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Helaba Volkswirtschaft/Research



                                                   Länderfokus                                                              26. September 2012




                                                   Portugal: Trotz Fleiß kein Preis?
                                  Autoren:

                      Carolin Kassella
                                                      Portugal befindet sich inmitten einer tiefen Rezession. Die Arbeitslosigkeit hat mittlerweile
                     Ulrich Rathfelder
                                                      die historische Rekordmarke von rund 13 % aus Zeiten der Nelkenrevolution 1974 überschrit-
       Telefon: 0 69/91 32-20 32
                                                      ten. Trotz der umfassenden Reformen und Sparmaßnahmen im Rahmen des europäischen
              research@helaba.de
                                                      Stabilitätsprogrammes ist der portugiesischen Wirtschaft der Sprung aus der Krise noch nicht
                                                      gelungen. Weitere internationale Finanzhilfen sind absehbar.

                              Redaktion:
                                                   Das Land wird derzeit als eines der Sorgenkinder im Euroraum angesehen, das sich unmittelbar
            Dr. Stefan Mitropoulos
                                                   hinter der großen „Schuldenschwester“ Griechenland und noch vor Spanien und Italien in die
                                                   Riege der Länder mit immenser Staatsverschuldung einreiht. Die europäische Staatsschuldenkrise,
                                                   ausgehend von der drohenden Zahlungsunfähigkeit Griechenlands in 2010, beeinflusste das ohne-
                          Herausgeber:
                                                   hin geringe Wirtschaftswachstum Portugals in den Jahren zuvor stark. Die portugiesische Volks-
               Dr. Gertrud R. Traud                wirtschaft verzeichnete bis auf das Jahr 2010 negative Wachstumsraten, die allesamt deutlich
Chefvolkswirt/Leitung Research                     hinter denen der Eurozone liegen. Die Stagnation des Bruttoinlandsproduktes (BIP) bereits in den
Landesbank Hessen-Thüringen                        Jahren vor dem Rutsch des Euroraums in die tiefe Rezession wurzelt in den wirtschaftlichen Struk-
                        MAIN TOWER                 turschwächen des Landes. Die traditionell geringe Wettbewerbsfähigkeit ist einer der Hauptgründe
         Neue Mainzer Str. 52-58                   für die schwache Industrieproduktion. Weitere Ursachen der rückläufigen Entwicklung sind ein
        60311 Frankfurt am Main                    überholtes Bildungssystem sowie Ineffizienzen im Bereich der öffentlichen Verwaltung und des
       Telefon: 0 69/91 32-20 24                   Rechtssystems.
       Telefax: 0 69/91 32-22 44
                                                   Die Problemkinder des Euro-Raums
                                                   Wachstum des BIP in %, real, saisonbereinigt

                                                     4                                                                                             4
                                                                     Spanien
                                                     2                                                                                             2

                                                     0                                                                                             0

                                                    -2                                                         Portugal                            -2
                                                                           Italien
                                                    -4                                                                                             -4

                                                    -6                                                                                             -6
                                                                                                                            Griechenland
                                                    -8                                                                                             -8
                                                              2007             2008           2009      2010         2011    2012p         2013p

