1. 09/2011
BKK Gesundheitsreport 2011
Immer häufiger sind psychische Erkrankungen der Grund für
Arbeitsunfähigkeit. Frauen sind davon häufiger betroffen als
Männer. Ein ähnliches Bild zeigte sich 2010 bei der Verord-
nung von Antidepressiva.
Krankenstände 2011 auf höherem Niveau Krankenstände
Die monatsdurchschnittlichen Krankenstandswerte der Monatsdurchschnittliche Krankenstände der beschäftigten
beschäftigten BKK Pflichtmitglieder waren 2011 im ersten BKK Pflichtmitglieder in Prozent
Quartal um 10% höher als im Vorjahr. Von Januar bis Sep-
tember 2011 lagen die monatsdurchschnittlichen Kranken- 6
standwerte bei 4,2%. Im Vergleich zu 2010 zeigte sich er-
neut ein Maximum der Ausfallzeiten im Februar. In diesem
Monat verzeichneten die beschäftigten Pflichtmitglieder im
Jahr 2010 einen Krankenstand von durchschnittlich 4,9%. 5
Im Folgejahr kam es im Februar zu einer Steigerung des
durchschnittlichen Krankenstandes auf 5,2%. Insgesamt 2010
setzte sich der langsam ansteigende Trend des Kranken-
standes der letzten Jahre auch 2011 fort. 4
2011 2009
Jan Feb Mär Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez
Quelle & Grafik: BKK Bundesverband
Arbeitsunfähigkeit nach Bundesländern 2010 Beschäftigte in Bayern sind am seltensten
AU-Tage je beschäftigtes BKK Pflichtmitglied arbeitsunfähig
Die Beschäftigten in Bayern und Baden-Württemberg wa-
Berlin 18,3
Brandenburg 17,9 ren im vergangenen Jahr am seltensten krankgeschrieben.
Sachsen-Anhalt 17,5 Mit 12,9 bzw. 13,4 AU-Tagen je beschäftigtes BKK Pflicht-
Mecklenburg-Vorpommern 17,2
mitglied bildeten sie deutschlandweit das Schlusslicht
Saarland 16,7
Thüringen 16,5 mit den wenigsten AU-Tagen. Hessen lag mit 14,9 Tagen
Sachsen 16,4 knapp über dem Bundesdurchschnitt. Spitzenreiter waren
Rheinland-Pfalz 16,3
Bremen 16,0
die Beschäftigten in Berlin mit 18,3 und in Brandenburg mit
Hamburg 15,4 17,9 AU-Tagen je beschäftigtes Pflichtmitglied. Sie waren
Niedersachsen 15,3 damit um etwa fünf Tage länger krank als die Beschäf-
Nordrhein-Westfalen 15,1
Schleswig-Holstein 15,0
tigten in Baden-Württemberg und Bayern. Der Kranken-
Hessen 14,9 stand stieg in allen Bundesländern im Vergleich zu 2009.
Baden-Württemberg 13,4 Besonders deutlich in Bremen. Im Jahr 2010 verzeichnete
Bayern 12,9
der Stadtstaat gut zwei AU-Tage mehr als im Jahr zuvor.
Bundesdurchschnitt: 14,8 Der Anstieg im Bundesdurchschnitt betrug 0,4 Tage.
5 10 15 20
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2. Über ein Drittel der AU-Fälle dauerte
Arbeitsunfähigkeit nach Dauer 2010 höchstens drei Tage
Anteile der beschäftigten BKK Pflichtmitglieder Mehr als jeder dritte AU-Fall der beschäftigten BKK Pflicht-
Fälle in Prozent Ausfalldauer Tage in Prozent mitglieder war 2010 bereits nach maximal drei Tagen been-
35,8 5,7
det. Weitere 30% der Fälle dauerten höchstens eine Wo-
1-3 Tage
che. Die Fälle bis zu einer Woche machten damit zwar zwei
30,3 4-7 Tage 11,8 Drittel der Fälle, jedoch weniger als 18% aller Arbeitsun-
fähigkeitstage aus. Langzeitfälle mit über sechswöchiger
17,3 14,0
1-2 Wochen
Krankheitsdauer hatten einen weit größeren Einfluss auf
9,2 2-4 Wochen 14,3
die Höhe des Krankenstandes. Obwohl sie nur gut 4% der
Fälle ausmachten, verursachten sie fast 46% der Kranken-
3,2 4-6 Wochen 8,7 tage.
