Das Faktenblatt fasst die wichtigsten Ergebnisse der WWF-Studie "Modell Deutschland - Klimaschutz bis 2050" für den Verkehrsbereich zusammen. In der Studie zeigt der WWF technisch mögliche und wirtschaftlich bezahlbare Wege in eine CO2-arme Zukunft.
1. Modell Deutschland – Klimaschutz bis 2050
Vom Ziel her denken
Eine kohlenstoffarme Wirtschaft in Deutschland ist ohne Einschränkungen des Lebensstan-
dards möglich – wenn wir jetzt beginnen. Das ist das wichtigste Ergebnis einer aktuellen
Studie des Instituts Prognos und des Ökoinstituts im Auftrag des WWF.
Daten und Fakten: Verkehrssektor
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Die wichtigsten Ergebnisse der Studie rofahrzeuge oder Hybridautos, mit Tank und
auf einen Blick Batterie, von denen ein Teil auch direkt an der
Steckdose aufgeladen werden kann.
• Der Verkehrssektor kann seine Emissionen bis
2050 um 83 Prozent reduzieren. • Im Güterverkehr wird ein wesentlicher Anteil
des wachsenden Transportbedarfs auf die
• Die Personenverkehrsleistung bleibt ungefähr
Schiene verlagert. Die Verkehrsleistung auf der
gleich, der Güterverkehr wächst um 85 Prozent.
Schiene steigt damit gegenüber 2005 um rund
• Der motorisierte Individualverkehr (Pkw) do- 190 Prozent und ihr Anteil an der Güterver-
miniert weiterhin, wird aber im Jahr 2050 kehrsleistung von 17 auf knapp 27 Prozent.
überwiegend elektrisch angetrieben.
• Der Anteil des Straßengüterverkehrs an der
• Der Güterverkehr wird zu einem großen Teil gesamten Güterverkehrsleistung sinkt bis 2050
auf die Schiene verlagert. Der Straßengüterver- von 71 auf 64 Prozent. Neben der Verlagerung
kehr steigt auf nachhaltig erzeugte Biokraftstof- auf die Schiene sind dafür bessere Logistik,
fe der zweiten Generation um. weniger Transporte von fossilen Energieträgern
• Die Nutzung von biogenen Treibstoffen im (Bsp. Heizöl) und die Stärkung des kombinier-
Verkehr setzt internationale Nachhaltigkeits- ten Verkehrs (Schiene / Straße) verantwortlich.
standards für die genutzten Rohstoffe voraus. • Neben der Verlagerung auf die Schiene trägt
Treibhausgasemissionen im Verkehrs- im Straßengüterverkehr die Nutzung nachhal-
sektor tig erzeugter biogener Treibstoffe wesentlich
zur Emissionsreduktion bei.
• Setzt sich Deutschland ambitionierte Klimazie-
le, ist eine Reduzierung der Emissionen des Hindernisse in der Umsetzung von Re-
Verkehrssektors um 83 Prozent möglich. duktionsmaßnahmen
• Im Personenverkehr tragen vor allem ein An- • Der Personenverkehr bleibt auf dem Niveau
stieg der Effizienz der konventionellen Fahr- von 2005, die Verkehrsleistung sinkt unbedeu-
zeugflotte um über 60 Prozent und die Umstel- tend, eine Verlagerung auf öffentliche Ver-
lung der Fahrzeugflotte auf elektrische oder kehrsträger findet kaum statt.
teilelektrische Antriebe wesentlich zur Senkung • Der Luft- und Seeverkehr (mit einem Anteil
der Emissionen bei. Im Jahr 2050 sind dem- von ca. zehn Prozent am Güterverkehr und
nach mehr als 80 Prozent der Fahrzeuge Elekt- sechs Prozent am Personenverkehr) bleibt ohne
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WWF Deutschland ist eine der nationalen Organisationen des WWF – World Wide Fund For Nature – in Gland (Schweiz).