                                                   Quellen: Eurostat, Helaba Volkswirtschaft/Research                           p = Prognose
        Die Publikation ist mit größter Sorgfalt
bearbeitet worden. Sie enthält jedoch lediglich
  unverbindliche Analysen und Prognosen zu
                                                   Schließlich sah sich die Regierung Portugals gezwungen, finanzielle Hilfen im Rahmen des euro-
   den gegenwärtigen und zukünftigen Markt-        päischen Rettungsprogramms in Anspruch zu nehmen. Seit Mai 2011 gewährt die internationale
     verhältnissen. Die Angaben beruhen auf        Gläubigergemeinschaft dem Land Kredite in Höhe von insgesamt 78 Mrd. Euro. Die bereitgestell-
    Quellen, die wir für zuverlässig halten, für
                                                   ten Finanzmittel sind mit umfassenden Auflagen verbunden, die eine Haushaltskonsolidierung,
 deren Richtigkeit, Vollständigkeit oder Aktua-
 lität wir aber keine Gewähr übernehmen kön-
                                                   Stabilisierung des Finanzsystems und langfristige Wachstumsankurbelung vorsehen. Innerhalb der
 nen. Sämtliche in dieser Publikation getroffe-    nächsten zwei Jahre sollte Portugal wieder mit Anleihen an die Finanzmärkte zurückkehren. Die
     nen Angaben dienen der Information. Sie       „Troika“, die sich aus EU-Kommission, Europäischer Zentralbank und Internationalem Währungs-
 dürfen nicht als Angebot oder Empfehlung für
  Anlageentscheidungen verstanden werden.
                                                   fonds zusammensetzt, überprüft die vorzunehmenden Reformbemühungen und erteilt in sogenann-
Länderfokus: Portugal




                                 ten Troika-Berichten quartalsweise darüber Auskunft. Die Zwischenbilanz des im März dieses
                                 Jahres veröffentlichten Reports war zufriedenstellend. Kürzungen der öffentlichen Gehälter und
                                 Renten, Stellenreduzierungen und Umstrukturierungen des öffentlichen Sektors, die Erhöhung der
                                 Einkommen- und Körperschaftsteuer sowie die Ausweitung der Mehrwertsteuer auf ein breiteres
                                 Güter- und Dienstleistungsspektrum wurden im Rahmen der Konsolidierungsanstrengungen in die
                                 Wege geleitet. Zudem wurden Privatisierungen vorangetrieben, durch die bisher rund drei Mrd.
                                 Euro zusätzliche Einnahmen erzielt wurden. Die Verkäufe von Beteiligungen im Energiesektor
                                 und der Luftfahrtbranche sollen weitere acht Mrd. Euro einbringen. Außerdem erhielten die drei
                                 portugiesischen Großbanken zur Verbesserung der Eigenkapitalausstattung vom Staat Unterstüt-
                                 zung in Milliardenhöhe.

                                 Die neueste Maßnahme sieht zudem eine drastische Erhöhung der Sozialversicherungsbeiträge und
                                 gleichzeitige Kürzung der Sozialabgaben für Unternehmen vor. Hier sind jedoch erhebliche innen-
Sparkurs weckt Unmut
                                 politische Widerstände absehbar; wenige Tage nach Verkündung der Pläne zur Abgabenerhöhung
   in der Bevölkerung
                                 für den Privatsektor protestierten Hundertausende auf den Straßen. Die Regierung hat auf die Pro-
                                 teste bereits reagiert und angekündigt, das Konzept der Abgabenerhöhung für den Privatsektor zu
                                 überarbeiten. Zur Kompensation der dadurch fehlenden Einnahmen sollen im Gegenzug weitere
                                 Steuererhöhungen erfolgen.

                                 Mitte August überschattete die Nachricht, die bisherige Defizitgrenze von 4,5 % werde trotz der
                                 bisherigen Reformen aufgrund der konjunkturell ungünstigen Lage überschritten, die bis dahin
                                 vielversprechenden Aussichten. Daher beschloss die Troika Anfang September, die Defizitgrenzen
                                 für die nächsten drei Jahre um jeweils ½ bis 1 ½ Prozentpunkte anzuheben. Anlässlich der jüngs-
                                 ten Meldungen drängen sich Fragen auf: Wird die portugiesische Wirtschaft tatsächlich durch das
                                 nationale Sparprogramm gestärkt? Wann setzt der erhoffte langfristige Aufwärtstrend ein?

