1. ENCUENTRO INTERNACIONAL 2012
FEDERACIÓN APOSTOLICA DE FAMILIAS INTERNACIONAL DE SCHÖNSTATT
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„Wer eine Sendung hat muss sie erfüllen!” (31. Mai 1949)
“Ich kann nicht anders, ich muss das Wort ergreifen!“ so sagte Pater Kentenich am 31. Mai
1949 in seinem denkwürdigen Vortrag im neu geweihten Heiligtum in Bellavista. Im Brief
vom 31. Mai, der „Epistola perlonga“ sagt unser Vater, der moderne Mensch und auch die
Kirche hätten eine „mechanistische Denkweise“: in ihr besteht eine Trennung zwischen
Himmel und Erde, zwischen dem Weltlichen und Gott. Diese Mentalität schafft ein
kraftloses Christentum ohne persönlichen Gottesbezug, mit einer Fülle von Regeln und
seelenlosen Gewohnheiten. In demselben Vortrag begründet Pater Kentenich sein Handeln
mit den folgenden Worten: “Wer eine Sendung hat, muss sie erfüllen auch wenn
Todessprung auf Todessprung verlangt wird. Prophetensendung schliesst immer
Prophetenlos in sich.“
Das Denken unseres Vater aber war: damit Leben existieren kann muss zuvor die Liebe
existieren, und wer nicht erfahren hat was es bedeutet, im Herzen eines anderen zu wohnen,
der kann auch nicht verstehen was es heisst, im Herzen Gottes zu wohnen. So beschreibt er
auch den Menschen von heute als jemand der sich nicht als Kind erkennen kann, weil er
Gott von seinem Leben trennt, weil er Gottes Willen nicht annehmen kann und sein Stolz
ihn dazu führt zu glauben, dass er Gott nicht braucht, weil er selber zu allem fähig ist. Dem
zufolge wird mit diesem Vorgang die Einheit von Glauben und Leben zerstört.
Schönstatt ringt um ein „organisches Denken“, will heissen, dass es die irdische
Wirklichkeit als Weg zu Gott versteht, und dass darum z.B. auch die Marienverehrung nicht
von Gott trennt sondern zu ihm hinführt. In gleicher Weise bedeutet die Bindung an Pater
Kentenich und an seine Gedankenwelt kein Hindernis auf dem Weg zu Gott, sondern wir
werden zu Gott geführt; wie auch die eheliche Liebe keine Trennung von Gott bedeutet
sondern ein Weg ist, der zu Gott hinführen soll. Auch alle Zeit, die wir der Zuwendung zu
Menschen widmen bedeutet keine Trennung, sondern diese führt uns direkt in das Herz des
Vatergottes hinein. Pater Kentenich bemühte sich darum, dass die Mitglieder Schönstatts
die Bedeutung des Werkes verständen, das berufen ist, einen wirksamen Einfluss auf die
Zukunft der Kirche auszuüben, ein Gedanke, den er später in die folgenden Worte fasste:
„Schönstatt, Herz der Kirche“. Schönstatt im Dienste der Kirche.
«Wir sind von hier aus aufgerufen» (31. Mai 1949)
“Wir sehen das Abendland in Trünmmer gehen und glauben, von hier aus zur Rettungs-,zur
Bergungs-, zur Auf- und Ausbauarbeit aufgerufen zu sein. Wir glauben, uns als Werkzeuge
anbieten zu müssen, um einen Gegenstrom in die Länder hinüberzuleiten, von denen die
hiesigen Völker einstens ihre Kultur empfangen haben, von denen auch wir überreich
beschenkt worden sind.“ (31. Mai 1949)
Während seiner Reisen nach Lateinamerika konnte unser Vater feststellen, wie verschieden
von der europäischen Art die lateinische Art in Sein und Denken ist. Unser Vater entdeckte,
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dass das organische Denken zur lateinischen Seele gehört. Seit dieser Zeit erkannten unsere
Filialheiligtümer ihre Sendung, die im Liebesbündnis erhaltenen Gnaden zum Urheiligtum
zurückzuleiten, mit der „hiesigen Farbe“ angereichert, also mit den Gnaden, welche die
göttliche Vorsehung in jeweils geschichtlich besonderen Momenten mit den jeweils eigenen
kulturellen Zügen versehen hat.
