Ungarn unter Orban: "Von der lustigsten Baracke des Ostblocks zur traurigsten der EU" neuwal beim Mediengipfel in Lech 2011

Ungarn unter Orban:
"Von der lustigsten Baracke des
Ostblocks zur traurigsten der EU"
neuwal beim Mediengipfel in Lech 2011

Über die bedenklichen Entwicklungen in Ungarn diskutierten leidenschaftlich
Astrid Zimmermann • Laszlo Benda • Zoltan Kiszelly • Michael Frank • Charles Ritterband • Josef Gepp

Zitate • neuwal beim Mediengipfel in Lech 2011
Ungarn unter Orban: "Von der lustigsten Baracke des Ostblocks zur traurigsten der EU" #mediengipfel
http://neuwal.com/index.php/2011/12/07/mediengipfel2011_traurige-baracke-ungarn_bilanz-mediengesetz

Astrid Zimmermann seit Oktober 2010 Generalsekretärin des Presseclubs Concordia, zuvor Redakteurin u.a. bei
“News” und “Standard”.

László Benda Ex-Außenpolitik-Chef des ungarischen staatlichen Fernsehens, Pulitzerpreisgewinner, Reporter
des Jahres für Zentraleuropa.

Zoltan Kiszelly Politikwissenschaftler und Ex-OSZE Wahlbeobachter im Kosovo und in Russland, Experte für die
ungarische Presse.

Charles King Mallory IV „Süddeutsche“-Korrespondent für Österreich, Ungarn und Tschechische Republik.

Charles Ritterband „NZZ“-Korrespondent für Österreich und Ungarn.

Josef Gepp Politikredakteur und Ungarn-Experte bei der österreichischen Wochenzeitung „Falter“.


Ich will nicht alle Kritikpunkte am ungarischen Mediengesetz
nochmal zusammenfassen, aber ein ganz wesentlicher Punkt
war, dass die Regierung Orban natürlich versucht, den öffentlich-
rechtlichen Rundfunk, das Fernsehen etc. zu kontrollieren. Das
hat das dazu geführt, dass alle Sender in einem Fonds
zusammengefasst wurden und eine einheitliche Redaktion
kriegen. Auch Mitarbeiter werden abgebaut: nach bisher 450
werden es bis Sommer rund 1000 Betroffene sein. Einer davon ist
Herr Benda. Welche persönliche Auswirkung hatte das für Sie?
Astrid Zimmermann


“Ungarn hat nicht viel Tradition an
Demokratie”
László Benda


“Ich wurde zum 60. Geburtstag von Daniel
Papp rausgeschmissen”
László Benda


“Papp wurde berühmt, indem er ein
Interview mit Cohn-Bendit fälschte”
László Benda


“Einige Niemande haben Kollegen mit
Namen gefeuert. Die wollen
manipulieren!”
László Benda


“In einer Friedhofsatmosphäre hat jeder
Angst, seinen Job zu verlieren”
László Benda


Wenn sie insgesamt die ungarische
Medienlandschaft betrachten, was hat
sich verändert?
Astrid Zimmermann


“Die Regierung ordnet alle Subsysteme,
die sie kontrollieren kann”
Zoltan Kiszelly


“Ausländische Medien haben kaum
Einfluss”
Zoltan Kiszelly


“60 Prozent der Ungarn interessieren sich
derzeit nicht für Politik”
Zoltan Kiszelly


“Kunden haben Angst, Werbungen an
linke Medien zu geben”
László Benda


Paul Lendvai meint in “mein verspieltes
Land” (neuwal berichtete), dass die
Mehrheit der Presse mit der Rechten
sympathisiert.
Astrid Zimmermann


Kommen wir zur Außensicht, zum äußerst
kritischen Betrachter Michael Frank.
sowie zu Charles Ritterband, der für
neutral gehalten wird.
Astrid Zimmermann


“Die Auswirkungen dieses Gesetzes
werden kaschiert”
Michael Frank


“Eine Institution, die Exekutive,
Legislative und Judikative in sich
zusammenfasst”
Michael Frank


“Die Allgewalt dieser Behörde ist
durchschlagskräftig”
Michael Frank


“Es gab keinen Versuch,
gesamtgesellschaftlichen Konsens
herzustellen”
Michael Frank


“Ich bedaure, dass die schwarzen Bilder
der Realität entsprechen”
Michael Frank


“Wie Ihre Entlassung angekündigt wurde,
ist reiner Totalitarismus”
Charles Ritterband


“Ungarn wird abgeschottet von der
Außenwelt”
Charles Ritterband


“Die Unterstützung für Orban bröckelt
massiv”
Charles Ritterband


“Die Opposition wurde gespalten – für
Orban ein Grund zur Freude”
Charles Ritterband