4,2 über 6 Wochen 45,5
50 40 30 20 10 10 20 30 40 50
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Frauen leiden häufiger unter psychischen
Arbeitsunfähigkeit nach Geschlecht Störungen
und Krankheitsarten 2010 Mit durchschnittlich 463 Tagen je 100 männliche BKK
AU-Tage je 100 BKK Pflichtmitglieder Pflichtmitglieder waren Männer 2010 mehr als ein Drittel
häufiger wegen Muskel- und Skeletterkrankungen krank-
350
Muskeln / Skelett
463
geschrieben als Frauen (350 Tage). Der Grund dafür liegt
häufig an körperlichen Fehlbeanspruchungen im gewerb-
222
Atmungssystem
204
lichen Bereich. Bei Verletzungen ist die Zahl der AU-Tage
bei Männern sogar um knapp 80% höher als bei Frauen.
144
Verletzungen
255
Dagegen leiden Frauen häufiger unter psychischen Stö-
rungen. Diese sind oft auf Fehlbelastungen, die an vielen
245
Psychische Störungen
153 typischen Frauenarbeitsplätzen eine Rolle spielen, begrün-
det. Verbreitete ärztliche Diagnosegewohnheiten spielen
49
Herz / Kreislauf
87 außerdem eine Rolle. Demnach werden Männern eher or-
60
ganbezogene, Frauen stärker auch psychische Krankheits-
Infektionen
62 gründe attestiert.
100 200 300 400 500
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Arbeitsunfähigkeit nimmt mit dem Alter zu
Arbeitsunfähigkeit nach Alter in ausgewählten Im Jahr 2010 waren Maurer und Betonbauer über 55 Jah-
Berufsgruppen 2010 re mit 34,7 AU-Tagen je beschäftigtes BKK Mitglied am
AU-Tage je beschäftigtes BKK Mitglied häufigsten krank. Besonders deutlich ist in dieser Berufs-
35 Maurer; Betonbauer gruppe der Anstieg der AU-Tage ab Mitte vierzig. Doch
Berufe des Landverkehrs
Reinigungsberufe auch bei Berufen des Landverkehrs (32,2 AU-Tage), Reini-
Schlosser
30
Sozialpflegerische Berufe
gungsberufen (30,7 AU-Tage), Schlossern (30,3 AU-Tage)
und sozialpflegerischen Berufen (26,9 AU-Tage) nahm die
25 alle Berufe
Häufigkeit der Krankheiten über 55 Jahre besonders stark
20
Bank-,Versicherungskaufleute
Bürofach-,Bürohilfskräfte zu. Bank- und Versicherungskaufleute (19,5 AU-Tage), Bü-
Rechnungskaufleute/DV-Fachleute
rokräfte (18,6 AU-Tage), Rechnungskaufleute (18,0 AU-Ta-
Ingenieure
15 ge) und Ingenieure (15,0 AU-Tage) waren ebenso betrof-
fen. Auch sie verzeichneten im Vergleich zu den Vorjahren
10
höhere Krankheitsausfälle und waren im Alter über 55 Jah-
5
ren am häufigsten arbeitsunfähig.
