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Unbegleitete minderjährige Flüchtlinge (UMF):
Wie wichtig ist die Erstuntersuchung?
Ergebnisse von 102 medizinischen Erstuntersuchungen bei
12-18 Jährigen UMF zwischen 9-2011 und 7-2014
Luise Prüfer-Krämer**, Luisa Marquardt*, Alexander Krämer*
*Fakultät für Gesundheitswissenschaften, Universität Bielefeld
**Praxis Dr. med. Prüfer-Krämer, Innere Medizin, Tropenmedizin, Infektiologie, Bielefeld
1
UMF
Besondere Flüchtlinge
Besonders vulnerabel
„In Obhut der Kommunen“
Besonders gut versorgt
2
+
Health Risk Map – SOS International:
Krankheitslast + medizinische Infrastruktur
3
Migrationsphasen
Zimmerman C, Kiss L, Hossain M (2011) Migration and Health: A Framework for 21st Century Policy-Making. PLoS Med 8(5): e1001034.
doi:10.1371/journal.pmed.1001034
http://www.plosmedicine.org/article/info:doi/10.1371/journal.pmed.1001034
Anteil von Minderjährigen bei den
Asylbewerbern
• 31,6% Kinder und Jugendliche bis 18 Jahre (2014)
• Anteil der Säuglinge besonders hoch
• Anteil der männlichen Asylbewerber
steigt mit der Entfernung des
Herkunftslandes
Quelle: Sachverständigenrat deutscher Stiftungen
für Integration und Migration (2015)
5
Aufnahme von UMF in Bielefeld
• Clearinghäuser der AWO und anderen Sozialträgern
nehmen seit 2011 in Bielefeld unbegleitete minderjährige
Flüchtlinge (UMF) auf
• Ziel ist, sie nach 3-12 Monaten in andere Unterkünfte zu
verlegen bzw. sie in eigenen Wohnungen oder
Gemeinschaftsunterkünften unterzubringen
• Seit 11-2015 Aufnahme von UMFs, die nach ca 2 Wochen
in andere Kommunen verteilt werden
6
Betreuung von UMF durch Sozialarbeiter in
den Clearinghäusern
- bürokratische Prozesse begleiten
(Asylanträge, Vormund bestellen etc.)
- Schulunterricht/ Ausbildung ermöglichen
- Medizinische Versorgung gewährleisten
- 2011 gemeinsames Konzept einer
Erstuntersuchung entwickelt
7
Ziel der Erstuntersuchung
1. Ausschluß oder Diagnose/Therapie von ansteckenden Krankheiten zum
Schutz der
– Asylsuchenden selbst
– der übrigen Bewohner der Gemeinschaftseinrichtung
– und der BetreuerInnen
2. Gesundheitszustand beurteilen mit besonderem Augenmerk auf
– Ernährungs- Entwicklungsdefizite
– Krankheiten, Zahngesundheit
– Psyche: Traumatisierungen, Depressionen
– Hinweise auf Verletzungen, Behinderungen
– Drogenkonsum
– Befähigung zum Sport
– Hören/ Sehen (Schule)
3. Prävention: altersentsprechende Impfungen nach STIKO
8
Medizinische Versorgung von UMF
Erstuntersuchung
• Kurz nach Ankunft in D bzw.
Bielefeld
• Kostenträger Jugendamt
• Jugenduntersuchung I
wird >16J inzwischen
finanziert
Hausärztliche Versorgung bei
akuten/chronischen Erkrankungen
• Während des
Gesamtaufenthaltes in D
• Kostenträger: Jugendamt
auf „Sozialschein“ solange
keine AOK-Karte vorliegt
• Laut Gesetz Gleichstellung
mit gesetzlich Versicherten
• Keine Budgetierung
9
Asylsuchende in der Praxis
10
Untersuchungsspektrum
1. Anamnese, Fremdanamnese, Fluchtanamnese
2. Lungen-TBC- Ausschluß mittels Röntgenthorax
ggf. Elispot (<16 Jahre)
3. Vollständige körperliche Untersuchung
4. Blut, Urin und Stuhluntersuchung
5. Hörtest (Tonschwellenaudiometrie)
6. Sehtest (ETDRS Tafel)
7. Zahnarztbesuch
8. Mädchen: Schwangerschaftstest, gynäkol. US
11
Anamnese + körperliche Untersuchung
• Herkunftsland, Fluchtweg, -dauer, Flüchtlingslager?
