1. Der Einfluss der Medien
auf die Direktkandidaten bei Bundestagswahlen
m
Johannes Gutenberg-Universität Mainz
Institut für Publizistik
Seminar: Politische / Internationale Kommunikation
Leitung: Prof. Dr. Hans Mathias Kepplinger
Wintersemester 2010 / 2011
David Peter und Farid Bouatra
2. Basis-Daten
● Befragung
– Direktkandidaten in ihren Wahlkreisen
– 3-4 Monate nach den Wahlen
● Vier Wahlkämpfe
– Zeitraum 1969 bis 1983; 1976 nicht
● Zufallsauswahl: 25 von 248 Wahlkreisen
– 576 Direktkandidaten
– 53% Rücklauf (307 von 576)
2
8. Gegenüberstellung
60
50
40
30
20
Wahlergebnisse
10
0
1969 1972 1980 1983
70
60
50
40
Bewertung des Informationsgehalts
30
8 CDU / CSU SPD FDP
9. Ergebnisse –
Gesamtbewertung
Durchschnitte der Mittelwerte in den vier Beurteilungsdimensionen
.70
.60 SPD
.50 FDP
.40 CDU /
CSU
.30
1969 1972 (1976) 1980 1983
.20
NPD
.10
Grüne
.00
-.10 DKP
-.20
9 vgl. Staab, 1986, S. 304.
10. Ergebnisse – Übersicht
● Unterschiedliche Wahrnehmung
– je nach Partei und Wahljahr (Schwankungen)
– Etablierte Parteien: deutlich positivere Bewertung
● Bewertungskategorien unterschiedlich
● Alle Parteien zusammen genommen:
– „Informationsgehalt“ und „Richtigkeit“ eher divers
– „Formale Aspekte“ und „Tendenz“ eher ähnlich
● Wahlerfolg: Positiver Einfluss auf Bewertung
10
11. Politik und Medien
● Medien berichten nicht alles
● Politik trifft auf zwei Zugangshürden
● Eingangshürden
– Wird überhaupt berichtet?
● Darstellungshürden
– Wird umfassend und unverfälscht berichtet?
11
12. Fazit – nach Kepplinger
● Allgemein
– Große Parteien haben niedrigere Hürden
– Überwindung durch: Plakatives und Kritisches
● Berichte über ...
● Wahlkampfveranstaltungen
– Eingangshürden niedrig, Darstellungshürden hoch
– Es wird häufig berichtet, aber falsch
● Interviews
– Eingangshürden hoch, Darstellungshürden niedrig
– Es wird selten berichtet, aber richtig
12
13. Wahlkreis-Veränderung
● Reduktion von 4,7 auf 4,5 Zeitungen
● Verschiebung der Fragestellung
● Medien als strukturelle Voraussetzung zum Sieg
● Quasi-experimentell
– Änderung: Unabhängige Variable
– Erfahrung der Befragten: Abhängige Variable
– Konstante Struktur: Kontrollgruppe
13
14. Einfluss der Pressestruktur
● Basis: Jahr 1969
● Klassifikation
● Anhand Zahl publizistischer Einheiten (PE)
– „einfache Struktur“: < 4 PE oder 6 Ausgaben
– „komplexe Struktur“: > 4 PE oder 6 Ausgaben
● Ergebnis: 3 Klassen
– Konstant komplex (11)
– Konstant einfach (10)
– Komplex zu einfach (4)
14
15. Ergebnisse – Struktureinfluss
.70 Kandidaten etablierter Parteien
.60
.50
.40
.30
.20
1969 1972 (1976) 1980 1983
.10
.00
-.10
-.20
Kandidaten nicht-etablierter Parteien
-.30
-.40
Konstant komplexe Struktur
Veränderung von komplexer zu einfacher Struktur
Konstant einfache Struktur
15 vgl. Staab, 1986, S. 308.
