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Soziokulturelle Arbeit



beobachten - interpretieren - handeln




Kommission für öffentlichen Raum
Präsentation vom 15. April 2010
Lisa Palak-Otzoup, Bereichsleitung jaz, Verein ZJT




                                                     1
Berufsfeld Soziale Arbeit

 Sozialarbeit       Sozialpädagogik          Soziokulturelle Arbeit

 Klientensystem     Zu Erziehende            Individuen
                                             Gruppen
                                             Systeme
 Soziale Probleme   Sozialisations-          Sozialer Wandel und sich
 daraus sich        probleme und sich        daraus ergebende
 ergebende          daraus ergebende         Bewältigungsaufgaben
 Defizite           Schwierigkeiten          Diversity u.a. (s. Folie 3)

 Defizitausgleich   Lebensfähig machen       Emanzipatorischer Ansatz
                                             Partizipation
                                             Selbstorganisation
  (Moser, Müller, Wettstein & Willener, 1999, S. 38)


                                                           2
Diversity

Soziokulturelle Arbeit kann „Übersetzen“ und „Vermitteln“
In Fragestellungen, die mit gesellschaftlichem Wandel zu tun
haben - einige Beispiele:

Kulturelle Vielfalt
Komplexität von Phänomenen
24h-Gesellschaft
Vielfalt von Lebensstilen
Flexibilität von Lebensläufen
Freizeit gewinnt an Bedeutung
Autonomie und Selbstverwirklichung
Suche nach Identität
Verunsicherung - Spannungsfelder - Gegensätze
(z.B. Freiheit - Sicherheit / Einschluss - Ausschluss)


                                                   3
Intermediäre Position der Soziokulturellen Animation



                       Kultur / Kunst



        Politik
    Gemeinwesen-    Soziokulturelle Arbeit       Bildung
     entwicklung


                         Soziales




                                             4
Handlungsmodell der Soziokulturellen Arbeit


                      Mediator/in




                      Animator/in




   Organisator/in                       Konzeptor/in




                                        5
Funktionen der soziokulturellen Arbeit


 Integrationsfunktion (zwischen den sozialen Gruppen)

 Partizipationsfunktion (Beteiligung ermöglichen)

 Vernetzungsfunktion (nicht dem Zufall überlassen)

 Edukative Funktion (informelles Lernen)

 Präventionsfunktion (Frühwarnsysteme einrichten)




                                                    6
Umsetzung



  Soziokulturelle Arbeit
  für die Zielgruppe Jugendliche
  in der Stadt Zug




                                   7
Der Trägerverein Zuger Jugendtreffpunkte ZJT



Gründung 1974
erster Treff ab 1976 in einer Baracke an der Industriestrasse 2

industrie45 jugend- und kulturzentrum (1982 - ...)
jugendanimation zug (2003 - ...)

„p41“ podium41 ehemals „Chaotikum“ am See
gehörte während 17 Jahren zum Verein ZJT (1991 bis 2008)




                                                 8
Handlungsschwerpunkte


jugendanimation zug – „jaz“
umsetzen von sozialraumorientierter,
soziokultureller Arbeit mit dem Fokus
auf Jugendliche zwischen 11 und 25
Jahren


sowohl auf der operativen, als auch auf
der strategischen Ebene

in den Dialog treten mit verschiedenen
Gruppierungen, Individuen,
Institutionen, usw .                      Schreibwerkstatt im öffentlichen Raum



                                                       9
Die vier Säulen der „jaz“


On the move
Sozialraumfokus
aufsuchen von RaumnutzerInnen vor Ort

geplante und spontane Aktionen
unter Einbezug von Freiwilligen und Professionellen

Lade für Soziokultur - ein Ort mit viel Spielraum
für Leute zwischen 9 und 99 Jahre

Drehscheibe Zug Stadt (2001 initiiert durch jaz)
ca. 25 VertreterInnen von Institutionen und Behörden
der Stadt Zug


