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Kapuziner-Kloster in der Lisdorfer Au
1688/91 als Außenfort der Festung Saarlouis erbaut. 1691 wurde das Kapuziner-Kloster von Wallerfan-
gen dorthin umgesiedelt. Nach der Auflösung im Zuge der französischen Revolution diente es zunächst als
Militärhospital bis es später verkauft und abgerissen wurde. Nach dem Kloster erhielt die Lisdorfer Au die
nähere Bezeichnung „Kapuziner Au“. Zeichnung: Dipl.-Designer Bernd Hawner (10/2011)
Nr. 18/19 Februar 2015 Preis 5,00 Euro
Impressum:
Herausgeber:		 Verein für Heimatkunde Lisdorf e.V.
	 	 	 Am Ginsterberg 13, 66740 Saarlouis−Lisdorf
			 Tel.: 06831/ 4 16 94, Fax: 06831/ 12 87 53
Redaktion:		 Heiner Groß (verantwortlich)
			 G. Groß, Agnes Groß, Gabi Feld, Marie-Luise Groß, Manfred Boßmann Harald Weiler, Manfred Nebelung
Druck:	 	 	 Druckerei und Verlag Heinz Klein GmbH, Auf der Wies 7, 66740 Saarlouis−Lisdorf
Bankverbindungen:	 Kreissparkasse Saarlouis (BLZ 593 501 10), Kto. Nr.: 74−30088−0
			 Volksbank Saarlouis (BLZ 593 901 10), Kto. Nr.: 1401217629
Bezugspreis:		 5 Euro je Heft, Vereinsmitglieder erhalten es kostenlos
Namentlich gekennzeichnete Artikel geben die Meinung des Verfassers, nicht unbedingt der Redaktion, wieder.
Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit Genehmigung des Herausgebers			
Inhaltsverzeichnis.............................................................................................................................................................................................2
Der Feldhase ist Tier des Jahres 2015...............................................................................................................................................................2
Vorwort...........................................................................................................................................................................................................3
Der Verein für Heimatkunde Lisdorf e.V. lädt ein.................................................................................................................................................3
Lisdorfer Vereine fusionieren! ...........................................................................................................................................................................4
Auch das gehört zur Heimat: „Nacht der Operette“ in der Congresshalle Saarbrücken........................................................................................5
15. Lisdorfer Mundartabend unter dem Motto „Mir schwätzen Platt“ wieder ein voller Erfolg................................................................................6
Beiträge zur Lisdorfer Mundart.......................................................................................................................................................................10
Prof.-Ecker-Geburtshaus – ein Lisdorfer Bauernhaus mit großer Geschichte......................................................................................................13
4.000 Besucher bei den Konzertveranstaltungen der Lisdorfer Klingende Kirche................................................................................................14
Die Lisdorfer Klingenden Kirche hat auch in 2015 viel zu bieten.......................................................................................................................16
Zur Person Mary Lonsdorfer (1898 – 1969) aus Lisdorf – Straße im Industriegebiet „Lisorfer Berg“ wurde nach ihr benannt –...............................17
Die Ehrenbürger der Stadt Saarlouis...............................................................................................................................................................20
Esther Bejarano (Hamburg) neue Ehrenbürgerin von Saarlouis.........................................................................................................................21
100 Jahre nach Beginn des 1.Weltkrieges.......................................................................................................................................................22
Schicksalsentscheidung im 2.Weltkrieg an der Ostfront....................................................................................................................................23
Einer von Millionen, den Hitler und seine Schergen auf dem Gewissen haben....................................................................................................26
Die Lisdorfer Sternsinger.................................................................................................................................................................................27
Historische Hochzeitsbilder.............................................................................................................................................................................28
Die Jungvermählten des Heimatkundevereins Lisdorf.......................................................................................................................................30
VHL-Mitglieder feiern ihre Goldene Hochzeit...................................................................................................................................................31
Große Resonanz beim Rummelboozenfest in Lisdorf am 10.Oktober 2014.......................................................................................................32
Saar-Abstimmung am 13. Januar 1935 mit bösen Folgen................................................................................................................................34
Eine Pennäler-Geschichte aus dem Jahre 1935 – nach der Saarabstimmung....................................................................................................37
Immer wieder schön: Weinproben an der Mosel..............................................................................................................................................38
Grünkohl wird überall mit Erfolg gefeiert........................................................................................................................................................40
Eine Kohlfahrt, die ist lustig............................................................................................................................................................................40
Leserbrief......................................................................................................................................................................................................42
„Da Boule – Da Boule-Sackschiss“ von August Balthasar..................................................................................................................................43
Volker Felten, Karin Peter und Manfred Spoo mit Kulturpreis ausgezeichnet.......................................................................................................44
Die Lisdorfer Weihnachtsmärkte finden im Ortsteil Holzmühle statt...................................................................................................................45
VHL-Vorstandsmitglied Hans Podewin für 30 Jahre Schiedsmanntätigkeit geehrt................................................................................................46
Modell der Lisdorfer Barock-Pfarrkirche...........................................................................................................................................................47
VHL-Vorstandsmitglied und Heimatforscher August Balthasar wurde „80“.........................................................................................................48
VHL-Mitglied Irma Theobald-Scholly in Schwalbach ist 90................................................................................................................................49
Rektor i.R. Erich Seidel (86) seit mehr als 60 Jahre Organist und Chorleiter.......................................................................................................49
Greta Meyer-Müller älteste Lisdorferin ist 100..................................................................................................................................................50
VHL gratuliert seinen Mitgliedern Reni Stark zum „85“ und Erich Klein zum „90“................................................................................................50
Viktor Becker ist 90 und 1. Träger der Konrad-Adenauer-Medaille im Saarland.................................................................................................51
Nilgänse in der Lisdorfer Au...........................................................................................................................................................................52
Lisdorf PICOBELLO machen...........................................................................................................................................................................53
Die 10 Gebote der Gelassenheit.....................................................................................................................................................................54
Nachruf........................................................................................................................................................................................................54
Wir gratulieren..............................................................................................................................................................................................55
Der Feldhase ist Tier des Jahres 2015
Das Osterfest ist nicht mehr fern. Bald sind „Oster-
hasen“ -in Schokolade, Plüsch oder auf Grußkarten
wieder allgegenwärtig. Kaum sind die Fastnachtstage
vorbei, warten Kinder mit großer Spannung auf die
Präsente, die ihnen der Osterhase ins Nest legt. Als
Symbolfigur für Ostern hat der Hase eine große Po-
pularität. Er ist einer der markantesten Bewohner von
Feld, Wiese und Waldrändern und in unterschiedlicher
Dichte in ganz Deutschland verbreitet. Allerdings wird
sein Lebensraum immer kleiner auch durch den Mais-
anbau für Biogasanlagen und er wird immer seltener.
Glücklicherweise verzichten einige Jäger in Revieren
mit geringer Hasendichte auf den zulässigen Abschuss,
auch bei uns in Lisdorf.
2
Verehrte Leserinnen und Leser,
seit der letzten Ausgabe unseres Heimatblattes sind 8 Monate vergangen. In dieser
Zeit hat sich viel ereignet, über das wir berichten wollen. Deshalb stellen wir Ihnen
wieder eine Doppelnummer vor. Die behandelten Themen sind wieder weit gespannt,
da Heimat bekanntlich ein umfassender Begriff ist, der viele unterschiedliche Bereiche
betrifft. Über den 1. Weltkrieg, der vor 100 Jahren tobte, und den noch viel schlim-
meren 2. Weltkrieg, der vor 70 Jahren nach 6jährigem sinnlosen Blutvergießen und
millionenfachem Sterben zu Ende ging, sowie die sog. Saar-Abstimmung vor 80 Jah-
ren, bei der die Bevölkerung des Saargebietes und auch von Lisdorf mit übergroßer
Mehrheit für die Rückkehr ins Deutsche Reich – trotz Hitler und seinem Nazi-Regime
– votierten, berichten wir mit mehreren Beiträgen. Einige Ereignisse der letzten Mo-
nate in unserer Heimatstadt Saarlouis und in unserem Ort Lisdorf haben wir ebenso behandelt und kom-
mentiert, wie unsere größeren Aktivitäten als Heimatkundeverein, an denen – wie von Anfang an – auch
alle interessierten Nichtmitglieder teilnehmen konnten. Da die Pflege unserer Mundart – das Lejtroffer Platt“
und das traditionelle Brauchtum wesentliche Aufgaben eines Heimatkundevereins sind, widmen wir dieser
Thematik mehrere Beiträge. Bei einem Verein mit rd. 600 Mitgliedern gibt es im Laufe eines Jahres nicht
nur mehrere Trauerfälle zu beklagen (2014 = 7), sondern glücklicherweise viel mehr freudige Anlässe
zum Gratulieren, in 2014 insgesamt 29, darunter Vermählungen, Goldene Hochzeiten, sonstige Jubiläen
und runde Geburtstage. Über mehrere solcher freudigen Anlässe berichten wir in Wort und Bild. Wegen
der sehr positiven Resonanz auf die bisher gezeigten historischen Hochzeitsbilder aus unserer vor Jahren
gezeigten Hochzeitsbilder-Ausstellung, die von mehr als 2000 Besuchern frequentiert wurde, zeigen wir auf
den beiden Mittelseiten weitere Hochzeitsbilder. Die nächsten Ausflüge zur Ausstellung „Ägypten.Götter.
Menschen.Pharaonen.“ im Weltkulturerbe Völklinger Hütte und zu den Passionsspielen nach Auersmacher
sind näher erläutert. Die einzelnen Artikel und Berichte sind wieder mit vielen Bildern illustriert. Diese Aus-
gabe wird wahrscheinlich die letzte sein ohne jegliche Werbung und Anzeigen. Künftig werden wir wohl
ohne Werbung und Anzeigen nicht mehr auskommen.
Wir hoffen, dass wir für alle Mitglieder und Leser etwas Interessantes gebracht haben und wünschen Ihnen
viel Freude beim Lesen und Betrachten der Bilder.
Ihr Heiner Groß
Vorsitzender des Vereins für Heimatkunde Lisdorf e.V. und verantwirtl. Redakteur
Der Verein für Heimatkunde Lisdorf e.V.
lädt alle Interessenten (Mitglieder und Nichtmitglieder) herzlich ein:
Busfahrt in das Weltkulturerbe Völklinger Hütte
zur Ausstellung „Ägypten. Götter. Menschen. Pharaonen“
am Sonntag, 22. Februar 2015, ab 10.15 Uhr in Lisdorf
Gebühr: 22 Euro Fahrt, Eintritt und Führung,
Kinder, Jugendliche und Studenten mit Ausweis 8 Euro
Anmeldung bis 18. Februar bei Heiner Groß, Tel.:06831/41694
Vortrag über Vorsorge und Betreuung bei Krankheit und Alter
am Mittwoch, 11. März 2015, 18.30 Uhr im Michaelssaal, Pfarrhaus Lisdorf
Referentin: Dipl. Psychologin Ute Hans, Leiterin des AWO-Betreuungsvereins
Unseren Mitglieden, Lesern und Freunden
danken wir für die Verbundenheit und Treue im vergangenen Jahr.
Für das Jahr 2015 wünschen wir alles Gute und hoffen auf weitere treue Verbundenheit.
Ihr Verein für Heimatkunde Lisdorf e.V. und die Redaktion
3
Der im April 2000 in Lisdorf von einer Gruppe in-
ternetbegeisterter Lisdorfer Bürger in Zusammen-
arbeit mit einer im Hause Germann ansässigen
Internet-Agentur gegründete Internet-Verein „Lis-
dorf.de“, zunächst unter Vorsitz von Oliver Zimmer
und dann von Herbert Germann, hat seither eini-
ges bewegt. Er versteht sich als Plattform der Lisdor-
fer im Internet. Seit dem 16.April 2000 ist „Lisdorf.
de“ im internationalen Internet-Netz oder fachge-
recht ausgedrückt „online“. Der neue Verein ist per
Mail unter „info@lisdorf.de“ oder im Internet un-
ter „www.lisdorf.de“ erreichbar. Nachdem sich der
Verein am 11.Mai 2000 unter der Schirmherrschaft
und Anwesenheit der damaligen Staatssekretärin
Daniela Schlegel-Friedrich einem größeren Kreis
von Interessierten im Gasthaus Adolf Breininger
vorgestellt hatte, schlossen sich die meisten Lisdor-
fer Vereine sowie Gewerbetreibenden und auch
Privatpersonen diesem als Mitglieder an. Dass Lis-
dorf seither mit der ganzen Welt vernetzt ist, ver-
danken wir „lisdorf.de“.
Im Dezember 2013 hat eine Mitgliederversamm-
lung des Vereins „Lisdorf.de“auf Vorschlag des
langjährigen agilen Vorsitzenden Herbert Ger-
mann empfohlen, sich dem Verein „Lisdorf… al-
les im grünen Bereich“, dem ebenfalls Herbert
Germann vorsteht, anzuschließen. Dies hat nun
am 30.10.2014 die Mitgliederversammlung der
Internetplattfom von „Lisdorf.de“ beschlossen. Ab
diesem Zeitpunkt existiert der Internetverein nicht
mehr als eigenständiger Verein. Die bisherigen
Mitglieder können nun dem Verein „Lisdorf… alles
im grünen Bereich“ mit einem Mitgliedsbeitrag von
36 Euro/Jahr beitreten.
„Lisdorf… alles im grünen Bereich“ hat sich aus dem
Team für die Organisation des Lisdorfer Tages un-
ter dem Motto: „Lisdorf… alles im grünen Bereich“
mit den Sprechern Herbert Germann und Georg
Jungmann entwickelt, das in den Jahren 2003 bis
2007 fünfmal in Folge drei Tage gemeinsam mit
den Ortsvereinen und vielen Betrieben durchführ-
te und jeweils bis zu 35000 Besucher nach Lisdorf
lockte. Leider hat der so erfolgreiche Lisdorfer Tag
– jeweils Anfang Mai – seit 2008 aus unterschiedli-
chen Gründen nicht mehr stattgefunden.
In der Vorbereitungsphase für den fünften Lisdor-
fer Tag am 6.Mai 2007 hatte sich aus dem Or-
ga-Team der Verein „Lisdorf… alles im grünen
Bereich“ mit wenigen Mitgliedern gebildet, um die
Veranstaltung auch rechtlich auf eine solide Ba-
sis zu stellen. Nach §2 seiner Vereinssatzung sind
Zweck und Aufgabe des Vereins: „Die Förderung
Lisdorfer Vereine fusionieren!
und Pflege landwirtschaftlicher Tradition, des bäu-
erlichen Brauchtums sowie des Heimatgedankens,
die Durchführung von Vorträgen, Besichtigung von
landwirtschaftlichen Betrieben und Ausstellungen
sowie der Aktionstage „Lisdorf… alles im grünen
Bereich““.Außerdem soll die Jugend mit der land-
wirtschaftlichen Tradition und der Geschichte von
Lisdorf vertraut gemacht werden.
Die nach der Satzung angestrebte Eintragung in
das Vereinsregister und die Gemeinnützigkeit sind
kurz nach der Vereinsgründung erreicht worden.
Das im Jahre 2011 auf Anregung des Heimatkun-
devereins in großer Form gefeierte 1100jährige
Ortsjubiläum von Lisdorf war die nächste große
Aufgabe für den noch jungen Verein „Lisdorf…
alles im grünen Bereich“. Unter der Regie seines
Vorsitzenden Herbert Germann wurden von einem
Orga-Team mit Vertretern aus allen Ortsvereinen
die immensen Vorbereitungen über einen Zeitraum
von mehr als einem Jahr gut gemeistert, so dass
die Festlichkeiten: Vorstellung der Festschrift, Histo-
rische Bilderausstellung, Festakt, Festmesse, Dorf-
gemeinschaftsabend und schließlich als Krönung
ein imposanter Festumzug vom 20.Oktober bis
20.November durchgeführt werden konnten.
Nach der Eingliederung von „lisdorf.de“ in
den Verein „Lisdorf… alles im grünen Be-
reich“ bleibt zu hoffen, dass möglichst alle Orts-
vereine und viele Betriebe und auch Privatpersonen
diesem neu beitreten. Die Internet-Plattform „lis-
dorf.de“ und die bereitgestellten E-Mail-Adressen
(pro Verein bis zu 6) bleiben auch bei „Lisdorf…
alles im grünen Bereich“ erhalten. (hg)
4
Seit seinem Bestehen wirbt der Lisdorfer Heimat-
kundeverein bei seinen zahlreichen Mitgliedern
und in seinen Publikationen für den Besuch von
Kulturveranstaltungen. Heimat und Kultur sind eng
miteinander verbunden. Viele unserer Mitglieder
sind Kulurschaffende, fast alle Kulturbeflissene.
Vor Ort haben wir mit den Konzerten des Förder-
vereins der Klingenden Kirche in und neben der
Pfarrkirche, den Konzerten der Chorgemeinschaft
MGV, dem Kirchengesang der Kirchenchöre Lisdorf
und Saarlouis bei Festmessen, den Konzerten der
beiden Lisdorfer Musik- und Orchestervereine, den
Theateraufführungen und „Kappensitzungen“ der
LiGeKa und nicht zuletzt den Mundartabenden des
Heimatkundevereins schon ein breites Angebot.
Hinzu kommen noch die vielen Kulturveranstaltun-
gen in der Stadt und in den anderen Stadtteilen.
Das kulturelle Angebot ist fast unüberschaubar
groß und vielfältig.Trotzdem wecken immer wie-
der besondere kulturelle Events in Saarbrücken,
Trier und Luxemburg – oder in anderen saarlän-
dischen Orten – auch bei uns großes Interesse. Da
die Fahrt und das Parken zu solchen Events für die
Besucher oftmals ein Problem darstellen, organi-
siert der Heimatkundeverein schon seit Jahren für
Mitglieder und Nichtmitglieder Gemeinschaftsfahr-
ten per Bus. So geschehen auch am 27. November
Auch das gehört zur Heimat:
„Nacht der Operette“ in der Congresshalle Saarbrücken
2014 zur „Nacht der Operette“ in der Congress-
halle Saarbrücken. Aufgrund einer Ermäßigung
von 50 % konnte das Ticket einschl. Fahrtkosten für
30 Euro angeboten werden. Innerhalb kürzester
Zeit waren die Tickets vergriffen. Das knapp drei-
stündige Programm, eine grandiose Mischung aus
Gesang, Schauspiel, Tanz und Bühneneffekten be-
geisterte alle nachhaltig.
Die bekanntesten und schönsten Operettenmelo-
dien wurden dargeboten: „Die Fledermaus“, „Der
Zigeunerbaron“, „Eine Nacht in Venedig“, „Wie-
ner Blut“ (Johann Strauß); „Die lustige Witwe“,
„Land des Lächelns“, „Paganini“ (Franz Lehár);
„Die Csardasfürstin“, „Gräfin Mariza“ (Emmerich
Kálmán); „Der Vogelhändler“ (Carl Zeller); „Der
Bettelstudent“ (Karl Millöcker); „Maske in Blau“
(Fred Raymond); „Im weißen Rössel“ (Ralph Be-
natzky); „Hoffmanns Erzählungen“, „Pariser Leben“,
„Orpheus in der Unterwelt“ (Jacques Offenbach).
Großartige Gesangssolisten, ein fantastisches Bal-
lett, ein mitreißendes Orchester und ein spektaku-
läres Bühnenbild entführten uns in die faszinierende
Welt der Operette und ließen uns dieses Highlight
aus vollem Herzen genießen. In bester Laune, sum-
mend, singend und pfeifend fuhren wir nach Hause
in der Hoffnung auf eine baldige Wiederholung ei-
ner solch wunderbaren Veranstaltung. (hg)
5
Der 15. Lisdorfer Mundartabend fand zum vierten
Mal im Saal des Gasthauses Schulden statt. Dies-
mal aber nicht an einem Freitagabend um 20 Uhr,
sondern am Sonntag, 16.November um 17 Uhr.
Diese Terminänderung hat sich als sehr positiv er-
wiesen, denn mit mehr als einhundert Teilnehmern
war der Saal proppenvoll.
VHL-Vorsitzender Heiner Groß freute sich, dass er
so viele Zuhörer begrüssen konnte, darunter auch
Gäste aus Bad Mondorf in Luxemburg, Lothringen
und Rheinland-Pfalz. Auch die Eigentümerin des
Gasthauses Marga Gläsener-Schulden, weilte un-
ter den zahlreichen Gästen.
Die mitwirkenden Mundartkünstler (siehe abge-
drucktes Programm) haben sicherlich wesentlich
dazu beigetragen, dass diesmal so viele Mundart-
freunde kamen, wie schon lange nicht mehr.
Bevor Heiner Groß die Mitwirkenden einzeln vor-
stellte, begrüßte er einige auswärtige Gäste. So un-
ter anderem Stadtrat Michael Hoen, Vorsitzender
des neuen Stadtverbandes der heimathistorischen
15. Lisdorfer Mundartabend
unter dem Motto „Mir schwätzen Platt“
wieder ein voller Erfolg
Vereine in Saarlouis und einige seiner Vorstands-
kollegen sowie Vertreter von anderen Heimatkun-
devereinen und Mitglieder des Kulturbeirates der
Stadt Saarlouis.
Der Abend war in zwei Teile gegliedert. Im ersten
Teil trugen die Mundartkünstler vornehmlich heitere
und lustige Alltagsgeschichten vor, während sie im
zweiten Teil besinnliche und adventliche Geschich-
ten vortrugen, um dadurch auf die bevorstehende
Advents- und Weihnachtszeit einzustimmen.
Die einzelnen Vorträge wurden von Hans-Werner
Hanauer musikalisch umrahmt. Sowohl die Vorträ-
ge als auch Musikdarbietungen wurden jeweils mit
viel Beifall aufgenommen. Am Ende der Veranstal-
tung dankte Heiner Groß allen für ihr Kommen
und den Künstlern für ihre hervorragenden Beiträ-
ge. Auch dieser besonders gut besuchte Mundarta-
bend, der fünfzehnte in Folge, war wiederum sehr
gelungen und eine schöne Einstimmung in die Ad-
vents- und Weihnachtszeit. (hg)
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Ett Bääf onn da Schängel
Mett emm Bääf onn emm Schängel aus däa anna Gass
Hodden de Leit emm ganzen Dorf ihren Spass.
Wenn die anenanna geroot senn, dann worett scheen,
Dann hann de Nobban nett breichten ent Zirkus see gehn.
Doo woa emma Kalaumes onn Kuddelmuddel;
Ett hott Änt mett dem Annan sei Huddel.
Wenn da Schängel wiedich woa, senn de Fatzen gefloh,
Dann ess ett loss gang: ’Bääf, de bescht domm wie Stroh.
Woo dau stehscht doo stehscht de, de hascht emma gutt Zeit,
Ach wenn haufenweiss dahämm da Zores leit.
Ma moss doch nett emma retschen de ganzen Dach;
Dofoa wird dahemm neischt gescheites gemach.
Ett ess Meddach durch onn noch neischt emm Deppen.
Gefft ett haut noch äppes voo zweschen de Reppen?
Ich kann maa doch nett jeden Dach ett Maul fusselich schwätzen.
Dau douscht daa de Gudden an onn eich moss mich vahätzen.
Wenn de nett getratscht hättscht, wär ett Brot schon enngemoult
Onn de hätscht dann vielleicht moll off dee Aua gelout.
Wenn de joo seguzen wäascht onn hätscht enn bissin Schämmd,
Breicht eich ach nett see laafen memm romblijen Hemd.
Bei jedem Gängla wird enn Haufen kaaf
Onn noch hämlich da Zigeinasch noo gelaaf.
’Komm leß ma schnell noch aus da Hand.’
Dau kreeischt emm Lewen kän Vastand.
Onn eich hollen da noch dee Hand aus da Sonn;
Wo hätscht dau dann noch soon Dolles wie meich fonn?
Eich fahren alles memm Hauwaan ent Haus
Onn dau traschdedd memm Schirz nommol raus.’
Bis jitz hatt ett Bääf dee Schness gehall,
Awa doo – datt ess nämlich aach nett off ett Maul gefall:
’Saa, gräsch moll nett soo, als wenn äna da gäff de Hals abschneiden.
Schamscht dau dich dann ganett voa de Leiden?
Die horchen zou, die senn emm Gaaden am haggen.
Eich gäff daleiwscht mein Benndel packen.
Son Geschess foo enn bissin gemait; ett woren nur enn paa Minutten,
Awa aweil valesen eich dir ach moll mein Stadutten:
Wenn dau draußen dommes Zeich pradelscht – well eich da saan -
Kommt ett dia, wenn de dran bescht, off enn half Stonn ach nett aan.
Beiträge zur Lisdorfer Mundart
von Marianne Faust
10
Odda wenn da stonnenlang emm Wirtshaus hucken;
Dann soll eich mich foa dia Rellbes ducken?
Odda menscht de, wenn de zäh loorem schlängascht datt wäa richdich?
Dann ess da ett dommeln ach nett so wichdich.
Onn wenn ma grad dran seen, memm Ännchin die Sach:
Dem haschde geschda beim Grawen scheen Auen gemach.
Dee moscht nett männen das eich schaloss wäa;
So scheen wie datt benn eich gutt onn gäa.
Awwa mett dia mich offlein hott noch nie äbbes genotzt,
Datt es soo vill wäat wie off dee Bodem gesputzt.’
Dann woa off ämol bei enn Rou,
Dann woren de Fenschdann onn de Meila zou.
Noo zwen Daa äascht hatt ett Bääf gefroot: ’Haschde dich beroicht?’
Daa Schengel saat schandie:“ De wäscht, eich drän jo gäa durch.
Mach kän soon Gesicht, ett ess alles nomoll gutt.
Am Sonndach ess Louisdach, dann geen maa off dee Rutt.
Bozz dee Tränen ab onn komm moo loo häa;
Dee beschd joo mein Beschded, eich hann dich doch gäa.
Onn datt memm Ännchin ess nua dommes Zeich.
Dee wäscht, eich werfen joo nua enn Au off deich.’
Ett Bääf saat: ’Moscht maa nett schmusen, datt kann eich nett hann;
Watt beschde nua voo enn goschdalija Mann.
Oo, loss mich doch retschen, eich kommen emma nomoll zreck.
Wie dee meich greeit hascht, hotschde wirklich Gleck.
Mett mia haschde doch ett groß Los gezoo,
onn anna Männa wären mett ma froh.’
’Bääf, watt wellschde dann lomett nomell saan?
Sei stadd, sonscht fängt daa Komeedie vann voa nomoll aan.’