Export: Positiver Wachstumsbeitrag                                              Noch keine Trendwende bei den Investitionen
Veränderung der Im- und Exporte in % gg. Vorjahr                                Index: Q1 2005 = 100, real, saisonbereinigt

  10                                                                10
   8           Exporte                                              8
   6                                                                6
   4                                                                4
   2                                                                2
   0                                                                0
  -2                                                                -2
  -4                                                                -4
  -6                Importe                                         -6
  -8                                                                -8
 -10                                                                -10
 -12                                                                -12
           2010           2011            2012            2013

Quellen: EU-Kommission, Helaba Volkswirtschaft/Research                         Quellen: Macrobond, Helaba Volkswirtschaft/Research



                                 Für das Jahr 2012 erwarten wir einen Rückgang des BIP um etwa 3 ½ % im Vergleich zum Vor-
                                 jahr; für 2013 sollte dieser bei 1 % liegen. Der erwarteten Stabilisierung im Laufe des kommenden
                                 Jahres liegt unter anderem ein positiver Trend bezüglich des Außenbeitrags zugrunde. Ein
                                 7,4-prozentiger Anstieg der Exporte gegenüber Vorjahr aufgrund der verbesserten Wettbewerbsfä-
                                 higkeit, dank gesunkener Lohnstückkosten, trägt in Verbindung mit verminderten Importen zur
                                 sukzessiven Wiederherstellung des Außenhandelsgleichgewichts bei. Rund drei Viertel der gesam-
                                 ten Exporte Portugals gehen nach Europa; lediglich 3,5 % der Güter in die USA, weitere rund 5 %
                                 in die frühere portugiesische Kolonie Angola und etwa 2 % nach Südamerika. Das Land ist jedoch
                                 aufgrund der Dominanz kleiner Industriebetriebe keine Exportnation im klassischen Sinne und
                                 erzielt Überschüsse unter anderem auch mithilfe des Dienstleistungssektors, v.a. des Tourismus.
                                 Dieser macht derzeit rund 8 % des BIP aus und soll durch Programme zur Verbesserung der Ein-
                                 richtungen und des Services gestärkt werden.




                                 Helaba Volkswirtschaft/Research · 26. September 2012· © Helaba                                       2
Länderfokus: Portugal




                                  Einen gewichtigen Anteil an Portugals Wirtschaftsleistung haben der inländische Konsum sowie
                                  die Investitionstätigkeit. Der Binnenkonsum war im vergangenen Jahr um 5,7 % im Vergleich
Starker Rückgang des
                                  zum Vorjahr gesunken, 2012 wird diese Talfahrt mit weiteren 6,6 % fortgesetzt. Der Rückgang des
      Binnenkonsums
                                  privaten Konsums gilt als Hauptgrund dessen und resultiert aus der steigenden Arbeitslosigkeit,
                                  umfassenden Gehaltskürzungen und niedrigem Verbrauchervertrauen. Für 2013 fällt unsere Prog-
                                  nose der inländischen Nachfrage insgesamt jedoch etwas besser aus; der Rückgang liegt dann
                                  voraussichtlich bei rund 2 %, sodass der Abwärtstrend im Jahresverlauf überwunden werden dürf-
                                  te. Die Bruttoanlageinvestitionen sanken in den letzten Jahren dramatisch (vgl. Grafik S. 2) . Diese
                                  setzen sich aus Ausrüstungs-, Bau- und sonstigen Investitionen zusammen. Sowohl die Ausrüs-
                                  tungs- als auch die Bauinvestitionen gingen 2011 im Vergleich zum Vorjahr um rund 10 % zu-
                                  rück. 2013 sollten die Bruttoanlageinvestitionen insgesamt jedoch im Jahresverlauf ein positives
                                  Wachstum von knapp 1 % verzeichnen, nachdem sie 2011 und 2012 um mehr als 11 % im Vorjah-
                                  resvergleich gesunken waren.

                                  Beunruhigend ist auch die Lage am portugiesischen Arbeitsmarkt. Die Entwicklung der Arbeitslo-
                                  senquote erreichte im 2. Quartal mit 15,5 % einen historischen Rekord, nachdem in den Jahren
                                  zuvor bereits ein kritischer Anstieg zu verzeichnen war – ein Ende dessen ist nicht in Sicht. Be-
                                  trachtet man die Jugendarbeitslosigkeit in Höhe von etwa 37 %, so kann man durchaus von einer
                                  „verlorenen Generation“ ausgehen. Einzig Spanien mit einer Quote von rund 50 %, Griechenland
                                  und Irland liegen noch darüber. Viele der jungen Akademiker, die in den Krisenländern aufge-
                                  wachsen und ausgebildet worden sind, wandern aufgrund vielversprechender Berufsaussichten in
                                  andere europäische Länder aus oder suchen sogar auf anderen Kontinenten ihr Glück.

