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Mit der TRICA durch den Nord-Ostsee-Kanal
                                             - Ein Bericht von Olaf Francke und Michael Teshmar -

Es gibt gutes und sehr gutes Essen. Es gibt hübsche und sehr hübsche Frauen. Und es gibt schöne
und sehr geile Schiffe. Die TRICA ist solch ein sehr geiles Schiff. Am 29.04.2012 bin ich mit der
Trica durch den Nord-Ostsee-Kanal (kurz: "NOK"; int.: "Kiel Canal") gefahren und berichte hier über
meine Erlebnisse während der Fahrt.
Teil 1: DAS SCHIFF                                                   max. Gew. Trailer                    15-33t /Achse
                                                                     max. Gew. Container                  93t /box
Eigentümer der mv TRICA ist die Spliethoff Gruppe, für               Hauptmaschine:                       2x 12.600 kw 12V46
deren Tochterunternehmen TRANSFENNICA (mit Sitz                      Seitenstrahlruder:                   2x 1.250 kw
in Amsterdam) die TRICA und ihre 5 Schwesternschiffe                 Fassungsvermögen Tanks:              1.850 m³ Treibstoff
laufen. Die Schiffe wurden in den Spezifikationen auch auf                                                475 m³ Schiffsdiesel
die Passage des Nord-Ostsee-Kanals zugeschnitten und in                                                   7.100 m³ Ballast
der Stettiner Werft gebaut. 2006 wurden Kraftca und                  Geschwindigkeit max.:                22,7 kn
Timca gebaut, 2007 die Genca und die Trica, 2008 die                 IMO / MMSI (Trica):                  9307384 / 244912000
Pulpca und 2009 die Plyca.                                           Rufzeichen:                          PHLV




         Rohbau der mv TRICA – Foto: Wlodek Sulkowski                      Die TRICA auf der Elbe vor Brunsbüttel – Foto: O. Francke

Schiffsdaten der Spliethoff ConRo Klasse:                            Die Spliethoff ConRo Schiffe verfügen zusätzlich über 6
                                                                     Doppelkabinen (Stockbett) für insges. 12 Passagiere,
Eisklasse:                       100 A1 (1A Super)                   angeboten werden Reisen z. B. Zeebrügge/Bilbao schon ab
Länge ü.A.:                      205,00m                             ca. 400,- € pro Person. Reisedauer 3 Tage (einf.) oder 6
Breite a.S.:                     25,50m                              Tage (hin&rück). Die Kabinen verfügen über Aircondition,
Tiefgang max.:                   8,54m                               Dusche, WC, TV/DVD, bequeme Sitzmöbel, freie Sicht;
Tiefgang reg.:                   7,20m                               außerdem gibt es eine Sauna, Fitnessraum, Messe.
BRZ:                             28.300                              Bordwährung ist Euro, 22oV Anschlüsse sind überall
Bruttolast:                      17.700                              vorhanden. Fahrzeugmitnahme möglich (PKW, Bike,
Lademeter:                       2.950                               WoMo & WoWa b. 12m ab 260,- €). Der Umgangston an
Deckfläche brutto:               8.564 m2                            Bord (engl.) ist sehr freundlich, der Service sehr gut. Die
Container Plätze:                643 (20'); 303 (40');               Firma Kapitän Zylmann GmbH bietet diese Reisen an.
Kühlanschlüsse:                  116


www.nok.sh                                                       1                                              mv Trica im NOK
Teil 2: KLEIDER MACHEN LEUTE                                       Nunja, um das Ende der Kleiderdebatte hier kurz vorweg
                                                                   zu nehmen, an Bord der Trica war mein Kollege im feinen
Alles begann damit, dass ich einmal mehr eine dieser               Zwirn der einzige, der so bekleidet war. Der Kapitän hatte
spleenigen Ideen hatte. So oft schon hatte ich die Schiffe         seine vier Streifen wohl gerade gegen Jeans und Pulli
im NOK fotografiert (ich habe derzeit über 20.000 Bilder           getauscht, die Ruderwache trug Jeans und Sweater, und
online), aber eigentlich noch nie den NOK vom Schiff aus.          weder diensthabende Lotsen noch Kanalsteuerer störten
Als wieder einmal einer der "weißen Riesen" von                    sich an meiner Kleidung (gepierced, der Steuermann. Ist
Transfennica durch den großen Graben in Schleswig-                 das angemessen? Egal.). Wie auch immer, während der fast
Holstein pflügte, faßte ich den Entschluß. Das wird                8 Stunden, die ich draußen auf dem Brückendeck und auf
gemacht!                                                           der Nock verbrachte, um zu fotografieren, habe nicht in
Wie das bei mir so ist. Gesagt, getan, rief ich bei der            einer Minute bereut, mich derart bequem und vor allem
Reederei an und nach einigen sehr netten Telefonaten               dick angezogen zu haben.
hatten wir den 29.04. als Termin für eine NOK Passage              Mein Kollege Teshmar wurde allerdings von der UCA
festgemacht, um eine hübsche Reportage über eines der              Agentin, die in der Schleuse an Bord kam, ob seines
ConRo Schiffe von Transfennica zu machen. Der für die              Bekleidungsstils irrtümlich für den Kapitän gehalten, weil
Trica bzw. Nordsee zuständige Mitarbeiter in Helsinki hat          er fein bezwirnt am Kommunikationstisch saß. Tja, Kleider
meinen Redakteur und mich flink und unbürokratisch auf             machen Leute... Übrigens: der richtige Kapitän, Arie van
dem Schiff angemeldet, und so brachen wir am Sonntag               Walraven, nahm es souverän und gelassen mit einem
früh nach Brunsbüttel auf, um dort mit dem                         äußerst entspannten Grinsen.
Lotsenversetzboot auf die Trica zu kommen.
Der Kollege Teshmar war sehr schneidig angezogen, mit
schicker Hose, Hemd und guten Schuhen, während ich
(wie     immer)       unterwegs     mit    Tarnfleck-Dress,
Sicherheitsschuhen und wetterfester Warnweste nebst
Matrosenmütze und prall befülltem Ausrüstungsrucksack,
behängt mit Kamera, aufmarschierte. Zweckgekleidet, wie
ich war, erregte ich zunächst einen gewissen Unmut seitens
meines Mitstreiters, der meinte, ich sei vielleicht etwas zu
leger gekleidet, was mich kurz in Erstaunen versetzte, im
Angesicht der Vorstellung, wie ich betucht mit feinstem,
dünnen Stoff in 30 Metern Höhe bei vier bis fünf
Windstärken auf der Nock rumturne oder in den ehernen                   Michael Teshmar am ComTerm der Trica – Foto: O. Francke
Gekrösen des Schiffes umherkrabbele auf der Jagd nach
guten Bildern. Nach kurzer, disputierlicher Erörterung             Nachdem nun alle Klarheiten beseitigt waren und der
                                                                   Operator sich wieder eingekriegt hatte, konnte es endlich
blieb ich bei meiner Entscheidung zur Arbeitskleidung. Ich
hielt diese Sache damit für erledigt. Ein Fehler, wie sich         losgehen. Unser Ablaufplan sah vor, auf der Elbe an Bord
                                                                   zu gehen und in Holtenau wieder auszusteigen. Der Kollege
herausstellen sollte.
Gegen zehn Uhr morgens kamen wir in Brunsbüttel an der             Teshmar wollte ein Protokoll in der Art einer Timeline
                                                                   erstellen, während ich Kamera und Akkus heiß laufen
Mole eins an, wo das Lotsenhaus steht. Nach kurzer
Orientierung begaben wir uns zur Lotsenwache der                   lassen wollte. Eine dreiviertel Stunde nach der ersten
                                                                   Meldung der Trica (11:45h) ging es dann endlich los!
Kanallotsen im ersten Stock, wo ich mich noch nicht mal
ganz vorgestellt hatte, als mir der Operator schon eine
                                                                   Teil 3: CRUISING ON THE KIEL CANAL
Gardinenpredigt á la "Mutti sagt" halten wollte.
"Zieh Dich mal an-stän-dich an. Wie du rumläufst, da               Um 12:30h ging es an Bord des Lotsenversetzbootes
würd ich als Lotse dich nicht mit raus aufs Schiff                 OSTERIFF, Baujahr 1959 mit einem 750 kw starken,
nehmen!"                                                           hämmernden Diesel, der das Boot unerbittlich Richtung
Nachdem ich ihm auch einen guten Tag gewünscht hatte,              Elbefahrwasser trieb.
klärte ich ihn höflich, aber bestimmt darüber auf, dass es
keine Butterfahrt auf der MS Europa wäre, die ich
anstrebte, sondern ein Arbeitsaufenthalt auf einem
Frachtschiff. Er zeigte sich leider diesbezüglich völlig
aufklärungsresistent und meinte: "Du trittst da dem
Käpt'n gegenüber, Mann. Der steht da mit seinen vier
Streifen und Du? Guck mal Deinen Kumpel an, der sieht
ordentlich aus. Zieh Dich mal um!"
Ich bot ihm an, dass ich statt des Wüstentarnfleck auch BW
Tarnfleck oder wahlweise Russentarnfleck aus meinem
Kleiderschrank wählen könnte und versicherte ihm, dass
ich beim nächsten Mal sicherlich eine feine Garderobe zur
Anwendung bringen würde. Wie auch immer, ich
                                                                             Lotsenversetzboot OSTERIFF – Foto: O. Francke
bedeutete ihm, dass wir auf dem Schiff erwartet würden,
und dass ich es als überaus freundlich empfände, wenn wir          Nach einer relativ ruhigen Fahrt von etwa zehn Minuten
mit dem Lotsenboot dorthin übersetzen könnten,                     erreichten wir das Fahrwasser, in dem sich uns die Trica
ungeachtet       der      möglicherweise      maßgeblichen         näherte, die nun rasch an Größe in unserem Gesichtsfeld
Kleiderordnung.                                                    zunahm.


