Präsentationsfolien zum Vortrag im Rahmen des religionswissenschaftlichen Proseminars \"Die Grundlage des Christentums ist ein Apfel\" (Dozentin: Dipl.-Theol. Kerstin Radde-Antweiler) im SS 2008 an der Universität Heidelberg.
Martin Luther. Leben, Werk und kirchengeschichtliche Relevanz.
1. Martin Luther.
Leben, Werk und
kirchengeschichtliche Relevanz.
PS “Die Grundlage des Christentums ist ein Apfel”
SS 2008
Dozentin: Dipl.-Theol. Kerstin Radde-Antweiler
Sitzung vom 14.05.2008
Referentin: Simone Heidbrink
simone.heidbrink@zegk.uni-heidelberg.de
Simone Heidbrink, Nadja Miczek, Kerstin Radde-Antweiler, Jan Wessel
Institut für Religionswissenschaft, Universität Heidelberg
2. Einführung.
Film Luther (2003)
01:08:35 – 01:16:07
Wormser Reichstag (1521)
Protagonisten:
Luther, Johann von Staupitz, Friedrich
der Weise (Kurfürst von Sachsen),
Albrecht von Brandenburg
(Erzbischof von Mainz), Kaiser Karl
V, [Girolamo Aleander (Gesandter
von Papst Leo X)].
PS “Die Grundlage des Christentums ist ein Apfel”
Sitzung vom 14.05.2008 zum Thema “Martin Luther”
Referentin: Simone Heidbrink
3. Politik, Kirche, Gesellschaft.
Situation um 1500.
Konzile von Pisa (1409) und Konstanz (1414-18) beenden das
kirchl. Schisma. Mißstände (Nepotismus, ...) werden nur zögerlich
und gg. den Willen der Päpste durch Reformkonzile thematisiert.
Machtkonflikte zwischen Kaiser, Landesfürsten und Papst.
Lebensstil des Klerus, Kriege sowie Neubau des Petersdoms
verlangen nach neuen Geldquellen. → Ablaßhandel floriert. In
Deutschland ist Johann Tetzel als Ablassprediger im Auftrag von
Albrecht von Brandenburg, Erzbischof von Mainz unterwegs.
Pestepidemien, sowie Erfindungen und Entdeckungen (z.B. durch
Kopernikus) bringen das kirchl. sanktionierte Weltbild ins
Wanken. → Verunsicherung in der Bevölkerung.
PS “Die Grundlage des Christentums ist ein Apfel”
Sitzung vom 14.05.2008 zum Thema “Martin Luther”
Referentin: Simone Heidbrink
4. Luther. Biographie I.
Geb. 1483 als Martin Luder in Eisleben.
Ab 1501 Studium an der Universität Erfurt (MA), danach auf
Wunsch des Vaters Studium der Rechtswissenschaften.
Bekehrungserlebnis 1505, danach Eintritt ins Augustinerkloster.
Priesterweihe 1507.
Studium der Theologie zunächst in Erfurt, später in Wittenberg
(Promotion 1512). Dazwischen Romreise (1510).
Ab 1512 Theologieprofessur in Wittenberg, daneben
Predigertätigkeit in der städtischen St. Marien-Kirche.
Ab 1515 Provinzvikar des Augustinerordens.
PS “Die Grundlage des Christentums ist ein Apfel”
Sitzung vom 14.05.2008 zum Thema “Martin Luther”
Referentin: Simone Heidbrink
5. “Reformatorische Wende” /
“Turmerlebnis”.
Wandlung des Verständnisses der Gerechtigkeit Gottes (iustitua
Dei): Von der iustitia distributiva zur Gerechtigkeit Gottes sola
gratia (allein aus Gnade).
Auslegung von Röm. 1,17 → neues Schriftverständnis:
Denn darin wird offenbart die Gerechtigkeit, die vor Gott gilt, welche
kommt aus Glauben in Glauben; wie geschrieben steht (Habakuk 2,4):
'Der Gerechte wird aus Glauben leben (iustus ex fide vivit).'
Kern von Luthers Rechtfertigungslehre.
1517 Änderung des Nachnamens von Luder zu Luther von
griech. eleutheros (ελευθερός): „Befreiter“, „frei”.
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Sitzung vom 14.05.2008 zum Thema “Martin Luther”
Referentin: Simone Heidbrink
6. Luther. Biographie II.
Große öffentliche Wahrnehmung Luthers durch die 95 Thesen
gegen den Ablass 1517. (Anschlag an der Schlosskirche in
Wittenberg nicht nachgewiesen.) Verhör durch Kurienkardinal
Cajetan (1518) u. Disputation mit Johannes Eck (1519).
