1. Competence Book Nr. 7
ERP Kompakt
Enterprise Ressource Planning für eine integrierte Ökonomie
2. Einleitung Grundlagen Anwendungen &
Lösungsbausteine
5 Editorial Volker Schnittler
ERP 2020
Zukunft, aber keine
Science Fiction
6 Grußwort Frank Naujoks
Gerüstet für den Wettbewerb
von morgen
7 Grußwort Otto Schell
ERP: Ein Wettlauf mit der Zeit
um Zukunftsfähigkeit
8 Grußwort Thorsten Reuper
ERP der Zukunft - die Zukunft
des ERP hat gerade erst
begonnen
9 Grußwort Manfred Deues
Maximale
Prozesstransparenz
10 Zahlen kompakt
Infografik ERP
14 Statements
Statements zu ERP
20 ERP 2020 I
Roundtable zu ERP 2020
28 ERP 2020 II
Die ERP 2020-Initiative des
VDMA vorgestellt
31 ERP 2020 III
21 Thesen für das
ERP der Zukunft
36 ERP Auswahl
Die Zeit ist reif: Ein neues
ERP-Auswahlverfahren
41 ERP Einführung I
So vermeiden Sie
Stolperfallen bei der
ERP-Einführung
43 ERP Einführung II
ERP-Systeme einführen:
In drei Phasen zum Erfolg
46 Wandlungsfähigkeit
Mehr Wandlungsfähigkeit
dank moderner ERP
48 ERP Trends I
Vier Megatrends fordern
die gesamte IT-Industrie
52 ERP Trends II
ERP Trends 2014
57 ERP 2020 IV
Eine Einführung zu den
ERP-2020-Reports
59 ERP 2020 V
Mobility, Connectivity,
Usability: Empirie zur
Trilogie der ERP 2020
65 Mobility
Das Büro in der Westentasche
Business-Software wird mobil
67 Cloud
ERP in der Cloud
Zwei Trends zeichnen sich ab
69 Usability
ERP 2020 und Industrie 4.0
Usability - next steps
71 Herausforderungen
Herausforderung
Prozessoptimierung
74 Integration
Vorteile einer ERP/MES-Integration
76 Internationalisierung
Wie ERP-Systeme
internationale Geschäftspro-zesse
unterstützen
79 Fertiger
ERP für Einzel- und
Auftragsfertiger
4 Unser Kompetenz-Netzwerk
Partner des
Competence Books
INHALT
2 Competence Book - ERP
4. PARTNER - SPONSOREN DES COMPETENCE BOOKS
Partner des Competence Books ERP
4 Competence Book - ERP
5. EDITORIAL
ERP 2020:
Zukunft, aber keine Science-Fiction
ERP-Lösungen gehören seit vielen
Jahren zum Standard in Wirt-schaftsunternehmen.
Die Umfra-gen
innerhalb des Maschinen- und Anla-genbaus,
die der VDMA alle zwei Jahre zu
IT-Systemen durchführt zeigen, dass fast
100% der Unternehmen derartige Lösun-gen
einsetzen.
Der hohe Grad an Rationalisierung und
Prozessbeschleunigung, der mit dem Ein-satz
dieser Systeme gewonnen wurde, wird
als selbstverständlich hingenommen und
damit kaum mehr beachtet. Tatsächlich
ist ERP heute eine Selbstverständlichkeit,
allerdings eine Selbstverständlichkeit mit
großem Potential. Nicht umsonst arbeiten
tagaus tagein Hunderte von Mitarbeitern
in den einschlägigen Softwarehäusern da-ran,
diese Lösungen weiter zu entwickeln
und zu verbessern.
Um den oben genannten Sachverhalt
mehr in das Bewusstsein der Nutzer zu
rücken und nahe liegende Entwicklungen
aufzuzeigen, hat der VDMA die Kampa-gne
ERP 2020 gestartet. Einerseits geht
es darum, dass das Nutzenpotential, wel-ches
die Unternehmen durch die Bezah-lung
der Lizenzgebühren erwerben, auch
bei den Nutzern ankommt. Dies gelingt
nur, wenn auch die aktuellen Versionen
der Softwareprodukte eingesetzt und ihre
funktionalen Potenziale auch tatsächlich
für eine zukunftsfähige Wertschöpfung
genutzt werden. Kommen veraltete Re-lease-
Stände zum Einsatz oder werden
neue Chancen bzw. Opportunitäten nicht
genutzt, kann man in diesem Sinne schon
von Verschwendung sprechen!
Zum anderen kommt derzeit grundlegend
Bewegung in das Thema ERP. Wie beim
Wechsel von ASCII-basierten Terminals
zu Windows basierten Client-Server- Lö-sungen
stehen wir heute wieder vor einem
Paradigmenwechsel. Dieser wird sich je-doch
weit dynamischer und rascher voll-ziehen
als der Vorgenannte.
Getrieben vom Megatrend der Mobilität,
die in mehr und mehr Arbeitsbereichen
gefordert wird, und von modernen End-geräten,
mit denen die nächste Nutzerge-neration
völlig neue Kommunikationsge-wohnheiten
entwickelt hat, wird nun auch
ERP mobil, vernetzt und in der Anwen-dung
ergonomischer, im Sinne von Ein-fachheit
und Benutzerführung. Nicht nur
die Generation Y bevorzugt eine andere
„work life balance“, welche eine flexiblere
und mobile Erbringung ihres Leistungs-beitrags
für das Unternehmen ermög-licht.
Auch in anderen Bereichen ist das
ortsungebundene Arbeiten unaufhaltsam
auf dem Vormarsch. Dies geht heute weit
über die klassischen Außendienstberei-che
wie Vertrieb oder Kundendienst und
Service hinaus. Eine moderne Industrie-nation
kann es sich schlicht nicht leisten,
ihre Mitarbeiterinnen, welche gut aus-gebildet
und motiviert maßgeblich zum
wirtschaftlichen Erfolg der Unternehmen
beitragen, einfach ziehen zu lassen, wenn
diese sich vorübergehend dafür entschei-den,
ihre Familie in den Mittelpunkt ih-res
Lebens zu stellen. Vielmehr müssen
technische und organisatorische Voraus-setzungen
dafür geschaffen werden, die-se
Mitarbeiterinnen über moderne und
sichere Homeoffice Arbeitsplätze an ihre
Unternehmen zu binden.
Es lohnt sich also, sich dem Thema ERP
wieder etwas intensiver zuzuwenden und
das vorliegende Competence Book wird
Zum Autor Volker Schnittler:
Seit Oktober 2001 ist Volker Schnittler
als Referent für kaufmännische Unter-nehmenssoftware
wie ERP, PPS, MES
und Variantenkonfigurationslösungen
bei der Abteilung Informatik des VDMA
beschäftigt. Dort leitet er u. a. auch
den PPS-Anwender/Anbieter-Dialog
und ist Mitglied im Forschungsbeirat
des fir (Aachen).
sicherlich seinen Anteil daran haben, Er-kenntnisse
zu stiften und wichtige Ent-wicklungstendenzen
zu verdeutlichen.
Dabei wünsche ich recht viel Erfolg!
Ihr Volker Schnittler
Fachreferent kaufmännische Unterneh-menssoftware,
VDMA - Informatik
Competence Book - ERP 5
6. GRUSSWORT - MICROSOFT DEUTSCHLAND GMBH
Gerüstet für den Wett-bewerb
von morgen
Sehr geehrte Leser,
die deutsche Fertigungsindustrie genießt weltweit einen
exzellenten Ruf. Viele „Hidden Champions“ dominieren
aus Deutschland heraus den Weltmarkt mit ihren hochspe-zialisierten
Angeboten. Für den Erfolg ausschlaggebend ist
neben der Ausgangsidee die stetige Verbesserung, das Of-fensein
für Neues sowie eine ausgeprägte Spezialisierung
und Fokussierung. Dabei helfen integrierte ERP-Systeme,
weltweit einheitliche Prozesse umzusetzen.
Veränderungen müssen im unternehmerischen Alltag
gestaltet werden und idealerweise wird man selbst zum
Trendsetter. Themen wie Globalisierung, Internet der Din-ge
aber auch ein effizienter Materialeinsatz treiben die Fer-tigungsindustrie
seit Jahren um und setzen Rahmenbedin-gungen,
in denen erfolgreiche Unternehmen agieren und
gestalten.
Fragt man heute Fertiger nach den Treibern für ihre IT-In-vestitionen
ertönt der Dreiklang aus erhöhter Produktivi-tät,
reduzierten Kosten und verbesserten Geschäftsprozes-sen.
Zwar sind die kurzfristigen ökonomischen Aussichten
eher unsicher, doch langfristiges profitables Wachstum
basiert auf weltweit integrierten Wertschöpfungsketten,
die in der Lage sind, sich schnell ändernden Bedingungen
anzupassen. Für Fertigungsunternehmen bedeutet dies,
dass sie ihre weltweiten Aktivitäten weiter ausbauen müs-sen
bei gleichzeitiger Prozessstandardisierung über Lan-desgrenzen
hinweg. Dabei spielen Themen wie Cloud, Big
Data, Social Business und Mobility für die Konzeption von
IT-Systemen zunehmend eine wettbewerbsentscheidende
Rolle und müssen durch ERP- und CRM-Lösungen abge-bildet
werden.
Die nächste Welle an Produktivitätsverbesserungen wird
nicht in kleinen Schritten ablaufen. Vielmehr erwarten
Fertigungsunternehmen von ihren IT-Investitionen in
moderne IT-Infrastruktur deutliche Produktivitätsverbes-serungen
in sehr kurzer Zeit. Microsoft beispielsweise lie-fert
dazu die Plattform-Technologie, damit Anwender eine
IT-infrastruktur bestehend aus Server, Sharepoint, Lync,
Office 365, CRM und natürlich Dynamics ERP aus einem
Guss erhalten. Das Ganze ergänzt um das tiefe Branchen-wissen
der Partner lässt Anwender sehr gut gerüstet in den
Wettbewerb von morgen ziehen.
Ihr
Frank Naujoks
Zum Autor Frank Naujoks:
Frank Naujoks arbeitet seit April 2013 bei Microsoft und verantwortet als Pro-duktmanager
Microsoft Dynamics AX. Der ehemalige Analyst, mit Stationen bei
META Group, Hewson Group, IDC und i2s, hat einen Abschluss als Diplom-Kauf-mann
der Universität zu Köln.
6 Competence Book - ERP
7. GRUSSWORT - DSAG E. V.
ERP: Ein Wettlauf mit der Zeit um
Zukunftsfähigkeit
Die Standardisierung von Prozessen, die Redu-zierung
von Systemen, die Harmonisierung von
Stammdaten oder die Compliance sind wohl die
meist genannten Themen der letzten Jahre, im Zusam-menhang
mit einem Business Case für die Einführung
eines ERP-Systems wie beispielsweise SAP. Hier steht die
Effizienz der Strukturen und Systeme im Vordergrund.
Die Rahmenbedingungen haben sich mittlerweile aber
geändert. Neue Technologien erlauben nahezu unbe-grenzte
Möglichkeiten in der Datenauswertung und (fast)
real-time Prozesse eröffnen erweiterte Spielräume für
die Prozessintegration auch in der Maschine-zu-Maschi-ne-
Kommunikation. Da rein aus Anwendersicht die Ver-arbeitung
großer Datenmengen kaum mehr eine Rolle
spielt, ergeben sich weitere Felder für integrative Ansätze,
wie zum Beispiel Simulationsmodelle, die im Bereich der
Prototypen eingesetzt werden. Hinzu kommen Bereiche
wie Mobility und Cloud. Hierbei ist festzustellen, dass die
Grenzen mobiler Anwendungen oder der Nutzen bzw. der
Einstieg in die Cloud noch nicht in dem Maße greifbar
sind, um ganzheitliche Entscheidungen über entsprechen-de
Projekte treffen zu können.
In dem Zusammenhang wird die Frage zu beantworten
sein, wie sich die neuen Technologien nicht nur auf die
ERP-Systeme, sondern letztlich auf das gesamte Unter-nehmen
und seine Zukunftsfähigkeit auswirken. Auf der
Suche nach einer entsprechenden Antwort beschäftigen
sich viele Unternehmen derzeit noch sehr mit Konsolidie-rungs-
oder Harmonisierungsprojekten, um ihre gewach-senen
Strukturen zu vereinfachen. Das heißt, momentan
wird viel getestet und versucht, punktuell die auftretenden
Probleme zu lösen.
Das entspricht aber nicht unbedingt dem ERP-Gedanken.
Hier stehen letztendlich die Standardisierung und vor al-lem
die Integration im Vordergrund. Die damit verbunde-nen
Aufgaben zu meistern, führt bei vielen Unternehmen
zu einem Wettlauf gegen die Zeit, um die Vorteile von „real
time“-Anwendungen wettbewerbstechnisch nutzen zu
können.
Die Herausforderungen für den ERP-Markt liegen damit
klar auf der Hand: Die Hersteller müssen ihren Kunden
eine Strategie aufzeigen, wie die Produkte weiterentwi-ckelt
werden, ohne dass sie ihre Integrationsstärke und
Compliance verlieren. Zudem müssen die Lösungen ohne
große technische und finanzielle Aufwände in die beste-henden
IT-Landschaften einzubinden sein, um den gestie-genen
Business-Anforderungen gerecht zu werden. Auf
dieser Basis könnte dann auch der Wettlauf mit der Zeit
um die Zukunftsfähigkeit gewonnen werden.
Diese Entwicklung entscheidend zu beeinflussen und da-bei
als Stimme der Anwender zu agieren ist Aufgabe der
DSAG. Hierfür hat sich der Vorstand entsprechend aufge-stellt.
Zum Autor Otto Schell:
Seit 2008 ist Otto Schell in der Deutschsprachigen SAP-Anwendergruppe (DSAG) e.V.
ehrenamtlicher Vorstand Branchen/Geschäftsprozesse, Ressort Branchen. Daneben
leitet er u.a. den Arbeitskreis Globalisierung und ist aktiv in diversen DSAG/SAP-Gre-mien
sowie im internationalen Umfeld der SAP-Anwendergruppen.