www.nok.sh                                                     2                                            mv Trica im NOK
Ein beeindruckendes, weißes Konstrukt aus Stahl, das sich           alt, während die älteren, kleinen Schleusen (125x22x9,8m)
da vor einem auftürmt, wenn man mal etwas dichter als 50            noch aus der Bauzeit des Kaiser-Wilhelm-Kanals (1887-95)
Meter rankommt... ;-)                                               stammen. Die Jahrzehnte mit steigendem Betrieb sind an
                                                                    den grundsätzlich solide gebauten Schleusen nicht spurlos
                                                                    vorbei gegangen, und so mach ein Kapitän, der mit dem
                                                                    Gashebel etwas zu forsch umging, hat den Zerfall durch
                                                                    Metallberührungen beschleunigt. Fakt ist, dass die
                                                                    Schleusen, die immer häufiger wegen dringender
                                                                    Notreparaturen geschlossen werden müssen, unbedingt
                                                                    der Erneuerung bedürfen bzw. dass das Projekt des Baus
                                                                    einer Großschleuse unumgänglich ist. Wenn der Kiel Canal
                                                                    wettbewerbsfähig bleiben soll, müssen dringendst
                                                                    Bundesmittel für Instandsetzung und Ausbau fließen, sonst
                                                                    macht der Verkehr auf der meistbefahrenen künstlichen
                                                                    Wasserstraße der Welt nämlich das genaue Gegenteil, er
                                                                    kommt zum Erliegen. Die Schiffe, die den NOK passieren
                                                                    werden immer größer, immer mehr Schiffe der
                                                                    Verkehrsgruppe Sechs (VG 6; Länge bis 235m, Breite bis
                                                                    32,5m, Tiefgang max. 9,5m) kommen durch den Kiel Canal
                                                                    und er ist als Wasserstraße für den europäischen und
                                                                    weltweiten Gütertransport absolut unverzichtbar und nicht
                                                                    wegzudenken.
             Die Bordwand der Trica – Foto: O. Francke

Gegen 12:45h stiegen wir gemeinsam mit dem Elbe-
Lotsen um auf die Trica, wobei uns die ersten Brecher
gleich mal etwas frisch machten. Wir betraten das Schiff
durch eine Backbordluke etwas über Wasserhöhe, üblich
ist an sich, dass der Lotse an Steuerbord einsteigt. Dieser
Lotse begleitete das Schiff auf der Elbe bis in die Schleuse,
dort stieg dann der Kanallotse der Weststrecke mit den
beiden Kanalsteurern zu, die das Schiff im Schichtwechsel
bis nach Kiel steuerten. Unter dem Kommando von
Kapitän van Walraven lief die Trica dann in die
Südkammer der "neuen" Schleusen ein.
                                                                       Schleusentor Neue Südkammer in Brunsbüttel – Foto: O. Francke

                                                                     Wußten Sie, dass die noch heute erhobene
                                                                     Schaumweinsteuer (136,- € /hl) 1902 eingeführt wurde,
                                                                     um u.a. den Ausbau und Unterhalt des für die
                                                                     kaiserliche Flotte kriegswichtigen Kaiser-Wilhelm-
                                                                     Kanals (seit 1948: NOK oder Kiel Canal) zu
                                                                     finanzieren?



              Einschleusen am NOK – Foto: O. Francke

13:15h – Festmachen in der Schleusenkammer, der
Kanallotse kam an Bord und übernahm mit den
Kanalsteurern das Schiff. Zwar ist der Kapitän formell
natürlich immer noch der Schiffsführer, doch werden die
nautischen Aufgaben hier delegiert. Das Ganze passiert
natürlich nicht umsonst. Die Kosten für eine Kanalpassage
der Trica belaufen sich auf ca. € 7.253,- davon:
                                                                            Wulstbug der Bjorg in der Schleuse – Foto: O. Francke
    •   Lotsabgaben                           € 516,-
    •   Lotsgelder                            € 2.840,-             Neben uns in der Nordkammer lagen die Bjorg und die
    •   Kanalsteuerer                         € 1.551,-             Orateca. Um 13:45h öffnete sich das kanalseitige
    •   Befahrungsabgabe                      € 2.346,-             Schleusentor und die Trica schob sich majestätisch aus
    •   Quelle: kiel-canal.org                                      dem Wasserbecken in den Brunsbütteler Hafen hinein, wo
                                                                    bereits ein weiteres Transfennica Schiff, die Elisabeth Russ
Info: Ein Wort muß noch gesagt werden zu den Schleusen.
                                                                    (VG 5) in der Hafenweiche auf uns wartete. Hinter dem
Zwar werden die beiden größeren Schleusenkammern
                                                                    Schiff der Stena Klasse gingen wir in die Weiche, um den
(310x42x14m) gelegentlich als die "neuen" Schleusen
                                                                    Gegenverkehr durchzulassen, nämlich die
bezeichnet, doch sind diese auch bereits einhundert Jahre


www.nok.sh                                                      3                                              mv Trica im NOK
Estraden (VG 5), Crystal Topas (VG 4), Faustina (VG 3),                 (586m), Breiholz (1.115m), Schülp (1.506m), Audorf
Thebe (VG 2), Paper Moon (VG 3), Trans Alrek (VG 3) und                 (5.656m), Königsförde (712m), Großnordsee (1.303m),
Patani (VG 5)                                                           Schwartenbeck (908m) und Holtenau (2.480m).
                                                                        Die Verkehrslenkung wird in der
                                                                        Leitzentrale per Funk geregelt, und
                                                                        an den Weichen gibt es zusätzlich
                                                                        Lichtsignale (wie „Schiffsampeln“ -
                                                                        siehe Abbildung rechts), die Ein- und
                                                                        Ausfahrt an den Weichen regeln. Bei
                                                                        einem Schiffsaufkommen von über
                                                                        30.000 Einheiten mit weit über 100
                                                                        Millionen Tonnen Transportgut ist
                                                                        eine    effiziente  Verkehrslenkung
                                                                        unverzichtbar, und es ist den
   Gegenverkehr in der Hafenweiche Brunsbüttel – Foto: O. Francke
                                                                        Mitarbeitern des Wasser- und
14:15h - "Grün" an der Hafengrenze, unser Pulk bestehend                Schiffahrtsamtes sowie den Lotsen
aus Orateca (VG 4), Elisabeth Russ (VG 5), Trica (VG 6)                 und Kanalsteurern im NOK hoch
und Bjorg (Vg 4) setzte sich in Richtung Kiel in Bewegung,              anzurechnen, dass auf der Strecke nur äußerst selten
der Beginn der Reise durch den NOK.                                     schwere Unfälle zu verzeichnen sind.
14:25h – Wir passierten die Fähre Kudensee und 10
Minuten später die Weiche, um 15:00h ging es an der                     15:15h – Eisenbahnhochbrücke und Fähre Hochdonn in
Fähre Burg vorbei, ohne dass uns nennenswerter                          Sicht!
Gegenverkehr behinderte. Mit guten 8 Knoten marschierte
die Trica ruhig und zielstrebig gen Osten.
Info: Im Nord-Ostsee-Kanal beträgt die mittlere
Reisegeschwindigkeit ca. 15 km/h (8kn), besonders tief
liegende oder große Schiffe müssen als sog.
„Langsamläufer“ ihr Tempo auf 12 km/h (6,5kn) drosseln,
um die Uferböschung nicht durch auftretende Strömungen
zu beschädigen. Die Passage der großen Schiffe (VG 5 und
größer) verursacht durch die Verdrängung mächtige
Wasserbewegungen, so „zieht“ das Schiff Wasser vom Ufer
ab, das das hinter dem Schiff wieder auf die Böschung
                                                                                  Hochdonn, Kanalkilometer 23 – Foto: O. Francke
aufläuft. Die Absenkung des Wasserspiegels kann in
Relation zur Schiffsgröße bis zu einen Meter betragen. Auf              Info: 1913-20 wurde die Marschbahnbrücke bei
dem Bild unten sieht man recht gut, wie das Schiff in der               Hochdonn gebaut, sie ist 2.218m lang, wiegt ca. 14.725t
Wasseroberfläche eine solche „Delle“ erzeugt.                           und wurde als Ersatz für die alte Drehbrücke bei Kudensee
                                                                        errichtet. 2006 wurde der mittlere Schwebeträger über
                                                                        dem NOK ausgetauscht und bis 2008 wurde die Brücke
                                                                        saniert. Sie ist seit dem wieder voll lastfähig.




                                                                             Hochdonner Brücke aus Richtung Norden – Foto: O. Francke
      Absenkung des Wasserspiegels im NOK – Foto: O. Francke
                                                                        In der Weiche Dückerswisch hatte die Trica freie Fahrt, in
Eine     Maßnahme,       die   zur    Vermeidung      von               der Weiche (Nordseite) warteten Josephine (VG
Strömungsschäden an Grund und Ufern des Kanals dienen                   2) ,Ardesco (VG 3), Robijn (VG 3), Fehn Coral (VG 3),
soll, ist das Ausweichen der Schiffe. Auf bestimmten                    Capri (VG 4), Paivi (VG 3) und Vitali Kohzin (VG 3). Am
Strecken gibt es sogenannte „höchste Begegnungszahlen“                  Ende der Weiche zog es einen Kieler Segler ("Rosa B")
d.h., die Verkehrsgruppenzahlen der aneinander                          immer wieder vor den Bug der Trica, die Dame des
vorbeifahrenden Schiffe dürfen in der Summe z.B. 8 nicht                Herzens steuerte das Segelboot wieder und wieder dem
überschreiten (5&3, 4&4, 6&2 o.ä. Bei 162m Kanalbreite).                28.000er Frachter vor die Nase. Der Kanallotse war
Begegnen sich nun voraussichtlich zwei Schiffe, deren VG-               darüber verständlicherweise alles andere als erfreut, denn
Zahlen zusammen über 8 liegen, so muß eines der Schiffe                 ein solch rücksichtsloses Verhalten stellt durchaus eine
in einer sog. „Weiche“ halten, bis der Gegenverkehr                     Gefährdung der Transportschifffahrt dar. Nicht, dass der
passiert hat. Auf der Oststrecke des NOK, wo der Kanal                  Plastikpott dem Frachter irgendwelchen Schaden zufügen
sehr eng ist (teilw. u. 100m), kommt es nur zu wenigen                  könnte, doch wenn dem leichtsinnigen Freizeitmatrosen
Schiffsbegegnungen. Die 12 Weichen des NOK befinden                     die Maschine streikt, bekommt er ziemlich fix
sich in Brunsbüttel (3.348m), Kudensee (840m),                          unangenehme Berührung mit dem Eisklasse-1-Bug, der ihn
Dückerswisch (1.230m), Fischerhütte (814m), Oldenbüttel                 die eine reife Gurke zermalmen würde.