Le.ischtroffa Sprüch off Platt
„Wer im Summa Kappes klaut, hat em Winter Sauerkraut“
„Wo Dauwe sinn, fleije Dauwe hinn“
„Schwätz, wie da der Schnawwel gewaas es“
„Äan Koof macht noch kän Winta“
„Dat loo ess nit vill, awwer wenigschtens ebbes
Die Redaktion
11
Quelle: „Saarland-Karte/Bild/Wort“, Bildungshaus Schulbuchverlage Westermann Schroedel Disterweg
12
Prof.-Ecker-Geburtshaus – ein Lisdorfer Bauernhaus mit großer Geschichte
Dieses Haus an der Ecke Groß-/Prof.-Ecker-Str. in Lisdorf verberge in seinem jetzigen Zustand viel, so Johan-
nes Werres in seinem SZ-Artikel vom 19.8.2014: Dass es schon vor 1800 erbaut wurde, dass darin 1851 der
spätere, weltweit bekannte Bibel-Übersetzer Prof. Jakob Ecker geboren wurde, dass er das „Saarlied“ hier in
seinem Elternhaus verfasste, dass hier 1859 der Lisdorfer Männergesangverein gegründet wurde und noch
einiges mehr. Das ursprünglich typische Bauernhaus mit Wohnteil, Stall und Scheune unter einem Dach wur-
de nach Aufgabe der Landwirtschaft vor rund 50 Jahren nach und nach umgebaut und modernisiert. Als das
Haus 2014 zum Verkauf stand, stellte der Heimatverein bei der Stadt Saarlouis einen Antrag, dieses anzukau-
fen und es dem Verein als Dorfgemeinschaftshaus für kulturelle Zwecke zur Verfügung zu stellen. Denkbar
wäre auch die Einrichtung eines bäuerlichen Museums mit Schwerpunkt Gemüsebau und/oder der Sitz des
neuen Stadtverbandes der heimathistorischen Vereine gewesen. Nicht zuletzt wäre eine Nutzung als „Haus der
Vereine“ mit Besprechungs-, Ausstellungs- und Archivräumen möglich gewesen, was dem über 1100-jährigen
Lisdorf gut zu Gesicht gestanden hätte. In anderen Orten unserer saarländischen Heimat gibt es inzwischen
solche historischen Häuser, die von den Vereinen mit viel Eigenengagement hergerichtet und der Allgemeinheit
zur Verfügung stehen. Solche Objekte werden sogar vom Land, dem Bund und der EU finanziell gefördert. Auf
diese Weise ist so beispielsweise in Felsberg ein schönes Vereins- und Dorfzentrum entstanden. Für das Lisdor-
fer Objekt fehlte jedoch jegliche Unterstützung von politischer Seite. So war zu erwarten, dass der gestellte An-
trag von der Stadt aus finanziellen Gründen mit Bedauern abgelehnt wurde. Bei Kostenbeteiligung der Vereine
und Ausschöpfung aller Fördermöglichkeiten wäre der Ankauf und die Herrichtung des Hauses für öffentliche
Zwecke mit vergleichsweise bescheidenem Aufwand möglich gewesen. Die Tatsache, dass der Heimatkunde-
verein Lisdorf in den knapp 18 Jahren seines Bestehens einen gewaltigen Umfang an Archivmaterial (ca. 360
Ordner) zusammengetragen hat, die wegen fehlendem Archivraum bei mehreren Vorstandsmitgliedern vorü-
bergehend untergebracht sind, hat in der Diskussion über die Raumbeschaffung offenbar keine Rolle gespielt.
Zwar hat der Oberbürgermeister in seinem Schreiben vom 22.9.2014 hier Abhilfe in Verbindung mit dem neu-
en Stadtverband der Heimatkundevereine in Aussicht gestellt, aber bedauerlicherweise hat sich bis heute noch
nichts ergeben. Das historische Prof.-Ecker-Geburtshaus steht für eine vorgesehene öffentliche Nutzung nicht
mehr zur Verfügung, da es inzwischen an einen aus Lisdorf stammenden Kaufmann veräußert wurde. (hg)
So sah das Geburtshaus von Prof. Ecker aus, als es vor etwa 50 Jahren von dem aus Lisdorf stammenden Stadt-Baudirektor Victor
Schmitt (1896-1998) gezeichnet wurde.
13
Die einzigartige Erfolgsgeschichte des überregional bekannten Fördervereins „Klingenden Kirche“ Saar-
louis-Lisdorf e.V. setzte sich auch im Jahre 2014 fort. Die Einladungen zu den attraktiven Konzertveranstal-
tungen wurden von rund 4.000 Besuchern angenommen. Auch beteiligten sich 78 Komponisten aus 21
Ländern am 7. Internationalen Orgel-Kompositionswettbewerb, der wiederum weltweit ausgeschrieben
wurde und jeweils eine starke weltweite Beachtung findet.
Die nachstehende kleine Bildergalerie vermittelt einen Eindruck von den beliebten stark frequentierten kirchen-
musikalischen Veranstaltung in einer der schönsten Barockkirchen der Region, der Lisdorfer „Klingenden Kirche“.
Konzert zum Neuen Jahr 2014, u.a. mit dem Frauenchor „Canti-
lena Überherrn“	
Stefanie Krahnenfeld, Gabriele May und Prof. Andreas Rothkopf
beim Marienkonzert , dessen Erlös für die Renovierung der Pfarr-
kirche bestimmt war.	
Seit nun bereits 11 Jahren begeistert das Lisdorfer-Open-Open-
Air-Konzert mit spektakulärer Musik aus Oper und Operette, Or-
chester- Orgel- und Filmmusik.
Eine von acht Bildertafeln anl. des Gedenkkonzertes „In memo-
riam“ Prof. Theo Brandmüller, der sich um die Förderung der
Orgelmusik in Lisdorf mehr als verdient gemacht hat.
4.000 Besucher bei den Konzertveranstaltungen
der Lisdorfer Klingende Kirche
Eröffnungskonzert der Saarlouiser Orgeltage 2014 mit dem 	
Kammerchor „Vocapella“ Limburg
Johann Sebastian Bach – alias Roland Kunz – erzählt bei seinem
Konzert 500 Kindern Episoden aus seinem interessanten Leben	
14
Regionalkantoren unter sich: Lukas Stollhof, Oberwesel und Ar-
min Lamar, künstlerischer Leiter der Orgeltage
Preisverleihung im Rathaus: 3. Preisträger des Orgel- Kompositi-
onswettbewerbes war Torsten Sense, Berlin
Stimmungsvolle Orgelnacht mit „Der Andere Chor“ Dillingen,
Armin Lamar und Gernot Meiser sowie Andreas Rothkopf und
Rainer Oster (Bild links)
Vorstandsmitglieder der Klingenden Kirche bei der Preisverlei-
hung im Rathaus (Bild oben)
Ein viel beachtetes Adventskonzert zur Einstimmung auf die
Weihnachtszeit am 1. Adventssonntag (Bild links)
Grandioser Abschluss des Konzertjahres mit dem Weihnachtskon-
zert unter der Leitung von Regionalkantor Armin Lamar (Bild oben)
15
Die Lisdorfer Klingenden Kirche hat auch in 2015 viel zu bieten
Der Konzertreigen beginnt am Samstag, 7. März 2015, 20 Uhr
mit einer Veranstaltung der Extraklasse
Klezmer-Musik in Perfektion
Giora Feidman gastiert mit seinem Trio in der Lisdorfer Barockkirche
Giora Feidman, Meister an der Klarinette, spielt mit seinem Trio jüdische instrumen-
tale Volksmusik.
Niemand kann seine Klarinette so schluchzen lassen, so weinen und so lachen wie
Giora Feidman.
Kaum einer hat die ursprüngliche Bedeutung des Begriffs Klezmer so wörtlich ge-
nommen wie Giora Feidman: Klezmer, jüdische instrumentale Volksmusik aus dem
osteuropäischen Schtetl, melodiös, springend zwischen abgrundtief traurig und zum
Lachen witzig, die Instrumente menschliche Gesangsstimmen nachahmend.
Gerade das hat der internationale Star Feidman zur Perfektion gebracht, das Saar-
louiser Publikum hat es in den vergangenen Jahren bereits zweimal genossen.
Feidman stammt aus einer Familie von Klezmer-Musikern, die Anfang des 20. Jahrhunderts nach Argentinien
auswanderten.GioraFeidman,1936geboren,hatteLebensstationeninIsraelundNewYork.DiegrößteResonanz
auf seine Musik hat Feidman indes in Deutschland. Mit überschäumender Lebensfreude steht er auf der Bühne
und lässt die Freunde des unverwechselbaren Feidman-Sounds auf der Klarinette voll auf ihre Kosten kommen.
Das Repertoire des Trios ist vielschichtig. Im Mittelpunkt stehen traditionelle, von Giora Feidman arrangierte
Klezmer-Weisen. Klassik, Jazz und folkloristische Stücke ergänzen das Programm ebenso wie Werke aus
der Feder seiner Musikerkollegen.
Das Trio mit Klarinette, Gitarre und Bass ist Feidmans Besetzung. Die Musiker treten miteinander in Wett-
streit, treiben sich gegenseitig an, ergänzen, was der andere begann, pointieren, imitieren, konterkarie-
ren die Sequenzen des Partnerinstruments – mit konzentrierter Ernsthaftigkeit und manchmal auch mit
dem Schalk im Nacken. „Unser Trio bildet mit dem Publikum ein Quartett“, sagt Feidman. „Und wenn
Sie den Spirit des Raumes einbeziehen, sind wir ein Quintett – in dieser Form nur einen Abend lang.“
Karten im Vorverkauf 25/ermäßigt 20 Euro bei allen Vorverkaufsstellen von Ticket Regional, der KSK Lis-
dorf und über den Förderverein Klingende Kirche, (Kartentelefon (0 68 31) 12 22 20. Eventuell Restkarten
zu 28 Euro an der Abendkasse.
(Vorankündigung in der Saarbrücker Zeitung vom 8.1.2015)
Weiteres Jahresprogramm:
Donnerstag, 7. Mai 2015, 20 Uhr		 Freitag, 17. Juli 2015, 20.30 Uhr
Chor und Orchesterkonzert mit dem 			 12. Lisdorfer Open-Air-Konzert	
Nationalchor Korea und Orchestre			 auf dem Kirchplatz
National de Lorraine
							 Sonntag, 22. Nov. 2015, 17.00 Uhr
25. – 27. Juni 2015					 Chor- und Orchesterkonzert
Europäische Orgelakademie				 mit der Chorgemeinschaft MGV Lisdorf
							 dem MGV Concordia Bous			
Sonntag, 28. Juni 2015, 18.00 Uhr		 Gabriele May – Alt, Armin Lamar - Orgel	
Orgelkonzert mit Prof. Michael			 Sinfonieorchester des Landkreises 	
Radulescu, Wien					 Kaiserslautern
16
Nachdem im 1. Bauabschnitt (BA) des Industrie-
gebietes „Lisdorfer Berg“ einige Straßen teilweise
fertig gestellt waren, mussten diese namentlich be-
nannt werden.
Die Gremien des Stadtrates sollten am 10.4.2014
über die Straßenbenennungen entscheiden; die
Sitzung wurde aber vertagt. Dem Vorschlag des
Heimatkundevereins, die Straßen nach den Ge-
wannbezeichnungen zu benennen, stand ein Be-
schluss des Stadtratsausschusses und Beirates für
Kultur vom 20.11.2013 entgegen, wonach „bei der
zukünftigen Benennung von Straßennamen mehr
verdiente Saarlouiser Frauen berücksichtigt werden
Zur Person Mary Lonsdorfer (1898 – 1969) aus Lisdorf
– Straße im Industriegebiet „Lisdorfer Berg“ wurde nach ihr benannt –
und um die Suche zu erleichtern, soll der Frauen-
historische Arbeitskreis in Saarlouis unter Leitung
von Dr. Claudia Wiotte-Franz mit einbezogen wer-
den.“ Dieser hatte eine ganze Reihe verdienstvoller
Saarlouiser Frauen aufgeführt, u.a. auch Else-Kla-
ra Schmidt geb. Klett, die letzte Eigentümerin der
Donner-Brauerei Saarlouis. Mary Lonsdorfer wurde
zunächst nicht erwähnt. Nach reiflicher Überlegung
kam man zu dem Schluss, jeweils zwei der vier Stra-
ßen nach den dortigen Lagebezeichnungen und
zwei nach verdienstvollen Saarlouiser Unterneh-
merinnen zu benennen. Neben Else-Klara Schmidt
wurde Mary Lonsdorfer ausgewählt, die 1969 als
17
1.Bauabschnitt des Industriegebietes „Lisdorfer Berg
Stadträtin plötzlich verstorben war und viele Jahre
eine Kohlen- und Baustoffhandlung in Lisdorf ge-
führt hatte. Am 23.7.2014 sollte die Angelegenheit
abschließend in den städtischen Gremien entschie-
den werden. Kurz zuvor hatte die SPD-Stadtratsfrak-
tion beantragt, die Straßen nach Mary Lonsdorfer
und Else Schmidt zu benennen. Aufgrund man-
gelnder Informationen über Mary Lonsdorfer wurde
der Lisdorfer Heimatkundler Heiner Groß gebeten,
in der Sitzung des Kulturausschusses und des Kul-
turbeirates der Stadt am 23.7.2014 eine Vita vorzu-
tragen. Sie ist nachfolgend abgedruckt.
In den betreffenden Sitzungen wurde sowohl im
Kulturausschuss als auch im Stadtrat einstimmig
beschlossen, die vier Straßen wie folgt zu benen-
nen (vgl. Lageplan):
Straße 1: Mary-Lonsdorfer-Straße (fertig)
Straße 2: Else-Schmidt-Straße (teilw. fertig)
Straße 3: Am Pitzberg (teilw. fertig)
Straße 4: Zum Geisberg (fertig)
Allerdings gab es bei den Beratungen im Kulturbei-
rat auch einige Gegenstimmen zu Mary Lonsdorfer
und Else Schmidt mit der Begründung, dass beide
Unternehmerinnen keinerlei Bezug hätten zu die-
sem Industriegebiet. Dies lässt sich zwar nicht leug-
nen, aber es besteht auch derzeit keine Möglichkeit,
Straßen nach beiden Frauen unternehmensnah
zu benennen. Außerdem lag die Zusicherung des
Stadtrates bereits seit 2013 vor, bei neuen Straßen-
namen künftig verdienstvolle Frauen aus Saarlouis
zu berücksichtigen. So kann man die Entscheidung
als folgerichtig bezeichnen. Zudem führten und
führen viele erfolgreiche und verdienstvolle Lisdor-
fer den Familiennamen Lonsdorfer, nicht alle mit
Mary Lonsdorfer verwandt. (hg)
Die 1969, knapp ein Jahr nach ihrer Wiederwahl
in den Stadtrat Saarlouis am 25.11.1969, plötzlich
und unerwartet verstorbene Mary Lonsdorfer (von
mir Tante Merä gerufen) war mir aufgrund meiner
verwandtschaftlichen Beziehung zu ihr (meine Tan-
te väterlicherseits - Anna Groß-Breininger aus der.
Gastwirtschaft Breininger - war mit ihrem Bruder,
dem Kaufmann und Besitzer der Lisdorfer Mühle
Adolf Heinrich Lonsdorfer verheiratet, die später
aus beruflichen Gründen nach Dortmund umzogen
und dann auch dort verstorben sind) und ab 1968
auch als Kollegin im Stadtrat und Kommunalpoliti-
kerin der SVP/CVP-Fraktion bestens bekannt. Auf-
grund von mehreren Nachfragen über die Person
Mary Lonsdorfer
Kauffrau und Inhaberin der Kohlen- u. Baustoff-Großhandlung Lonsdorfer in Lisdorf
Kommunalpolitikerin und Stadträtin der SVP/CVP-Fraktion von 1964 -1969
Ehrenmitglied des Bergmannvereins St. Barbara Lisdorf
Lageplan der Straßen im 1. Bauabschnitt
Mary Lonsdorfer, wodurch ich festgestellt habe,
dass die nunmehr bereits vor 45 Jahren im Alter
von 71 Jahren Verstorbene inzwischen weitgehend
unbekannt bzw. in Vergessenheit geraten ist, gebe
ich nachfolgend gerne folgende Informationen
über sie:
Anna Maria Elisabeth (Mary) Lonsdorfer wurde am
31.10.1898 als 7. und jüngstes Kind des Schiffers
und Kaufmanns Johann (Hans) Adam Lonsdorfer
(1856-1910) und seiner von der Lisdorfer Mühle
stammenden Ehefrau Angela (Aline) Louis (1864
-1927) in Lisdorf geboren. Nach der Volksschu-
le besuchte sie die Höhere Töchterschule (später
Mädchen-Gymnasium (RSG) in Saarlouis. Danach
18
war Mary, wie sie von ihren Eltern und Geschwis-
tern genannt wurde und sich selbst auch gerne
so bezeichnete, in der elterlichen Kohlen- und
Baustoffhandlung, die 1882 von ihrem Vater ge-
gründet wurde, tätig. Nach dem Tod ihres Vaters
in 1910 und ihrer Mutter in 1927 führte sie das
elterliche Geschäft gemeinsam mit ihrer älteren
Schwester Aline (1883-1949) und ihrem Bruder
Eduard (1890-1957), alle nicht verheiratet. Ab
1957 war Mary Alleininhaberin der Kohlen- und
Baustoffgroßhandlung bis zu ihrem plötzlichen
Tod am 25.11.1969.
Mary war zeit ihres Lebens besonders stolz auf ihre
Familien Lonsdorfer-Louis, die zweifelsohne sehr
geschäftstüchtig waren und schon vor mehr als
100 Jahren eine höhere Schulbildung und akade-
mische Ausbildung anstrebten. Eine ganze Reihe
ihrer Verwandten war tatsächlich weltweit beruflich
sehr erfolgreich. In Festschriften Lisdorfer Vereine,
die Mary Lonsdorfer maßgeblich mitfinanzierte,
ließ sie gerne von dem Lisdorfer Heimatkundler
Rektor Johann Görgen über Pioniere und Berühmt-
heiten aus ihrer Familie berichten.
Das Ansehen, das Mary zeitweise über Lisdorf hi-
naus genoss, war wesentlich dadurch begründet.
Das familiäre Umfeld möchte ich hier kurz schil-
dern. Zunächst ihre weiteren Geschwister:
Johann Adam Emilius (1884-1898) ist als Gymna-
siast verstorben.
Mathias Leo Wilhelm( 1886-1954) studierte nach
dem Abitur Bergbau, war im 1. Weltkrieg Offi-
zier (Hauptmann) und später Bergwerksdirektor in
Oberschlesien, nach dem 2. Weltkrieg Berghaupt-
mann im hessischen Wirtschaftsministerium in
Wiesbaden und ab 1950 „oberster Bergmann“ in
der saarländischen Landesregierung.
Adolf Heinrich (1888-1946) war Kaufmann und
Besitzer der Lisdorfer Mühle, aus der seine Mutter
stammte. Nach seiner Heirat mit Anna Groß-Brei-
ninger (eine Tante von Heiner Groß) zogen sie
nach Dortmund.
Heinrich (Heinz 1891-1916) hatte Staatswissen-
schaften studiert und ist 1916 als junger Offizier in
Verdun gefallen.
Weitere Personen aus ihrer Familie, deren Verwandt-
schaft sich Mary immer wieder rühmte, waren:
Ein Onkel mütterlicherseits war Johann Louis, Uni-
versitätsprofessor für assyrische Forschungen;	
Josef Lonsdorfer, ein Onkel väterlicherseits, zog
in die Schweiz und gründete die berühmten
„Lonstroff- Werke“ mit Betriebsstätten in La Chaux
des Fonds, Genf, Lausanne, Carrouge u. Aarau;
Nikolaus Lonsdorfer, ebenfalls ein Onkel väterli-
cherseits, war Direktor der „Orient-Bank“ in Kairo,
wurde in Berlin vom deutschen Kaiser mit dem „Ro-
ten Adlerorden“ ausgezeichnet. Er vermachte dem
städt. Museum Saarlouis mehrere Ausstellungsstü-
cke aus Ägypten;
Jakob Lonsdorfer, ein weiterer Onkel von Mary,
studierte ebenfalls Bergbau und Sprachen, war
Bergwerkdirektor in Südafrika und Niederlän-
disch-Indien. Von der holländischen Regierung ist
er als Administrator auf Borneo eingesetzt worden
und dort als Gerichtsvorsitzender während einer
Gerichtsverhandlung von einem Malayen ermor-
det worden. Er war ebenfalls Träger des deutschen
„Roten Adlerordens“.
Ein Neffe von Jakob Lonsdorfer(I) ebenfalls mit
dem Namen Jakob Lonsdorfer (II), war nach dem
Bergbaustudium ab 1910 Direktor der Kali-Gru-
ben im deutschen Elsass. Nach dem 1. Weltkrieg,
als das Elsass wieder französisch wurde, musste
er es verlassen. Danach war er Bergwerksdirektor
in Österreich. Ein Sohn von Jakob Lonsdorfer war
später Medizin-Professor an der Universität Straß-
burg. Zu ihm unterhielt der Verfasser bis vor kur-
zem einen engen Kontakt.
Leistungen der Mary Lonsdorfer:
Sie hat über 42 Jahre (1927 -1969) in ihrer Koh-
len- und Baustoffgroßhandlung in der Provinzial-
straße mit eigenem Kleinbahnanschluss in Lisdorf
„ihren Mann“ gestanden. Obwohl seit dem Tod ih-
rer geschäftstüchtigen Mutter Aline in 1927 sie das
1882 von ihrem Vater gegründete Unternehmen
gemeinsam mit ihrer älteren Schwester Aline und
ihrem älteren Bruder Eduard führte, war Mary die
„Chefin“. Sie war eine sprech- und sprachgewand-
te couragierte Frau, die leicht in „Rage“ zu brin-
gen war und dann in bester Lisdorfer Mundart eine
Kanonade von Schimpfwörtern lospolterte, ohne
allerdings verletzend und nachtragend zu sein. Im
Stadtrat hat sie sich allerdings merklich zurückge-
halten. Das Deftigste, was ich dort von ihr gehört
hatte, war der Ausspruch: „Sen dat lo Lompen!“
über einige Kollegen ihres Koalitionspartners SPD,
mit der sie seit 1964 in einer Stadtratskoalition ver-
bunden war. Mir ist noch gut ein Erlebnis aus dem
Bergstollen Rosenthal in Erinnerung. Mary Lons-
dorfer war gegen Ende des 2. Weltkrieges, als
die Kriegshandlungen und die Bombardierungen
immer heftiger wurden, mit ihrer Familie, eben-
so wie meine Familie, in den Stollen Rosenthal
geflüchtet. Als sich die heranrückenden amerika-
nischen Soldaten bis an den Stollen vorgekämpft
hatten, befürchtete man bei den annähernd 1000
Stolleninsassen, darunter auch desertierte deut-
sche Soldaten, ein Massaker. Um das zu verhin-
dern, stellten sich einige beherzte ältere Männer
und Mary Lonsdorfer mit weißen Betttüchern als
Ergebenheitszeichen an die Stolleneingänge. Mary
Lonsdorfer konnte die zunächst sehr misstrauischen
GI's mit ihren guten englischen Sprachkenntnissen
19
überzeugen, dass sie von den Stolleninsassen
nichts zu befürchten hätten. Auch bei der anschlie-
ßenden Stollenübergabe war Mary Lonsdorfer auf-
grund ihrer englischen Sprachkenntnisse und ihres
couragierten Auftretens eine wertvolle Hilfe. Einige
Jahre nach dem Krieg wollte Mary Lonsdorfer
zum Gedenken an die zahlreichen Todesopfer
im Stollen über diesem eine Kapelle mit Spen-
dengeldern bauen lassen. Obwohl schon einige
Spenden eingegangen waren, ist es dazu leider
nicht gekommen.
Erst 1964, als Mary bereits 66 Jahre war, trat sie
in die aktive Kommunalpolitik ein. Als Mitglied
der SVP/CVP gehörte sie von 1964 bis 1968 dem
Stadtrat an und wurde 1968 wieder gewählt. Doch
schon knapp ein Jahr später ist sie plötzlich und
unerwartet verstorben. Im Stadtrat setzte sie sich
besonders für den Bau der Stadtgartenhalle und
des Hallenbades und insbesondere für den Bau
des städtischen Altenheimes ein.
Ihr Stadtteil Lisdorf und seine kommunalen Anlie-
gen, wie die Baulandschaffung, und die Wünsche
der Lisdorfer Bauernschaft lagen ihr besonders am
Herzen. So engagierte sie sich für den Erhalt der
Gartenreihen als Gemüseanbaugebiet und des
Lisdorfer Berges für die Landwirtschaft. Aufgrund
ihrer nur kurzen Zeit im Stadtrat (1964-1969)
konnten viele ihrer kommunalen Wünsche zu ihren
Lebzeiten nicht erfüllt werden.
Mary Lonsdorfer unterstützte über viele Jahre die
Lisdorfer Vereine durch großzügige Spenden. Ins-
besondere dem Bergmannsverein fühlte sie sich
aufgrund ihres Geschäftes und den nahen Ver-
wandten, die im Bergbau weltweit eine dominie-
rende Rolle gespielt haben, besonders verpflichtet.
Der Lisdorfer Bergmansverein ernannte sie zu sei-
nem Ehrenmitglied.
Als sie 1969 zu Grabe getragen wurde, erwies ihr
eine große Trauerschar die letzte Ehre. Sie wur-
de in die Erbbegräbnisstätte der Familie Lonsdor-
fer-Louis nahe dem Ehrenmal auf dem Lisdorfer
Friedhof beigesetzt.
Auf ihrem Grabstein steht:
Mary Lonsdorfer, 1898-1969, Stadträtin,
Initiatorin des Altenheims Saarlouis.
Beerbt wurde Mary Lonsdorfer von ihrer jahre-
langen Haushälterin Hildegard Theis aus Lisdorf,
die kurz nach dem Tod von Mary den verwitweten
Schulrektor Peter Prümm heiratete.
Die Grabstelle von Mary Lonsdorfer wird von ei-
ner Nichte ihrer Erbin Hildegard Prümm-Theis, die
auch dort bestattet ist, unterhalten.(hg)
Die Ehrenbürger der Stadt Saarlouis
1880	 Nikolaus Adolph de Galhau, Gutsbesitzer und Ehrenbürgermeister von Wallerfangen
1925	 Alexander Subtil, Pastor und Dechant in Saarlouis
1933	 Paul von Hindenburg, Reichspräsident
1933	 Adolf Hitler, NSDAP-Vorsitzender und Reichskanzler
1937	 Dr. Wilhelm Frick, Reichsinnenminister (am 6.10.1946 als Kriegsverbrecher hingerichtet). Nach seiner 		
	 Verurteilung als Kriegsverbrecher wurde ihm von Rechts wegen die Ehrenbürgerschaft aberkannt.
1950	 Gilbert Grandval, franz. Hochkommissar im Saarland
1950	 Johannes Hoffmann, Ministerpräsident des Saarlandes, CVP-Chef
1950	 Dr. med. Kurt Neugebauer aus Fraulautern
1950	 Dr. med. Jakob Hector aus Saarlouis
1952	 Heinrich Unkel, Pastor und Dechant in Saarlouis, Ehrendomherr
1953	 Josef Spengler, Pastor und Dechant in Lisdorf
1953	 Carl Roderich Maria Richter, Pfarrer und Heimatforscher in Saarlouis
1953	 Mathias Prümm, Schulrektor aus Roden
1956	 Paul von Lettow-Vorbeck, General und Kommandeur der deutschen Truppen in Ostafrika
1961	 Johannes Peter Hafner, 1. Beigeordneter der Stadt Saarlouis aus Roden
1973	 Hubert Linster, Gründer und Gesellschafter von DSD aus Roden
1995	 Hans Welsch, Gründer und Gesellschafter von DSD aus Lisdorf
1995	 Rolf Weber, Betriebsratsvorsitzender bei Ford aus Hülzweiler
2009	 Joel Batteux, Bürgermeister der Partnerstadt St. Nazaire
2013	 Erich Pohl, Schulrektor, Beigeordneter der Stadt aus Fraulautern
2014	 Esther Bejarano, KZ-Überlebende, Musikerin und Autorin aus Hamburg
Von den Ausgezeichneten leben nur noch die vier Letztgenannten. Die übrigen 17 Ehrenbürger sind ver-
storben, wodurch ihr Ehrenbürgerrecht erloschen ist. Nach § 23 KSVG kann das Ehrenbürgerrecht an Per-
sönlichkeiten verliehen werden, die sich um die Stadt besonders verdient gemacht haben.
20
Esther Bejarano (Hamburg) neue Ehrenbürgerin von Saarlouis
Am 29.November 2014 wurde Esther Bejarano
(89) im Rahmen eines Festaktes im Saal der Ka-
serne VI von Oberbürgermeister Roland Henz und
Bürgermeisterin Marion Jost die Ehrenbürgerschaft
der Stadt Saarlouis verliehen. Der Stadtrat hatte
einstimmig einen entsprechenden Beschluss ge-
fasst. Esther Bejarano wurde am 15.Dezember
1924 in Saarlouis als Tochter des Kantors Rudolf
Loewy und seiner Ehefrau Margarethe geb. Hey-
mann geboren. Als sie ein Jahr war, zog sie mit
ihren Eltern und drei Geschwistern nach Saar-
brücken, wo ihr Vater Oberkantor der jüdischen
Gemeinde wurde. Ihre Eltern und eine Schwester
wurden von den Nazis ermordet. Eine Schwester
und ihr Bruder konnten nach Palästina bzw. in die
USA fliehen. Esther überlebte die NS-Vernichtungs-
lager, ging nach ihrer Befreiung für 15 Jahre nach
Israel, kehrte aus gesundheitlichen Gründen nach
Deutschland zurück und lebt seither in Hamburg.