Otto Schell leitet als SAP Business Process Manager das EMEA SAP Business CCoE
eines globalen Automobilherstellers. In dieser Rolle ist er in globalen und regionalen
Transformation/SAP-Initiativen vertreten und mit dem Aufbau der SAP CCoEs vertraut.
Competence Book - ERP 7
8. GRUSSWORT - ASSECO SOLUTIONS AG
ERP der Zukunft
die Zukunft des ERP hat gerade erst begonnen
Liebe Leserinnen und Leser,
aktuelle Prognosen für die zukünftige Entwicklung von ERP
konfrontieren uns mit Schlagwörtern wie „Multisite“, „Mobili-ty“,
„Usability“, „Cloud“ sowie allen voran „Industrie 4.0“. Einige
dieser Konzepte sind bereits heute weit verbreitet, etwa „Cloud
Computing“, welches sich auch zunehmend im Geschäftsbereich
großer Beliebtheit erfreut. Andere Trends hingegen werden als
Goldener Weg proklamiert, obwohl die Umsetzung in der Reali-tät
tendenziell noch in den Kinderschuhen steckt – so etwa bei
Industrie 4.0. Dennoch wird oft der Anschein erweckt, Unter-nehmen
müssten ihre Produktionsabläufe so schnell wie möglich
auf die dezentrale Vernetzung umstellen, um zukunftsfähig zu
bleiben – besser heute noch als morgen.
Auch politisch wird das Thema aktuell heiß diskutiert. Der Vor-teil
einer solchen medialen Aufmerksamkeit liegt dabei auf der
Hand: Sie schafft Bewusstsein, einschließlich der technischen
und organisatorischen Herausforderungen, die dem Konzept zu-grunde
liegen und denen auch wir ERP-Hersteller auf die eine
oder andere Weise gerecht werden müssen. Allen voran zählen
hierzu natürlich die Sicherheitsaspekte, wie der Schutz solcher
Systeme vor Spionage und Manipulation. Zudem tun sich Kon-zeptfragen
auf: Wie viel Dezentralität ist wünschenswert? Wie
viel Autonomie ist für die vernetzten Maschinen wirklich sinn-voll?
Fragen wie diese müssen geklärt werden, doch wäre es ver-messen
und unrealistisch, schon heute oder morgen mit umfas-senden
Lösungen aufwarten zu wollen. Denn diese benötigen
Zeit – und viele wertvolle Schlüsse werden wir erst aus der Erfah-rung
ziehen können.
Um eine gute Grundlage hierfür zu schaffen, sind ERP-Hersteller
allerdings bereits heute gefordert, diese Entwicklung aktiv mit-zugestalten
– denn ihre Produkte beeinflussen die Effizienz und
Wirtschaftlichkeit von Unternehmen in zentraler Weise und bil-den
so den Kern der geschäftlichen Prozesse. Noch befinden wir
uns am Anfang dieser Entwicklung, und dies gibt uns die Chance,
die Fortentwicklung des Konzepts von Anfang an aktiv zum Po-sitiven
mitzugestalten. Die Zukunft bleibt also spannend – denn
für ERP hat sie gerade erst begonnen.
Ganz in diesem Sinne wünsche ich Ihnen eine informative Lek-türe.
Herzliche Grüße Ihr Thorsten Reuper
Zu Thorsten Reuper:
Seit mehr als dreißig Jahren in der IT-Branche tätig, ist
Thorsten Reuper ein besonders versierter Mann mit einem
umfassenden technischen Hintergrund, der weitreichen-de
Erfahrungen in verschiedenen renommierten Unter-nehmen
vorweisen kann. Erklärtes Ziel des technischen
Verantwortlichen ist die konsequent verfolgte, strategisch
ausgerichtete Produktentwicklung mit gezielten Funkti-onserweiterungen
und einem besonderen Augenmerk auf
die Ergonomie der Software. Dies soll insbesondere durch
eine enge und vertrauensvolle Zusammenarbeit mit Kun-den
und Interessenten realisiert werden.
8 Competence Book - ERP
9. GRUSSWORT - AMS.SOLUTION AG
Maximale Prozesstransparenz
Sehr geehrte Leser,
Einzel- und Auftragsfertiger haben eine harte Nuss zu kna-cken.
Ohne dass ihnen alle Detailinformationen vorliegen,
müssen sie mehrmonatige, zum Teil mehrjährige Aufträge
sicher organisieren. Hierbei ist höchste Präzision geboten:
Angesichts sechs- bis achtstelliger Investitionssummen
bergen selbst kleinere Planungsfehler ein erhebliches Ge-fahrenpotenzial.
In den vergangenen 25 Jahren haben wir uns daher aus-schließlich
mit der Frage beschäftigt, wie Einzelfertiger
aus dem Anlagen-, Werkzeug- und Sondermaschinenbau,
dem Stahl- und Metallbau, der Innenausstattung und der
Werftenindustrie ihr komplexes Projektgeschäft wettbe-werbsfähig
managen. Die Quintessenz unserer Erfahrun-gen:
Je höher die Prozesstransparenz ist, desto wirtschaft-licher
lassen sich knapper werdende Ressourcen zuteilen,
desto sicherer die immer enger gesetzten Liefertermine
halten und desto umfassender die ständig steigenden Kun-denwünsche
erfüllen.
Als Beratungs- und Standardsoftware-Spezialist für die
Prozessoptimierung von Einzel-, Auftrags- und Varian-tenfertigern
sind wir das einzige europaweit tätige Unter-nehmen,
das mit dieser ausschließlichen Fokussierung
am Markt ist. Inzwischen erschließen beinahe 500 Un-ternehmen
signifikante Wettbewerbsvorteile mit unserer
Gesamtlösung, dem integrierten Auftragsmanagement-system
ams.erp, das alle Geschäftsbereiche vollständig
vernetzt. Angefangen bei Marketing und Vertrieb inklusi-ve
Kalkulation reicht die Prozessunterstützung über Kon-struktion,
Fertigung und Beschaffung bis zu Auslieferung,
Montage und Service Management.
Unabhängige Marktbeobachter bestätigen, dass unser
Portfolio die Anforderungen des Zielmarkts besonders
gut erfüllt. Die Gründe dafür sind so vielfältig wie das Ge-schäft
der Einzel- und Auftragsfertiger. Eine ganze Reihe
davon zeigen die beiden anschließenden Kundenberichte.
In ihrem Zentrum stehen die Automatisierungsspezialis-ten
Aumann aus Espelkamp und Hahn Automation aus
Rheinböllen. Beide Einzelfertiger nutzen die Transparenz
unserer Lösungen, um ihr anspruchsvolles Projektgeschäft
wirtschaftlich und terminsicher zu steuern. Zudem zeigen
die Texte, wie sich die Anwender fortwährend neue Vortei-le
im härter werdenden Wettbewerb verschaffen.
Eine spannende Lektüre wünscht,
Manfred Deues, Vorstand ams.Solution AG
Zum Autor Manfred Deues:
Manfred Deues ist seit mehr als 30 Jahren in der IT-Bran-che
tätig. 1997 ist der gelernte Bankkaufmann und studier-te
Betriebswirt (EDV/Organisation) als geschäftsführender
Gesellschafter in die hinrichts+müller GmbH eingetreten.
In dieser Funktion war er verantwortlich für die Bereiche
Vertrieb, Marketing und Verwaltung. 2010 erfolgte die Um-firmierung
der hinrichts+müller GmbH in die ams.Solution
AG, dessen Vorstand er seit Gründung angehört. Im glei-chen
Jahr ernannte ihn der Europäische Wirtschaftssenat
zum Wirtschaftssenator. In diesen Zeitraum fällt auch die
Einrichtung des Instituts für Einzelfertiger (ife), dessen In-itiator
und Mitbegründer Manfred Deues ist.
Competence Book - ERP 9
10. INFOGRAFIK
Infografik ERP
ERP-Tops und -Flops1
Top 5
Flop 5
Neue User-Interfaces müssen sich an
mobiles Arbeiten anpassen
Bedarf an umfassender Informationsver-fügbarkeit
enorm gestiegen
Informationsaustausch nimmt zu, da
Austauschsfrequenz kurzzyklischer
ERP müssen auf unterschiedlichen
Endgeräte jederzeit/überall verfügbar sein
Keine 1-System-Lösung,
Multi-System-Landschaft
Qualitätsstandards für Einführung von ERP
zur Bewertung Anbieter
Bedienung von ERP intuitiv und ohne
Schulung möglich
Einige wenige standardisierte Datenmodelle
von wenigen Anbietern vorgegeben
Arbeiten mit gleichen Werkzeugen wie im
Privatbereich (BYOD, ...)
Strukturierte Verfahren zur
Nutzenbewertung von ERP-Systemen
Gründe für ERP-Projekte3
50,7% Altsystem nicht mehr leistungsfähig genug
22,5% Schlechte Durchgängigkeit / Übersicht
12,7 % Firmenwachstum
8,5 % Flexible Organisationsentwicklung
5,6% Sonstiges
10 Competence Book - ERP
11. INFOGRAFIK
Top 5 Auswahlkriterien von ERP-Software5
65% 48% 33% 28% 28%
Top 5 Optimierungsbedarf bei ERP-Software4
89%
Prozesse schneller und
effizienter machen
80%
Prozesse verschlan-ken
und vereinfachen
62%
Die Agilität / Anpas-sungsfähigkeit
der
Prozesse erhöhen
61%
Kundenzufriedenheit
mit der Auftragsab-wicklung
verbessern
61%
Transparenz der
Geschäftsprozesse
erhöhen
Ziele eines ERP-Projektes3
Effizientere Auftragsab-wicklung
Einheitlich integrierte
IT-Landschaft
Überblick / Aktuelle
Daten
Optimierung der Ge-schäftsprozesse
Transparenz
Modernisierung
32,4%
26,8%
25,4%
23,9%
16,9%
16,9%
Probleme bei ERP-Projekten3
Zeitüberschreitung
Aufwändige Mitarbei-terschulungen
Nicht definierte Unter-nehmensprozesse
Widerstände im Haus
Probleme bei der
Datenintegration
Schnittstellenprob-leme
21,1%
14,1%
11,3%
9,9%
9,9%
5,6%
Funktionalität Flexibilität SW KMU-Eignung /
Praktikabilität
Kosten / Nutzen Fachkompetenz &
Auftreten
Competence Book - ERP 11
12. INFOGRAFIK
Top 5 Nutzen von ERP-Systemen6
Top 5 Formate für überbetrieblichen Datenaustausch
bei ERP-Systemen6
Erfolgsfaktoren für ERP-Projekte3
26,8%
Guter Support
14,1%
Gute Planung / Know
How
11,3%
Beratungsleistungen
des ERP-Anbieters
5,6%
Gute Schulungen
5,6%
Geringer Implemen-tierungsaufwand
4,2%
Transparenz
Unterstützung von mobilen Plattformen durch ERP-Produkte5
34% 27% 15% 13% 5% 6%
Anzahl unterstützter
Mobilplattformen
0 1 2 3 4 5
55% 51%
40% 38% 36%
Prozesse schnell &
einfach
Informationen
schnell & einfach
Information korrekt &
nützlich
Rückverfolgbarkeit
von Informationen
Durchgängige Pro-zess-
Unterstützung
59%
EDIFACT
21%
DATANORM
19%
ODETTE
17%
VDA-FS
13%
ANSI X 12
12 Competence Book - ERP
13. INFOGRAFIK
Welche mobilen Plattformen
werden durch ERP-Produkte
unterstützt?5
Windows Mobile-basierte
Geräte
IPhone
IPad
Android-basierte Geräte
(Google)
Palm WebOS basierte Geräte
Blackberry
66%
32%
31%
23%
15%
14%
Quellen:
(1) http://www.competence-site.de/downloads/45/32/i_file_1134046/21_thesen_erp_2020_final.pdf
(2) http://www.competence-site.de/usability/ERP2020-Usability-als-Erfolgsfaktor
(3) Gronau
(4) http://www.computerwoche.de/i/detail/artikel/2537779/1/946381/EL_1367850380368342367536/
(5) http://www.competence-site.de/erp-standardsoftware/Karsten-Sontow-zu-Mobility-der-ERP-2020
(6) http://www.competence-site.de/erp-standardsoftware/ERP-2020-Connectivity
(7) http://de.wikipedia.org/wiki/Enterprise-Resource-Planning
Gründe für die
Systemauswahl3
Funktionalität
Branchen-/ Mittelstands-lösung
Umfangreiches Modulan-gebot
/ Erweiterbarkeit
Preis-Leistungs-Ver-hältnis
Positive Erfahrungen mit
Anbieter
29,6%
28,2%
26,8%
26,8%
22,5%
Competence Book - ERP 13
14. STATEMENTS
Statements zu ERP
Wir sind uns sicher, dass ERP
auch weiterhin im Mittelpunkt
des unternehmerischen IT-Ge-füges
Die Frage nach der Bedeutung
eines ERP-Systems in der nahen
Zukunft lässt sich nicht so ein-fach
beantworten.2
ERP-Systeme werden in der Zukunft
DIE zentralen Steuerungseinheiten
– insbesondere in mittelständischen
Betrieben – sein.3
Eine wesentliche Herausforderung
des ERP-Systems der Zukunft: die
punktgenaue, aber gleichzeitig
einfache Verfügbarkeit von Infor-mationen.