Es geht um eine Sendung für die ganze Schönstattfamillie, und unser Vater übergab hier
den lateinamerikanischen Völkern eine besondere Verantwortung: es handelt sich um einen
Rückstrom, der bis zum Urheiligtum gelangen und reiche Segen bringen soll.
«Blosslegen und heilen»
“Es handelt sich darum, die Wurzel, den letzten Keim der Krankheit an der die
abendländische Seele leidet blosszulegen und zu heilen: das mechanistische Denken. Ich
habe Gründe genug für die Annahme, dass Gott der Familie nach der Richtung eine
schwere Last auf die Schultern gelegt hat.“ (31. Mai 1949)
Das mechanistische Denken untersucht die Wirklichkeit, unterscheidet die einzelnen
Aspekte oder Teile des Lebens, doch nicht um sie miteinander in Verbindung zu bringen,
sondern um sie einander entgegenzusetzen.
Das mechanistische Lieben ist eine krankhafte Weise mit anderen Menschen, Dingen oder
Orten in Verbindung zu stehen. Diese Liebe ist unfähig, persönliche dauerhafte Bindungen
einzugehen.
Das Leben des mechanistischen Menschen ist ein zersplittertes, auseinandergerissenes
Leben ohne Beständigkeit. Pater Kentenich bestätigt, dass der Mechanismus, in Bezug auf
die Art zu lieben, langsam den Bindungsorganismus zerstört (die dauerhaften
Liebesbindungen), sowohl in der natürlichen als auch in der übernatürlñichen Ordnung.
Die Lösung unseres Vaters, um diesen „Bazillus“, der die ganze Welt verseucht zu
bekämpfen, ist die Erziehung des “neuen Menschen in der neuen Gemeinschaft“. Doch
damit dies möglich ist – so unser Vater – ist es notwendig, eine Kultur der Bindungen zu
schaffen.
Heute stellen wir immer mehr unpersönliche, sterile Bindungen fest. Unsere Jugendlichen
leben z.B. in einer veränderten Tanzkultur; es ist total annehmbar, dass jemand alleine
tanzt, ohne einen Tanzpartner, im grösseren Kreis, den man mit anderen, oft Unbekannten
bildet. Es ist möglich, dass man eine ganze Nacht hindurch mit Personen tanzt ohne ein
Gespräch zu beginnen. In Facebook kann jemand sich selbst mit einer völlig anderen
Persönlichkeit darstellen als es der Wirklichkeit entspricht, mit völlig anderen Werten als
denen, die man tatsächlich hat. Dies macht möglich, dass man verbirgt, wer man in
Wirklichkeit ist, und so lange ich auf diese Weise bei jemand, der irgendwo weit weg
wohnt Erfolg habe, ist es gleichzeitig möglich, dass mir in meinen alltäglichen
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zwischenmenschlichen Beziehungen jegliche Fähigkeit dazu abgeht. Dies bestätigt die
Theorie Pater Kentenichs bezüglich der mechanistischen Mentalität. Es wurde eine
Scheinbindung hergestellt, aber die echten Bindungen zu wirklichen Personen werden
immer unwirklicher. Vielleicht sollten wir die Konsequenzen dieser modernen Tendenzen
bedenken. Wenn sich jemand von den wirklichen Personen, die ihn umgeben trennt, braucht
er niemand mehr Rechenschaft ablegen und ist auch für niemand verantwortlich. In dieser
Leere hat das Individuum genügend Zeit um sich mit seinen eigenen Bedürfnissen zu
beschäftigen.