• Akute Beschwerden
• Frühere Erkrankungen inkl. Frage nach TBC-Therapie
• Psyche: Schlafstörungen, Alpträume, Flash backs,
Essverhalten, sozialer Rückzug
• Drogen, Alkohol, Nikotin
• Sport
• Familie
Untersuchung:
• Haut: Skabies? Verletzungen? Hinweise für i.v. Drogen?
• Psyche
• Ganzkörperstatus
12
Blut-/Stuhluntersuchung
1. Großes Blutbild mit Differentialblutbild:
Eosinophilie?
2. Blutchemie: Leberwerte, Ferritin, Kreatinin,
Gesamt EW+Elektrophorese +
krankheitsbezogenes Labor
3. Stuhl auf Parasiten, H.pylori AG
4. Serologische Untersuchung auf:
• Hepatitis A,B,C: Anti-HAV, Anti-HBs, HBsAG, Anti-HBc, Anti-HCV
• Schistosomiasis AK (z.B. subsaharisches Afrika)
13
Ergebnisse
14
Soziodemographie
• 102 UMF (78 männlich, 24 weiblich)
• Altersverteilung:
15
• Mittelwert männlich=
15,96 Jahre (12-17)
• Mittelwert weiblich=
16,29 Jahre (13-18)
• Mittelwert insgesamt=
16,04 Jahre
• 79,4% zwischen 16-17
Jahren alt
0
5
10
15
20
25
30
35
40
12 13 14 15 16 17 18
Anzahl
Alter in Jahren
männlich
weiblich
Herkunftsregionen
Subregionen der Vereinten Nationen (United Nations Statistics Division 2013)
Legende:
Nordafrika (n=13, 13%)
Sub-Sahara Afrika (n=30, 29%)
Westasien (n=15, 15%)
Südasien (n=38, 37%)
Sonstige (n=6, 6%)
16
Allgemeiner Gesundheitszustand
• BMI-Werte im altersabhängigen Normbereich 84%,
10% übergewichtig, 6% untergewichtig
• Pathologischer Zahnstatus insbesondere bei
Asylsuchenden aus Afrika (>30%, p=0.038)
• Pathologischer Hörtest v.a. prävalent bei Südasiaten
(23.3%, p=0.046)
• Visuseinschränkung häufiger bei weiblichen
Asylsuchenden als bei männlichen (40.0% vs. 12.7%,
p=0.009)
17
Gesundheits(risiko)verhalten
• Weibliche UMF zeigen sehr selten gesundheitliches
Risikoverhalten (1 Fall)
• Männliche UMF:
– Nikotingebrauch: 13.7% (Syrer: ca 50%)
– Alkoholkonsum: 8.8%
– THC Konsum: 10% (Nordafrika)
• Männliche UMF meistens sportlich aktiv, weibliche
UMF wenig
18
Behandlungsbedürftige Infektionen
19
Infektionskrankheiten Gesamt n (%)
Lambliasis 83 6 (7.2%)
Amöbiasis 96 6 (6.3%)
Schistosomiasis 44 8 (18.2%)
Andere Helminthen 79 6 (7.6%)
Helicobacter pylori 65 44 (69.2%)
Tuberkulose 102 1 (1.0%)
Chronische HBV-Infektion 101 8 (7.9%)
Dr. L. Prüfer-Krämer Innere-Tropenmedizin, Bielefeld
Bilharziose
Dr. L. Prüfer-Krämer
Innere-Tropenmedizin, Bielefeld
Bilharziose
Infektionskrankheiten nach Geschlecht
und Herkunftsregion
22
Gesamt
%
Infektionserkrankung % 1 Infektion
% > 1
Infektion p-Wert
Männlich 78 56.4 38.5 17.9 p= 0.199
Weiblich 24 66.6 58.3 8.3
Nordafrika 13 53.8 53.8 0.0 p<0.001
Sub-Sahara Afrika 30 86.7 46.7 40.0
Westasien 15 33.3 33.3 0.0
Südasien 38 50.0 39.5 10.5
Sonstige 6 50.0 50.0 0.0
Geschlecht
Herkunfts-
region
23
Gesamt % parasitäre Infektion
% 1
parasitäre
Infektion
% > 1
parasitäre
Infektion p-Wert
Männlich 78 17.9 11.5 6.5 p=0.49
Weiblich 24 25.0 20.8 4.2
Nordafrika 13 0.0 0.0 0.0 p=0.001
Sub-Sahara Afrika 30 46.7 36.7 10.0
Westasien 15 6.7 6.7 0.0
Südasien 38 13.2 5.3 7.9
Sonstige 6 0.0 0.0 0.0
Herkunfts-
region
Geschlecht
Parasitäre Infektionen nach Geschlecht
und Herkunftsregion
24
HBV-infiziert?