Bedeutung ERP
Ohne das vielgerühmte Backbone ERP wird es
nicht gehen – die Daten sollen ja verlässlich
sein und für alle Beteiligten gleich.4
Ich würde prognostizieren, dass es Systeme mit dem heutigen Zu-schnitt
gar nicht mehr geben wird, weitergedacht führt das unwei-gerlich
zu einem anderen ERP-Begriff als wir ihn heute kennen.2
Wir sind auf den Weg in eine Appisierung der Anwen-dungs-
Der Trend – wie schon seit längerer Zeit
zu beobachten – geht dabei klar zu zen-tralen,
integriert arbeitenden Systemen,
die in der Lage sind, alle Unternehmens-prozesse
zu verknüpfen, zu steuern und
entsprechend abzubilden.3
Zukunft
ERP
Die Anforderungen
an das ERP-Sys-tem
werden künf-tig
weitaus an-spruchsvoller
sein
als dies bisher der
Fall war.1
stehen wird.1
1
Workloads.4
14 Competence Book - ERP
15. STATEMENTS
Es wird immer mehr zur Selbstverständ-lichkeit,
über die mobilen Geräte nicht nur
jederzeit im Unternehmen vorgehaltene
Daten abzurufen, sondern auch Informa-tionen
zurückzugeben.1
Die „neue Generation“ von Mitarbeitern, die
in die Unternehmen kommen, nutzen bereits
heute vor allem im privaten Bereich bereits
alle erdenklichen mobilen Geräte.1
Devices ziehen in den
Shopfloor ein und es
werden andere Möglich-keiten
der Interaktion mit
der Software selbst, aber
auch mit den beteiligten
Menschen und genutz-ten
Maschinen, möglich.2
Mobility &
Usability
Für eine All- und Jederzeit-Verfüg-barkeit
müssen mobile Geräte durch-gängig
Einzug im Unternehmen er-halten,
denn sie gewährleisten die
Wir gehen davon aus,
dass das Tablet auch im
Geschäftsleben seinen
Siegeszug antreten und
das Notebook in abseh-barer
Zeit verdrängen
wird.1
Professionelle Mobilität wird zu-künftig
einen noch höheren Stel-lenwert
einnehmen, als dies be-reits
heute der Fall ist.3
Die innerbetriebliche und unternehmens-übergreifende
Kollaboration sind seit langer
Zeit die Top-Themen bei der Implementie-rung
von ERP- und MES-Systemen.2
Connectivity, Daten
& Kollaboration
Um die Aufgabenstellung „Kommunikation und Kollaboration“ zu-friedenstellend
auszuführen, bedarf es auch zukünftig eines noch
umfangreicheren Datenaustausches zwischen den Unternehmen.3
Konnektivität.1
Dieser Konnektivitäts-Ent-wicklung
kann sich kein
Anbieter entziehen – es
bleibt die Frage, ob für
den Anwender daraus ein
Technologie-Zoo entsteht
oder eine möglichst ho-mogene
Applikationsland-schaft.
Hier wird es aus
Anbietersicht noch Konso-lidierungswellen
geben.4
Competence Book - ERP 15
16. STATEMENTS
Agile Produktionssysteme erfordern in
gleichem Maße agile Softwaresysteme
zur Planung, Simulation und Steuerung
der Herstellungsprozesse (Internet der
Services).2
Das ERP-System wird zu-künftig
wie auch heute
schon als der „große Res-sourcenvorhalter
hier für
eine Planungs- und Steue-rungshoheit
verantwortlich
sein.3
ERP-Funktionen
& Architekturen
Die Zukunft wird hybrid sein – und der Kunde kann wählen, ob er die Systeme on-Premise
oder On-Demand oder teils-teils betreiben wird.4
Reuper, Thorsten3
thorsten.reuper@asseco.de
Chief Technology Officer (CTO)
Asseco Solutions GmbH
Das ERP der Zukunft wird ein hochinteg-riertes
Gesamtsystem sein, das anwen-derorientiert
ausgerichtet ist und über
eine hohes Maß und Flexibilität und Mo-bilität
verfügt.1
Quellen:
1: Patrick Siegmung, mesonic software gmbh
2: Karl Tröger, PSIPENTA Software Systems GmbH
Siegmund, Patrick1
psiegmund@mesonic.com
Geschäftsführer Deutschland
mesonic software gmbh
Naujoks, Frank4
Frank.Naujoks@microsoft.com
Product Marketing Manager Dynamics AX
Microsoft Deutschland GmbH
Tröger, Karl2
KTroeger@psipenta.de
Leiter Produktmanagement ERP
PSIPENTA Software Systems GmbH
Quellen:
3: Thorsten Reuper, Asseco Solutions GmbH
4: Frank Naujoks, Microsoft Deutschland GmbH
16 Competence Book - ERP
19. Einleitung Grundlagen Anwendungen &
Lösungsbausteine
5 Editorial Volker Schnittler
ERP 2020
Zukunft, aber keine
Science Fiction
6 Grußwort Frank Naujoks
Gerüstet für den Wettbewerb
von morgen
7 Grußwort Otto Schell
ERP: Ein Wettlauf mit der Zeit
um Zukunftsfähigkeit
8 Grußwort Thorsten Reuper
ERP der Zukunft - die Zukunft
des ERP hat gerade erst
begonnen
9 Grußwort Manfred Deues
Maximale
Prozesstransparenz
10 Zahlen kompakt
Infografik ERP
14 Statements
Statements zu ERP
20 ERP 2020 I
Roundtable zu ERP 2020
28 ERP 2020 II
Die ERP 2020-Initiative des
VDMA vorgestellt
31 ERP 2020 III
21 Thesen für das
ERP der Zukunft
36 ERP Auswahl
Die Zeit ist reif: Ein neues
ERP-Auswahlverfahren
41 ERP Einführung I
So vermeiden Sie
Stolperfallen bei der
ERP-Einführung
43 ERP Einführung II
ERP-Systeme einführen:
In drei Phasen zum Erfolg
46 Wandlungsfähigkeit
Mehr Wandlungsfähigkeit
dank moderner ERP
48 ERP Trends I
Vier Megatrends fordern
die gesamte IT-Industrie
52 ERP Trends II
ERP Trends 2014
57 ERP 2020 IV
Eine Einführung zu den
ERP-2020-Reports
59 ERP 2020 V
Mobility, Connectivity,
Usability: Empirie zur
Trilogie der ERP 2020
65 Mobility
Das Büro in der Westentasche
Business-Software wird mobil
67 Cloud
ERP in der Cloud
Zwei Trends zeichnen sich ab
69 Usability
ERP 2020 und Industrie 4.0
Usability - next steps
71 Herausforderungen
Herausforderung
Prozessoptimierung
74 Integration
Vorteile einer ERP/MES-Integration
76 Internationalisierung
Wie ERP-Systeme
internationale Geschäftspro-zesse
unterstützen
79 Fertiger
ERP für Einzel- und
Auftragsfertiger
4 Unser Kompetenz-Netzwerk
Partner des
Competence Books
INHALT
Competence Book - ERP 19
20. GRUNDLAGEN - VIRTUAL ROUNDTABLE
Delphi-Roundtable ERP 2020
Commodity oder Zentrale für eine mobile, nutzerzentrierte
und kollaborative Ökonomie?
Auszug aus dem Roundtable mit Experten von Microsoft, PSIPENTA, Asseco, mesonic. COSMO Consult
„Wir sind uns sicher, dass ERP
auch weiterhin im Mittelpunkt
des unternehmerischen IT-Ge-füges
stehen wird“ - Patrick Siegmund
Mobilität, Usability, Connectivity, Industrie 4.0, Enter-prise
2.0, … - eine Vielzahl von Begrifflichkeiten ste-hen
für die Zukunft von Ökonomie und Technologie.
Und wo steht das ERP-System in Zukunft bzw. wo sollte es im
Jahr 2020 stehen? Das ist die zentrale Frage, die sich die VD-MA-
Initiative ERP-2020 stellt und wir freuen uns, dass wir ge-meinsam
und mit Unterstützung von Trovarit und dem RWTH
Aachen /FIR führende Köpfe der Branche zur Zukunft des ERP
befragen können. Dabei konnte bereits die Studie ERP-2020
des FIR im Auftrag des VDMA zentrale Erkenntnisse durch die
Befragung der Anwendung gewinnen und die auch wichtigs-ten
Trends (Mobilität, Usaibility, Connectivity) identifizieren.
In diesem Roundtable geht es daher darum, zusam-men
mit den führenden Köpfen der Branche die-se
Perspektiven zu vertiefen und zu konkretisieren!
Bedeutung ERP-Systeme im Jahr 2020 - Commodity
oder Zentrale?
Mobilität, Usability, Connectivity, Kollaboration, Indust-rie
4.0, Enterprise 2.0 … - eine Vielzahl von Begrifflichkei-ten
stehen für die Zukunft von Ökonomie und Technologie.
Werden damit andere Systeme (z.B. CRM, Social Software)
in den Mittelpunkt des Interesses rücken oder erfordert ge-rade
eine mobile, nutzerzentrierte, vernetzte und kollabo-rative
Ökonomie die Integration durch zentrale ERP-Syste-me
mehr denn je? Wie wichtig ist also Ihrer Meinung nach
das ERP-System der Zukunft („2020“)?
Patrick Siegmund
Wir sind uns sicher, dass ERP auch weiterhin im Mittelpunkt
des unternehmerischen IT-Gefüges stehen wird. Allerdings wer-den
die Anforderungen an das ERP-System künftig weitaus an-spruchsvoller
sein als dies bisher der Fall war.
Gerade wirklich integrierte Systeme (z.B. ERP und CRM) werden
mehr und mehr die Unternehmen erobern. Schon seit einigen
Jahren zeichnet sich ab, dass Insellösungen immer häufiger durch
integrierte Lösungen ersetzt werden. Denn nur Systeme, die auf
ein- und dieselbe Datenbank zugreifen, können die notwendigen
Informationen für den Anwender bedarfsgerecht zusammenstel-len
- und zwar so, dass diese Informationen alle Unternehmens-und
Geschäftsbereiche umfassen.
Hier liegt eine wesentliche Herausforderung des ERP-Systems
der Zukunft: die punktgenaue, aber gleichzeitig einfache Verfüg-barkeit
von Informationen. Umfangreiche Datenmengen müssen
sich heute genauso wie in Zukunft jederzeit und an jedem Ort
heranziehen sowie be- bzw. verarbeiten lassen, damit die Unter-nehmen
sie sowohl für operative als auch für strategische Ent-scheidungen
optimal nutzen können.
Integrierte und zentrale ERP-Systeme werden künftig das Herz
im Kreislauf der IT-Landschaft darstellen und damit weiterhin als
zentrales Organ im Unternehmen fungieren.
Uwe Bergmann
Wichtige den je zuvor. Man kann jedoch das ERP System nicht
einzeln betrachten, sondern nur als Teil einer ganzheitlichen
Unternehmenssoftware. Das ERP System bildet dabei die Zen-trale
in der die Unternehmensprozesse abgebildet werden. Was
sich ändert ist die Art und Weise wie wir mit den Systemen ar-beiten
oder wie wir auf Daten und Informationen zugreifen. ERP
Systeme müssen sich stärker den Nutzern anpassen. Die Arbeits-welt
wird mobiler, flexibler, individueller und internationaler,
20 Competence Book - ERP
21. GRUNDLAGEN - VIRTUAL ROUNDTABLE
Zu Thorsten Reuper:
Seit mehr als dreißig Jahren in der IT-Branche tätig, ist Thorsten Reuper ein be-sonders
versierter Mann mit einem umfassenden technischen Hintergrund, der
weitreichende Erfahrungen in verschiedenen renommierten Unternehmen vor-weisen
kann. Erklärtes Ziel des technischen Verantwortlichen ist die konsequent
verfolgte, strategisch ausgerichtete Produktentwicklung mit gezielten Funktions-erweiterungen
und einem besonderen Augenmerk auf die Ergonomie der Soft-ware.
Dies soll insbesondere durch eine enge und vertrauensvolle Zusammenar-beit
mit Kunden und Interessenten realisiert werden.
„ERP-Systeme werden in der Zukunft DIE
zentralen Steuerungseinheiten – insbeson-dere
in mittelständischen Betrieben – sein.“
- Thorsten Reuper
gleichzeitig wachsen die Datenmengen
und die Komplexität von Prozessen und
Zusammenhängen. Moderne Unterneh-menssoftware
muss flexibel nutzbar, ein-fach
bedienbar und auf verschieden End-geräten,
überall verfügbar sein.
Karl Tröger
Die Frage nach der Bedeutung eines
ERP-Systems in der nahen Zukunft lässt
sich nicht so einfach beantworten. Wer-den
heutige Lösungen und zukunftsori-entierte
Ansätze weitergedacht führt das
unweigerlich zu einem anderen ERP-Be-griff
als wir ihn heute kennen.
Ich würde prognostizieren, dass es Sys-teme
mit dem heutigen Zuschnitt gar
nicht mehr geben wird. Vielleicht noch
nicht im Jahr 2020. Doch schon heute
haben wir Schwierigkeiten, die System-grenzen
von ERP und MES und weiteren
Bausteinen einer Unternehmenssoftware
voneinander abzugrenzen. Die erwartete
zunehmende Autonomie der Planungs-einheiten
erfordert weiterentwickeltere
Kommunikationslösungen zur Integrati-on
dieser autonomen Einheiten. Meiner
Meinung nach steht noch nicht fest, ob
es eine zentrale oder viele miteinander
kommunizierende Intelligenzen in den
Unternehmen geben wird.
Der ungebrochene Drang nach der Mobi-lisierung
der Geschäftsprozesse führt zu
einem neuen Verständnis insbesondere
von Usability und Connectivity. Informa-tionen
müssen sicher und jederzeit ver-fügbar
sein und zielgenau dem Anwender
präsentiert werden.
Social Media Komponenten werden eine
größere Rolle als heute spielen. Dabei
geht es allerdings nicht um Informations-austausch
wie wir ihn aus dem privaten
Bereich kennen sondern um die Förde-rung
der Zusammenarbeit von Menschen
zur Lösung von Aufgabenstellungen im
Produktionsumfeld. Die Konsolidierung
und Verfügbarmachung von „gemein-schaftlichem“
Wissen steht ganz deutlich
im Vordergrund.
Thorsten Reuper
Nachdem sich der Einsatz von Anwen-dungssoftware
zur Unterstützung der
Ressourcenplanung bereits in den ver-gangenen
Jahren zu einem immer be-deutsamer
werdenden Faktor für den Er-folg
eines Unternehmens entwickelt hat,
werden ERP-Systeme in der Zukunft DIE
zentralen Steuerungseinheiten – insbe-sondere
in mittelständischen Betrieben –
sein. Der Trend – wie schon seit längerer
Zeit zu beobachten – geht dabei klar zu
zentralen, integriert arbeitenden Syste-men,
die in der Lage sind, alle Unterneh-mensprozesse
zu verknüpfen, zu steuern
und entsprechend abzubilden. Insellö-sungen,
die – zum Beispiel auf Basis von
Webservices – nicht integriert werden
können, werden dann zunehmend eine
aussterbende Spezies darstellen.
