Schutz von Sozialdaten im Bereich der ambulanten Pflege
1. Prof. Dr. Harald Mustermann | Wirtschaftsinformatik WS 06/07
Prof. Dr. Wolfgang Beck
Schutz von Sozialdaten im Bereich der
ambulanten Pflege
unter besonderer Berücksichtigung innovativer Pflegekonzepte
Prof. Dr. Wolfgang Beck
Workshop „Technikgestützte Assistenzsysteme“, Hochschule Harz, 29.09.2009
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Gliederung
• Sozialdaten im Pflegebereich
• Innovative Pflegemodelle
• Erweitertes Spektrum der Pflegeleistungen und Digitalisierung
• Datenschutzrechtliche Aspekte
• Schlussfolgerungen
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Rechtliche Rahmenbedingungen für den Umgang mit
Sozialdaten
• Arztgeheimnis (Grundlage: Ärztliche Berufsordnung, StGB,
Datenschutzrecht)
• umfasst sind alle Patientendaten, d.h.
◦ Stammdaten zur Identifikation (Name, Geburtsdatum, Adresse,
interne ID)
◦ administrative Daten (KV, Wahlleistungen)
◦ medizinische Daten (Diagnose, Therapie, Befunde, bes. sensible
Daten)
• Datenumgang zulässig: Behandlungs-, Heim- und Pflegevertrag
• Vielzahl von spezialgesetzlichen Grundlagen (KHG, SGB X, ...)
• Dilemma: Schweigepflicht gegen Auskunftsbegehren (...Verwaltung,
Kollegen, Pflegepersonal, SV-Träger, Polizei)
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Innovative Pflegemodelle (gesetzliche Grundlagen)
• PflegeWeiterEntwG
• Schwerpunkte (Auswahl):
◦ Pflegestützpunkte
◦ Pflegebegleitung
◦ Förderung neuer Wohnformen
◦ Förderung niedrigschwelliger Betreuungsangebote
◦ Weiterentwicklung der Pflegequalität durch Expertenstandards (mehr
Fachlichkeit)
• § 87 Abs. 2 b SGB V
◦ EBM umfasst Leistungen der hausärztlichen Versorgung
◦ Fallpauschalen
◦ ärztlich angeordnete Hilfeleistungen anderer Personen, die in der
Häuslichkeit der Patienten in Abwesenheit des Arztes erbracht
werden
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Erweitertes Spektrum der Pflegeleistungen
• delegationsfähige ärztlich angeordnete Hilfeleistungen
• Dokumentation der Patientenbeobachtung, einschließlich Erfassung
der Medikamenteneinnahme
• Ermittlung gesundheitsrelevanter Fähigkeiten, Ressourcen und Defizite
von Patienten
• Testverfahren bei Demenzverdacht
• Anlegen einer Langzeit-Blutdruckmessung
• Langzeit-EKG
• Bestimmung von Labor-Parametern vor Ort
• arztunterstützende Abstimmung mit Leistungserbringern
Anleitungs- und Überwachungspflicht des Arztes!
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Exkurs: Berufsbild „Pflegeassistenz“
• Modellprojekte zur Erprobung arztentlastender Dienste in der
häuslichen Versorgung
• Vereinbarung vom 01.04.09 zwischen KbV und GKV-Spitzenverband:
„nicht ärztliche Praxisassistentin“
• Aufgabe: Praxisassistentin erbringt ärztlich angeordnete Hilfeleistungen
• Patientenkreis: schwerwiegende chronische Erkrankung und
grundsätzlich Vollendung des 65. Lebensjahres oder akute
schwerwiegende Erkrankung; Aufsuchen der Arztpraxis nicht oder nur
unter erschwerten Bedingungen möglich
• Ort: „in der Häuslichkeit des Patienten, in Alten- und Pflegeheimen oder
in anderen beschützenden Einrichtungen“
• Voraussetzung: Landesausschuss der Ärzte und KK stellt bestehende
oder drohende ärztliche Unterversorgung fest
• Vergütung: 17 € (incl. Wegkosten); 12,50 € (Leistung gegenüber
weiterem Patienten in ders. häusl. Gem.)
• Qualifikation der Praxisassistentin: 190-270 Stunden Fortbildung
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Digitale Unterstützung der Pflege
• elektronische Darstellung des Tourenplanes
• Unterstützung zur Navigation
• Möglichkeit zur Leistungs- und Zeiterfassung
• Möglichkeit zur Pflegedokumentation
• praktischer Grund: die 4 U‘s der Patientenakte (ungebunden,
-vollständig,-leserlich,-genau)
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Sicherheitsanforderungen (§ 9 BDSG)
• Vertraulichkeit
• Authentizität (Zurechenbarkeit)
• Integrität
• Verfügbarkeit
• Revisionsfähigkeit
• Validität
• Rechtssicherheit
• Nichtabstreitbarkeit von Dateiübermittlungen
• Nutzungsfestlegung
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Schlussfolgerungen
• Sozialdaten sind schutzbedürftige Daten; sie umfassen Gesundheits-
und Pflegedaten
• Sozialdatenschutz durch vertragliche Regelungen
(Behandlungsvertrag) und besondere datenschutzrechtliche
Regelungen ist an sich datenschutzrechtlich gewährleistet.
• Die zunehmende Vernetzung des Gesundheitswesens erhöht das
Risiko missbräuchlichen Datenumgangs.
• hinreichende fachliche Qualifikation und rechtliche Sensibilisierung
• hinreichender technischer Datenschutz
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Literaturhinweise
• Höfert, Rolf, Von Fall zu Fall – Pflege im Recht, 2. Aufl., Heidelberg 2009.
• Jäckel, Joachim (Hrsg.) Telemedizinführer Deutschland, Ausgabe 2009.
• Sachverständigenrat zur Begutachtung der Entwicklung im
Gesundheitswesen, Koordination und Integration, Gesundheitsversorgung
in einer Gesellschaft des längeren Lebens, Sondergutachten 2009, Bonn
2009.
• Saurer/Müller-Gorchs/Lindner/Becker, Analyse und Spezifikation einer
offenen Plattform für die ambulante Pflege unter Berücksichtigung
aktueller Standardlösungen, gms e-journal 2008, Heft 3, S. 2 ff.
• Voigt, Peer-Ulrich, Rechtsgutachten Telemedizin. Rechtliche
Problemfelder sowie Lösungsvorschläge, Gutachten im Auftrag der
Initiative Gesundheitswirtschaft e. V. (iGW), Hamburg 2008.
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