisen und Fehlentwicklun-
aktuellen Krisenstimmung: steigende Benzinpreise, das Poli-
gen etwas ausrichten zu können. Der Eindruck besteht, dass
tikum Klimawandel und die beunruhigende Einsicht, dass
besonders der Umgang mit Mobilität und Umwelt - analog
fossile Energie-Ressourcen knapp und endlich sind, drängen
zur „Gier“ der Banker in der Finanzkrise - lange Zeit von
die Fahrer verstärkt zu einem Umdenken. Der Eindruck hat
Maßlosigkeit und „Völlerei“ geprägt war. Der angekündigte
sich besonders in der bürgerlichen Mittelschicht verfestigt,
Technikwechsel verspricht somit auch, dass grundle-
dass es mit dem heutigen Standard von Mobilität und Le-
gende Probleme der Zeit endlich einmal konkret ange-
bensstil, bei dem man gewohnt ist, aus dem Vollen zu
packt werden.
schöpfen, nicht weitergehen kann und wird. War das Auto
bisher ein Symbol für Wohlstand, Fortschritt und individuel- Werden beim Auto künftig Werte wie Nachhaltigkeit,
len Lifestyle, so symbolisiert es heute eher Belastungen, Umweltbewusstsein und Effizienz entschieden verfolgt, dann
Masslosigkeit und einen drohenden Stillstand. Das Bild des muss man mit Veränderungen der Mobilität rechnen. Das
Stillstands wird greifbar in Befürchtungen, dass man sich Autofahren wird anders werden, wenn es nach Maximen von
das Autofahren bald nicht mehr leisten kann oder Ölquellen Nachhaltigkeit und Effizienz praktiziert wird. Beim bisherigen
zu erschöpfen drohen. Und mehr noch: wenn Autos still ste- Kenntnisstand rechnet man besonders bei Elektroautos mit
hen, dann stehen alle Räder still, in der Wirtschaft und im einschneidenden Anpassungen der Autonutzung an die Ge-
Alltag jedes einzelnen. Mit dem „Ende der Benzinauto-Ära“ gebenheiten der Technik (Reichweite, Ladedauer). Leise,
werden Endzeit-Szenarien verbunden, es mischen sich unsi- entspannt, vorausschauend und ökonomisch zu fahren hat
chere Zukunftsaussichten, Abstiegsängste und eine (Kultur-) durchaus seinen Reiz, aber die erwartete Egalisierung und
Kritik an den überall anzutreffenden festgefahrenen Verhält- Reglementierung des Fahrens bedeuten Abstriche an der
nissen. Der System-Wechsel hin zu alternativen Antrie- freien und individuellen Mobilität. Hier geraten die Fahrer in
ben macht den Menschen deutlich, dass sie von einer einen Konflikt. Die Ausrichtung an Werten verspricht Prob-
„Antriebs-Verarmung“ im mehrfachen Sinne bedroht lemlösungen, ist eine moralische Verpflichtung und zeigt die
werden. persönliche Bereitschaft und Fähigkeit zur Veränderung.
Andererseits wollen die Fahrer sich aber auch Spielräume
In dieser Bedrohungslage kommt der Wunsch auf, dass
offen halten - z.B. durch eine breite Auswahl umweltge-
etwas Grundsätzliches geschehen sollte. Alternative Antrie-
rechter Modelle für verschiedene Be-
dürfnisse, die bisher allerdings noch
nicht erkennbar sind. Solange hofft
man, dass sich durch persönliche
Öko-Bilanz-Tricks, wie sie die Wirt-
Entschieden auf Beruhigende schaft vormacht, doch wieder Schlupf-
Nachhaltigkeit Utopien und
löcher ergeben werden.
als Wert an sich Perpetuum-
setzen Mobile-Zauberei Erwartungen der Fahrer an die
Technologie sind sehr hoch, denn
von ihr verspricht man sich Auswege
Gewohnten aus der moralischen Zwickmühle. Die
Lebens- und Drohenden Hersteller sollen einen Antrieb der Zu-
Mobilitäts- Stillstand
standard überwinden
kunft entwickeln, der die Umwelt nicht
bewahren belastet und unabhängig von knappen
Energie-Ressourcen macht. Dann
würden sich die Spielräume qua Tech-
Spielräume Investieren nik wieder vergrößern, das Gewissen
offen lassen - in Zukunft, wäre entlastet. Prinzipiell gilt der Elekt-
für Autonomie Image-Gewinn roantrieb als Konzept der Zukunft,
und gegen und gutes
denn er verspricht saubere Technik
Egalisierung Gewissen
ohne belastende Kehrseiten; andere
Konzepte wie Hybrid brauchen und
verbrennen weiter Benzin und gelten
deshalb als Übergangslösung. Aber
Motive des Interesses an alternativen Antrieben auch Elektroautos scheinen noch weit
von der gewünschten Alltagstauglich-
ABF-Initiativstudie 2010
keit entfernt, solange bisherige EV-
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