                                                    10
«on the move» Sozialraumfokus



Relationales Raumverständnis

- Bauliche Kriterien (Architektur, städtische Entwicklungen)

- Vorstellungen und Wirklichkeiten der Gesellschaft
  (Regeln, Verordnungen, Stadtgespräche, Diskurse,
  politische Entscheidungen)

- soziales Handeln, das in diesen Räumen passiert
  d.h. zum Beispiel Nutzungen, Aneignungen, Bewegungen




                                                  11
«on the move»




                12
Geplante und spontane Aktionen




  Leseinseln auf der Rössliwiese




                                   Strassenfest 2007



                                            13
Geplante und spontane Aktionen




    Nünischtei und Freiluftschach




                                    Poetry Gallery 2006


                                                14
Lade für Soziokultur - Ein Ort mit viel Spielraum




                                           15
Projektarbeit am Beispiel «jobshop»


 Die Verantwortung im
 Jobshop-Büro liegt bei
 den Jugendlichen selber
 seit 2006 jährlich
 wechselnde Büroteams

 Marisa, Eli, Jasmin,
 Nici und Simon 2008
 (3. Oberstufe)




                                      16
Austauschplattform seit 2001
(interdisziplinäre Vernetzung)

 ca, 25 VertreterInnen von Institutionen und Behörden usw.
 treffen sich ca. 8 Mal pro Jahr, um Gesellschaftsthemen aus
 verschiedenen Blickwinkeln zu beleuchten.




                                                 17
Soziokulturelle Arbeit im öffentlichen Raum

12 Jahre Erfahrung mit aufsuchender Jugendarbeit
Evaluationsberichte und Fachartikel können in der Infothek
des Lade für Soziokultur an der Kirchenstr. 7 und im
öffentlichen Dokuzentrum an der St. Oswaldsgasse 16
eingesehen werden.




                                                 18
Pilotprojekt seit November 2009

Die aufsuchende Jugendarbeit wird während zwei Jahren
aufgestockt - aktuell verteilt sich das Pensum auf einen Mann
(50%) und eine Frau (20%) - Fokus auf Jugendliche, die im
öffentlichen Raum, durch negatives Sozialverhalten auffallen.
Die vorgängig erläuterten Prinzipien und Handlungsansätze
gelten auch für dieses Pilotprojekt
Der Präventionsfunktion im Verständnis der soziokulturellen
Arbeit wird besonderes Augenmerk geschenkt
Vermitteln zwischen Ansprüchen und Erwartungen der
verschiedenen Beteiligten z.B. in Bezug auf SAUBER, SICHER,
SCHÖN - Transparenz bezüglich Rollen und Funktionen



                                                19
Grundlegende „Starteinschätzung“

Anzeichen von Problemen sollen durch „Hinschauen“ frühzeitig
vor einer Verfestigung schützen (Ursachen- und
Ressourcenorientierung)
Im öffentlichen Raum sind hochkomplexe systemische
Verhältnisse aktiv
Um Veränderungen und allfällige Verbesserungen angehen zu
können, sind kooperative Modelle notwendig
(Alleingang ist nicht möglich)
Rein repressive Massnahmen können zu einer Verlagerung der
Problematik führen
Universelle Wahrheiten sind nicht umsetzbar (Die problemlose
Stadt gibt es nicht)
Freiraum, Raumaneignung, Raumnutzung sind Themen, die für
Jugendliche von Bedeutung sein können

                                               20
Chancen und Risiken

Durch die Nähe zur Zielgruppe und das sozialräumliche Wissen
kann die soziokulturelle Arbeit vermittelnd agieren
Seismografische Kompetenzen
Systemische, relationale Herangehensweise
Scharnierfunktion
Diskussionsbereitschaft über Vor- und Nachteile von
Massnahmen zu diskutieren