Arbeitslosigkeit auf Rekordniveau                                                Portugals Schuldenquote wächst
Arbeitslosenquote in %, saisonbereinigt                                          % am BIP

 40                                                                   40           140                                                                       12
                                          Jugendarbeitslosigkeit                                                                                             10
 35                                                                   35           100
                                             unter 25 Jahre                                                                                                  8
 30                                                                   30                                                                                     6
                                                                                    60
                                                                                                   Bruttostaatsverschuldung (linke Skala)                    4
 25                                                                   25
                                                                                    20                                                                       2
 20                                                                   20                                                                                     0
                                                      gesamt                       -20                                                                       -2
 15                                                                   15
                                                                                                                                                             -4
 10                                                                   10           -60
                                                                                                                                                             -6
                                                                                  -100                                                                       -8
  5                                                                   5
                                                                                                                                                             -10
  0                                                                   0                                                   Haushaltsdef izit (rechte Skala)
                                                                                  -140                                                                       -12
   2006                2008                 2010               2012                      2006       2007   2008    2009     2010    2011    2012     2013

Quellen: Macrobond, Helaba Volkswirtschaft/Research                              Quellen: Eurostat, Helaba Volkswirtschaft/Research



                                  Portugals Haushaltsdefizit steht seit Beginn des Rettungsprogramms im Fokus der internationalen
                                  Kontrollaufsicht. Die vorgegebene Defizitgrenze liegt für 2012 nun bei 5 %; für das kommende
  Erhoffte Einnahmen
                                  Jahr gilt die 4,5 %-Marke. Erst 2014, ein Jahr später als ursprünglich vorgesehen, muss das Land
des Fiskus bleiben aus
                                  den Maastrichter Referenzwert von 3 % unterbieten; der Zielwert beträgt 2 ½ %.

                                  Unsere Prognose für 2012 liegt bei etwa 5 ½ %, sodass die revidierte Grenze nur leicht überschrit-
                                  ten wird. Das Verfehlen dieser und der vorherigen Vorgabe ist hauptsächlich auf die tiefe Rezessi-
                                  on zurückzuführen, die anstelle des geplanten 2,6-prozentigen Zuwachses der Steuereinnahmen zu
                                  einem Einbruch von 3,5 % geführt hat. Der Marktaustritt vieler kleiner und mittelständischer Un-
                                  ternehmen gilt ebenso wie der kräftige Rückgang des Binnenkonsums als ausschlaggebend für die
                                  Verringerung dieser Haupteinnahmequelle. Die Gesamtverschuldung Portugals ist ähnlich verhee-
                                  rend. 2011 lag diese bei rund 108 % des BIP – mehr als doppelt so hoch als vor zehn Jahren. Por-
                                  tugal führt nach Griechenland, Italien und Irland die Spitzengruppe innerhalb der Eurozone an;
                                  hier liegt der Durchschnitt für den Schuldenstand bei 87,2 % des BIP.




                                  Helaba Volkswirtschaft/Research · 26. September 2012· © Helaba                                                                   3
Länderfokus: Portugal




                        Die Zwischenbilanz zeigt, dass Portugal mit der Umsetzung wichtiger Reformen zügig begonnen
                        hat. Diese dürften allerdings erst langfristig zum Tragen kommen. Die Troika stellte zwar eine
Der Weg aus der Krise   positive Entwicklung der Haushaltskonsolidierung fest, Portugal wird jedoch mehr Zeit benötigen,
gestaltet sich mühsam   um nach der tiefen Rezession die ursprünglich angedachten Erfolgsergebnisse zu liefern. Demnach
                        erscheint es u.E. verfrüht, einen eindeutigen Aufwärtstrend des Landes bereits zu diesem Zeitpunkt
                        zu prognostizieren. Weitere Finanzhilfen in Milliardenhöhe sind – entgegen der derzeitigen Beteu-
                        erungen der portugiesischen Regierung – absehbar.