(von n= 101)
HBV + (n=8)
Chronische HBV-
Hepatitis (n=2)
HBsAG Träger
(n=6)
HBV - (n=93)
Immun
(n=29)
Geimpft
(n=15)
Nicht immun
(n=64)
Natürlich erworben
(n=14)
HBV-Serologie-Befunde
Prävalenz nicht übertragbarer
Erkrankungen
25
Sonstige Erkrankungen Gesamt n (%)
Gastritis 102 37 (36.3%)
Eisenmangelanämie 102 18 (17.6%)
Depressive Erkrankungen 102 9 (8.8%)
Posttraumatische Belastungsstörung 102 8 (7.8%)
Fettstoffwechselstörung 102 2 (2.0%)
Hypertension 102 0 (0.0%)
Prävalenz psychischer Erkrankungen
(Depression +PTBS)
26
Gesamt
% Psychische
Erkrankungen p-Wert
Männlich 78 10.3 p= 0.066
Weiblich 24 25.0
Nordafrika 13 7.7 p= 0.833
Sub-Sahara Afrika 30 10.0
Westasien 15 20.0
Südasien 38 15.8
Sonstige 6 16.7
Herkunfts-
region
Geschlecht
• Beobachtungszeitraum variiert zwischen einmaliger Untersuchung und einer
Beobachtungsdauer von bis zu 25 Monaten.
Seltenere Erkrankungen
• Malaria (n=1)
• Chronisches Schmerzsyndrom (n=3)
• Scabies (n=3)
• Asthma (n=4)
• Hypotension (n=5)
• Pterygium Syndrom (n=1)
• Klippel-Tranaunay-Weber-Syndrom (n=1)
• Poliomyelitisfolgen (n=1)
• Hydronephrose bei Schistosomiasis (n=1)
• Tularämie (n=1)
• Chronische Osteomyelitis bei Z.n. Oberarmfraktur (Heimat)
• Femurtrümmerfraktur durch Bombendetonation
• Thalassämie
• Neuronitis vestibularis
27
Poliofolgen: Jugendlicher aus Afghanistan
28
29
Verlaufsbeobachtungen in der
Betreuung von Asylsuchenden
• UMF aus Afrika, Irak, Afghanistan, Bangladesch hatten im
Herkunftsland keine oder nur geringe ärztliche Betreuung.