Steuerung von Diskursen und Themen (Medien, Stadtgespräche)
Mangel an Kommunikation, Berührungsangst
unausgesprochene Erwartungen
verfestigte Feindbilder
Vermischung von Rollen (Instrumentalisierungsgefahr)
Bearbeitung der Probleme aus dem Zusammenhang losgelöst


                                                21
Beispiele von offenen Fragen in diesem Arbeitsbereich

Pilotprojekt aufsuchende Jugendarbeit mit
spezifischem Zielpublikum
Kann heute öffentlicher Raum noch als „für alle zugänglich,
verfügbar und nutzbar“ bezeichnet werden?
Kennen die verschiedenen Akteure im öffentlichen Raum die
unterschiedlichen Wertehaltungen und Aufträge gegenüber der
Zielgruppe?
Wie wird eine akzeptierende, emanzipatorische Haltung
gegenüber der Zielgruppe von Dritten eingeschätzt?
Wer ist eigentlich für Sofortmassnahmen bei aktuellen
„Störfaktoren“ (beispielsweise eine betrunkene Gruppe) im
öffentlichen Raum zuständig?


                                                  22
Danke für ihre Aufmerksamkeit!

Alternative Gestaltungsformen müssten nicht nur von
bestehenden Modellen ausgehen
Eine reflektierte Veränderung bedingt die Bereitschaft,
nicht nur das Einzige als möglich zu betrachten, sondern
„Anderes“ auch zuzulassen.




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Was ist Soziokulturelle Arbeit?