                        Wirtschaftsdaten Portugal

                                                                                 2010    2011    2012p         2013p


                        Bruttoinlandsprodukt               % gg. Vj., real        1,4    -1,6      -3,5         -1,0
                        Leistungsbilanzsaldo                 % des BIP           -10,0   -6,4      -2,8         -1,8
                        Budgetsaldo                          % des BIP           -9,8    -4,2      -5,5         -4,5
                        Arbeitslosenquote                      %, s.a.           12,0    12,9     15,5          16,5
                        Inflationsrate                        % gg. Vj.           1,4    3,6       2,8           1,8
                        Quellen: Macrobond, Helaba Volkswirtschaft/Research 




                        Helaba Volkswirtschaft/Research · 26. September 2012· © Helaba                                   4

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  • 1. Helaba Volkswirtschaft/Research Länderfokus 26. September 2012 Portugal: Trotz Fleiß kein Preis? Autoren: Carolin Kassella Portugal befindet sich inmitten einer tiefen Rezession. Die Arbeitslosigkeit hat mittlerweile Ulrich Rathfelder die historische Rekordmarke von rund 13 % aus Zeiten der Nelkenrevolution 1974 überschrit- Telefon: 0 69/91 32-20 32 ten. Trotz der umfassenden Reformen und Sparmaßnahmen im Rahmen des europäischen research@helaba.de Stabilitätsprogrammes ist der portugiesischen Wirtschaft der Sprung aus der Krise noch nicht gelungen. Weitere internationale Finanzhilfen sind absehbar. Redaktion: Das Land wird derzeit als eines der Sorgenkinder im Euroraum angesehen, das sich unmittelbar Dr. Stefan Mitropoulos hinter der großen „Schuldenschwester“ Griechenland und noch vor Spanien und Italien in die Riege der Länder mit immenser Staatsverschuldung einreiht. Die europäische Staatsschuldenkrise, ausgehend von der drohenden Zahlungsunfähigkeit Griechenlands in 2010, beeinflusste das ohne- Herausgeber: hin geringe Wirtschaftswachstum Portugals in den Jahren zuvor stark. Die portugiesische Volks- Dr. Gertrud R. Traud wirtschaft verzeichnete bis auf das Jahr 2010 negative Wachstumsraten, die allesamt deutlich Chefvolkswirt/Leitung Research hinter denen der Eurozone liegen. Die Stagnation des Bruttoinlandsproduktes (BIP) bereits in den Landesbank Hessen-Thüringen Jahren vor dem Rutsch des Euroraums in die tiefe Rezession wurzelt in den wirtschaftlichen Struk- MAIN TOWER turschwächen des Landes. Die traditionell geringe Wettbewerbsfähigkeit ist einer der Hauptgründe Neue Mainzer Str. 52-58 für die schwache Industrieproduktion. Weitere Ursachen der rückläufigen Entwicklung sind ein 60311 Frankfurt am Main überholtes Bildungssystem sowie Ineffizienzen im Bereich der öffentlichen Verwaltung und des Telefon: 0 69/91 32-20 24 Rechtssystems. Telefax: 0 69/91 32-22 44 Die Problemkinder des Euro-Raums Wachstum des BIP in %, real, saisonbereinigt 4 4 Spanien 2 2 0 0 -2 Portugal -2 Italien -4 -4 -6 -6 Griechenland -8 -8 2007 2008 2009 2010 2011 2012p 2013p Quellen: Eurostat, Helaba Volkswirtschaft/Research p = Prognose Die Publikation ist mit größter Sorgfalt bearbeitet worden. Sie