• Gute Versorgung in Syrien für UMF der Mittelschicht bis vor
wenigen Jahren (häufig gegen Hepatitis B geimpft)
• In Deutschland sehr hohe Patient-Arzt-Kontaktrate:
– Keine verantwortlichen Eltern
– Bisher nicht versorgte Erkrankungen
– Attraktivität des deutschen Gesundheitssystems
– Psychosomatische/ psychische Krankheitsbilder
– Starke Gewichtsschwankungen
– Verletzungen (Sport)
– Viele Infekte
– Aber: wenig Allergien
30
Überweisung zu Fachärzten im Verlauf
31
(6)
(7)
(12)
(28)
(16)
(23)
(5)
(8)
(9)
(7)
(1)
(2)
(3)
(10)
(4)
(9)
(4)
(4)
(3)
0% 5% 10% 15% 20% 25% 30% 35% 40% 45%
Gynäkologe
Chirurg
Gastroenterologe
HNO-Arzt
Augenarzt
Orthopäde
Dermatologe
Neurologe
Psychotherapeut
Psychiater
Anteil der UMF (n)
Facharzt
Weiblich (n=24)
Männlich (n=78)
Zusammenfassung und Herausforderungen
• UMF haben zunächst einen anderen physischen/psychischen
Gesundheitszustand im Vergleich zu in D aufwachsenden Jugendlichen
• Hohe Prävalenz psychischer Krankheitsbilder oft mit verzögertem
Auftreten. Sie behindern Lernerfolge und Integration. Sie sollten
frühzeitig erkannt und behandelt werden.
• Hohe Prävalenzen für
– behandelbare Infektionskrankheiten wie z.B. HBV, Lambliasis, Schistosomiasis
(SSA, Südasien)
– Psychische Erkrankungen – v.a. Mädchen oder Herkunft aus Kriegsgebieten
– Eisenmangelanämie (Frauen)
• Zugangsbarrieren: Sprache, Kultur, Bürokratie
32
Medizinische Betreuung von UMF erfordert:
1. Inter,-multi,- und transkulturelle Sensibilität
2. Verständnis von Lebensbedingungen in den
Heimatländern und auf Fluchtwegen
3. Gewisse Kenntnis der Infektionsepidemiologie,
Epidemiologie genetischer Erkrankungen
(Sichelzellanämie), deren Diagnostik und Therapie
4. Hilfreich: Sprachkenntnisse in Brückensprachen
(englisch, französisch, russisch, arabisch) für einen
direkten Kontakt zum Patienten
33
Auch Ärzte haben Anteil an der Integration:
es macht Freude mit UMFs!
34
Westfalen-Blatt 16.11.2015
Süddeutsche Zeitung 19.03.2015

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Detmold Flüchtlingsymposium 25.11.2015

  • 1. Unbegleitete minderjährige Flüchtlinge (UMF): Wie wichtig ist die Erstuntersuchung? Ergebnisse von 102 medizinischen Erstuntersuchungen bei 12-18 Jährigen UMF zwischen 9-2011 und 7-2014 Luise Prüfer-Krämer**, Luisa Marquardt*, Alexander Krämer* *Fakultät für Gesundheitswissenschaften, Universität Bielefeld **Praxis Dr. med. Prüfer-Krämer, Innere Medizin, Tropenmedizin, Infektiologie, Bielefeld 1
  • 2. UMF Besondere Flüchtlinge Besonders vulnerabel „In Obhut der Kommunen“ Besonders gut versorgt 2 +
  • 3. Health Risk Map – SOS International: Krankheitslast + medizinische Infrastruktur 3
  • 4. Migrationsphasen Zimmerman C, Kiss L, Hossain M (2011) Migration and Health: A Framework for 21st Century Policy-Making. PLoS Med 8(5): e1001034. doi:10.1371/journal.pmed.1001034 http://www.plosmedicine.org/article/info:doi/10.1371/journal.pmed.1001034
  • 5. Anteil von Minderjährigen bei den Asylbewerbern • 31,6% Kinder und Jugendliche bis 18 Jahre (2014) • Anteil der Säuglinge besonders hoch • Anteil der männlichen Asylbewerber steigt mit der Entfernung des Herkunftslandes Quelle: Sachverständigenrat deutscher Stiftungen für Integration und Migration (2015) 5