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Glücklicherweise ging alles gut, und der fröhlich winkende           Um 16:15h passierten wir die Fähre und Weiche
Skipper wird sich gewundert haben, dass an der Schleuse              Fischerhütte, hier lagen die Nordstern (VG 1) und die
in Brunsbüttel einige uniformierte Leute auf ihn warteten,           Andrea (VG 3)vor Signal. Auf der Strecke zur nächsten
um sich kostenpflichtig nach seiner Befindlichkeit zu                Weiche und Fähre in Oldenbüttel (16:40h) trafen wir auf
erkundigen.                                                          das Zollboot Brunsbüttel. Die Kanalstrecke war bis dahin
                                                                     weitgehend leer, so dass die Trica schnell vorankam. Gegen
Um 15:35h erreichten wir die Fähre Hohenhörn, fünf                   17:00h passierten wir an der Einmündung der Haaler Au
Minuten später die Hochbrücke Schafstedt. Hier wird in               den Bereich Claustal, dort liegen direkt am Wasser einige
42m Höhe die 89km lange Autobahn 23 (Hamburg/Heide)                  touristisch sehr interessante und beliebte Feriendomizile.
über den NOK geführt.                                                Die Familie Kühl begrüßte unser Schiff mit Fahnen und
                                                                     Jubel, was den Kapitän veranlasste, mit dem Signalhorn
                                                                     weit hörbar zu antworten. Es war immer wieder interessant
                                                                     zu sehen, mit welcher Freude und Begeisterung die
                                                                     Menschen am Kanal dem Schiffsverkehr vor der eigenen
                                                                     Haustüre begegnen. Nicht nur zahlreiche Schiffsfans und
                                                                     professionelle Shipspotter säumen häufig die Ufer auf der
                                                                     Jagd nach guten Bildern, auch Anwohner und Gäste,
                                                                     Besucher und die Beschäftigten in Kanalnähe zieht es
              BAB 23 Kanalbrücke – Foto: O. Francke                  immer wieder ans Ufer, um die "Dickschiffe" zu bestaunen
                                                                     und zu begrüßen.
Info: Die beiden norddeutschen Autobahnen (A7 &
A23)werden auf den in den Siebziger Jahren errichteten
Brücken bei Rade (sog. "Europabrücke", 1.498m lang) und
Schaftstedt (ca. 390m lang) über den Nord-Ostsee-Kanal
geführt, täglich passieren hier tausende von Fahrzeugen
den Kanal.




                                                                              Ferienwohnung Kühl in Claustal – Foto: O. Francke

                                                                     Die Menschen, die hier leben und arbeiten, haben den
                                                                     Wert des Nord-Ostsee-Kanals für ihre Region erkannt, sie
                                                                     schätzen ihn als wirtschaftlichen Faktor und als
Gegen 15:35h passierten wir dann die Grünentaler                     touristisches Highlight. Neben den jährlich ca. 100
Hochbrücke, wo wir von Freunden stürmisch begrüßt                    Kreuzfahrtschiffen sind es u.a. die Frachtriesen der
wurden. Hier an der Grünentaler Hochbrücke findet der                Spliethoff-Gruppe, die von den Seh-Leuten und Schau-
geneigte Shipspotter beste Möglichkeiten, hervorragende              Lustigen bewundert werden. Jedes Jahr kommen mehr
Fotos zu schießen, denn diese Brücke ist bis Kiel hin die            Interessierte an den Nord-Ostsee-Kanal, um Schiffe zu
einzige, welche zu Fuß betreten werden darf. Sie ist auch            sehen, die man sonst nur aus Fernsehberichten oder
Heimat des Kanalkiosk, wo es die wahrscheinlich schärfste            großen Frachthäfen wie Hamburg oder Bremerhaven
Currywurst nördlich der Elbe gibt. Die alte Sichelbrücke             kennt. Auch passieren besonders zur Kieler Woche und zu
(Baujahr 1893, 156m Länge) wurde im Zuge der                         den     NATO      Manöverzeiten    viele   Militärschiffe
Kanalverbreiterung 1986 durch die 405m lange aktuelle                verschiedenster Nationalitäten häufig den Kanal, was
Strebenfachwerkbrücke abgelöst, in den Jahren 1984-1986              weitere Akzente setzt. Auf unserer Tour konnten wir
verliefen die beiden Brücken parallel zueinander, wie es             miterleben, dass es auch der Besatzung der Trica immer
zur Zeit auch in Levensau der Fall ist.                              wieder Freude bereitete, dass trotz kalten Wetters und
                                                                     heftigen Windes viele Menschen am Kanal waren, um sich
                                                                     den "weißen Riesen" anzuschauen.

                                                                     Um 17:00h fuhren wir in die Weiche Breiholz ein, dort
                                                                     "gingen wir vor Signal", wie es heißt, wenn ein Schiff quasi
                                                                     vor der "roten Ampel" stehen und warten muß. Der
                                                                     Steuermann war so freundlich, uns in der Pause zum Essen
                                                                     einzuladen, Zeit, die niederländischen Kombüsenkünste
                                                                     ausgiebig zu testen. Einige Decks unterhalb der Brücke
                                                                     befindet sich eine exzellent ausstaffierte Küche und eine
                                                                     hübsch     eingerichtete   Messe,      und   der    äußerst
                                                                     zuvorkommende und freundliche Smutje kümmerte sich
    Grünentaler Hochbrücken 1986 – Foto: Privatarchiv Horst G.       sogleich um uns.

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Der Tisch war mit frischen Brotsorten, Aufschnitt,                  Glücklicherweise verfügt die Trica über Einstiege
Konfitüren, Käse u.v.m. gedeckt, und es wurden                      annähernd in Höhe der Wasserlinie, ich konnte auf
holländische Frikadellenwürstchen gereicht, die wir                 Fahrten mit der Nübbel jedoch auch beobachten, dass der
aufgeschnitten mit Dips und Zwiebeln gewürzt verzehrten.            Lotse nachts 10-12 m auf einer Jakobsleiter an der
Sehr schmackhaft, dazu wurde frisch gebrühter Kaffee                Bordwand eines Bulkers emporklettern mußte. In solchen
gereicht, und wir hatten Gelegenheit, uns mit dem einzigen          Situationen ist der Job des Lotsen nicht eben bequem.
Passagier der Reise zu unterhalten. Der nette Herr war auf
dem Weg von Zeebrügge (Antwerpen) nach Paldiski
(Estland) und berichtete, seine Reise hätte ihm bisher sehr
viel Spaß gemacht und er sei äußerst zufrieden mit dem
Leben an Bord der Trica. Es fiel dem Kollegen Teshmar
und mir nicht schwer, das zu glauben, denn alle an Bord
waren unglaublich freundlich und zuvorkommend, ohne
irgendwie aufdringlich zu wirken.
In der Weiche Breiholz überholte uns Walter Hammann
(VG 2), und die Svedica Hav (VG 3), Islandica Hav (VG 3)
und Anke Ehler (VG 4) kamen uns entgegen. Gegen
17:35h verließen wir die Weiche dann mit Kurs auf das
nächste Etappenziel, Rüsterbergen. Dort fand der
Lotsenwechsel statt.

                                                                              Lotsenübergang bei Rüsterbergen - Foto: O. Francke
                                                                                links: Bulker Sanko Orion / rechts: ConRo Trica

                                                                    Info: Seit 1895 sind die Lotsenbrüder dem Nord-Ostsee-
                                                                    Kanal (früher: Kaiser-Wilhelm-Kanal) verbunden und
                                                                    verrichten hier unermüdlich ihre Arbeit im Dienste der
                                                                    Verkehrssicherheit. Das Revier NOK I erstreckt sich von
                                                                    der Elbe vor Brunsbüttel bis nach Rüsterbergen
                                                                    (Kanalkilometer 55), Revier NOK II von dort bis in die
                                                                    Kieler Förde. Bereits 1325 wurden erstmals Lotsen in
                                                                    Lübeck erwähnt, 1761 erschien die erste bestimmte
                                                                    Lotsordnung. 1856 erging das erste Reglement für die
                                                                    Lotsen in Laboe und Bülk, und 1895 wurde die Abteilung
                                                                    Holtenau der kaiserlichen Lotsen gegründet. 1922
                                                                    verzichteten die Lotsen auf den Beamtenstand und
                                                                    arbeiten fortan als bestallte Seelotsen freiberuflich unter
                                                                    staatlicher Aufsicht. In der Lotsenbrüderschaft NOK I sind
                                                                    derzeit 135 Lotsen aktiv (Quelle: pilotservices.de). Vor der
           Lotsenstation Rüsterbergen – Foto: O. Francke            Einfahrt in den Kanal (hier: bei km Null) geht der Elblotse
17:00h – Ankunft an der Lotsenstation Rüsterbergen.                 an Bord, er bringt das Schiff sicher aus dem
Hier kam der Kanallotse für die Oststrecke an Bord. Die             Strömungsgewässer der Elbe in die Schleusenkammer.
Lotsenversetzboote Breiholz, Nübbel und Schülp bringen              Dort steigt er aus und wird durch den Lotsen der
hier Tag und Nacht den Lotsen zum Schiff und holen den              Weststrecke (Brunsbüttel bis Rüsterbergen) ersetzt, auch
Lotsen der Weststrecke ab (bzw. umgekehrt).                         die Kanalsteurer steigen hier zu, wenn die Abmessungen
                                                                    des Schiffes 100m Länge / 15,5m Breite / 6,10m Tiefgang
                                                                    überschritten werden. Es sind jeweils 2 Kanalsteuerer an
                                                                    Bord, die sich im laufenden Betrieb abwechseln.




       Lotsenversetzboote bei Rüsterbergen – Foto: O. Francke
                                                                    Kanalsteurer und Lotse auf der Brücke der Trica – Foto: O. Francke
Die Versetzer gehen bei dem Manöver steuerbord
längsseits und in voller Fahrt steigt der Lotse dann um.