<25 25–34 35–44 45–54 55–64
Jahre Jahre Jahre Jahre Jahre
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3. Vervierfachung der Krankheitstage durch
Arbeitsunfähigkeit und Krankheitsarten psychische Erkrankungen
AU-Tage je BKK Pflichtmitglied Muskel- und Skeletterkrankungen bilden mit über einem
30 AU-Tage je Mitglied 12
Viertel der Krankheitstage die gewichtigste Krankheitsgrup-
Muskel-/Skelettsystem
Atmungssystem pe bei Arbeitsunfähigkeit. Die verursachten Fehlzeiten durch
25 10
Verletzungen/Vergiftungen diese Leiden haben sich in den letzten zehn Jahren bei etwa
Psych. Störungen
vier AU-Tagen je BKK Pflichtmitglied eingependelt. Die
20 Verdauungssystem 8
Herz-/Kreislaufsystem zweitwichtigste Ursache für Arbeitsunfähigkeit bilden die
15 6
Atemwegserkrankungen, wobei ihre jeweiligen Anteile von
Jahr zu Jahr schwanken und durch die jahresspezifischen
10 4
Ausprägungen bestimmt werden können. Gleichbleibend ist
die Bedeutung der Verdauungserkrankungen und des Kreis-
5 2 laufsystems. Die Bedeutung der psychischen Erkrankungen
ist hingegen gewachsen. Die hierdurch ausgelösten Krank-
heitstage haben sich insgesamt von 0,46 Tage im Jahr 1976
1976 80 84 88 91 94 97 00 02 04 06 08 09 10
auf 1,96 Tage im Jahr 2010 je Mitglied mehr als vervierfacht.
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Psychisch bedingte Fehlzeiten steigen
Arbeitsunfähigkeit durch psychische Störungen kontinuierlich an
AU-Tage je 100 BKK Pflichtmitglieder Psychische Störungen haben in den letzten Jahren im Ar-
beitsunfähigkeitsgeschehen kontinuierlich an Bedeutung
gewonnen. Der Anteil der psychisch bedingten Fehlzeiten
250
an der gesamten Arbeitsunfähigkeit hat sich bis auf weni-
ge Ausnahmen von Jahr zu Jahr erhöht. Bei den Frauen
200 lagen die durch psychische Diagnosen begründeten Krank-
heitszeiten 2010 um 70,6 % höher als bei den Männern
bei 245 AU-Tagen je 100 BKK Pflichtmitglieder. Männer
150 hatten aufgrund von psychischen Störungen 153 Arbeits-
unfähigkeitstage zu verzeichnen. Seit 1990 ist der Ge-
100
samtwert der AU-Tage bei Männern und Frauen um über
60 Tage angestiegen. Er lag 2010 bei 196 AU-Tagen je 100
BKK Pflichtmitglieder.
50
90 92 94 96 98 00 02 04 06 08 10
Quelle & Grafik: BKK Bundesverband
Arbeitslose haben die meisten psychisch
Berufe mit den meisten psychisch verursachten verursachten Krankheitstage
AU-Tagen 2010 Die meisten AU-Tage aufgrund psychischer Erkrankungen
AU-Tage je 100 beschäftigte/arbeitslose BKK Mitglieder
tauchten im Jahr 2010 bei den Arbeitslosen auf. Männer
Männer
kamen auf 588, Frauen auf 832 Tage je 100 arbeitslose
Arbeitslose 588 BKK Mitglieder. Arbeitslose Männer waren damit rund vier
Telefonisten 375 mal so häufig wegen dieser Diagnose arbeitsunfähig wie
Sozialarbeiter 278 der Durchschnitt aller beschäftigten Männer. Bei diesen
Krankenpfleger 276 lagen Telefonisten mit 375 und Sozialarbeiter mit 278 AU-
alle Beschäftigte 125 Tagen je 100 beschäftigte BKK Mitglieder an der Spitze.
Erwerbstätige Frauen sind mit durchschnittlich 218 Tagen
Frauen je 100 beschäftigte BKK Mitglieder deutlich häufiger we-
Arbeitslose 832 gen psychischen Erkrankungen arbeitsunfähig als Männer.