Wir sind gerufen, über unser eigenes Leben nachzudenken um zu erkennen, wie weit wir
selbst Opfer dieser unpersönlichen Gesellschaft, in welcher wir zu leben haben geworden
sind, und um klar zu erkennen, in welchem Grad wir fähig sind Zeugen eines neuen
Menschentyps zu sein, jenes Menschen, der in Einheit mit Gott, mit sich selbst und mit den
Mitmenschen lebt. Auch wollen wir darüber nachdenken, in welchen Kreisen wir uns
bewegen und die „geöffneten Türen“ wahrnehmen, durch welche wir schreiten, und ob wir
eine neue Vision der Menschheit den Brüdern und Schwestern aufzeigen können, die ihre
Liebesfähigkeit verloren haben und Gefangene der Einsamkeit sind, trotz der Tatsache,
dass sie ständig von anderen Menschen umgeben sind.
Kreuzzug des organischen Denkens, Liebens und Lebens
Unser Vater hatte das Schicksal des Abendlandes vor Augen: es stellt ihn vor die
Möglichkeit, eine neue Kultur zu schaffen, welche die Harmonie zwischen Natur und
Gnade verkörpert. Dies verlangte, einen Kreuzzug des organischen Denkens, Liebens und
Lebens zu verwirklichen, um so die mechanistische Geistigkleit zu überwinden. Wer
organisch denkt besitzt eine ganzheitliche Schau was Personen und Dinge angeht, und sieht
auch die Beziehungen zwischen den einzelnen Elementen. Er sieht das
Zusammengehörende nicht getrennt. Es ist jene Denkweise, die sich charakterisiert durch
ihr “und” (im Gegensatz zum „entweder – oder“) Der organische Mensch erfasst das
organische Band zwischen Natur und Übernatur. Die Geschöpfe – „ Abbild, Weg und
Garantie“ für die Liebe Gottes - sind darum weder Hemmnis noch Verhinderung um Gott
zu lieben, sondern sind im Gegenteil eine notwendige Hilfe um ihn kennen und lieben zu
können, natürlich insofern diese im Blick auf Gott gesehen und geliebt werden, also auf
organische Weise.
Die organische Denkweise ist besonders geeignet für den Laien inmitten der Welt.
Die Bindung an Gott ist das Rückgrat des ganzen Bindungsorganismus. Der Mensch, von
Gott getrennt, hat einen getrübten Blick auf die Menschen, wodurch er sich selbst
erniedrigt. Die Geschöpfe sind „Abbilder,“ „Spuren, Ausdruck und ein Gruss“ Gottes. Gott
wird nicht allein gesehen und geliebt .- als der „vollkommen Andere“ in seiner
Transzendenz, sondern auch in seinem Bezug zu seinen Geschöpfen, in seiner Immanenz.
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Indem die Person in dieser organischen Sicht als Spur und Abbild Gottes betrachtet wird,
wird gleichzeitig auch ihr Charakter als freies Werkzeug oder als Zweitursache gesehen.
Doch unseren Vater interessierte nicht nur die Theorie des Bindungsorganismus, sondern in
ausgesprochener Weise die angewandte Praxis: eine Bindungsspiritualität und –pädagogik.
Was er damit verfolgte ist, einen Menschentyp zu verwirklichen und zu pflegen, welcher
sich in dem Masse gesund entwickelt, als er sich in den doppelten Bindungsorganismus –
den natürlichen und übernatürlichen – einschaltet.
„Schönstatt wich nie von diesem Weg ab. Es arbeitete bis in die kleinsten Einzelheitens
einen Heiligkeitsweg für den Alltag aus, welcher es dem modernen Menschen ermöglicht, in
allen Situationen seine Bindung an Gott aufrecht zu erhalten. Der Werktagsheilige
verbindet alles eng und fest mit der Person des lebendigen Gottes, nicht nur theoretisch und
wenn er in der Kriche ist, sondern in seinem Alltag.“ (Freie Übersetzung, der deutsche
Originaltext stand nicht zur Verfügung).