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Die Kanalsteurer wurden bereits in der frühen
Nutzungsphase des Kaiser-Wilhelm-Kanals auf Bestreben
des Baumeisters Carl Loewe eingesetzt, da es in 20% der
Passagen zu Havarien kam. Der Steurer übernimmt das
Ruder beim Verlassen der Kanaleintrittsschleuse und gibt
es an den Crew-Steuermann beim Erreichen der
Kanalaustrittsschleuse wieder ab. Die Kanalsteurer sorgen
noch heute, über 100 Jahre nach Inbetriebnahme des                      Rendsburger Hochbrücke ohne Rampenbrücken – Foto: O. Francke
Kanals für Verkehrssicherheit im heimischen Revier. Der
Berufsstand des Kanalsteurers ist in Deutschland einmalig             Zunächst ist da das wirklich beeindruckende technische
und nur im NOK anzutreffen.                                           Bauwerk selbst, das nicht nur von Zügen zur Kanalquerung
                                                                      genutzt wird, sondern auch von Kfz, Radfahrern und
                                                                      Fußgängern. Unter der Brücke hängt an Stahlseilen die
                                                                      einhundert Jahre alte sog. Schwebefähre", eine der letzten
                                                                      neun weltweit erhaltenen Gewässerquerungen dieser Art.
                                                                      Sie verkehrt im Viertelstundentakt zwischen den Ufern des
                                                                      Kanals und bringt Passanten von einer auf die andere
                                                                      Seite. Eine Fahrt mit der Schwebefähre gehört zu den
                                                                      "must have" Ereignissen eines Urlaubs in der Mitte des
                                                                      Nordens! Sie ist neben der Oste-Schwebefähre ein
          Die Trica passiert Rendsburg – Foto: O. Francke             Wahrzeichen der sog. "Deutschen Fährstraße" von Kiel
                                                                      nach Bremervörde.
Auf unserer Kanalfahrt passierten wir dann um 18:15h
ohne Gegenverkehr die Weiche Schülp und steuerten                     Ein weiteres Highlight an der
Rendsburg an, wo wir um 18:35h an der                                 Rendsburger Hochbrücke ist die
Eisenbahnhochbrücke von Schiffsfreunden und dem                       beliebte Schiffsbegrüßungsanlage am
Schiffsbegrüßer freundlich empfangen wurden.                          Restaurant/Café        Brückentrassen,
                                                                      direkt unter der Brücke. Hier werden
                                                                      alle vorbeifahrenden Schiffe von 5
                                                                      ehrenamtlichen Mitarbeitern mit der
                                                                      jeweiligen       Nationalhymne     des
                                                                      Heimathafens       (wo     das   Schiff
                                                                      registriert ist) und Flaggenstreichung
                                                                      begrüßt, und die Besucher werden im
                                                                      witzig-freundlichen Plauderton über
                                                                      eine Lautsprecheranlage mit Daten
                                                                      und Fakten zu den Schiffen, sowie mit
                                                                      allerlei Döntjes und auch Seemannsgarn versorgt. Gerne
                                                                      erteilen die gut informierten Mitarbeiter dort Auskünfte zu
                                                                      den Schiffen und zum Kanal, und wer sich für Schifffahrt
                                                                      interessiert, kann hier durchaus einen netten und
                                                                      informativen Nachmittag verbringen.
     Bau der Rendsburger Hochbrücke ca. 1912; Postkartenmotiv

Info: Die Rendsburger Hochbrücke wurde in den Jahren
1911-13 von 350 Arbeitern aus 17.740 Tonnen Stahl und 3,2
Millionen Nieten unter der Leitung von Ing. Friedrich Voß
errichtet. Mitsamt den Auffahrrampen ist sie 7,5 Kilometer
lang, wobei der Stahlbau 2.486m mißt. Die eigentliche
Hochbrücke ist 317m lang, wobei die Stützpfeiler an den
Kanalufern 140m auseinander liegen. Der Bau kostete
damals 3,4 Millionen Mark und wird seit gut zehn Jahren
aufwändig saniert, um den modernen Verkehrs-                                 Schwebefähre und Schiffsbegrüßung (rechter Bildrand)
anforderungen auch weiterhin gerecht zu werden.                                 in Rendsburg, NOK Nordufer – Foto: O. Francke

                                                                      Um 18:50h dann erreichten wir die Großweiche Audorf-
                                                                      Rade, mit über fünf Kilometern Länge die geräumigste
                                                                      Ausweichstelle im Nord-Ostsee-Kanal. Dort ist auch die
                                                                      bekannte Lürssen-Werft angesiedelt, die hochwertige
   Sanierungsarbeiten an der Hochbrücke 2009 – Foto: O. Francke       Luxusyachten herstellt. Die hier gebauten und
Die Eisenbahnhochbrücke ist ein Wahrzeichen der Stadt                 ausgestatteten Megayachten bewegen sich preislich
Rendsburg und kann in geführten Begehungen besichtigt                 durchaus im dreistelligen Millionenbereich und gehören
werden. Für Technikfreunde ist die Rendsburger                        bei den Shipspottern zu den begehrtesten Jagd-Objekten.
Hochbrücke aus mehrerlei Hinsicht interessant.                        Bei unserer Passage lagen gerade 2 Yachten dort am Kai,
                                                                      die Titania und die Ace.


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Info: Die alte Levensauer Sichelbogenbrücke von 1893 war
                                                                    die erste Brücke, die über den noch im Bau befindlichen
                                                                    Kaiser-Wilhelm-Kanal geschlagen wurde, und zwar, um die
                                                                    Bahn- und Wegstrecke Kiel-Eckernförde aufrecht zu
                                                                    erhalten. Sie ist bauähnlich mit der wenig später
                                                                    errichteten Grünentaler Hochbrücke und spannt sich 163m
                                                                    über den NOK.




        "Titania" und "Ace" bei Lürssen – Foto: O. Francke

In der Weiche warteten auf uns JRS Alster (VG 4), Ida
Rambow (VG 5) und Nordic Chantal (VG 3), die wir um
19:10h passierten, um unseren Weg nach Sehestedt
fortzusetzen. Um 19:10h, als wir die Fähre in Sehestedt                      Levensauer Hochbrücke; Postkartenmotiv um 1912
passiert hatten, wurde es eng. Hier beginnt der enge Teil
der Oststrecke, in dem Schiffsbegegnungen mit der Trica             In den mächtigen Pylonen der Brücke gab es zu Kaisers
überhaupt nicht mehr möglich sind. Der Kanalsteurer und             Zeiten Schankwirtschaft und sogar einen kleinen Bahnhof,
der Lotse müssen hier besonders aufmerksam sein und das             bis in die frühen Sechziger Jahre hielt hier die Bahn. In den
Schiff exakt in der Mitte des Fahrwasser manövrieren, um            Widerlagern der Brücke überwintern größere Kolonien
nicht durch die Sogwirkung die Böschung zu beschädigen.             Fledermäuse, was den geplanten Abriß der Brücke bislang
                                                                    aus Naturschutzgründen verzögerte. Da die im Kanal
                                                                    übliche lichte Durchfahrthöhe von 42m bauartbedingt hier
                                                                    lediglich in der Mitte der Brücke erreicht wird, ist dies die
                                                                    engste Stelle des NOK. 1984 wurde parallel für Kfz (B 76)
                                                                    eine neue Brücke errichtet, ähnlich, wie es bei der
                                                                    "Schwesterbrücke" in Grünental gemacht wurde. Geplant
                                                                    ist, zwischen den Brücken eine dritte zu errichten, um die
                                                                    alte Brücke dann rückbauen zu können. Wenn dieses
                                                                    Vorhaben umgesetzt ist, stehen aus der Kaiserzeit dann nur
                                                                    noch die Brücken in Hochdonn und Rendsburg.

                                                                    Um 20:50h erreichten wir nach der Elisabeth Russ den
                                                                    Kieler Nordhafen, hier lag die Vera Rambow (VG 5) vor
                                                                    Signal, um uns passieren zu lassen. Während die Elisabeth
                                                                    Russ in die große Nordkkammer einlief, wartete unser
                                                                    Steuermann, der inzwischen das Ruder wieder vom
                                                                    Kanalsteurer übernommen hatte, noch die Räumng der
      Die Trica auf der Oststrecke des NOK – Foto: O. Francke
                                                                    Südkammer ab, von dort liefen Alane Evita (VG 3) und
19:40h: in der Weiche Königsförde erwarteten uns                    Nordic Nadja (VG 4) in den NOK ein.
Aldebaran (VG 4), Marstan (VG 4) und Cimbris (VG 3),
gegen 20:05h, passierten wir im schwindenden Tageslicht
die Weiche Groß-Nordsee, von wo aus der Lotse die Trica
per Funk bei der Schleuse anmeldete. 20:12h dann
Passage der Fähre Landwehr, und um 20:30h erwarteten
uns in der letzten Kanalweiche (Schwartenbeck) die
Mikhail Lomonosov (VG 4) und die Barmbek (VG 5). Um
20:40h ließen wir die Levensauer Hochbrücken hinter
uns und erreichten Kiel Suchsdorf. Das Ende unserer
schönen Fahrt näherte sich unaufschiebbar, unsere nächste
Station war der NOK Hafen und die Schleusenanlage
Holtenau.                                                                  Nordhafen, Holtenauer Hochbrücke – Foto: O. Francke

                                                                    Mit dem Einlaufen und Festmachen in der Schleuse
                                                                    Holtenau um 21:00h war unser Besuch an Bord der Trica
                                                                    nach ziemlich genau 8 Stunden Fahrt beendet, Kapitän
                                                                    und Brückenbesatzung verabschiedeten uns herzlich und
                                                                    wir stiegen mit dem Lotsen und den Kanalsteurern aus. Ein
                                                                    letzter Blick zurück über die Schulter, und dann ging es für
                                                                    uns schweren Herzens auch schon wieder auf Heimatkurs.