2013 brachte sie ein Buch unter dem Titel „Esther
Bejarano – Erinnerungen“ heraus. Nachfolgend
drucken wir einen genehmigten Presse-Bericht über
die Verleihung der Ehrenbürgerschaft an Esther Be-
jarano ab. Mit ihr wurde erstmals in Saarlouis eine
Frau zur Ehrenbürgerin. Der Vorschlag kam vom
Frauenbeirat der Stadt.(hg)
Abdruck aus „Die Woch“ vom 13.12.2014
21
100 Jahre nach Beginn des 1.Weltkrieges
Große Ausstellung des Rodena Heimatkundevereins Roden e.V. mit Vortragreihe
Im abgelaufenen Jahr hat sich der Beginn des
1.Weltkrieges zum 100. Mal gejährt. Zu diesem
Anlass fand in der Zeit vom 8. November bis 14.
November 2014 eine Ausstellung in Victor‘s Resi-
denz Hotel Saarlouis statt.
Fast 500 schwarz/weiß Bilder, Landkarten und zum
Teil original Postkarten aus privaten Nachlässen
wurden ausgestellt. Mehr als ein halbes Jahr wur-
den Negative zusammengetragen, gesichtet und
aufwändig bearbeitet. Die Qualität der oft sehr
schlechten Vorlagen konnte durch das Bearbeiten
erheblich verbessert werden. Auf elf verschiedenen
Thementafeln wurden die geschichtlichen Hinter-
gründe erklärt. Durch regionale Fotos und zum Teil
noch original erhaltene Postkarten der Kriegszeit,
wurde die Geschichte so fast greifbar gemacht.
Porträts, Bücher, Sammelalben luden zum Betrach-
ten ein. In Vitrinen wurden Pickelhauben, Orden,
Kinderspielzeug Feldflaschen usw. ausgestellt.
Die offizielle Eröffnungsansprache wurde vom
Schirmherrn der Ausstellung, dem französischen
Generalkonsul Fréderic Joureau, gehalten. Fréderic
Joureau wies daraufhin, dass diese Ausstellung die
Gelegenheit biete, einen neuen, einmaligen Blick auf
das Geschehen des ersten Weltkrieges zu werfen.
Oberbürgermeister Roland Henz dankte in seiner
Rede den Veranstaltern für ihr Engagement, eine
solch umfangreiche Ausstellung die zum Erinnern,
Gedenken und Mahnen anregt, auf die Beine ge-
stellt zu haben. Der 1.Weltkrieg veränderte die Welt
durch eine zuvor noch nie dagewesene Brutalität.
Ganze Ländereien wurden von Bomben verwüs-
tet, Landstriche durch Giftgas verseucht, Familien
wurden getrennt und Lebensträume jäh zerstört.
Millionen Soldaten und Zivilisten verloren inner-
halb dieser vier schrecklichen Jahre ihr Leben. Al-
leine in Deutschland und Frankreich waren es über
drei Millionen Soldaten, welche in mörderischen
„Ausblutungsschlachten“ starben.
Für die Festungsstadt Saarlouis, welche dem gren-
züberschreitenden Netzwerk der „Festungsstädte
der Großregion“ angehöre, sei es ein besonderes
Anliegen die Geschichte mit aufzubereiten. Die ge-
meinsame Vergangenheit zeige, dass es möglich
sei von früheren Feinden zu jetzigen Freunden zu
werden. Begleitet wurde die Vernissage durch die
Darsteller des Vereins „Die alte Armee“, welche in
historischen Uniformen die Militärische Epoche der
Soldatenuniform von 1864 bis 1918 darstellten.
Mehrere Vorträge unter der Regie des Stadtverban-
des der heimathistorischen Vereine in Saarlouis
begleiteten die sehr interessante und informative
Ausstellung, für die in erster Linie die Vorsitzende
des Rodena-Vereins, Rosa-Maria Kiefer-Paulus,
verantwortlich zeichnete.
Folgende Vorträge wurden gehalten:
Dr. Eva Kell: „Der 1.Weltkrieg – Urkatastrophe des
20.Jahrhunderts“
Volker Felten: „Die reitende Abteilung des 1. Rhein. Feld-
art.-Reg. Nr.8 von Holtzdorff im Kriegseinsatz 1914“
Hauptmann D. Ruffing: „1914-2014 Vergleich zwi-
schen Großer Krieg und neuen Konflikten“
Oberstabsfeldwebel d.R. J. Paschek: „Die Dreißiger
4. Rhein. Inf.-Reg. Graf Werder“
Historiker Helmut Grein: „Wirtschaftliche Auswir-
kungen des 1.Weltkrieges auf Saarlouis“
OB Roland Henz bei seiner Rede mit Rodena-Vorsitzenden Rosa-Marie Kiefer Paulus und Personen in historischen Uniformen
22
Schicksalsentscheidung im 2.Weltkrieg an der Ostfront
Justizrat Dr. Werner Beaumont, 1922 als ältestes
von vier Kindern des Kaufmanns Gustav Baumont
und seiner Ehefrau Magda geb. Savelkouls (Tex-
tilgeschäft Beaumont und Sporthaus Metropol) in
Saarlouis geboren, sollte als blutjunger 19jäh-
riger Soldat in Russland eine Entscheidung auf
Leben und Tod treffen, die der jetzt sehr rüstige
92jährige bis heute nicht vergessen hat. In der
SZ-Ausgabe vom 22./23. Februar 2014 berichte-
te er darüber. Aus Anlass des vor 70 Jahren be-
endeten 2.Weltkrieges haben wir Dr. Beaumont
gebeten den SZ-Artikel in unser Heimatblatt zu
übernehmen. Dieser Bitte hat er und auch die SZ
vorbehaltlos zugestimmt.
Zunächst eine kurze Biographie von ihm. In der
Evakuierung 1940 in Hagen/Westfalen macht er
sein Abitur. Danach Einberufung zum Wehrdienst.
Sein beabsichtigtes Jura-Studium musste er auf-
schieben. Als Funker bei einer Reiterschwadron
kam er an die Ostfront nach Russland. Dort hat
sich das Ereignis im Dezember 1941 zugetragen,
über das Werner Beaumont nachfolgend berichtet.
In der Folge zog er als Funker auf dem Rücken
eines Pferdes seiner Aufklärungsabteilung mit
den vormarschierenden deutschen Truppen etwa
3000 km bis an die Wolga nach Stalingrad. Am
23. Oktober 1942 ereilte ihn ein harter Schick-
salsschlag. Er tritt auf eine Mine, die seinen lin-
ken Unterschenkel zerfetzt. In einem Feldlazarett
hinter der Front wird ihm der linke Unterschenkel
amputiert. Mit anderen schwer Kriegsverletzten
wird er unter Beschuss durch russische Flugzeuge
nach Deutschland transportiert. Dieser abenteuerli-
che Heimtransport dauerte bis Weihnachten 1942.
Nachdem ihm eine Beinprothese angepasst wurde,
ist sein Fronteinsatz zunächst vorbei. Er wird zum
Jura-Studium nach Heidelberg beurlaubt, doch erst
am 11. März 1945 wird er aus der Wehrmacht ent-
lassen. Sein Jura-Studium schließt er 1947 an der
Universität Heidelberg mit dem Doktorgrad und
dem 1.Staatsexamen ab. Das Rechts-Refendariat
beginnt er in Heidelberg und bendet es in Saar-
brücken, wo er sich anschließend als Rechtsanwalt
niederlässt und mehr als 40 Jahre als erfogreicher
Anwalt tätig ist. Für seine Verdienste wurde ihm
der Ehrentitel „Justizrat“ verliehen.1997 kehrte er
als Ruheständler nach Saarlouis zurück. Dr. Wer-
ner Beaumont war mit einer vor einiger Zeit ver-
storbenen Saarlouiserin verheiratet, mit der er zwei
Söhne und eine Tochter hat. Seine Kriegserlebnisse
hat er in mehreren Veröffentlichungen verarbeitet.
Auch genealogisch war er tätig; die Geschichte sei-
ner Saarlouiser Familie Beaumont hat er vor mehr
als 20 Jahre verfasst.
Nun sein SZ-Bericht unter dem Titel „Schicksalsent-
scheidung in Muron“ (hg)
Dr. jur. Werner Beaumont ist ein erfolgreicher
Jurist aus Saarlouis, der lange Zelt eine Kanzlei
führte. Heute ist er in Rente. Unvergessen geblie-
ben ist ihm eine Geschichte, die er als 19-Jähriger,
damals Soldat im Einsatz in Russland, erlebte. Er
sah sich unversehens mit einem Befehl konfron-
tiert, der einem „Mord auf Bestellung“ gleichkam
– was tun? Verweigern mit der Konsequenz selbst
standrechtlich erschossen zu werden? Eine Ge-
wissensentscheidung…
Im Dezember 1941 als sich die Ereignisse bega-
ben, die mein Leben veränderten, war ich – 19 Jah-
re alt – als berittener Funker Mitglied eines etwa
30 Mann starken Nachrichtenzugs. Nachdem die
spätherbstliche Schlammperiode ein weiteres Vor-
dringen unmöglich gemacht hatte, wurde uns der
Befehl erteilt, uns in einem Dorf namens Murom
südöstlich von Bjelgorod zu verschanzen und uns
aufs Überwintern einzurichten. Bjelgorod ist ein
Städtchen ungefähr auf halber Höhe zwischen
Kursk und Charkov gelegen. Für uns „Nachrich-
tenfüchse“ begann damit eine aufreibende Tä-
tigkeit. Nicht nur musste die Telefonverbindung
von Quartier zu Quartier und zur Telefonzentrale
Justizrat Dr. Werner Beaumont
23
gelegt werden. Es galt auch, das durch einen dich-
ten Wald zum Vorposten am Donez provisorisch
verlegte Telefonkabel immer wieder zu reparie-
ren, das recht häufig durch russische Kommandos
zerschnitten wurde. Als wir eines späten Abends
von einem Einsatz dieser Art zurückkehrten be-
merkten wir auf dem Dorfplatz einen frisch er-
stellten Galgen.
Hinrichtung angeordnet
Unsere Kameraden berichteten, bereits am Vortag
sei von der Bevölkerung die Anwesenheit einer
Kommissarin – andere sprachen von einer Spio-
nin – gemeldet worden. Eine Festnahme sei inzwi-
schen erfolgt. Das „rote Flintenweib“ habe auch
mit etwas Nachhilfe gestanden, die Hinrichtung
durch Erhängen sei bereits angeordnet. Wahr-
scheinlich am Sonntag, also in drei Tagen.
Früh am nächsten Morgen war Appell. Der Lei-
ter unseres Nachrichtenzugs, ein Leutnant V.,
unterrichtete uns offiziell von dem, was wir ru-
dimentär bereits erfahren hatten. Die Durchfüh-
rung der Hinrichtung sei dem Nachrichtenzug
übertragen worden. Er brauche noch jemand, der
den eigentlichen Erhängungsvorgang ausführen
würde. Und dann wörtlich „Wer ist der Jüngste
bei uns?“ Ich meldete mich. „Gefreiter Beaumont,
Sie erhalten hiermit den Befehl, die Exekution,
die unter Leitung eines Unteroffiziers des Stabes
erfolgt, durchzuführen. Nähere Instruktionen er-
halten Sie gleich. Bleiben Sie mal noch da. Alles
andere: Wegtreten!“
Von allen guten Geistern verlassen
Ich war wie vom Donner gerührt. Mir wurde
schwindelig. Ich sollte also jemand eigenhändig
umbringen, eine junge Frau, die mir nie etwas ge-
tan hatte. Nein, ich konnte das nicht. Ich war völ-
lig durcheinander. Wie durch einen Nebel, sah ich
das Gesicht meines Vorgesetzten näher kommen.
„Was ist denn mit Ihnen los? Ist Ihnen nicht gut?
Sie sind ja ganz bleich.“ – „Ich kann das nicht tun,
Herr Leutnant. Wirklich nicht… Bitte. So stotter-
te ich irgend etwas daher. Ich verwies auf meine
religiöse Einstellung und auf vieles andere, was
es mir unmöglich mache, einen Tötungsbefehl
außerhalb eines Kampfeinsat­zes zu befolgen. Ich
hätte sonst das Gefühl, einen Mord zu begehen.
„Was? Sie wagen es, die Rechtmäßigkeit eines
Führerbefehls anzuzweifeln. Hab ich richtig ge-
hört? Sie sprechen von Mord. Sind Sie denn von
allen guten Geistern verlassen? Befehlsverwei-
gerung vor dem Feind! Sind Sie sich darüber im
Klaren, was das für Sie bedeutet?“ Ich wollte et-
was erwidern. Er donnerte sofort: „Sie reden sich
um Kopf und Kragen!“ Dann nach einer kleinen
Pause: „Was soll ich nur mit Ihnen machen? Was
wollen Sie denn mal werden?“ – „Ich will Jura
studieren.“ „Ach du lieber Gott, auch das noch.
Also, ich halte Ihnen Ihre Jugend zugute. Darum
betrachte ich diese Unterredung als nicht erfolgt.
Ich müsste sonst Meldung machen. Und das kann
nicht in Ihrem Sinne sein. Es bleibt selbstverständ-
lich bei meinem Befehl! Einzelheiten erfahren Sie
später. Und jetzt verschwinden Sie!“
Wie benommen kehrte ich zu meiner Arbeit in die
Telefonzentrale zurück. Ich war völlig verwirrt.
Ich hatte das Bedürfnis mit irgendjemand über
meine innere Not zu sprechen. Aber mit wem
nur? Einen Feldgeistlichen hatten wir nicht in der
Nähe, er wurde erst für die kommende Woche er-
wartet. Meine seelische Spannung war kaum zu
ertragen. Wohin nur?
Ein Besuch beim Stabsarzt
Nach meiner Ablösung am Vermittlungskasten
eilte ich zur der Kate, in der unter Leitung von
Stabsarzt Dr. Hoffman ein Krankenrevier einge-
richtet worden war. Dr. Hoffmann stammte aus
Wiesbaden. Eine Persönlichkeit Ende der Vier-
ziger, ausgezeichnet mit dem EK I wegen seines
stets vorbildlichen Einsatzes bei der Bergung von
Verwundeten. Jedenfalls fasste ich mir ein Herz
und bat um eine Unterredung unter vier Augen.
Mit einer Handbewegung schickte er die beiden
anwesenden Sanitätsgefreiten vor die Tür. „Was
gibt‘s?“ Stotternd trug ich vor, was mich be-
drückte. Ich wolle nur einen väterlichen Rat in
meiner seelischen Not. Er sei der einzige ältere
Offizier, an den ich mich wenden könne. Er sei
im Alter meines Vaters, darum hätte ich rück-
haltloses Vertrauen zu ihm – irgendwann brach
ich ab. Ein Kloß im Hals machte mir das Spre-
chen unmöglich. Ich spürte, wie mir die Tränen
in die Augen traten.
Die ganze Zeit über stand er da und sagte kein
einziges Wort. Er starrte mich nur unverwandt
an. Dann plötzlich: „Machen Sie mal den Ober-
körper frei!“ Ich gehorchte etwas verwirrt. Er hör-
te mich ab. Dann griff er nach meiner Hand und
zählte den Puls. „Öffnen Sie den Mund!“ Mit dem
Stiel eines Löffels drückte er meine Zunge runter
und leuchtete mit einer Taschenlampe in meine
Mundöffnung. Dann: „Sie können sich wieder an-
kleiden. Anschließend belegen Sie im Nebenraum
die hinterste Pritsche. Dreimal am Tag messen
Sie unter den Achseln das Fieber! Alles weitere
24
erfahren Sie vom Sani.“ Ich wollte etwas erwi-
dern. Er ließ mich jedoch gar nicht erst zu Wort
kommen. „Nein, nein, ich will nichts hören. Sie re-
den zu viel. Was Sie noch wissen müssen, werden
Sie jetzt er fahren, wenn ich mit Ihrem Vorgesetz-
ten telefoniere. Sie können ja mithören.“
Er ging zum Apparat. Über die Vermittlung ver-
langte er eine Verbindung mit Leutnant V. „Bei
mir ist der Gefreite Beaumont. Ich werde ihn hier
behalten müssen. Anzeichen von Fleckfieber, bin
aber in der Diagnose nicht ganz sicher. Es ist der
erste Fall dieser Art. Darum werde ich noch ei-
nen Kollegen von der Division kontaktieren. Bis
zur Klärung strengste Quarantäne. – Was sagen
Sie da? Nein, auf keinen Fall. Auch nicht für eine
Stunde. – Was Sie glauben oder nicht glauben, in-
teressiert mich nicht. Der Mann bleibt bis zur Klä-
rung in strengster Isolierung. Ende.“ Ich stotterte
ein paar Dankesworte. Er schnitt mir sofort das
Wort ab. „lch will nichts hören. Sie reden zuviel,
das hab ich Ihnen schon einmal gesagt.“
Am Montagmorgen nach der Hinrichtung bestell-
te er mich zur Untersuchung. Anschließend ging
er zum Apparat und ließ sich mit Leutnant V. ver
binden. „Ich habe den Gefreiten Beaumont eben
gesund geschrieben. Das mit der Fleckfieberer-
krankung war eine Fehldiagnose. Wahrscheinlich
ein grippaler Infekt, der mich irritiert hatte. Emp-
fehle zwei Tage Innendienst, alsdann wieder voll
einsatzfähig. – Wie bitte? Sie glauben mir nicht?
Das ist Ihre Sache. Ja wohl, ich trage die volle Ver-
antwortung. Ich habe bekanntlich einen breiten
Rücken. Ende.“ Und dann bin ich zurück zu Leut-
nant V. Ich hatte ganz weiche Knie. Auf Grund des
Telefongesprächs erwartete ich ein Donnerwet-
ter. Erst sagte Leutnant V. gar nichts und starr-
te mich nur an. Dann, mit einer Andeutung von
wohlwollendem Grinsen: „Ich habe Sie offenbar
unterschätzt, Gefreiter Beaumont. Soviel Findig-
keit habe ich Ihnen – ehrlich gesagt – nicht zuge-
traut. Denn dass Sie krank waren, das glauben Sie
doch selber nicht.“Er machte eine Pause.
Ende der Militärkarriere
Dann fuhr er in einem anderen Ton fort: „Ande-
rerseits bin ich Ihnen eigentlich ganz dankbar.
Denn Sie hatten mich doch in einen ziemlich
schweren Ge­wissenskonflikt gestürzt. Ich habe
mir vorgeworfen, nicht nach Freiwilligen gefragt
zu haben, was ich dann natürlich nachgeholt
habe. Zu meiner Überraschung meldeten sich
gleich sechs Mann.“ – „Sechs Mann! Freiwillig?“
– „Ich hab Sie nicht um Ihre Meinung gefragt. Ja,
sechs Mann. Oberge­freiter L. wurde dann von mir
bestimmt. Aber, das sehen Sie doch ein, dass ich
einen gege­benen Befehl nicht rückgängig machen
konnte. Und damit genug von der Sache. Ihre Fin-
digkeit können Sie übrigens am Mittwoch unter
Beweis stellen. Sie sind eingeteilt, mit Funkgerät
einen Spähtrupp an den Donez zu begleiten. Und
nun verschwinden Sie! Halt, noch eins: Ihre mili-
tärische Karriere, sollten Sie je eine gehabt haben,
ist beendet.“
Werner Beaumont, 1942 Reiterschwadron und Motorrad der „Schweren Schwadron“ Sommer 1941
Der Krieg!
„Wenn man ihn, wie ich, aus der Nähe gesehen
hat, kann man nur tiefe Abscheu vor ihm haben.
Er ist die schlimmste Geißel der Menschheit, und
sicher muss man alles tun, um ihm zu vermeiden
Helmuth von Moltke
25
Mit Nikolaus Groß
(1898-1945) stellen wir
ein Opfer des Nazi-Re-
gimes vor, der nicht nur
meinen Familiennamen
trug, sondern auch mit
meinem in Dortmund
lebenden Onkel Adolf
Groß (1900-1969) über
viele Jahre befreundet
war.
Nikolaus Groß war
ein christlicher Ge-
werkschaftler aus dem Ruhrgebiet, der am 23.
Januar 1945, also vor jetzt genau 70 Jahren, als
Hitler-Gegner in Berlin-Plötzensee hingerichtet und
2001 vom Vatikan seliggesprochen wurde. Ob-
wohl eine in der Trägerschaft des Bistums Trier ge-
führte Schule in Lebach seinen Namen trägt, ist er
hier ziemlich unbekannt.
Nikolaus Groß wurde 1898 in Niederwenigen in
Nordrhein-Westfalen in einer streng katholischen
Familie geboren. Er war Messdiener und in der ka-
tholischen Jugend aktiv tätig. Nach der Schulzeit
arbeitete er im Bergbau. Nach der Schicht nahm
er jede Gelegenheit war, um sich fortzubilden. Als
19jähriger trat er dem christlichen Gewerkschafts-
verein der Bergleute bei und wurde schon bald
Gewerkschaftssekretär. Aufgrund seiner Wort- und
Schriftgewandheit wurde er Mitarbeiter und später
Schriftleiter der „Westdeutschen Arbeiterzeitung“,
dem Organ der Katholischen Arbeiterbewegung.
Seit 1927 warnte er eindringlich vor Hitler und der
NSDAP. Auch nach deren Machtübernahme 1933
blieb er seinen Grundsätzen treu. 1938 wurde
seine Zeitung von den Nazis verboten, seine ka-
tholisch geprägte christliche Gewerkschaft bereits
davor. Mehrfach wurde er von der Gestapo festge-
nommen und verhört. Später schloss er sich dem
„Kölner Kreis“ an, einem Netz christlicher Wider-
standskämpfer, dem auch Konrad Adenauer ange-
hörte, die an einer politischen Neuordnung nach
einem möglich Sturz Hitlers arbeiteten. Nach dem
misslungenen Attentat auf Hitler am 20. Juli 1944
wurde auch Nikolaus Groß verhaftet und vor dem
Volksgerichtshof in Berlin angeklagt. Dessen Präsi-
dent Roland Freisler, ein Teufel in Richterrobe, den
Nikolaus Groß mehrfach publizistisch bloßgestellt
hatte, verurteilte ihn am 15. Januar 1945 zum
Einer von Millionen, den Hitler und seine Schergen
auf dem Gewissen haben
Er musste für seine Überzeugung sterben
Tode durch Erhängen. Freisler begründete seinen
Urteilsspruch mit den Worten: „Er schwamm mit
im Verrat, muss folglich auch darin ertrinken.“ Das
Todesurteil wurde am 23. Januar 1945 vollstreckt.
Am 8. Mai 1945 war der Krieg vorbei. Hitler und
andere haben sich ihrer Verantwortung durch
Selbstmord entzogen.
Nikolaus Groß war zeit seines Lebens ein tief-
gläubiger Katholik, der auch nach der Machter-
greifung der Nazis und seiner Inhaftierung und
seinemProzess seinen Grundsätzen bis in den Tod
treu geblieben ist.
Zwei Tage vor seiner Hinrichtung schrieb er einen
Abschiedsbrief an seine Frau und seine sieben
Kinder, in dem seine standhafte Haltung und sein
tiefer Glaube besonders deutlich werden. Auszugs-
weise drucken wir diesen Brief ab.
Am 21. Januar 1945 verfasste Nikolaus Groß einen
Abschiedsbrief an seine Frau Elisabeth und seine
sieben Kinder. Zwei Tage später wurde er in Plöt-
zensee erhängt.
Der Inhaftierte beginnt: „Es ist Agnestag, an dem
ich diesen Brief schreibe, der Euch künden wird,
dass der Herr mich gerufen hat. Vor mir stehen
Eure Bilder und ich schaue jedem lange in das
vertraute Angesicht. Wie viel hatte ich noch für
Euch tun wollen der Herr hat es anders gefügt.
Der Name des Herrn sei gepriesen. Sein Wille
soll an uns geschehen. Fürchtet nicht, dass ange-
sichts des Todes großer Sturm und Unruhe in mir
sei. Ich habe täglich immer wieder um die Kraft
und Gnade gebeten, dass der Herr mich und Euch
stark mache, alles geduldig und ergeben auf uns
zu nehmen, was er für uns bestimmt oder zuge-
lassen. Und ich spüre, wie es durch das Gebet in
mir still und friedlich geworden ist.“
Groß schildert: „Manchmal habe ich mir in den
langen Monaten meiner Haft Gedanken darü-
ber gemacht, was wohl einmal aus Euch werden
möge, wenn ich nicht mehr bei Euch sein könnte.
Längst habe ich eingesehen, dass Euer Schick-
sal gar nicht von mir abhängt. Wenn Gott will,
dass ich nicht mehr bei Euch sein soll, dann hat
er auch für Euch eine Hilfe bereit, die ohne mich
wirkt. Gott verlässt keinen, der Ihm treu ist, und
Er wird auch Euch nicht verlassen, wenn Ihr
Euch an Ihn haltet.“
Seine Familie fordert er auf: „Habt keine Trauer
26
um mich. Ich hoffe, dass mich der Herr annimmt.
Hat er nicht alles wunderbar gefügt! Er ließ mich
in einem Hause, in dem ich auch in der Gefangen-
schaft manche Liebe und menschliches Mitgefühl
empfing. Er gab mir über fünf Monate Zeit, mich
auf die Heimholung vorzubereiten. Ja, er tat viel
mehr: Er kam zu mir im Sakrament, oftmals, um
bei mir zu sein in allen Stürmen und Nöten, be-
sonders in der letzten Stunde. Alles das hätte ja
auch anders sein können. Es war nur wenig dazu
nötig. Ich brauchte, wie viele andere nach dem
Angriff vom 6. Oktober, nur in ein anderes Haus
verlegt werden und ich hätte vieles und Entschei-
dendes nicht empfangen. Muss ich nicht Gottes
weise und gnädige Fügung preisen und ihm Dank
sagen für seine Güte und väterliche Obhut? So
menschlich schwer und schmerzlich mein frühes
Scheiden auch sein mag. Gott hat mir damit ge-
wiss eine große Gnade erwiesen. Darum weinet
nicht und habt auch keine Trauer; betet für mich
und danket Gott, der mich in Liebe gerufen und
heimgeholt hat.“
Mein Onkel Adolf Groß wurde 1900 als mittlerer
Sohn der Eheleute Peter Groß und Anna geb. Brei-
ninger im Gasthaus Breininger (Breydasch-Wirt-
schaft) in Lisdorf geboren. Sie führten von 1896 bis
1913 das Gasthaus. Nachdem seine Mutter nach
der Geburt von Heinrich 1906 im Kindbett starb
und ihr Mann Peter Groß ihr 1912 folgte, kamen
Adolf (12) und Heinrich (6) zu Onkel und Tante,
deren Ehe kinderlos war, auf die Holzmühle. Die
älteren Geschwister Peter, Anna und Katharina wa-
ren bereits aus dem Haus. 1920 ging Adolf Groß
mit seiner Schwester Anna, die mit dem Lisdor-
fer Kaufmann und Mühlenbesitzer Adolf Heinrich
Lonsdorfer (ein Bruder von Mary Lonsdorfer) ver-
heiratet war, nach Dortmund. Als Schlossergeselle
fand Adolf Groß dort sofort Arbeit im Hoesch-Kon-
zern, in dem er bis zu seiner Pensionierung 1965
arbeitete, zuletzt als Sicherheitschef im Range ei-
nes Direktors. Als Gewerkschaftler hat mein Onkel
Adolf Groß Ende der zwanziger Jahre Nikolaus
Groß in Dortmund kennen- und schätzen gelernt.
Sie freundeten sich an, zumal beide Gegner von
Hitler und den Nazis waren. Nach der Verhaf-
tung von Nikolaus Groß knöpfte sich die Gestapo
auch meinen Onkel vor, allerdings mussten sie ihn
wieder freilassen, da sie ihm nichts nachweisen
konnten und die Leitung seines Werkes, das auch
Kriegsmaterial produzierte, für ihn intervenierte.
