4. • Wer weiß schon, daß Indonesien eine der
größten Nationen der Welt ist? Mehr als 18.000
Inseln dieses Staates umspannen etwa ein
Achtel des Umfangs unseres Planeten, und mit
etwa 230 Mio. Einwohnern belegt Indonesien
hinter China, Indien und den USA den vierten
Platz in der Bevölkerungsstatistik. So bunt und
unterschiedlich wie die vielen großen und
kleinen Inseln stellt sich auch die Bevölkerung
dar: Unterschiedliche Völker und Stämme, die
in Sprache und Kultur nicht selten weiter
voneinander entfernt sind als Friesen und
Sizilianer.
5. Noch heute beeinflussen Minderheiten aus
China, Indien und anderen asiatischen Ländern
das Leben in manchen Regionen, und obwohl
sich Indonesien offiziell als islamischer Staat
versteht (übrigens der Staat mit den weltweit
meisten islamischen Einwohnern) findet man in
diesem Land oft ein buntes meistens friedliches
Nebeneinander von …
10. • An vielen Orten sind die Hinterlassenschaften
ehemaliger europäischer Kolonialmächte noch
deutlich sichtbar; und es ist schwer vorstellbar,
daß die Völker der Batak in Nord-Sumatra
noch etwa bis zum Ersten Weltkrieg ab und zu
auch mal einen Menschen verspeisten.
• Christliche Missionare vor allem aus Holland,
England und auch aus Deutschland haben
dafür gesorgt, daß diese Menschen heute
dafür bekannt sind, daß sie in ihren
Gottesdiensten fröhlich und inbrünstig
christliche Lieder …
12. • Fluch und Segen zugleich ist für die Menschen
dort, daß sie in einer Region leben, die zu den
vulkanisch aktivsten auf unserer Erde gehört.
Offiziell werden zur Zeit noch 61 aktive Vulkane
gezählt. Die vulkanische Erde ist einerseits
äußerst fruchtbar, andererseits sind die dort
lebenden Menschen auch stets durch
Vulkanausbrüche, Erdbeben und deren Folgen
bedroht. Zu den schlimmsten Katastrophen der
Neuzeit zählt der Ausbruch des Inselvulkans
Krakatau im Jahr 1883. Seinerzeit wurden 165
Dörfer zerstört, mehr als 36.000 Menschen
verloren ihr Leben.
13.
14. • Wie viele Menschen ihr Leben am Zweiten
Weihnachtstag 2004 verloren, als vor der
Nordwestküste Sumatras der Meeresboden
bebte und der anschließende Tsunami Dörfer
und Städte vor allem in der Nordprovinz Aceh
bis weit ins Landesinnere hinein verwüstete,
das wird man wohl niemals abschließend sicher
klären können. Ganz sicher übersteigt die Zahl
der Opfer allein in Indonesien die Zahl der
Toten des Krakatau-Ausbruchs um ein
Mehrfaches.
15.
16. • Bilder von Chaos und Verwüstung boten sich
den Menschen, die meistens nicht mehr als ihr
nacktes Leben retten konnten. Den Armen, die
oft nicht mehr als ein bis zwei Euro täglich
verdienten, um ihre mehrköpfigen Familien
durchzubringen (wenn sie überhaupt Arbeit
hatten), raubten Wasser und Schlamm auch
diese schmale Existenzgrundlage.
17. „Tropenparadies wurde zur Hölle“ titelte eine
Zeitung nach der Flutkatastrophe – aber so
war es nicht.
18. Kann ein Ort paradiesisch genannt werden, wo
der Vater sich auf seinem muskelgetriebenen
Fahrrad-Betschak täglich viele Stunden mit
Taxifahrten abmüht und trotzdem nicht genug
Geld verdient, …
19. um seinen Kindern
den Schulbesuch zu
ermöglichen, weil
selbst die staatlichen
Schulen ein
monatliches Schulgeld
von etwa € 2,50 und
das Tragen einer
Schuluniform
verlangen.
20. Selbst dort, wo der Tsunami Land und
Menschen verschont hat, haben sie oft nur
ein bescheidenes Auskommen. Auf den
Reisfeldern wird das Grundnahrungsmittel
vieler Asiaten angebaut;
23. und legt den Fang, um ihn haltbar zu
machen, zum Trocknen in die Sonne.
24. Viele Dinge, die auf den ärmlichen Märkten
angeboten werden, sind Billigproduktionen
aus China.
25. Die Häuser, in denen viele Menschen wohnen,
sind einfache Hütten. Selbst da, wo man an das
Stromnetz angeschlossen ist, fällt dieser oft für
mehrere Stunden aus.
26. In Indonesien findet man, was man bei uns immer
stärker vermißt, nämlich Kinder. Das Land weist
eine hohe Reproduktionsrate auf.
27. Viele der Kinder wachsen in bitterer Armut auf.
Auch in Medan findet man – ähnlich wie in
Millionenstädten in Afrika oder Südamerika –
Gegenden, die mit Slum zutreffend zu
bezeichnen sind.