          Hochbrücken bei Levensau – Foto: O. Francke



www.nok.sh                                                      8                                            mv Trica im NOK
Teil 4: EPILOG                                                    Mein besonderer Dank gilt dem Kapitän der Trica, Arie
Wenn einer eine Reise tut... Wie der geneigte Leser               van Walraven und seiner Crew, die uns überaus höflich
bemerken konnte, gab es von dieser Reise einiges zu               und zuvorkommend an Bord der Trica beherbergt haben,
berichten. Da waren die Lotsen, die Steurer, Kapitän,             ebenso der Transfennica Reederei, hier speziell Frau
Brückenoffiziere, Mannschaft, nette Passagiere und Schau-         Herrlich-Unger in Lübeck und Herrn Hejnsbroek in
Lustige, Schiffsbegrüßer und Schipspotter. Neben den              Helsinki. Ebenso bedanke ich mich auch im Namen meines
technischen Spezifikationen des gewaltigen Schiffes mv            Kollegen Michael Teshmar bei den Lotsen des Nord-
Trica gab es eine atemberaubende Landschaft zu                    Ostsee-Kanals für ihre Bereitschaft, uns zum Schiff zu
entdecken, und zwar aus einer Perspektive, die man nicht          bringen und uns keine Frage unbeantwortet zu lassen. Ich
alle Tage hat. Eine Reise auf dem Nord-Ostsee-Kanal kann          gelobe auch feierlich, dass, sollte ich einmal eine Reportage
man nur jedem empfehlen, das ist ein Erlebnis, das man            von einem Kreuzfahrtschiff aus machen, ich mich etwas
als Nicht-Seemann nicht so schnell wieder vergißt. Es muß         eleganter kleiden werde. ;-)
ja nicht zwangsläufig eine Reise auf der Nock in 30 Metern
Höhe      sein,   auch    Ausflugschiffreedereien    bieten       Teil 5: NETZEMPFEHLUNGEN
interessante Touren z.B. auf der Adler Prinzess, der Freya        www.nok.sh – Kiel Canal Info & Bilder online
oder sogar der Cap San Diego an. Der NOK-Highway für              trica.nok.sh – Große Bildergalerie zur NOK Passage
Dickschiffe führt durch wunderbar natürliches Land, er            www.spliethoff.com – Schiffseigner der mv TRICA
verläuft mitten durch Städte, vorbei an interessanten             www.transfennica.com - Liner Service Amsterdam
Bauwerken und mit einem Riesenangebot an Fotomotiven.             www.seatravel.nl – Transfennica Frachtschiffreisen
Ich habe auf der Fahrt etwa 1.000 Fotos geschossen, von           www.pilotservices.de - Lotsenbrüderschaft, NOK I
denen      ich    einen    Teil    auf    der     Plattform       www.kielpilot.de – Lotsenbrüderschaft, NOK II
www.myholstein.de ausstelle. Ich kann nur jedem                   www.kanalsteurer.de – Verein Kanalsteurer e.V.
Hobbyfotografen ans Herz legen, eine solche Tour einmal           www.kanalkiosk.de – Gut Essen am NOK, Fotoaussicht
zu machen.                                                        www.fewo-kanalblick.de Urlaub direkt am NOK
                                                                  www.brueckenterrassen.de Schiffsbegrüßungsanlage

                                           Herausgeber & V.i.S.d.P.:
                                         EVENT HORIZON - Olaf Francke -
                                            Dorfstr. 30 D25557 Beldorf
                                             www.nok.sh – of@nok.sh
                                              St.Nr.: 96 137 880 256
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Trica im nok