1520 Bannbulle Exsurge Domine, Androhung des Kirchebanns.
Am Tag des Inkrafttretens des Kirchenbanns verbrennt Luther
die päpstlichen Bulle vor den Toren Wittenbergs.
1521 Exkommunikation. Verhör vor dem Wormser Reichstag als
letzte Chance zu Widerrufen. → Wormser Edikt.
1521/22 übersetzt als “Junker Jörg” auf der Warburg das Neue
Testament ins Deutsche.
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Sitzung vom 14.05.2008 zum Thema “Martin Luther”
Referentin: Simone Heidbrink
7. Luther. Biographie III.
1. Schisma der Wittenberger Reformation: 1522 überwirft sich
Luther mit Karlstadt, indem er für maßvolle Reformen eintritt.
Verurteilung des Großen Bauernkriegs (1524-26) bzw. Thomas
Müntzers Ableitung von Sozialreformen aus der Bibel. (“Zwei-
Regimenter-Lehre” / “Zwei-Reiche-Lehre”).
Ab 1525 Konsolidierung der Reformation durch Institutionalisierung.
1529 scheitert in den Marburger Religionsgesprächen eine Einigung
mit Zwingli im Bezug auf das Abendmahlsverständnis.
Reichseinheitliche Anerkennung des Protestantismus auf dem
Reichstag zu Augsburg 1530.
1546 Tod Luthers in Eisleben.
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Referentin: Simone Heidbrink
8. Luther. Einteilung von
Wirken und Werken.
(1) Entwicklung der “reformatorischen Entdeckung”
(ca. 1509-18).
(2) Schriften gegen die dominanten theologischen römisch-
katholischen Oberschichtendiskurse (ca. 1517-20).
(3) Abgrenzung von Gegnern des protestantischen
Binnendiskurses (ca. 1521-30).
(4) Spätwerk (ca. 1530-46).
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Sitzung vom 14.05.2008 zum Thema “Martin Luther”
Referentin: Simone Heidbrink
9. Luther. Wichtige Werke I.
Contra scholasticam theologiam (1517).
Disputatio pro declaratione virtutis indulgentiarum (95 Thesen
gegen den Ablass, 1517). Sermon von Ablaß und Gnade
(volkssprachliche Version, 1518).
De captivitate Babylonica ecclesiae (Tauf-, Buß- und Abend-
mahlsverständnis, Reduktion der Sakramente auf 2, 1520).
An den christlichen Adel (Kirchenreform, 1520).
Von der Freiheit eines Christenmenschen (1520).
Septembertestament (volkssprachliche NT-ÜS, 1522).
vollständige Lutherbibel (AT+NT, 1534).
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Sitzung vom 14.05.2008 zum Thema “Martin Luther”
Referentin: Simone Heidbrink
10. Luther. Wichtige Werke II.
Wider die mörderischen Rotten der Bauern (1524).
Großer und Kleiner Katechismus (1529)
Luther-Gesamtausgaben:
− Jenaer Ausgabe (1555-1558)
− Altenburger Ausgabe (1661-1664)
− Leipziger Ausgabe (1729-1740)
− Walchsche Ausgabe (1740-1753)
− Erlanger Ausgabe (1826-1886)
− Weimarer Ausgabe (seit 1883).
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Referentin: Simone Heidbrink
11. Luther. Theologische Einflüsse.
Occamismus.
Augustin.
Johannes von Staupitz.
Humanismus.
Mystik.
Bernhard von Clairvaux.
Paulus.
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Referentin: Simone Heidbrink
12. Luther. Theologie.
sola scriptura (“Allein die heilige Schrift”) als Quelle und
Grundlage des christlichen Glaubens, nicht die (durch klerikale
Autorität entstandene) kirchliche Tradition (Gal. 2, 6-9).
sola gratia (“Allein durch Gnade”) und ohne jegliches
menschliches Zutun wird der Mensch von Gott gerechtfertigt
(Röm. 1, 17).
sola fide (“Allein der Glaube”), nicht durch gute Werke wird der
Mensch erlöst (Gal. 2, 16).
solus Christus (“Allein Christus”), nicht die Kirche als
Institution hat Autorität über die Gläubigen (Eph. 5, 23-24).
Personalismus und Christozentrismus.
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Sitzung vom 14.05.2008 zum Thema “Martin Luther”
Referentin: Simone Heidbrink
13. Reformation. Grundlagen.
Lat. reformatio = Rückformung (zum Alten, Wahren).