  • 1. Soziokulturelle Arbeit beobachten - interpretieren - handeln Kommission für öffentlichen Raum Präsentation vom 15. April 2010 Lisa Palak-Otzoup, Bereichsleitung jaz, Verein ZJT 1
  • 2. Berufsfeld Soziale Arbeit Sozialarbeit Sozialpädagogik Soziokulturelle Arbeit Klientensystem Zu Erziehende Individuen Gruppen Systeme Soziale Probleme Sozialisations- Sozialer Wandel und sich daraus sich probleme und sich daraus ergebende ergebende daraus ergebende Bewältigungsaufgaben Defizite Schwierigkeiten Diversity u.a. (s. Folie 3) Defizitausgleich Lebensfähig machen Emanzipatorischer Ansatz Partizipation Selbstorganisation (Moser, Müller, Wettstein & Willener, 1999, S. 38) 2
  • 3. Diversity Soziokulturelle Arbeit kann „Übersetzen“ und „Vermitteln“ In Fragestellungen, die mit gesellschaftlichem Wandel zu tun haben - einige Beispiele: Kulturelle Vielfalt Komplexität von Phänomenen 24h-Gesellschaft Vielfalt von Lebensstilen Flexibilität von Lebensläufen Freizeit gewinnt an Bedeutung Autonomie und Selbstverwirklichung Suche nach Identität Verunsicherung - Spannungsfelder - Gegensätze (z.B. Freiheit - Sicherheit / Einschluss - Ausschluss) 3
  • 4. Intermediäre Position der Soziokulturellen Animation Kultur / Kunst Politik Gemeinwesen- Soziokulturelle Arbeit Bildung entwicklung Soziales 4
  • 5. Handlungsmodell der Soziokulturellen Arbeit Mediator/in Animator/in Organisator/in Konzeptor/in 5
  • 6. Funktionen der soziokulturellen Arbeit Integrationsfunktion (zwischen den sozialen Gruppen) Partizipationsfunktion (Beteiligung ermöglichen) Vernetzungsfunktion (nicht dem Zufall überlassen) Edukative Funktion (informelles Lernen) Präventionsfunktion (Frühwarnsysteme einrichten) 6
  • 7. Umsetzung Soziokulturelle Arbeit für die Zielgruppe Jugendliche in der Stadt Zug 7
  • 8. Der Trägerverein Zuger Jugendtreffpunkte ZJT Gründung 1974 erster Treff ab 1976 in einer Baracke an der Industriestrasse 2 industrie45 jugend- und kulturzentrum (1982 - ...) jugendanimation zug (2003 - ...) „p41“ podium41 ehemals „Chaotikum“ am See gehörte während 17 Jahren zum Verein ZJT (1991 bis 2008) 8
  • 9. Handlungsschwerpunkte jugendanimation zug – „jaz“ umsetzen von sozialraumorientierter, soziokultureller Arbeit mit dem Fokus auf Jugendliche zwischen 11 und 25 Jahren sowohl auf der operativen, als auch auf der strategischen Ebene in den Dialog treten mit verschiedenen Gruppierungen, Individuen, Institutionen, usw . Schreibwerkstatt im öffentlichen Raum 9
  • 10. Die vier Säulen der „jaz“ On the move Sozialraumfokus aufsuchen von RaumnutzerInnen vor Ort geplante und spontane Aktionen unter Einbezug von Freiwilligen und Professionellen Lade für Soziokultur - ein Ort mit viel Spielraum für Leute zwischen 9 und 99 Jahre Drehscheibe Zug Stadt (2001 initiiert durch jaz) ca. 25 VertreterInnen von Institutionen und Behörden der Stadt Zug 10
  • 11. «on the move» Sozialraumfokus Relationales Raumverständnis - Bauliche Kriterien (Architektur, städtische Entwicklungen) - Vorstellungen und Wirklichkeiten der Gesellschaft (Regeln, Verordnungen, Stadtgespräche, Diskurse, politische Entscheidungen) - soziales Handeln, das in diesen Räumen passiert d.h. zum Beispiel Nutzungen, Aneignungen, Bewegungen 11
  • 13. Geplante und spontane Aktionen Leseinseln auf der Rössliwiese Strassenfest 2007 13
  • 14. Geplante und spontane Aktionen Nünischtei und Freiluftschach Poetry Gallery 2006 14
  • 15. Lade für Soziokultur - Ein Ort mit viel Spielraum 15