  • 1. Mit der TRICA durch den Nord-Ostsee-Kanal - Ein Bericht von Olaf Francke und Michael Teshmar - Es gibt gutes und sehr gutes Essen. Es gibt hübsche und sehr hübsche Frauen. Und es gibt schöne und sehr geile Schiffe. Die TRICA ist solch ein sehr geiles Schiff. Am 29.04.2012 bin ich mit der Trica durch den Nord-Ostsee-Kanal (kurz: "NOK"; int.: "Kiel Canal") gefahren und berichte hier über meine Erlebnisse während der Fahrt. Teil 1: DAS SCHIFF max. Gew. Trailer 15-33t /Achse max. Gew. Container 93t /box Eigentümer der mv TRICA ist die Spliethoff Gruppe, für Hauptmaschine: 2x 12.600 kw 12V46 deren Tochterunternehmen TRANSFENNICA (mit Sitz Seitenstrahlruder: 2x 1.250 kw in Amsterdam) die TRICA und ihre 5 Schwesternschiffe Fassungsvermögen Tanks: 1.850 m³ Treibstoff laufen. Die Schiffe wurden in den Spezifikationen auch auf 475 m³ Schiffsdiesel die Passage des Nord-Ostsee-Kanals zugeschnitten und in 7.100 m³ Ballast der Stettiner Werft gebaut. 2006 wurden Kraftca und Geschwindigkeit max.: 22,7 kn Timca gebaut, 2007 die Genca und die Trica, 2008 die IMO / MMSI (Trica): 9307384 / 244912000 Pulpca und 2009 die Plyca. Rufzeichen: PHLV Rohbau der mv TRICA – Foto: Wlodek Sulkowski Die TRICA auf der Elbe vor Brunsbüttel – Foto: O. Francke Schiffsdaten der Spliethoff ConRo Klasse: Die Spliethoff ConRo Schiffe verfügen zusätzlich über 6 Doppelkabinen (Stockbett) für insges. 12 Passagiere, Eisklasse: 100 A1 (1A Super) angeboten werden Reisen z. B. Zeebrügge/Bilbao schon ab Länge ü.A.: 205,00m ca. 400,- € pro Person. Reisedauer 3 Tage (einf.) oder 6 Breite a.S.: 25,50m Tage (hin&rück). Die Kabinen verfügen über Aircondition, Tiefgang max.: 8,54m Dusche, WC, TV/DVD, bequeme Sitzmöbel, freie Sicht; Tiefgang reg.: 7,20m außerdem gibt es eine Sauna, Fitnessraum, Messe. BRZ: 28.300 Bordwährung ist Euro, 22oV Anschlüsse sind überall Bruttolast: 17.700 vorhanden. Fahrzeugmitnahme möglich (PKW, Bike, Lademeter: 2.950 WoMo & WoWa b. 12m ab 260,- €). Der Umgangston an Deckfläche brutto: 8.564 m2 Bord (engl.) ist sehr freundlich, der Service sehr gut. Die Container Plätze: 643 (20'); 303 (40'); Firma Kapitän Zylmann GmbH bietet diese Reisen an. Kühlanschlüsse: 116 www.nok.sh 1 mv Trica im NOK
  • 2. Teil 2: KLEIDER MACHEN LEUTE Nunja, um das Ende der Kleiderdebatte hier kurz vorweg zu nehmen, an Bord der Trica war mein Kollege im feinen Alles begann damit, dass ich einmal mehr eine dieser Zwirn der einzige, der so bekleidet war. Der Kapitän hatte spleenigen Ideen hatte. So oft schon hatte ich die Schiffe seine vier Streifen wohl gerade gegen Jeans und Pulli im NOK fotografiert (ich habe derzeit über 20.000 Bilder getauscht, die Ruderwache trug Jeans und Sweater, und online), aber eigentlich noch nie den NOK vom Schiff aus. weder diensthabende Lotsen noch Kanalsteuerer störten Als wieder einmal einer der "weißen Riesen" von sich an meiner Kleidung (gepierced, der Steuermann. Ist Transfennica durch den großen Graben in Schleswig- das angemessen? Egal.). Wie auch immer, während der fast Holstein pflügte, faßte ich den Entschluß. Das wird 8 Stunden, die ich draußen auf dem Brückendeck und auf gemacht! der Nock verbrachte, um zu fotografieren, habe nicht in Wie das bei mir so ist. Gesagt, getan, rief ich bei der einer Minute bereut, mich derart bequem und vor allem Reederei an und nach einigen sehr netten Telefonaten dick angezogen zu haben. hatten wir den 29.04. als Termin für eine NOK Passage Mein Kollege Teshmar wurde allerdings von der UCA festgemacht, um eine hübsche Reportage über eines der Agentin, die in der Schleuse an Bord kam, ob seines ConRo Schiffe von Transfennica zu machen. Der für die Bekleidungsstils irrtümlich für den Kapitän gehalten, weil Trica bzw. Nordsee zuständige Mitarbeiter in Helsinki hat er fein bezwirnt am Kommunikationstisch saß. Tja, Kleider meinen Redakteur und mich flink und unbürokratisch auf machen Leute... Übrigens: der richtige Kapitän, Arie van dem Schiff angemeldet, und so brachen wir am Sonntag Walraven, nahm es souverän und gelassen mit einem früh nach Brunsbüttel auf, um dort mit dem äußerst entspannten Grinsen. Lotsenversetzboot auf die Trica zu kommen. Der Kollege Teshmar war sehr schneidig angezogen, mit schicker Hose, Hemd und guten Schuhen, während ich (wie immer) unterwegs mit Tarnfleck-Dress, Sicherheitsschuhen und wetterfester Warnweste nebst Matrosenmütze und prall befülltem Ausrüstungsrucksack, behängt mit Kamera, aufmarschierte. Zweckgekleidet, wie ich war, erregte ich zunächst einen gewissen Unmut seitens meines Mitstreiters, der meinte, ich sei vielleicht etwas zu leger gekleidet, was mich kurz in Erstaunen versetzte, im Angesicht der Vorstellung, wie ich betucht mit feinstem, dünnen Stoff in 30 Metern Höhe bei vier bis fünf Windstärken auf der Nock rumturne oder in den ehernen Michael Teshmar am ComTerm der Trica – Foto: O. Francke Gekrösen des Schiffes umherkrabbele auf der Jagd nach guten Bildern. Nach kurzer, disputierlicher Erörterung Nachdem nun alle Klarheiten beseitigt waren und der Operator sich wieder eingekriegt hatte, konnte es endlich blieb ich bei meiner Entscheidung zur Arbeitskleidung. Ich hielt diese Sache damit für erledigt. Ein Fehler, wie sich losgehen. Unser Ablaufplan sah vor, auf der Elbe an Bord zu gehen und in Holtenau wieder auszusteigen. Der Kollege herausstellen sollte. Gegen zehn Uhr morgens kamen wir in Brunsbüttel an der Teshmar wollte ein Protokoll in der Art einer Timeline erstellen, während ich Kamera und Akkus heiß laufen Mole eins an, wo das Lotsenhaus steht. Nach kurzer Orientierung begaben wir uns zur Lotsenwache der lassen wollte. Eine dreiviertel Stunde nach der ersten Meldung der Trica (11:45h) ging es dann endlich los! Kanallotsen im ersten Stock, wo ich mich noch nicht mal ganz vorgestellt hatte, als mir der Operator schon eine Teil 3: CRUISING ON THE KIEL CANAL Gardinenpredigt á la "Mutti sagt" halten wollte. "Zieh Dich mal an-stän-dich an. Wie du rumläufst, da Um 12:30h ging es an Bord des Lotsenversetzbootes würd ich als Lotse dich nicht mit raus aufs Schiff OSTERIFF, Baujahr 1959 mit einem 750 kw starken, nehmen!" hämmernden Diesel, der das Boot unerbittlich Richtung Nachdem ich ihm auch einen guten Tag gewünscht hatte, Elbefahrwasser trieb. klärte ich ihn höflich, aber bestimmt darüber auf, dass es keine Butterfahrt auf der MS Europa wäre, die ich anstrebte, sondern ein Arbeitsaufenthalt auf einem Frachtschiff. Er zeigte sich leider diesbezüglich völlig aufklärungsresistent und meinte: "Du trittst da dem Käpt'n gegenüber, Mann. Der steht da mit seinen vier Streifen und Du? Guck mal Deinen Kumpel an, der sieht ordentlich aus. Zieh Dich mal um!" Ich bot ihm an, dass ich statt des Wüstentarnfleck auch BW Tarnfleck oder wahlweise Russentarnfleck aus meinem Kleiderschrank wählen könnte und versicherte ihm, dass ich beim nächsten Mal sicherlich eine feine Garderobe zur Anwendung bringen würde. Wie auch immer, ich Lotsenversetzboot OSTERIFF – Foto: O. Francke bedeutete ihm, dass wir auf dem Schiff erwartet würden, und dass ich es als überaus freundlich empfände, wenn wir Nach einer relativ ruhigen Fahrt von etwa zehn Minuten mit dem Lotsenboot dorthin übersetzen könnten, erreichten wir das Fahrwasser, in dem sich uns die Trica ungeachtet der möglicherweise maßgeblichen näherte, die nun rasch an Größe in unserem Gesichtsfeld Kleiderordnung. zunahm. www.nok.sh 2 mv Trica im NOK
  • 3. Ein beeindruckendes, weißes Konstrukt aus Stahl, das sich alt, während die älteren, kleinen Schleusen (125x22x9,8m) da vor einem auftürmt, wenn man mal etwas dichter als 50 noch aus der Bauzeit des Kaiser-Wilhelm-Kanals (1887-95) Meter rankommt... ;-) stammen. Die Jahrzehnte mit steigendem Betrieb sind an den grundsätzlich solide gebauten Schleusen nicht spurlos vorbei gegangen, und so mach ein Kapitän, der mit dem Gashebel etwas zu forsch umging, hat den Zerfall durch Metallberührungen beschleunigt. Fakt ist, dass die Schleusen, die immer häufiger wegen dringender Notreparaturen geschlossen werden müssen, unbedingt der Erneuerung bedürfen bzw. dass das Projekt des Baus einer Großschleuse unumgänglich ist. Wenn der Kiel Canal wettbewerbsfähig bleiben soll, müssen dringendst Bundesmittel für Instandsetzung und Ausbau fließen, sonst macht der Verkehr auf der meistbefahrenen künstlichen Wasserstraße der Welt nämlich das genaue Gegenteil, er kommt zum Erliegen. Die Schiffe, die den NOK passieren werden immer größer, immer mehr Schiffe der Verkehrsgruppe Sechs (VG 6; Länge bis 235m, Breite bis 32,5m, Tiefgang max. 9,5m) kommen durch den Kiel Canal und er ist als Wasserstraße für den europäischen und weltweiten Gütertransport absolut unverzichtbar und nicht wegzudenken. Die Bordwand der Trica – Foto: O. Francke Gegen 12:45h stiegen wir gemeinsam mit dem Elbe- Lotsen um auf die Trica, wobei uns die ersten Brecher gleich mal etwas frisch machten. Wir betraten das Schiff durch eine Backbordluke etwas über Wasserhöhe, üblich ist an sich, dass der Lotse an Steuerbord einsteigt. Dieser Lotse begleitete das Schiff auf der Elbe bis in die Schleuse, dort stieg dann der Kanallotse der Weststrecke mit den beiden Kanalsteurern zu, die das Schiff im Schichtwechsel bis nach Kiel steuerten. Unter dem Kommando von Kapitän van Walraven lief die Trica dann in die Südkammer der "neuen" Schleusen ein. Schleusentor Neue Südkammer in Brunsbüttel – Foto: O. Francke Wußten Sie, dass die noch heute erhobene Schaumweinsteuer (136,- € /hl) 1902 eingeführt wurde, um u.a. den Ausbau und Unterhalt des für die kaiserliche Flotte kriegswichtigen Kaiser-Wilhelm- Kanals (seit 1948: NOK oder Kiel Canal) zu finanzieren? Einschleusen am NOK – Foto: O. Francke 13:15h – Festmachen in der Schleusenkammer, der Kanallotse kam an Bord und übernahm mit den Kanalsteurern das Schiff. Zwar ist der Kapitän formell natürlich immer noch der Schiffsführer, doch werden die nautischen Aufgaben hier delegiert. Das Ganze passiert natürlich nicht umsonst. Die Kosten für eine Kanalpassage der Trica belaufen sich auf ca. € 7.253,- davon: Wulstbug der Bjorg in der Schleuse – Foto: O. Francke • Lotsabgaben € 516,- • Lotsgelder € 2.840,- Neben uns in der Nordkammer lagen die Bjorg und die • Kanalsteuerer € 1.551,- Orateca. Um 13:45h öffnete sich das kanalseitige • Befahrungsabgabe € 2.346,- Schleusentor und die Trica schob sich majestätisch aus • Quelle: kiel-canal.org dem Wasserbecken in den Brunsbütteler Hafen hinein, wo bereits ein weiteres Transfennica Schiff, die Elisabeth Russ Info: Ein Wort muß noch gesagt werden zu den Schleusen. (VG 5) in der Hafenweiche auf uns wartete. Hinter dem Zwar werden die beiden größeren Schleusenkammern Schiff der Stena Klasse gingen wir in die Weiche, um den (310x42x14m) gelegentlich als die "neuen" Schleusen Gegenverkehr durchzulassen, nämlich die bezeichnet, doch sind diese auch bereits einhundert Jahre www.nok.sh 3 mv Trica im NOK