Telefonistinnen 419 Telefonistinnen bzw. Kraftfahrzeugführerinnen sind mit
Kraftfahrzeugführerinnen 397 419 bzw. 397 Tagen je 100 beschäftigte BKK Mitglieder
Helferinnen in der Krankenpflege 374 besonders betroffen.
alle Beschäftigte 218
200 400 600 800 1000
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4. Anstieg der Krankheitstage durch das
Krankheitstage durch das Burnout-Syndrom Burnout-Syndrom
Tage je 1.000 BKK Mitglieder ohne Rentner Seit 2004 steigen die Krankheitstage durch das Burnout-
82,1
80 Gesamt Frauen Männer
Syndrom kontinuierlich. Von 2004 bis 2010 stieg die Zahl
der daraus resultierenden AU-Tage von durchschnittlich 4,6
62,7 Tagen je 1.000 BKK Mitglieder auf 63,2 Tage pro 1.000 BKK
60 Mitglieder um mehr als das Dreizehnfache an. Seit 2004
49,0 48,4 wird bei Frauen wesentlich häufiger ein Burnout-Syndrom
ärztlich bescheinigt als bei Männern. Aufgrund dieser Krank-
40
33,6 35,0 heitsursache waren Frauen von 2004 bis 2010 durchschnitt-
24,0
lich 1,7 bis doppelt so viele Tage arbeitsunfähig wie Män-
21,8
17,0 ner. Durchschnittlich ist ein Patient mit Burnout-Syndrom 31
20 13,9
11,6 Tage krankgeschrieben. Das Burnout-Syndrom ist nicht als
6,0 3,5
7,2 eigene Krankheit im Diagnoseschlüsselsystem erfasst und
2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010
wird hier unter der Diagnose Z73 „Probleme mit Bezug auf
Schwierigkeiten bei der Lebensbewältigung“ eingruppiert.
Quelle & Grafik: BKK Bundesverband
Arbeitslose Frauen erhielten die meisten
Antidepressiva-Verordnungen 2010 Verordnungen
Anteil beschäftigte/arbeitslose BKK Mitglieder Die mit Abstand am häufigsten verordneten Psychophar-
Frauen
maka gehören der Gruppe der Antidepressiva an. Bei der
Arbeitslose 18,8 Anzahl der Einzelverordnungen, die die BKK Versicherten
Helferinnen in der Krankenpflege 11,3 im Jahr 2010 erhielten, machten Antidepressiva gut zwei
Telefonistinnen 10,6
Drittel (67,8 %) aller verordneten Psychopharmaka aus. Die
Sozialarbeiterinnen,
Verordnungshäufigkeit steigt mit zunehmendem Alter an,
10,0
Sozialpflegerinnen wobei auch in den höheren Altersgruppen deutlich mehr
alle Beschäftigte 7,9 Frauen als Männer mit Antidepressiva behandelt wurden.
Männer Die meisten Verordnungen erhielten arbeitslose Frauen
Arbeitslose 11,7
und Männer. Frauen im Beschäftigtenverhältnis waren
deutlich seltener auf Antidepressiva angewiesen (7,9%).
Sozialarbeiter, -pfleger 7,0
Auch bei den Männern ist der Unterschied zwischen ar-
Sonstige Montierer 5,7 beitslosen und beschäftigten BKK Mitgliedern deutlich.
Helfer in der Krankenpflege 5,4 Während 11,7% der arbeitslosen Männer Antidepressiva
alle Beschäftigte 4,3
verordnet wurden, benötigten nur 4,3% der Beschäftigten
5 10 15 20 diese Psychopharmaka.
Quelle & Grafik: BKK Bundesverband
Datencheck:
Weibliche BKK Pflichtversicherte wiesen
im Jahr 2010 weniger Fehlzeiten auf als
Männer (14,5 AU-Tage gegenüber 15,2
AU-Tagen je BKK Pflichtmitglied).
Quelle: BKK Bundesverband
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