In den 1960iger Jahren, als ich als Student öfter
bei meinem Onkel in Dortmund war, erzählte er
mir oft mit Hochachtung von Nikolaus Groß, der
als Katholik, Gewerkschaftler, Demokrat und Geg-
ner der Nazis unbeugsam gewesen sei. Damals hat
mir die Person Nikolaus Groß wenig bedeutet. Erst
wesentlich später, als seine Seligsprechung einge-
leitet wurde, habe ich mich mit ihm näher befasst
und ebenfalls Hochachtung für ihn entwickelt.(hg)
Mit dem Segensspruch „Segen bringen, Segen
sein“ zogen die Sternsinger 2015 von Haus zu
Haus und sammelten Spenden für notleiden-
de Kinder auf den Philippien. Jedes dritte Kind ist
dort mangel- und unterernährt. Weltweit sterben
jährlich 2,6 Millionen Kinder unter fünf Jahren an
Hunger. Die Sternsinger brachten dort, wo sie eine
Spende erhielten, den Segensspruch an:
20*C+M+B+15
Christus Mansionem Benedicat
(Christus segne dieses Haus)
In Lisdorf wurden dieses Jahr 3450 Euro gesam-
melt. Elisabeth Jenal und Danald Wagner danken
den Sternsingern und den Spendern.
Lisdorfer Sternsinger brachten am 3. und 4. Januar den Segen
27
Die Jungvermählten des Heimatkundevereins Lisdorf
Im 2. Halbjahr 2014 haben sich drei junge Lisdorferinnen, die bereits vor mehr als 15 Jahren mit ihren
Eltern dem Heimatkundeverein als Mitglieder beigetreten waren, vermählt.
Julia Klein mit Daniel Quirin Katrin Morguet mit Thomas Fanroth
Sandra Wilhelm mit Mathias Durniok
„O, dass sie ewig bliebe,
die schöne Zeit der jungen Liebe“
Friedrich von Schiller
Zum Lebenswandel Hand in Hand:
Viel Glück!
Viel Liebe! Viel Verstand!
Es sei in einem langen Leben
das junge Paar von Glück umgeben.
Was immer in der Welt geschehe:
Stets liebevoll sei Eure Ehe!
Lauter Liebe, Glück und Frieden
sei dem jungen Paar beschieden!
30
VHL-Mitglieder feiern ihre Goldene Hochzeit
Rolf-Dieter Kallenbrunnen und Gerda geb. Rinck feierten am 6.September 2014 mit einem Dankamt, das
von Polizei-Pfarrer Dr. Dillschneider zelebriert wurde, ihre Goldene Hochzeit. Maria Scholly-Blasius und Hei-
ner Groß gratulierten nach dem Dankamt ihren Vereinsmitgliedern herzlich zum 50jährigen Ehejubiläum.
Günther Nagel und Edeltraud geb. Görgen, wohnhaft im Neubaugebiet Holzmühle, Sauerdornweg, konn-
ten am 19.November 2014 das schöne Fest der Goldenen Hochzeit feiern. VHL-Vorsitzender Heiner Groß
gratulierte dem Jubelpaar das ganz in seiner Nähe wohnt, und überbrachte die Glückwünsche und Grüße
des Heimatkundevereins. Ihre vier Kinder: Volker, Sandra, Anne und Andreas gratulierten mit dem großar-
tigen Kompliment in der SZ: „Ihr seid die besten Eltern, die man sich wünschen kann. Es ist schön, dass ihr
euch gefunden habt.“
31
Große Resonanz beim Rummelboozenfest in Lisdorf am 10.Oktober 2014
Aus Rummeln, wie Runkelrüben in unserer Region bezeichnet werden, schräge Fratzen schnitzen, das war
wieder für viele Kinder und ihre Eltern und Großeltern ein toller Spaß. Der Verein für Heimatkunde Lisdorf
hatte zum großen Rummelboozenfest auf das Raiffeisengelände in Lisdorf eingeladen und das bereits zum
14. Mal in Folge. Mit dem Fest will der Verein Tradition pflegen, die bis vor fünf Jahrzehnten in unserer Hei-
mat fest verwurzelt war.
Groß war auch diesmal die Resonanz. Annähernd 80 Familien hatten ihre Kinder zum Rummelboozen-
schnitzen angemeldet, und die kamen mit ihren Eltern oder Großeltern nicht nur aus Lisdorf und Saarlouis,
sondern auch aus entfernt liegenden Orten. Jedes gemeldete Kind konnte sich eine Rummel aussuchen, die
bei einem Bauern in Gisingen beschafft worden waren. In dem großen Glashaus, das der Raiffeisenmarkt
für das Schnitzen bereitgestellt hatte, herrschte trotz des Gedränges eine fröhliche Stimmung. Das Schnitzen
von gruseligen Rummelboozen machte den Kindern und noch mehr ihren Eltern und Großeltern sichtlich
großen Spaß. Die fertigen Rummelboozen wurden jeweils mit einer Nummer versehen, auf Tischreihen ne-
beneinander aufgestellt und von einer Jury bewertet. Die fünf originellsten wurden prämiert und ihre Besit-
zer erhielten schöne Sachgeschenke. Darüber hinaus erhielten alle Teilnehmer ein kleines Präsent, das von
der Volksbank Westliche Saar plus eG gestiftet wurde. Heiner Groß, Vorsitzender des Heimatkundevereins,
dankte abschließend allen Teilnehmern und den Helfern für die gelungene Veranstaltung zur Bewahrung
und Pflege unseres heimatlichen Brauchtums. (hg) Fotos: Harald Weiler
32
Kinder mit ihren prämierten
Rummelboozen vlnr.: Jolie Fa-
bienne Schörner, Lisdorf, Feld-
str.; Emma Heck, Rehlingen;
Lennart Seger, Lisdorf, Groß-
str.; Fabian Geßner, Lisdorf,
Saarstr.; Dahinter Jury und Ak-
tive: Lehrerin Gabriele Kurd-
ziey-Winter, Prof.-Ecker-Schule,
Kindergartenleiterin Tanja Bie-
wer, VHL-Vorstand Doris Frei-
chel, VHL-Vorsitzender Heiner
Groß, Stadtrat Frederic Becker
Aktive beim diesjährigen Rummelboozenfest vlnr.: Raiffeisen-Marktleiter Hans Lienhard; Katrin Geyer, DRK;
Rübenlieferant Leo Jung, Gisingen; DRK-Chef und VHL-Vorstand Detlef Geyer; VHL-Vorsitzender Heiner
Groß; VHL-Vorstand Manfred Neblung; Lehrerin Gabriele Kurdziey-Winter, Prof.-Ecker-Schule; Kindergar-
tenleiterin Tanja Biewer; VHL-Vorstände Agnes Groß und Maria Scholly. Der gummibereifte massive Zieh-
wagen gehört VHL-Vorstand Harald Weiler.
33
Saar-Abstimmung am 13. Januar 1935 mit bösen Folgen
Aus Anlass des 80. Jahrestages der 1.Volksabstim-
mung im damaligen Saargebiet, in deren Folge
auch die Lisdorfer ihre Freiheit und einige Jahre
später auch ihr Hab und Gut sowie viele ihr Leben
verloren haben, widmen wir uns in dieser Ausgabe
diesem Thema.
Nachfolgend drucken wir einige Passagen aus dem
Vorwort des Verfassers aus dem im Jahre 2002
vom Heimatkundeverein Lisdorf herausgegebenen
Buch „ Letzte Zufluchtsstätte: Der Felsenstollen Ro-
senthal – Das Kriegsende in Lisdorf“ ab, die sich
mit der Saarabstimmung 1935 und ihren verhee-
rerenden Folgen befassen.
„Der Verein für Heimatkunde Lisdorf e.V. hat sich un-
mittelbar nach seiner Gründung zur Aufgabe gestellt,
vornehmlich die jüngere Geschichte von Lisdorf und
Umgebung aufzuarbeiten.
Dazu gehört die NS-Zeit mit dem 2. Weltkrieg, die
auch für unseren Raum in nur wenigen Jahren Verän-
derungen bisher nicht gekannten Ausmaßes und zu-
letzt Schrecken, Tod und Vernichtung gebracht haben.
Über diese Zeit liegen für Lisdorf nur wenige Schrift-
dokumente vor, die leider keinen geschlossenen Ge-
samtüberblick ergeben. Da mittlerweile 57 Jahre seit
Kriegsende vergangen sind und noch viele Augen- und
Zeitzeugen leben, die aber immer weniger werden,
muss diese Aufgabe jetzt vordringlich erledigt werden.
Speziell die Zeit des 2. Weltkrieges war auch für Lis-
dorf so schrecklich, dass alles daran gesetzt werden
muss, die damaligen Ereignisse nicht in Vergessenheit
geraten zu lassen.
Deshalb widmet sich eine Arbeitsgruppe des Vereins
seit 1997 diesem Zeitabschnitt und will die Gescheh-
nisse für die nachwachsenden Generationen schriftlich
festhalten. Mit den vorgesehenen Schrift-Dokumenten
wollen wir den künftigen Lesern vor Augen führen, dass
Krieg der schrecklichste aller Lebensumstände ist.
Den Betrachtungszeitraum beginnen wir mit dem 13.
Januar 1935, dem Tag, an dem im damaligen Saargebiet
die sogenannte Saar-Abstimmung stattgefunden hat, bei
der sich auch in Lisdorf mehr als 90 % der Wähler für
die Rückkehr ins Deutsche Reich ausgesprochen hatten.
Die Rückgliederung erfolgte am 1. März 1935. In der
Folge breitete sich bei der Mehrheit der Bevölkerung
eine positive Erwartungshaltung und Hoffnung auf eine
bessere Zukunft im großen Deutschen Reich aus. Die
Erwartungen schienen sich zunächst zu bestätigen.
Vordergründig ging es vielen, vor allem den Arbeitern
und Bauern, besser als zu Völkerbundszeiten. Die große
Mehrheit der Saarbevölkerung, einschließlich der Lis-
dorfer, war zunächst zufrieden mit dem NS-Staat. Doch
schon bald erfolgte eine totale Gleichschaltung der Ge-
sellschaft mit dem Nationalsozialismus. Auch in Lisdorf
wurden die Vereine aufgelöst bzw. zwangsweise in ent-
sprechende NS-Organisationen eingegliedert.
Kritik und Widerspruch gegen Maßnahmen des NS-Ein-
heitsstaates waren de facto verboten. Damit war der de-
mokratische Rechtsstaat auch im Saargebiet ausgelöscht.
Durch Anordnung des Reichsinnenministers wurde
mit Wirkung ab 1. April 1936 die damals selbstän-
dige Gemeinde Lisdorf mit Fraulautern, Beaumarais
(Schönbruch) und Picard sowie der bisherigen Stadt
Saarlouis einschl. Roden zur neuen Stadt Saarlautern
vereinigt. Lisdorf hieß offiziell und postalisch nun-
mehr Saarlautern 4.
Gegen den NS-Staat tatsächlich oder vermeintlich
eingestellte Mitbürger und Angehörige des jüdischen
Glaubens wurden auch in Lisdorf verfolgt.
Am 01. September 1939 begann dann die Tragödie.
Um 5.45 Uhr wurde mit dem deutschen Einmarsch in
Polen der 2. Weltkrieg eingeleitet. Von nun an starben
in zunehmendem Maße auch junge Lisdorfer auf den
verschiedensten Schlachtfeldern Europas.
Einige Tage vor Kriegsausbruch wurde bereits der
Befehl zur Räumung der „Roten Zone“ gegeben, der
Gebietszone entlang der französischen Grenze, die
als deutsches Aufmarschgebiet für den Feldzug gegen
Frankreich vorgesehen war, der dann aber erst am 10.
Mai 1940 begann. Die „Rote Zone“ reichte in unserem
Raum bis zur Saar, sodass Lisdorf zu räumen war.
Zwischen dem 28. August und dem 01. September
1939 mussten alle Bewohner Lisdorf verlassen und
wurden mit Lastwagen, Zügen und Ackerwagen in die
Bergungsgebiete nach Thüringen gebracht. Erst im
Sommer 1940, nachdem Belgien, Holland und letztlich
Frankreich am 25. Juni 1940 besiegt waren, durften die
Lisdorfer in ihre Heimat zurückkehren.
Unter dem Motto: „Nix wie hemm“ wurde die Heim-
reise in freudiger Stimmung angetreten.
Daheim in Lisdorf angekommen, wich die Freude bald
der Ernüchterung. Während der fast einjährigen Abwe-
senheit waren Felder, Gärten und Wiesen verwildert.
Insbesondere die Bauern und Landwirte mussten erst
wieder vieles in Ordnung bringen. Der Neubeginn wur-
de dadurch erschwert, dass mancher Ehemann, Sohn
oder Vater in der Evakuierung zur Wehrmacht einberu-
fen wurde und nun nicht mehr als Arbeitskraft zur Ver-
fügung stand.
Abgesehen von den nun regelmäßig auch bei Lisdorfer
Familien eingehenden Hiobsbotschaften, dass der Ehe-
mann, Vater oder Sohn ehrenhaft auf einem Schlacht-
feld für „Führer, Volk und Vaterland“ gefallen ist, war
es von 1940 bis 1942 in Lisdorf relativ ruhig.
Die Kriegsfronten waren weit entfernt und von Luft-
und Bombenangriffen war unser Raum in dieser Zeit
ziemlich verschont geblieben. Doch ab 1942 wurde
34
auch Saarlautern und Umgebung vermehrt von Flug-
zeugen der britischen Royal Air Force und der US Air
Force angegriffen. Mit der örtlichen Kriegsruhe war
es nun vorbei.
Aufgrund der zu erwartenden Zunahme von Bombenab-
würfen wurden in den Jahren 1942/43 von Anwohnern
und sachkundigen Helfern aus Lisdorf im Rosenthal, am
südwestlichen Ortsende, mehrere Stollen in die dortigen
Buntsandsteinfelsen gegraben. Sie waren für den kurz-
fristigen Aufenthalt von etwa 250 Personen ausgelegt
und galten wegen der darüber liegenden mächtigen Deck-
schichten als ziemlich bombensicher. Bei Fliegeralarm
flüchteten nun dieAnwohner und auch viele aus dem wei-
teren Bereich von Lisdorf in die Stollen. Meist nach kurzer
Zeit, wenn wieder Entwarnung gegeben wurde, konnten
die Betreffenden wieder zurück in ihre Wohnungen.
Trotz der sicheren Stollen im Rosenthal sind bei einem
Luftangriff der Royal Air Force auf Saarlautern am 04.
Oktober 1943 insgesamt 7 Personen aus Lisdorf, darun-
ter 3 Kinder, im Bereich der heutigen Lisdorfer Straße
durch Bomben umgekommen. Das betreffende Ge-
schwader kam von einem Bombenangriff auf Saarbrü-
cken und entlud auf dem Rückflug nach England die
restlichen Bomben auf Saarlautern und Umgebung. Der
Sirenenalarm wurde so spät ausgelöst, dass eine Flucht
in die Stollen Rosenthal oder andere Schutzunterkünfte
nicht mehr möglich war.
Im November 1944, als absehbar war, dass die deutsche
Westfront dem alliierten Angriffsdruck in Frankreich
nicht standhalten konnte, wurde die Bevölkerung in un-
serem Raum erneut zur Evakuierung in das Reichsin-
nere aufgefordert. Aber wohin genau, wusste niemand
zu sagen. Denn überall in Deutschland war Krieg.
Und Straßen und Brücken sowie Bahnhöfe, Züge und
Bahngleise waren bevorzugte Ziele der anglo-amerika-
nischen Bombenangriffe. Viele Lisdorfer entschlossen
sich zu Hause zu bleiben und widersetzten sich damit
den Anordnungen der bröckelnden NS-Verwaltung.
Als Ende November 1944 unsere nähere Heimat zum
Frontgebiet wurde, flüchteten viele Daheimgebliebe-
nen aus Lisdorf und verschiedenen Nachbarorten in
die Stollen im Rosenthal. Dort hofften sie, unbehelligt
von Bomben, Granaten und Geschossen, den Rückzug
der deutschen Wehrmacht und den Vormarsch der hier
kämpfenden US-Army nach wenigen Tagen überstehen
zu können. Doch der Kampf am Westwall dauerte län-
ger als alle vermutet hatten.
Bereits am 03. Dezember 1944 war das Rosenthal und
ein großer Teil von Lisdorf von den Amerikanern er-
obert. Während der nächsten beiden Tage wurden alle
Personen, die in Hauskellern, Luftschutzbunkern und
privaten Stollen Schutz vor dem mörderischen Kriegs-
geschehen gesucht hatten, von den Amerikanern in das
Rosenthal gebracht und in die bereits überfüllten Stol-
len eingewiesen.
Die Stollen, wie bereits erwähnt, nur für etwa 250
Personen hergerichtet, mussten nun etwa 800 Perso-
nen aufnehmen. Aufgrund dieser totalen Überbele-
gung herrschten in den Stollen eine qualvolle Enge,
ein krankmachendes Klima sowie Hunger und psy-
chischer Dauerstress. Aus den zunächst angenommen
und erhofften wenigen Tagen in den Stollen wurden
6-7 Wochen bis die Amerikaner, um den 13. Januar
1945 herum, die Insassen in einem total ausgehunger-
ten, verlausten und körperlich und seelisch kranken
Zustand aus den Stollen holten und nach Überherrn
und Hemmersdorf in dort leerstehende Häuser brach-
ten. Damit war die schlimmste Kriegszeit für die Stol-
leninsassen vorbei.
In den Stollen und aufgrund von Erkrankungen, die
sich Insassen dort zugezogen hatten, starben nachweis-
lich 26 Personen.
Nach dem Krieg, der übrigens mit 55 Millionen Opfern
der schrecklichste der Weltgeschichte war, bestand bei
den überlebenden Insassen über viele Jahre wenig Inte-
resse an den Stollen, in denen viele so viel Leid erfah-
ren mussten.
Als wir im Jahre 1997 in kurzer Folge mehrere Füh-
rungen durch die heute ausschließlich in Privatbesitz
befindlichen Felsenstollen durchführten, haben diese
ein unerwartetes großes Interesse gefunden. Besonders
viele ehemalige Stolleninsassen, überwiegend solche,
die 1944 unter 20 Jahre alt waren, haben die Gelegen-
heit genutzt, den Ort, in den sie im Spätherbst 1944
geflüchtet oder zangseingewiesen worden waren und
in dem sie dann eine wochenlange Leidenszeit durch-
leben mussten, nach mehr als 50 Jahren wieder zu se-
hen. Manche haben uns aber auch mitgeteilt, dass sie
es einfach nicht verkraften können, den Ort, in dem sie
Todesängste ausstehen mussten und Vater oder Mutter
verstorben ist, noch einmal zu besuchen.
Ein paar Andere wiederum, die als Kinder und Jugend-
liche mit Eltern und weiteren Verwandten in einem der
Stollen waren und den Aufenthalt nicht so schlimm er-
fahren oder in Erinnerung haben, schilderten uns ihre
Erlebnisse mehr als Abenteuer. Gewiss, jeder hat den
Krieg und die Geschehnisse anders erlebt oder in Er-
innerung. Kinder und Jugendliche haben es im allge-
meinen leichter genommen als Erwachsene. Auch die
schrecklichsten Ereignisse vergessen Kinder erfah-
rungsgemäß viel schneller als ihre Eltern und Großel-
tern. So war es wohl auch in der Stollenzeit.
Ich selbst habe die Stollenzeit als Sechsjähriger er-
lebt und erlitten. Es wäre von mir vermessen heute zu
behaupten, dass mich die Erlebnisse für mein Leben
geprägt haben.
Nicht vergessen habe ich den mich ständig quälenden
Hunger im Stollen und gewisse Angst- und Paniksitua-
tionen sowie eine gefährliche Erkrankung in der Nach-
stollenzeit in Überherrn.
35
Dass der Vater fehlte, war mir schon gar nicht mehr be-
wusst, da er bereits während der Evakuierung 1940 in
Thüringen zur Wehrmacht eingezogen wurde, als ich
erst 2 Jahre alt war. Seither war er - von kurzen Front-
und Genesungsurlauben abgesehen - einfach für mich
nicht da. Einige Jahre nach Kriegsende ist mir erst so
richtig bewusst geworden, dass dieser böse Krieg mir,
wie auch vielen anderen, eine unbekümmerte Kind-
heit, das ganze 1. Schuljahr und was im nachhinein
das Schlimmste war, den Vater geraubt hatte mit allen
negativen Folgen in menschlicher, familiärer und wirt-
schaftlicher Hinsicht.
Viele ehemalige Stolleninsassen haben uns nach den
Besichtigungen gebeten, über die schreckliche Zeit im
Rosenthal eine Gedenkschrift zu verfassen, nur damit
könnten die heute so unwahrscheinlich klingenden Ge-
schehnisse der Nachwelt erhalten bleiben.
Diese Anregungen haben wir zum Anlass genommen,
die ohnehin vorgesehene Reihe der Veröffentlichungen
über den 2. Weltkrieg in Lisdorf mit dem vorliegen-
den Buch über das Stollengeschehen zum Kriegsende
1944/45 zu beginnen.
Das vorliegende Werk ist eine Gemeinschaftsarbeit un-
serer hierfür eingerichteten Arbeitsgruppe sowie von
einigen Augen- und Zeitzeugen, die bereitwillig Bei-
träge hierzu geliefert haben. Daneben haben wir schon
früher veröffentlichte Artikel über das Lisdorfer Stol-
lengeschehen von bereits lange verstorbenen Insas-
sen in unsere Schrift aufgenommen. Ebenso einen ins
Deutsche übersetzten Abdruck aus einem 1989 in den
USA veröffentlichen Buches eines ehemaligen US-Sol-
daten, der am 3. Dezember 1944 in Lisdorf schwere
Verwundungen erlitten hatte.
Die namentlich angegebenen Autorinnen und Autoren
sind bis auf zwei Augen- und Zeitzeugen.
Es handelt sich bei ihren Beiträgen also um Erlebnisbe-
richte, in denen das Erlebte aus ganz persönlicher Sicht
und unterschiedlichen zeitlichen Distanzen wiederge-
geben ist. Sie waren zum Zeitpunkt des Geschehens
alle noch in einem jugendlichen Alter.
Es ist bemerkenswert, dass sie die Ereignisse nach ei-
nem halben Jahrhundert noch so schlimm in Erinne-
rung behalten haben.“
Der SR brachte aus Anlass des Jahrestages in der Zeit vom 11. Bis 18. Januar eine Dokumentationsserie
mit Gesprächen verschiedener Zeitzeugen aus beiden Lagern. Eine kurzgefasste Einstimmung in das The-
ma in SZ-Extra vom 10. Januar 2015 drucken wir nachfolgend ebenfalls ab.
36
EinePennäler-GeschichteausdemJahre1935–nachderSaarabstimmung
Nachdem die saarländische Bevölkerung bei der
sogenannten Saarabstimmung am 13. Januar mit
sehr großer Mehrheit für die Rückkehr des Saarge-
bietes – trotz Hitler und seiner allmächtigen NSD-
AP – in das Deutsche Reich votiert hatte, erfolgte
schon am 1. März 1935 die Rückgliederung. In
Saarlouis überschlugen sich danach die Ereignisse.
Bereits vor diesem Termin wird der Große Markt
in Adolf-Hitler-Platz umbenannt. Unmittelbar nach
dem 1. März setzt die totale Gleichschaltung des
öffentlichen Lebens ein. Alle Personen, die bis zum
12. Januar nicht der Deutschen Front beigetreten
waren, werden von staatlichen und kommunalen
Ehrenämtern ausgeschlossen. Der Saarlouiser
Bürgermeister Dr. Latz, obwohl Mitglied der Deut-
schen Front, wird am 11. Januar 1936 kurzerhand
abgesetzt und NS-Kreisleiter Franz Schubert zum
Bürgermeister ernannt. Seit der Eingliederung
von Roden in die Stadt Saarlouis am 1. Oktober
1907 bemühte sich die Stadt auch Fraulautern,
Lisdorf, Beaumarais und Picard einzugemeinden.
Doch die Verantwortlichen in diesen selbstständi-
gen Gemeinden widersetzten sich diesen Plänen
bis 1935. Am 1. Jahrestag der Saarabstimmung,
dem 13. Januar 1936, ordnete NS-Gauleiter Bür-
ckel die Bildung einer neuen Kreisstadt Saarlau-
tern zum 1. April 1936 an, der auch Fraulautern,
Lisdorf Picard und Schönbruch, wie Beaumarais
umbenannt wurde, angehören. Zuvor hatten die
Gemeinderäte der betreffenden Gemeinden der
Bildung einer neuen Stadt mit dem Namen Saar-
lautern mit seltener Einmütigkeit zugestimmt. Der
Lisdorfer Bürgermeister Zell – ganz auf der Linie
der NSDAP-Machthaber – hatte zuvor gefordert:
„Der Name Saarlouis muss fallen“.
Zur selben Zeit besuchte ein heute 92jähriger Bür-
ger von Saarlouis die Quarta des Jungen-Gymna-
siums in Saarlouis. Der Klassenlehrer – offenbar ein
strammer Nazi oder ein Angsthase – thematisierte
die Namensgebung in seiner Klasse. Alle Schüler
sollten den nach ihrer Meinung neuen Namen auf-
schreiben. Der betreffende Quartaner (13 Jahre)
schlug – nicht ganz ernstgemeint, wie er mir versi-
chert hat – den Namen „Saarlauternkappes“ vor. Er
begründete das damit, dass sich die Fraulauterner
und die Lisdorfer in dem neuen Namen wiederfin-
den würden. Schließlich würden die Lisdorfer mit
Kappes gleichgesetzt und „Kappeskäpp“ genannt.
Der Klassenlehrer, der offenbar nicht bemerkte,
dass es sich hierbei um einen Scherz handelte, so
der heute 92jährige, war darüber so erbost, dass
er diese „Ungeheuerlichkeit“ dem Direktor seiner
Schule meldete und den Vater bestellte. Es wurde
argumentiert, dass durch einen solchen Schüler-
vorschlag der Ruf der Schule beschädigt und An-
ordnungen der neuen NS-Machthaber missachtet
würden. Bei der Vorstellung des Vaters wurde sei-
tens der Schulvertreter gesagt, dass sie den Vorfall
nicht melden und von Strafmaßnahmen gegen
den Schüler und seine Familie absehen würden.
Allerdings müssten sie darauf bestehen, dass der
13jährige Quartaner das Gymnasium verlässt. Die
Familie beugte sich dem Schulverweis und meldete
den Schüler an dem Gymnasium in Merzig an, das
gegen die Aufnahme keine Bedenken hatte.
Zum Gymnasium in Saarlouis waren es für ihn
nur wenige Minuten zu Fuß, nach Merzig musste
er täglich mit der Eisenbahn fahren. Jedenfalls hat
der betreffende Schüler auch das verkraftet und als
18jähriger das Abitur abgelegt. (hg) 	
Verein für Heimatkunde e.V. (VHL) stark vernetzt
Der VHL ist Mitglied in folgenden Vereinen bzw. Vereinigungen:
– Lisdorf…alles in grünen Bereich e.V.
– Stadtverband der heimatkundlich-historischen Vereine in Saarlouis (VHVS)
– Vereinigung für die Heimatkunde im Landkreis Saarlouis
– Landesverband der historisch-kulturellen Vereine des Saarlandes
– Historischer Verein für die Saargegend e.V.
– Gau un Griis, Bouzonville
Zusammenarbeit besteht mit:
– Universität des Saarlandes/ Landesbibliothek
– Leibnitz-Institut für Länderkunde in Leipzig
a.)Geographische Zentralbibliothek
b.)Bibliothek der deutschen Heimatzeitschriften
– Diversen Archiven, Biliotheken und Heimatkundevereinen
Die vorgenannten Stellen erhalten regelmäßig von uns das Lisdorfer Heimatblatt, das dort digitalisiert und archiviert
wird. So sind wir nicht nur deutschlandweit, sondern auch europa- und sogar weltweit vernetzt. Im Gegenzug erhal-
ten wir deren Publikationen bzw. können per Internet auf diese zugreifen.