  • 6. Aufnahme von UMF in Bielefeld • Clearinghäuser der AWO und anderen Sozialträgern nehmen seit 2011 in Bielefeld unbegleitete minderjährige Flüchtlinge (UMF) auf • Ziel ist, sie nach 3-12 Monaten in andere Unterkünfte zu verlegen bzw. sie in eigenen Wohnungen oder Gemeinschaftsunterkünften unterzubringen • Seit 11-2015 Aufnahme von UMFs, die nach ca 2 Wochen in andere Kommunen verteilt werden 6
  • 7. Betreuung von UMF durch Sozialarbeiter in den Clearinghäusern - bürokratische Prozesse begleiten (Asylanträge, Vormund bestellen etc.) - Schulunterricht/ Ausbildung ermöglichen - Medizinische Versorgung gewährleisten - 2011 gemeinsames Konzept einer Erstuntersuchung entwickelt 7
  • 8. Ziel der Erstuntersuchung 1. Ausschluß oder Diagnose/Therapie von ansteckenden Krankheiten zum Schutz der – Asylsuchenden selbst – der übrigen Bewohner der Gemeinschaftseinrichtung – und der BetreuerInnen 2. Gesundheitszustand beurteilen mit besonderem Augenmerk auf – Ernährungs- Entwicklungsdefizite – Krankheiten, Zahngesundheit – Psyche: Traumatisierungen, Depressionen – Hinweise auf Verletzungen, Behinderungen – Drogenkonsum – Befähigung zum Sport – Hören/ Sehen (Schule) 3. Prävention: altersentsprechende Impfungen nach STIKO 8
  • 9. Medizinische Versorgung von UMF Erstuntersuchung • Kurz nach Ankunft in D bzw. Bielefeld • Kostenträger Jugendamt • Jugenduntersuchung I wird >16J inzwischen finanziert Hausärztliche Versorgung bei akuten/chronischen Erkrankungen • Während des Gesamtaufenthaltes in D • Kostenträger: Jugendamt auf „Sozialschein“ solange keine AOK-Karte vorliegt • Laut Gesetz Gleichstellung mit gesetzlich Versicherten • Keine Budgetierung 9
  • 10. Asylsuchende in der Praxis 10
  • 11. Untersuchungsspektrum 1. Anamnese, Fremdanamnese, Fluchtanamnese 2. Lungen-TBC- Ausschluß mittels Röntgenthorax ggf. Elispot (<16 Jahre) 3. Vollständige körperliche Untersuchung 4. Blut, Urin und Stuhluntersuchung 5. Hörtest (Tonschwellenaudiometrie) 6. Sehtest (ETDRS Tafel) 7. Zahnarztbesuch 8. Mädchen: Schwangerschaftstest, gynäkol. US 11
  • 12. Anamnese + körperliche Untersuchung • Herkunftsland, Fluchtweg, -dauer, Flüchtlingslager? • Akute Beschwerden • Frühere Erkrankungen inkl. Frage nach TBC-Therapie • Psyche: Schlafstörungen, Alpträume, Flash backs, Essverhalten, sozialer Rückzug • Drogen, Alkohol, Nikotin • Sport • Familie Untersuchung: • Haut: Skabies? Verletzungen? Hinweise für i.v. Drogen? • Psyche • Ganzkörperstatus 12
  • 13. Blut-/Stuhluntersuchung 1. Großes Blutbild mit Differentialblutbild: Eosinophilie? 2. Blutchemie: Leberwerte, Ferritin, Kreatinin, Gesamt EW+Elektrophorese + krankheitsbezogenes Labor 3. Stuhl auf Parasiten, H.pylori AG 4. Serologische Untersuchung auf: • Hepatitis A,B,C: Anti-HAV, Anti-HBs, HBsAG, Anti-HBc, Anti-HCV • Schistosomiasis AK (z.B. subsaharisches Afrika) 13