  • 4. Estraden (VG 5), Crystal Topas (VG 4), Faustina (VG 3), (586m), Breiholz (1.115m), Schülp (1.506m), Audorf Thebe (VG 2), Paper Moon (VG 3), Trans Alrek (VG 3) und (5.656m), Königsförde (712m), Großnordsee (1.303m), Patani (VG 5) Schwartenbeck (908m) und Holtenau (2.480m). Die Verkehrslenkung wird in der Leitzentrale per Funk geregelt, und an den Weichen gibt es zusätzlich Lichtsignale (wie „Schiffsampeln“ - siehe Abbildung rechts), die Ein- und Ausfahrt an den Weichen regeln. Bei einem Schiffsaufkommen von über 30.000 Einheiten mit weit über 100 Millionen Tonnen Transportgut ist eine effiziente Verkehrslenkung unverzichtbar, und es ist den Gegenverkehr in der Hafenweiche Brunsbüttel – Foto: O. Francke Mitarbeitern des Wasser- und 14:15h - "Grün" an der Hafengrenze, unser Pulk bestehend Schiffahrtsamtes sowie den Lotsen aus Orateca (VG 4), Elisabeth Russ (VG 5), Trica (VG 6) und Kanalsteurern im NOK hoch und Bjorg (Vg 4) setzte sich in Richtung Kiel in Bewegung, anzurechnen, dass auf der Strecke nur äußerst selten der Beginn der Reise durch den NOK. schwere Unfälle zu verzeichnen sind. 14:25h – Wir passierten die Fähre Kudensee und 10 Minuten später die Weiche, um 15:00h ging es an der 15:15h – Eisenbahnhochbrücke und Fähre Hochdonn in Fähre Burg vorbei, ohne dass uns nennenswerter Sicht! Gegenverkehr behinderte. Mit guten 8 Knoten marschierte die Trica ruhig und zielstrebig gen Osten. Info: Im Nord-Ostsee-Kanal beträgt die mittlere Reisegeschwindigkeit ca. 15 km/h (8kn), besonders tief liegende oder große Schiffe müssen als sog. „Langsamläufer“ ihr Tempo auf 12 km/h (6,5kn) drosseln, um die Uferböschung nicht durch auftretende Strömungen zu beschädigen. Die Passage der großen Schiffe (VG 5 und größer) verursacht durch die Verdrängung mächtige Wasserbewegungen, so „zieht“ das Schiff Wasser vom Ufer ab, das das hinter dem Schiff wieder auf die Böschung Hochdonn, Kanalkilometer 23 – Foto: O. Francke aufläuft. Die Absenkung des Wasserspiegels kann in Relation zur Schiffsgröße bis zu einen Meter betragen. Auf Info: 1913-20 wurde die Marschbahnbrücke bei dem Bild unten sieht man recht gut, wie das Schiff in der Hochdonn gebaut, sie ist 2.218m lang, wiegt ca. 14.725t Wasseroberfläche eine solche „Delle“ erzeugt. und wurde als Ersatz für die alte Drehbrücke bei Kudensee errichtet. 2006 wurde der mittlere Schwebeträger über dem NOK ausgetauscht und bis 2008 wurde die Brücke saniert. Sie ist seit dem wieder voll lastfähig. Hochdonner Brücke aus Richtung Norden – Foto: O. Francke Absenkung des Wasserspiegels im NOK – Foto: O. Francke In der Weiche Dückerswisch hatte die Trica freie Fahrt, in Eine Maßnahme, die zur Vermeidung von der Weiche (Nordseite) warteten Josephine (VG Strömungsschäden an Grund und Ufern des Kanals dienen 2) ,Ardesco (VG 3), Robijn (VG 3), Fehn Coral (VG 3), soll, ist das Ausweichen der Schiffe. Auf bestimmten Capri (VG 4), Paivi (VG 3) und Vitali Kohzin (VG 3). Am Strecken gibt es sogenannte „höchste Begegnungszahlen“ Ende der Weiche zog es einen Kieler Segler ("Rosa B") d.h., die Verkehrsgruppenzahlen der aneinander immer wieder vor den Bug der Trica, die Dame des vorbeifahrenden Schiffe dürfen in der Summe z.B. 8 nicht Herzens steuerte das Segelboot wieder und wieder dem überschreiten (5&3, 4&4, 6&2 o.ä. Bei 162m Kanalbreite). 28.000er Frachter vor die Nase. Der Kanallotse war Begegnen sich nun voraussichtlich zwei Schiffe, deren VG- darüber verständlicherweise alles andere als erfreut, denn Zahlen zusammen über 8 liegen, so muß eines der Schiffe ein solch rücksichtsloses Verhalten stellt durchaus eine in einer sog. „Weiche“ halten, bis der Gegenverkehr Gefährdung der Transportschifffahrt dar. Nicht, dass der passiert hat. Auf der Oststrecke des NOK, wo der Kanal Plastikpott dem Frachter irgendwelchen Schaden zufügen sehr eng ist (teilw. u. 100m), kommt es nur zu wenigen könnte, doch wenn dem leichtsinnigen Freizeitmatrosen Schiffsbegegnungen. Die 12 Weichen des NOK befinden die Maschine streikt, bekommt er ziemlich fix sich in Brunsbüttel (3.348m), Kudensee (840m), unangenehme Berührung mit dem Eisklasse-1-Bug, der ihn Dückerswisch (1.230m), Fischerhütte (814m), Oldenbüttel die eine reife Gurke zermalmen würde. www.nok.sh 4 mv Trica im NOK
  • 5. Glücklicherweise ging alles gut, und der fröhlich winkende Um 16:15h passierten wir die Fähre und Weiche Skipper wird sich gewundert haben, dass an der Schleuse Fischerhütte, hier lagen die Nordstern (VG 1) und die in Brunsbüttel einige uniformierte Leute auf ihn warteten, Andrea (VG 3)vor Signal. Auf der Strecke zur nächsten um sich kostenpflichtig nach seiner Befindlichkeit zu Weiche und Fähre in Oldenbüttel (16:40h) trafen wir auf erkundigen. das Zollboot Brunsbüttel. Die Kanalstrecke war bis dahin weitgehend leer, so dass die Trica schnell vorankam. Gegen Um 15:35h erreichten wir die Fähre Hohenhörn, fünf 17:00h passierten wir an der Einmündung der Haaler Au Minuten später die Hochbrücke Schafstedt. Hier wird in den Bereich Claustal, dort liegen direkt am Wasser einige 42m Höhe die 89km lange Autobahn 23 (Hamburg/Heide) touristisch sehr interessante und beliebte Feriendomizile. über den NOK geführt. Die Familie Kühl begrüßte unser Schiff mit Fahnen und Jubel, was den Kapitän veranlasste, mit dem Signalhorn weit hörbar zu antworten. Es war immer wieder interessant zu sehen, mit welcher Freude und Begeisterung die Menschen am Kanal dem Schiffsverkehr vor der eigenen Haustüre begegnen. Nicht nur zahlreiche Schiffsfans und professionelle Shipspotter säumen häufig die Ufer auf der Jagd nach guten Bildern, auch Anwohner und Gäste, Besucher und die Beschäftigten in Kanalnähe zieht es BAB 23 Kanalbrücke – Foto: O. Francke immer wieder ans Ufer, um die "Dickschiffe" zu bestaunen und zu begrüßen. Info: Die beiden norddeutschen Autobahnen (A7 & A23)werden auf den in den Siebziger Jahren errichteten Brücken bei Rade (sog. "Europabrücke", 1.498m lang) und Schaftstedt (ca. 390m lang) über den Nord-Ostsee-Kanal geführt, täglich passieren hier tausende von Fahrzeugen den Kanal. Ferienwohnung Kühl in Claustal – Foto: O. Francke Die Menschen, die hier leben und arbeiten, haben den Wert des Nord-Ostsee-Kanals für ihre Region erkannt, sie schätzen ihn als wirtschaftlichen Faktor und als Gegen 15:35h passierten wir dann die Grünentaler touristisches Highlight. Neben den jährlich ca. 100 Hochbrücke, wo wir von Freunden stürmisch begrüßt Kreuzfahrtschiffen sind es u.a. die Frachtriesen der wurden. Hier an der Grünentaler Hochbrücke findet der Spliethoff-Gruppe, die von den Seh-Leuten und Schau- geneigte Shipspotter beste Möglichkeiten, hervorragende Lustigen bewundert werden. Jedes Jahr kommen mehr Fotos zu schießen, denn diese Brücke ist bis Kiel hin die Interessierte an den Nord-Ostsee-Kanal, um Schiffe zu einzige, welche zu Fuß betreten werden darf. Sie ist auch sehen, die man sonst nur aus Fernsehberichten oder Heimat des Kanalkiosk, wo es die wahrscheinlich schärfste großen Frachthäfen wie Hamburg oder Bremerhaven Currywurst nördlich der Elbe gibt. Die alte Sichelbrücke kennt. Auch passieren besonders zur Kieler Woche und zu (Baujahr 1893, 156m Länge) wurde im Zuge der den NATO Manöverzeiten viele Militärschiffe Kanalverbreiterung 1986 durch die 405m lange aktuelle verschiedenster Nationalitäten häufig den Kanal, was Strebenfachwerkbrücke abgelöst, in den Jahren 1984-1986 weitere Akzente setzt. Auf unserer Tour konnten wir verliefen die beiden Brücken parallel zueinander, wie es miterleben, dass es auch der Besatzung der Trica immer zur Zeit auch in Levensau der Fall ist. wieder Freude bereitete, dass trotz kalten Wetters und heftigen Windes viele Menschen am Kanal waren, um sich den "weißen Riesen" anzuschauen. Um 17:00h fuhren wir in die Weiche Breiholz ein, dort "gingen wir vor Signal", wie es heißt, wenn ein Schiff quasi vor der "roten Ampel" stehen und warten muß. Der Steuermann war so freundlich, uns in der Pause zum Essen einzuladen, Zeit, die niederländischen Kombüsenkünste ausgiebig zu testen. Einige Decks unterhalb der Brücke befindet sich eine exzellent ausstaffierte Küche und eine hübsch eingerichtete Messe, und der äußerst zuvorkommende und freundliche Smutje kümmerte sich Grünentaler Hochbrücken 1986 – Foto: Privatarchiv Horst G. sogleich um uns. www.nok.sh 5 mv Trica im NOK
  • 6. Der Tisch war mit frischen Brotsorten, Aufschnitt, Glücklicherweise verfügt die Trica über Einstiege Konfitüren, Käse u.v.m. gedeckt, und es wurden annähernd in Höhe der Wasserlinie, ich konnte auf holländische Frikadellenwürstchen gereicht, die wir Fahrten mit der Nübbel jedoch auch beobachten, dass der aufgeschnitten mit Dips und Zwiebeln gewürzt verzehrten. Lotse nachts 10-12 m auf einer Jakobsleiter an der Sehr schmackhaft, dazu wurde frisch gebrühter Kaffee Bordwand eines Bulkers emporklettern mußte. In solchen gereicht, und wir hatten Gelegenheit, uns mit dem einzigen Situationen ist der Job des Lotsen nicht eben bequem. Passagier der Reise zu unterhalten. Der nette Herr war auf dem Weg von Zeebrügge (Antwerpen) nach Paldiski (Estland) und berichtete, seine Reise hätte ihm bisher sehr viel Spaß gemacht und er sei äußerst zufrieden mit dem Leben an Bord der Trica. Es fiel dem Kollegen Teshmar und mir nicht schwer, das zu glauben, denn alle an Bord waren unglaublich freundlich und zuvorkommend, ohne irgendwie aufdringlich zu wirken. In der Weiche Breiholz überholte uns Walter Hammann (VG 2), und die Svedica Hav (VG 3), Islandica Hav (VG 3) und Anke Ehler (VG 4) kamen uns entgegen. Gegen 17:35h verließen wir die Weiche dann mit Kurs auf das nächste Etappenziel, Rüsterbergen. Dort fand der Lotsenwechsel statt. Lotsenübergang bei Rüsterbergen - Foto: O. Francke links: Bulker Sanko Orion / rechts: ConRo Trica Info: Seit 1895 sind die Lotsenbrüder dem Nord-Ostsee- Kanal (früher: Kaiser-Wilhelm-Kanal) verbunden und verrichten hier unermüdlich ihre Arbeit im Dienste der Verkehrssicherheit. Das Revier NOK I erstreckt sich von der Elbe vor Brunsbüttel bis nach Rüsterbergen (Kanalkilometer 55), Revier NOK II von dort bis in die Kieler Förde. Bereits 1325 wurden erstmals Lotsen in Lübeck erwähnt, 1761 erschien die erste bestimmte Lotsordnung. 1856 erging das erste Reglement für die Lotsen in Laboe und Bülk, und 1895 wurde die Abteilung Holtenau der kaiserlichen Lotsen gegründet. 1922 verzichteten die Lotsen auf den Beamtenstand und arbeiten fortan als bestallte Seelotsen freiberuflich unter staatlicher Aufsicht. In der Lotsenbrüderschaft NOK I sind derzeit 135 Lotsen aktiv (Quelle: pilotservices.de). Vor der Lotsenstation Rüsterbergen – Foto: O. Francke Einfahrt in den Kanal (hier: bei km Null) geht der Elblotse 17:00h – Ankunft an der Lotsenstation Rüsterbergen. an Bord, er bringt das Schiff sicher aus dem Hier kam der Kanallotse für die Oststrecke an Bord. Die Strömungsgewässer der Elbe in die Schleusenkammer. Lotsenversetzboote Breiholz, Nübbel und Schülp bringen Dort steigt er aus und wird durch den Lotsen der hier Tag und Nacht den Lotsen zum Schiff und holen den Weststrecke (Brunsbüttel bis Rüsterbergen) ersetzt, auch Lotsen der Weststrecke ab (bzw. umgekehrt). die Kanalsteurer steigen hier zu, wenn die Abmessungen des Schiffes 100m Länge / 15,5m Breite / 6,10m Tiefgang überschritten werden. Es sind jeweils 2 Kanalsteuerer an Bord, die sich im laufenden Betrieb abwechseln. Lotsenversetzboote bei Rüsterbergen – Foto: O. Francke Kanalsteurer und Lotse auf der Brücke der Trica – Foto: O. Francke Die Versetzer gehen bei dem Manöver steuerbord längsseits und in voller Fahrt steigt der Lotse dann um. www.nok.sh 6 mv Trica im NOK