37
Immer wieder schön: Weinproben an der Mosel
Der VHL führt regelmäßig im Spätherbst und in
den ersten Monaten eines neuen Jahres Weinpro-
ben an der Mosel durch. Die letzte Weinprobe fand
im Weingut Carlsfelsen von Amand Frank in Pal-
zem/ Obermosel statt. Zu diesem Winzer besteht
ein freundschaftlicher Kontakt und die Teilnehmer
wissen dessen guten Wein und das ansprechende
Ambiente zu schätzen.
Die Weinproben sind beim VHL zu einem festen
Bestandteil der geselligen heimatkundlichen Veran-
staltungen geworden, die nicht mehr wegzudenken
sind. Die Teilnehmer hatten bisher immer viel Spaß
bei dem gesitteten Weingenuss in fröhlicher Runde.
An diesen Weinproben können nicht nur Mitglieder
des Vereins teilnehmen, sondern jeder, der Freude
am kultivierten Weingenuss in geselliger Runde hat.
Aus einer Weinlaune heraus entstand vor Jahren
die Idee, bei jeder Weinprobe ein Lisdorfer Weinkö-
nigspaar zu küren. Bei der letzten Weinprobe waren
dies Saranja Nantasock und Torsten Math aus Saar-
louis, bei der vorletzten Martina Klinz-Follert und
Bernd Bellmann, die auf den Fotos zu sehen sind.
Die Fotos schoss diesmal Berthold Nagel, der schon
seit Jahren ständiger Teilnehmer unserer fröhlichen
Weinproben ist. Das Schöne dabei ist, dass sowohl
die „jungen Semester“ als auch die „älteren Semes-
ter“ in bunter Runde vertreten sind. Organisiert hat-
te Doris Freichel diese Weinprobe.(hg)
38
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Heimatheft 18 19
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  • 1. Kapuziner-Kloster in der Lisdorfer Au 1688/91 als Außenfort der Festung Saarlouis erbaut. 1691 wurde das Kapuziner-Kloster von Wallerfan- gen dorthin umgesiedelt. Nach der Auflösung im Zuge der französischen Revolution diente es zunächst als Militärhospital bis es später verkauft und abgerissen wurde. Nach dem Kloster erhielt die Lisdorfer Au die nähere Bezeichnung „Kapuziner Au“. Zeichnung: Dipl.-Designer Bernd Hawner (10/2011) Nr. 18/19 Februar 2015 Preis 5,00 Euro
  • 2. Impressum: Herausgeber: Verein für Heimatkunde Lisdorf e.V. Am Ginsterberg 13, 66740 Saarlouis−Lisdorf Tel.: 06831/ 4 16 94, Fax: 06831/ 12 87 53 Redaktion: Heiner Groß (verantwortlich) G. Groß, Agnes Groß, Gabi Feld, Marie-Luise Groß, Manfred Boßmann Harald Weiler, Manfred Nebelung Druck: Druckerei und Verlag Heinz Klein GmbH, Auf der Wies 7, 66740 Saarlouis−Lisdorf Bankverbindungen: Kreissparkasse Saarlouis (BLZ 593 501 10), Kto. Nr.: 74−30088−0 Volksbank Saarlouis (BLZ 593 901 10), Kto. Nr.: 1401217629 Bezugspreis: 5 Euro je Heft, Vereinsmitglieder erhalten es kostenlos Namentlich gekennzeichnete Artikel geben die Meinung des Verfassers, nicht unbedingt der Redaktion, wieder. Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit Genehmigung des Herausgebers Inhaltsverzeichnis.............................................................................................................................................................................................2 Der Feldhase ist Tier des Jahres 2015...............................................................................................................................................................2 Vorwort...........................................................................................................................................................................................................3 Der Verein für Heimatkunde Lisdorf e.V. lädt ein.................................................................................................................................................3 Lisdorfer Vereine fusionieren! ...........................................................................................................................................................................4 Auch das gehört zur Heimat: „Nacht der Operette“ in der Congresshalle Saarbrücken........................................................................................5 15. Lisdorfer Mundartabend unter dem Motto „Mir schwätzen Platt“ wieder ein voller Erfolg................................................................................6 Beiträge zur Lisdorfer Mundart.......................................................................................................................................................................10 Prof.-Ecker-Geburtshaus – ein Lisdorfer Bauernhaus mit großer Geschichte......................................................................................................13 4.000 Besucher bei den Konzertveranstaltungen der Lisdorfer Klingende Kirche................................................................................................14 Die Lisdorfer Klingenden Kirche hat auch in 2015 viel zu bieten.......................................................................................................................16 Zur Person Mary Lonsdorfer (1898 – 1969) aus Lisdorf – Straße im Industriegebiet „Lisorfer Berg“ wurde nach ihr benannt –...............................17 Die Ehrenbürger der Stadt Saarlouis...............................................................................................................................................................20 Esther Bejarano (Hamburg) neue Ehrenbürgerin von Saarlouis.........................................................................................................................21 100 Jahre nach Beginn des 1.Weltkrieges.......................................................................................................................................................22 Schicksalsentscheidung im 2.Weltkrieg an der Ostfront....................................................................................................................................23 Einer von Millionen, den Hitler und seine Schergen auf dem Gewissen haben....................................................................................................26 Die Lisdorfer Sternsinger.................................................................................................................................................................................27 Historische Hochzeitsbilder.............................................................................................................................................................................28 Die Jungvermählten des Heimatkundevereins Lisdorf.......................................................................................................................................30 VHL-Mitglieder feiern ihre Goldene Hochzeit...................................................................................................................................................31 Große Resonanz beim Rummelboozenfest in Lisdorf am 10.Oktober 2014.......................................................................................................32 Saar-Abstimmung am 13. Januar 1935 mit bösen Folgen................................................................................................................................34 Eine Pennäler-Geschichte aus dem Jahre 1935 – nach der Saarabstimmung....................................................................................................37 Immer wieder schön: Weinproben an der Mosel..............................................................................................................................................38 Grünkohl wird überall mit Erfolg gefeiert........................................................................................................................................................40 Eine Kohlfahrt, die ist lustig............................................................................................................................................................................40 Leserbrief......................................................................................................................................................................................................42 „Da Boule – Da Boule-Sackschiss“ von August Balthasar..................................................................................................................................43 Volker Felten, Karin Peter und Manfred Spoo mit Kulturpreis ausgezeichnet.......................................................................................................44 Die Lisdorfer Weihnachtsmärkte finden im Ortsteil Holzmühle statt...................................................................................................................45 VHL-Vorstandsmitglied Hans Podewin für 30 Jahre Schiedsmanntätigkeit geehrt................................................................................................46 Modell der Lisdorfer Barock-Pfarrkirche...........................................................................................................................................................47 VHL-Vorstandsmitglied und Heimatforscher August Balthasar wurde „80“.........................................................................................................48 VHL-Mitglied Irma Theobald-Scholly in Schwalbach ist 90................................................................................................................................49 Rektor i.R. Erich Seidel (86) seit mehr als 60 Jahre Organist und Chorleiter.......................................................................................................49 Greta Meyer-Müller älteste Lisdorferin ist 100..................................................................................................................................................50 VHL gratuliert seinen Mitgliedern Reni Stark zum „85“ und Erich Klein zum „90“................................................................................................50 Viktor Becker ist 90 und 1. Träger der Konrad-Adenauer-Medaille im Saarland.................................................................................................51 Nilgänse in der Lisdorfer Au...........................................................................................................................................................................52 Lisdorf PICOBELLO machen...........................................................................................................................................................................53 Die 10 Gebote der Gelassenheit.....................................................................................................................................................................54 Nachruf........................................................................................................................................................................................................54 Wir gratulieren..............................................................................................................................................................................................55 Der Feldhase ist Tier des Jahres 2015 Das Osterfest ist nicht mehr fern. Bald sind „Oster- hasen“ -in Schokolade, Plüsch oder auf Grußkarten wieder allgegenwärtig. Kaum sind die Fastnachtstage vorbei, warten Kinder mit großer Spannung auf die Präsente, die ihnen der Osterhase ins Nest legt. Als Symbolfigur für Ostern hat der Hase eine große Po- pularität. Er ist einer der markantesten Bewohner von Feld, Wiese und Waldrändern und in unterschiedlicher Dichte in ganz Deutschland verbreitet. Allerdings wird sein Lebensraum immer kleiner auch durch den Mais- anbau für Biogasanlagen und er wird immer seltener. Glücklicherweise verzichten einige Jäger in Revieren mit geringer Hasendichte auf den zulässigen Abschuss, auch bei uns in Lisdorf. 2
  • 3. Verehrte Leserinnen und Leser, seit der letzten Ausgabe unseres Heimatblattes sind 8 Monate vergangen. In dieser Zeit hat sich viel ereignet, über das wir berichten wollen. Deshalb stellen wir Ihnen wieder eine Doppelnummer vor. Die behandelten Themen sind wieder weit gespannt, da Heimat bekanntlich ein umfassender Begriff ist, der viele unterschiedliche Bereiche betrifft. Über den 1. Weltkrieg, der vor 100 Jahren tobte, und den noch viel schlim- meren 2. Weltkrieg, der vor 70 Jahren nach 6jährigem sinnlosen Blutvergießen und millionenfachem Sterben zu Ende ging, sowie die sog. Saar-Abstimmung vor 80 Jah- ren, bei der die Bevölkerung des Saargebietes und auch von Lisdorf mit übergroßer Mehrheit für die Rückkehr ins Deutsche Reich – trotz Hitler und seinem Nazi-Regime – votierten, berichten wir mit mehreren Beiträgen. Einige Ereignisse der letzten Mo- nate in unserer Heimatstadt Saarlouis und in unserem Ort Lisdorf haben wir ebenso behandelt und kom- mentiert, wie unsere größeren Aktivitäten als Heimatkundeverein, an denen – wie von Anfang an – auch alle interessierten Nichtmitglieder teilnehmen konnten. Da die Pflege unserer Mundart – das Lejtroffer Platt“ und das traditionelle Brauchtum wesentliche Aufgaben eines Heimatkundevereins sind, widmen wir dieser Thematik mehrere Beiträge. Bei einem Verein mit rd. 600 Mitgliedern gibt es im Laufe eines Jahres nicht nur mehrere Trauerfälle zu beklagen (2014 = 7), sondern glücklicherweise viel mehr freudige Anlässe zum Gratulieren, in 2014 insgesamt 29, darunter Vermählungen, Goldene Hochzeiten, sonstige Jubiläen und runde Geburtstage. Über mehrere solcher freudigen Anlässe berichten wir in Wort und Bild. Wegen der sehr positiven Resonanz auf die bisher gezeigten historischen Hochzeitsbilder aus unserer vor Jahren gezeigten Hochzeitsbilder-Ausstellung, die von mehr als 2000 Besuchern frequentiert wurde, zeigen wir auf den beiden Mittelseiten weitere Hochzeitsbilder. Die nächsten Ausflüge zur Ausstellung „Ägypten.Götter. Menschen.Pharaonen.“ im Weltkulturerbe Völklinger Hütte und zu den Passionsspielen nach Auersmacher sind näher erläutert. Die einzelnen Artikel und Berichte sind wieder mit vielen Bildern illustriert. Diese Aus- gabe wird wahrscheinlich die letzte sein ohne jegliche Werbung und Anzeigen. Künftig werden wir wohl ohne Werbung und Anzeigen nicht mehr auskommen. Wir hoffen, dass wir für alle Mitglieder und Leser etwas Interessantes gebracht haben und wünschen Ihnen viel Freude beim Lesen und Betrachten der Bilder. Ihr Heiner Groß Vorsitzender des Vereins für Heimatkunde Lisdorf e.V. und verantwirtl. Redakteur Der Verein für Heimatkunde Lisdorf e.V. lädt alle Interessenten (Mitglieder und Nichtmitglieder) herzlich ein: Busfahrt in das Weltkulturerbe Völklinger Hütte zur Ausstellung „Ägypten. Götter. Menschen. Pharaonen“ am Sonntag, 22. Februar 2015, ab 10.15 Uhr in Lisdorf Gebühr: 22 Euro Fahrt, Eintritt und Führung, Kinder, Jugendliche und Studenten mit Ausweis 8 Euro Anmeldung bis 18. Februar bei Heiner Groß, Tel.:06831/41694 Vortrag über Vorsorge und Betreuung bei Krankheit und Alter am Mittwoch, 11. März 2015, 18.30 Uhr im Michaelssaal, Pfarrhaus Lisdorf Referentin: Dipl. Psychologin Ute Hans, Leiterin des AWO-Betreuungsvereins Unseren Mitglieden, Lesern und Freunden danken wir für die Verbundenheit und Treue im vergangenen Jahr. Für das Jahr 2015 wünschen wir alles Gute und hoffen auf weitere treue Verbundenheit. Ihr Verein für Heimatkunde Lisdorf e.V. und die Redaktion 3
  • 4. Der im April 2000 in Lisdorf von einer Gruppe in- ternetbegeisterter Lisdorfer Bürger in Zusammen- arbeit mit einer im Hause Germann ansässigen Internet-Agentur gegründete Internet-Verein „Lis- dorf.de“, zunächst unter Vorsitz von Oliver Zimmer und dann von Herbert Germann, hat seither eini- ges bewegt. Er versteht sich als Plattform der Lisdor- fer im Internet. Seit dem 16.April 2000 ist „Lisdorf. de“ im internationalen Internet-Netz oder fachge- recht ausgedrückt „online“. Der neue Verein ist per Mail unter „info@lisdorf.de“ oder im Internet un- ter „www.lisdorf.de“ erreichbar. Nachdem sich der Verein am 11.Mai 2000 unter der Schirmherrschaft und Anwesenheit der damaligen Staatssekretärin Daniela Schlegel-Friedrich einem größeren Kreis von Interessierten im Gasthaus Adolf Breininger vorgestellt hatte, schlossen sich die meisten Lisdor- fer Vereine sowie Gewerbetreibenden und auch Privatpersonen diesem als Mitglieder an. Dass Lis- dorf seither mit der ganzen Welt vernetzt ist, ver- danken wir „lisdorf.de“. Im Dezember 2013 hat eine Mitgliederversamm- lung des Vereins „Lisdorf.de“auf Vorschlag des langjährigen agilen Vorsitzenden Herbert Ger- mann empfohlen, sich dem Verein „Lisdorf… al- les im grünen Bereich“, dem ebenfalls Herbert Germann vorsteht, anzuschließen. Dies hat nun am 30.10.2014 die Mitgliederversammlung der Internetplattfom von „Lisdorf.de“ beschlossen. Ab diesem Zeitpunkt existiert der Internetverein nicht mehr als eigenständiger Verein. Die bisherigen Mitglieder können nun dem Verein „Lisdorf… alles im grünen Bereich“ mit einem Mitgliedsbeitrag von 36 Euro/Jahr beitreten. „Lisdorf… alles im grünen Bereich“ hat sich aus dem Team für die Organisation des Lisdorfer Tages un- ter dem Motto: „Lisdorf… alles im grünen Bereich“ mit den Sprechern Herbert Germann und Georg Jungmann entwickelt, das in den Jahren 2003 bis 2007 fünfmal in Folge drei Tage gemeinsam mit den Ortsvereinen und vielen Betrieben durchführ- te und jeweils bis zu 35000 Besucher nach Lisdorf lockte. Leider hat der so erfolgreiche Lisdorfer Tag – jeweils Anfang Mai – seit 2008 aus unterschiedli- chen Gründen nicht mehr stattgefunden. In der Vorbereitungsphase für den fünften Lisdor- fer Tag am 6.Mai 2007 hatte sich aus dem Or- ga-Team der Verein „Lisdorf… alles im grünen Bereich“ mit wenigen Mitgliedern gebildet, um die Veranstaltung auch rechtlich auf eine solide Ba- sis zu stellen. Nach §2 seiner Vereinssatzung sind Zweck und Aufgabe des Vereins: „Die Förderung Lisdorfer Vereine fusionieren! und Pflege landwirtschaftlicher Tradition, des bäu- erlichen Brauchtums sowie des Heimatgedankens, die Durchführung von Vorträgen, Besichtigung von landwirtschaftlichen Betrieben und Ausstellungen sowie der Aktionstage „Lisdorf… alles im grünen Bereich““.Außerdem soll die Jugend mit der land- wirtschaftlichen Tradition und der Geschichte von Lisdorf vertraut gemacht werden. Die nach der Satzung angestrebte Eintragung in das Vereinsregister und die Gemeinnützigkeit sind kurz nach der Vereinsgründung erreicht worden. Das im Jahre 2011 auf Anregung des Heimatkun- devereins in großer Form gefeierte 1100jährige Ortsjubiläum von Lisdorf war die nächste große Aufgabe für den noch jungen Verein „Lisdorf… alles im grünen Bereich“. Unter der Regie seines Vorsitzenden Herbert Germann wurden von einem Orga-Team mit Vertretern aus allen Ortsvereinen die immensen Vorbereitungen über einen Zeitraum von mehr als einem Jahr gut gemeistert, so dass die Festlichkeiten: Vorstellung der Festschrift, Histo- rische Bilderausstellung, Festakt, Festmesse, Dorf- gemeinschaftsabend und schließlich als Krönung ein imposanter Festumzug vom 20.Oktober bis 20.November durchgeführt werden konnten. Nach der Eingliederung von „lisdorf.de“ in den Verein „Lisdorf… alles im grünen Be- reich“ bleibt zu hoffen, dass möglichst alle Orts- vereine und viele Betriebe und auch Privatpersonen diesem neu beitreten. Die Internet-Plattform „lis- dorf.de“ und die bereitgestellten E-Mail-Adressen (pro Verein bis zu 6) bleiben auch bei „Lisdorf… alles im grünen Bereich“ erhalten. (hg) 4
  • 5. Seit seinem Bestehen wirbt der Lisdorfer Heimat- kundeverein bei seinen zahlreichen Mitgliedern und in seinen Publikationen für den Besuch von Kulturveranstaltungen. Heimat und Kultur sind eng miteinander verbunden. Viele unserer Mitglieder sind Kulurschaffende, fast alle Kulturbeflissene. Vor Ort haben wir mit den Konzerten des Förder- vereins der Klingenden Kirche in und neben der Pfarrkirche, den Konzerten der Chorgemeinschaft MGV, dem Kirchengesang der Kirchenchöre Lisdorf und Saarlouis bei Festmessen, den Konzerten der beiden Lisdorfer Musik- und Orchestervereine, den Theateraufführungen und „Kappensitzungen“ der LiGeKa und nicht zuletzt den Mundartabenden des Heimatkundevereins schon ein breites Angebot. Hinzu kommen noch die vielen Kulturveranstaltun- gen in der Stadt und in den anderen Stadtteilen. Das kulturelle Angebot ist fast unüberschaubar groß und vielfältig.Trotzdem wecken immer wie- der besondere kulturelle Events in Saarbrücken, Trier und Luxemburg – oder in anderen saarlän- dischen Orten – auch bei uns großes Interesse. Da die Fahrt und das Parken zu solchen Events für die Besucher oftmals ein Problem darstellen, organi- siert der Heimatkundeverein schon seit Jahren für Mitglieder und Nichtmitglieder Gemeinschaftsfahr- ten per Bus. So geschehen auch am 27. November Auch das gehört zur Heimat: „Nacht der Operette“ in der Congresshalle Saarbrücken 2014 zur „Nacht der Operette“ in der Congress- halle Saarbrücken. Aufgrund einer Ermäßigung von 50 % konnte das Ticket einschl. Fahrtkosten für 30 Euro angeboten werden. Innerhalb kürzester Zeit waren die Tickets vergriffen. Das knapp drei- stündige Programm, eine grandiose Mischung aus Gesang, Schauspiel, Tanz und Bühneneffekten be- geisterte alle nachhaltig. Die bekanntesten und schönsten Operettenmelo- dien wurden dargeboten: „Die Fledermaus“, „Der Zigeunerbaron“, „Eine Nacht in Venedig“, „Wie- ner Blut“ (Johann Strauß); „Die lustige Witwe“, „Land des Lächelns“, „Paganini“ (Franz Lehár); „Die Csardasfürstin“, „Gräfin Mariza“ (Emmerich Kálmán); „Der Vogelhändler“ (Carl Zeller); „Der Bettelstudent“ (Karl Millöcker); „Maske in Blau“ (Fred Raymond); „Im weißen Rössel“ (Ralph Be- natzky); „Hoffmanns Erzählungen“, „Pariser Leben“, „Orpheus in der Unterwelt“ (Jacques Offenbach). Großartige Gesangssolisten, ein fantastisches Bal- lett, ein mitreißendes Orchester und ein spektaku- läres Bühnenbild entführten uns in die faszinierende Welt der Operette und ließen uns dieses Highlight aus vollem Herzen genießen. In bester Laune, sum- mend, singend und pfeifend fuhren wir nach Hause in der Hoffnung auf eine baldige Wiederholung ei- ner solch wunderbaren Veranstaltung. (hg) 5
  • 6. Der 15. Lisdorfer Mundartabend fand zum vierten Mal im Saal des Gasthauses Schulden statt. Dies- mal aber nicht an einem Freitagabend um 20 Uhr, sondern am Sonntag, 16.November um 17 Uhr. Diese Terminänderung hat sich als sehr positiv er- wiesen, denn mit mehr als einhundert Teilnehmern war der Saal proppenvoll. VHL-Vorsitzender Heiner Groß freute sich, dass er so viele Zuhörer begrüssen konnte, darunter auch Gäste aus Bad Mondorf in Luxemburg, Lothringen und Rheinland-Pfalz. Auch die Eigentümerin des Gasthauses Marga Gläsener-Schulden, weilte un- ter den zahlreichen Gästen. Die mitwirkenden Mundartkünstler (siehe abge- drucktes Programm) haben sicherlich wesentlich dazu beigetragen, dass diesmal so viele Mundart- freunde kamen, wie schon lange nicht mehr. Bevor Heiner Groß die Mitwirkenden einzeln vor- stellte, begrüßte er einige auswärtige Gäste. So un- ter anderem Stadtrat Michael Hoen, Vorsitzender des neuen Stadtverbandes der heimathistorischen 15. Lisdorfer Mundartabend unter dem Motto „Mir schwätzen Platt“ wieder ein voller Erfolg Vereine in Saarlouis und einige seiner Vorstands- kollegen sowie Vertreter von anderen Heimatkun- devereinen und Mitglieder des Kulturbeirates der Stadt Saarlouis. Der Abend war in zwei Teile gegliedert. Im ersten Teil trugen die Mundartkünstler vornehmlich heitere und lustige Alltagsgeschichten vor, während sie im zweiten Teil besinnliche und adventliche Geschich- ten vortrugen, um dadurch auf die bevorstehende Advents- und Weihnachtszeit einzustimmen. Die einzelnen Vorträge wurden von Hans-Werner Hanauer musikalisch umrahmt. Sowohl die Vorträ- ge als auch Musikdarbietungen wurden jeweils mit viel Beifall aufgenommen. Am Ende der Veranstal- tung dankte Heiner Groß allen für ihr Kommen und den Künstlern für ihre hervorragenden Beiträ- ge. Auch dieser besonders gut besuchte Mundarta- bend, der fünfzehnte in Folge, war wiederum sehr gelungen und eine schöne Einstimmung in die Ad- vents- und Weihnachtszeit. (hg) 6