Frank Naujoks
Wir sind auf den Weg in eine Appisie-rung
der Anwendungs-Workloads. Ge-nehmigungen
können via Smartphone
erteilt werden, genauso wie Umsatzana-
Competence Book - ERP 21
22. GRUNDLAGEN - VIRTUAL ROUNDTABLE
Zu Frank Naujoks:
Frank Naujoks arbeitet seit April 2013 bei Microsoft und
verantwortet als Produktmanager Microsoft Dynamics AX.
Der ehemalige Analyst, mit Stationen bei META Group,
Hewson Group, IDC und i2s, hat einen Abschluss als Dip-lom-
Kaufmann der Universität zu Köln.
lysen mal eben auf dem Tablet durchgeführt werden. Auch nur
kurzfristig genutzte Apps werden programmiert, um bestimm-te,
eher kleinteilige Aufgaben zu erfüllen. Aber idealerweise
greifen die Apps auf eine einheitliche Datenbasis zurück – es
müssen also keine Diskussionen mehr über den Ursprung der
Datenquelle und deren Vertrauenswürdigkeit geführt werden,
weil die Informationen für alle gleich sind.
Die Aufgabe der Anbieter wird es sein, die Systeme so auszu-gestalten,
dass das Zusammenspiel von unterschiedlichen
Anwendungen einwandfrei funktioniert und das bspw. Apps
schnell erstellt werden können.
Ohne das vielgerühmte Backbone ERP wird es nicht gehen – die
Daten sollen ja verlässlich sein und für alle Beteiligten gleich.
ERP-Trends/Treiber bis 2020 – Mobility und Usability!
In der ERP-2020-Studie war ein Ergebnis besonders klar:
ERP-Systeme müssen 2020 auf unterschiedlichen Endge-räten
jederzeit und überall verfügbar sein und neue User
Interfaces müssen sich an dieses neue mobile Arbeiten an-passen.
Was sind für Sie die wichtigsten Entwicklungen, die das
Thema Mobilität treiben, und was sind die wichtigsten mo-bilen
Anwendungsszenarien und -prozesse, wenn wir Rich-tung
2020 blicken? Welche Anforderungen ergeben sich
dabei für die Usability? Werden wir z.B. mit den gleichen
Werkzeugen wie im Privatbereich arbeiten (BYOD) und die
Bedienung von ERP-Systemen intuitiv und ohne Schulung
möglich sein? Was also bedeutet für Sie und ihr Unterneh-men
die neue Nutzerzentrierung konkret?
Thorsten Reuper
Professionelle Mobilität wird zukünftig einen noch höheren
Stellenwert einnehmen, als dies bereits heute der Fall ist. Sich
immer stärker verändernde Arbeitswelten machen eine wach-sende
Anpassung der Technologie sowohl innerhalb eines Un-ternehmens
– etwa im Bereich mobiler Prozesssteuerung, Lager,
Wareneingang (z.B. durch mobile Endgeräte) – als auch extern
– etwa durch mobile Prozessfreigabe, Workflowsteuerung oder
Informationstransfers – notwendig.
Frank Naujoks
Die Intelligenz der Systeme wird sich zunehmend unterhalb der
Benutzeroberfläche abspielen – ganz schulungslos wird wahr-scheinlich
ein Power-user nicht auskommen, aber eine Bedie-nungsvereinfachung
ist die letzten Jahre schon deutlich zu beob-achten.
Beispielsweise auch durch den Einsatz von Touch-Devices
und Voice- oder Gestensteuerung.
BYOD birgt die Gefahr der Security und Administrierbarkeit für
die Unternehmen wieder ins Aufmerksamkeitsfeld zurück. Sup-portunterstützung
ist auch ein Thema – hier werdena sich noch
einzelne Modelle je nach Unternehmen herausbilden, was tole-riert
wird und was nicht.
Mobilität wird sehr stark getrieben durch Endgeräteverfügbar-keit,
Netzabdeckung und Usability der Software / Apps. Hier ist
HTML5 sicherlich das Mittel der Wahl, da die unterschiedlichen
Devices und Betriebssysteme sonst zu teuer zu unterhalten sind.
Zu berücksichtigen ist eine Anpassung bspw. der Zeilenabstände
von Anwendungen , je nachdem ob es ein Laptop oder ein Tab-let
/ Smartphone ist. Hier steigen die Anforderungen an die Pro-grammierer
mit der Vielzahl der Gerätetypen deutlich an.
Patrick Siegmund
Die „neue Generation“ von Mitarbeitern, die in die Unterneh-men
kommen, nutzen bereits heute vor allem im privaten Be-reich
bereits alle erdenklichen mobilen Geräte. Das ist einer von
mehreren Gründen, warum das mobile Arbeiten Einzug in die
Unternehmen erhalten hat und dies in Zukunft weiter verstärkt
tun wird.
Es wird immer mehr zur Selbstverständlichkeit, über die mobilen
Geräte nicht nur jederzeit im Unternehmen vorgehaltene Daten
abzurufen, sondern auch Informationen zurückzugeben. Bereits
heute sind die Anfänge, z.B. mit dem mobilen Erfassen von An-
22 Competence Book - ERP
23. GRUNDLAGEN - VIRTUAL ROUNDTABLE
geboten und Aufträgen oder der Annahme und Abwicklung von
Serviceaufträgen vor Ort, getan. Künftig jedoch werden Anwen-der
alle erdenklichen Funktionalitäten einer integrierten Unter-nehmenslösung
von ERP und CRM mobil nutzen wollen. Und
genau das erfordert wiederum eine punktuelle und anwendero-rientierte
Darstellung und Nutzung von Daten und Funktionen.
Wir gehen davon aus, dass das Tablet auch im Geschäftsleben
seinen Siegeszug antreten und das Notebook in absehbarer Zeit
verdrängen wird. Eine klare Aufforderung an die ERP-Hersteller
besteht darin, die mobilen Lösungen für diese Endgeräte derart
benutzerfreundlich und selbsterklärend zu gestalten, dass für
ihre Anwendung kein zusätzlicher Schulungsaufwand entsteht.
Die Herausforderung liegt schon in der vorgelagerten Analyse
und Organisation der ERP-Lösung, denn vorab muss die Daten-verfügbarkeit
sowie der Prozessverlauf geklärt werden: Welche
Daten und Funktionen stehen einem Anwender in welcher Form
zur Verfügung?
Für die sogenannten „Key-User“ der Fachabteilungen im Unter-nehmen,
z.B. in der Buchhaltung oder der Auftragsverwaltung,
werden aber sicher durch die immer komplexer werdenden An-wendungen
gesonderte Schulungsmaßnahmen unumgänglich
bleiben.
Uwe Bergmann
Der generelle Trend zum flexibleren und mobileren Arbeiten
macht vor der Nut-zung von einem ERP-System nicht halt. Die
Gesellschaft und das Nutzerverhalten verändern sich. Heute
hat jeder bereits ein Smartphone oder ein Tablet, ausschließlich
oder als Ergänzung zum PC oder Notebook. Selbstverständlich
wird die Nutzungserfahrung im privaten Bereich die Erwartun-gen
im geschäftlichen Bereich beeinflussen und umgekehrt. Die
Bedingung der Systeme muss vor allem intuitiv und einfach sein.
Mit unserem Leitbild „Business Software für Menschen“ stellen
wir den Menschen in den Mittelpunkt, um Systeme zu schaffen
die sich optimal an den Bedürfnissen und Rollen der Menschen
orientieren die mit der Software arbeiten.
Karl Tröger
Die Umweltbedingungen in der Produktion und die Einsatzbedin-gungen
für die genutzte Software werden sich mit der fortschreiten-den
Definition und Umsetzung der Konzepte im Zusammenhang
mit dem Zukunftsprojekt „Industrie 4.0“ massiv ändern. Neue und
mobile Devices ziehen in den Shopfloor ein und es werden andere
Möglichkeiten der Interaktion mit der Software selbst, aber auch
mit den beteiligten Menschen und genutzten Maschinen, möglich.
Begrenzte Bildschirmgrößen und der Wunsch nach einer größeren
Effizienz bei der Benutzung der Software zwingen zu einer Reduk-tion
der Inhalte auf das Wesentliche und Wichtige zur Lösung der
gestellten Aufgaben. Die zielgerichtete Präsentation von Informati-onen
und Daten (Eingeweihte kennen den Unterschied) hängt von
mehreren Faktoren ab: der Rolle im Prozess und der Organisation,
den gegebenen Hilfsmitteln und Werkzeugen, der zum aktuellen
Zu Patrick Siegmund:
Bereits seit Kindertagen lebt der studierte Volljurist Patrick
Siegmund familiär mit der mesonic software gmbh. Bevor
der 41-jährige 2011 ebenso beruflich zu mesonic stieß,
war er u.a. für Unternehmen im Bereich ePayment, Cont-ent
Providing sowie Rechtehandel tätig.
Als Geschäftsführer der mesonic software gmbh in
Deutschland steht Patrick Siegmund für die konsequen-te
und zukunftsorientierte Weiterführung der mittlerweile
30-jährigen mesonic-Tradition.
Zeitpunkt gestellten Aufgabe, dem Standort und nicht zuletzt vom
sozialen Umfeld. Gerade die sozialen Aspekte werden eine immer
größere Rolle spielen. Die Förderung der Zusammenarbeit der
Menschen im Produktionsprozess und das Teilen von Wissen zur
Lösung der Aufgaben wird eine massive Steigerung der Effizienz
mit sich bringen.
Die Individualisierbarkeit und Personalisierung der Interakti-onsschnittstelle
stellt eine wichtige Komponente dar. Es muss
zukünftig noch einfacher sein, aufgabenorientierte User-Interfa-ces
zu gestalten. Der vermeintliche Widerspruch zwischen Indi-vidualität
(Anwenderbezug) und Uniformität (Standard) muss
aufgelöst werden. ERP- und MES-Systeme müssen zukünftig als
Assistenzsystem und Tutor der Anwender zu verstehen.
Competence Book - ERP 23
24. GRUNDLAGEN - VIRTUAL ROUNDTABLE
und wie unterstützen Sie
die Zunahme an Kommunikation und
Kollaboration innerhalb von und zwi-schen
Unternehmen?
Uwe Bergmann
Als Microsoft Dynamics Partner verfügen
wir nicht nur über die ERP Funktionali-täten
sondern über das gesamte Lösungs-portfolio
von Microsoft. Die Integration
von Microsoft Office, Exchange, Share-
Point sowie Power BI oder auch Office
365 in das ERP System bietet bereits
heute die Möglichkeit mit strukturierten
und unstrukturierten Daten in flexiblen
Teams zu arbeiten. Die integrierten Ge-samtlösungen
sind zudem in der Cloud
verfügbar.
Karl Tröger
Die innerbetriebliche und unternehmen-sübergreifende
Kollaboration sind seit
langer Zeit die Top-Themen bei der Im-plementierung
von ERP- und MES-Sys-temen.
Die mit der zunehmenden Ar-beitsteilung
einhergehende Zerlegung
klassischer Wertschöpfungsketten erfor-dert
effiziente Methoden der Zusammen-arbeit.
Die steigende Vorleistungsquote
im Verhältnis zur eigenen Wertschöp-fung
in der deutschen Industrie belegt
diesen Trend.
PSIPENTA unterstützt beide Formen
der Zusammenarbeit. Gemeinsam mit
Kunden erarbeitet und ständig weiter
verfeinert bietet PSIPENTA eine konfigu-rierbare
Mehrwerksteuerung an. Das Ge-samtunternehmen
kann so als logistische
Einheit aus einem Guss agieren. Wesent-liche
Stammdaten (Master Data) stehen
jederzeit und ohne aufwändige Synchro-nisationsvorgänge
allen Einheiten zur
Verfügung. Vorkonfigurierte Prozesse
erleichtern die Einbindung neuer Stand-orte
in das interne Wertschöpfungsnetz-werk.
Das zentrale Systemkonzept erlei-chert
zudem die Administration.
Die unternehmensübergreifende Kolla-boration
wird auf unterschiedliche Weise
unterstützt. Zum Einen sind besonders
in der Automobilindustrie etablierte
und standardisierte Kommunikations-wege
und Protokolle verfügbar (EDI).
Zum Anderen steht mit der myOpenfac-tory-
Plattform eine weitere Lösung zur
unternehmensübergreifenden Kommu-nikation
zur Verfügung. Viele der füh-renden
ERP-Systeme bieten Adapter zur
Verbindung mit der Plattform an. Dar-über
hinaus kann myOpenFactory viele
Standardformate (z.B. openTrans, EAN-COM,
OCI, …) verarbeiten.
All diese Möglichkeiten werden in Zu-kunft
nicht mehr ausreichen, um den
Anforderungen der Industrie zu genügen.
Zunehmende Autonomie und kleiner
werdende Planungseinheiten erfordern
noch flexiblere Gestaltungsmöglichkei-ten
der Wertschöpfungsketten. Die dy-namische
Zusammenarbeit in wechseln-den
Wertschöpfungsnetzwerken (eine
der Grundideen im Zusammenhang mit
Industrie 4.0) benötigt andere Lösungen
Zum Autor Karl M. Tröger:
Karl Tröger, Leiter Product Marketing, verantwortet die strategische Ausrichtung
des Produktportfolios bei der PSI AG. Auf Basis seiner nationalen und internatio-nalen
Stationen in der Fertigungsindustrie, stellt er heute das Bindeglied zwischen
Kunden, Markt, Wissenschaft und dem Software-Engineering dar. Seine Erfahrun-gen
sammelte er als Senior Product Engineer bei einem kanadisch-israelischen
Konzern, als IT-Projektleiter sowie später als Leiter der Produktentwicklung für
ERP-Lösungen innerhalb der PSI AG.