  • 16. Projektarbeit am Beispiel «jobshop» Die Verantwortung im Jobshop-Büro liegt bei den Jugendlichen selber seit 2006 jährlich wechselnde Büroteams Marisa, Eli, Jasmin, Nici und Simon 2008 (3. Oberstufe) 16
  • 17. Austauschplattform seit 2001 (interdisziplinäre Vernetzung) ca, 25 VertreterInnen von Institutionen und Behörden usw. treffen sich ca. 8 Mal pro Jahr, um Gesellschaftsthemen aus verschiedenen Blickwinkeln zu beleuchten. 17
  • 18. Soziokulturelle Arbeit im öffentlichen Raum 12 Jahre Erfahrung mit aufsuchender Jugendarbeit Evaluationsberichte und Fachartikel können in der Infothek des Lade für Soziokultur an der Kirchenstr. 7 und im öffentlichen Dokuzentrum an der St. Oswaldsgasse 16 eingesehen werden. 18
  • 19. Pilotprojekt seit November 2009 Die aufsuchende Jugendarbeit wird während zwei Jahren aufgestockt - aktuell verteilt sich das Pensum auf einen Mann (50%) und eine Frau (20%) - Fokus auf Jugendliche, die im öffentlichen Raum, durch negatives Sozialverhalten auffallen. Die vorgängig erläuterten Prinzipien und Handlungsansätze gelten auch für dieses Pilotprojekt Der Präventionsfunktion im Verständnis der soziokulturellen Arbeit wird besonderes Augenmerk geschenkt Vermitteln zwischen Ansprüchen und Erwartungen der verschiedenen Beteiligten z.B. in Bezug auf SAUBER, SICHER, SCHÖN - Transparenz bezüglich Rollen und Funktionen 19
  • 20. Grundlegende „Starteinschätzung“ Anzeichen von Problemen sollen durch „Hinschauen“ frühzeitig vor einer Verfestigung schützen (Ursachen- und Ressourcenorientierung) Im öffentlichen Raum sind hochkomplexe systemische Verhältnisse aktiv Um Veränderungen und allfällige Verbesserungen angehen zu können, sind kooperative Modelle notwendig (Alleingang ist nicht möglich) Rein repressive Massnahmen können zu einer Verlagerung der Problematik führen Universelle Wahrheiten sind nicht umsetzbar (Die problemlose Stadt gibt es nicht) Freiraum, Raumaneignung, Raumnutzung sind Themen, die für Jugendliche von Bedeutung sein können 20
  • 21. Chancen und Risiken Durch die Nähe zur Zielgruppe und das sozialräumliche Wissen kann die soziokulturelle Arbeit vermittelnd agieren Seismografische Kompetenzen Systemische, relationale Herangehensweise Scharnierfunktion Diskussionsbereitschaft über Vor- und Nachteile von Massnahmen zu diskutieren Steuerung von Diskursen und Themen (Medien, Stadtgespräche) Mangel an Kommunikation, Berührungsangst unausgesprochene Erwartungen verfestigte Feindbilder Vermischung von Rollen (Instrumentalisierungsgefahr) Bearbeitung der Probleme aus dem Zusammenhang losgelöst 21
  • 22. Beispiele von offenen Fragen in diesem Arbeitsbereich Pilotprojekt aufsuchende Jugendarbeit mit spezifischem Zielpublikum Kann heute öffentlicher Raum noch als „für alle zugänglich, verfügbar und nutzbar“ bezeichnet werden? Kennen die verschiedenen Akteure im öffentlichen Raum die unterschiedlichen Wertehaltungen und Aufträge gegenüber der Zielgruppe? Wie wird eine akzeptierende, emanzipatorische Haltung gegenüber der Zielgruppe von Dritten eingeschätzt? Wer ist eigentlich für Sofortmassnahmen bei aktuellen „Störfaktoren“ (beispielsweise eine betrunkene Gruppe) im öffentlichen Raum zuständig? 22
  • 23. Danke für ihre Aufmerksamkeit! Alternative Gestaltungsformen müssten nicht nur von bestehenden Modellen ausgehen Eine reflektierte Veränderung bedingt die Bereitschaft, nicht nur das Einzige als möglich zu betrachten, sondern „Anderes“ auch zuzulassen. 23