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  • 10. Ett Bääf onn da Schängel Mett emm Bääf onn emm Schängel aus däa anna Gass Hodden de Leit emm ganzen Dorf ihren Spass. Wenn die anenanna geroot senn, dann worett scheen, Dann hann de Nobban nett breichten ent Zirkus see gehn. Doo woa emma Kalaumes onn Kuddelmuddel; Ett hott Änt mett dem Annan sei Huddel. Wenn da Schängel wiedich woa, senn de Fatzen gefloh, Dann ess ett loss gang: ’Bääf, de bescht domm wie Stroh. Woo dau stehscht doo stehscht de, de hascht emma gutt Zeit, Ach wenn haufenweiss dahämm da Zores leit. Ma moss doch nett emma retschen de ganzen Dach; Dofoa wird dahemm neischt gescheites gemach. Ett ess Meddach durch onn noch neischt emm Deppen. Gefft ett haut noch äppes voo zweschen de Reppen? Ich kann maa doch nett jeden Dach ett Maul fusselich schwätzen. Dau douscht daa de Gudden an onn eich moss mich vahätzen. Wenn de nett getratscht hättscht, wär ett Brot schon enngemoult Onn de hätscht dann vielleicht moll off dee Aua gelout. Wenn de joo seguzen wäascht onn hätscht enn bissin Schämmd, Breicht eich ach nett see laafen memm romblijen Hemd. Bei jedem Gängla wird enn Haufen kaaf Onn noch hämlich da Zigeinasch noo gelaaf. ’Komm leß ma schnell noch aus da Hand.’ Dau kreeischt emm Lewen kän Vastand. Onn eich hollen da noch dee Hand aus da Sonn; Wo hätscht dau dann noch soon Dolles wie meich fonn? Eich fahren alles memm Hauwaan ent Haus Onn dau traschdedd memm Schirz nommol raus.’ Bis jitz hatt ett Bääf dee Schness gehall, Awa doo – datt ess nämlich aach nett off ett Maul gefall: ’Saa, gräsch moll nett soo, als wenn äna da gäff de Hals abschneiden. Schamscht dau dich dann ganett voa de Leiden? Die horchen zou, die senn emm Gaaden am haggen. Eich gäff daleiwscht mein Benndel packen. Son Geschess foo enn bissin gemait; ett woren nur enn paa Minutten, Awa aweil valesen eich dir ach moll mein Stadutten: Wenn dau draußen dommes Zeich pradelscht – well eich da saan - Kommt ett dia, wenn de dran bescht, off enn half Stonn ach nett aan. Beiträge zur Lisdorfer Mundart von Marianne Faust 10
  • 11. Odda wenn da stonnenlang emm Wirtshaus hucken; Dann soll eich mich foa dia Rellbes ducken? Odda menscht de, wenn de zäh loorem schlängascht datt wäa richdich? Dann ess da ett dommeln ach nett so wichdich. Onn wenn ma grad dran seen, memm Ännchin die Sach: Dem haschde geschda beim Grawen scheen Auen gemach. Dee moscht nett männen das eich schaloss wäa; So scheen wie datt benn eich gutt onn gäa. Awwa mett dia mich offlein hott noch nie äbbes genotzt, Datt es soo vill wäat wie off dee Bodem gesputzt.’ Dann woa off ämol bei enn Rou, Dann woren de Fenschdann onn de Meila zou. Noo zwen Daa äascht hatt ett Bääf gefroot: ’Haschde dich beroicht?’ Daa Schengel saat schandie:“ De wäscht, eich drän jo gäa durch. Mach kän soon Gesicht, ett ess alles nomoll gutt. Am Sonndach ess Louisdach, dann geen maa off dee Rutt. Bozz dee Tränen ab onn komm moo loo häa; Dee beschd joo mein Beschded, eich hann dich doch gäa. Onn datt memm Ännchin ess nua dommes Zeich. Dee wäscht, eich werfen joo nua enn Au off deich.’ Ett Bääf saat: ’Moscht maa nett schmusen, datt kann eich nett hann; Watt beschde nua voo enn goschdalija Mann. Oo, loss mich doch retschen, eich kommen emma nomoll zreck. Wie dee meich greeit hascht, hotschde wirklich Gleck. Mett mia haschde doch ett groß Los gezoo, onn anna Männa wären mett ma froh.’ ’Bääf, watt wellschde dann lomett nomell saan? Sei stadd, sonscht fängt daa Komeedie vann voa nomoll aan.’ Le.ischtroffa Sprüch off Platt „Wer im Summa Kappes klaut, hat em Winter Sauerkraut“ „Wo Dauwe sinn, fleije Dauwe hinn“ „Schwätz, wie da der Schnawwel gewaas es“ „Äan Koof macht noch kän Winta“ „Dat loo ess nit vill, awwer wenigschtens ebbes Die Redaktion 11
  • 12. Quelle: „Saarland-Karte/Bild/Wort“, Bildungshaus Schulbuchverlage Westermann Schroedel Disterweg 12
  • 13. Prof.-Ecker-Geburtshaus – ein Lisdorfer Bauernhaus mit großer Geschichte Dieses Haus an der Ecke Groß-/Prof.-Ecker-Str. in Lisdorf verberge in seinem jetzigen Zustand viel, so Johan- nes Werres in seinem SZ-Artikel vom 19.8.2014: Dass es schon vor 1800 erbaut wurde, dass darin 1851 der spätere, weltweit bekannte Bibel-Übersetzer Prof. Jakob Ecker geboren wurde, dass er das „Saarlied“ hier in seinem Elternhaus verfasste, dass hier 1859 der Lisdorfer Männergesangverein gegründet wurde und noch einiges mehr. Das ursprünglich typische Bauernhaus mit Wohnteil, Stall und Scheune unter einem Dach wur- de nach Aufgabe der Landwirtschaft vor rund 50 Jahren nach und nach umgebaut und modernisiert. Als das Haus 2014 zum Verkauf stand, stellte der Heimatverein bei der Stadt Saarlouis einen Antrag, dieses anzukau- fen und es dem Verein als Dorfgemeinschaftshaus für kulturelle Zwecke zur Verfügung zu stellen. Denkbar wäre auch die Einrichtung eines bäuerlichen Museums mit Schwerpunkt Gemüsebau und/oder der Sitz des neuen Stadtverbandes der heimathistorischen Vereine gewesen. Nicht zuletzt wäre eine Nutzung als „Haus der Vereine“ mit Besprechungs-, Ausstellungs- und Archivräumen möglich gewesen, was dem über 1100-jährigen Lisdorf gut zu Gesicht gestanden hätte. In anderen Orten unserer saarländischen Heimat gibt es inzwischen solche historischen Häuser, die von den Vereinen mit viel Eigenengagement hergerichtet und der Allgemeinheit zur Verfügung stehen. Solche Objekte werden sogar vom Land, dem Bund und der EU finanziell gefördert. Auf diese Weise ist so beispielsweise in Felsberg ein schönes Vereins- und Dorfzentrum entstanden. Für das Lisdor- fer Objekt fehlte jedoch jegliche Unterstützung von politischer Seite. So war zu erwarten, dass der gestellte An- trag von der Stadt aus finanziellen Gründen mit Bedauern abgelehnt wurde. Bei Kostenbeteiligung der Vereine und Ausschöpfung aller Fördermöglichkeiten wäre der Ankauf und die Herrichtung des Hauses für öffentliche Zwecke mit vergleichsweise bescheidenem Aufwand möglich gewesen. Die Tatsache, dass der Heimatkunde- verein Lisdorf in den knapp 18 Jahren seines Bestehens einen gewaltigen Umfang an Archivmaterial (ca. 360 Ordner) zusammengetragen hat, die wegen fehlendem Archivraum bei mehreren Vorstandsmitgliedern vorü- bergehend untergebracht sind, hat in der Diskussion über die Raumbeschaffung offenbar keine Rolle gespielt. Zwar hat der Oberbürgermeister in seinem Schreiben vom 22.9.2014 hier Abhilfe in Verbindung mit dem neu- en Stadtverband der Heimatkundevereine in Aussicht gestellt, aber bedauerlicherweise hat sich bis heute noch nichts ergeben. Das historische Prof.-Ecker-Geburtshaus steht für eine vorgesehene öffentliche Nutzung nicht mehr zur Verfügung, da es inzwischen an einen aus Lisdorf stammenden Kaufmann veräußert wurde. (hg) So sah das Geburtshaus von Prof. Ecker aus, als es vor etwa 50 Jahren von dem aus Lisdorf stammenden Stadt-Baudirektor Victor Schmitt (1896-1998) gezeichnet wurde. 13
  • 14. Die einzigartige Erfolgsgeschichte des überregional bekannten Fördervereins „Klingenden Kirche“ Saar- louis-Lisdorf e.V. setzte sich auch im Jahre 2014 fort. Die Einladungen zu den attraktiven Konzertveranstal- tungen wurden von rund 4.000 Besuchern angenommen. Auch beteiligten sich 78 Komponisten aus 21 Ländern am 7. Internationalen Orgel-Kompositionswettbewerb, der wiederum weltweit ausgeschrieben wurde und jeweils eine starke weltweite Beachtung findet. Die nachstehende kleine Bildergalerie vermittelt einen Eindruck von den beliebten stark frequentierten kirchen- musikalischen Veranstaltung in einer der schönsten Barockkirchen der Region, der Lisdorfer „Klingenden Kirche“. Konzert zum Neuen Jahr 2014, u.a. mit dem Frauenchor „Canti- lena Überherrn“ Stefanie Krahnenfeld, Gabriele May und Prof. Andreas Rothkopf beim Marienkonzert , dessen Erlös für die Renovierung der Pfarr- kirche bestimmt war. Seit nun bereits 11 Jahren begeistert das Lisdorfer-Open-Open- Air-Konzert mit spektakulärer Musik aus Oper und Operette, Or- chester- Orgel- und Filmmusik. Eine von acht Bildertafeln anl. des Gedenkkonzertes „In memo- riam“ Prof. Theo Brandmüller, der sich um die Förderung der Orgelmusik in Lisdorf mehr als verdient gemacht hat. 4.000 Besucher bei den Konzertveranstaltungen der Lisdorfer Klingende Kirche Eröffnungskonzert der Saarlouiser Orgeltage 2014 mit dem Kammerchor „Vocapella“ Limburg Johann Sebastian Bach – alias Roland Kunz – erzählt bei seinem Konzert 500 Kindern Episoden aus seinem interessanten Leben 14
  • 15. Regionalkantoren unter sich: Lukas Stollhof, Oberwesel und Ar- min Lamar, künstlerischer Leiter der Orgeltage Preisverleihung im Rathaus: 3. Preisträger des Orgel- Kompositi- onswettbewerbes war Torsten Sense, Berlin Stimmungsvolle Orgelnacht mit „Der Andere Chor“ Dillingen, Armin Lamar und Gernot Meiser sowie Andreas Rothkopf und Rainer Oster (Bild links) Vorstandsmitglieder der Klingenden Kirche bei der Preisverlei- hung im Rathaus (Bild oben) Ein viel beachtetes Adventskonzert zur Einstimmung auf die Weihnachtszeit am 1. Adventssonntag (Bild links) Grandioser Abschluss des Konzertjahres mit dem Weihnachtskon- zert unter der Leitung von Regionalkantor Armin Lamar (Bild oben) 15
  • 16. Die Lisdorfer Klingenden Kirche hat auch in 2015 viel zu bieten Der Konzertreigen beginnt am Samstag, 7. März 2015, 20 Uhr mit einer Veranstaltung der Extraklasse Klezmer-Musik in Perfektion Giora Feidman gastiert mit seinem Trio in der Lisdorfer Barockkirche Giora Feidman, Meister an der Klarinette, spielt mit seinem Trio jüdische instrumen- tale Volksmusik. Niemand kann seine Klarinette so schluchzen lassen, so weinen und so lachen wie Giora Feidman. Kaum einer hat die ursprüngliche Bedeutung des Begriffs Klezmer so wörtlich ge- nommen wie Giora Feidman: Klezmer, jüdische instrumentale Volksmusik aus dem osteuropäischen Schtetl, melodiös, springend zwischen abgrundtief traurig und zum Lachen witzig, die Instrumente menschliche Gesangsstimmen nachahmend. Gerade das hat der internationale Star Feidman zur Perfektion gebracht, das Saar- louiser Publikum hat es in den vergangenen Jahren bereits zweimal genossen. Feidman stammt aus einer Familie von Klezmer-Musikern, die Anfang des 20. Jahrhunderts nach Argentinien auswanderten.GioraFeidman,1936geboren,hatteLebensstationeninIsraelundNewYork.DiegrößteResonanz auf seine Musik hat Feidman indes in Deutschland. Mit überschäumender Lebensfreude steht er auf der Bühne und lässt die Freunde des unverwechselbaren Feidman-Sounds auf der Klarinette voll auf ihre Kosten kommen. Das Repertoire des Trios ist vielschichtig. Im Mittelpunkt stehen traditionelle, von Giora Feidman arrangierte Klezmer-Weisen. Klassik, Jazz und folkloristische Stücke ergänzen das Programm ebenso wie Werke aus der Feder seiner Musikerkollegen. Das Trio mit Klarinette, Gitarre und Bass ist Feidmans Besetzung. Die Musiker treten miteinander in Wett- streit, treiben sich gegenseitig an, ergänzen, was der andere begann, pointieren, imitieren, konterkarie- ren die Sequenzen des Partnerinstruments – mit konzentrierter Ernsthaftigkeit und manchmal auch mit dem Schalk im Nacken. „Unser Trio bildet mit dem Publikum ein Quartett“, sagt Feidman. „Und wenn Sie den Spirit des Raumes einbeziehen, sind wir ein Quintett – in dieser Form nur einen Abend lang.“ Karten im Vorverkauf 25/ermäßigt 20 Euro bei allen Vorverkaufsstellen von Ticket Regional, der KSK Lis- dorf und über den Förderverein Klingende Kirche, (Kartentelefon (0 68 31) 12 22 20. Eventuell Restkarten zu 28 Euro an der Abendkasse. (Vorankündigung in der Saarbrücker Zeitung vom 8.1.2015) Weiteres Jahresprogramm: Donnerstag, 7. Mai 2015, 20 Uhr Freitag, 17. Juli 2015, 20.30 Uhr Chor und Orchesterkonzert mit dem 12. Lisdorfer Open-Air-Konzert Nationalchor Korea und Orchestre auf dem Kirchplatz National de Lorraine Sonntag, 22. Nov. 2015, 17.00 Uhr 25. – 27. Juni 2015 Chor- und Orchesterkonzert Europäische Orgelakademie mit der Chorgemeinschaft MGV Lisdorf dem MGV Concordia Bous Sonntag, 28. Juni 2015, 18.00 Uhr Gabriele May – Alt, Armin Lamar - Orgel Orgelkonzert mit Prof. Michael Sinfonieorchester des Landkreises Radulescu, Wien Kaiserslautern 16
  • 17. Nachdem im 1. Bauabschnitt (BA) des Industrie- gebietes „Lisdorfer Berg“ einige Straßen teilweise fertig gestellt waren, mussten diese namentlich be- nannt werden. Die Gremien des Stadtrates sollten am 10.4.2014 über die Straßenbenennungen entscheiden; die Sitzung wurde aber vertagt. Dem Vorschlag des Heimatkundevereins, die Straßen nach den Ge- wannbezeichnungen zu benennen, stand ein Be- schluss des Stadtratsausschusses und Beirates für Kultur vom 20.11.2013 entgegen, wonach „bei der zukünftigen Benennung von Straßennamen mehr verdiente Saarlouiser Frauen berücksichtigt werden Zur Person Mary Lonsdorfer (1898 – 1969) aus Lisdorf – Straße im Industriegebiet „Lisdorfer Berg“ wurde nach ihr benannt – und um die Suche zu erleichtern, soll der Frauen- historische Arbeitskreis in Saarlouis unter Leitung von Dr. Claudia Wiotte-Franz mit einbezogen wer- den.“ Dieser hatte eine ganze Reihe verdienstvoller Saarlouiser Frauen aufgeführt, u.a. auch Else-Kla- ra Schmidt geb. Klett, die letzte Eigentümerin der Donner-Brauerei Saarlouis. Mary Lonsdorfer wurde zunächst nicht erwähnt. Nach reiflicher Überlegung kam man zu dem Schluss, jeweils zwei der vier Stra- ßen nach den dortigen Lagebezeichnungen und zwei nach verdienstvollen Saarlouiser Unterneh- merinnen zu benennen. Neben Else-Klara Schmidt wurde Mary Lonsdorfer ausgewählt, die 1969 als 17
  • 18. 1.Bauabschnitt des Industriegebietes „Lisdorfer Berg Stadträtin plötzlich verstorben war und viele Jahre eine Kohlen- und Baustoffhandlung in Lisdorf ge- führt hatte. Am 23.7.2014 sollte die Angelegenheit abschließend in den städtischen Gremien entschie- den werden. Kurz zuvor hatte die SPD-Stadtratsfrak- tion beantragt, die Straßen nach Mary Lonsdorfer und Else Schmidt zu benennen. Aufgrund man- gelnder Informationen über Mary Lonsdorfer wurde der Lisdorfer Heimatkundler Heiner Groß gebeten, in der Sitzung des Kulturausschusses und des Kul- turbeirates der Stadt am 23.7.2014 eine Vita vorzu- tragen. Sie ist nachfolgend abgedruckt. In den betreffenden Sitzungen wurde sowohl im Kulturausschuss als auch im Stadtrat einstimmig beschlossen, die vier Straßen wie folgt zu benen- nen (vgl. Lageplan): Straße 1: Mary-Lonsdorfer-Straße (fertig) Straße 2: Else-Schmidt-Straße (teilw. fertig) Straße 3: Am Pitzberg (teilw. fertig) Straße 4: Zum Geisberg (fertig) Allerdings gab es bei den Beratungen im Kulturbei- rat auch einige Gegenstimmen zu Mary Lonsdorfer und Else Schmidt mit der Begründung, dass beide Unternehmerinnen keinerlei Bezug hätten zu die- sem Industriegebiet. Dies lässt sich zwar nicht leug- nen, aber es besteht auch derzeit keine Möglichkeit, Straßen nach beiden Frauen unternehmensnah zu benennen. Außerdem lag die Zusicherung des Stadtrates bereits seit 2013 vor, bei neuen Straßen- namen künftig verdienstvolle Frauen aus Saarlouis zu berücksichtigen. So kann man die Entscheidung als folgerichtig bezeichnen. Zudem führten und führen viele erfolgreiche und verdienstvolle Lisdor- fer den Familiennamen Lonsdorfer, nicht alle mit Mary Lonsdorfer verwandt. (hg) Die 1969, knapp ein Jahr nach ihrer Wiederwahl in den Stadtrat Saarlouis am 25.11.1969, plötzlich und unerwartet verstorbene Mary Lonsdorfer (von mir Tante Merä gerufen) war mir aufgrund meiner verwandtschaftlichen Beziehung zu ihr (meine Tan- te väterlicherseits - Anna Groß-Breininger aus der. Gastwirtschaft Breininger - war mit ihrem Bruder, dem Kaufmann und Besitzer der Lisdorfer Mühle Adolf Heinrich Lonsdorfer verheiratet, die später aus beruflichen Gründen nach Dortmund umzogen und dann auch dort verstorben sind) und ab 1968 auch als Kollegin im Stadtrat und Kommunalpoliti- kerin der SVP/CVP-Fraktion bestens bekannt. Auf- grund von mehreren Nachfragen über die Person Mary Lonsdorfer Kauffrau und Inhaberin der Kohlen- u. Baustoff-Großhandlung Lonsdorfer in Lisdorf Kommunalpolitikerin und Stadträtin der SVP/CVP-Fraktion von 1964 -1969 Ehrenmitglied des Bergmannvereins St. Barbara Lisdorf Lageplan der Straßen im 1. Bauabschnitt Mary Lonsdorfer, wodurch ich festgestellt habe, dass die nunmehr bereits vor 45 Jahren im Alter von 71 Jahren Verstorbene inzwischen weitgehend unbekannt bzw. in Vergessenheit geraten ist, gebe ich nachfolgend gerne folgende Informationen über sie: Anna Maria Elisabeth (Mary) Lonsdorfer wurde am 31.10.1898 als 7. und jüngstes Kind des Schiffers und Kaufmanns Johann (Hans) Adam Lonsdorfer (1856-1910) und seiner von der Lisdorfer Mühle stammenden Ehefrau Angela (Aline) Louis (1864 -1927) in Lisdorf geboren. Nach der Volksschu- le besuchte sie die Höhere Töchterschule (später Mädchen-Gymnasium (RSG) in Saarlouis. Danach 18
  • 19. war Mary, wie sie von ihren Eltern und Geschwis- tern genannt wurde und sich selbst auch gerne so bezeichnete, in der elterlichen Kohlen- und Baustoffhandlung, die 1882 von ihrem Vater ge- gründet wurde, tätig. Nach dem Tod ihres Vaters in 1910 und ihrer Mutter in 1927 führte sie das elterliche Geschäft gemeinsam mit ihrer älteren Schwester Aline (1883-1949) und ihrem Bruder Eduard (1890-1957), alle nicht verheiratet. Ab 1957 war Mary Alleininhaberin der Kohlen- und Baustoffgroßhandlung bis zu ihrem plötzlichen Tod am 25.11.1969. Mary war zeit ihres Lebens besonders stolz auf ihre Familien Lonsdorfer-Louis, die zweifelsohne sehr geschäftstüchtig waren und schon vor mehr als 100 Jahren eine höhere Schulbildung und akade- mische Ausbildung anstrebten. Eine ganze Reihe ihrer Verwandten war tatsächlich weltweit beruflich sehr erfolgreich. In Festschriften Lisdorfer Vereine, die Mary Lonsdorfer maßgeblich mitfinanzierte, ließ sie gerne von dem Lisdorfer Heimatkundler Rektor Johann Görgen über Pioniere und Berühmt- heiten aus ihrer Familie berichten. Das Ansehen, das Mary zeitweise über Lisdorf hi- naus genoss, war wesentlich dadurch begründet. Das familiäre Umfeld möchte ich hier kurz schil- dern. Zunächst ihre weiteren Geschwister: Johann Adam Emilius (1884-1898) ist als Gymna- siast verstorben. Mathias Leo Wilhelm( 1886-1954) studierte nach dem Abitur Bergbau, war im 1. Weltkrieg Offi- zier (Hauptmann) und später Bergwerksdirektor in Oberschlesien, nach dem 2. Weltkrieg Berghaupt- mann im hessischen Wirtschaftsministerium in Wiesbaden und ab 1950 „oberster Bergmann“ in der saarländischen Landesregierung. Adolf Heinrich (1888-1946) war Kaufmann und Besitzer der Lisdorfer Mühle, aus der seine Mutter stammte. Nach seiner Heirat mit Anna Groß-Brei- ninger (eine Tante von Heiner Groß) zogen sie nach Dortmund. Heinrich (Heinz 1891-1916) hatte Staatswissen- schaften studiert und ist 1916 als junger Offizier in Verdun gefallen. Weitere Personen aus ihrer Familie, deren Verwandt- schaft sich Mary immer wieder rühmte, waren: Ein Onkel mütterlicherseits war Johann Louis, Uni- versitätsprofessor für assyrische Forschungen; Josef Lonsdorfer, ein Onkel väterlicherseits, zog in die Schweiz und gründete die berühmten „Lonstroff- Werke“ mit Betriebsstätten in La Chaux des Fonds, Genf, Lausanne, Carrouge u. Aarau; Nikolaus Lonsdorfer, ebenfalls ein Onkel väterli- cherseits, war Direktor der „Orient-Bank“ in Kairo, wurde in Berlin vom deutschen Kaiser mit dem „Ro- ten Adlerorden“ ausgezeichnet. Er vermachte dem städt. Museum Saarlouis mehrere Ausstellungsstü- cke aus Ägypten; Jakob Lonsdorfer, ein weiterer Onkel von Mary, studierte ebenfalls Bergbau und Sprachen, war Bergwerkdirektor in Südafrika und Niederlän- disch-Indien. Von der holländischen Regierung ist er als Administrator auf Borneo eingesetzt worden und dort als Gerichtsvorsitzender während einer Gerichtsverhandlung von einem Malayen ermor- det worden. Er war ebenfalls Träger des deutschen „Roten Adlerordens“. Ein Neffe von Jakob Lonsdorfer(I) ebenfalls mit dem Namen Jakob Lonsdorfer (II), war nach dem Bergbaustudium ab 1910 Direktor der Kali-Gru- ben im deutschen Elsass. Nach dem 1. Weltkrieg, als das Elsass wieder französisch wurde, musste er es verlassen. Danach war er Bergwerksdirektor in Österreich. Ein Sohn von Jakob Lonsdorfer war später Medizin-Professor an der Universität Straß- burg. Zu ihm unterhielt der Verfasser bis vor kur- zem einen engen Kontakt. Leistungen der Mary Lonsdorfer: Sie hat über 42 Jahre (1927 -1969) in ihrer Koh- len- und Baustoffgroßhandlung in der Provinzial- straße mit eigenem Kleinbahnanschluss in Lisdorf „ihren Mann“ gestanden. Obwohl seit dem Tod ih- rer geschäftstüchtigen Mutter Aline in 1927 sie das 1882 von ihrem Vater gegründete Unternehmen gemeinsam mit ihrer älteren Schwester Aline und ihrem älteren Bruder Eduard führte, war Mary die „Chefin“. Sie war eine sprech- und sprachgewand- te couragierte Frau, die leicht in „Rage“ zu brin- gen war und dann in bester Lisdorfer Mundart eine Kanonade von Schimpfwörtern lospolterte, ohne allerdings verletzend und nachtragend zu sein. Im Stadtrat hat sie sich allerdings merklich zurückge- halten. Das Deftigste, was ich dort von ihr gehört hatte, war der Ausspruch: „Sen dat lo Lompen!“ über einige Kollegen ihres Koalitionspartners SPD, mit der sie seit 1964 in einer Stadtratskoalition ver- bunden war. Mir ist noch gut ein Erlebnis aus dem Bergstollen Rosenthal in Erinnerung. Mary Lons- dorfer war gegen Ende des 2. Weltkrieges, als die Kriegshandlungen und die Bombardierungen immer heftiger wurden, mit ihrer Familie, eben- so wie meine Familie, in den Stollen Rosenthal geflüchtet. Als sich die heranrückenden amerika- nischen Soldaten bis an den Stollen vorgekämpft hatten, befürchtete man bei den annähernd 1000 Stolleninsassen, darunter auch desertierte deut- sche Soldaten, ein Massaker. Um das zu verhin- dern, stellten sich einige beherzte ältere Männer und Mary Lonsdorfer mit weißen Betttüchern als Ergebenheitszeichen an die Stolleneingänge. Mary Lonsdorfer konnte die zunächst sehr misstrauischen GI's mit ihren guten englischen Sprachkenntnissen 19
  • 20. überzeugen, dass sie von den Stolleninsassen nichts zu befürchten hätten. Auch bei der anschlie- ßenden Stollenübergabe war Mary Lonsdorfer auf- grund ihrer englischen Sprachkenntnisse und ihres couragierten Auftretens eine wertvolle Hilfe. Einige Jahre nach dem Krieg wollte Mary Lonsdorfer zum Gedenken an die zahlreichen Todesopfer im Stollen über diesem eine Kapelle mit Spen- dengeldern bauen lassen. Obwohl schon einige Spenden eingegangen waren, ist es dazu leider nicht gekommen. Erst 1964, als Mary bereits 66 Jahre war, trat sie in die aktive Kommunalpolitik ein. Als Mitglied der SVP/CVP gehörte sie von 1964 bis 1968 dem Stadtrat an und wurde 1968 wieder gewählt. Doch schon knapp ein Jahr später ist sie plötzlich und unerwartet verstorben. Im Stadtrat setzte sie sich besonders für den Bau der Stadtgartenhalle und des Hallenbades und insbesondere für den Bau des städtischen Altenheimes ein. Ihr Stadtteil Lisdorf und seine kommunalen Anlie- gen, wie die Baulandschaffung, und die Wünsche der Lisdorfer Bauernschaft lagen ihr besonders am Herzen. So engagierte sie sich für den Erhalt der Gartenreihen als Gemüseanbaugebiet und des Lisdorfer Berges für die Landwirtschaft. Aufgrund ihrer nur kurzen Zeit im Stadtrat (1964-1969) konnten viele ihrer kommunalen Wünsche zu ihren Lebzeiten nicht erfüllt werden. Mary Lonsdorfer unterstützte über viele Jahre die Lisdorfer Vereine durch großzügige Spenden. Ins- besondere dem Bergmannsverein fühlte sie sich aufgrund ihres Geschäftes und den nahen Ver- wandten, die im Bergbau weltweit eine dominie- rende Rolle gespielt haben, besonders verpflichtet. Der Lisdorfer Bergmansverein ernannte sie zu sei- nem Ehrenmitglied. Als sie 1969 zu Grabe getragen wurde, erwies ihr eine große Trauerschar die letzte Ehre. Sie wur- de in die Erbbegräbnisstätte der Familie Lonsdor- fer-Louis nahe dem Ehrenmal auf dem Lisdorfer Friedhof beigesetzt. Auf ihrem Grabstein steht: Mary Lonsdorfer, 1898-1969, Stadträtin, Initiatorin des Altenheims Saarlouis. Beerbt wurde Mary Lonsdorfer von ihrer jahre- langen Haushälterin Hildegard Theis aus Lisdorf, die kurz nach dem Tod von Mary den verwitweten Schulrektor Peter Prümm heiratete. Die Grabstelle von Mary Lonsdorfer wird von ei- ner Nichte ihrer Erbin Hildegard Prümm-Theis, die auch dort bestattet ist, unterhalten.(hg) Die Ehrenbürger der Stadt Saarlouis 1880 Nikolaus Adolph de Galhau, Gutsbesitzer und Ehrenbürgermeister von Wallerfangen 1925 Alexander Subtil, Pastor und Dechant in Saarlouis 1933 Paul von Hindenburg, Reichspräsident 1933 Adolf Hitler, NSDAP-Vorsitzender und Reichskanzler 1937 Dr. Wilhelm Frick, Reichsinnenminister (am 6.10.1946 als Kriegsverbrecher hingerichtet). Nach seiner Verurteilung als Kriegsverbrecher wurde ihm von Rechts wegen die Ehrenbürgerschaft aberkannt. 1950 Gilbert Grandval, franz. Hochkommissar im Saarland 1950 Johannes Hoffmann, Ministerpräsident des Saarlandes, CVP-Chef 1950 Dr. med. Kurt Neugebauer aus Fraulautern 1950 Dr. med. Jakob Hector aus Saarlouis 1952 Heinrich Unkel, Pastor und Dechant in Saarlouis, Ehrendomherr 1953 Josef Spengler, Pastor und Dechant in Lisdorf 1953 Carl Roderich Maria Richter, Pfarrer und Heimatforscher in Saarlouis 1953 Mathias Prümm, Schulrektor aus Roden 1956 Paul von Lettow-Vorbeck, General und Kommandeur der deutschen Truppen in Ostafrika 1961 Johannes Peter Hafner, 1. Beigeordneter der Stadt Saarlouis aus Roden 1973 Hubert Linster, Gründer und Gesellschafter von DSD aus Roden 1995 Hans Welsch, Gründer und Gesellschafter von DSD aus Lisdorf 1995 Rolf Weber, Betriebsratsvorsitzender bei Ford aus Hülzweiler 2009 Joel Batteux, Bürgermeister der Partnerstadt St. Nazaire 2013 Erich Pohl, Schulrektor, Beigeordneter der Stadt aus Fraulautern 2014 Esther Bejarano, KZ-Überlebende, Musikerin und Autorin aus Hamburg Von den Ausgezeichneten leben nur noch die vier Letztgenannten. Die übrigen 17 Ehrenbürger sind ver- storben, wodurch ihr Ehrenbürgerrecht erloschen ist. Nach § 23 KSVG kann das Ehrenbürgerrecht an Per- sönlichkeiten verliehen werden, die sich um die Stadt besonders verdient gemacht haben. 20