Aktuell arbeitet die PSIPENTA an einer
komplett neuen Oberfläche und einem
modernen Interaktionsdesign. Im Vor-dergrund
stehen dabei die Vereinfachung
der Nutzung und die deutlich erleichterte
Personalisierung. Die strenge Orientie-rung
an Aufgaben und Prozessen soll die
Effizienz bei der Bedienung der Systeme
nachhaltig steigern. In Zusammenarbeit
mit der Usergroup werden Prozessanaly-sen
durchgeführt. Das Ziel dieser Analy-sen
ist die Ermittlung von Best Practices
für unterschiedliche Branchen und Fer-tigungstypologien.
Diese Best Practices
fließen in das visuelle und das Interakti-onsdesign
ein.
ERP-Trends/Treiber bis 2020 –
Connectivity, Daten und Kollabora-tion!
Die ERP-2020-Studie zeigte auch, dass
ERP-Anwender eine Konnektivität im
doppelten Sinne erwarten. Zum einen
ist die Daten-/Informations-Konnek-tivität
im Sinne einer umfassenden
Informationsverfügbarkeit wesentlich.
Zum anderen erfordert die „neue“ Öko-nomie
auch ein mehr an Kommunika-tion
und Kollaboration.
Auch diese Anwender-Anforderungen
erfordern konkrete Lösungskonzepte
der ERP-Anbieter. Wie gelingt die All-und
Jederzeit-Verfügbarkeit von (zum
Teil sicher auch unstrukturierten) In-formationen
24 Competence Book - ERP
25. GRUNDLAGEN - VIRTUAL ROUNDTABLE
zur Unterstützung der Zusammenarbeit.
Die Synchronisation aller (ggf. temporär)
beteiligten Parteien in diesen Netzwer-ken
hinsichtlich technologischer und
kommerzieller Informationen in Echtzeit
wird einer der wesentlichen Faktoren für
den Erfolg dieser Konzepte sein. Zur Lö-sung
dieser Aufgabenstellungen werden
neue bzw. weiterentwickelte Kommuni-kationsmöglichkeiten
benötigt. Cloud
Computing kann dabei die Integration
und Synchronisation technologisch un-terstützen.
Insofern geht es nicht nur
um Connectivity an sich sondern zuneh-mend
um Konzepte zur Steigerung der
„Kollaborations-Produktivität“.
Thorsten Reuper
Um die Aufgabenstellung „Kommunikati-on
und Kollaboration“ zufriedenstellend
auszuführen, bedarf es auch zukünftig
eines noch umfangreicheren Datenaus-tausches
zwischen den Unternehmen,
wie z.B. zwischen Kunde und Lieferant.
Wir unterstützen und verfügen hier über
eigene Lösungen – und dies in Verbin-dung
mit Unternehmen, die sich auf das
Routing und Mapping zwischen Kun-de
und Lieferant (Bestellung/Auftrag)
spezialisiert haben. Innerhalb eines Un-ternehmens
werden Werk-zu-Werk-Be-ziehungen
ebenfalls durch unsere Stan-dardfunktionen
unterstützt.
Frank Naujoks
Cloud und Big Data sind da sicherlich die
Treiber für eine Vernetzung und Sicht-barmachung
von Zusammenhängen.
Yammer bietet sich als Kommunikations-plattform
innerhalb des Unternehmens
und in geschlossenen Communities an,
Microsoft Social Listening bringt die
Meinung außerhalb des Unternehmens
nach innen. Die Kunst wird es sein, aus
all den Informationssilos ein Gesamtbild
zusammenzusetzen. Hinzu kommen
dann noch Integrationspunkte in die Of-fice
Welt, Mail, aber auch die Einbindung
von Geodaten, Wetter etc.
Hinzu kommen, bspw. aus Daten-schutz-
Gründen, Private Cloud-Anfor-derungen
zur Kommunikation innerhalb
und außerhalb des Unternehmens.
Dieser Konnektivitäts-Entwicklung kann
sich kein Anbieter entziehen – es bleibt
die Frage, ob für den Anwender daraus
ein Technologie-Zoo entsteht oder eine
möglichst homogene Applikationsland-schaft.
Hier wird es aus Anbietersicht
noch Konsolidierungswellen geben.
Patrick Siegmund
Für eine All- und Jederzeit-Verfügbarkeit
müssen mobile Geräte wie Smartphones
und Tablets durchgängig Einzug im Un-ternehmen
erhalten, denn sie gewähr-leisten
die Konnektivität. Voraussetzung
hierfür ist jedoch die mobile Nutzbarkeit
der ERP-Systeme, sei es durch brows-erbasierte
Oberflächen – wie wir sie für
unsere WinLine-Programme bereits seit
geraumer Zeit anbieten - oder aber in
Zukunft durch echte App-Anwendun-gen.
Dabei sind verschiedene Varianten
vorstellbar, z.B. eine App je Unterneh-mensbereich
bzw. Funktionsbereich der
ERP-Lösung oder auch die Umsetzung
rein rollenbasierter Apps. In einigen Teil-bereichen
haben wir die echte mobile
Nutzbarkeit unserer Business-Software
bereits umgesetzt, weitere werden folgen.
Die Kommunikation innerhalb der Un-ternehmen
ist mit modernen ERP-Lö-sungen
(idealerweise mit integrierten
CRM-Funktionen) bereits heute möglich.
Wir realisieren dies in unseren Program-men
durch die eigenständige Umsetzung
individueller Unternehmensprozesse
mit Hilfe eines integrierten Tools für das
Workflowmanagement. Damit kann ein
durchgängiger Kommunikationsfluss,
z.B. durch die automatisierte Weitergabe
von Informationen und Daten, erreicht
werden - sowohl innerbetrieblich als
auch im Austausch mit anderen Unter-nehmen.
Man denke hierbei nur an typi-sche
Abläufe bei der Serviceabwicklung
oder an die Weiterleitung von Belegvor-gängen
wie Aufträge und Rechnungen.
Auch eine Kommunikation über social
media-Kanäle sollte nicht unterschätzt
werden. Die „Generation Y“ nutzt die-se
Medien heute bereits stark im priva-ten
Bereich, so dass davon ausgegangen
werden kann, dass die Bedeutung dieser
Medien auch für die geschäftliche Kom-munikation
zunehmen wird. Aus diesem
Grund ist eine Integration von Social-Me-dia
in unsere WinLine ERP-Programme
vorgesehen.
ERP-Funktionen und Architekturen
für das Jahr 2020?!
Neben den bisher genannten nichtfunk-tionalen
Anforderungen an ERP-Sys-teme
der Zukunft (Mobility, Usability,
Connectivity) werden sich potenziell bis
2020 aber auch die Planungslogik und
die Systemarchitektur der Systeme wei-terentwickeln.
Welche Veränderungen erwarten Sie
persönlich noch im Bereich Ressourcen-planung
und Systemarchitektur? Bleibt
alles im wesentlich planersich beim Al-ten?
Werden ERP-Systeme mehr oder
weniger an Planung in einer kollabora-
„Die innerbetriebliche und unternehmensübergreifende Kollabora-tion
sind seit langer Zeit die Top-Themen bei der Implementierung
von ERP- und MES-Systemen.“ - Karl Tröger
Competence Book - ERP 25
26. GRUNDLAGEN - VIRTUAL ROUNDTABLE
tiven Planungs-Architektur übernehmen? Welche Rolle spielt
der Mensch in diesen Szenarien? Und wie gelingt die archi-tektonische
Zukunftsfähigkeit am besten? Setzen wir auf
das eine integrierte Gesamtsystem oder die prozessvernetzte
Multi-System-Landschaft?
Frank Naujoks
Die Zukunft wird hybrid sein – und der Kunde kann wählen, ob
er die Systeme on-Premise oder On-Demand oder teils-teils be-treiben
wird. Diese Wahlfreihet wird in den nächsten Jahren die
Diskussion bei der Entscheidung für die IT-Ökosysteme domi-nieren
und bringt dem Kunden die Freiheit, nach Bedarf seine
Entscheidungen zu treffen und auch zu ändern.
Planungskomponenten werden durch predictive Analytics Sys-teme
immer weiter die Anwendungen erobern. Dabei wird die
Intelligenz zunehmend hinter die Benutzeroberfläche verlagert
– und die Anforderungen an den normalen Anwender werden
sinken. Umgekehrt werden die Anforderungen an bestimmte
Personenkreise immer höher werden – die für die Intelligenz
der Systeme zu sorgen haben.
Patrick Siegmund
Für uns ist ein ganz klarer Trend erkennbar: Das ERP der Zu-kunft
wird ein hochintegriertes Gesamtsystem sein, das anwen-derorientiert
ausgerichtet ist und über eine hohes Maß und
Flexibilität und Mobilität verfügt. Dabei werden künftig nicht
nur die bisher als üblich verstandenen Unternehmensressour-cen,
wie z.B. Adressen, Produkte, Mitarbeiter und Maschinen
im ERP-System vorgehalten. Flexibel gestaltbare Anwendungen
und Prozesse ermöglichen es den Unternehmen, alle erdenkli-chen
Ressourcen zu verwalten, zu planen und entsprechende
Prozesse zu automatisieren. Als Beispiele seien hier unter ande-rem
die Organisation von Verträgen, Räumlichkeiten oder des
Fuhrparks genannt. Und dies alles mit dem Ziel, mit Hilfe einer
zentralen Verwaltung und einer optimierten Prozessautomati-sierung
sowohl erhebliche Einsparungen in Bezug auf den Zeit-und
Kostenaufwand als auch Umsatzsteigerungen zu erzielen.
Dabei ist jedoch immer zu bedenken, dass die immer umfang-reicher
und komplexer werdenden Systeme für den Einzelnen
auch anwendbar bleiben. Dies kann durch eine Optimierung
und Automatisierung der Prozessorganisation sowie durch die
punktuell und anwenderspezifische Bereitstellung von Teilbe-reichen
oder sogar nur einzelnen Funktionen einer ERP-Kom-plettlösung
realisiert werden.
Ebenso wichtig wird es sein, unabhängig vom Ort und einge-setzten
Device (Desktop, Tablet, Smartphone und künftige
Endgeräte), Zugriff auf alle Anwendungsbereiche zu haben. Um
dies zu gewährleisten, glauben wir, dass sich als Standard der
Zukunft die Weiterentwicklung von HTML5 herauskristallisie-ren
wird.
Thorsten Reuper
Das ERP-System wird zukünftig wie auch heute schon als der
„große Ressourcenvorhalter und -planer“ agieren. Jedoch wer-den
zukünftig vermehrt die flexiblen APS/MES-Systeme hier
für eine Planungs- und Steuerungshoheit verantwortlich sein
und dies natürlich prozessvernetzt mit dem ERP-System. Daher
kann man bei einer guten Integration dieser Komponenten auch
beruhigt von einem „integrierten Gesamtsystem“ sprechen. Ich
selbst sehe den Mensch zukünftig unter ERP 2020 noch aktiver
als „Bediener“ und „Kontrolleur“.
Karl Tröger
Agile Produktionssysteme erfordern in gleichem Maße agile
Softwaresysteme zur Planung, Simulation und Steuerung der
Herstellungsprozesse (Internet der Services). Heutige zent-ralistisch
geprägte Konzepte werden mit der fortschreitenden
Entwicklung der CPS durch smarte und hochauflösende de-zentrale
Systeme ersetzt (werden müssen). Die vorherige Si-mulation
von Produktionssituationen und die Ableitung von
optimierten Szenarios in mehr und mehr autonomen Einheiten
wird eine Steigerung der Effizienz zukünftiger Produktionspro-zesse
bewirken. Die produktionsnahe IT wird mit der Automa-tisierungsebene
verschmelzen.
Hochauflösende Produktionsregelungssysteme benutzen rie-sige
Datenmengen von hochentwickelten Sensoren zur Be-urteilung
der tatsächlichen Situation. Die Daten und daraus
gewonnen Informationen müssen unter Berücksichtigung des
gegebenen Kontext aufbereitet werden und dienen der zielge-richteten
Beeinflussung der aktuellen Produktionsparameter.
Es geht nicht mehr nur um die Etablierung eines Berichtswe-sens
und die Beurteilung einer Situation quasi „post mortem“.
Die erhobenen Daten (Big Data) steuern den Prozess und un-terstützen
bei der Ausregelung von Störungen in Echtzeit.
Meiner Auffassung nach wird es kein integriertes Gesamtsystem
geben. Die Landschaft wird genauso komplex bleiben wie sie
heute ist oder sogar komplexer werden. Neue Aufgabenstellun-gen
erfordern neue oder weiterentwickelte Lösungsbausteine.
Die Integration aller Systeme oder Lösungsbausteine bekommt
in diesem Zusammenhang einen ganz anderen Stellenwert.
Der Mensch wird nicht verdrängt, ganz im Gegenteil – seine Be-dürfnisse
müssen in Zukunft viel stärker bei der Planung von
Unternehmen berücksichtigt werden. Das Eco-System „Indust-rie
4.0“ besteht eben nicht nur aus „Smart factories“ und intel-ligenten
die Produktion steuernden Produkten mit Gedächtnis.
Es geht darum, den Menschen hochwertige und kreative Arbeit
verrichten zu lassen und ihm die Möglichkeit zur Ausbalancie-rung
des Lebens zwischen Arbeit und Freizeit zu geben. Genau-so
flexibel wie die von Menschen beherrschten Produktionssys-teme
der Zukunft.
26 Competence Book - ERP
27. GRUNDLAGEN - VIRTUAL ROUNDTABLE
Uwe Bergmann
Diese nichtfunktionalen Anforderungen
haben natürlich auch einen direkten Effekt
auf die funktionalen Anforderungen und
die Systemarchitektur. Wenn Ressourcen
mobiler, flexibler und internationaler ein-gesetzt
werden oder auch verfügbar sind,
hat dies auch einen Einfluss auf die Planung
von Ressourcen. ERP Systeme der Zukunft
müssen intelligente Lösungen zur Optimie-rung
des Ressourceneinsatzes schaffen. Bei
der Systemarchitektur besteht die gleiche
Herausforderung. Systeme müssen überall
verfügbar und skalierbar sein um den Men-schen
in Ihren Rollen, Aufgaben und Ent-scheidungen
eine optimale Unterstützung
zu bieten.