  • 15. Soziodemographie • 102 UMF (78 männlich, 24 weiblich) • Altersverteilung: 15 • Mittelwert männlich= 15,96 Jahre (12-17) • Mittelwert weiblich= 16,29 Jahre (13-18) • Mittelwert insgesamt= 16,04 Jahre • 79,4% zwischen 16-17 Jahren alt 0 5 10 15 20 25 30 35 40 12 13 14 15 16 17 18 Anzahl Alter in Jahren männlich weiblich
  • 16. Herkunftsregionen Subregionen der Vereinten Nationen (United Nations Statistics Division 2013) Legende: Nordafrika (n=13, 13%) Sub-Sahara Afrika (n=30, 29%) Westasien (n=15, 15%) Südasien (n=38, 37%) Sonstige (n=6, 6%) 16
  • 17. Allgemeiner Gesundheitszustand • BMI-Werte im altersabhängigen Normbereich 84%, 10% übergewichtig, 6% untergewichtig • Pathologischer Zahnstatus insbesondere bei Asylsuchenden aus Afrika (>30%, p=0.038) • Pathologischer Hörtest v.a. prävalent bei Südasiaten (23.3%, p=0.046) • Visuseinschränkung häufiger bei weiblichen Asylsuchenden als bei männlichen (40.0% vs. 12.7%, p=0.009) 17
  • 18. Gesundheits(risiko)verhalten • Weibliche UMF zeigen sehr selten gesundheitliches Risikoverhalten (1 Fall) • Männliche UMF: – Nikotingebrauch: 13.7% (Syrer: ca 50%) – Alkoholkonsum: 8.8% – THC Konsum: 10% (Nordafrika) • Männliche UMF meistens sportlich aktiv, weibliche UMF wenig 18
  • 19. Behandlungsbedürftige Infektionen 19 Infektionskrankheiten Gesamt n (%) Lambliasis 83 6 (7.2%) Amöbiasis 96 6 (6.3%) Schistosomiasis 44 8 (18.2%) Andere Helminthen 79 6 (7.6%) Helicobacter pylori 65 44 (69.2%) Tuberkulose 102 1 (1.0%) Chronische HBV-Infektion 101 8 (7.9%)
  • 20. Dr. L. Prüfer-Krämer Innere-Tropenmedizin, Bielefeld Bilharziose
  • 22. Infektionskrankheiten nach Geschlecht und Herkunftsregion 22 Gesamt % Infektionserkrankung % 1 Infektion % > 1 Infektion p-Wert Männlich 78 56.4 38.5 17.9 p= 0.199 Weiblich 24 66.6 58.3 8.3 Nordafrika 13 53.8 53.8 0.0 p<0.001 Sub-Sahara Afrika 30 86.7 46.7 40.0 Westasien 15 33.3 33.3 0.0 Südasien 38 50.0 39.5 10.5 Sonstige 6 50.0 50.0 0.0 Geschlecht Herkunfts- region
  • 23. 23 Gesamt % parasitäre Infektion % 1 parasitäre Infektion % > 1 parasitäre Infektion p-Wert Männlich 78 17.9 11.5 6.5 p=0.49 Weiblich 24 25.0 20.8 4.2 Nordafrika 13 0.0 0.0 0.0 p=0.001 Sub-Sahara Afrika 30 46.7 36.7 10.0 Westasien 15 6.7 6.7 0.0 Südasien 38 13.2 5.3 7.9 Sonstige 6 0.0 0.0 0.0 Herkunfts- region Geschlecht Parasitäre Infektionen nach Geschlecht und Herkunftsregion
  • 24. 24 HBV-infiziert? (von n= 101) HBV + (n=8) Chronische HBV- Hepatitis (n=2) HBsAG Träger (n=6) HBV - (n=93) Immun (n=29) Geimpft (n=15) Nicht immun (n=64) Natürlich erworben (n=14) HBV-Serologie-Befunde
  • 25. Prävalenz nicht übertragbarer Erkrankungen 25 Sonstige Erkrankungen Gesamt n (%) Gastritis 102 37 (36.3%) Eisenmangelanämie 102 18 (17.6%) Depressive Erkrankungen 102 9 (8.8%) Posttraumatische Belastungsstörung 102 8 (7.8%) Fettstoffwechselstörung 102 2 (2.0%) Hypertension 102 0 (0.0%)
  • 26. Prävalenz psychischer Erkrankungen (Depression +PTBS) 26 Gesamt % Psychische Erkrankungen p-Wert Männlich 78 10.3 p= 0.066 Weiblich 24 25.0 Nordafrika 13 7.7 p= 0.833 Sub-Sahara Afrika 30 10.0 Westasien 15 20.0 Südasien 38 15.8 Sonstige 6 16.7 Herkunfts- region Geschlecht • Beobachtungszeitraum variiert zwischen einmaliger Untersuchung und einer Beobachtungsdauer von bis zu 25 Monaten.