  • 21. Esther Bejarano (Hamburg) neue Ehrenbürgerin von Saarlouis Am 29.November 2014 wurde Esther Bejarano (89) im Rahmen eines Festaktes im Saal der Ka- serne VI von Oberbürgermeister Roland Henz und Bürgermeisterin Marion Jost die Ehrenbürgerschaft der Stadt Saarlouis verliehen. Der Stadtrat hatte einstimmig einen entsprechenden Beschluss ge- fasst. Esther Bejarano wurde am 15.Dezember 1924 in Saarlouis als Tochter des Kantors Rudolf Loewy und seiner Ehefrau Margarethe geb. Hey- mann geboren. Als sie ein Jahr war, zog sie mit ihren Eltern und drei Geschwistern nach Saar- brücken, wo ihr Vater Oberkantor der jüdischen Gemeinde wurde. Ihre Eltern und eine Schwester wurden von den Nazis ermordet. Eine Schwester und ihr Bruder konnten nach Palästina bzw. in die USA fliehen. Esther überlebte die NS-Vernichtungs- lager, ging nach ihrer Befreiung für 15 Jahre nach Israel, kehrte aus gesundheitlichen Gründen nach Deutschland zurück und lebt seither in Hamburg. 2013 brachte sie ein Buch unter dem Titel „Esther Bejarano – Erinnerungen“ heraus. Nachfolgend drucken wir einen genehmigten Presse-Bericht über die Verleihung der Ehrenbürgerschaft an Esther Be- jarano ab. Mit ihr wurde erstmals in Saarlouis eine Frau zur Ehrenbürgerin. Der Vorschlag kam vom Frauenbeirat der Stadt.(hg) Abdruck aus „Die Woch“ vom 13.12.2014 21
  • 22. 100 Jahre nach Beginn des 1.Weltkrieges Große Ausstellung des Rodena Heimatkundevereins Roden e.V. mit Vortragreihe Im abgelaufenen Jahr hat sich der Beginn des 1.Weltkrieges zum 100. Mal gejährt. Zu diesem Anlass fand in der Zeit vom 8. November bis 14. November 2014 eine Ausstellung in Victor‘s Resi- denz Hotel Saarlouis statt. Fast 500 schwarz/weiß Bilder, Landkarten und zum Teil original Postkarten aus privaten Nachlässen wurden ausgestellt. Mehr als ein halbes Jahr wur- den Negative zusammengetragen, gesichtet und aufwändig bearbeitet. Die Qualität der oft sehr schlechten Vorlagen konnte durch das Bearbeiten erheblich verbessert werden. Auf elf verschiedenen Thementafeln wurden die geschichtlichen Hinter- gründe erklärt. Durch regionale Fotos und zum Teil noch original erhaltene Postkarten der Kriegszeit, wurde die Geschichte so fast greifbar gemacht. Porträts, Bücher, Sammelalben luden zum Betrach- ten ein. In Vitrinen wurden Pickelhauben, Orden, Kinderspielzeug Feldflaschen usw. ausgestellt. Die offizielle Eröffnungsansprache wurde vom Schirmherrn der Ausstellung, dem französischen Generalkonsul Fréderic Joureau, gehalten. Fréderic Joureau wies daraufhin, dass diese Ausstellung die Gelegenheit biete, einen neuen, einmaligen Blick auf das Geschehen des ersten Weltkrieges zu werfen. Oberbürgermeister Roland Henz dankte in seiner Rede den Veranstaltern für ihr Engagement, eine solch umfangreiche Ausstellung die zum Erinnern, Gedenken und Mahnen anregt, auf die Beine ge- stellt zu haben. Der 1.Weltkrieg veränderte die Welt durch eine zuvor noch nie dagewesene Brutalität. Ganze Ländereien wurden von Bomben verwüs- tet, Landstriche durch Giftgas verseucht, Familien wurden getrennt und Lebensträume jäh zerstört. Millionen Soldaten und Zivilisten verloren inner- halb dieser vier schrecklichen Jahre ihr Leben. Al- leine in Deutschland und Frankreich waren es über drei Millionen Soldaten, welche in mörderischen „Ausblutungsschlachten“ starben. Für die Festungsstadt Saarlouis, welche dem gren- züberschreitenden Netzwerk der „Festungsstädte der Großregion“ angehöre, sei es ein besonderes Anliegen die Geschichte mit aufzubereiten. Die ge- meinsame Vergangenheit zeige, dass es möglich sei von früheren Feinden zu jetzigen Freunden zu werden. Begleitet wurde die Vernissage durch die Darsteller des Vereins „Die alte Armee“, welche in historischen Uniformen die Militärische Epoche der Soldatenuniform von 1864 bis 1918 darstellten. Mehrere Vorträge unter der Regie des Stadtverban- des der heimathistorischen Vereine in Saarlouis begleiteten die sehr interessante und informative Ausstellung, für die in erster Linie die Vorsitzende des Rodena-Vereins, Rosa-Maria Kiefer-Paulus, verantwortlich zeichnete. Folgende Vorträge wurden gehalten: Dr. Eva Kell: „Der 1.Weltkrieg – Urkatastrophe des 20.Jahrhunderts“ Volker Felten: „Die reitende Abteilung des 1. Rhein. Feld- art.-Reg. Nr.8 von Holtzdorff im Kriegseinsatz 1914“ Hauptmann D. Ruffing: „1914-2014 Vergleich zwi- schen Großer Krieg und neuen Konflikten“ Oberstabsfeldwebel d.R. J. Paschek: „Die Dreißiger 4. Rhein. Inf.-Reg. Graf Werder“ Historiker Helmut Grein: „Wirtschaftliche Auswir- kungen des 1.Weltkrieges auf Saarlouis“ OB Roland Henz bei seiner Rede mit Rodena-Vorsitzenden Rosa-Marie Kiefer Paulus und Personen in historischen Uniformen 22
  • 23. Schicksalsentscheidung im 2.Weltkrieg an der Ostfront Justizrat Dr. Werner Beaumont, 1922 als ältestes von vier Kindern des Kaufmanns Gustav Baumont und seiner Ehefrau Magda geb. Savelkouls (Tex- tilgeschäft Beaumont und Sporthaus Metropol) in Saarlouis geboren, sollte als blutjunger 19jäh- riger Soldat in Russland eine Entscheidung auf Leben und Tod treffen, die der jetzt sehr rüstige 92jährige bis heute nicht vergessen hat. In der SZ-Ausgabe vom 22./23. Februar 2014 berichte- te er darüber. Aus Anlass des vor 70 Jahren be- endeten 2.Weltkrieges haben wir Dr. Beaumont gebeten den SZ-Artikel in unser Heimatblatt zu übernehmen. Dieser Bitte hat er und auch die SZ vorbehaltlos zugestimmt. Zunächst eine kurze Biographie von ihm. In der Evakuierung 1940 in Hagen/Westfalen macht er sein Abitur. Danach Einberufung zum Wehrdienst. Sein beabsichtigtes Jura-Studium musste er auf- schieben. Als Funker bei einer Reiterschwadron kam er an die Ostfront nach Russland. Dort hat sich das Ereignis im Dezember 1941 zugetragen, über das Werner Beaumont nachfolgend berichtet. In der Folge zog er als Funker auf dem Rücken eines Pferdes seiner Aufklärungsabteilung mit den vormarschierenden deutschen Truppen etwa 3000 km bis an die Wolga nach Stalingrad. Am 23. Oktober 1942 ereilte ihn ein harter Schick- salsschlag. Er tritt auf eine Mine, die seinen lin- ken Unterschenkel zerfetzt. In einem Feldlazarett hinter der Front wird ihm der linke Unterschenkel amputiert. Mit anderen schwer Kriegsverletzten wird er unter Beschuss durch russische Flugzeuge nach Deutschland transportiert. Dieser abenteuerli- che Heimtransport dauerte bis Weihnachten 1942. Nachdem ihm eine Beinprothese angepasst wurde, ist sein Fronteinsatz zunächst vorbei. Er wird zum Jura-Studium nach Heidelberg beurlaubt, doch erst am 11. März 1945 wird er aus der Wehrmacht ent- lassen. Sein Jura-Studium schließt er 1947 an der Universität Heidelberg mit dem Doktorgrad und dem 1.Staatsexamen ab. Das Rechts-Refendariat beginnt er in Heidelberg und bendet es in Saar- brücken, wo er sich anschließend als Rechtsanwalt niederlässt und mehr als 40 Jahre als erfogreicher Anwalt tätig ist. Für seine Verdienste wurde ihm der Ehrentitel „Justizrat“ verliehen.1997 kehrte er als Ruheständler nach Saarlouis zurück. Dr. Wer- ner Beaumont war mit einer vor einiger Zeit ver- storbenen Saarlouiserin verheiratet, mit der er zwei Söhne und eine Tochter hat. Seine Kriegserlebnisse hat er in mehreren Veröffentlichungen verarbeitet. Auch genealogisch war er tätig; die Geschichte sei- ner Saarlouiser Familie Beaumont hat er vor mehr als 20 Jahre verfasst. Nun sein SZ-Bericht unter dem Titel „Schicksalsent- scheidung in Muron“ (hg) Dr. jur. Werner Beaumont ist ein erfolgreicher Jurist aus Saarlouis, der lange Zelt eine Kanzlei führte. Heute ist er in Rente. Unvergessen geblie- ben ist ihm eine Geschichte, die er als 19-Jähriger, damals Soldat im Einsatz in Russland, erlebte. Er sah sich unversehens mit einem Befehl konfron- tiert, der einem „Mord auf Bestellung“ gleichkam – was tun? Verweigern mit der Konsequenz selbst standrechtlich erschossen zu werden? Eine Ge- wissensentscheidung… Im Dezember 1941 als sich die Ereignisse bega- ben, die mein Leben veränderten, war ich – 19 Jah- re alt – als berittener Funker Mitglied eines etwa 30 Mann starken Nachrichtenzugs. Nachdem die spätherbstliche Schlammperiode ein weiteres Vor- dringen unmöglich gemacht hatte, wurde uns der Befehl erteilt, uns in einem Dorf namens Murom südöstlich von Bjelgorod zu verschanzen und uns aufs Überwintern einzurichten. Bjelgorod ist ein Städtchen ungefähr auf halber Höhe zwischen Kursk und Charkov gelegen. Für uns „Nachrich- tenfüchse“ begann damit eine aufreibende Tä- tigkeit. Nicht nur musste die Telefonverbindung von Quartier zu Quartier und zur Telefonzentrale Justizrat Dr. Werner Beaumont 23
  • 24. gelegt werden. Es galt auch, das durch einen dich- ten Wald zum Vorposten am Donez provisorisch verlegte Telefonkabel immer wieder zu reparie- ren, das recht häufig durch russische Kommandos zerschnitten wurde. Als wir eines späten Abends von einem Einsatz dieser Art zurückkehrten be- merkten wir auf dem Dorfplatz einen frisch er- stellten Galgen. Hinrichtung angeordnet Unsere Kameraden berichteten, bereits am Vortag sei von der Bevölkerung die Anwesenheit einer Kommissarin – andere sprachen von einer Spio- nin – gemeldet worden. Eine Festnahme sei inzwi- schen erfolgt. Das „rote Flintenweib“ habe auch mit etwas Nachhilfe gestanden, die Hinrichtung durch Erhängen sei bereits angeordnet. Wahr- scheinlich am Sonntag, also in drei Tagen. Früh am nächsten Morgen war Appell. Der Lei- ter unseres Nachrichtenzugs, ein Leutnant V., unterrichtete uns offiziell von dem, was wir ru- dimentär bereits erfahren hatten. Die Durchfüh- rung der Hinrichtung sei dem Nachrichtenzug übertragen worden. Er brauche noch jemand, der den eigentlichen Erhängungsvorgang ausführen würde. Und dann wörtlich „Wer ist der Jüngste bei uns?“ Ich meldete mich. „Gefreiter Beaumont, Sie erhalten hiermit den Befehl, die Exekution, die unter Leitung eines Unteroffiziers des Stabes erfolgt, durchzuführen. Nähere Instruktionen er- halten Sie gleich. Bleiben Sie mal noch da. Alles andere: Wegtreten!“ Von allen guten Geistern verlassen Ich war wie vom Donner gerührt. Mir wurde schwindelig. Ich sollte also jemand eigenhändig umbringen, eine junge Frau, die mir nie etwas ge- tan hatte. Nein, ich konnte das nicht. Ich war völ- lig durcheinander. Wie durch einen Nebel, sah ich das Gesicht meines Vorgesetzten näher kommen. „Was ist denn mit Ihnen los? Ist Ihnen nicht gut? Sie sind ja ganz bleich.“ – „Ich kann das nicht tun, Herr Leutnant. Wirklich nicht… Bitte. So stotter- te ich irgend etwas daher. Ich verwies auf meine religiöse Einstellung und auf vieles andere, was es mir unmöglich mache, einen Tötungsbefehl außerhalb eines Kampfeinsat­zes zu befolgen. Ich hätte sonst das Gefühl, einen Mord zu begehen. „Was? Sie wagen es, die Rechtmäßigkeit eines Führerbefehls anzuzweifeln. Hab ich richtig ge- hört? Sie sprechen von Mord. Sind Sie denn von allen guten Geistern verlassen? Befehlsverwei- gerung vor dem Feind! Sind Sie sich darüber im Klaren, was das für Sie bedeutet?“ Ich wollte et- was erwidern. Er donnerte sofort: „Sie reden sich um Kopf und Kragen!“ Dann nach einer kleinen Pause: „Was soll ich nur mit Ihnen machen? Was wollen Sie denn mal werden?“ – „Ich will Jura studieren.“ „Ach du lieber Gott, auch das noch. Also, ich halte Ihnen Ihre Jugend zugute. Darum betrachte ich diese Unterredung als nicht erfolgt. Ich müsste sonst Meldung machen. Und das kann nicht in Ihrem Sinne sein. Es bleibt selbstverständ- lich bei meinem Befehl! Einzelheiten erfahren Sie später. Und jetzt verschwinden Sie!“ Wie benommen kehrte ich zu meiner Arbeit in die Telefonzentrale zurück. Ich war völlig verwirrt. Ich hatte das Bedürfnis mit irgendjemand über meine innere Not zu sprechen. Aber mit wem nur? Einen Feldgeistlichen hatten wir nicht in der Nähe, er wurde erst für die kommende Woche er- wartet. Meine seelische Spannung war kaum zu ertragen. Wohin nur? Ein Besuch beim Stabsarzt Nach meiner Ablösung am Vermittlungskasten eilte ich zur der Kate, in der unter Leitung von Stabsarzt Dr. Hoffman ein Krankenrevier einge- richtet worden war. Dr. Hoffmann stammte aus Wiesbaden. Eine Persönlichkeit Ende der Vier- ziger, ausgezeichnet mit dem EK I wegen seines stets vorbildlichen Einsatzes bei der Bergung von Verwundeten. Jedenfalls fasste ich mir ein Herz und bat um eine Unterredung unter vier Augen. Mit einer Handbewegung schickte er die beiden anwesenden Sanitätsgefreiten vor die Tür. „Was gibt‘s?“ Stotternd trug ich vor, was mich be- drückte. Ich wolle nur einen väterlichen Rat in meiner seelischen Not. Er sei der einzige ältere Offizier, an den ich mich wenden könne. Er sei im Alter meines Vaters, darum hätte ich rück- haltloses Vertrauen zu ihm – irgendwann brach ich ab. Ein Kloß im Hals machte mir das Spre- chen unmöglich. Ich spürte, wie mir die Tränen in die Augen traten. Die ganze Zeit über stand er da und sagte kein einziges Wort. Er starrte mich nur unverwandt an. Dann plötzlich: „Machen Sie mal den Ober- körper frei!“ Ich gehorchte etwas verwirrt. Er hör- te mich ab. Dann griff er nach meiner Hand und zählte den Puls. „Öffnen Sie den Mund!“ Mit dem Stiel eines Löffels drückte er meine Zunge runter und leuchtete mit einer Taschenlampe in meine Mundöffnung. Dann: „Sie können sich wieder an- kleiden. Anschließend belegen Sie im Nebenraum die hinterste Pritsche. Dreimal am Tag messen Sie unter den Achseln das Fieber! Alles weitere 24
  • 25. erfahren Sie vom Sani.“ Ich wollte etwas erwi- dern. Er ließ mich jedoch gar nicht erst zu Wort kommen. „Nein, nein, ich will nichts hören. Sie re- den zu viel. Was Sie noch wissen müssen, werden Sie jetzt er fahren, wenn ich mit Ihrem Vorgesetz- ten telefoniere. Sie können ja mithören.“ Er ging zum Apparat. Über die Vermittlung ver- langte er eine Verbindung mit Leutnant V. „Bei mir ist der Gefreite Beaumont. Ich werde ihn hier behalten müssen. Anzeichen von Fleckfieber, bin aber in der Diagnose nicht ganz sicher. Es ist der erste Fall dieser Art. Darum werde ich noch ei- nen Kollegen von der Division kontaktieren. Bis zur Klärung strengste Quarantäne. – Was sagen Sie da? Nein, auf keinen Fall. Auch nicht für eine Stunde. – Was Sie glauben oder nicht glauben, in- teressiert mich nicht. Der Mann bleibt bis zur Klä- rung in strengster Isolierung. Ende.“ Ich stotterte ein paar Dankesworte. Er schnitt mir sofort das Wort ab. „lch will nichts hören. Sie reden zuviel, das hab ich Ihnen schon einmal gesagt.“ Am Montagmorgen nach der Hinrichtung bestell- te er mich zur Untersuchung. Anschließend ging er zum Apparat und ließ sich mit Leutnant V. ver binden. „Ich habe den Gefreiten Beaumont eben gesund geschrieben. Das mit der Fleckfieberer- krankung war eine Fehldiagnose. Wahrscheinlich ein grippaler Infekt, der mich irritiert hatte. Emp- fehle zwei Tage Innendienst, alsdann wieder voll einsatzfähig. – Wie bitte? Sie glauben mir nicht? Das ist Ihre Sache. Ja wohl, ich trage die volle Ver- antwortung. Ich habe bekanntlich einen breiten Rücken. Ende.“ Und dann bin ich zurück zu Leut- nant V. Ich hatte ganz weiche Knie. Auf Grund des Telefongesprächs erwartete ich ein Donnerwet- ter. Erst sagte Leutnant V. gar nichts und starr- te mich nur an. Dann, mit einer Andeutung von wohlwollendem Grinsen: „Ich habe Sie offenbar unterschätzt, Gefreiter Beaumont. Soviel Findig- keit habe ich Ihnen – ehrlich gesagt – nicht zuge- traut. Denn dass Sie krank waren, das glauben Sie doch selber nicht.“Er machte eine Pause. Ende der Militärkarriere Dann fuhr er in einem anderen Ton fort: „Ande- rerseits bin ich Ihnen eigentlich ganz dankbar. Denn Sie hatten mich doch in einen ziemlich schweren Ge­wissenskonflikt gestürzt. Ich habe mir vorgeworfen, nicht nach Freiwilligen gefragt zu haben, was ich dann natürlich nachgeholt habe. Zu meiner Überraschung meldeten sich gleich sechs Mann.“ – „Sechs Mann! Freiwillig?“ – „Ich hab Sie nicht um Ihre Meinung gefragt. Ja, sechs Mann. Oberge­freiter L. wurde dann von mir bestimmt. Aber, das sehen Sie doch ein, dass ich einen gege­benen Befehl nicht rückgängig machen konnte. Und damit genug von der Sache. Ihre Fin- digkeit können Sie übrigens am Mittwoch unter Beweis stellen. Sie sind eingeteilt, mit Funkgerät einen Spähtrupp an den Donez zu begleiten. Und nun verschwinden Sie! Halt, noch eins: Ihre mili- tärische Karriere, sollten Sie je eine gehabt haben, ist beendet.“ Werner Beaumont, 1942 Reiterschwadron und Motorrad der „Schweren Schwadron“ Sommer 1941 Der Krieg! „Wenn man ihn, wie ich, aus der Nähe gesehen hat, kann man nur tiefe Abscheu vor ihm haben. Er ist die schlimmste Geißel der Menschheit, und sicher muss man alles tun, um ihm zu vermeiden Helmuth von Moltke 25
  • 26. Mit Nikolaus Groß (1898-1945) stellen wir ein Opfer des Nazi-Re- gimes vor, der nicht nur meinen Familiennamen trug, sondern auch mit meinem in Dortmund lebenden Onkel Adolf Groß (1900-1969) über viele Jahre befreundet war. Nikolaus Groß war ein christlicher Ge- werkschaftler aus dem Ruhrgebiet, der am 23. Januar 1945, also vor jetzt genau 70 Jahren, als Hitler-Gegner in Berlin-Plötzensee hingerichtet und 2001 vom Vatikan seliggesprochen wurde. Ob- wohl eine in der Trägerschaft des Bistums Trier ge- führte Schule in Lebach seinen Namen trägt, ist er hier ziemlich unbekannt. Nikolaus Groß wurde 1898 in Niederwenigen in Nordrhein-Westfalen in einer streng katholischen Familie geboren. Er war Messdiener und in der ka- tholischen Jugend aktiv tätig. Nach der Schulzeit arbeitete er im Bergbau. Nach der Schicht nahm er jede Gelegenheit war, um sich fortzubilden. Als 19jähriger trat er dem christlichen Gewerkschafts- verein der Bergleute bei und wurde schon bald Gewerkschaftssekretär. Aufgrund seiner Wort- und Schriftgewandheit wurde er Mitarbeiter und später Schriftleiter der „Westdeutschen Arbeiterzeitung“, dem Organ der Katholischen Arbeiterbewegung. Seit 1927 warnte er eindringlich vor Hitler und der NSDAP. Auch nach deren Machtübernahme 1933 blieb er seinen Grundsätzen treu. 1938 wurde seine Zeitung von den Nazis verboten, seine ka- tholisch geprägte christliche Gewerkschaft bereits davor. Mehrfach wurde er von der Gestapo festge- nommen und verhört. Später schloss er sich dem „Kölner Kreis“ an, einem Netz christlicher Wider- standskämpfer, dem auch Konrad Adenauer ange- hörte, die an einer politischen Neuordnung nach einem möglich Sturz Hitlers arbeiteten. Nach dem misslungenen Attentat auf Hitler am 20. Juli 1944 wurde auch Nikolaus Groß verhaftet und vor dem Volksgerichtshof in Berlin angeklagt. Dessen Präsi- dent Roland Freisler, ein Teufel in Richterrobe, den Nikolaus Groß mehrfach publizistisch bloßgestellt hatte, verurteilte ihn am 15. Januar 1945 zum Einer von Millionen, den Hitler und seine Schergen auf dem Gewissen haben Er musste für seine Überzeugung sterben Tode durch Erhängen. Freisler begründete seinen Urteilsspruch mit den Worten: „Er schwamm mit im Verrat, muss folglich auch darin ertrinken.“ Das Todesurteil wurde am 23. Januar 1945 vollstreckt. Am 8. Mai 1945 war der Krieg vorbei. Hitler und andere haben sich ihrer Verantwortung durch Selbstmord entzogen. Nikolaus Groß war zeit seines Lebens ein tief- gläubiger Katholik, der auch nach der Machter- greifung der Nazis und seiner Inhaftierung und seinemProzess seinen Grundsätzen bis in den Tod treu geblieben ist. Zwei Tage vor seiner Hinrichtung schrieb er einen Abschiedsbrief an seine Frau und seine sieben Kinder, in dem seine standhafte Haltung und sein tiefer Glaube besonders deutlich werden. Auszugs- weise drucken wir diesen Brief ab. Am 21. Januar 1945 verfasste Nikolaus Groß einen Abschiedsbrief an seine Frau Elisabeth und seine sieben Kinder. Zwei Tage später wurde er in Plöt- zensee erhängt. Der Inhaftierte beginnt: „Es ist Agnestag, an dem ich diesen Brief schreibe, der Euch künden wird, dass der Herr mich gerufen hat. Vor mir stehen Eure Bilder und ich schaue jedem lange in das vertraute Angesicht. Wie viel hatte ich noch für Euch tun wollen der Herr hat es anders gefügt. Der Name des Herrn sei gepriesen. Sein Wille soll an uns geschehen. Fürchtet nicht, dass ange- sichts des Todes großer Sturm und Unruhe in mir sei. Ich habe täglich immer wieder um die Kraft und Gnade gebeten, dass der Herr mich und Euch stark mache, alles geduldig und ergeben auf uns zu nehmen, was er für uns bestimmt oder zuge- lassen. Und ich spüre, wie es durch das Gebet in mir still und friedlich geworden ist.“ Groß schildert: „Manchmal habe ich mir in den langen Monaten meiner Haft Gedanken darü- ber gemacht, was wohl einmal aus Euch werden möge, wenn ich nicht mehr bei Euch sein könnte. Längst habe ich eingesehen, dass Euer Schick- sal gar nicht von mir abhängt. Wenn Gott will, dass ich nicht mehr bei Euch sein soll, dann hat er auch für Euch eine Hilfe bereit, die ohne mich wirkt. Gott verlässt keinen, der Ihm treu ist, und Er wird auch Euch nicht verlassen, wenn Ihr Euch an Ihn haltet.“ Seine Familie fordert er auf: „Habt keine Trauer 26
  • 27. um mich. Ich hoffe, dass mich der Herr annimmt. Hat er nicht alles wunderbar gefügt! Er ließ mich in einem Hause, in dem ich auch in der Gefangen- schaft manche Liebe und menschliches Mitgefühl empfing. Er gab mir über fünf Monate Zeit, mich auf die Heimholung vorzubereiten. Ja, er tat viel mehr: Er kam zu mir im Sakrament, oftmals, um bei mir zu sein in allen Stürmen und Nöten, be- sonders in der letzten Stunde. Alles das hätte ja auch anders sein können. Es war nur wenig dazu nötig. Ich brauchte, wie viele andere nach dem Angriff vom 6. Oktober, nur in ein anderes Haus verlegt werden und ich hätte vieles und Entschei- dendes nicht empfangen. Muss ich nicht Gottes weise und gnädige Fügung preisen und ihm Dank sagen für seine Güte und väterliche Obhut? So menschlich schwer und schmerzlich mein frühes Scheiden auch sein mag. Gott hat mir damit ge- wiss eine große Gnade erwiesen. Darum weinet nicht und habt auch keine Trauer; betet für mich und danket Gott, der mich in Liebe gerufen und heimgeholt hat.“ Mein Onkel Adolf Groß wurde 1900 als mittlerer Sohn der Eheleute Peter Groß und Anna geb. Brei- ninger im Gasthaus Breininger (Breydasch-Wirt- schaft) in Lisdorf geboren. Sie führten von 1896 bis 1913 das Gasthaus. Nachdem seine Mutter nach der Geburt von Heinrich 1906 im Kindbett starb und ihr Mann Peter Groß ihr 1912 folgte, kamen Adolf (12) und Heinrich (6) zu Onkel und Tante, deren Ehe kinderlos war, auf die Holzmühle. Die älteren Geschwister Peter, Anna und Katharina wa- ren bereits aus dem Haus. 1920 ging Adolf Groß mit seiner Schwester Anna, die mit dem Lisdor- fer Kaufmann und Mühlenbesitzer Adolf Heinrich Lonsdorfer (ein Bruder von Mary Lonsdorfer) ver- heiratet war, nach Dortmund. Als Schlossergeselle fand Adolf Groß dort sofort Arbeit im Hoesch-Kon- zern, in dem er bis zu seiner Pensionierung 1965 arbeitete, zuletzt als Sicherheitschef im Range ei- nes Direktors. Als Gewerkschaftler hat mein Onkel Adolf Groß Ende der zwanziger Jahre Nikolaus Groß in Dortmund kennen- und schätzen gelernt. Sie freundeten sich an, zumal beide Gegner von Hitler und den Nazis waren. Nach der Verhaf- tung von Nikolaus Groß knöpfte sich die Gestapo auch meinen Onkel vor, allerdings mussten sie ihn wieder freilassen, da sie ihm nichts nachweisen konnten und die Leitung seines Werkes, das auch Kriegsmaterial produzierte, für ihn intervenierte. In den 1960iger Jahren, als ich als Student öfter bei meinem Onkel in Dortmund war, erzählte er mir oft mit Hochachtung von Nikolaus Groß, der als Katholik, Gewerkschaftler, Demokrat und Geg- ner der Nazis unbeugsam gewesen sei. Damals hat mir die Person Nikolaus Groß wenig bedeutet. Erst wesentlich später, als seine Seligsprechung einge- leitet wurde, habe ich mich mit ihm näher befasst und ebenfalls Hochachtung für ihn entwickelt.(hg) Mit dem Segensspruch „Segen bringen, Segen sein“ zogen die Sternsinger 2015 von Haus zu Haus und sammelten Spenden für notleiden- de Kinder auf den Philippien. Jedes dritte Kind ist dort mangel- und unterernährt. Weltweit sterben jährlich 2,6 Millionen Kinder unter fünf Jahren an Hunger. Die Sternsinger brachten dort, wo sie eine Spende erhielten, den Segensspruch an: 20*C+M+B+15 Christus Mansionem Benedicat (Christus segne dieses Haus) In Lisdorf wurden dieses Jahr 3450 Euro gesam- melt. Elisabeth Jenal und Danald Wagner danken den Sternsingern und den Spendern. Lisdorfer Sternsinger brachten am 3. und 4. Januar den Segen 27
  • 28.