Zu Uwe Bergmann:
Geschäftsführer COSMO CONSULT GmbH und Vorstandsvorsitzender der
COSMO CONSULT AG
„Wir Schaffen Software-Lösungen die
dem Menschen bei seiner täglichen
Arbeit optimal unterstützt.“ - Uwe Bergmann
Competence Book - ERP 27
28. GRUNDLAGEN - ERP 2020-INITIATIVE
Die ERP 2020-Initiative des VDMA –
Zukunftsfähige ERP-Lösungen durch den Dialog von Anbieter
und Anwendern
Autor: Volker Schnittler, Fachreferent kaufmännische Unternehmenssoftware, VDMA - Informatik
Seit fast 40 Jahren begleitet und berät der VDMA (Verband Deutscher Maschinen- und Anlagen-bau
e.V.) seine Mitgliedsunternehmen bei der Auswahl und Einführung von PPS und ERP. Der
Fachverband Software im VDMA ist mit über 340 Mitgliedsunternehmen aus der IT-Branche die
Nummer 2 in Deutschland. Rund 70 dieser Mitgliedsunternehmen befassen sich in ihren Produk-ten
und Dienstleistungen mit ERP. Dabei profitieren die Mitgliedsunternehmen des VDMA davon,
dass sich im Verband Anwender und Anbieter von IT-Lösungen gegenüberstehen. Vor diesem Hin-tergrund
hat der VDMA die Kampagne ERP-2020 gestartet, um auch für ERP-Systeme den Dialog
zwischen IT-Anbietern und -Anwendern zum beidseitigen Nutzen zu fördern. Wir freuen uns sehr,
dass Volker Schnittler, Fachreferent beim VDMA und Koordinator der Kampagne ERP-2020, uns
kompetent Auskunft über die Kampagne und die Zukunft der ERP-Systeme gibt!
Der Fachverband Software im
VDMA vorgestellt
Wenige wissen, dass der Fachverband
Software die Nummer 2 bei den Soft-wareverbänden
in Deutschland ist.
Tatsächlich versammelt der VDMA
(Verband Deutscher Maschinen- und
Anlagenbau e.V.) in seinem Fachver-band
Software über 340 der wichtigs-ten
IT-Unternehmen Deutschlands
und profitiert zusätzlich vor allem da-von,
dass sich im Verband Anwender
und Anbieter von IT-Lösungen gegen-überstehen.
Wie kam es zur Gründung des Fach-verbands
Software im VDMA? Was
erwarten Ihre Mitglieder vom Fachver-band?
Was sind aktuell Ihre wichtigs-ten
Aktivitäten?
Volker Schnittler:
Der Fachverband Software wurde vor über
einem Jahrzehnt gegründet. Hintergrund
war die Erkenntnis, dass sich der Maschi-nen-
und Anlagenbau auch mit seinen
wichtigen Komponenten- und Dienstleis-tungszulieferern
vernetzen muss. Dazu
gehören neben den Lieferanten von Au-tomatisierungskomponenten
natürlich
auch die Lieferanten von Softwarelösun-gen.
Da heute weder Maschinen noch
Geschäftsprozesse in Unternehmen ohne
die permanente Unterstützung von Soft-ware
denkbar sind, reicht die Palette von
Mitgliedsunternehmen im Fachverband
Software natürlich von Anbietern von
Steuerungssoftware bis hin zur Anwen-dungssoftware.
Je nach Ausprägung dieses Softwareange-bots
entwickelt sich hierbei ein partner-schaftlicher
und nutzenorientierter Dia-log
zwischen Anwendern und Anbietern
der jeweiligen Softwarelösungen. Somit
sehen wir es als die wichtigste Aufgabe an,
für diesen Dialog eine Plattform zu lie-fern,
auf der sich Anwender und Anbieter
begegnen und zum beiderseitigen Nutzen
austauschen können.
28 Competence Book - ERP
29. GRUNDLAGEN- ERP 2020-INITIATIVE
VDMA-Initiative ERP 2020
Sie haben im vergangenen Jahr die
Kampagne ERP-2020 gestartet. Wel-che
Unternehmen beteiligen sich am
Dialog zwischen Anwendern und An-bietern?
Was sind die Ziele dieser Kam-pagne
und welche Maßnahmen konn-ten
bereits realisiert werden?
Volker Schnittler:
Es sind natürlich vor allem die rund 70
Mitgliedsunternehmen im Fachverband
Software, die Produkte und Dienstleistun-gen
rund um ERP anbieten. Auf der ande-ren
Seite aber genauso die Anwender von
ERP. Der VDMA unterstützt ja bereits seit
fast vier Jahrzehnten seine Mitgliedsunter-nehmen
bei der Systemauswahl, zunächst
bei PPS und heute natürlich bei ERP.
Wenn Sie sich vor Augen führen, dass wir
die IT-Leiter aus rund 150 Unternehmen
in einem Fachkreis Infortmatik informell
organisiert haben oder dass durchschnitt-lich
einmal pro Woche eine Anfrage eines
Mitgliedsunternehmens bezüglich einer
ERP-Auswahl bei mir eingeht, können Sie
sich ein Bild vom Potential diese Themas
machen.
ERP ist in den Unternehmen des Ma-schinen-
und Anlagenbaus zur Selbstver-ständlichkeit
geworden. Eine Commodi-ty
wie der Strom, der aus der Steckdose
kommt. Es ist jedoch eine Commodity mit
viel Potential, die sich ständig verändert
und verbessert.
Weil ERP so selbstverständlich genutzt,
aber als unverzichtbares Rückgrat sämt-licher
kaufmännischer Geschäftspro-zesse
heute im Unternehmen so wenig
im Bewusstsein ist und sich gleichzeitig
nachhaltig und umfangreich verändern
muss und wird, haben wir im VDMA die
Kampagne ERP 2020 gestartet. Wir wol-len
Potentiale und Möglichkeiten zu noch
intensiverer Nutzung für höheren Un-ternehmenserfolg
genauso aufzeigen wie
zukünftige Anforderungen der Nutzer aus
unserer Branche, dem Maschinen- und
Anlagenbau, um die Hersteller der Syste-me
zu motivieren, diese zum Nutzen der
Anwender weiter zu entwickeln.
Wir haben in den vergangenen Tagen intensive und sehr interessante Gespräche zu ei-nem
nachhaltigen Engagement auf der CeBIT geführt. Dabei haben wir folgende Vor-stellungen
für die kommende CeBIT entwickelt:
• Der VDMA wird auf der CeBIT mit einem Informationsstand vertreten sein.
• Wir werden weiterhin versuchen, einen Gemeinschaftsstand für Mitgliedsunter-nehmen
auf der CeBIT zu organisieren. Voraussetzung dafür ist, dass wir mindes-tens
6 interessierte Mitgliedsunternehmen finden.
• Wir werden das gesamte ERP Forum, das von Trovarit organisiert und betrieben
wird unter dem Titel „ERP 2020“ fahren.
• Inhaltlich werden wir Anbieter einladen, zu Ihrer Roadmap ERP 2020 usability, mo-bility
und connectivity auf dem ERP 2020 Forum Stellung zu nehmen. Dazu stehen
wir in diesem Zusammenhang für alle Anbieter offen, natürlich auch für diejenigen,
welche ihre Systeme in anderen Branchen als dem Maschinen- und Anlagenbau
anbieten.
• Wir planen außerdem „ERP 2020 Guided Tours“, die sich auch auf die oben genann-ten
Themen beziehen sollen und den Messebesuchern einen Einblick verschaffen
sollen, was die Anbieter bereits hinsichtlich usability, mobility und connectivity
zeigen können.
• Wir wollen die ERP-Anbieter, die wir erreichen und die auf die CeBIT gehen wol-len,
thematisch eng einbinden und dazu zu einem „Task Force“ Termin zum VDMA
nach Frankfurt einladen.
• Wir werden mit den CeBIT Studio Mittelstand abstimmen, wie wir die Themen,
die wir im Zusammenhang mit ERP 2020 diskutieren, auch auf dieser Plattform
anbieten können.
Zum Autor Volker Schnittler:
Seit Oktober 2001 ist Volker
Schnittler als Referent für kauf-männische
Unternehmenssoft-ware
wie ERP, PPS, MES und
Variantenkonfigurationslösun-gen
bei der Abteilung Informa-tik
des VDMA beschäftigt. Dort
leitet er u. a. auch den PPS-An-wender/
Anbieter-Dialog und ist
Mitglied im Forschungsbeirat
des fir (Aachen).
Competence Book - ERP 29
30. GRUNDLAGEN - ERP 2020-INITIATIVE
Ergebnisse der Umfrage ERP-2020?
U.a. wurde eine Umfrage bei Anwendern und Anbietern zum
Thema ERP-2020 gestartet. Drei Themen-Schwerpunkte
haben sich dabei heraus kristallisiert. Können Sie diese The-men-
Schwerpunkte skizzieren? Was sind die Treiber hinter
diesen Themen/ Trends? Wie gut sind die ERP-Anbieter auf
diese Themen vorbereitet?
Volker Schnittler:
In der Tat haben wir drei Schwerpunktthemen aus unseren Be-fragungen
identifiziert, die eng miteinander zusammen hängen
und die wir als erstes adressiert haben. Es handelt sich hierbei
um die Themen mobility, usability und connectivity. Dabei ist die
Mobilität, das ortsungebundene Arbeiten, das für immer mehr
Mitarbeiter aus Unternehmen maßgeblich wird, natürlich der
Treiber. Nicht nur der Vertrieb und der Service arbeiten heute au-ßerhalb
des Unternehmens, auch viele Mitarbeiterinnen, die sich
vorübergehend für eine Verlagerung ihres Lebensmittelpunktes
in Richtung der Familie entscheiden, wollen und müssen wir mit
ihrer Kompetenz für unsere Unternehmen erhalten. Also müssen
diese Möglichkeiten erhalten bleiben, um auch von externer Stel-le
weiterhin zum Erfolg der Untenehmen beitragen zu können.
Mit der Mobilität kommen natürlich moderne Endgeräte ins
Spiel, die sich von ihrer Oberflächengestaltung und Ergonomie
an ganz anderen Maßstäben orientieren als die Windows orien-tierte
Vorgängergeneration. Durch die Verfügbarkeit von Smart-phones
und Tablets und den dadurch erzeugten Marktdruck
kommen die Hersteller von ERP an diesen Tendenzen natürlich
nicht mehr vorbei.
Schließlich ist da noch das Thema der connectivity, der Mögich-keit
sich überall und jederzeit mit den Unternehmensoftwaresys-temen
verbinden zu können. Ohne diese Möglichkeit macht Mo-bilität
wenig Sinn.
Wir konnten auf einer Veranstaltung, auf der die führenden Her-steller
von ERP ihre Entwicklungsroadmap zu diesen Themen
beim VDMA vorgestellt haben, durchaus beobachten, dass die
Anbieter da bislang unterschiedlich weit gekommen sind. Wich-tiger
war jedoch, dass sie alle die richtige Roadmap im Kopf ha-ben
und die Entwicklungstendenzen richtig deuten.
Pläne ERP-2020 für 2014?
Im Jahr 2014 planen Sie eine Vielzahl von Maßnahmen, u.a.
eine Hausmesse, bei der ERP-Anbieter konkrete Lösungs-anforderungen
umsetzen müssen. Zudem sind Sie auf den
wichtigen IT-Messen präsent. Was ist dort jeweils im Detail
geplant?
Volker Schnittler:
Auf unserer ERP 2020 Hausmesse, die am 14. Mai 2014 in Flörs-heim
bei Frankfurt stattfindet, werden wir an ein bewährtes
Veranstaltungsformat anknüpfen. Dies besteht darin, dass alle
vertretenen Anbieter eine Aufgabenstellung vorgegeben bekom-men,
die sie dann auf ihren Messeständen mit ihren Software-lösungen
abbilden müssen. In diesem Jahr wird das ein Szenario
aus dem Bereich Servicemanagement sein, das unsere Themen
mobility, usability und connectivity genauso adressiert wie zahl-reiche
funktionale Verbesserungen im Serviceprozess. Die Besu-cher
der Hausmesse kennen dieses Szenario und können so die
Systeme gut miteinander vergleichen und sich über die jeweilige
Lösungsphilosophie den gezeigten Produkten annähern.
Neben unserer eigenen ERP 2020 Hausmesse werden wir noch
auf der CeBIT vertreten sein. Was wir dort planen, habe ich weiter
oben beschrieben. Auf der Hannover Messe sind wir ideeller Trä-ger
der Leitmesse Digital Factory und betreiben seit vielen Jahren
einen Gemeinschaftsstand für die Mitgliedsunternehmen des
Fachverbandes Software. Ein weiteres Highlight ist unsere 2-tä-gige
Tagung zu MES, die wir im Auftrag der Messe gemeinsam
mit dem VDI, NAMUR und dem ZVEI ausrichten. Auch mit den
Aachener ERP-Tagen des FIR gibt es eine jahrelange Zusammen-arbeit.
Dort bieten wir eine Erfahrungsaustauschveranstaltung
zu Lösungen aus dem Variantenmanagement für Mitgliedsun-ternehmen
des VDMA und Unternehmen aus dem Cluster Pro-duktion
in NRW an. Auf der Messe IT & Business, deren ideeller
Träger ebenfalls der Fachverband Software ist, werden wir unter
anderem unseren traditionellen VDMA IT-Leiter Treff anbieten,
sowie unsere Business Intelligence Tagung und eine Veranstal-tung
rund um CRM.
„ERP ist in den Unternehmen des Maschinen- und
Anlagenbaus zur Selbstverständlichkeit geworden.