enthält jedoch lediglich unverbindliche Analysen und Prognosen zu Schließlich sah sich die Regierung Portugals gezwungen, finanzielle Hilfen im Rahmen des euro- den gegenwärtigen und zukünftigen Markt- päischen Rettungsprogramms in Anspruch zu nehmen. Seit Mai 2011 gewährt die internationale verhältnissen. Die Angaben beruhen auf Gläubigergemeinschaft dem Land Kredite in Höhe von insgesamt 78 Mrd. Euro. Die bereitgestell- Quellen, die wir für zuverlässig halten, für ten Finanzmittel sind mit umfassenden Auflagen verbunden, die eine Haushaltskonsolidierung, deren Richtigkeit, Vollständigkeit oder Aktua- lität wir aber keine Gewähr übernehmen kön- Stabilisierung des Finanzsystems und langfristige Wachstumsankurbelung vorsehen. Innerhalb der nen. Sämtliche in dieser Publikation getroffe- nächsten zwei Jahre sollte Portugal wieder mit Anleihen an die Finanzmärkte zurückkehren. Die nen Angaben dienen der Information. Sie „Troika“, die sich aus EU-Kommission, Europäischer Zentralbank und Internationalem Währungs- dürfen nicht als Angebot oder Empfehlung für Anlageentscheidungen verstanden werden. fonds zusammensetzt, überprüft die vorzunehmenden Reformbemühungen und erteilt in sogenann-
  • 2. Länderfokus: Portugal ten Troika-Berichten quartalsweise darüber Auskunft. Die Zwischenbilanz des im März dieses Jahres veröffentlichten Reports war zufriedenstellend. Kürzungen der öffentlichen Gehälter und Renten, Stellenreduzierungen und Umstrukturierungen des öffentlichen Sektors, die Erhöhung der Einkommen- und Körperschaftsteuer sowie die Ausweitung der Mehrwertsteuer auf ein breiteres Güter- und Dienstleistungsspektrum wurden im Rahmen der Konsolidierungsanstrengungen in die Wege geleitet. Zudem wurden Privatisierungen vorangetrieben, durch die bisher rund drei Mrd. Euro zusätzliche Einnahmen erzielt wurden. Die Verkäufe von Beteiligungen im Energiesektor und der Luftfahrtbranche sollen weitere acht Mrd. Euro einbringen. Außerdem erhielten die drei portugiesischen Großbanken zur Verbesserung der Eigenkapitalausstattung vom Staat Unterstüt- zung in Milliardenhöhe. Die neueste Maßnahme sieht zudem eine drastische Erhöhung der Sozialversicherungsbeiträge und gleichzeitige Kürzung der Sozialabgaben für Unternehmen vor. Hier sind jedoch erhebliche innen- Sparkurs weckt Unmut politische Widerstände absehbar; wenige Tage nach Verkündung der Pläne zur Abgabenerhöhung in der Bevölkerung für den Privatsektor protestierten Hundertausende auf den Straßen. Die Regierung hat auf die Pro- teste bereits reagiert und angekündigt, das Konzept der Abgabenerhöhung für den Privatsektor zu überarbeiten. Zur Kompensation der dadurch fehlenden Einnahmen sollen im Gegenzug weitere Steuererhöhungen erfolgen. Mitte August überschattete die Nachricht, die bisherige Defizitgrenze von 4,5 % werde trotz der bisherigen Reformen aufgrund der konjunkturell ungünstigen Lage überschritten, die bis dahin vielversprechenden Aussichten. Daher beschloss die Troika Anfang September, die Defizitgrenzen für die nächsten drei Jahre um jeweils ½ bis 1 ½ Prozentpunkte anzuheben. Anlässlich der jüngs- ten Meldungen drängen sich Fragen auf: Wird die portugiesische Wirtschaft tatsächlich durch das nationale Sparprogramm gestärkt? Wann