28. So trägt dieser Fluß nicht nur fruchtbare Erde, die
durch exessive Brandrodung erodiert ist, mit sich,
sondern auch vielerlei Unrat, Abwässer und
Exkremente.
29. Nicht nur, daß Menschen in Wellblechhütten am
verschmutzten Flußufer wohnen, sie lassen ihre
Kinder darin baden und waschen in diesem
braunen Wasser das Geschirr und die Wäsche.
30. • Selbstverständlich konnte sich das Land
noch nicht von den verheerenden Folgen
der Flutkatastrophe erholen, zumal es
bisher zwei weitere Beben gegeben hat,
die Menschenopfer gefordert haben.
31. Selbst heute leben immer noch mehr als 30.000
Familien in Notunterkünften.
32. Erst ein Teil der zerstörten Häuser wurde bisher
wieder aufgebaut; uns berichtete man, daß die
ersten der schnell errichteten Fünftausend-Euro-
Häuser bereits jetzt schon deutliche Schäden
aufweisen.
33. Noch immer leben
viele Kinder, die
ihre Eltern oder
zumindest ein
Elternteil verloren
hatten in
Provisorien z. B.
bei Verwandten
oder Bekannten.
34. Es ist wichtig, diesen Kindern und Jugendlichen
so schnell wie möglich ein stabiles Lebensumfeld
und damit eine Perspektive für die Zukunft zu
geben.
35. • Schon wenige Tage nach der Flutkatastrophe
hat die Kinderhilfe Osteuropa International e.V.
zu Spenden für die notleidenden Kinder und
Jugendlichen aufgerufen, um in der betroffenen
Region ein Kinderheim oder ein Kinderdorf zu
errichten. Leider riß der Spendenfluß aber ab,
als einige Großorganisationen öffentlich
verlautbaren ließen, man benötige keine
weiteren Spendengelder mehr. Weil wir hofften,
daß auch wir Gelder aus dem Topf, den die
Bundesregierung zur Verfügung stellte, erhalten
könnten, waren wir guten Mutes, Kindern, vor
Ort schon bald ein neues Zuhause bieten zu
können. Leider zerschlug sich unsere
diesbezügliche Hoffnung.
36. Zu diesem Zeitpunkt hatte unser Mitglied John
Tirtasana in der Nähe der Stadt Medan bereits
ein Baugrundstück (7.500 qm) gekauft.
37. • John Tirtasana ist in Nord-Sumatra
aufgewachsen, hat in Medan die Schule
besucht, verfügt dort immer noch über
Kontakte und ist natürlich mit den dortigen
Sitten und Gebräuchen vertraut, außerdem
spricht er mehrere Sprachen. Zusammen mit
seiner deutschen Frau Ingrid ist John
kurzfristig nach Medan umgezogen, um vor
Ort unser geplantes Hilfsprojekt zu realisieren.
38. Für eine kleinere Hilfsorganisation, die bisher in
Indonesien noch keine Hilfe geleistet hatte, waren
dort behördliche Auflagen zu erfüllen. Die
Gründung einer Stiftung nach indonesischem
Recht steht noch aus und soll im kommenden
Jahr erfolgen.
39. Ganz besonders schwierig war es, dort
zuverlässige und ehrliche Partner zu finden, was
John und Ingrid nach mehreren Enttäuschungen
endlich geglückt ist. Sie lernten ein Notarehepaar
kennen,
40. ...welches das eigene Haus nach dem Tsunami
für die Aufnahme von Waisenkindern zur
Verfügung gestellt hatte und mit den eigenen drei
Kindern in eine angemietete Wohnung gezogen
war.
41. • Selbst wenn wir sogleich über die benötigten
finanziellen Mittel verfügt hätten, wäre es nicht
möglich gewesen, das geplante Kinderheim in
wenigen Monaten zu errichten. Da in Medan
lebende Tsunami-Waisen aber dringend ein
wirkliches Zuhause benötigen, entschlossen
sich John und Ingrid, mit eigenem Geld ein
Haus in einem abgeschlossenen und
bewachten Wohnviertel Medans zu kaufen,
44. John, als Ingenieur im Ruhestand, leitete selber
die Umbauarbeiten und arbeitete Tag für Tag
zusammen mit den von ihm ausgewählten
Bauhandwerkern.
45. • Vor wenigen Tagen kehrten John und
Ingrid Tirtasana nach Köln zurück, weil die
neu errichteten Mauern und die neu
gegossene Decke erst austrocknen
müssen, was trotz des warmen Klimas
wegen der hohen Luftfeuchtigkeit einige
Wochen dauert. Wenn dann die noch
ausstehenden Fliesen- und
Sanitärarbeiten abgeschlossen sind,
können endlich die ersten Kinder in das
Haus der Kinderhilfe einziehen.
48. Kinderhilfe Osteuropa International e.V.
Im Weidenkamp 2
51061 Köln
Wir danken der Steyler Mission, die uns einige der hier gezeigten Bilder zur Verfügung gestellt hat.
Musik: peterpan „Alexandria“
Photos: Kinderhilfe Osteuropa International e.V.
Animation: Markus Tirtasana
Alle Rechte bei : Kinderhilfe Osteuropa International e.V. 2006