  • 7. Die Kanalsteurer wurden bereits in der frühen Nutzungsphase des Kaiser-Wilhelm-Kanals auf Bestreben des Baumeisters Carl Loewe eingesetzt, da es in 20% der Passagen zu Havarien kam. Der Steurer übernimmt das Ruder beim Verlassen der Kanaleintrittsschleuse und gibt es an den Crew-Steuermann beim Erreichen der Kanalaustrittsschleuse wieder ab. Die Kanalsteurer sorgen noch heute, über 100 Jahre nach Inbetriebnahme des Rendsburger Hochbrücke ohne Rampenbrücken – Foto: O. Francke Kanals für Verkehrssicherheit im heimischen Revier. Der Berufsstand des Kanalsteurers ist in Deutschland einmalig Zunächst ist da das wirklich beeindruckende technische und nur im NOK anzutreffen. Bauwerk selbst, das nicht nur von Zügen zur Kanalquerung genutzt wird, sondern auch von Kfz, Radfahrern und Fußgängern. Unter der Brücke hängt an Stahlseilen die einhundert Jahre alte sog. Schwebefähre", eine der letzten neun weltweit erhaltenen Gewässerquerungen dieser Art. Sie verkehrt im Viertelstundentakt zwischen den Ufern des Kanals und bringt Passanten von einer auf die andere Seite. Eine Fahrt mit der Schwebefähre gehört zu den "must have" Ereignissen eines Urlaubs in der Mitte des Nordens! Sie ist neben der Oste-Schwebefähre ein Die Trica passiert Rendsburg – Foto: O. Francke Wahrzeichen der sog. "Deutschen Fährstraße" von Kiel nach Bremervörde. Auf unserer Kanalfahrt passierten wir dann um 18:15h ohne Gegenverkehr die Weiche Schülp und steuerten Ein weiteres Highlight an der Rendsburg an, wo wir um 18:35h an der Rendsburger Hochbrücke ist die Eisenbahnhochbrücke von Schiffsfreunden und dem beliebte Schiffsbegrüßungsanlage am Schiffsbegrüßer freundlich empfangen wurden. Restaurant/Café Brückentrassen, direkt unter der Brücke. Hier werden alle vorbeifahrenden Schiffe von 5 ehrenamtlichen Mitarbeitern mit der jeweiligen Nationalhymne des Heimathafens (wo das Schiff registriert ist) und Flaggenstreichung begrüßt, und die Besucher werden im witzig-freundlichen Plauderton über eine Lautsprecheranlage mit Daten und Fakten zu den Schiffen, sowie mit allerlei Döntjes und auch Seemannsgarn versorgt. Gerne erteilen die gut informierten Mitarbeiter dort Auskünfte zu den Schiffen und zum Kanal, und wer sich für Schifffahrt interessiert, kann hier durchaus einen netten und informativen Nachmittag verbringen. Bau der Rendsburger Hochbrücke ca. 1912; Postkartenmotiv Info: Die Rendsburger Hochbrücke wurde in den Jahren 1911-13 von 350 Arbeitern aus 17.740 Tonnen Stahl und 3,2 Millionen Nieten unter der Leitung von Ing. Friedrich Voß errichtet. Mitsamt den Auffahrrampen ist sie 7,5 Kilometer lang, wobei der Stahlbau 2.486m mißt. Die eigentliche Hochbrücke ist 317m lang, wobei die Stützpfeiler an den Kanalufern 140m auseinander liegen. Der Bau kostete damals 3,4 Millionen Mark und wird seit gut zehn Jahren aufwändig saniert, um den modernen Verkehrs- Schwebefähre und Schiffsbegrüßung (rechter Bildrand) anforderungen auch weiterhin gerecht zu werden. in Rendsburg, NOK Nordufer – Foto: O. Francke Um 18:50h dann erreichten wir die Großweiche Audorf- Rade, mit über fünf Kilometern Länge die geräumigste Ausweichstelle im Nord-Ostsee-Kanal. Dort ist auch die bekannte Lürssen-Werft angesiedelt, die hochwertige Sanierungsarbeiten an der Hochbrücke 2009 – Foto: O. Francke Luxusyachten herstellt. Die hier gebauten und Die Eisenbahnhochbrücke ist ein Wahrzeichen der Stadt ausgestatteten Megayachten bewegen sich preislich Rendsburg und kann in geführten Begehungen besichtigt durchaus im dreistelligen Millionenbereich und gehören werden. Für Technikfreunde ist die Rendsburger bei den Shipspottern zu den begehrtesten Jagd-Objekten. Hochbrücke aus mehrerlei Hinsicht interessant. Bei unserer Passage lagen gerade 2 Yachten dort am Kai, die Titania und die Ace. www.nok.sh 7 mv Trica im NOK
  • 8. Info: Die alte Levensauer Sichelbogenbrücke von 1893 war die erste Brücke, die über den noch im Bau befindlichen Kaiser-Wilhelm-Kanal geschlagen wurde, und zwar, um die Bahn- und Wegstrecke Kiel-Eckernförde aufrecht zu erhalten. Sie ist bauähnlich mit der wenig später errichteten Grünentaler Hochbrücke und spannt sich 163m über den NOK. "Titania" und "Ace" bei Lürssen – Foto: O. Francke In der Weiche warteten auf uns JRS Alster (VG 4), Ida Rambow (VG 5) und Nordic Chantal (VG 3), die wir um 19:10h passierten, um unseren Weg nach Sehestedt fortzusetzen. Um 19:10h, als wir die Fähre in Sehestedt Levensauer Hochbrücke; Postkartenmotiv um 1912 passiert hatten, wurde es eng. Hier beginnt der enge Teil der Oststrecke, in dem Schiffsbegegnungen mit der Trica In den mächtigen Pylonen der Brücke gab es zu Kaisers überhaupt nicht mehr möglich sind. Der Kanalsteurer und Zeiten Schankwirtschaft und sogar einen kleinen Bahnhof, der Lotse müssen hier besonders aufmerksam sein und das bis in die frühen Sechziger Jahre hielt hier die Bahn. In den Schiff exakt in der Mitte des Fahrwasser manövrieren, um Widerlagern der Brücke überwintern größere Kolonien nicht durch die Sogwirkung die Böschung zu beschädigen. Fledermäuse, was den geplanten Abriß der Brücke bislang aus Naturschutzgründen verzögerte. Da die im Kanal übliche lichte Durchfahrthöhe von 42m bauartbedingt hier lediglich in der Mitte der Brücke erreicht wird, ist dies die engste Stelle des NOK. 1984 wurde parallel für Kfz (B 76) eine neue Brücke errichtet, ähnlich, wie es bei der "Schwesterbrücke" in Grünental gemacht wurde. Geplant ist, zwischen den Brücken eine dritte zu errichten, um die alte Brücke dann rückbauen zu können. Wenn dieses Vorhaben umgesetzt ist, stehen aus der Kaiserzeit dann nur noch die Brücken in Hochdonn und Rendsburg. Um 20:50h erreichten wir nach der Elisabeth Russ den Kieler Nordhafen, hier lag die Vera Rambow (VG 5) vor Signal, um uns passieren zu lassen. Während die Elisabeth Russ in die große Nordkkammer einlief, wartete unser Steuermann, der inzwischen das Ruder wieder vom Kanalsteurer übernommen hatte, noch die Räumng der Die Trica auf der Oststrecke des NOK – Foto: O. Francke Südkammer ab, von dort liefen Alane Evita (VG 3) und 19:40h: in der Weiche Königsförde erwarteten uns Nordic Nadja (VG 4) in den NOK ein. Aldebaran (VG 4), Marstan (VG 4) und Cimbris (VG 3), gegen 20:05h, passierten wir im schwindenden Tageslicht die Weiche Groß-Nordsee, von wo aus der Lotse die Trica per Funk bei der Schleuse anmeldete. 20:12h dann Passage der Fähre Landwehr, und um 20:30h erwarteten uns in der letzten Kanalweiche (Schwartenbeck) die Mikhail Lomonosov (VG 4) und die Barmbek (VG 5). Um 20:40h ließen wir die Levensauer Hochbrücken hinter uns und erreichten Kiel Suchsdorf. Das Ende unserer schönen Fahrt näherte sich unaufschiebbar, unsere nächste Station war der NOK Hafen und die Schleusenanlage Holtenau. Nordhafen, Holtenauer Hochbrücke – Foto: O. Francke Mit dem Einlaufen und Festmachen in der Schleuse Holtenau um 21:00h war unser Besuch an Bord der Trica nach ziemlich genau 8 Stunden Fahrt beendet, Kapitän und Brückenbesatzung verabschiedeten uns herzlich und wir stiegen mit dem Lotsen und den Kanalsteurern aus. Ein letzter Blick zurück über die Schulter, und dann ging es für uns schweren Herzens auch schon wieder auf Heimatkurs. Hochbrücken bei Levensau – Foto: O. Francke www.nok.sh 8 mv Trica im NOK
  • 9. Teil 4: EPILOG Mein besonderer Dank gilt dem Kapitän der Trica, Arie Wenn einer eine Reise tut... Wie der geneigte Leser van Walraven und seiner Crew, die uns überaus höflich bemerken konnte, gab es von dieser Reise einiges zu und zuvorkommend an Bord der Trica beherbergt haben, berichten. Da waren die Lotsen, die Steurer, Kapitän, ebenso der Transfennica Reederei, hier speziell Frau Brückenoffiziere, Mannschaft, nette Passagiere und Schau- Herrlich-Unger in Lübeck und Herrn Hejnsbroek in Lustige, Schiffsbegrüßer und Schipspotter. Neben den Helsinki. Ebenso bedanke ich mich auch im Namen meines technischen Spezifikationen des gewaltigen Schiffes mv Kollegen Michael Teshmar bei den Lotsen des Nord- Trica gab es eine atemberaubende Landschaft zu Ostsee-Kanals für ihre Bereitschaft, uns zum Schiff zu entdecken, und zwar aus einer Perspektive, die man nicht bringen und uns keine Frage unbeantwortet zu lassen. Ich alle Tage hat. Eine Reise auf dem Nord-Ostsee-Kanal kann gelobe auch feierlich, dass, sollte ich einmal eine Reportage man nur jedem empfehlen, das ist ein Erlebnis, das man von einem Kreuzfahrtschiff aus machen, ich mich etwas als Nicht-Seemann nicht so schnell wieder vergißt. Es muß eleganter kleiden werde. ;-) ja nicht zwangsläufig eine Reise auf der Nock in 30 Metern Höhe sein, auch Ausflugschiffreedereien bieten Teil 5: NETZEMPFEHLUNGEN interessante Touren z.B. auf der Adler Prinzess, der Freya www.nok.sh – Kiel Canal Info & Bilder online oder sogar der Cap San Diego an. Der NOK-Highway für trica.nok.sh – Große Bildergalerie zur NOK Passage Dickschiffe führt durch wunderbar natürliches Land, er www.spliethoff.com – Schiffseigner der mv TRICA verläuft mitten durch Städte, vorbei an interessanten www.transfennica.com - Liner Service Amsterdam Bauwerken und mit einem Riesenangebot an Fotomotiven. www.seatravel.nl – Transfennica Frachtschiffreisen Ich habe auf der Fahrt etwa 1.000 Fotos geschossen, von www.pilotservices.de - Lotsenbrüderschaft, NOK I denen ich einen Teil auf der Plattform www.kielpilot.de – Lotsenbrüderschaft, NOK II www.myholstein.de ausstelle. Ich kann nur jedem www.kanalsteurer.de – Verein Kanalsteurer e.V. Hobbyfotografen ans Herz legen, eine solche Tour einmal www.kanalkiosk.de – Gut Essen am NOK, Fotoaussicht zu machen. www.fewo-kanalblick.de Urlaub direkt am NOK www.brueckenterrassen.de Schiffsbegrüßungsanlage Herausgeber & V.i.S.d.P.: EVENT HORIZON - Olaf Francke - Dorfstr. 30 D25557 Beldorf www.nok.sh – of@nok.sh St.Nr.: 96 137 880 256 all rights reserved! www.nok.sh 9 mv Trica im NOK