Vortrag Klingberg-Adler - Forum 9 - Energieeffizienz und -sparen - VOLLER ENE...
Arrhenius pv study_pressemitteilung_20042010_03
1. Pressemitteilung
Versand: 19. April 2020
Sperrfrist: 20. April 2010, 13 Uhr
Auswirkung eines ungebremsten Ausbaus der Photovoltaik in Deutschland auf
den Strommarkt bisher nicht berücksichtigt: Deutliche Mindereinnahmen für Be-
treiber konventioneller Anlagen
Hamburg, 20. April 2010
Eine Studie des arrhenius Instituts für Energie- und Klimapolitik untersucht
erstmals die Auswirkungen des Ausbaus der Photovoltaik (PV) in Deutschlandauf den
Strommarkt und auf konventionelle Kraftwerke bis 2020. „Wenn in den vergangenen Mona-
ten über eine Änderung der Fördersätze für PV-Anlagen und die damit verbundenen
volkswirtschaftlichen Effekte diskutiert wurde, blieb dieser Aspekt völlig unberücksichtigt“,
sagt Helmuth Groscurth, Geschäftsführer des arrhenius Instituts und einer beiden Autoren.
Der Ende März vorgelegte Gesetzentwurf der Koalitionsfraktionen führt beispielsweise le-
diglich die Kosten für die öffentlichen Haushalte, für Anlagenhersteller und Anlagenbetreiber,
für Unternehmen als Stromabnehmer und für Bürgerinnen und Bürger an. Die Stromwirt-
schaft bleibt unerwähnt, mit der Folge, dass die gesamte PV-Förderung noch einmal über-
dacht werden sollte.
Während die preissenkende Wirkung des Ausbaus der erneuerbaren Energien an der
Strombörse seit längerem bekannt ist, wurden die Effekte einzelner Technologien bisher
nicht systematisch untersucht. Vor dem Hintergrund der unerwarteten Dynamik beim Ausbau
der PV in Deutschland in jüngster Zeit ist eine solche technologiespezifische Betrachtung
angebracht. Eine Besonderheit der PV liegt darin, dass sie ausschließlich tagsüber mit einer
Spitze zur Mittagszeit Strom erzeugt. Zu dieser Zeit sind in Deutschland die Nachfrage nach
Strom und damit der Strompreis an der Börse eher hoch.
In genau dieser Zeit erwirtschaften die konventionellen Kraftwerke die Deckungsbeiträge,
die sie zur Finanzierung ihrer Investitionskosten benötigen. Bricht nun die hohe Nachfrage
zur Mittagszeit, die bisher durch konventionelle Kraftwerke befriedigt werden muss, durch
den dynamischen Ausbau der PV ein, so kommt es zu zwei Effekten: ein Teil der Kraftwerke
kommt nicht mehr zum Einsatz und für den verbleibenden Teil sinken mit den Strompreisen
die Erlöse. Dadurch wird gerade die Wirtschaftlichkeit neuer, moderne Anlagen bedroht.
Auch für Investitionen in neue Kraftwerke ändern sich abhängig vom PV Ausbau die Anreize
massiv. Bei einem im Gesetzesentwurf angedachten Zubau um 33 Gigawatt (33.000 MW) in
den nächsten 10 Jahren sinken die Deckungsbeiträge für ein heute gebautes hocheffizientes
Gas- und Dampfturbinen-Kraftwerk (GuD) im Jahr 2020 gegenüber einem Stop des PV-
Zubaus um ca. 23 Prozent, bei einem Ausbau um 50 GW, wie er unter dem geplanten Gesetz
ebenfalls möglich wäre, um mehr als 30 Prozent. Für bestehende Kohlekraftwerke liegen die
Zahlen nur wenig niedriger.
2. Vor diesem Hintergrund erwarten die Autoren eine Neuaufnahme der Diskussion um die
PV-Vergütung. Helmuth Groscurth: „Entweder wir ändern umgehend die Regeln des Strom-
marktes so, dass er mit einem hohen Anteil erneuerbarer Energien und den dafür benötigten
Backup-Kraftwerken kompatibel ist oder wir müssen den Zubau der PV verlangsamen“.
„Eine absolute Obergrenze in MW mit attraktiver Vergütung pro kWh erscheint uns sinn-
voller als eine ungedeckelte Förderung bei starker Degression der Vergütung“, ergänzt Sven
Bode, wissenschaftlicher Direktor des arrhenius Instituts und Co-Autor der Studie. Er weist
zudem darauf hin, dass es zwar einen Konsens über das langfristige Ziel einer Stromversor-
gung aus 100% erneuerbaren Energien gebe. Die Frage, welche Anteile die einzelnen
Erneuerbaren daran haben, welcher Pfad dahin beschritten werden soll und wann die not-
wendigen Anpassungen am Marktdesign erfolgen müssen, sei bisher jedoch noch nicht be-
antwortet worden.
„Die Förderung von PV-Anlagen kann daher auch als Gaspedal der Energiewende interpre-
tiert werden“, erklärt Bode, und ergänzt: „Ob der derzeitig eingeschlagene Weg und die Ge-
schwindigkeit die richtige sind, mag man bestreiten.“
Eine Zusammenfassung der Studie finden Sie in dem „Information Sheet“, das Sie unter
www.arrhenius.de/uploads/media/arrhenius_PV_Study_Info_Sheet.pdf herunterladen kön-
nen.
Die Studie kann beim arrhenius Institut käuflich erworben werden. Bei Interesse füllen Sie
bitte das Bestellformular aus, das Sie unter
www.arrhenius.de/uploads/media/arrhenius_PV_Study_Bestellformular_01.pdf erhalten.
Über das arrhenius Institut
Svante Arrhenius, schwedischer Forscher und Nobelpreisträger, sagte bereits 1896 einen
anthropogenen Klimawandel voraus. Das nach ihm benannte Institut ist ein unabhängiger
Think Tank, der Entscheidungsträger in Politik und Wirtschaft zu Fragen der Energie- und
Klimapolitik berät.
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