Notas del editor

  1. Den Beruf gibt es im Ausland schon seit mehreren Jahrzehnten Historische Wurzeln - Sozialistische und religiöse Wurzeln - éducation populaire Förderung von selbstbestimmten Aktionen Jean Claude Gillet in Frankreich Marcel Spierts in Holland Pädagogik der Unterdrückten Paolo Freire in Brasilien
  2. Unter dem Begriff Soziale Arbeit können drei Berufsgruppen verortet werden - Im ersten Feld wird sichtbar, wer mit den Angeboten angesprochen wird In der nächsten Rubrik geht es um die Fragestellungen, die bearbeitet werden Ziel der professionellen Interventionen stehen in der vierten Spalte:
  3. Diese verschiedenen Themen haben mit den gesellschaftlichen Tendenzen und Veränderungen der heutigen Zeit zu tun, d.h. dass durch diese Phänomene vermehrt Fragen auftauchen und entsprechend Antworten gesucht werden.
  4. Fördert Kommunikation (zwischen diversen Akteuren) Betroffene werden zu Akteuren Sucht nach neuen Ausdruckformen Baut Brücken (Mediatktion) Empowerment(Netzwerke bekommen Kraft)
  5. KonzeptorIn: Bedürfnisse abholen, Konflikte lokalisieren, Betroffene ausfindig machen, Situationen erforschen MediatorIn: Ermutigung und Befähigung der Zielgruppen, Betroffene zusammen bringen, Vermittlungen ermögl., Brücken bauen zw. OrganisatorIn: Aktivierungsprojekt planen, umsetzen & auswerten, Sicherstellung von Partizipation (Beteiligung ermögl.) AnimatorIn: „beseelen“ Raum geben für „aktive Teilnahme“ um Gemeinsames zu erleben Aktivierung (ermutigen) wir suchen nach Formen um eine kreative Lebensgestaltung zu ermöglichen
  6. Hier eine Liste der Funktionen, die durch die Soziokulturelle Arbeit abgedeckt werden können - bei den folgenden Beispielen stehen je nach dem die einen oder anderen mehr im Vordergrund.
  7. Andere Zielgruppen sind auch immer wieder wichtig (lebensweltbezug)
  8. Diese vier Säulen werden nun auf den nächsten Folien näher erläutert und die Fachbegriffe erklärt
  9. Relationales Raumverständnis bedeutet, dass nicht nur der physische Raum in die betrachtungsweise sondern auch der soziale, bewegte, „bezogene“ Raum gemeint ist und eigentlich das Zusammenspiel dieser verschiedenen Faktoren zum Tragen kommt. Dann Erklärung von der Folie mit den drei Kriterien
  10. Wir benützen die Gelegenheit mit Nutzern und Nutzerinnen des öffentlichen Raums in Kontakt zu kommen - hier sehen sie eine Aktion aus dem Jahre 2005 - Das Thema Littering steht nicht im Vordergrund, wird aber mitberücksichtigt.
  11. Zwei Beispiele von Aktivitäten im öffentlichen Raum - das eine ist die Leseinsel, die es bereits seit 2001 gibt - der Bücherbus war eine sehr gute Quelle um die Bücherboxen zu füllen und die Zürcher Suchtprävention hatte in diesem Jahre eine 14 tägige Aktion am Laufen, wo sie 20 Liegestühle im öffentlichen Raum aufstellten, damit sich die Leute doch mehr Zeit für sich nehmen sollten - eine Nachfrage bei diesem Amt ergab, dass die Stühle nur für diese Aktion angekauft worden waren - gegen einen symbolischen Betrag konnte ich diese nach Zug bringen und die Leseinseln bewährten sich bestens um immer wieder mit Jugendlichen ins Gespräch zu kommen. Das zweite Bild zeigt das gutbesuchte Strassenfest, welches von „Lade-Nutzerinnen“ auf die Beine gestellt wurde und sich seit Einzug an der Kirchenstrasse für ettliche Leute aus der Nachbarschaft aber auch über die Quartiergrenzen zu einem beliebten Treffpunkt gemausert hat.
  12. Die Nünischtei und Schachfiguren-Geschichte sind auch ein gutes Beispiel, zum Aufzeigen, dass Vernetzen und ermöglichen praktiziert wurde. Der aktuelle „Bröschelibetreiber“ ist mit von der Partie und hat sich bereiterklärt, gegen Depot den Schlüssel für die Spielkiste herauszugeben. Auf dem zweiten Bild war die jaz im klassischen Sinn als „Türöffner“ tätig und vermittelte dem jungen Mann die Kontakte zu den Behördemitgliedern, die für eine Bewilligung zu gewinnen waren und unterstützte im Sinne eines Projektmanagements den ganzen Prozess - ging es doch um Sponsoring, Workshoporganisation usw. die Sprüche haben wohl den einen oder anderen Passanten zum Schmunzeln oder Nachdenken gebracht.