  • 29. Die Jungvermählten des Heimatkundevereins Lisdorf Im 2. Halbjahr 2014 haben sich drei junge Lisdorferinnen, die bereits vor mehr als 15 Jahren mit ihren Eltern dem Heimatkundeverein als Mitglieder beigetreten waren, vermählt. Julia Klein mit Daniel Quirin Katrin Morguet mit Thomas Fanroth Sandra Wilhelm mit Mathias Durniok „O, dass sie ewig bliebe, die schöne Zeit der jungen Liebe“ Friedrich von Schiller Zum Lebenswandel Hand in Hand: Viel Glück! Viel Liebe! Viel Verstand! Es sei in einem langen Leben das junge Paar von Glück umgeben. Was immer in der Welt geschehe: Stets liebevoll sei Eure Ehe! Lauter Liebe, Glück und Frieden sei dem jungen Paar beschieden! 30
  • 30. VHL-Mitglieder feiern ihre Goldene Hochzeit Rolf-Dieter Kallenbrunnen und Gerda geb. Rinck feierten am 6.September 2014 mit einem Dankamt, das von Polizei-Pfarrer Dr. Dillschneider zelebriert wurde, ihre Goldene Hochzeit. Maria Scholly-Blasius und Hei- ner Groß gratulierten nach dem Dankamt ihren Vereinsmitgliedern herzlich zum 50jährigen Ehejubiläum. Günther Nagel und Edeltraud geb. Görgen, wohnhaft im Neubaugebiet Holzmühle, Sauerdornweg, konn- ten am 19.November 2014 das schöne Fest der Goldenen Hochzeit feiern. VHL-Vorsitzender Heiner Groß gratulierte dem Jubelpaar das ganz in seiner Nähe wohnt, und überbrachte die Glückwünsche und Grüße des Heimatkundevereins. Ihre vier Kinder: Volker, Sandra, Anne und Andreas gratulierten mit dem großar- tigen Kompliment in der SZ: „Ihr seid die besten Eltern, die man sich wünschen kann. Es ist schön, dass ihr euch gefunden habt.“ 31
  • 31. Große Resonanz beim Rummelboozenfest in Lisdorf am 10.Oktober 2014 Aus Rummeln, wie Runkelrüben in unserer Region bezeichnet werden, schräge Fratzen schnitzen, das war wieder für viele Kinder und ihre Eltern und Großeltern ein toller Spaß. Der Verein für Heimatkunde Lisdorf hatte zum großen Rummelboozenfest auf das Raiffeisengelände in Lisdorf eingeladen und das bereits zum 14. Mal in Folge. Mit dem Fest will der Verein Tradition pflegen, die bis vor fünf Jahrzehnten in unserer Hei- mat fest verwurzelt war. Groß war auch diesmal die Resonanz. Annähernd 80 Familien hatten ihre Kinder zum Rummelboozen- schnitzen angemeldet, und die kamen mit ihren Eltern oder Großeltern nicht nur aus Lisdorf und Saarlouis, sondern auch aus entfernt liegenden Orten. Jedes gemeldete Kind konnte sich eine Rummel aussuchen, die bei einem Bauern in Gisingen beschafft worden waren. In dem großen Glashaus, das der Raiffeisenmarkt für das Schnitzen bereitgestellt hatte, herrschte trotz des Gedränges eine fröhliche Stimmung. Das Schnitzen von gruseligen Rummelboozen machte den Kindern und noch mehr ihren Eltern und Großeltern sichtlich großen Spaß. Die fertigen Rummelboozen wurden jeweils mit einer Nummer versehen, auf Tischreihen ne- beneinander aufgestellt und von einer Jury bewertet. Die fünf originellsten wurden prämiert und ihre Besit- zer erhielten schöne Sachgeschenke. Darüber hinaus erhielten alle Teilnehmer ein kleines Präsent, das von der Volksbank Westliche Saar plus eG gestiftet wurde. Heiner Groß, Vorsitzender des Heimatkundevereins, dankte abschließend allen Teilnehmern und den Helfern für die gelungene Veranstaltung zur Bewahrung und Pflege unseres heimatlichen Brauchtums. (hg) Fotos: Harald Weiler 32
  • 32. Kinder mit ihren prämierten Rummelboozen vlnr.: Jolie Fa- bienne Schörner, Lisdorf, Feld- str.; Emma Heck, Rehlingen; Lennart Seger, Lisdorf, Groß- str.; Fabian Geßner, Lisdorf, Saarstr.; Dahinter Jury und Ak- tive: Lehrerin Gabriele Kurd- ziey-Winter, Prof.-Ecker-Schule, Kindergartenleiterin Tanja Bie- wer, VHL-Vorstand Doris Frei- chel, VHL-Vorsitzender Heiner Groß, Stadtrat Frederic Becker Aktive beim diesjährigen Rummelboozenfest vlnr.: Raiffeisen-Marktleiter Hans Lienhard; Katrin Geyer, DRK; Rübenlieferant Leo Jung, Gisingen; DRK-Chef und VHL-Vorstand Detlef Geyer; VHL-Vorsitzender Heiner Groß; VHL-Vorstand Manfred Neblung; Lehrerin Gabriele Kurdziey-Winter, Prof.-Ecker-Schule; Kindergar- tenleiterin Tanja Biewer; VHL-Vorstände Agnes Groß und Maria Scholly. Der gummibereifte massive Zieh- wagen gehört VHL-Vorstand Harald Weiler. 33
  • 33. Saar-Abstimmung am 13. Januar 1935 mit bösen Folgen Aus Anlass des 80. Jahrestages der 1.Volksabstim- mung im damaligen Saargebiet, in deren Folge auch die Lisdorfer ihre Freiheit und einige Jahre später auch ihr Hab und Gut sowie viele ihr Leben verloren haben, widmen wir uns in dieser Ausgabe diesem Thema. Nachfolgend drucken wir einige Passagen aus dem Vorwort des Verfassers aus dem im Jahre 2002 vom Heimatkundeverein Lisdorf herausgegebenen Buch „ Letzte Zufluchtsstätte: Der Felsenstollen Ro- senthal – Das Kriegsende in Lisdorf“ ab, die sich mit der Saarabstimmung 1935 und ihren verhee- rerenden Folgen befassen. „Der Verein für Heimatkunde Lisdorf e.V. hat sich un- mittelbar nach seiner Gründung zur Aufgabe gestellt, vornehmlich die jüngere Geschichte von Lisdorf und Umgebung aufzuarbeiten. Dazu gehört die NS-Zeit mit dem 2. Weltkrieg, die auch für unseren Raum in nur wenigen Jahren Verän- derungen bisher nicht gekannten Ausmaßes und zu- letzt Schrecken, Tod und Vernichtung gebracht haben. Über diese Zeit liegen für Lisdorf nur wenige Schrift- dokumente vor, die leider keinen geschlossenen Ge- samtüberblick ergeben. Da mittlerweile 57 Jahre seit Kriegsende vergangen sind und noch viele Augen- und Zeitzeugen leben, die aber immer weniger werden, muss diese Aufgabe jetzt vordringlich erledigt werden. Speziell die Zeit des 2. Weltkrieges war auch für Lis- dorf so schrecklich, dass alles daran gesetzt werden muss, die damaligen Ereignisse nicht in Vergessenheit geraten zu lassen. Deshalb widmet sich eine Arbeitsgruppe des Vereins seit 1997 diesem Zeitabschnitt und will die Gescheh- nisse für die nachwachsenden Generationen schriftlich festhalten. Mit den vorgesehenen Schrift-Dokumenten wollen wir den künftigen Lesern vor Augen führen, dass Krieg der schrecklichste aller Lebensumstände ist. Den Betrachtungszeitraum beginnen wir mit dem 13. Januar 1935, dem Tag, an dem im damaligen Saargebiet die sogenannte Saar-Abstimmung stattgefunden hat, bei der sich auch in Lisdorf mehr als 90 % der Wähler für die Rückkehr ins Deutsche Reich ausgesprochen hatten. Die Rückgliederung erfolgte am 1. März 1935. In der Folge breitete sich bei der Mehrheit der Bevölkerung eine positive Erwartungshaltung und Hoffnung auf eine bessere Zukunft im großen Deutschen Reich aus. Die Erwartungen schienen sich zunächst zu bestätigen. Vordergründig ging es vielen, vor allem den Arbeitern und Bauern, besser als zu Völkerbundszeiten. Die große Mehrheit der Saarbevölkerung, einschließlich der Lis- dorfer, war zunächst zufrieden mit dem NS-Staat. Doch schon bald erfolgte eine totale Gleichschaltung der Ge- sellschaft mit dem Nationalsozialismus. Auch in Lisdorf wurden die Vereine aufgelöst bzw. zwangsweise in ent- sprechende NS-Organisationen eingegliedert. Kritik und Widerspruch gegen Maßnahmen des NS-Ein- heitsstaates waren de facto verboten. Damit war der de- mokratische Rechtsstaat auch im Saargebiet ausgelöscht. Durch Anordnung des Reichsinnenministers wurde mit Wirkung ab 1. April 1936 die damals selbstän- dige Gemeinde Lisdorf mit Fraulautern, Beaumarais (Schönbruch) und Picard sowie der bisherigen Stadt Saarlouis einschl. Roden zur neuen Stadt Saarlautern vereinigt. Lisdorf hieß offiziell und postalisch nun- mehr Saarlautern 4. Gegen den NS-Staat tatsächlich oder vermeintlich eingestellte Mitbürger und Angehörige des jüdischen Glaubens wurden auch in Lisdorf verfolgt. Am 01. September 1939 begann dann die Tragödie. Um 5.45 Uhr wurde mit dem deutschen Einmarsch in Polen der 2. Weltkrieg eingeleitet. Von nun an starben in zunehmendem Maße auch junge Lisdorfer auf den verschiedensten Schlachtfeldern Europas. Einige Tage vor Kriegsausbruch wurde bereits der Befehl zur Räumung der „Roten Zone“ gegeben, der Gebietszone entlang der französischen Grenze, die als deutsches Aufmarschgebiet für den Feldzug gegen Frankreich vorgesehen war, der dann aber erst am 10. Mai 1940 begann. Die „Rote Zone“ reichte in unserem Raum bis zur Saar, sodass Lisdorf zu räumen war. Zwischen dem 28. August und dem 01. September 1939 mussten alle Bewohner Lisdorf verlassen und wurden mit Lastwagen, Zügen und Ackerwagen in die Bergungsgebiete nach Thüringen gebracht. Erst im Sommer 1940, nachdem Belgien, Holland und letztlich Frankreich am 25. Juni 1940 besiegt waren, durften die Lisdorfer in ihre Heimat zurückkehren. Unter dem Motto: „Nix wie hemm“ wurde die Heim- reise in freudiger Stimmung angetreten. Daheim in Lisdorf angekommen, wich die Freude bald der Ernüchterung. Während der fast einjährigen Abwe- senheit waren Felder, Gärten und Wiesen verwildert. Insbesondere die Bauern und Landwirte mussten erst wieder vieles in Ordnung bringen. Der Neubeginn wur- de dadurch erschwert, dass mancher Ehemann, Sohn oder Vater in der Evakuierung zur Wehrmacht einberu- fen wurde und nun nicht mehr als Arbeitskraft zur Ver- fügung stand. Abgesehen von den nun regelmäßig auch bei Lisdorfer Familien eingehenden Hiobsbotschaften, dass der Ehe- mann, Vater oder Sohn ehrenhaft auf einem Schlacht- feld für „Führer, Volk und Vaterland“ gefallen ist, war es von 1940 bis 1942 in Lisdorf relativ ruhig. Die Kriegsfronten waren weit entfernt und von Luft- und Bombenangriffen war unser Raum in dieser Zeit ziemlich verschont geblieben. Doch ab 1942 wurde 34
  • 34. auch Saarlautern und Umgebung vermehrt von Flug- zeugen der britischen Royal Air Force und der US Air Force angegriffen. Mit der örtlichen Kriegsruhe war es nun vorbei. Aufgrund der zu erwartenden Zunahme von Bombenab- würfen wurden in den Jahren 1942/43 von Anwohnern und sachkundigen Helfern aus Lisdorf im Rosenthal, am südwestlichen Ortsende, mehrere Stollen in die dortigen Buntsandsteinfelsen gegraben. Sie waren für den kurz- fristigen Aufenthalt von etwa 250 Personen ausgelegt und galten wegen der darüber liegenden mächtigen Deck- schichten als ziemlich bombensicher. Bei Fliegeralarm flüchteten nun dieAnwohner und auch viele aus dem wei- teren Bereich von Lisdorf in die Stollen. Meist nach kurzer Zeit, wenn wieder Entwarnung gegeben wurde, konnten die Betreffenden wieder zurück in ihre Wohnungen. Trotz der sicheren Stollen im Rosenthal sind bei einem Luftangriff der Royal Air Force auf Saarlautern am 04. Oktober 1943 insgesamt 7 Personen aus Lisdorf, darun- ter 3 Kinder, im Bereich der heutigen Lisdorfer Straße durch Bomben umgekommen. Das betreffende Ge- schwader kam von einem Bombenangriff auf Saarbrü- cken und entlud auf dem Rückflug nach England die restlichen Bomben auf Saarlautern und Umgebung. Der Sirenenalarm wurde so spät ausgelöst, dass eine Flucht in die Stollen Rosenthal oder andere Schutzunterkünfte nicht mehr möglich war. Im November 1944, als absehbar war, dass die deutsche Westfront dem alliierten Angriffsdruck in Frankreich nicht standhalten konnte, wurde die Bevölkerung in un- serem Raum erneut zur Evakuierung in das Reichsin- nere aufgefordert. Aber wohin genau, wusste niemand zu sagen. Denn überall in Deutschland war Krieg. Und Straßen und Brücken sowie Bahnhöfe, Züge und Bahngleise waren bevorzugte Ziele der anglo-amerika- nischen Bombenangriffe. Viele Lisdorfer entschlossen sich zu Hause zu bleiben und widersetzten sich damit den Anordnungen der bröckelnden NS-Verwaltung. Als Ende November 1944 unsere nähere Heimat zum Frontgebiet wurde, flüchteten viele Daheimgebliebe- nen aus Lisdorf und verschiedenen Nachbarorten in die Stollen im Rosenthal. Dort hofften sie, unbehelligt von Bomben, Granaten und Geschossen, den Rückzug der deutschen Wehrmacht und den Vormarsch der hier kämpfenden US-Army nach wenigen Tagen überstehen zu können. Doch der Kampf am Westwall dauerte län- ger als alle vermutet hatten. Bereits am 03. Dezember 1944 war das Rosenthal und ein großer Teil von Lisdorf von den Amerikanern er- obert. Während der nächsten beiden Tage wurden alle Personen, die in Hauskellern, Luftschutzbunkern und privaten Stollen Schutz vor dem mörderischen Kriegs- geschehen gesucht hatten, von den Amerikanern in das Rosenthal gebracht und in die bereits überfüllten Stol- len eingewiesen. Die Stollen, wie bereits erwähnt, nur für etwa 250 Personen hergerichtet, mussten nun etwa 800 Perso- nen aufnehmen. Aufgrund dieser totalen Überbele- gung herrschten in den Stollen eine qualvolle Enge, ein krankmachendes Klima sowie Hunger und psy- chischer Dauerstress. Aus den zunächst angenommen und erhofften wenigen Tagen in den Stollen wurden 6-7 Wochen bis die Amerikaner, um den 13. Januar 1945 herum, die Insassen in einem total ausgehunger- ten, verlausten und körperlich und seelisch kranken Zustand aus den Stollen holten und nach Überherrn und Hemmersdorf in dort leerstehende Häuser brach- ten. Damit war die schlimmste Kriegszeit für die Stol- leninsassen vorbei. In den Stollen und aufgrund von Erkrankungen, die sich Insassen dort zugezogen hatten, starben nachweis- lich 26 Personen. Nach dem Krieg, der übrigens mit 55 Millionen Opfern der schrecklichste der Weltgeschichte war, bestand bei den überlebenden Insassen über viele Jahre wenig Inte- resse an den Stollen, in denen viele so viel Leid erfah- ren mussten. Als wir im Jahre 1997 in kurzer Folge mehrere Füh- rungen durch die heute ausschließlich in Privatbesitz befindlichen Felsenstollen durchführten, haben diese ein unerwartetes großes Interesse gefunden. Besonders viele ehemalige Stolleninsassen, überwiegend solche, die 1944 unter 20 Jahre alt waren, haben die Gelegen- heit genutzt, den Ort, in den sie im Spätherbst 1944 geflüchtet oder zangseingewiesen worden waren und in dem sie dann eine wochenlange Leidenszeit durch- leben mussten, nach mehr als 50 Jahren wieder zu se- hen. Manche haben uns aber auch mitgeteilt, dass sie es einfach nicht verkraften können, den Ort, in dem sie Todesängste ausstehen mussten und Vater oder Mutter verstorben ist, noch einmal zu besuchen. Ein paar Andere wiederum, die als Kinder und Jugend- liche mit Eltern und weiteren Verwandten in einem der Stollen waren und den Aufenthalt nicht so schlimm er- fahren oder in Erinnerung haben, schilderten uns ihre Erlebnisse mehr als Abenteuer. Gewiss, jeder hat den Krieg und die Geschehnisse anders erlebt oder in Er- innerung. Kinder und Jugendliche haben es im allge- meinen leichter genommen als Erwachsene. Auch die schrecklichsten Ereignisse vergessen Kinder erfah- rungsgemäß viel schneller als ihre Eltern und Großel- tern. So war es wohl auch in der Stollenzeit. Ich selbst habe die Stollenzeit als Sechsjähriger er- lebt und erlitten. Es wäre von mir vermessen heute zu behaupten, dass mich die Erlebnisse für mein Leben geprägt haben. Nicht vergessen habe ich den mich ständig quälenden Hunger im Stollen und gewisse Angst- und Paniksitua- tionen sowie eine gefährliche Erkrankung in der Nach- stollenzeit in Überherrn. 35
  • 35. Dass der Vater fehlte, war mir schon gar nicht mehr be- wusst, da er bereits während der Evakuierung 1940 in Thüringen zur Wehrmacht eingezogen wurde, als ich erst 2 Jahre alt war. Seither war er - von kurzen Front- und Genesungsurlauben abgesehen - einfach für mich nicht da. Einige Jahre nach Kriegsende ist mir erst so richtig bewusst geworden, dass dieser böse Krieg mir, wie auch vielen anderen, eine unbekümmerte Kind- heit, das ganze 1. Schuljahr und was im nachhinein das Schlimmste war, den Vater geraubt hatte mit allen negativen Folgen in menschlicher, familiärer und wirt- schaftlicher Hinsicht. Viele ehemalige Stolleninsassen haben uns nach den Besichtigungen gebeten, über die schreckliche Zeit im Rosenthal eine Gedenkschrift zu verfassen, nur damit könnten die heute so unwahrscheinlich klingenden Ge- schehnisse der Nachwelt erhalten bleiben. Diese Anregungen haben wir zum Anlass genommen, die ohnehin vorgesehene Reihe der Veröffentlichungen über den 2. Weltkrieg in Lisdorf mit dem vorliegen- den Buch über das Stollengeschehen zum Kriegsende 1944/45 zu beginnen. Das vorliegende Werk ist eine Gemeinschaftsarbeit un- serer hierfür eingerichteten Arbeitsgruppe sowie von einigen Augen- und Zeitzeugen, die bereitwillig Bei- träge hierzu geliefert haben. Daneben haben wir schon früher veröffentlichte Artikel über das Lisdorfer Stol- lengeschehen von bereits lange verstorbenen Insas- sen in unsere Schrift aufgenommen. Ebenso einen ins Deutsche übersetzten Abdruck aus einem 1989 in den USA veröffentlichen Buches eines ehemaligen US-Sol- daten, der am 3. Dezember 1944 in Lisdorf schwere Verwundungen erlitten hatte. Die namentlich angegebenen Autorinnen und Autoren sind bis auf zwei Augen- und Zeitzeugen. Es handelt sich bei ihren Beiträgen also um Erlebnisbe- richte, in denen das Erlebte aus ganz persönlicher Sicht und unterschiedlichen zeitlichen Distanzen wiederge- geben ist. Sie waren zum Zeitpunkt des Geschehens alle noch in einem jugendlichen Alter. Es ist bemerkenswert, dass sie die Ereignisse nach ei- nem halben Jahrhundert noch so schlimm in Erinne- rung behalten haben.“ Der SR brachte aus Anlass des Jahrestages in der Zeit vom 11. Bis 18. Januar eine Dokumentationsserie mit Gesprächen verschiedener Zeitzeugen aus beiden Lagern. Eine kurzgefasste Einstimmung in das The- ma in SZ-Extra vom 10. Januar 2015 drucken wir nachfolgend ebenfalls ab. 36
  • 36. EinePennäler-GeschichteausdemJahre1935–nachderSaarabstimmung Nachdem die saarländische Bevölkerung bei der sogenannten Saarabstimmung am 13. Januar mit sehr großer Mehrheit für die Rückkehr des Saarge- bietes – trotz Hitler und seiner allmächtigen NSD- AP – in das Deutsche Reich votiert hatte, erfolgte schon am 1. März 1935 die Rückgliederung. In Saarlouis überschlugen sich danach die Ereignisse. Bereits vor diesem Termin wird der Große Markt in Adolf-Hitler-Platz umbenannt. Unmittelbar nach dem 1. März setzt die totale Gleichschaltung des öffentlichen Lebens ein. Alle Personen, die bis zum 12. Januar nicht der Deutschen Front beigetreten waren, werden von staatlichen und kommunalen Ehrenämtern ausgeschlossen. Der Saarlouiser Bürgermeister Dr. Latz, obwohl Mitglied der Deut- schen Front, wird am 11. Januar 1936 kurzerhand abgesetzt und NS-Kreisleiter Franz Schubert zum Bürgermeister ernannt. Seit der Eingliederung von Roden in die Stadt Saarlouis am 1. Oktober 1907 bemühte sich die Stadt auch Fraulautern, Lisdorf, Beaumarais und Picard einzugemeinden. Doch die Verantwortlichen in diesen selbstständi- gen Gemeinden widersetzten sich diesen Plänen bis 1935. Am 1. Jahrestag der Saarabstimmung, dem 13. Januar 1936, ordnete NS-Gauleiter Bür- ckel die Bildung einer neuen Kreisstadt Saarlau- tern zum 1. April 1936 an, der auch Fraulautern, Lisdorf Picard und Schönbruch, wie Beaumarais umbenannt wurde, angehören. Zuvor hatten die Gemeinderäte der betreffenden Gemeinden der Bildung einer neuen Stadt mit dem Namen Saar- lautern mit seltener Einmütigkeit zugestimmt. Der Lisdorfer Bürgermeister Zell – ganz auf der Linie der NSDAP-Machthaber – hatte zuvor gefordert: „Der Name Saarlouis muss fallen“. Zur selben Zeit besuchte ein heute 92jähriger Bür- ger von Saarlouis die Quarta des Jungen-Gymna- siums in Saarlouis. Der Klassenlehrer – offenbar ein strammer Nazi oder ein Angsthase – thematisierte die Namensgebung in seiner Klasse. Alle Schüler sollten den nach ihrer Meinung neuen Namen auf- schreiben. Der betreffende Quartaner (13 Jahre) schlug – nicht ganz ernstgemeint, wie er mir versi- chert hat – den Namen „Saarlauternkappes“ vor. Er begründete das damit, dass sich die Fraulauterner und die Lisdorfer in dem neuen Namen wiederfin- den würden. Schließlich würden die Lisdorfer mit Kappes gleichgesetzt und „Kappeskäpp“ genannt. Der Klassenlehrer, der offenbar nicht bemerkte, dass es sich hierbei um einen Scherz handelte, so der heute 92jährige, war darüber so erbost, dass er diese „Ungeheuerlichkeit“ dem Direktor seiner Schule meldete und den Vater bestellte. Es wurde argumentiert, dass durch einen solchen Schüler- vorschlag der Ruf der Schule beschädigt und An- ordnungen der neuen NS-Machthaber missachtet würden. Bei der Vorstellung des Vaters wurde sei- tens der Schulvertreter gesagt, dass sie den Vorfall nicht melden und von Strafmaßnahmen gegen den Schüler und seine Familie absehen würden. Allerdings müssten sie darauf bestehen, dass der 13jährige Quartaner das Gymnasium verlässt. Die Familie beugte sich dem Schulverweis und meldete den Schüler an dem Gymnasium in Merzig an, das gegen die Aufnahme keine Bedenken hatte. Zum Gymnasium in Saarlouis waren es für ihn nur wenige Minuten zu Fuß, nach Merzig musste er täglich mit der Eisenbahn fahren. Jedenfalls hat der betreffende Schüler auch das verkraftet und als 18jähriger das Abitur abgelegt. (hg) Verein für Heimatkunde e.V. (VHL) stark vernetzt Der VHL ist Mitglied in folgenden Vereinen bzw. Vereinigungen: – Lisdorf…alles in grünen Bereich e.V. – Stadtverband der heimatkundlich-historischen Vereine in Saarlouis (VHVS) – Vereinigung für die Heimatkunde im Landkreis Saarlouis – Landesverband der historisch-kulturellen Vereine des Saarlandes – Historischer Verein für die Saargegend e.V. – Gau un Griis, Bouzonville Zusammenarbeit besteht mit: – Universität des Saarlandes/ Landesbibliothek – Leibnitz-Institut für Länderkunde in Leipzig a.)Geographische Zentralbibliothek b.)Bibliothek der deutschen Heimatzeitschriften – Diversen Archiven, Biliotheken und Heimatkundevereinen Die vorgenannten Stellen erhalten regelmäßig von uns das Lisdorfer Heimatblatt, das dort digitalisiert und archiviert wird. So sind wir nicht nur deutschlandweit, sondern auch europa- und sogar weltweit vernetzt. Im Gegenzug erhal- ten wir deren Publikationen bzw. können per Internet auf diese zugreifen. 37
  • 37. Immer wieder schön: Weinproben an der Mosel Der VHL führt regelmäßig im Spätherbst und in den ersten Monaten eines neuen Jahres Weinpro- ben an der Mosel durch. Die letzte Weinprobe fand im Weingut Carlsfelsen von Amand Frank in Pal- zem/ Obermosel statt. Zu diesem Winzer besteht ein freundschaftlicher Kontakt und die Teilnehmer wissen dessen guten Wein und das ansprechende Ambiente zu schätzen. Die Weinproben sind beim VHL zu einem festen Bestandteil der geselligen heimatkundlichen Veran- staltungen geworden, die nicht mehr wegzudenken sind. Die Teilnehmer hatten bisher immer viel Spaß bei dem gesitteten Weingenuss in fröhlicher Runde. An diesen Weinproben können nicht nur Mitglieder des Vereins teilnehmen, sondern jeder, der Freude am kultivierten Weingenuss in geselliger Runde hat. Aus einer Weinlaune heraus entstand vor Jahren die Idee, bei jeder Weinprobe ein Lisdorfer Weinkö- nigspaar zu küren. Bei der letzten Weinprobe waren dies Saranja Nantasock und Torsten Math aus Saar- louis, bei der vorletzten Martina Klinz-Follert und Bernd Bellmann, die auf den Fotos zu sehen sind. Die Fotos schoss diesmal Berthold Nagel, der schon seit Jahren ständiger Teilnehmer unserer fröhlichen Weinproben ist. Das Schöne dabei ist, dass sowohl die „jungen Semester“ als auch die „älteren Semes- ter“ in bunter Runde vertreten sind. Organisiert hat- te Doris Freichel diese Weinprobe.(hg) 38
  • 38. 39