setzt der erhoffte langfristige Aufwärtstrend ein? Export: Positiver Wachstumsbeitrag Noch keine Trendwende bei den Investitionen Veränderung der Im- und Exporte in % gg. Vorjahr Index: Q1 2005 = 100, real, saisonbereinigt 10 10 8 Exporte 8 6 6 4 4 2 2 0 0 -2 -2 -4 -4 -6 Importe -6 -8 -8 -10 -10 -12 -12 2010 2011 2012 2013 Quellen: EU-Kommission, Helaba Volkswirtschaft/Research Quellen: Macrobond, Helaba Volkswirtschaft/Research Für das Jahr 2012 erwarten wir einen Rückgang des BIP um etwa 3 ½ % im Vergleich zum Vor- jahr; für 2013 sollte dieser bei 1 % liegen. Der erwarteten Stabilisierung im Laufe des kommenden Jahres liegt unter anderem ein positiver Trend bezüglich des Außenbeitrags zugrunde. Ein 7,4-prozentiger Anstieg der Exporte gegenüber Vorjahr aufgrund der verbesserten Wettbewerbsfä- higkeit, dank gesunkener Lohnstückkosten, trägt in Verbindung mit verminderten Importen zur sukzessiven Wiederherstellung des Außenhandelsgleichgewichts bei. Rund drei Viertel der gesam- ten Exporte Portugals gehen nach Europa; lediglich 3,5 % der Güter in die USA, weitere rund 5 % in die frühere portugiesische Kolonie Angola und etwa 2 % nach Südamerika. Das Land ist jedoch aufgrund der Dominanz kleiner Industriebetriebe keine Exportnation im klassischen Sinne und erzielt Überschüsse unter anderem auch mithilfe des Dienstleistungssektors, v.a. des Tourismus. Dieser macht derzeit rund 8 % des BIP aus und soll durch Programme zur Verbesserung der Ein- richtungen und des Services gestärkt werden. Helaba Volkswirtschaft/Research · 26. September 2012· © Helaba 2
  • 3. Länderfokus: Portugal Einen gewichtigen Anteil an Portugals Wirtschaftsleistung haben der inländische Konsum sowie die Investitionstätigkeit. Der Binnenkonsum war im vergangenen Jahr um 5,7 % im Vergleich Starker Rückgang des zum Vorjahr gesunken, 2012 wird diese Talfahrt mit weiteren 6,6 % fortgesetzt. Der Rückgang des Binnenkonsums privaten Konsums gilt als Hauptgrund dessen und resultiert aus der steigenden Arbeitslosigkeit, umfassenden Gehaltskürzungen und niedrigem Verbrauchervertrauen. Für 2013 fällt unsere Prog- nose der inländischen Nachfrage insgesamt jedoch etwas besser aus; der Rückgang liegt dann voraussichtlich bei rund 2 %, sodass der Abwärtstrend im Jahresverlauf überwunden werden dürf- te. Die Bruttoanlageinvestitionen sanken in den letzten Jahren dramatisch (vgl. Grafik S. 2) . Diese setzen sich aus Ausrüstungs-, Bau- und sonstigen Investitionen zusammen. Sowohl die Ausrüs- tungs- als auch die Bauinvestitionen gingen 2011 im Vergleich zum Vorjahr um rund 10 % zu- rück. 2013 sollten die Bruttoanlageinvestitionen insgesamt jedoch im Jahresverlauf ein positives Wachstum von knapp 1 % verzeichnen, nachdem sie 2011 und 2012 um mehr als 11 % im Vorjah- resvergleich gesunken waren. Beunruhigend ist auch die Lage am portugiesischen Arbeitsmarkt. Die Entwicklung der Arbeitslo- senquote erreichte im 2. Quartal mit 15,5 % einen historischen Rekord, nachdem in den Jahren zuvor bereits ein kritischer Anstieg zu verzeichnen war – ein Ende dessen ist nicht in Sicht. Be- trachtet man die Jugendarbeitslosigkeit in Höhe von etwa 37 %, so kann man durchaus von einer „verlorenen Generation“ ausgehen. Einzig Spanien mit einer Quote