  13. Seit 2005 - Homebase Lade für Soziokultur - gleichzeitig auch Büro des Vereins ZJT - Ein kreativer „Möglichkeitsort“ für Leute von 9 bis 99 Jahren - 6 Räume sind ausgemietet an Personen zwischen 25 und 55 Jahren - günstige Miete - Gegenleistung wird einzeln ausgehandelt und definiert - einige Tragen einen Beitrag bei zum Programm im Hochparterre des Hauses - dieser Raum wird auch durch Auswärtige genutzt und so ergänzt sich ein vielfältiges Monatsprogramm, das auf den Bedürfnissen der „Aktiven“ aufbaut und sich auch immer wieder verändert und erneuert - es finden zwischen 20 und 40 Veranstaltungen im Haus statt -
  14. Hier noch ein kurzer Hinweis auf ein nachhaltiges, langfristiges Projekt, das mittlerweilen ein fester Bestandteil des jazes geworden ist. Ettliche Jugendliche sind entweder als Büroteam fest engagiert oder sie sind in der Kartei als JobinteressentInnen registriert - diese Arbeit ist für uns höchst interessant, denn so kommen wir immer wieder mit neuen Jugendlichen in Kontakt und können sie bei ihren Ressourcen abholen - es gibt natürlich auch immer wieder Möglichkeiten ihnen Grenzen zu setzen und sie zu „fordern“ - (Listen mit Adressen abschreiben, Apéros haben schon einen sehr guten Ruf, allerdings sind wir dann auch als Team involviert)
  15. Diesen Runden Tisch schätzen wir sehr als mögliches „Sensorium“ unterschiedliche Sichtweisen auszutauschen und Befindlichkeiten herauszuspüren. Die Polizei ist von anfang an durch 1 bis 2 VertreterInnen mit von der Partie - es wurden an diesem Tisch auch schon Stellungnahmen verfasst oder Kontakte für bilaterale Zusammenarbeiten konnten in diesem Gefäss geknüpft werden.
  16. Es ist uns wichtig, über unsere Arbeit zu reflektieren, um allfällige Verbesserungen so einleiten zu können. Eine Kurzbeschreibung einer letztjährigen BefragungsAktion zum Thema öffentlichen Raum habe ich mitgebracht und liegt für sie zum Mitnehmen, bei den anderen Unterlagen auf.
  17. Nun möchte ich den Fokus auf das Pilotprojekt aufsuchende Jugendarbeit mit dem Fokus auf die spezifische Zielgruppe von sich eher auffällig verhaltenden Jugendlichen zu sprechen kmmen. Die Präventionsfunktion möchte ich im Folgenden kurz erlläutern.
  18. Die Rolle der soziokulturellen Animation kann durch die Beobachtung der systemischen Verhältnisse eine Einschätzung der Auswirkung und Wechselwirkung in die Diskussion bringen - d.h. es ist ein hoher Grad an Kooperation und Koordination notwendig - es ist eine Systematisierung der Beobachtung aber auch eine systematisierung des Austauschs wichtig - um eine systematisierung der Frühintervention zu ermöglichen
  19. Nochmals einige Fremdwörter, die ich näher erklären möchte:
  20. Wenn NEIN, sollten die nicht geklärt werden? (Problematik der Anspruchhaltung) Ist Freiraum überhaupt noch existent (Kommerzialisierung, Mediteranisierung usw.) 2. Wir tauschen uns in verschiedenen Gremien aus - die Grenzen der Zuständigkeiten sind zeitweise nicht klar, es gibt immer wieder neue Akteure, die Aufgaben übernehmen, wenn es Konflikte gibt, ist es schwierig herauszufinden wer wie wo zuständig ist. 3. Kann als heikel verstanden werden, stecken die allenfalls unter einer Decke? 4. Wo ist eigentlich die Suchtprävention aktiv? Haben sie Kontakte zu diesen Ämtern, wer schreibt sich diese Arbeit auf die Fahne in der Stadt Zug?
  21. Zum Schluss der Präsentation möchte ich ein symbolisches Bild mitgeben - es handelt sich um einen Holzschnitt aus dem 16. Jahrhundert, das vermutlich Kopernikus darstellt, wie er den Kopf über die feste Sphärenwelt hinausstreckt. War er doch seiner Zeit voraus und wurde von seine Weltanschauung, dass sich die Erde um die Sonne dreht als verwirrter Geist bezeichnet.