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wesentliche erweiterte Anstrengungen bei der • Reduzierung der gesamten Personenverkehrs-
Effizienz der Fahrzeuge und einer Beschrän- leistung um 20 Prozent bis 2050 und Steige-
kung der Fahrleistungen (siehe unten) weiterhin rung der Fahrzeugeffizienz um mehr als 60
vollständig auf fossile Kraftstoffe angewiesen. Prozent (ohne Anrechnung von Elektrofahr-
zeugen als Nullemissionsfahrzeuge).
• Der Güterverkehr insgesamt wächst um mehr
als 80 Prozent. Deshalb sinkt der Energiebe- • Beschränkung des Wachstums im Güterver-
darf im Straßengüterverkehr nur leicht um acht kehr auf ein Drittel bis zum Jahr 2050 und Er-
Prozent, im Schienengüterverkehr steigt er höhung der Fahrzeugeffizienz um 50 Prozent.
durch die massive Verlagerung um 30 Prozent.
• Um die oben genannten Ziele zu erreichen,
Im Personenverkehr hingegen sinkt der Ener-
braucht es ein Investitionsprogramm zur Ver-
giebedarf massiv um über 60 Prozent.
dopplung der Kapazität des deutschen Schie-
• Für den Straßen-, Luft- und Seegüterverkehr nennetzes und ein Investitionsprogramm für
gibt es aufgrund der benötigten hohen Energie- den öffentlichen Nahverkehr.
dichten, (d. h. die Menge Energie die auf klei-
• Die Fahrzeugeffizienz muss durch strenge
nem Raum und geringer Masse gespeichert
Grenzwerte für Pkw und Lkw gesteigert wer-
werden kann) keine absehbare Alternative zu
den. Zusätzlich führt ein Tempolimit zur Effi-
Flüssigkraftstoffen. Deshalb müssen hier vor-
zienzausrichtung der Fahrzeugentwicklung.
rangig nachhaltig erzeugte biogene Treib-
stoffe eingesetzt werden. Die Studie geht von • Die Elektrifizierung der Pkw-Flotte wird durch
begrenzten verfügbaren Potenzialen im europä- ein Förderprogramm für die Anschaffung
ischen Raum aus. Die Nutzung dieser Potenzia- von Elektroautos unterstützt.
le erfolgt unter zwei Voraussetzungen: 1. eine • Zur Reduzierung der Fahrleistungen von
veränderte Prioritätensetzung beim Einsatz sol- Lkw und Pkw) führen eine höhere Mineral-
cher Treibstoffe nach dem Kriterium der Alter- ölsteuer und die Einbeziehung der externen
nativlosigkeit statt wie bisher ausschließlich Kosten in die Lkw-Maut.
nach Energieeffizienz und 2. dem Vorhanden-
sein international abgestimmter Nachhaltig- Weitere Hintergrundinformationen zur Studie
„Modell Deutschland – Klimaschutz bis 2050“
keitsstandards und -regelungen für die genutz-
finden Sie im Internet unter
ten Rohstoffe. www.wwf.de/klima2050.
Lösungsstrategien und -instrumente
Weitere Informationen:
• Um den See- und Luftverkehr auf biogene
Treibstoffe umzustellen, sind bis 2050 zusätzli- Viviane Raddatz, Referentin für klimafreundliche
che Anstrengungen zur Erhöhung der Effizienz Mobilität, WWF Deutschland, Tel.: 030 / 308742-
im Güter- und Personenverkehr und bei der 39, Fax: -50, viviane.raddatz@wwf.de
Reduzierung der Fahrleistung um jeweils 20
Prozent nötig. So könnte innerhalb des be- Regine Günther, Leiterin Klimaschutz und Ener-
grenzten Biokraftstoffpotentials auch der Ener- giepolitik, WWF Deutschland, Tel.: 030 / 308742-
giebedarf des Luftverkehrs mit Biokraftstoffen 18, Fax: -35, regine.guenther@wwf.de
gedeckt werden.
Die Faktenblätter zur Studie auf einen Blick: Überblick über die Gesamtstudie, Gebäudesektor, Elektrogeräte, Industrie, Verkehr-
sektor, Elektrizitätsversorgung, Landwirtschaft.
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WWF Deutschland ist eine der nationalen Organisationen des WWF – World Wide Fund For Nature – in Gland (Schweiz).