Die organische Mentalität verpflichtet den, der Autorität ausübt und Zweitursache ist, ein
möglichst inniges Einssein mit Gott zu pflegen und die Abhängigkeit von ihm, und stellt
ihn vor die Aufgabe, in Sein und Wirken Gott ähnlich zu werden.
“Wollen wir die Familie retten, wollen wir die Religion retten, wollen wir die heutige
Weltordnung retten, was müssen wir dann tun? Wir müssen dafür sorgen, dass die
Menschen Vorerlebnisse in der natürlichen Ordnung haben, das Vorerlebnis eines
wirklichen Vaters, einer wirklichen Mutter, und dass diese Vorerlebnisse den Menschen
tiefgreifend erfassen.“ (August 1966. Freie Übersetzung, der deutsche Originaltext stand nicht zur
Verfügung)
Werktagsheiligkeit
Der Heilige Vater, Johannes Paul II. rief die Schönstattbewegung auf zu einem „innigen
geistlichen Gebundensein an die Person des Gründers und zur Treue zu seiner Sendung,
welche Quelle reichen Lebens für die eigene Gründung als auch für das gesamte
Gottesvolk ist. (...) Ihr seid gerufen worden – so bekräftigt es del Hl. Vater – an der Gnade
teilzuhaben, welche euer Gründer erhalten hat, und diese der gesamten Kirche zur
Verfügung zu stellen.“ (Audienz der Sch.Fam. beim Hl. Vater. Rom, Sept. 1985)
In einem Vortrag vom 16. Juli 1967 sagt unser Vater:
„Ich meine offen und ehrlich bekennen zu sollen: Darin sehe ich die mir von Gott gestellte
Aufgabe, ungezählt viele Menschen hineinzuführen in die totale Hingabe an den ewigen
unendlichen Gott, sie heimisch zu machen in der jenseitigen Welt und Wirklichkeit; oder
wenn Sie wollen: allen Menschen, zumal den Gliedern unserer Familie, zu helfen, sie zu
unterstützen, ausgesprochen jenseitige Menschen zu werden. Damit habe ich die besondere
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Aufgabe herausgehoben, die der liebe Gott nicht nur mir, sondern auch all denen gegeben,
die mit mir als Führer der Famillie tätig sind.“ (Dachau, 16. Juli 1967)
Unsere Familie ist sich klar bewusst, einen Anruf Gottes erhalten zu haben der sie antreibt,
die Heiligkeitsspuren unseres Vaters nachzugehen. Wir sind überzeugt, in diesem Sinn
einen neuen Schritt zu tun: dass dieser Ruf und diese Sehnsucht in einem Leben der
Heiligkeit – genauer gesagt – in entsprechenden Lebensformen zum Ausdruck kommt. Die
Sehnsucht nach Heiligkeit muss sich in heiligen Lebensformen, in der Gestaltung eines
heiligen Lebensstils zeigen und bewähren.
Als Familie fühlen wir uns angeregt solche Bräuche zu pflegen, die mit unserer Berufung
und unserer Wahl übereinstimmen. Der Werktagssheilige heiligt sein alltägliches Tun; er
lebt die ganze Woche über heiligmässig und prägt so all seinem Tun den Stempel der
Heiligkeit auf. Traurigkeit und Freuden, Ruhe und Arbeit, Gebet, Worte und Benehmen:
aus Liebe macht er alles aussergewöhnlich gut, eben heiligmässig.
Kardenal Ratzinger machte seinerzeit einen Kommentar zu einer Emzyklika des Hl. Vaters
in welchem er sagte: „Der Glaube ist nicht nur Theorie, er ist vor allem ein Weg, d.h. eine
Praxis.“ Pater Kentenich sagte: Wir müssen die „Sonntagsheiligkeit“ durch eine
Werktagsheiligkeit überwinden.