[...] Es ist jedoch eine Commodity mit viel Potential,
die sich ständig verändert und verbessert“ - Volker Schnittler
30 Competence Book - ERP
31. GRUNDLAGEN - THESEN FÜR DAS ERP DER ZUKUNFT
ERP 2020 - 21 Thesen
für das ERP der Zukunft
Im Rahmen der gemeinsamen Initiative „ERP 2020 – Roadmap in die Zukunft“ des Verbands
Deutscher Maschinen‐ und Anlagenbau e.V. (VDMA), der Trovarit AG und des FIR an der
RWTH Aachen, sollen zukünftige Entwicklungen und Trends im Bereich ERP‐Systeme,
Enterprise-Resource-Planning, untersucht, in Zusammenarbeit mit der Industrie validiert
und anschließend publiziert werden. Hierbei stehen der Nutzen und das Potenzial dieser
Softwarelösungen im Betrachtungsfokus.
AUTOREN: Dipl.-Wirt.-Ing. Dennis Schiemann, Aachen und Dominik Frey M.Sc., Aachen
Aus der gemeinsamen Betrachtung der vierten industriel-len
Revolution und der globalen wachsenden Relevanz
von ERP-Systemen resultiert die Notwendigkeit die Ent-wicklung
dieser Branche in den kommenden Jahren zu beleuch-ten.
Das Ergebnis einer Roadmap in die Zukunft bis zum Jahr
Diese kennzeichnet sich durch eine Auswahl an Themenberei-chen,
welche die Schnittmenge aus Industrie 4.0 und dem ERP-Markt
bilden, dargestellt in Abbildung 1. Neben einer Identifi-kation
der relevanten Themenbereiche des ERP-Marktes durch
Erfahrungskompetenz der drei Expertenhäuser erfolgte die um-fragebasierte
Validierung durch Anwender und Anbieter unter
anderem auf den Aachener ERP-Tagen. Ein Anwender-Anbieter
Dialog bildete beim VDMA in Frankfurt einen zentralen Teil des
Vorhabens ab. Die Themenbereiche definieren sich wie folgt:
Mobility wird verstanden als die Fähigkeit jederzeit, überall und
mit jedem beliebigen Gerät auf Applikationen und Informatio-nen
einer Unternehmenssoftware zugreifen zu können.
Connectivity ist die Fähigkeit von ERP, mit unterschiedlichen
Systemen über Schnittstellen zu kommunizieren.
Collaboration steht für die Zusammenarbeit und Kommunika-tion
von Menschen und Organisationen über Grenzen, Systeme,
Zeitzonen und geographische Entfernungen hinweg.
Funktionalität und Anpassbarkeit bietet anforderungsge-rechte
Methoden und Verfahren für die Lösung volatiler Anfor-derungen
sowie der Veränderung von Geschäftsprozesslogik in
den Unternehmenssoftwaresystemen.
Ressourcenplanung beinhaltet die autonome Entscheidungs-findung
unter der Bedingung schwindender Ressourcenverfüg-barkeit
Dienstleistungsmethoden und –qualität zeichnet sich durch
messbare Qualitätsstandards und nachvollziehbare Nutzen-bewertung
sowie standardisierte Leistungsverzeichnisse für
ERP-Dienstleistungen aus.
Usability umfasst die Handhabbarkeit, die Benutzbarkeit von
Systemen und die Softwareergonomie.
Zum Autor Dennis Schiemann:
Dennis Schiemann studierte Wirtschaftsingenieurwesen mit Fachrichtung Maschinenbau
und Vertiefungsrichtung Produktionstechnik an der Rheinisch-Westfälischen Technischen
Hochschule (RWTH) Aachen. Derzeit promoviert er als wissenschaftlicher Mitarbeiter am
Forschungsinstitut für Rationalisierung (FIR) an der RWTH Aachen im Bereich Produktions-management
und arbeitet dort zudem als Projektingenieur in zahlreichen Forschungs- und
Industrieprojekten. Seine fachlichen Schwerpunktthemen am FIR liegen im Prozess- und Auf-tragsmanagement
sowie in der ERP-Auswahl.
2020 ist die Initiative ERP 2020.
Competence Book - ERP 31
33. GRUNDLAGEN - THESEN FÜR DAS ERP DER ZUKUNFT
Abbildung 2: Verknüpfung von Ressourcenplanung und –steuerung mit IuK-Technologien
Als Antwort auf die Frage „Was muss man tun um erfolgreich
zu sein?“ wurden die Verknüpfung der Ressourcenplanung
und –steuerung mit den Informations- und Kommunikations
(IuK)-Technologien identifiziert und in Abbildung 2 dargestellt.
Hierbei gewinnt die Integration in Form von Schnittstellen-Stan-dards
an Bedeutung. Diese müssen zunehmend ausgebaut wer-den.
„Offlinefähige Onlinesysteme“, welche synchronisiert und
je nach Sicherheitsbedarf und Connectivity-Möglichkeiten ska-liert
werden können, bilden ein technologisches Standbein. Die
Usability muss neben der Softwareergonomie und der Benutzer-freundlichkeit
als Aspekt der Komplexitätsbeherrschung ausge-baut
werden. Dies gewinnt auch dadurch an Bedeutung, dass die
Komplexitätsreduzierung für den Anwender in der Regel zu ei-ner
Komplexitätssteigerung in der IT führt. Um die Komplexität
der Systemlandschaften zu beherrschen, braucht es neue Metho-den
und Ansätze zum Management der Applikationslandschaft.
Die weiteren Aktivitäten der Initiative ERP 2020 werden unter
anderem auf den 21. Aachener ERP-Tagen vom 03.06.-05.06.2014
unter dem Motto „ERP-Potenziale demonstrieren“ präsentiert.
Details zu den 21 Thesen finden Sie in Abbildung 3.
Kontaktdaten:
Dipl.-Wirt.-Ing. Dennis Schiemann
Wissenschaftlicher Mitarbeiter Produktionsmanagement
Forschungsinstitut für Rationalisierung (FIR) e.V. an der RWTH Aachen
Pontdriesch 14/16
D-52062 Aachen
Tel: +49 241 47705-425
Fax: +49 241 47705-199
Dennis.Schiemann@fir.rwth-aachen.de
www.fir.rwth-aachen.de
Zum Autor Dominik Frey:
Dominik Frey studierte Wirtschaftsingenieurwesen mit Fachrichtung Maschinenbau und
Vertiefungsrichtung Produktionstechnik an der Rheinisch-Westfälischen Technischen
Hochschule (RWTH) Aachen. Derzeit promoviert er als wissenschaftlicher Mitarbeiter
am Forschungsinstitut für Rationalisierung (FIR) an der RWTH Aachen im Bereich Pro-duktionsmanagement
und arbeitet dort zudem als Projektingenieur in zahlreichen For-schungs-
und Industrieprojekten. Seine fachlichen Schwerpunktthemen am FIR liegen in
der Produktionsplanung sowie in der ERP-Auswahl.
Competence Book - ERP 33
34. GRUNDLAGEN - THESEN FÜR DAS ERP DER ZUKUNFT
1. Mobility / Usability
Thesen Perspektiven 2020 Zustimmung Ranking
These 1 In 2020 sind aufgrund der demographischen Entwicklung sowie der
wachsenden Internationalisierung neue Arbeitsformen und -modelle notwendig.
Daher müssen ERP-Systeme in Zukunft auf unterschiedlichen Endgeräten
jederzeit und überall verfügbar sein. 2,27 4
These 2 2020 muss sich, durch die Arbeit mit ERP-Systemen auf mobilen
Geräten, das User-Interface an die neuen Anforderungen angepasst haben. 2,43 1
These 3 2020 muss das Arbeiten im ERP-System mit den gleichen Werkzeugen
wie im Privatbereich erfolgen („Bring your own device“ bzw. Verknüpfung von
Social Media mit Business Netzwerken). 1,39 17
These 4 2020 ist die Bedienung von ERP-Systemen intuitiv und ohne
Schulungsaufwand möglich. 1,32 19
2. Connectivity / Daten
Thesen Perspektiven 2020 Zustimmung Ranking
These 5 2020 wird der Bedarf an zeitnaher und räumlich uneingeschränkter
Informationsverfügbarkeit enorm gestiegen sein. 2,39 2
These 6 2020 wird es einige wenige quasi-standardisierte Datenmodelle geben,
die von wenigen Anbietern vorgegeben und von allen anderen Anbietern
eingesetzt bzw. verwendet werden. 1,34 19
These 7 In 2020 wird die Datenkommunikation zwischen unterschiedlichen
Systemen durch standardisierte Datenformate erleichtert. 1,79 12
These 8 2020 ist eine Verzahnung aller Planungsebenen, von der Ebene der
Supply Chain bis zur produzierenden Maschinenebene, inklusive eines
einheitlichen Austausches mit entsprechenden Datenformaten und
Softwaresystemen für die Ressourcenplanung Industriestandard. 1,53 15
3. Kooperation / Collaboration
Thesen Perspektiven 2020 Zustimmung Ranking
These 9 In 2020 entstehen beim Arbeiten mit ERP-Systemen ohne die
Verwendung von bereichsübergreifenden Kooperations-Werkzeugen gravierende
Wettbewerbsnachteile (u.a. Produktivitätsverluste). 2,16 6
These 10 In 2020 nimmt der Informationsaustausch massiv zu, da die
Austauschfrequenz kurzzyklischer ist. 2,30 3
These 11 In 2020 ist der Informationsaustausch unstrukturierter, da die Anzahl
der Beteiligten an weltweiten Standorten zunimmt. 1,84 10
These 12 2020 sind zentrale Plattformen zur Zusammenarbeit zwischen rechtlich
eigenständigen Unternehmen ein elementarer Faktor für die
Wettbewerbsfähigkeit im globalisierten Umfeld. 2,02 8
4. Ressourcenplanung
Thesen Perspektiven 2020 Zustimmung Ranking
These 13 2020 ist der Mitarbeiter stärker in die autonome Entscheidungsfindung
eingebunden. Hierfür sind neuartige Informationsdarstellungsformen und -
bereitstellungsformen zur Entscheidungsunterstützung notwendig. 1,68 14
These 14 2020 sind Energieeffizienz und -flexibilität unter der Bedingung
schwindender Verfügbarkeit von energetischen Ressourcen ein zentraler Aspekt
der Ressourcenplanung. 2,11 7
5. Funktionalität / Architektur
Thesen Perspektiven 2020 Zustimmung Ranking
These 15 2020 ermöglichen neue Architekturen wie bspw. Service-orientierte
Architekturen (SoA) eine Entkopplung von Programm- und Ausführungslogik,
wodurch die Flexibilität der ERP-Systeme gesteigert wird (die Prozessschicht
wird die dirigierende Schicht). 1,80 11
These 16 In 2020 wird die Vergangenheit gezeigt haben, dass es eine vollständige
Integration im Sinne einer "1-System-Landschaft" (Monolith) nicht gibt und
auch zukünftig nicht geben wird. 2,20 5
34 Competence Book - ERP
35. GRUNDLAGEN - THESEN FÜR DAS ERP DER ZUKUNFT
6. Dienstleistungsmethoden / -qualität
Thesen Perspektiven 2020 Zustimmung Ranking
These 17 2020 wird es Qualitätsstandards für die Einführung von ERP-Systemen
geben, an denen der Anbieter anhand von qualitativen sowie quantitativen
Kriterien beurteilt werden kann. 1,28 21
These 18 2020 wird das Dienstleistungsangebot von ERP-Anbietern in hohem
Maße standardisiert und modularisiert sein (Leistungsverzeichnisse). 1,41 17
These 19 2020 gibt es strukturierte Verfahren zur Nutzenbewertung von ERP-Systemen,
die zusätzlich das Aufzeigen von Handlungspotenzialen ermöglichen. 1,51 16
These 20 2020 werden die Kosten für IT und ERP-Systeme aufgrund erhöhtem
Administrations- und Komplexitätsaufwand gestiegen sein. 1,92 9
These 21 2020 wird die IT-Abteilung sehr viel stärker das unternehmensspezifische
Prozessmanagement verantworten. 1,71 13
7. Top-Five
Thesen Perspektiven 2020 Zustimmung Ranking
These 2
2020 muss sich, durch die Arbeit mit ERP-Systemen auf mobilen
Geräten, das User-Interface an die neuen Anforderungen angepasst haben. 2,43 1
These 5
2020 wird der Bedarf an zeitnaher und räumlich uneingeschränkter
Informationsverfügbarkeit enorm gestiegen sein. 2,39 2
These 10
In 2020 nimmt der Informationsaustausch massiv zu, da die
Austauschfrequenz kurzzyklischer ist. 2,30 3
These 1
In 2020 sind aufgrund der demographischen Entwicklung sowie der
wachsenden Internationalisierung neue Arbeitsformen und -modelle notwendig.
Daher müssen ERP-Systeme in Zukunft auf unterschiedlichen Endgeräten
jederzeit und überall verfügbar sein. 2,27 4
These 16
In 2020 wird die Vergangenheit gezeigt haben, dass es eine vollständige
Integration im Sinne einer "1-System-Landschaft" (Monolith) nicht gibt und
auch zukünftig nicht geben wird. 2,20 5
Botschaft: Innovationen in den Dimensionen Mobility (1), Usability (2), Connectivity (5, 10), Architektur (16)
8. Flop-Five
Thesen Perspektiven 2020 Zustimmung Ranking
These 17
2020 wird es Qualitätsstandards für die Einführung von ERP-Systemen
geben, an denen der Anbieter anhand von qualitativen sowie quantitativen
Kriterien beurteilt werden kann. 1,28 21
These 4
2020 ist die Bedienung von ERP-Systemen intuitiv und ohne
Schulungsaufwand möglich. 1,32 20
These 6
2020 wird es einige wenige quasi-standardisierte Datenmodelle geben,
die von wenigen Anbietern vorgegeben und von allen anderen Anbietern
eingesetzt bzw. verwendet werden. 1,34 19
These 3
2020 muss das Arbeiten im ERP-System mit den gleichen Werkzeugen
wie im Privatbereich erfolgen („Bring your own device“ bzw. Verknüpfung von
Social Media mit Business Netzwerken). 1,39 18
These 18 2020 wird das Dienstleistungsangebot von ERP-Anbietern in hohem
Maße standardisiert und modularisiert sein (Leistungsverzeichnisse). 1,41 17
Botschaft: Aber keine Wunder bei Mobility (3), Usability (4), Connectivity (6), Dienstleistung (17, 18)
Erläuterungen zur Zustimmung
Trifft gar nicht zu 0,00
Trifft weniger zu 1,00
Trifft überwiegend zu 2,00
Trifft vollkommen zu 3,00
Trifft im Durchschnitt eher gar nicht / weniger zu < 1,4
Trifft im Durchschnitt eher überwiegend / vollkommen zu > 1,6
Abbildung 3: ERP 2020 - Auswertung der 21 Thesen
Competence Book - ERP 35
36. GRUNDLAGEN - EIN NEUES ERP-AUSWAHLVERFAHREN
Die Zeit ist reif: Ein neues
ERP-Auswahlverfahren
Seit etwa 20 Jahren werden nach scheinbar bewährten Prinzipien ERP-Auswahlverfahren
durchgeführt. Zahlreiche Berater haben sich etabliert und schwören auf die jeweils von ihnen
favorisierte Art, ein neues ERP-System für ein Unternehmen oder eine öffentliche Einrichtung
auszuwählen. Doch die Annahmen, unter denen früher Auswahlverfahren durchgeführt wur-den,
lassen sich kaum noch halten. Immer mehr Probleme treten mit Versprechungen auf, die
von den Anbietern in der Auswahlphase gegeben werden und die dann zu erheblichen Kosten-und
Zeitüberschreitungen in der Einführungsphase führen, weil sie sich als nicht stichhaltig
erwiesen haben.