von rund 50 %, Griechenland und Irland liegen noch darüber. Viele der jungen Akademiker, die in den Krisenländern aufge- wachsen und ausgebildet worden sind, wandern aufgrund vielversprechender Berufsaussichten in andere europäische Länder aus oder suchen sogar auf anderen Kontinenten ihr Glück. Arbeitslosigkeit auf Rekordniveau Portugals Schuldenquote wächst Arbeitslosenquote in %, saisonbereinigt % am BIP 40 40 140 12 Jugendarbeitslosigkeit 10 35 35 100 unter 25 Jahre 8 30 30 6 60 Bruttostaatsverschuldung (linke Skala) 4 25 25 20 2 20 20 0 gesamt -20 -2 15 15 -4 10 10 -60 -6 -100 -8 5 5 -10 0 0 Haushaltsdef izit (rechte Skala) -140 -12 2006 2008 2010 2012 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 Quellen: Macrobond, Helaba Volkswirtschaft/Research Quellen: Eurostat, Helaba Volkswirtschaft/Research Portugals Haushaltsdefizit steht seit Beginn des Rettungsprogramms im Fokus der internationalen Kontrollaufsicht. Die vorgegebene Defizitgrenze liegt für 2012 nun bei 5 %; für das kommende Erhoffte Einnahmen Jahr gilt die 4,5 %-Marke. Erst 2014, ein Jahr später als ursprünglich vorgesehen, muss das Land des Fiskus bleiben aus den Maastrichter Referenzwert von 3 % unterbieten; der Zielwert beträgt 2 ½ %. Unsere Prognose für 2012 liegt bei etwa 5 ½ %, sodass die revidierte Grenze nur leicht überschrit- ten wird. Das Verfehlen dieser und der vorherigen Vorgabe ist hauptsächlich auf die tiefe Rezessi- on zurückzuführen, die anstelle des geplanten 2,6-prozentigen Zuwachses der Steuereinnahmen zu einem Einbruch von 3,5 % geführt hat. Der Marktaustritt vieler kleiner und mittelständischer Un- ternehmen gilt ebenso wie der kräftige Rückgang des Binnenkonsums als ausschlaggebend für die Verringerung dieser Haupteinnahmequelle. Die Gesamtverschuldung Portugals ist ähnlich verhee- rend. 2011 lag diese bei rund 108 % des BIP – mehr als doppelt so hoch als vor zehn Jahren. Por- tugal führt nach Griechenland, Italien und Irland die Spitzengruppe innerhalb der Eurozone an; hier liegt der Durchschnitt für den Schuldenstand bei 87,2 % des BIP. Helaba Volkswirtschaft/Research · 26. September 2012· © Helaba 3
  • 4. Länderfokus: Portugal Die Zwischenbilanz zeigt, dass Portugal mit der Umsetzung wichtiger Reformen zügig begonnen hat. Diese dürften allerdings erst langfristig zum Tragen kommen. Die Troika stellte zwar eine Der Weg aus der Krise positive Entwicklung der Haushaltskonsolidierung fest, Portugal wird jedoch mehr Zeit benötigen, gestaltet sich mühsam um nach der tiefen Rezession die ursprünglich angedachten Erfolgsergebnisse zu liefern. Demnach erscheint es u.E. verfrüht, einen eindeutigen Aufwärtstrend des Landes bereits zu diesem Zeitpunkt zu prognostizieren. Weitere Finanzhilfen in Milliardenhöhe sind – entgegen der derzeitigen Beteu- erungen der portugiesischen Regierung – absehbar. Wirtschaftsdaten Portugal 2010 2011 2012p 2013p Bruttoinlandsprodukt % gg. Vj., real 1,4 -1,6 -3,5 -1,0 Leistungsbilanzsaldo % des BIP -10,0 -6,4 -2,8 -1,8 Budgetsaldo % des BIP -9,8 -4,2 -5,5 -4,5 Arbeitslosenquote %, s.a. 12,0 12,9 15,5 16,5 Inflationsrate % gg. Vj. 1,4 3,6 2,8 1,8 Quellen: Macrobond, Helaba Volkswirtschaft/Research  Helaba Volkswirtschaft/Research · 26. September 2012· © Helaba 4