16. Ergebnisse – Struktureinfluss
● Allgemein
– Strukturänderung hat Einfluss auf die Bewertung
– Negative Beurteilung nimmt zu
● Etablierte Parteien
– Erst mehr, dann weniger Kontaktmöglichkeiten
● Nicht-etablierte Parteien
– Erst leicht mehr, dann weniger Kontaktmöglichkeiten
16
17. Fazit – nach Staab
● Kontaktmöglichkeiten
● Etablierte Parteien haben mehr Kontakte
● Nicht-etablierte werden ignoriert
● Bewertung der Berichterstattung
● Bewertungen nicht losgelöst, folgen einem Trend
● Strukturveränderungen
● Negativer Einfluss bei Reduktion der PE
● Nicht-etablierte profitieren zunächst
17
18. Kritik
● Erinnerungsfehler (4 Monate nach der Wahl)
● Wahlgewinner: Mehr Rücklauf
– Verzerrung zu einer positiven Einschätzung hin?
● Schmale Datenbasis (307 in 14 Jahren)
18
19. Quellen
Kepplinger, Hans-Mathias (2007): Kommunikationsbarrieren - Die Wege
zu den Zeitungslesern bei Bundestagswahlen. In: Jackob, Nikolaus (Hrsg.):
Wahlkämpfe in Deutschland. Fallstudien zur Wahlkampfkommunikation
1912 - 2005. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften, S. 164 – 177.
Staab, Joachim-Friedrich (1986): Direktkandidaten in den Bundestags-
wahlkämpfen 1969-1983. Erfahrungen im Umgang mit der lokalen und
regionalen Presse. In: Publizistik, 31, S. 296 – 314.
19
20. Diskussion
CDU-Politiker waren im Schnitt
unzufriedener als SPD-Politiker
Sind SPDler weniger empfindlich
oder wurde die SPD in der Berichterstattung
tatsächlich bevorzugt?
Wie müsste eine Untersuchung aussehen,
die dies feststellen kann?
20
Notas del editor
1969 1972 1980 1983 Direktkandidaten ändern sich Werden aber auch zweimal aufgestellt
Zeitungen im Wahlkreis wurden ausgezählt Durchschnitttswert: 4,5 mögliche Kontakte Frage: welcher Zeitraum? Wie lange vor und während des Wahlkampfs?
Unterschiede in den Werten Staab <> Kepplinger
Informationsfragen (6) Wahrheitsfähige Sachverhalte (intersubjektiv prüfbar) z.B. Hat diese Zeitung ein Bild veröffentlicht? Als Indikatorfrage für &quot;objektives&quot; Verhalten Meinungsfragen (15) Nicht wahrheitsfähige Sachverhalte (nicht prüfbar) Fragen nach Formale Gestaltung (6) Sachliche Richtigkeit (5) Politische Tendenz (4) Berechnung: (Positive – negative) / Anzahl
Ein Ergebnis herausgegriffen CDU: Konstant SPD: Schwankend in den Wahljahren FDP: Ähnlich stabil wie CDU (außer 1969) Lesebeispiel: Partei + Wahljahr korrelieren zu XX mit der Bewertung
Wahlergebnisse + Änderungen
SPD / CDU – negativer Einfluss des Wahlerfolgs FDP – positiver Einfluss des Wahlerfolgs
Über alle Parteien hinweg
Unterschiedlich zwischen den Parteien / Jahren Gleich zwischen den Parteien
Schwerpunktsetzung Kepplinger
Wahlkampfveranstaltungen 57% aller Veranstaltungen berichtet Nur 30% richtig aufgemacht (nach Meinung der P.) 43% sachlich richtig, nur 28% alle Argumente Heisst: Eingangshürden werden überwunden, Darstellungshürden sind immens, starke Verkürzung Interviews Hohe Eingangshürden (nur 28%) Nicht wesentlich gekürzt (52%) 70% geben Ansichten korrekt wieder Eingangshürden hoch, Darstellungshürden niedriger, kleine Parteien leiden darunter
Andere Schwerpunktlegung bei Staab
Erstellte verschiedene Klassen
Weiteres: Unterschiede in den Tabellen Veränderung der Struktur / Zeitungsfusionen Geringe Basis bei nicht-etablierte Warum als profitieren die? Zwischen Hoch und Tief lag die längste Zeitspanne!!
Frage: Auch im Hinblick auf politische Tendenzen der Journalisten / Links-dreh / Konservatismus ?!?