Die Kritik wird in den ausländischen
Medien wesentlich stärker formuliert als
in den ungarischen Printmedien. Im
öffentlich-rechtlichen Bereich gibt es ja
gar keine Kritik. Herr Gepp, wie ist das auf
den Internetforen, Facebook, Twitter etc.?
Wo artikuliert sich die ungarische
Opposition?
Astrid Zimmermann


“Am stärksten Artikuliert sich der
Widerstand im Internet”
Joseph Gepp


“Im Internet werden Fälschungen entlarvt.
Im TV wird kaum über Demos berichtet”
Joseph Gepp


Kommt das nicht der Jobbik zugute?
Astrid Zimmermann


“Die Bewegung hat Potenzial, diesen
Versuch der Gleichschaltung
aufzubrechen”
Joseph Gepp


“Bei der Untergrundbewegung findet die
Opposition ein Sprachrohr”
Charles Ritterband


“Die Nachrichten sind uniformiert. Kritik
kommt nur ganz verkürzt vor”
László Benda


“Zwangsversetzungen wegen mangelnder
Ausgewogenheit”
Michael Frank


Das ist ja das Problem insgesamt mit
diesen Bestimmungen. Gemeinwohl,
nationale Identität… wir haben gestern
schon über Nationalismus und Identität
gesprochen, dass das nicht einheitlich
verstanden wird. Diese Bestimmungen
gelten für alle, eigentlich auch die Online-
Medien?
Astrid Zimmermann


“Blogger können sich entziehen, sie
stehen nicht unter Druck”
Joseph Gepp


Die Medienverhältnisse in Ungarn sind
speziell. Ein Teil der Print-Medien gehört
Orban, die ausländischen Medien haben
Rendite-Erwartungen in der Höhe von 15
bis 20 Prozent.
Astrid Zimmermann


“Verlegerische Verantwortung? Da gilt
nur noch die Rendite – eine Schande!”
Michael Frank


“Jobbik betreibt ihre Webseiten aus dem
Ausland”
Zoltan Kiszelly


“Ein neues Wahlgesetz erschwert kleinere
Parteien”
Zoltan Kiszelly


“In Ungarn gehen Demokratie und
Wohlstand nicht Hand in Hand”
Zoltan Kiszelly


“Man darf über autoritäre Tendenzen
sprechen – noch.”
László Benda


In Ungarn ist die Zivilgesellschaft nicht so
entwickelt wie in Westeuropa, dass es
kein Problem ist, einen total rechten
Theaterdirektor zu bestellen oder Herrn
Papp zum Chefredakteur zu bestellen…
das ist ohne jeden Protest passiert! Ich
frage mich auch, wie sich diese
dramatische wirtschaftliche
Schlechterstellung, die Herabstufung
durch Moody’s auswirken wird.
Astrid Zimmermann

“Ungarn ist eine Demokratie ohne
Demokraten”
Michael Frank


“Der Schachtelteufel Trianon-Trauma wird
als Opium für das Volk neu aufgerührt”
Michael Frank


Jede Kritik von außen wird abgetan mit
den Worten „Wir müssen und selber
schützen.“
Astrid Zimmermann


“2006 ist es unappetitlich geworden”
Joseph Gepp


“Heute gibt es diese grenzenlose
Demagogie”
László Benda


“Vom Labor des Kommunismus zum
Labor des Kapitalismus”
Zoltan Kiszelly


“Kein Schwein kümmert sich mehr um die
Entwicklung dieser Gesellschaften”
Michael Frank


“Von der lustigsten Baracke des
Ostblocks zur traurigsten der EU”
László Benda


“Die EU müsste mit ihrer
Menschenrechtskommissarin reagieren”
Eva Lichtenberger


“Es entsteht etwas Breites, das über das
Internet hinausgeht”
Josef Gepp


“Von der EU erwarten wir da nichts mehr”
Zoltan Kiszelly


“Nicht hinter jeder Übernahme steckt
Paranoia”
Zoltan Kiszelly


“Ich prophezeie ein riesiges Scheitern des
Orban’schen Unabhängigkeitskrieges
gegen die Welt”
Gregor Mayer


“Wenn Ungarn kippt, kippen die
Nachbarstaaten”
Zoltan Kiszelly


Noch einmal zur Kritik von außen – nützt
sie den Gegnern des Mediengesetzes
oder festigt sie das Orban-Regime?
Astrid Zimmermann


“Die ungarische Gesellschaft ist noch
lange nicht reif genug”
Michael Frank


“Selbst nassforsche Herrschaften wie Orban leben nicht
aus sich selbst heraus”
Michael Frank


“Viele Ungarn fühlen sich als Opfer der
Welt, wenn Kritik kommt”
Joseph Gepp


“Es ist Orban überhaupt nicht egal, wie
Maßnahmen im Ausland wahrgenommen
werden”
Joseph Gepp


“Fahren wir vielleicht auf der Autobahn in
die falsche Richtung?”
Zoltan Kiszelly


Mehr davon?
Den gesamten Artikel gibt es auf
neuwal.com


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