Schönstatt muss das Samenkorn für eine neue Kultur, für eine neue Gesellschaftsordnung
werden. Heute muss man Christ aus Überzeugung sein und dazu bereit, gegen den Strom zu
schwimmen. Wir wollen dieses Samenkorn einer neuen Kultur sein! Dies verlangt von uns
Sendungsbewusstsein und eine schöpferische Einstellung. Wir haben die zwei
Möglichkeiten: entweder wir schaffen neue Formen oder wir übernehmen die Formen
unserer Umgebung; wir schaffen einen anderen Lebensstil oder wir passen uns der
Umgebung an. Pater Kentenich stellte die Frage: Worin unterscheiden wir uns? Haben wir
eine andere Seinsart?
Was unser Vater anstrebt ist die marianische Erneuerung der Welt; er erstrebt, das
marianische Reich in dieser Welt zu errichten. Er fasst sein Grundgesetz auf diese Weise
zusammen: Durch die marianische Bindung erreichen wir eine marianische Haltung und
einen marianischen Lebensstil, und aus dieser Quelle erhalten wir die Kraft, unsere
Wirklichkeit umzuwandeln und so zu einem marianischen Lebensstil und einer
marianischen Arbeitsform zu gelangen.
Es reicht nicht, die Wirklichkeiten zu untersuchen, es ist erforderlich, all dies in unserer
eigenen Familie anzuwenden; es liegt in unserem Interesse, den Geist der Evangelischen
Räte in unserer Famillie als der Lebenszelle von Kirche und Gesellschaft, anzuwenden.
Wenn wir bei allem nicht von der eigenen Familie ausgehen, bleibt alles übrige Utopie, eine
Ansammlung allgemeiner Ziele, die aber keine Prägkraft für das Leben haben. Es ist
unerlässlich, die Wertskala zu überprüfen die auf dem Spiele steht, und auch jene Bräuche
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zu demaskieren, die zuweilen tief in unserem Volk verankert sind, aber unhaltbar aus
schönstättischer Sicht.
Wenn wir von unseren schönstättischen Bräuchen und unserem schönstättischen Lebensstil
sprechen ist es notwendig, dies mit klarer Sicht zu tun, denn hier stellen wir uns einer
grossen geschichtlichen Herausforderung. Wir leben schon nicht mehr unter dem Schutz
christlichen Brauchtums, wir leben das Christentum der Diaspora. Das stellt uns vor einen
zweifachen Imperativ, der erstens eine kritische Haltung von uns verlangt und zweitens uns
aufruft, aus unserem Sendungsbewusstsein heraus schöpferisch neue Bräuche zu fördern.
Dem organischen Denken und Lieben muss das organische Leben folgen. Wir trachten
danach, unser Bräuche zu bereichern. Einige von ihnen nehmen wir natürlich aus unserem
Umfeld auf weil sie gut sind. Längst nicht alles, was uns umgibt ist schlecht. In unseren
schönstättischen Familien sind viele gesunde Bräuche gewachsen die unserer Spiritualität
entsprechen. Und eben diese aus der schönstättischen Familientradition oder aus unserer
Umgebung übernommenen Bräuche müssen irgendwann bewusst motiviert und zu eigen
gemacht werden. Dies verlangt der Zusammenstoss mit der Umwelt, welche auch uns
mitbestimmt. Wenn jemand ein klares Sendungsbewusstsein besitzt gibt er sich nicht damit
zufrieden, seiner Umgebung Widerstand zu leisten. Er fühlt sich gedrängt, diese zu erobern
und umzuwandeln. Auf diese Weise bauen wir wirklich eine neue Welt. Ein Brauchtum
entsteht nicht nur dann, wenn man funktionell etwas übernimmt was bereits da ist. Bräuche
müssen auch aus einem „vorsätzlichen“ Tun kommen. Bräuche entstehen und verfestigen
sich durch Wiederholung konkreter Akte. Doch werden sie fruchtbar, wenn sie die Reaktion
auf eine werthaltige Motivation sind, sodass man spürt, dass das Bemühen für die
Entstehung eines Brauches sich lohnt, weil er uns als Personen adelt und bereichert.