AUTOR: Univ.-Prof. Dr.-Ing. habil. Norbert Gronau, Center for Enterprise Research, Universität Potsdam
Abb. 1: Probleme im Auswahlverfahren
Gemeinsam mit der Unternehmensberatung Potsdam
Consulting, die im Rahmen ihrer Prozess- und Stra-tegieberatung
auch zahlreiche ERP-Auswahlprozesse
begleitet hat, hat das Center for Enterprise Research an
der Universität Potsdam nun einen neuen ERP-Auswahlprozess
entwickelt, der die zahlreichen Fehler der Vergangenheit vermei-det
und zudem wesentlich besser als früher an die individuellen
Bedürfnisse der Unternehmen anpassbar ist, die ein ERP-System
suchen.
Probleme im Auswahlverfahren
Als falsch hat sich erwiesen, bereits ohne Kenntnis des Zielsys-tems
eine Sollprozessgestaltung anzustoßen, ebenso falsch ist es,
eine komplette Modellierung des derzeitigen - und vermutlich
bald abzulösenden - Ist-Zustandes vor-zunehmen. In beiden Fäl-len
wird hoher Aufwand verursacht, obwohl Timing und Ergeb-nisnutzen
nicht stimmen.
Um sich ein Bild vom Anbieter und seinem System zu machen,
sind Präsentationen in der Auswahlphase unerlässlich. Um nicht
in wenig sinnvolle Standardpräsentationen des Anbieters hin-einzulaufen,
müssen knappe Szenarien aus den wichtigsten Un-ternehmensbereichen
konzipiert werden, die Stammdaten und
auswahlentscheidende Funktionen des Systems miteinander ver-knüpfen.
Bei Zeitknappheit im Bereich der Anforderungsanalyse
besteht die Gefahr, die falschen Aspekte zu Szenarien zu verdich-ten.
Da jedes Unternehmen und jede Organisation anders ist, lau-fen
Auswahlverfahren, die ausschließlich auf internetbasierten
Merkmalslisten mit Tausenden von Einträgen basieren, häufig in
die falsche Richtung: Hier gewinnt meist das funktionsstärkste
System, nicht aber das am besten passende.
36 Competence Book - ERP
37. GRUNDLAGEN - EIN NEUES ERP-AUSWAHLVERFAHREN
Allerdings erkennen die führenden Mitarbeiter der Kunden die-se
und andere Probleme der Auswahlphase häufig nicht. Die so
genannte „ERP-Reife“ der Unternehmen bestimmt sehr stark
die Notwendigkeit einzelner Schritte im Auswahlprozess. Die
ERP-Reife wird auf der Basis mehrerer Aspekte individuell ermit-telt,
u.a.:
• Gibt es eine (aktuelle) Prozessdokumentation und entspre-chen
die tatsächlichen Abläufe zumindest grob dieser Do-kumentation?
• Wird schon prozessorientiert gearbeitet (abteilungsüber-greifend
und auf die Erzielung eines Wertes für einen Kun-den
hin)?
• Besteht ein Bewusstsein für die Bedeutung des Stammda-tenmanagements
und existiert sogar ein Prozess, mit dem
die Qualität der Stammdaten sichergestellt wird?
• Existieren Support- und Wartungsstrukturen, sowohl auf
Anbieterseite als auch unternehmensintern (Key User)?
• Sind Erfahrungen mit ERP-Systemen vorhanden oder wird
bisher überwiegend mit Tabellenkalkulationen und Text-programmen
gearbeitet?
• Wie qualifiziert sind die beteiligten Mitarbeiter zu ERP-Sys-temen?
• Gibt es eine IT-Strategie, die ggf. sogar in die Unternehmens-strategie
und das Geschäftsmodell eingebettet ist?
Jedes „Nein“ auf eine dieser Fragen führt zu einem anderen Zu-schnitt
des Auswahlprozesses. Auch die Einschätzung der Kun-den
zu den präsentierten Systemen ist bei mangelnder Erfahrung
mit ERP-Systemen weniger stark zu gewichten als bei ERP-erfah-renen
Benutzern. So wird beispielsweise bei mangelnder Erfahrung
die Usability eines ERP-Systems nicht sachlich beurteilt, sondern aus-schließlich
danach, wie sehr die präsentierten Oberflächen bekann-ten
Office-Produkten ähneln. Solche Bewertungen sind kaum für das
Treffen einer Auswahlentscheidung verwendbar.
Gerade bei Unternehmen, die zum ersten Mal ein ERP-System
auswählen, lassen sich kaum A-Anforderungen generieren, die
zur Differenzierung von Anbie-tern geeignet sind. Weil noch kei-ne
ausgereiften Datenstrukturen oder Prozessabläufe existieren,
kommen tatsächlich viele marktverfügbare ERP-Systeme für das
suchende Unternehmen infrage. Es muss also neben den diffe-renzierenden
A-Anforderungen im Auswahlprojekt unbedingt
weitere Kriterien geben, nach denen Anbieter differenziert wer-den
können. Dies können sein:
• Auszeichnungen unabhängiger Gremien
• Unabhängige Informationen über den Anbieter, etwa in se-riösen
Fach-medien
• Veröffentlichte Anwenderberichte aus der gleichen Branche
(„Success Stories“)
• Präsenz der Anbieter in der Fachöffentlichkeit
Gelegentlich kommt es zu Irritationen, weil dem Kunden des
Auswahlberaters nicht genau präsent ist, welche Beraterleistun-gen
er tatsächlich eingekauft hat. Insbesondere bei - an sich wün-schenswerten
- Festpreisangeboten - neigen Führungskräfte des
ERP-suchenden Unternehmens dazu, weitere Leistungen einzu-fordern,
obwohl diese weder der Sicherstellung des Auswahlziels
dienen noch derzeit erforderlich sind. Diese Irritationen müssen
im Vorfeld durch ein eindeutiges Angebot, ggf. mit bereits vorher
erkennbaren Erweiterungs- und Kürzungsoptionen, ausgeräumt
werden.
Obwohl die Beschreibungen der zu präsentierenden Szenari-en
bereits Antworten auf die wichtigste Vertriebsfrage liefern
(„Was ist dem Kunden besonders wichtig = wo hat er derzeit die
Zum Autor Dr.-Ing. habil. Norbert Gronau:
Norbert Gronau gehört zu den wenigen Persönlichkeiten, die nicht nur Brücken
zwischen Wissenschaft und Praxis bauen, sondern diese auch mehrmals täglich
überqueren. Er ist Inhaber des Lehrstuhls für Wirtschaftsinformatik und Electronic
Government an der Universität Potsdam und wissenschaftlicher Direktor des dort
angesiedelten Centers for Enterprise Research. Unter der Leitung von Professor
Gronau forschen über 30 Mitarbeiter zur integrierten Gestaltung von Geschäfts-prozessen
und Unternehmenssoftware wie etwa ERP-Systemen sowie zu den
Grundlagen von Wissen, Lernen und Bilden.
Professor Gronau ist ordentliches Mitglied der Deutschen Akademie der Technik-wissenschaften
und Gründungsherausgeber der Fachzeitschriften ERP Manage-ment
und PRODUCTIVITY Management (früher PPS Management).
Gemeinsam mit der von ihm initiierten Potsdam Consulting Group hat er mehre-re
Bundesministerien, Länder und Kommunen, Großunternehmen wie Lufthansa
Technik, Roche Diagnostics, Robert Bosch und IKEA, aber auch Mittelständler
wie Bahlsen, OKE, Waskönig&Walter, Hofmann Menü und viele andere beraten.
Competence Book - ERP 37
38. GRUNDLAGEN - EIN NEUES ERP-AUSWAHLVERFAHREN
Abb. 2: Ziele der ERP-Auswahl
meisten Probleme“), bereiten sich einige
ERP-Anbieter nur unzureichend auf die
Kundenpräsentation vor. Offenbar ist den
Anbietern nicht klar, dass ein schlechter
Eindruck in einer Kundenpräsentation die
Chancen, den Auftrag zu gewinnen, nahe-zu
vollständig ruiniert.
ERP-Auswahlverfahren werden in der Re-gel
nicht aufgrund langfristiger strategi-scher
Planungen durchgeführt, sondern
weil der Schmerz aufgrund der unzurei-chenden
Leistungen der gegenwärtig ein-gesetzten
Systeme unerträglich geworden
ist. Nachdem sich der Kunde - endlich
- entschieden hat, ein neues ERP-System
einzuführen, steht „nur noch“ der Aus-wahlprozess
zwischen ihm und der Er-reichung
seines Zieles. Daher kommt es
vor, dass der Kunde das Auswahlverfahren
unter erheblichen Zeitdruck setzt. Ein
guter Auswahlprozess gerät nicht unter
Zeitdruck, zumal der Zeitbedarf in der
Auswahlphase wesentlich vom Antwort-verhalten
der Anbieter beeinflusst wird.
Während Auswahlberater den Markt, die
Systeme und (hoffentlich) deren Tech-nologie
gut kennen und diese Aspekte in
die Auswahl einfließen lassen, basiert die
Einschätzung des Kunden weitgehend auf
seinem Bauchgefühl. Das führt dazu, dass
der Kunde seine Auswahlentscheidung
nach anderen Kriterien trifft als der Bera-ter.
Ein Auswahlverfahren muss erklären,
wie der Berater zu seiner Einschätzung
gelangt ist.
Anforderungen an ein zeitgemäßes
ERP-Auswahlverfahren
Wichtigstes Ziel des Auswahlverfahrens
ist es, das „richtige“, zum suchenden Kun-den
jetzt und in Zukunft passende System
auszuwählen. Bestandteil dieses Ziels ist
es auch, den „richtigen“, ebenso passenden
Anbieter auszusuchen. Gerade bei System-häusern,
die Branchenlösungen auf der
Basis von Sage, Microsoft oder SAP anbie-ten,
ist dies ein wichtiges Teilziel, denn die
Branchenkenntnisse der Systemhäuser un-terscheiden
sich erheblich.
Die Entscheidung über ein neues
ERP-System muss auch wirtschaftliche Er-wägungen
mit berücksichtigen. Auswahl-verfahren,
die Betriebskosten oder den
betriebswirtschaftlichen Nutzen eines
neuen Systems nicht einbeziehen, enthal-ten
dem Kunden wertvolle entscheidungs-relevante
Informationen vor.
Der Auswahlprozess muss zügig durch-geführt
werden, da sich sonst zwischen
Festlegung der auswahlrelevanten Anfor-derungen
und Umsetzung dieser in einem
neuen ERP-System zu viele Veränderungen
bei Produktspektrum, Organisation und
Prozessen ergeben könnten, die die Ein-führungsdauer
verlängern und verteuern.
Wirtschaftlich ist ein Auswahlprozess, wenn
er sich auf die wesentlichen Anforderungen
des Kunden an das neue ERP-System be-schränkt
und nicht alle mög-lichen und
wünschenswerten Analysen voranstellt.
Dazu müssen vor allem die individuellen
gegenwärtigen und zukünftigen Bedarfe des
Kunden erkannt werden. Neben der Abfrage
aller Führungskräfte und der Verwendung
standardisierter Checklisten sind weitere
Instrumente einzusetzen.
Das Auswahlverfahren muss zwingend an
den jeweiligen ERP-Reifegrad des Kunden
angepasst werden. Erfahrene Berater nut-zen
dazu eine Checkliste, die eine schnelle
Einordnung des Kunden in ein Reifegrad-modell
ermöglichen.
Um Anforderungen aufzunehmen, Be-denken
zu erkennen und die Ergebnisse
des Entscheidungsprozesses in der Orga-nisation
zu verankern, sind Führungskräf-te
und Key User unbedingt zu beteiligen.
Die Beteiligung kann in Mitentscheidung,
Mitwirkung oder Information bestehen, je
nach gelebter Kultur im Anwenderunter-nehmen.
Es ist erforderlich, dass der Kunde das
Auswahlergebnis und sein Zustandekom-men
nachvollziehen kann. Da es sich bei
Auswahlverfahren um multikriterielle
Mehrpersonenentscheidungen handelt,
die im Falle einer Realisierung erhebliche
Bindungswirkung für die Organisation
entfalten, muss die Nachvoll-ziehbarkeit
gegeben sein.
Vorgehensmodell der ERP-Auswahl
Das auf den vorstehend beschriebenen
Überlegungen basierende Auswahlver-fahren
von Potsdam Consulting und dem
Center for Enterprise Research ist in Abb.
3 dargestellt.
In einer der eigentlichen ERP-Auswahl
vorgelagerten Phase wird das Vorge-hensmodell
an die Belange des jeweili-gen
Kunden angepasst. Dazu wird der
ERP-Reifegrad des Kunden ermittelt, die
Zielsetzung, die mit dem ERP-Projekt ver-
38 Competence Book - ERP