  • 27. Seltenere Erkrankungen • Malaria (n=1) • Chronisches Schmerzsyndrom (n=3) • Scabies (n=3) • Asthma (n=4) • Hypotension (n=5) • Pterygium Syndrom (n=1) • Klippel-Tranaunay-Weber-Syndrom (n=1) • Poliomyelitisfolgen (n=1) • Hydronephrose bei Schistosomiasis (n=1) • Tularämie (n=1) • Chronische Osteomyelitis bei Z.n. Oberarmfraktur (Heimat) • Femurtrümmerfraktur durch Bombendetonation • Thalassämie • Neuronitis vestibularis 27
  • 29. 29
  • 30. Verlaufsbeobachtungen in der Betreuung von Asylsuchenden • UMF aus Afrika, Irak, Afghanistan, Bangladesch hatten im Herkunftsland keine oder nur geringe ärztliche Betreuung. • Gute Versorgung in Syrien für UMF der Mittelschicht bis vor wenigen Jahren (häufig gegen Hepatitis B geimpft) • In Deutschland sehr hohe Patient-Arzt-Kontaktrate: – Keine verantwortlichen Eltern – Bisher nicht versorgte Erkrankungen – Attraktivität des deutschen Gesundheitssystems – Psychosomatische/ psychische Krankheitsbilder – Starke Gewichtsschwankungen – Verletzungen (Sport) – Viele Infekte – Aber: wenig Allergien 30
  • 31. Überweisung zu Fachärzten im Verlauf 31 (6) (7) (12) (28) (16) (23) (5) (8) (9) (7) (1) (2) (3) (10) (4) (9) (4) (4) (3) 0% 5% 10% 15% 20% 25% 30% 35% 40% 45% Gynäkologe Chirurg Gastroenterologe HNO-Arzt Augenarzt Orthopäde Dermatologe Neurologe Psychotherapeut Psychiater Anteil der UMF (n) Facharzt Weiblich (n=24) Männlich (n=78)
  • 32. Zusammenfassung und Herausforderungen • UMF haben zunächst einen anderen physischen/psychischen Gesundheitszustand im Vergleich zu in D aufwachsenden Jugendlichen • Hohe Prävalenz psychischer Krankheitsbilder oft mit verzögertem Auftreten. Sie behindern Lernerfolge und Integration. Sie sollten frühzeitig erkannt und behandelt werden. • Hohe Prävalenzen für – behandelbare Infektionskrankheiten wie z.B. HBV, Lambliasis, Schistosomiasis (SSA, Südasien) – Psychische Erkrankungen – v.a. Mädchen oder Herkunft aus Kriegsgebieten – Eisenmangelanämie (Frauen) • Zugangsbarrieren: Sprache, Kultur, Bürokratie 32
  • 33. Medizinische Betreuung von UMF erfordert: 1. Inter,-multi,- und transkulturelle Sensibilität 2. Verständnis von Lebensbedingungen in den Heimatländern und auf Fluchtwegen 3. Gewisse Kenntnis der Infektionsepidemiologie, Epidemiologie genetischer Erkrankungen (Sichelzellanämie), deren Diagnostik und Therapie 4. Hilfreich: Sprachkenntnisse in Brückensprachen (englisch, französisch, russisch, arabisch) für einen direkten Kontakt zum Patienten 33
  • 34. Auch Ärzte haben Anteil an der Integration: es macht Freude mit UMFs! 34 Westfalen-Blatt 16.11.2015 Süddeutsche Zeitung 19.03.2015