Grundlagen:
(1) Popularität Luthers durch seine Publikationstätigkeit.
(2) Polititsche Situation der Komplementarität kaiserlich-
zentralistischer und ständisch-förderaler Macht in
Deutschland. → Machtpolitische Aspekte der Reformation!
(3) Plausibilitätskrise der Kirche, Kritik ggüber röm. Kurie.
(4) Luthers Antichristologie in vielen mittelalterlicher
Traditionslinien bereits angelegt.
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Referentin: Simone Heidbrink
14. Reformation. Umsetzung.
Kein einheitliches Bild der reformatorischen Bewegung,
Abspaltungen: Zwingli (Abendmahlsfrage), radikale Reformer
(Müntzer, Täuferbewegung), “Schwärmer” (Karlstadt).
Abschaffung der nicht durch die Bibel begründeten Traditionen
(Unterschied gemäßigter & radikaler Flügel), neue
Gottesdienstordnungen in den Landessprachen mit Schriftlesung
und Predigt im Zentrum.
Z.B. Reformation in England unter Heinrich VIII aus politischen
Gründen, jedoch unter dem Einfluss der Schriften Luthers und
Zwinglis.
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Referentin: Simone Heidbrink
15. Reformation. Folgen.
Gegenreformation.
Gegenreformation als Reaktion auf Reformation → Versuche
der Rekatholisierung.
Konzil von Trient (1545-63) als Ausgaungspunkt der GR.
Feststellung der theolog. Unterschiede zum Protestantismus,
innerkirchliche Reformen.
HRRDN: Augsburger Religionsfrieden (1555): Landesherr
bestimmt Religion der Untertanen: “cuius regio, eius religio”.
Jesuiten (gegr. 1534 durch Ignatius von Loyola) als wichtige
Multiplikatoren der Gegenreformation (Jesuitentheater).
Hexenprozesse als Mittel der Konfessionskämpfe.
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Referentin: Simone Heidbrink
16. Luther. Bedeutung.
Erster “Medienstar” der Geschichte, der die Medienrevolution
seiner Zeit nutzte und von ihr benutzt wurde. (Bis 1519: 20
volkssprachliche Texte in über 140 verschiedenen
Druckausgaben, Vielzahl von bildliche Darstellungen, ...)
Volkssprachliche Bibelübersetzungen = oft erste
nationalsprachliche Literaturdokumente.
Reformation als wichtiger Wendepunkt der abendländischen
Geschichte, Wegbereiter der Aufklärung, Wegbereiter der
Trennung von Staat und Kirche. → Einführung einer frühen
Form des religiösen Pluralismus.
Luther / Reformation als Schlagworte zur Legitimierung
politischer / gesellschaftlicher / kultureller / religiöser Interessen.
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Referentin: Simone Heidbrink
17. Luther. Verwendete Literatur.
Ebeling, Gerhard: “Luther, II. Theologie”. In: RGG 4, 3. Aufl.
(1960). S. 495-520.
Hägglund, Bengt (1990): Geschichte der Theologie. Ein Abriss.
München. S. 160-191.
Hauschild, Wolf-Dieter (2005): Lehrbuch der Kirchen- und
Dogmengeschichte. Band 2: Reformation und Neuzeit.
Gütersloh, S. 5-48.
Kaufmann, Thomas (2006): Martin Luther. München.
Lohse, Bernhard (1995): Luthers Theologie. Göttingen.
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Referentin: Simone Heidbrink
18. Hinweise zur Zitation.
Alle Rechte an der vorliegenden Präsentation liegen
bei der Autorin.
Bitte zitieren Sie wie folgt:
Heidbrink, Simone (2008): „Martin Luther. Leben,
Werk und kirchengeschichtliche Relavanz”.
Präsentationsfolien zum Vortrag am 14.05.2008 im
Rahmen des Proseminars “Die Grundlage des
Christentums ist ein Apfel” (Dozentin: Dipl.-Theol.
Kerstin Radde-Antweiler), Universität Heidelberg.
Weitere Informationen entnehmen Sie bitte der
Webpräsenz www.rituals-online.de oder
kontaktieren Sie mich per E-M unter:
ail
simone.heidbrink@zegk.uni-heidelberg.de. Martin Mißfeldt (2006):
“Lukas Cranach – Martin Luther”.
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Sitzung vom 14.05.2008 zum Thema “Martin Luther”
Referentin: Simone Heidbrink