Bedenken wir wie wertvoll es ist, dass wir in unserem Familienleben – und ausgehend von
unserem persönlichen Ideal und unseren Eheideal, das uns geschenkt worden ist - neue
Bräuche schaffen können. Doch trotz all dem – weil wir erbsündlich belastete Menschen
sind – ist es notwendig, sich immer nach der Höhe auszustrecken, soll unser Brauchtum
langen Bestand haben. Wenn der Geist sinkt, wandeln sich unsere Bräuche leicht in
Formalismus, in eine äussere Schale. Das Äusserliche wird bewahrt, doch die innere Kraft
des Geistes existiert schon nicht mehr.
Darum ruft uns Pater Kentenich auf, „das Ohr am Herzen Gottes und die Hand am
Pulsschlag der Zeit zu haben”; dass wir handeln, Neues in Angriff nehmen und prophetisch
die Zukunft bauen.
Das wandelt uns in Suchende des vorsehenden Gottes und in Entdecker seiner Absichten,
sowohl was unser eigenes Leben betrifft als auch das Leben der Kirche und der
Gesellschaft. Darum verlangt der Glauben an die göttliche Vorsehung von uns Wagemut,
Kraft und Risikofreude. Es verlangt, dem Willen Gottes im Hell-Dunkel des Glaubens zu
folgen, es verlangt Sprünge zu wagen – und nicht wenige male Todesprünge – sowohl für
den Verstand als auch für den Willen und für das Herz.
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Der vorsehende Gott ist der Gott des Liebesbundes, und in diesem Bund will er, dass wir
seine Partner sind. Er kommt uns nahe und zeigt uns seine Wege, er nimmt uns ernst als
seine Kinder und Bündnispartner, er vertraut uns Aufgaben an. Er ist nicht ein Gott, der
einfach in unser Leben und in unsere Geschichte einbricht um uns zu sagen, wie wir zu
handeln haben. Er besucht uns, er tritt mit uns in einen Dialog.
Pater Kentenich weist hin auf die Wichtigkeit der “Lebensbetrachtung” als eine besonders
notwendige Praxis für den, der mit dem Gott gegenwärtig in seinem Lebens und dem Gott
im Weltgeschehen kommunizieren will. Diese Betrachtungsweise macht es uns möglich
die Geschehnisse unseres Lebens „vorzukosten“, „zu kosten“ und „nachzukosten“, und in
diesem Tun seinen Spuren nachzugehen, tief erfasst von seiner Gegenwart und seiner Liebe
zu uns, und die uns erlaubt, seine Erwartungen an uns zu beantworten.
Das ist die Sendung, die uns unser Vater hier in Bellavista überliess.
Möge das „organische Leben“ spürbar werden, sodass dadurch niemand sagen kann, mit
dem 31. Mai handle es sich beim um etwas „Kompliziertes“. Sollte jemand so sprechen
können wir zur Antwort geben: sieh doch, wie wir leben, wie wir sprechen! Sieh, wie wir
uns lieben, sieh, wie wir uns miteinander freuen, sieh unseren Lebensstil...
Dies ist der gelebte 31. Mai.
Motivationsdynamik:
“Bitte, zehn Ideen über alltägliche Haltungen und Sitten konsensuell schreiben, die das
organische Denken, Lieben und Leben hervorrufen und bekräftigen und zwar in Bezug auf
unsere Bindung : an die Ehe, zwischen Vater und Kind, zwischen Geschwistern, an die
Arbeit , an die Kirche und an die Gesellschaft.
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